Craig
2004-03-14, 13:29:58
Wenn junge Mädchen ältere Freunde haben
Von Swantje Werner, dpa
Hamburg/München (dpa/gms) - Für ein 16-jähriges Mädchen gibt es wohl kaum etwas Schöneres, als von einem netten, älteren Jungen gemocht zu werden. Mit ihm zusammen springen plötzlich Türen auf, an die sie gestern noch kaum zu klopfen wagte.
Trotzdem ist ein älterer Verehrer nicht einfach ein Geschenk des Himmels, er selbst hat auch Erwartungen und Hoffnungen. Ob diese mit den eigenen Wünschen übereinstimmen, muss jedes Mädchen selbst entscheiden - und aus Fairness gegenüber dem Jungen sollte sie auch darüber sprechen.
Anfangs allerdings ist die Bekanntschaft mit einem älteren Jungen einfach nur aufregend, und handfeste Vorteile bietet sie auch: Meist hat er einen Führerschein, möglicherweise sogar ein Auto, er verfügt über mehr Erfahrung und mehr Geld. Selbst unter Gleichaltrigen stehen Jungen finanziell oft besser da als Mädchen: Ein 16- bis 19-Jähriger verfügt heute im Schnitt über 217 Euro monatlich, ein gleichaltriges Mädchen nur über 164 Euro, so das Ergebnis der «Kids Verbraucher Analyse 2003» von der Bauer Verlagsgruppe in Hamburg.
Oft gehen Mädchen auch länger zur Schule als Jungen, sagt Monika Stürzer vom Deutschen Jugendinstitut in München. Dann öffnet sich die Schere weiter. Sind beide Auszubildende, arbeiteten junge Frauen öfter in Berufen, bei denen das Entgelt geringer ausfällt als bei typischen Jungenberufen.
Doch egal, wie viel Bares der ältere Freund oder Verehrer für Disco, Kino und Restaurantbesuch erübrigen kann - ein Imagegewinn ist er fast immer. «Den meisten Mädchen schmeichelt es, wenn sich ein Junge mit Erfahrung für sie interessiert», sagt Christiane Papastefanou, Psychologin an der Universität Mannheim. Auch hätten Mädchen bei sexuellen Erfahrungen mit Älteren meist größere Chancen, dass es im Bett besser für sie läuft. «Das spricht sich herum.»
Schwierig wird es allerdings, wenn das Mädchen mit dem älteren Jungen einfach nur ausgehen möchte, der Junge aber mehr will. «Wenn "Paarungsinteressen" hinter einer Einladung stehen, wird es immer brenzlig», warnt die Kommunikationstrainerin Elisabeth Bonneau aus Freiburg. Grundsätzlich sei es unfair, einem Jungen, den man nur als Kumpel mag, falsche Hoffnung zu machen. Bonneau rät deshalb zu Offenheit: «Ein Mädchen muss sich klar machen, dass es nichts umsonst gibt im Leben - und dann muss sie über das Thema sprechen.»
Die mögliche Antwort auf eine Einladung in eine teure Disco oder ein feines Restaurant könnte Bonneau zufolge ungefähr so lauten: «Ich würde gern mitgehen, aber ich fühle mich unwohl, wenn ich nichts dazu geben kann.» Auf so offene Worte seien die meisten Jungen nicht vorbereitet. «Dann soll er sagen, dass er eine andere Währung möchte.» Jedes Mädchen wisse dann, woran es ist. In allen anderen Fällen könne der Junge später keine Ansprüche anmelden. «Wenn er dann anfängt zu fummeln, kann ein Mädchen mit gutem Gewissen sagen: Das hatten wir aber anders abgemacht.»
Wer keine Lust hat, wegen großzügiger Einladungen ständig in der Schuld des anderen zu stehen, kann auch vorschlagen, nicht ins teure Kino, sondern lieber auf ein kostenloses Straßenfest zu gehen, so Bonneau weiter. «Oder das Mädchen zahlt das Eis auf der Straße, während er die Rechnung im Restaurant begleicht». Im Nachbarland Frankreich beispielsweise sei es ganz üblich, dass der Eingeladene nach dem Dinner den Drink in der Bar bezahlt.
Wird der Bekannte doch zum festen Freund, können Mädchen nicht hoffen, dass die Liebe alles automatisch in die Balance bringt. «Drei bis vier Jahre Altersunterschied sind in der Regel nicht problematisch», sagt Psychologin Papastefanou. Tut sich aber eine 17-Jährige mit einem 25-Jährigen zusammen, dann hegt er möglicherweise schon Gedanken an Familie, während sie einfach nur Erfahrungen machen will. «Da müssen Mädchen gut auf sich aufpassen.» Manche aber geben dem Drängen nach, nicht zuletzt weil sie in wirtschaftlich schwierigen Zeiten die Sicherheit und Geborgenheit der Beziehung genießen, lautet die Einschätzung von Papastefanou.
Oft verlieren Mädchen der Psychologin zufolge durch den älteren Freund zudem den Kontakt zur alten Clique. Wenn sich Schwierigkeiten in der Beziehung abzeichnen, kann das gefährlich werden. Denn dann ist der Austausch mit nahe stehenden Menschen besonders wichtig. Grundsätzlich sollten Mädchen kein allzu schlechtes Gewissen haben, wenn sie am Ende entscheiden, dass sie sich doch noch nicht so fest binden wollen, sagt Papastefanou. «Jugendliche haben das Recht, Beziehungen auszuprobieren - das ist ihr Privileg».
Von Swantje Werner, dpa
Hamburg/München (dpa/gms) - Für ein 16-jähriges Mädchen gibt es wohl kaum etwas Schöneres, als von einem netten, älteren Jungen gemocht zu werden. Mit ihm zusammen springen plötzlich Türen auf, an die sie gestern noch kaum zu klopfen wagte.
Trotzdem ist ein älterer Verehrer nicht einfach ein Geschenk des Himmels, er selbst hat auch Erwartungen und Hoffnungen. Ob diese mit den eigenen Wünschen übereinstimmen, muss jedes Mädchen selbst entscheiden - und aus Fairness gegenüber dem Jungen sollte sie auch darüber sprechen.
Anfangs allerdings ist die Bekanntschaft mit einem älteren Jungen einfach nur aufregend, und handfeste Vorteile bietet sie auch: Meist hat er einen Führerschein, möglicherweise sogar ein Auto, er verfügt über mehr Erfahrung und mehr Geld. Selbst unter Gleichaltrigen stehen Jungen finanziell oft besser da als Mädchen: Ein 16- bis 19-Jähriger verfügt heute im Schnitt über 217 Euro monatlich, ein gleichaltriges Mädchen nur über 164 Euro, so das Ergebnis der «Kids Verbraucher Analyse 2003» von der Bauer Verlagsgruppe in Hamburg.
Oft gehen Mädchen auch länger zur Schule als Jungen, sagt Monika Stürzer vom Deutschen Jugendinstitut in München. Dann öffnet sich die Schere weiter. Sind beide Auszubildende, arbeiteten junge Frauen öfter in Berufen, bei denen das Entgelt geringer ausfällt als bei typischen Jungenberufen.
Doch egal, wie viel Bares der ältere Freund oder Verehrer für Disco, Kino und Restaurantbesuch erübrigen kann - ein Imagegewinn ist er fast immer. «Den meisten Mädchen schmeichelt es, wenn sich ein Junge mit Erfahrung für sie interessiert», sagt Christiane Papastefanou, Psychologin an der Universität Mannheim. Auch hätten Mädchen bei sexuellen Erfahrungen mit Älteren meist größere Chancen, dass es im Bett besser für sie läuft. «Das spricht sich herum.»
Schwierig wird es allerdings, wenn das Mädchen mit dem älteren Jungen einfach nur ausgehen möchte, der Junge aber mehr will. «Wenn "Paarungsinteressen" hinter einer Einladung stehen, wird es immer brenzlig», warnt die Kommunikationstrainerin Elisabeth Bonneau aus Freiburg. Grundsätzlich sei es unfair, einem Jungen, den man nur als Kumpel mag, falsche Hoffnung zu machen. Bonneau rät deshalb zu Offenheit: «Ein Mädchen muss sich klar machen, dass es nichts umsonst gibt im Leben - und dann muss sie über das Thema sprechen.»
Die mögliche Antwort auf eine Einladung in eine teure Disco oder ein feines Restaurant könnte Bonneau zufolge ungefähr so lauten: «Ich würde gern mitgehen, aber ich fühle mich unwohl, wenn ich nichts dazu geben kann.» Auf so offene Worte seien die meisten Jungen nicht vorbereitet. «Dann soll er sagen, dass er eine andere Währung möchte.» Jedes Mädchen wisse dann, woran es ist. In allen anderen Fällen könne der Junge später keine Ansprüche anmelden. «Wenn er dann anfängt zu fummeln, kann ein Mädchen mit gutem Gewissen sagen: Das hatten wir aber anders abgemacht.»
Wer keine Lust hat, wegen großzügiger Einladungen ständig in der Schuld des anderen zu stehen, kann auch vorschlagen, nicht ins teure Kino, sondern lieber auf ein kostenloses Straßenfest zu gehen, so Bonneau weiter. «Oder das Mädchen zahlt das Eis auf der Straße, während er die Rechnung im Restaurant begleicht». Im Nachbarland Frankreich beispielsweise sei es ganz üblich, dass der Eingeladene nach dem Dinner den Drink in der Bar bezahlt.
Wird der Bekannte doch zum festen Freund, können Mädchen nicht hoffen, dass die Liebe alles automatisch in die Balance bringt. «Drei bis vier Jahre Altersunterschied sind in der Regel nicht problematisch», sagt Psychologin Papastefanou. Tut sich aber eine 17-Jährige mit einem 25-Jährigen zusammen, dann hegt er möglicherweise schon Gedanken an Familie, während sie einfach nur Erfahrungen machen will. «Da müssen Mädchen gut auf sich aufpassen.» Manche aber geben dem Drängen nach, nicht zuletzt weil sie in wirtschaftlich schwierigen Zeiten die Sicherheit und Geborgenheit der Beziehung genießen, lautet die Einschätzung von Papastefanou.
Oft verlieren Mädchen der Psychologin zufolge durch den älteren Freund zudem den Kontakt zur alten Clique. Wenn sich Schwierigkeiten in der Beziehung abzeichnen, kann das gefährlich werden. Denn dann ist der Austausch mit nahe stehenden Menschen besonders wichtig. Grundsätzlich sollten Mädchen kein allzu schlechtes Gewissen haben, wenn sie am Ende entscheiden, dass sie sich doch noch nicht so fest binden wollen, sagt Papastefanou. «Jugendliche haben das Recht, Beziehungen auszuprobieren - das ist ihr Privileg».