hanzo
2004-01-18, 15:33:15
Hallo,
Mittwoch steht für mich eine SoWi Klausur zum Thema Parlament und Abgeordnete an. In der letzten Klausur (12.1 - 1. Quartal) habe ich mit 4 Punkten (4 minus) abgeschnitten. Der Grund: Ich habe den Text nicht der Aufgabe entsprechend analysiert.
Von mir selbst kann ich sagen, dass ich in Deutsch, Englisch und SoWi Schwächen in der Analyse von Texten habe. Seien es Sachtexte, fiktive Erzählungen oder Gedichte, sobald ich etwas analysieren und die Intention des Autors herausfinden muss, hört es bei mir auf.
Dennoch bin ich der Meinung, dass man auch mit mangelndem Talent auf mind. 3 kommen kann. Ich müsste nur einmal wissen, wie man Texte, genauer genommen Artikel von Experten zu einem Thema, richtig analysiert. Worauf muss man achten, wie erkennt man markante Punkte?
Ich habe einmal den Text der 1. Klausur aus dem original Rekonstruiert. Der Lehrer hat die Quelle etwas beschnitten, ich habe es genauso gemacht, damit ich nicht alles abtippen musste.
Was antwortet der Ökonom auf die Frage: Müssen Arbeitslose sein? - Ja, Arbeitslose müssen sein, wenn die Anreize in einem Wirtschaftssystem falsch gesetzt und wenn die institutionellen Regeln falsch konzipiert sind.
Eine Reform muss zunächst an der Lohnpolitik ansetzen. Betrachtet man den realen Stundenlohn auf der Basis von 1990, so lagen in Deutschland die Arbeitsentgelte einschließlich der Beiträge an die Sozialversicherung von 1970 bis etwa Ende der achtziger Jahre und Anfang der neunziger Jahre über dem Produktivitätsniveau pro Stunde (vgl. Grafik). Der Lohnzuwachs übertraf die Steigerung der Arbeitsproduktivität in der ersten Hälfte der siebziger Jahre, Anfang der achtziger Jahre in den Rezessionsjahren 1980/81, 1987, 1992 sowie 1995, 1999 und 2000. Dieses so genannte Überschiessen und die Lohnzurückhaltung wechselten sich ab. Da wegen des strikten Kündigungsschutzes das Einstellen eines Arbeitnehmers für deutsche Unternehmen - ähnlich wie eine Investition - eine langfristige Entscheidung ist, bedeutet ein Hin und Her zwischen Überschiessen und Lohnzurückhaltung aus der Sicht der Firmen Unsicherheit, welche die Nachfrage nach Arbeitskräften schwächt.
Die Gewerkschaften, denen heute noch 18% der Beschäftigten angehören, wenn man die Rentner heraus rechnet, haben die Regel missachtet, die der Sachverständigenrat als Orientierung für die Lohnpolitik bei hoher Arbeitslosigkeit vorgeschlagen hat: Die Lohnerhöhungen sollten geringer als der Produktivitätsfortschritt ausfallen. Nur in den Jahren 1976, 1983/84 (in und nach der Rezession), 1988-1990, 1994 (nach der Rezession) und 1997 war eine Lohnzurückhaltung zu verzeichnen, die über einen Prozentpunkt pro Jahr ausmachte.
Den Tarifvertragsparteien ist das Recht gegeben worden, die Löhne festzusetzen. Es wurde leider kein Mechanismus institutionalisiert, durch den sie auch für die von ihnen mitverursachte Arbeitslosigkeit verantwortlich gemacht werden könnten. Die wirtschaftspolitische Aufgabe muss deshalb lauten, die Lohnfindung an den Marktprozess heranzuführen.
Ein zweiter Ansatzpunkt liegt in der Herabsetzung des Anspruchslohns. Derzeit erwartet ein Arbeitsloser in Deutschland von seinem nächsten Job das 1,2fache dessen, was er vorher verdient hat. Diese Erwartung, die mit der Ausgestaltung von Arbeitslosengeld, Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe zusammenhängt, reduziert die Bereitschaft, einen Arbeitsplatz anzunehmen. Zudem kommt die Sozialhilfe, mit der eine Familie (Alleinverdiener mit einem Kind) 70% des Nettoeinkommens eines einfachen Industriearbeiters erreicht, einem impliziten Minimallohn gleich.
Um den Anspruchslohn neu zu bestimmen, hat der Sachverständigenrat vorgeschlagen, das Arbeitslosengeld, das derzeit bis zu 32 Monate ausgerichtet wird, wieder auf 12 Monate zu befristen, die Arbeitslosenhilfe, die gezahlt wird, wenn das Arbeitslosengeld ausgelaufen ist, in die Sozialhilfe zu integrieren und die Sozialhilfe für diejenigen, die arbeitsfähig sind, neu zu fassen.
Als dritte Massnahme gilt es, den Faktor Arbeit steuerlich zu entlasten. Derzeit macht der Grenzabgabensatz - darunter fallen Einkommenssteuer und Sozialversicherungsbeiträge - für den verheirateten Durchschnittsverdiener 58% aus, für den Alleinverdiener 67%. Soweit die Unternehmen für diese Abgaben aufkommen müssen, wird die Nachfrage nach Arbeitskräften geschwächt. Soweit die Arbeitnehmer die Belastungen selbst tragen, wird der Anreiz zu arbeiten reduziert. Auch Investitionen in Humankapital werden vernachlässigt, wenn die Lohneinkommen stark besteuert werden. Ferner wird die Schattenwirtschaft lukrativer. Es kann gar so weit führen, dass es für Unternehmen interessant wird, als Standort London zu wählen anstatt Frankfurt.
Die Aufgabe lautete:
1. Analysieren Sie die Argumentation des Autors!
Zeigen Sie dabei, welcher Erklärungsansatz für die Arbeitslosigkeit in Deutschland im vorliegenden Text eindeutig bevorzugt wird!
Ihr würdet mir sehr damit helfen, wenn ihr mir, anhand dieses Beispiels dabei helfen könntet, damit mir Mittwoch nicht das selbe passiert.
Schonmal vielen Dank im Vorraus an all die Text-begabten Leute hier im Forum,
Ic3cub3
Mittwoch steht für mich eine SoWi Klausur zum Thema Parlament und Abgeordnete an. In der letzten Klausur (12.1 - 1. Quartal) habe ich mit 4 Punkten (4 minus) abgeschnitten. Der Grund: Ich habe den Text nicht der Aufgabe entsprechend analysiert.
Von mir selbst kann ich sagen, dass ich in Deutsch, Englisch und SoWi Schwächen in der Analyse von Texten habe. Seien es Sachtexte, fiktive Erzählungen oder Gedichte, sobald ich etwas analysieren und die Intention des Autors herausfinden muss, hört es bei mir auf.
Dennoch bin ich der Meinung, dass man auch mit mangelndem Talent auf mind. 3 kommen kann. Ich müsste nur einmal wissen, wie man Texte, genauer genommen Artikel von Experten zu einem Thema, richtig analysiert. Worauf muss man achten, wie erkennt man markante Punkte?
Ich habe einmal den Text der 1. Klausur aus dem original Rekonstruiert. Der Lehrer hat die Quelle etwas beschnitten, ich habe es genauso gemacht, damit ich nicht alles abtippen musste.
Was antwortet der Ökonom auf die Frage: Müssen Arbeitslose sein? - Ja, Arbeitslose müssen sein, wenn die Anreize in einem Wirtschaftssystem falsch gesetzt und wenn die institutionellen Regeln falsch konzipiert sind.
Eine Reform muss zunächst an der Lohnpolitik ansetzen. Betrachtet man den realen Stundenlohn auf der Basis von 1990, so lagen in Deutschland die Arbeitsentgelte einschließlich der Beiträge an die Sozialversicherung von 1970 bis etwa Ende der achtziger Jahre und Anfang der neunziger Jahre über dem Produktivitätsniveau pro Stunde (vgl. Grafik). Der Lohnzuwachs übertraf die Steigerung der Arbeitsproduktivität in der ersten Hälfte der siebziger Jahre, Anfang der achtziger Jahre in den Rezessionsjahren 1980/81, 1987, 1992 sowie 1995, 1999 und 2000. Dieses so genannte Überschiessen und die Lohnzurückhaltung wechselten sich ab. Da wegen des strikten Kündigungsschutzes das Einstellen eines Arbeitnehmers für deutsche Unternehmen - ähnlich wie eine Investition - eine langfristige Entscheidung ist, bedeutet ein Hin und Her zwischen Überschiessen und Lohnzurückhaltung aus der Sicht der Firmen Unsicherheit, welche die Nachfrage nach Arbeitskräften schwächt.
Die Gewerkschaften, denen heute noch 18% der Beschäftigten angehören, wenn man die Rentner heraus rechnet, haben die Regel missachtet, die der Sachverständigenrat als Orientierung für die Lohnpolitik bei hoher Arbeitslosigkeit vorgeschlagen hat: Die Lohnerhöhungen sollten geringer als der Produktivitätsfortschritt ausfallen. Nur in den Jahren 1976, 1983/84 (in und nach der Rezession), 1988-1990, 1994 (nach der Rezession) und 1997 war eine Lohnzurückhaltung zu verzeichnen, die über einen Prozentpunkt pro Jahr ausmachte.
Den Tarifvertragsparteien ist das Recht gegeben worden, die Löhne festzusetzen. Es wurde leider kein Mechanismus institutionalisiert, durch den sie auch für die von ihnen mitverursachte Arbeitslosigkeit verantwortlich gemacht werden könnten. Die wirtschaftspolitische Aufgabe muss deshalb lauten, die Lohnfindung an den Marktprozess heranzuführen.
Ein zweiter Ansatzpunkt liegt in der Herabsetzung des Anspruchslohns. Derzeit erwartet ein Arbeitsloser in Deutschland von seinem nächsten Job das 1,2fache dessen, was er vorher verdient hat. Diese Erwartung, die mit der Ausgestaltung von Arbeitslosengeld, Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe zusammenhängt, reduziert die Bereitschaft, einen Arbeitsplatz anzunehmen. Zudem kommt die Sozialhilfe, mit der eine Familie (Alleinverdiener mit einem Kind) 70% des Nettoeinkommens eines einfachen Industriearbeiters erreicht, einem impliziten Minimallohn gleich.
Um den Anspruchslohn neu zu bestimmen, hat der Sachverständigenrat vorgeschlagen, das Arbeitslosengeld, das derzeit bis zu 32 Monate ausgerichtet wird, wieder auf 12 Monate zu befristen, die Arbeitslosenhilfe, die gezahlt wird, wenn das Arbeitslosengeld ausgelaufen ist, in die Sozialhilfe zu integrieren und die Sozialhilfe für diejenigen, die arbeitsfähig sind, neu zu fassen.
Als dritte Massnahme gilt es, den Faktor Arbeit steuerlich zu entlasten. Derzeit macht der Grenzabgabensatz - darunter fallen Einkommenssteuer und Sozialversicherungsbeiträge - für den verheirateten Durchschnittsverdiener 58% aus, für den Alleinverdiener 67%. Soweit die Unternehmen für diese Abgaben aufkommen müssen, wird die Nachfrage nach Arbeitskräften geschwächt. Soweit die Arbeitnehmer die Belastungen selbst tragen, wird der Anreiz zu arbeiten reduziert. Auch Investitionen in Humankapital werden vernachlässigt, wenn die Lohneinkommen stark besteuert werden. Ferner wird die Schattenwirtschaft lukrativer. Es kann gar so weit führen, dass es für Unternehmen interessant wird, als Standort London zu wählen anstatt Frankfurt.
Die Aufgabe lautete:
1. Analysieren Sie die Argumentation des Autors!
Zeigen Sie dabei, welcher Erklärungsansatz für die Arbeitslosigkeit in Deutschland im vorliegenden Text eindeutig bevorzugt wird!
Ihr würdet mir sehr damit helfen, wenn ihr mir, anhand dieses Beispiels dabei helfen könntet, damit mir Mittwoch nicht das selbe passiert.
Schonmal vielen Dank im Vorraus an all die Text-begabten Leute hier im Forum,
Ic3cub3