Bassu
2004-03-14, 01:00:22
Traumfrau
Mir ist mal wieder langweilig. Dieses Mal ist es aber besonders schlimm, und zwar weil heute Freitag ist. Und bekannter weise muss man ja am Freitagabend irgendetwas machen, es sei denn man ist über 85 oder eine Gurke.
Ich entscheide mich natürlich für etwas Verwegenes. Ausgehen. Mit einer Frau.
Aber wenn man jung ist, einen sexy Dreitagebart hat und Computer programmieren kann, ist es natürlich niemals einfach, sich für nur eine einzige Frau zu entscheiden.
Also schnell das Handy her und die möglichen Kandidatinnen angerufen.
Die Frau vom Notruf ist leider nicht ganz so hilfsbereit wie ich gehofft habe. Wenn ich ein Messer im Auge oder wenigstens akuten Durchfall hätte, würde sie mir jemanden vorbeischicken, aber ansonsten hätte ich ja gar keinen Grund sie überhaupt anzurufen, meint sie.
"Nein, Langeweile zählt nicht als lebensbedrohlich."
„Was ist mit einem Gehirntumor? Ich kann das bestimmt simulieren. Oder doch lieber Demenz? Mein absolutes Spezialgebiet!"
"Jetzt hören Sie mal! Entweder Sie organisieren Sich was Echtes, z.B. eine Schussverletzung am Kopf, oder Sie hören mit dieser Belästigung auf."
Als ich endlich auf die geniale Idee mit dem Priapismus komme, hat sie leider schon aufgelegt. Beim Wetterdienst und Pizzalieferservice ergeht es mir ähnlich.
Zum Glück ist die Illusion von der intakten Familie heutzutage wieder groovy. Also rufe ich bei meiner Mutter an. Ans Telefon geht allerdings mein Vater
"Äh... ja... also Frank... deine Mutter ist nicht da... sie ist... äh... sie ist tot. Ja! Genau! Der Hammer, was?! Also ruf uns, ich meine natürlich mich, nicht mehr an... Wir... äh ... ich rufe dich an."
Zum Glück gibt es keinen Grund mir Sorgen zu machen. Meine Eltern wohnen nämlich genau gegenüber und durchs Fenster kann ich beobachten wie meine Mutter meinen Vater mit Küssen und Dankestränen überhäuft. Ach ja... Mami und Papi und ihre kleinen Tricks. Deswegen liebe ich sie ja schließlich auch so dolle!
Das waren eigentlich auch schon alle Telefonnummern auf meinem Handy. Verzweifelt suche ich im Altpapier nach alten Adressbüchern oder Visitenkarten. Und das Glück bleibt mir hold! Denn was gäbe es in meiner Situation wohl Besseres als einen Flyer von den Zeugen Jehovas?! Ein alter Herr (ich nehme allerdings nicht an, dass es DER Herr ist) nimmt ab.
"Was?! Sie wollen, dass jemand bei Ihnen vorbeikommt? Sie halten sich wohl für besonders witzig, was? Glauben Sie wirklich, dass wir nichts Besseres zu tun haben, als uns ständig verarschen zu lassen? Wie bitte? Sie meinen das wirklich ernst? Oh... mein... Gott... "
Er legt nicht auf, scheint sich aber vom Telefon entfernt zu haben und im Zimmer herumzulaufen. Im Hintergrund höre ich ihn etwas über "die Prophezeiung“" murmeln. Es folgt ein Schuss. Dann Stille.
Eine Frau kann ich also nicht finden. Aber das macht eigentlich nichts, denn immerhin bin ich unheimlich kreativ (das sage ich zu mir selbst im Spiegel, um mich wieder etwas aufzubauen) und der Traum ist sowieso immer besser als die Wirklichkeit. Also träume ich mir einfach mein Date herbei. Abblende, Aufblende, schon bin ich da.
Wir sitzen in einem gemütlichen Café und schauen uns lange in die Augen. Nur manchmal unterbrechen wir unseren Augenkontakt, um von unseren Cappuccinos zu nippen, "Mmhh... der ist wirklich gut!" zu sagen und zu gähnen. Nach einer Weile übernehme ich dann doch die Initiative.
"Also, vielleicht wird es dir ja komisch vorkommen, aber... ich hab für solche Fälle immer ein paar Kärtchen dabei... mit Gesprächsthemen und so... würde es dir was ausmachen?"
"Nein, natürlich nicht!"
"Ok, hier nimm. Auf den ersten zwei Karten findest du ein Inhaltsverzeichnis. Und der Rest ist farbcodiert. Such dir einfach was aus. Ich bin schon ganz gespannt!"
Wäre das nun die bittere Realität, würde wohl ein heftiger Streit folgen, der eine Cappuccinodusche für mich zur Folge hätte. Warum eigentlich? Nur weil ich versuche, die Konversation voranzutreiben und dabei auch noch bescheiden genug bin um einen Teil des Erfolgs an meine Begleitung abzugeben? Wäre es ihr denn lieber, wenn ich diese genialen Kärtchen nicht nur konzipiere sondern auch noch selber vorlese und ihr damit das Gefühl gebe, rein gar nichts zum Erfolg des Abends beigetragen zu haben? Oder glauben Frauen tatsächlich, dass sie genug zur Atmosphäre beisteuern indem sie sich den BH ausstopfen, alberne hohe Schuhe anziehen und ansonsten nur gähnen und versuchen, möglichst lautlos zu furzen?
Aber zum Glück ist das ja nicht die Wirklichkeit, sondern ein Traum. Und die Gespräche sind wunderbar spannend, reichen von Platon über Großmutters Grießpuddingrezept bis zu dem neuesten Klatsch aus der Bild und wir beide glänzen durch Humor und Bildung und amüsieren uns köstlich. Kurz gesagt: wir quälen uns durch den ganzen Schwachsinn, der das Vorspiel zum Vorspiel bildet. Aber irgendwann ist es vorbei, wir fahren zu ihr oder zu mir, Abblende, Aufblende, und schon liegen wir nebeneinander nackig im Bett. Wir tun unser Bestes, streicheln Brüste, Schenkel und Sonstiges, raunen uns Schweinereien über Politik ins Ohr und machen uns gegenseitig ganz scharf. Trotzdem: von einer Erektion keine Spur weit und breit. Da sie mich ein bisschen verwundert anguckt, fühle ich mich genötigt, etwas dazu zu sagen: "Hm... sag mal, passiert dir das eigentlich öfter?"
Wäre das nun die bittere Realität, wäre meine Partnerin wohl dermaßen perplex, dass sie mich den Rest der Nacht einfach nur wütend, aber still, anschauen würde, was demnach eine recht langweilige Angelegenheit wäre.
Aber zum Glück ist das ja nicht die Wirklichkeit, sondern ein Traum. Für eine Sekunde ist meine Gespielin zwar geschockt, versteht meine Absicht aber sofort und dankt mir dafür, dass ich ihr einen Teil der Schuld gebe. Denn wenn ich das nicht getan hätte, hätte sie sich wochenlang Vorwürfe machen müssen, weil sie mich in eine solch peinliche Situation gebracht hat. Mit einem leicht angeschlagenen Selbstbewusstsein, weil sie mir nicht das bieten konnte was ich brauche, dreht sie sich weg und schläft ein.
Mit dem stärksten Selbstbewusstsein seit langem wache ich aus meinem Traum auf. Es ist schön zu wissen, dass man genau weiß, wie man mit einer Traumfrau umzugehen hat.
Mir ist mal wieder langweilig. Dieses Mal ist es aber besonders schlimm, und zwar weil heute Freitag ist. Und bekannter weise muss man ja am Freitagabend irgendetwas machen, es sei denn man ist über 85 oder eine Gurke.
Ich entscheide mich natürlich für etwas Verwegenes. Ausgehen. Mit einer Frau.
Aber wenn man jung ist, einen sexy Dreitagebart hat und Computer programmieren kann, ist es natürlich niemals einfach, sich für nur eine einzige Frau zu entscheiden.
Also schnell das Handy her und die möglichen Kandidatinnen angerufen.
Die Frau vom Notruf ist leider nicht ganz so hilfsbereit wie ich gehofft habe. Wenn ich ein Messer im Auge oder wenigstens akuten Durchfall hätte, würde sie mir jemanden vorbeischicken, aber ansonsten hätte ich ja gar keinen Grund sie überhaupt anzurufen, meint sie.
"Nein, Langeweile zählt nicht als lebensbedrohlich."
„Was ist mit einem Gehirntumor? Ich kann das bestimmt simulieren. Oder doch lieber Demenz? Mein absolutes Spezialgebiet!"
"Jetzt hören Sie mal! Entweder Sie organisieren Sich was Echtes, z.B. eine Schussverletzung am Kopf, oder Sie hören mit dieser Belästigung auf."
Als ich endlich auf die geniale Idee mit dem Priapismus komme, hat sie leider schon aufgelegt. Beim Wetterdienst und Pizzalieferservice ergeht es mir ähnlich.
Zum Glück ist die Illusion von der intakten Familie heutzutage wieder groovy. Also rufe ich bei meiner Mutter an. Ans Telefon geht allerdings mein Vater
"Äh... ja... also Frank... deine Mutter ist nicht da... sie ist... äh... sie ist tot. Ja! Genau! Der Hammer, was?! Also ruf uns, ich meine natürlich mich, nicht mehr an... Wir... äh ... ich rufe dich an."
Zum Glück gibt es keinen Grund mir Sorgen zu machen. Meine Eltern wohnen nämlich genau gegenüber und durchs Fenster kann ich beobachten wie meine Mutter meinen Vater mit Küssen und Dankestränen überhäuft. Ach ja... Mami und Papi und ihre kleinen Tricks. Deswegen liebe ich sie ja schließlich auch so dolle!
Das waren eigentlich auch schon alle Telefonnummern auf meinem Handy. Verzweifelt suche ich im Altpapier nach alten Adressbüchern oder Visitenkarten. Und das Glück bleibt mir hold! Denn was gäbe es in meiner Situation wohl Besseres als einen Flyer von den Zeugen Jehovas?! Ein alter Herr (ich nehme allerdings nicht an, dass es DER Herr ist) nimmt ab.
"Was?! Sie wollen, dass jemand bei Ihnen vorbeikommt? Sie halten sich wohl für besonders witzig, was? Glauben Sie wirklich, dass wir nichts Besseres zu tun haben, als uns ständig verarschen zu lassen? Wie bitte? Sie meinen das wirklich ernst? Oh... mein... Gott... "
Er legt nicht auf, scheint sich aber vom Telefon entfernt zu haben und im Zimmer herumzulaufen. Im Hintergrund höre ich ihn etwas über "die Prophezeiung“" murmeln. Es folgt ein Schuss. Dann Stille.
Eine Frau kann ich also nicht finden. Aber das macht eigentlich nichts, denn immerhin bin ich unheimlich kreativ (das sage ich zu mir selbst im Spiegel, um mich wieder etwas aufzubauen) und der Traum ist sowieso immer besser als die Wirklichkeit. Also träume ich mir einfach mein Date herbei. Abblende, Aufblende, schon bin ich da.
Wir sitzen in einem gemütlichen Café und schauen uns lange in die Augen. Nur manchmal unterbrechen wir unseren Augenkontakt, um von unseren Cappuccinos zu nippen, "Mmhh... der ist wirklich gut!" zu sagen und zu gähnen. Nach einer Weile übernehme ich dann doch die Initiative.
"Also, vielleicht wird es dir ja komisch vorkommen, aber... ich hab für solche Fälle immer ein paar Kärtchen dabei... mit Gesprächsthemen und so... würde es dir was ausmachen?"
"Nein, natürlich nicht!"
"Ok, hier nimm. Auf den ersten zwei Karten findest du ein Inhaltsverzeichnis. Und der Rest ist farbcodiert. Such dir einfach was aus. Ich bin schon ganz gespannt!"
Wäre das nun die bittere Realität, würde wohl ein heftiger Streit folgen, der eine Cappuccinodusche für mich zur Folge hätte. Warum eigentlich? Nur weil ich versuche, die Konversation voranzutreiben und dabei auch noch bescheiden genug bin um einen Teil des Erfolgs an meine Begleitung abzugeben? Wäre es ihr denn lieber, wenn ich diese genialen Kärtchen nicht nur konzipiere sondern auch noch selber vorlese und ihr damit das Gefühl gebe, rein gar nichts zum Erfolg des Abends beigetragen zu haben? Oder glauben Frauen tatsächlich, dass sie genug zur Atmosphäre beisteuern indem sie sich den BH ausstopfen, alberne hohe Schuhe anziehen und ansonsten nur gähnen und versuchen, möglichst lautlos zu furzen?
Aber zum Glück ist das ja nicht die Wirklichkeit, sondern ein Traum. Und die Gespräche sind wunderbar spannend, reichen von Platon über Großmutters Grießpuddingrezept bis zu dem neuesten Klatsch aus der Bild und wir beide glänzen durch Humor und Bildung und amüsieren uns köstlich. Kurz gesagt: wir quälen uns durch den ganzen Schwachsinn, der das Vorspiel zum Vorspiel bildet. Aber irgendwann ist es vorbei, wir fahren zu ihr oder zu mir, Abblende, Aufblende, und schon liegen wir nebeneinander nackig im Bett. Wir tun unser Bestes, streicheln Brüste, Schenkel und Sonstiges, raunen uns Schweinereien über Politik ins Ohr und machen uns gegenseitig ganz scharf. Trotzdem: von einer Erektion keine Spur weit und breit. Da sie mich ein bisschen verwundert anguckt, fühle ich mich genötigt, etwas dazu zu sagen: "Hm... sag mal, passiert dir das eigentlich öfter?"
Wäre das nun die bittere Realität, wäre meine Partnerin wohl dermaßen perplex, dass sie mich den Rest der Nacht einfach nur wütend, aber still, anschauen würde, was demnach eine recht langweilige Angelegenheit wäre.
Aber zum Glück ist das ja nicht die Wirklichkeit, sondern ein Traum. Für eine Sekunde ist meine Gespielin zwar geschockt, versteht meine Absicht aber sofort und dankt mir dafür, dass ich ihr einen Teil der Schuld gebe. Denn wenn ich das nicht getan hätte, hätte sie sich wochenlang Vorwürfe machen müssen, weil sie mich in eine solch peinliche Situation gebracht hat. Mit einem leicht angeschlagenen Selbstbewusstsein, weil sie mir nicht das bieten konnte was ich brauche, dreht sie sich weg und schläft ein.
Mit dem stärksten Selbstbewusstsein seit langem wache ich aus meinem Traum auf. Es ist schön zu wissen, dass man genau weiß, wie man mit einer Traumfrau umzugehen hat.