aths
2004-01-14, 00:00:47
Ja spinnt der aths jetzt komplett? Atheist sein, und dann die Bibel empfehlen? Wie geht das? Einfach dieses Posting lesen http://www.aths.net/files/smilies/smile.gif.
Die landläufige Vorstellung von dem, was "die Bibel" sei, ist imo ziemlich falsch. Was darin steht, ist weder "gut", noch macht das Lesen der Bibel den Menschen besser, auch nicht kirchenhöriger. Die konkret empfohlene Übersetzung hat den Umfang der katholischen Bibel, enthält also mehr Bücher, als die evangelische Bibel. Da sind wir schon im Thema: Die Bibel ist nur äußerlich ein Buch, sie besteht aus vielen höchst unterschiedlichen einzelnen Büchern, Psalmen, und Briefen. Alle diese Texte werden von der katholischen Kirche als heilig gesehen. Das ist ja nun kein Grund, da mal reinzulesen. Doch bevor ich mich dazu äußern möchte, erst mal kurz zu den Eigenheiten der konkret empfohlenen Übersetzung.
Wer nämlich die Bibelsprüche so haben möchte, wie man sie kennt, muss zur Luther-Bibel greifen. Wer eine möglichst textgetreue Übersetzung haben möchte, sollte die Elberfelder kaufen. Wer beim Lesen auf einen möglichst flüssigen Text Wert legt, und dafür Ungenauigkeiten inkauf nimmt, greift zur Guten-Nachricht-Bibel. Von diesen Ausgaben kenne ich die Elberfelder, und die Luther-Bibel (mit Apokryphen.) Das Format ist jeweils sehr handlich (dafür sind die Buchstaben leider ziemlich klein.) Was dem Luther als apokryphische Schrift galt, ist im katholischen Kanon allerdings ohnehin drin.
Die Einheitsübersetzung (aus einem katholischen Verlag) ist demnach dann ohnehin "vollständig". Der Originaltext wurde neu ins Deutsche übertragen, dabei eine Balance aus Genauigkeit und Lesbarkeit gewahrt. Fast jedes Buch bzw. jeder Brief bekam einen einleitenden Text. Dieser ist natürlich aus kirchlicher Sicht geschrieben, und doch hilft er beim Einordnen des jeweiligen Abschnitts. Ebenso gibt es Fußnoten, für zusätzliche Erläuterungen oder alternative Übersetzungsvarianten. Der Zugang zur so genannten "Heiligen Schrift" wird dem Leser leicht gemacht. Was bietet die Bibel nun konkret?
Das Buch "Genesis" ("Erstes Buch Mose"): Erschaffung der Welt, Vertreibung aus dem Paradies, Kain und Abel, Sinflut und Arche Noah, Turmbau zu Babel, Gottes Bund mit Abram / Abraham, Sodom und Gomora: Kulturelles Grundwissen. Sollte man kennen.
Das Buch "Hiob". Hiob bekommt eine Hiobsbotschaft nach der anderen, nur weil Gott gerade mit dem Teufel wettet, dass sein treuer Diener, Hiob, trotzdem nicht vom Glauben abfallen wird. Dieser ist nun aber durchaus sauer, und beschwert sich beim Lieben Gott, welcher sich rechtfertigt. Die "typische" Anfänger-Anti-Bibel-Fangfrage, wieso der Liebe Gott denn angeblich so liebend sein soll, wenn es doch soviel Ungerechtigkeit und Unglück auf der Welt gibt, wird hier zumindest teilweise beantwortet.
Das Buch "Kohelet". Sehr melancholischer Text. Betrifft unter anderem den Sinn des Lebens. Hier auch mal religiös motivierte Anregungen zu bekommen, kann dem eigenen Horizont nicht schaden.
Das Buch "Jesus Sirach". Enthält Ratschläge die Umgangsformen betreffend, die Erziehung der Kinder, und so weiter. Ein erschreckend aktuelles Buch. Man findet viele Mahnungen, der Weisheit zu folgen und sich nicht von der Torheit in die Irre leiten zu lassen. Trotz allem kommt der Text nicht belehrend, sondern eher altersweise daher.
Alle vier Evangelien.
Matthäus. War für die Kirchengeschichte sehr prägend. Man kann eine christliche Kirche nicht verstehen, wenn man dieses Buch nicht gelesen hat.
Markus. Das Ur-Evangelium bietet die noch glaubwürdigste Darstellung. Jesus ist hier noch nicht so ganz verklärt worden, wie in späteren Werken, und er wirkt auch weniger Wunder. Wenn man dem historischen Jesus auf die Spur kommen will, bleibt eigentlich nur Markus. (Man hat damit keine Biografie in der Hand, und muss beim Lesen schon mitdenken, wie es sich wirklich zugetragen haben könnte, und was Jesus offensichtlich durch die Überlieferung angedichtet wurde.)
Lukas. Mein Lieblings-Evangelium ist auch das längste. Sehr ausgeschmückt, aber interessant erzählt, bietet Lukas eine Geschichte an, wie sie meiner Meinung nach großartiger nirgendwo erzählt wurde.
Johannes. Schwerer Stoff, eigentlich eher was für Theologie-Stundenten. Da Johannes das heute Christus-Bild aber mitprägte, sollte man sein Evangelium kennen, um die Christus-Figur zu verstehen.
Die "Apostelgeschichte" beschreibt, natürlich als Geschichte (und nicht als Geschichtsschreibung) die Anfänge der eigentlichen Kirche. Im Mittelpunkt steht Saulus, der sich zum Paulus wandelt.
Der "Römerbrief" ist vom Herren, um den es eben ging: Paulus' Brief an die Gemeinde in Rom enthält theologische Darlegungen, die das Christentum bis heute stark prägen. Wie ein Christ "tickt", ist nach der Lektüre des umfangreichen Briefes ein Stückchen verständlicher.
In seinem "Brief an die Galater", auch von Paulus, warnt vor Irrlehren. Nicht nur der Koran, auch die Bibel wurden zeitweise mit Schwert und Klinge verbreitet. Paulus' Toleranz ist begrenzt, wenn es darum geht, den angeblichen Willen Jesu auszulegen.
Wer die "Offenbarung des Johannes" nicht kennt, kann etliche Gemälde nicht einordnen. Es geht hier um die Apokalypse, inklusive den vier Reitern, dem Armageddon, dem tausendjährigen Reich (richtig gelesen), dem Buch mit sieben Siegeln und andere mehr oder minder bekannte Begriffe.
Kurz gesagt, 7.90 € kann man imo kaum besser anlegen. Was die Kirche über Jesus erzählt, ist größtenteils Quatsch. Was sie über den "lieben Gott" erzählen, haben die sich meist aus den Fingern gesogen, aber nicht im Kontext aus dem Buch, was angeblich die Grundlage bildet. Ich würde mir wünschen, wenn die ach so erlöste Christen-Masse sich mal nicht jeden Sonntag was vorkauen lässt, sondern selbst zum Buch greift. Welcher Konfirmant interessiert sich wirklich für den eigentlichen Text? Ich komme aus einem atheistischen Haushalt, und muss sagen, den beste Grund, nicht gläubig zu sein, bietet die Bibel selbst.
Aber man kommt nur dann in den vollen Genuss, wenn man den Text aufgeschlossen liest. Man sollte beim Lesen den Kopf einschalten, dann hat das Buch imo eine Menge zu bieten.
Die landläufige Vorstellung von dem, was "die Bibel" sei, ist imo ziemlich falsch. Was darin steht, ist weder "gut", noch macht das Lesen der Bibel den Menschen besser, auch nicht kirchenhöriger. Die konkret empfohlene Übersetzung hat den Umfang der katholischen Bibel, enthält also mehr Bücher, als die evangelische Bibel. Da sind wir schon im Thema: Die Bibel ist nur äußerlich ein Buch, sie besteht aus vielen höchst unterschiedlichen einzelnen Büchern, Psalmen, und Briefen. Alle diese Texte werden von der katholischen Kirche als heilig gesehen. Das ist ja nun kein Grund, da mal reinzulesen. Doch bevor ich mich dazu äußern möchte, erst mal kurz zu den Eigenheiten der konkret empfohlenen Übersetzung.
Wer nämlich die Bibelsprüche so haben möchte, wie man sie kennt, muss zur Luther-Bibel greifen. Wer eine möglichst textgetreue Übersetzung haben möchte, sollte die Elberfelder kaufen. Wer beim Lesen auf einen möglichst flüssigen Text Wert legt, und dafür Ungenauigkeiten inkauf nimmt, greift zur Guten-Nachricht-Bibel. Von diesen Ausgaben kenne ich die Elberfelder, und die Luther-Bibel (mit Apokryphen.) Das Format ist jeweils sehr handlich (dafür sind die Buchstaben leider ziemlich klein.) Was dem Luther als apokryphische Schrift galt, ist im katholischen Kanon allerdings ohnehin drin.
Die Einheitsübersetzung (aus einem katholischen Verlag) ist demnach dann ohnehin "vollständig". Der Originaltext wurde neu ins Deutsche übertragen, dabei eine Balance aus Genauigkeit und Lesbarkeit gewahrt. Fast jedes Buch bzw. jeder Brief bekam einen einleitenden Text. Dieser ist natürlich aus kirchlicher Sicht geschrieben, und doch hilft er beim Einordnen des jeweiligen Abschnitts. Ebenso gibt es Fußnoten, für zusätzliche Erläuterungen oder alternative Übersetzungsvarianten. Der Zugang zur so genannten "Heiligen Schrift" wird dem Leser leicht gemacht. Was bietet die Bibel nun konkret?
Das Buch "Genesis" ("Erstes Buch Mose"): Erschaffung der Welt, Vertreibung aus dem Paradies, Kain und Abel, Sinflut und Arche Noah, Turmbau zu Babel, Gottes Bund mit Abram / Abraham, Sodom und Gomora: Kulturelles Grundwissen. Sollte man kennen.
Das Buch "Hiob". Hiob bekommt eine Hiobsbotschaft nach der anderen, nur weil Gott gerade mit dem Teufel wettet, dass sein treuer Diener, Hiob, trotzdem nicht vom Glauben abfallen wird. Dieser ist nun aber durchaus sauer, und beschwert sich beim Lieben Gott, welcher sich rechtfertigt. Die "typische" Anfänger-Anti-Bibel-Fangfrage, wieso der Liebe Gott denn angeblich so liebend sein soll, wenn es doch soviel Ungerechtigkeit und Unglück auf der Welt gibt, wird hier zumindest teilweise beantwortet.
Das Buch "Kohelet". Sehr melancholischer Text. Betrifft unter anderem den Sinn des Lebens. Hier auch mal religiös motivierte Anregungen zu bekommen, kann dem eigenen Horizont nicht schaden.
Das Buch "Jesus Sirach". Enthält Ratschläge die Umgangsformen betreffend, die Erziehung der Kinder, und so weiter. Ein erschreckend aktuelles Buch. Man findet viele Mahnungen, der Weisheit zu folgen und sich nicht von der Torheit in die Irre leiten zu lassen. Trotz allem kommt der Text nicht belehrend, sondern eher altersweise daher.
Alle vier Evangelien.
Matthäus. War für die Kirchengeschichte sehr prägend. Man kann eine christliche Kirche nicht verstehen, wenn man dieses Buch nicht gelesen hat.
Markus. Das Ur-Evangelium bietet die noch glaubwürdigste Darstellung. Jesus ist hier noch nicht so ganz verklärt worden, wie in späteren Werken, und er wirkt auch weniger Wunder. Wenn man dem historischen Jesus auf die Spur kommen will, bleibt eigentlich nur Markus. (Man hat damit keine Biografie in der Hand, und muss beim Lesen schon mitdenken, wie es sich wirklich zugetragen haben könnte, und was Jesus offensichtlich durch die Überlieferung angedichtet wurde.)
Lukas. Mein Lieblings-Evangelium ist auch das längste. Sehr ausgeschmückt, aber interessant erzählt, bietet Lukas eine Geschichte an, wie sie meiner Meinung nach großartiger nirgendwo erzählt wurde.
Johannes. Schwerer Stoff, eigentlich eher was für Theologie-Stundenten. Da Johannes das heute Christus-Bild aber mitprägte, sollte man sein Evangelium kennen, um die Christus-Figur zu verstehen.
Die "Apostelgeschichte" beschreibt, natürlich als Geschichte (und nicht als Geschichtsschreibung) die Anfänge der eigentlichen Kirche. Im Mittelpunkt steht Saulus, der sich zum Paulus wandelt.
Der "Römerbrief" ist vom Herren, um den es eben ging: Paulus' Brief an die Gemeinde in Rom enthält theologische Darlegungen, die das Christentum bis heute stark prägen. Wie ein Christ "tickt", ist nach der Lektüre des umfangreichen Briefes ein Stückchen verständlicher.
In seinem "Brief an die Galater", auch von Paulus, warnt vor Irrlehren. Nicht nur der Koran, auch die Bibel wurden zeitweise mit Schwert und Klinge verbreitet. Paulus' Toleranz ist begrenzt, wenn es darum geht, den angeblichen Willen Jesu auszulegen.
Wer die "Offenbarung des Johannes" nicht kennt, kann etliche Gemälde nicht einordnen. Es geht hier um die Apokalypse, inklusive den vier Reitern, dem Armageddon, dem tausendjährigen Reich (richtig gelesen), dem Buch mit sieben Siegeln und andere mehr oder minder bekannte Begriffe.
Kurz gesagt, 7.90 € kann man imo kaum besser anlegen. Was die Kirche über Jesus erzählt, ist größtenteils Quatsch. Was sie über den "lieben Gott" erzählen, haben die sich meist aus den Fingern gesogen, aber nicht im Kontext aus dem Buch, was angeblich die Grundlage bildet. Ich würde mir wünschen, wenn die ach so erlöste Christen-Masse sich mal nicht jeden Sonntag was vorkauen lässt, sondern selbst zum Buch greift. Welcher Konfirmant interessiert sich wirklich für den eigentlichen Text? Ich komme aus einem atheistischen Haushalt, und muss sagen, den beste Grund, nicht gläubig zu sein, bietet die Bibel selbst.
Aber man kommt nur dann in den vollen Genuss, wenn man den Text aufgeschlossen liest. Man sollte beim Lesen den Kopf einschalten, dann hat das Buch imo eine Menge zu bieten.