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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Intel warnt vor 64-Bit Betrieb mit Xeons X-D


reunion
2004-03-03, 19:15:47
Nein, die Überschrift ist kein Schreibfehler. Intel warnt nicht vor 64-Bit Betrieb mit AMDs Opteron-Prozessoren, sondern laut TecChannel in der Tat vor ihren eigenen erst kürzlich vorgestellten Xeon-Prozessoren mit IA-32e (=x86-64/AMD64) Erweiterung.

Wie kommt es dazu? Nun, bekanntlich hat Intel bereits seit 2001 einen 64-Bit Prozessor namens Itanium auf dem Markt. Ein Prozessor, der momentan ausschließlich für den Server-Markt gedacht ist und ganz sicher nicht für die Ablösung der Pentium 4 Prozessoren; zumindest nicht kurz- und mittelfristig. Intel hat schließlich stets betont, dass in ihren Augen die Zeit für 32-Bit auf dem Desktop-Segment noch lange nicht vorbei ist. Zudem verwendet der Itanium den IA64-Befehlssatz, der mit dem bekannten x86-Befehlssatz, wie ihn alle Pentiums samt Nachfolger und Kompatible verwenden, überhaupt nichts zu tun hat. Wer also 64-Bit braucht, der muss nach der Rechnung von Intel einen kompletten Systemwechsel vollziehen und eben IA64-Betriebssystem und IA64-Software nutzen. Im Grunde kein schlechter Gedanke. Wieso die x86-Plattform von 1979 mit ihren zahlreichen Einschränkungen und Fußangeln noch mitschleppen, wenn ohnehin neue Software benötigt wird?

Doch damit hat Intel die Rechnung ohne den Wirt gemacht! Dabei hätten sie es besser wissen können, schließlich war es Intel, die den Weg der Evolution dem der Revolution beim Wechsel von 16-Bit auf 32-Bit mit dem 80386 vorgezogen hatten. Da wir alle auch heute noch diese Systeme bzw. deren Nachfolger nutzen, kann man das Experiment getrost als gelungen bezeichnen. Der große Vorteil: wer 64-Bit nutzen will, der kann. Wer nicht, der muss auch nicht! Das ist in Unternehmen, wo häufig eigens erstellte und damit teuer erkaufte Spezialsoftware zum Einsatz kommt, die man nicht mal eben auf den Müll wirft, noch wichtiger, als für den Heimanwender.

Nun kam AMD im April 2003 mit dem Opteron samt x86-64 Befehlssatz auf den Markt und später mit der Desktop-Variante Athlon 64, die für den 64-Bit Wechsel genau das darstellen, was der Intel 80386 damals beim Wechsel auf 32-Bit war. Plötzlich können Unternehmen schnellere Hardware (2-fach, 4-fach oder 8-fach Systeme) in ihren Servern einsetzen, ohne die teuere Software über Bord werfen zu müssen und halten sich trotzdem alle Optionen offen, später nach 64-Bit zu migrieren, falls die Notwendigkeit bestehen sollte. Marketing-Abteilungen nennen so etwas bedeutungsschwanger "Investitions-Sicherheit".

Offensichtlich ist dieses Modell in den letzten 9 Monaten so gut angekommen, dass Intel seinem Xeon-Prozessor nach AMD-Vorbild nun doch 64-Bit Erweiterungen spendieren wollte oder besser gesagt "musste", um gegen AMDs Opteron im unteren Server-Segment ein vergleichbares Eisen im Feuer zu haben (wir berichteten). Gleichzeitig jedoch scheint bei Intel natürlich die Angst umzugehen, dass hochgezüchtete, vergleichsweise billige 64-Bit Xeon-Systeme (oder im schlimmsten Fall natürlich 64-Bit Opteron-Systeme) im Marktsegment des Itanium wildern könnten. Nur so ist es zu erklären, dass Intel höchst selbst seinen Kunden von dem Einsatz des Xeon als 64-Bit Prozessor abrät. 2007, so heisst es in der Meldung, sollen Xeon und Itanium auf der selben Infrastruktur laufen können, was derzeit aufgrund völlig unterschiedlicher Busprotokolle unmöglich ist, und - man höre und staune - zum gleichen Preis angeboten werden. Intel versucht damit ganz klar zu verhindern, dass Itanium-Interessenten auf die billigere, aber zunehmend leistungsfähigere Xeon-/Opteron-Schiene ausweichen. Wir gehen mal nicht davon aus, dass der gut gemeinte Tip Rückschlüsse auf die 64-Bit Performance des Xeon Nocona zulässt...


http://www.planet3dnow.de/cgi-bin/newspub/viewnews.cgi?category=1&id=1078332159

mfg
reu

ShadowXX
2004-03-03, 19:57:05
Da bekommen sich wohl IA-64 und IA32e Marketing in die Haare....

Wenns nicht so traurig wäre, wäre es schon fast lustig....

J.S.Shadow

StefanV
2004-03-03, 20:18:05
Original geschrieben von ShadowXX
Da bekommen sich wohl IA-64 und IA32e Marketing in die Haare....

Wenns nicht so traurig wäre, wäre es schon fast lustig....

J.S.Shadow

Naja, wenn man ganz böse ist, dann würd man das so deuten, daß Intel mehr oder midner sagt: IA32e ist Mist, das haben wir noch nicht im Griff, wenn es freigeschaltet wird, dann läufts beschissen...

Nunja, ich bin dann mal so böse *eg*

Sk_Antilles
2004-03-03, 20:20:21
...oder: man hat uns mit runter gelassenen Hosen erwischt.

:asshole:

Sk_Antilles

ShadowXX
2004-03-03, 21:01:34
Original geschrieben von Stefan Payne
Naja, wenn man ganz böse ist, dann würd man das so deuten, daß Intel mehr oder midner sagt: IA32e ist Mist, das haben wir noch nicht im Griff, wenn es freigeschaltet wird, dann läufts beschissen...

Nunja, ich bin dann mal so böse *eg*

Natürlich ist in den Augen von Intel IA32e mist...es ist ja nicht von Ihnen, oder hast du schon mal erlebt, dass Intel zu einem Konkurenzprodukt sagt : "Mensch ist das Toll"...

Wobei letzteres von dir, ebenfalls sehr im Bereich des möglichen liegt....HT lief auf den Xeons am Anfang auch sehr grottig....

J.S.Shadow

ilPatrino
2004-03-04, 01:47:21
da muß ich zwangsläufig an den i860 denken...intel wollte eigentlich 32bit-systeme einführen, die eine komplett neue architektur darstellen. bis zur einführung der eigentlichen architektur wurde dann ein auf 32bit aufgebohrter x86 (=386) auf den markt geworfen, um in der zwischenzeit nicht ganz ohne produkt dazustehen (der 286 war in jeder hinsicht am ende). der i860 war gar nicht mal so unperformant, wurde aber vom markt völlig ignoriert. jetzt lebt er als i960 mc weiter.
vielleicht stell ich mir in 20 jahren nen embedded-itanic in die vitrine...:D

irgendwie scheint intel seine marktmacht etwas zu überschätzen, wenn ich mir einige entscheidungen so angugge

Tigerchen
2004-03-04, 16:08:11
Vor allem da Microsoft nicht mehr jeden Egotrip mitmacht sollte INTeL mal über die eigene Marktstrategie nachdenken. VIA rollt den Markt von unten auf und am oberen Ende machen Opterons mächtig Druck. Da ist handeln angesagt und nicht dieses unsägliche taktieren.

ShadowXX
2004-03-04, 16:17:55
Original geschrieben von Tigerchen

Vor allem da Microsoft nicht mehr jeden Egotrip mitmacht sollte INTeL mal über die eigene Marktstrategie nachdenken. VIA rollt den Markt von unten auf und am oberen Ende machen Opterons mächtig Druck. Da ist handeln angesagt und nicht dieses unsägliche taktieren.


Gut gebruellt...nur glaube ich, das Intel inzwischen zu Gross ist, um schnell reagieren zu koennen...

Ich bin auf die weitere Entwicklung jedenfalls gespannt....und wuerde mich nicht wundern, wenn Intel inoffiziell sogar ganz vor 64Bit warnt...

J.S.Shadow

P.S.
wenn es manche sowieso nicht schon von alleine in den falschen Hals kreigen....

Zool
2004-03-07, 06:03:25
Die Intel-Strategen lassen sich eben nicht so schnell von ihrer jahrelang propagierten IA-64-CPUs abbringen. Das trotzdem überhaupt CT implementiert wurde, zeigt welche Gefahr Intel sieht. Natürlich verkaufen die auch lieber hochpreisige Itaniums als die normalen Desktop-CPUs.

spooky
2004-03-07, 12:40:17
So wird Intel auch im High-End Servermarkt keinen Fuß auf den Boden bekommen, logisch das die Kunden sich da veralbert vorkommen. Kaufen Sie jetzt noch keinen Itanium erst in 3 Jahren usw. ;D


Die anderen schlafen doch auch nicht, Sun gibt mit dem Ultra5 wieder mächtig Gas, IBMs Power5 geht ebenfalls sehr gut.

Eine weitere schwäche des Itanium ist doch auch das er kein "großes" Unix im Rücken hat wie IBM=Aix, SUN=Solaris usw.