Henrik
2004-04-20, 19:25:27
MP3 Guide
Anmerkung im Voraus: Dieser Guide richtet sich vor allem an die vielen verunsicherten Anwender,
daher gehe ich hier nicht sonderlich auf die Funktionsweise von MP3 ein, da ich sonst
wohl über's Ziel hinaus schiessen würde (ansonsten: bei Interesse einfach fragen).
Weiterhin beschränke ich mich hier bewusst auf das MP3 Format, da es die höchste Kompatibilität
und den höchsten Bekanntheitsgrad genießt, auch wenn es bereits weit bessere Formate
wie Vorbis, MPC (Musepack), AAC, FLAC etc. gibt.
Glossar
Zuerst sollten vielleicht einige im Zusammenhang mit MP3 oft auftauchende Begriffe geklärt werden.
Bitrate
Die Bitrate gibt an, wieviele Bits pro Sekunde das Musikstück insgesamt enthält.
Man schreibt bsw. 192kbps (Kilobits per second) oder 192Kbit/s (Kilobits durch Sekunde).
Die Zahl kann dabei während des laufenden Musikstücks "springen", man spricht dann von
"variabler Bitrate (VBR)". Die variable Bitrate gibt es wieder in zwei Varianten:
1) VBR - die Bitrate ist variabel und passt sich der Komplexität des Musikstückes an, dh. an schwierigen Passagen wird
mit höherer Bitrate und bei leichten Passagen mit niedrigerer Bitrate gearbeitet.
2) ABR (Average Bitrate) - ABR funktioniert ähnlich wie VBR, jedoch mit dem Unterschied, das mit einer durchschnittlichen
Bitrate encodiert wird. Dies hat den Vorteil, das die spätere Dateigröße recht genau voraus gesagt werden kann, was z.B.
wichtig ist, wenn man sicherstellen will, das X Titel auf den MP3-Player passen sollen.
Faustregel: Je höher die Bitrate, desto besser die Tonqualität
Frequenz
Die Frequenz gibt an, wie oft die Tonspur in der Sekunde abgetastet wird. Man schreibt bsw. 44,1KHz
(44,1KHz entsprechen dem Audio-CD Standard)
Frequenzgang
Unter Frequenzgang beschreibt man u.A. die "Bandbreite" an Frequenzen, die das Audiostück enthält.
Bei einer Audio-CD geht die Bandbreite von 20Hz bis 22KHz, bei einer MP3 Datei meist von 20Hz bis 15KHz.
Im Idealfall sind dabei alle Frequenzen gleich laut, dh. der Frequenzgang ist linear.
CD-Qualität
0ft wird behauptet, MP3 erreiche "CD-Qualität". Dies ist schlicht gelogen. MP3 ist ein
verlustbehaftetes Format, CD-Qualität kann damit nicht erreicht werden. Fairerweise sei aber gesagt, dass man
mit MP3 sehr nahe an CD-Qualität kommen kann. In einem solchen Fall spricht man von "Transparenz".
Transparenz
siehe "CD-Qualität"
Settings
Settings steht schlicht für "Einstellungen"
Lame
Lame ist ebenso wie FhG oder Blade ein MP3 Encoder.
Encoder
Der Encoder wandelt die unkomprimierte Audiodatei, z.B. im Waveformat, in das komprimierte Format, z.B. MP3 um.
Decoder
Der Decoder wandelt die komprimierte Audiodatei, z.B. MP3, in das Waveformat zurück, damit die Datei von der Soundkarte abgespielt werden kann.
Codec
Der Codec ist der Zusammenschluss der beiden Teile Encoder und Decoder.
Joint-Stereo
Bei diesem besonderen Stereomodus enthält lediglich der linke Kanal alle Toninformationen. Im rechten Kanal sind nur die Differenzen zum linken
Kanal gespeichert. Dies hat den Vorteil, das a) entweder mit geringerer Bitrate, oder b) mit höherer Qualität bei
gleicher Bitrate encodiert werden kann.
Joint Stereo gibt es wieder in zwei Arten:
Das verlustbehaftete Joint-Stereo (Intensity-Stereo: Hier gehen Stereoinformationen verloren, es wird am meisten Platz gespart.
Das verlustfreie Joint-Stereo (Mid/Side Joint-Stereo): Hier gehen keine Stereoinformationen verloren, es wird
weniger Platz gespart.
Presets
Presets bestehen aus optimierten Encodereinstellungen, deren Qualität mit "normalen" Settings nicht zu erreichen sind.
Die bekanntesten Presets sind der R3Mix (veraltet, nicht mehr empfehlenswert) und die Alternate Presets (auch "--alt-preset").
Rippen/Grabben
Das Rippen oder Grabben bezeichnet das Auslesen der Audiodaten von der CD.
Jitter
Jitter-Errors sind Fehler, die beim Auslesen der CD (besonders bei schlechten Rippern oder schlechten CD/DVD-ROMs) entstehen können.
Sie äussern sich durch Knackser/Klickser, hässliche Quietschtöne oder "sprunghafte" Musik, man hat den Eindruck, als ob ein Stück Musik
beim Auslesen der CD übersprungen worden wäre.
Id-Tags
Id-Tags sind kleine "Anhängsel" der Audiodatei, die Informationen über den Interpreten, den Namen und das Genre des Musikstücks etc.
enthalten können. MP3 unterstützt Id-Tags der Typen ID3v1 und ID3v2 (mit Abstrichen auch ApeV2).
MP3 Pro
MP3 Pro ist NICHT der Nachfolger von MP3 (das ist AAC). MP3 Pro wurde von Thompson Multimedia entwickelt und basiert auf dem
(nicht mehr empfehlenswerten) FhG Codec. MP3 Pro ist hauptsächlich darauf ausgerichtet, die Qualität bei niedrigen Bitraten
zu steigern. Dennoch ist MP3 Pro nicht empfehlenswert, da die Verwendung kostenpflichtig, die Kompatibiltät gering und die Qualität mies ist.
WMA
WMA hat nichts mit MP3 zu tun. WMA steht für Windows Media Audio und stellt ein Konkurrenzformat zu MP3 dar.
WMA kann qualitativ nicht mit MP3 mithalten, es wird aber von fast allen MP3 Playern unterstützt, weil es ebenfalls weit verbreitet ist.
Das Verfahren der MP3 Encodierung kurz erklärt
Sehr knapp zusammengefasst, kann man die Vorgänge beim Encodieren in MP3 in etwa so beschreiben:
Die Ursprungsdatei (Wave,Aiff, etc.) wird in ihrem Frequenzgang begrenzt: Töne, die das menschliche Ohr nur schlecht
oder gar nicht wahrnehmen kann, werden dabei abgeschnitten.
Dann wird die in ihrem Frequenzgang begrenzte Audiodatei nach "überflüssigem" Material durchforstet.
Mit überflüssig sind dabei bsw. Geräusche gemeint, die von anderen übertönt werden und somit ohnehin unwichtig sind.
Wie gesagt, diese Erklärung soll es nur ermöglichen, sich das Ganze ungefähr vorzustellen - 100%ig korrekt ist das auf keinen Fall.
Soweit die Theorie, jetzt kommt der eigentliche Guide:
1. Teil - das richtige Programm zum Rippen und Encodieren
An dieser Stelle werden sich wohl die Geister scheiden.
Die meiner Meinung nach besten Programme sind CDex (http://www.mpex.net/software/download.html?id=cdex&u=http%3A%2F%2Fcesnet.dl.sourceforge.net%2Fsourceforge%2Fsourceforge%2Fcdexos%2F cdex_151.exe) und EAC (Exact Audio Copy) (ftp://fx1.hrz.uni-dortmund.de/sw_data/su0165/EAC/eac095pb5.zip).
Während CDex auch hervorragend für Einsteiger geeignet ist, wendet sich EAC eher an den Fortgeschrittenen und Profi, der mit seiner Hardware und mit
der Bedienung der Encoder bekannt ist.
Vorteile von CDex:
Leicht zu verstehen, der Einsteiger wird nicht mit zu vielen Optionen überfordert, alle Einstellungen können über Checkboxes vorgenommen werden (.dll Encoder).
Dennoch kann der "Insider" noch über Kommandozeilenparameter an den Encodersettings tunen.
Halbwegs sicheres Audioauslesen mit "Fullparanoia"-Modus.
Wenig Probleme mit den gängigen Kopierschutzverfahren
Es werden bereits viele verschiedene Encoder mitgebracht (u.A. AAC, Vorbis)
Das Programm kann kostenlos heruntergeladen (http://www.mpex.net/software/download.html?id=cdex&u=http%3A%2F%2Fcesnet.dl.sourceforge.net%2Fsourceforge%2Fsourceforge%2Fcdexos%2F cdex_151.exe) werden.
Nachteile von CDex:
Wegen einer fehlerhaften cd_rip.dll kommt es auf Systemen mit Windows 98 zu Abstürzen.
Kann keine Image-Dateien erzeugen
Kann keine Wave-Dateien schneiden
Kann keine CDs brennen
Kann keine ID-Tags verändern
Vorteile von EAC
Sicheres Auslesen durch "Secure"-Technik
Programm ist kostenlos Download (ftp://fx1.hrz.uni-dortmund.de/sw_data/su0165/EAC/eac095pb5.zip)
Mir sind keine Inkompatibiliäten bekannt
Kann Image-Dateien schreiben
Kann Wave-Dateien schneiden
Kann CDs brennen
Kann ID-Tags verändern
Ermöglicht dem Profi sehr viel umfangreichere Einstellungen als es bei CDex möglich ist.
Nachteile von EAC
Für Einsteiger sehr komplizierte Bedienung
Bringt keine Codecs mit
Hat teilweise Probleme mit Kopierschutzverfahren
2. Teil, der richtige Encoder
Der verwendete Encoder hat einen großen Einfluss auf die Qualität des Musikstückes. Der momentan klangtechnisch beste MP3 Encoder ist LAME in der Version 3.90.3 (und evtl. auch 3.96 - das werden Hörtests noch zeigen).
Lame kann man kostenlos herunterladen (3.90.3) (http://www.audiohq.de/articles/files/lame-3.90.3modified.zip).
Nicht empfehlenswerte MP3-Encoder sind Blade, Xing und FhG (der Frauenhofer Codec), alle sind veraltet und daher nicht mehr empfehlenswert, zudem müssen für den
FhG Codec auch noch Lizenzgebühren bezahlt werden.
3. Teil, die richtigen Einstellungen
Presets
Mit dem Lame-Encoder sollten (fast) immer die Presets genutzt werden.
Folgende Presets sind empfehlenswert:
--alt-preset 128
Erzeugt eine MP3-Datei mit einer durschnittliche Bitrate von 128Kbit/s (Frequenzgang ~ 20Hz bis 16KHz).
Qualitativ liegt eine solche MP3-Datei über dem Kazaa und Co. Durchschnitt,
weshalb sich "--alt preset 128" für den durschnittlichen Hörer ohne besondere
Ansprüche an die Tonqualität empfiehlt.
--alt-preset medium
Erzeugt eine MP3-Datei mit einer Bitrate von ~160Kbit/s (Frequenzgang ~ 20Hz bis 18KHz).
Etwas höhere Qualität als "--alt preset 128".
--alt-preset 160
Ich habe vor einigen Tagen von diesem Preset gehört, habe aber weder getestet ob es funktioniert noch wie gut es klingt.
Den genauen Frequenzgang kann ich nicht sagen, er sollte schätzungsweise ebenfalls bei 20Hz bis 18KHz liegen.
Deshalb würde ich zu "--alt preset medium" greifen
--alt-preset standard -Y
Diese Variante habe ich nur kurz angetestet, kann über die Tonqualität aber noch nicht viel sagen. Die Bitrate liegt bei ~175Kbit/s,
der Frequenzgang afaik bei 20Hz bis 19KHz.
--alt-preset standard
"--alt preset standard" ist die wohl beste Lösung für denjenigen, der seine Musik gerne über eine hochwertige Stereoanlage genießt.
Unterschiede zur CD sind nur noch für sehr geübte Ohren auszumachen. Die Bitrate liegt bei ~ 180-220Kbit/s, der Frequenzgang reicht ~
von 20Hz bis 19KHz. Ich benutze selber dieses Preset, wenn ich auf MP3 angewiesen bin, und bin sehr zufrieden.
--alt-preset extreme
"--alt preset extreme" hat eine Bitrate von ~250Kbit/s, der Frequenzgang reicht von 20Hz bis 20KHz. Wer äußerst gute Ohren und entsprechendes
Audioequipment hat kann evtl. noch Unterschiede zu "--alt preset standard" ausmachen.
--alt-preset insane
Bei diesem Preset werden die Dateien werden mit einer konstanten Bitrate von 320Kbit/s encodiert, der Frequenzgang
reicht von 20Hz bis 21KHz. Somit stellt "--alt preset insane" die qualitativ hochwertigste Möglichkeit überhaupt da, MP3 Dateien zu erzeugen.
Meiner Meinung nach ist "--alt preset insane" ein doch eher überflüssiges preset, da diejenigen, die immernoch Unterschiede zu "standard"/"extreme"
heraushören, auch nicht mit "insane" zufrieden sein werden.
Für solche Leute bieten sich dann doch eher die verlustfreien Codecs wie FLAC an - oder eben die gute, alte LP :)
Besonderheiten für DJs
Wer mit BPM Studio und co. MP3 Musik auflegen will, muss, wenn er nicht auf Cue-Start verzichten will, MP3 Dateien mit konstanster Bitrate (CBR)
verwenden. Dabei sind folgende Einstellungen empfehlenswert:
--alt-preset cbr 128
Dieses Preset erzeugt eine MP3-Datei mit einer konstanten Bitrate von 128Kbit/s (Frequenzgang ~ 20Hz bis 16Khz). Qualitativ liegen CBR MP3s immer unter solchen,
die mit ABR encodiert wurden (Ausnahme "--alt preset insane"), auf PA Anlagen und im Partykeller fällt dies aber kaum auf.
Statt "cbr 128" können auch "cbr 160", "cbr 192" etc. verwendet werden. "CBR 160" stellt einen guten Kompromiss zwischen Dateigröße und Tonqualität da.
Weitere Presets
Die genannten Presets sind nicht vollständig, fast alle Presets haben auch noch eine "Fast"-Option, die auf Kosten der Tonqualität die Geschwindigkeit erhöht.
Das schreibt sich dann z.B. "--alt preset fast standard". Ich empfehle allerdings, nicht von dieser Option Gebrauch zu machen.
Und wo stelle ich das jetzt alles ein?
1. - CDex
Nachdem man CDex installiert hat, entpackt man den Lame Encoder auf zu Festplatte und verschiebt die Datei "Lame.dll" in das Verzeichnis, in das ihr auch CDex
installiert habt. Die alte Lame.dll überschreibt ihr dabei.
Jetzt startet ihr das Programm und drückt auf "F4".
Reiter "Encoder": Hier stellt ihr zuerst "Quality" auf das Preset eurer Wahl. Die restlichen Einstellungen sollten hier nicht verwendet werden (Ausnahme: "Thread Priority" kann
auf "Highest" gestellt werden, was CDex mehr Systemressourcen einräumt). Wenn ihr den Lame Encoder per Kommandozeile bedienen wollt, müsst ihr im Feld "Encoder" "external Encoder" eintragen
und dann nach dem in der EAC Anleitung erläuterten Prinzip verfahren.
Reiter "Drive": Hier stellt ihr "Ripping Method" auf "Paranoia, Full".
Reiter "CDDB": "CDDB" ist eine Titeldatenbank im Internet, die euch das eigenhändige Eintippen der Titel ersparen kann. Was ihr in diese Felder einträgt hängt von eurer Hardware ab.
Jetzt bestätigt ihr das Ganze, tragt evtl. noch Interpret, Titel- und Albumname, Jahr und Genre ein, markiert alle Titel und drückt "F9".
Die fertig gerippten Titel werden in euer CDex Verzeichnis unter "My Music" abgelegt (Pfad kann in den CDex Optionen geändert werden).
2. - EAC
Nachdem ihr EAC installiert habt, entpackt ihr den Lame Encoder in ein Verzeichnis eurer Wahl (z.B: "C:\Programme\EAC\Codecs\Lame\"). Dann startet ihr EAC.
So weit ich weiß wird beim ersten Start ein Wizard gestartet, der euch bei der Einrichtung etwas unter die Arme greift.
Alternativ gibt es auch ein von AudioHQ erstelltes Profil, das ihr herunterladen (http://www.audiohq.de/articles/files/AudioHQ.cfg) könnt und über den Reiter EAC->Profiles->Load Profile laden könnt.
Wenn ihr damit durch seit drückt ihr F11 und wählt unter dem Reiter "External Compressor" "User Definied Encoder" aus. Die Checkbox "Use external pro...." muss dabei
natürlich abgehakt werden. Bei "File Extension" tragt ihr ".mp3" ein. Dann sucht ihr über die Schaltfläche "Browse" die Lame.exe und klickt auf "Öffnen".
Unter "Additonal Command Line Options" tragt ihr jetzt "--alt-preset 128 --id3v2-only --pad-id3v2 --tt "%t" --ta "%a" --tl "%g" --ty "%y" --tn "%n" --tg "%m" %s %d" ein.
Statt "--alt-preset 128" kann hier natürlich auch jedes andere Preset verwendet werden.
Die merkwürdigen Buchstabenfolgen (-tt "%t" etc.) dienen nur dazu, alle Felder des verwendeten IDv2 Tags voll auszunutzen.
Ausserdem empfiehlt es sich, die Chechbox "Delete WAV after Compression" ebenfalls zu aktivieren.
CDDB ist bei EAC natürlich auch möglich; dazu einfach F12 drücken und die entsprechenden Werte eintragen.
4. Teil, der richtige Player
Besteht Interesse?
################################################################################ ################
Wer Fehler findet, etwas erklärt oder ergänzt haben -> einfach bescheid sagen
... Bis auf Weiteres
_3dfx_rulez ...
PS: n' sticky wäre kuhl :stolz:
[edit: shice, sehe grade, das die h1,h2,h3 tags nicht gehen. ach ja, die links im übrigen auch noch, muss noch die richtigen adressen raussuchen.]
[edit2: links gehen jetzt, für die tags hab ich grad keine zeit, kommt morgen]
[edit3: flüchtigkeitsfehler ausgebügelt und korrekturen eingefügt]
special thanks goes to Frank Bicking and the Audio Headquarters (http://www.audiohq.de).
Anmerkung im Voraus: Dieser Guide richtet sich vor allem an die vielen verunsicherten Anwender,
daher gehe ich hier nicht sonderlich auf die Funktionsweise von MP3 ein, da ich sonst
wohl über's Ziel hinaus schiessen würde (ansonsten: bei Interesse einfach fragen).
Weiterhin beschränke ich mich hier bewusst auf das MP3 Format, da es die höchste Kompatibilität
und den höchsten Bekanntheitsgrad genießt, auch wenn es bereits weit bessere Formate
wie Vorbis, MPC (Musepack), AAC, FLAC etc. gibt.
Glossar
Zuerst sollten vielleicht einige im Zusammenhang mit MP3 oft auftauchende Begriffe geklärt werden.
Bitrate
Die Bitrate gibt an, wieviele Bits pro Sekunde das Musikstück insgesamt enthält.
Man schreibt bsw. 192kbps (Kilobits per second) oder 192Kbit/s (Kilobits durch Sekunde).
Die Zahl kann dabei während des laufenden Musikstücks "springen", man spricht dann von
"variabler Bitrate (VBR)". Die variable Bitrate gibt es wieder in zwei Varianten:
1) VBR - die Bitrate ist variabel und passt sich der Komplexität des Musikstückes an, dh. an schwierigen Passagen wird
mit höherer Bitrate und bei leichten Passagen mit niedrigerer Bitrate gearbeitet.
2) ABR (Average Bitrate) - ABR funktioniert ähnlich wie VBR, jedoch mit dem Unterschied, das mit einer durchschnittlichen
Bitrate encodiert wird. Dies hat den Vorteil, das die spätere Dateigröße recht genau voraus gesagt werden kann, was z.B.
wichtig ist, wenn man sicherstellen will, das X Titel auf den MP3-Player passen sollen.
Faustregel: Je höher die Bitrate, desto besser die Tonqualität
Frequenz
Die Frequenz gibt an, wie oft die Tonspur in der Sekunde abgetastet wird. Man schreibt bsw. 44,1KHz
(44,1KHz entsprechen dem Audio-CD Standard)
Frequenzgang
Unter Frequenzgang beschreibt man u.A. die "Bandbreite" an Frequenzen, die das Audiostück enthält.
Bei einer Audio-CD geht die Bandbreite von 20Hz bis 22KHz, bei einer MP3 Datei meist von 20Hz bis 15KHz.
Im Idealfall sind dabei alle Frequenzen gleich laut, dh. der Frequenzgang ist linear.
CD-Qualität
0ft wird behauptet, MP3 erreiche "CD-Qualität". Dies ist schlicht gelogen. MP3 ist ein
verlustbehaftetes Format, CD-Qualität kann damit nicht erreicht werden. Fairerweise sei aber gesagt, dass man
mit MP3 sehr nahe an CD-Qualität kommen kann. In einem solchen Fall spricht man von "Transparenz".
Transparenz
siehe "CD-Qualität"
Settings
Settings steht schlicht für "Einstellungen"
Lame
Lame ist ebenso wie FhG oder Blade ein MP3 Encoder.
Encoder
Der Encoder wandelt die unkomprimierte Audiodatei, z.B. im Waveformat, in das komprimierte Format, z.B. MP3 um.
Decoder
Der Decoder wandelt die komprimierte Audiodatei, z.B. MP3, in das Waveformat zurück, damit die Datei von der Soundkarte abgespielt werden kann.
Codec
Der Codec ist der Zusammenschluss der beiden Teile Encoder und Decoder.
Joint-Stereo
Bei diesem besonderen Stereomodus enthält lediglich der linke Kanal alle Toninformationen. Im rechten Kanal sind nur die Differenzen zum linken
Kanal gespeichert. Dies hat den Vorteil, das a) entweder mit geringerer Bitrate, oder b) mit höherer Qualität bei
gleicher Bitrate encodiert werden kann.
Joint Stereo gibt es wieder in zwei Arten:
Das verlustbehaftete Joint-Stereo (Intensity-Stereo: Hier gehen Stereoinformationen verloren, es wird am meisten Platz gespart.
Das verlustfreie Joint-Stereo (Mid/Side Joint-Stereo): Hier gehen keine Stereoinformationen verloren, es wird
weniger Platz gespart.
Presets
Presets bestehen aus optimierten Encodereinstellungen, deren Qualität mit "normalen" Settings nicht zu erreichen sind.
Die bekanntesten Presets sind der R3Mix (veraltet, nicht mehr empfehlenswert) und die Alternate Presets (auch "--alt-preset").
Rippen/Grabben
Das Rippen oder Grabben bezeichnet das Auslesen der Audiodaten von der CD.
Jitter
Jitter-Errors sind Fehler, die beim Auslesen der CD (besonders bei schlechten Rippern oder schlechten CD/DVD-ROMs) entstehen können.
Sie äussern sich durch Knackser/Klickser, hässliche Quietschtöne oder "sprunghafte" Musik, man hat den Eindruck, als ob ein Stück Musik
beim Auslesen der CD übersprungen worden wäre.
Id-Tags
Id-Tags sind kleine "Anhängsel" der Audiodatei, die Informationen über den Interpreten, den Namen und das Genre des Musikstücks etc.
enthalten können. MP3 unterstützt Id-Tags der Typen ID3v1 und ID3v2 (mit Abstrichen auch ApeV2).
MP3 Pro
MP3 Pro ist NICHT der Nachfolger von MP3 (das ist AAC). MP3 Pro wurde von Thompson Multimedia entwickelt und basiert auf dem
(nicht mehr empfehlenswerten) FhG Codec. MP3 Pro ist hauptsächlich darauf ausgerichtet, die Qualität bei niedrigen Bitraten
zu steigern. Dennoch ist MP3 Pro nicht empfehlenswert, da die Verwendung kostenpflichtig, die Kompatibiltät gering und die Qualität mies ist.
WMA
WMA hat nichts mit MP3 zu tun. WMA steht für Windows Media Audio und stellt ein Konkurrenzformat zu MP3 dar.
WMA kann qualitativ nicht mit MP3 mithalten, es wird aber von fast allen MP3 Playern unterstützt, weil es ebenfalls weit verbreitet ist.
Das Verfahren der MP3 Encodierung kurz erklärt
Sehr knapp zusammengefasst, kann man die Vorgänge beim Encodieren in MP3 in etwa so beschreiben:
Die Ursprungsdatei (Wave,Aiff, etc.) wird in ihrem Frequenzgang begrenzt: Töne, die das menschliche Ohr nur schlecht
oder gar nicht wahrnehmen kann, werden dabei abgeschnitten.
Dann wird die in ihrem Frequenzgang begrenzte Audiodatei nach "überflüssigem" Material durchforstet.
Mit überflüssig sind dabei bsw. Geräusche gemeint, die von anderen übertönt werden und somit ohnehin unwichtig sind.
Wie gesagt, diese Erklärung soll es nur ermöglichen, sich das Ganze ungefähr vorzustellen - 100%ig korrekt ist das auf keinen Fall.
Soweit die Theorie, jetzt kommt der eigentliche Guide:
1. Teil - das richtige Programm zum Rippen und Encodieren
An dieser Stelle werden sich wohl die Geister scheiden.
Die meiner Meinung nach besten Programme sind CDex (http://www.mpex.net/software/download.html?id=cdex&u=http%3A%2F%2Fcesnet.dl.sourceforge.net%2Fsourceforge%2Fsourceforge%2Fcdexos%2F cdex_151.exe) und EAC (Exact Audio Copy) (ftp://fx1.hrz.uni-dortmund.de/sw_data/su0165/EAC/eac095pb5.zip).
Während CDex auch hervorragend für Einsteiger geeignet ist, wendet sich EAC eher an den Fortgeschrittenen und Profi, der mit seiner Hardware und mit
der Bedienung der Encoder bekannt ist.
Vorteile von CDex:
Leicht zu verstehen, der Einsteiger wird nicht mit zu vielen Optionen überfordert, alle Einstellungen können über Checkboxes vorgenommen werden (.dll Encoder).
Dennoch kann der "Insider" noch über Kommandozeilenparameter an den Encodersettings tunen.
Halbwegs sicheres Audioauslesen mit "Fullparanoia"-Modus.
Wenig Probleme mit den gängigen Kopierschutzverfahren
Es werden bereits viele verschiedene Encoder mitgebracht (u.A. AAC, Vorbis)
Das Programm kann kostenlos heruntergeladen (http://www.mpex.net/software/download.html?id=cdex&u=http%3A%2F%2Fcesnet.dl.sourceforge.net%2Fsourceforge%2Fsourceforge%2Fcdexos%2F cdex_151.exe) werden.
Nachteile von CDex:
Wegen einer fehlerhaften cd_rip.dll kommt es auf Systemen mit Windows 98 zu Abstürzen.
Kann keine Image-Dateien erzeugen
Kann keine Wave-Dateien schneiden
Kann keine CDs brennen
Kann keine ID-Tags verändern
Vorteile von EAC
Sicheres Auslesen durch "Secure"-Technik
Programm ist kostenlos Download (ftp://fx1.hrz.uni-dortmund.de/sw_data/su0165/EAC/eac095pb5.zip)
Mir sind keine Inkompatibiliäten bekannt
Kann Image-Dateien schreiben
Kann Wave-Dateien schneiden
Kann CDs brennen
Kann ID-Tags verändern
Ermöglicht dem Profi sehr viel umfangreichere Einstellungen als es bei CDex möglich ist.
Nachteile von EAC
Für Einsteiger sehr komplizierte Bedienung
Bringt keine Codecs mit
Hat teilweise Probleme mit Kopierschutzverfahren
2. Teil, der richtige Encoder
Der verwendete Encoder hat einen großen Einfluss auf die Qualität des Musikstückes. Der momentan klangtechnisch beste MP3 Encoder ist LAME in der Version 3.90.3 (und evtl. auch 3.96 - das werden Hörtests noch zeigen).
Lame kann man kostenlos herunterladen (3.90.3) (http://www.audiohq.de/articles/files/lame-3.90.3modified.zip).
Nicht empfehlenswerte MP3-Encoder sind Blade, Xing und FhG (der Frauenhofer Codec), alle sind veraltet und daher nicht mehr empfehlenswert, zudem müssen für den
FhG Codec auch noch Lizenzgebühren bezahlt werden.
3. Teil, die richtigen Einstellungen
Presets
Mit dem Lame-Encoder sollten (fast) immer die Presets genutzt werden.
Folgende Presets sind empfehlenswert:
--alt-preset 128
Erzeugt eine MP3-Datei mit einer durschnittliche Bitrate von 128Kbit/s (Frequenzgang ~ 20Hz bis 16KHz).
Qualitativ liegt eine solche MP3-Datei über dem Kazaa und Co. Durchschnitt,
weshalb sich "--alt preset 128" für den durschnittlichen Hörer ohne besondere
Ansprüche an die Tonqualität empfiehlt.
--alt-preset medium
Erzeugt eine MP3-Datei mit einer Bitrate von ~160Kbit/s (Frequenzgang ~ 20Hz bis 18KHz).
Etwas höhere Qualität als "--alt preset 128".
--alt-preset 160
Ich habe vor einigen Tagen von diesem Preset gehört, habe aber weder getestet ob es funktioniert noch wie gut es klingt.
Den genauen Frequenzgang kann ich nicht sagen, er sollte schätzungsweise ebenfalls bei 20Hz bis 18KHz liegen.
Deshalb würde ich zu "--alt preset medium" greifen
--alt-preset standard -Y
Diese Variante habe ich nur kurz angetestet, kann über die Tonqualität aber noch nicht viel sagen. Die Bitrate liegt bei ~175Kbit/s,
der Frequenzgang afaik bei 20Hz bis 19KHz.
--alt-preset standard
"--alt preset standard" ist die wohl beste Lösung für denjenigen, der seine Musik gerne über eine hochwertige Stereoanlage genießt.
Unterschiede zur CD sind nur noch für sehr geübte Ohren auszumachen. Die Bitrate liegt bei ~ 180-220Kbit/s, der Frequenzgang reicht ~
von 20Hz bis 19KHz. Ich benutze selber dieses Preset, wenn ich auf MP3 angewiesen bin, und bin sehr zufrieden.
--alt-preset extreme
"--alt preset extreme" hat eine Bitrate von ~250Kbit/s, der Frequenzgang reicht von 20Hz bis 20KHz. Wer äußerst gute Ohren und entsprechendes
Audioequipment hat kann evtl. noch Unterschiede zu "--alt preset standard" ausmachen.
--alt-preset insane
Bei diesem Preset werden die Dateien werden mit einer konstanten Bitrate von 320Kbit/s encodiert, der Frequenzgang
reicht von 20Hz bis 21KHz. Somit stellt "--alt preset insane" die qualitativ hochwertigste Möglichkeit überhaupt da, MP3 Dateien zu erzeugen.
Meiner Meinung nach ist "--alt preset insane" ein doch eher überflüssiges preset, da diejenigen, die immernoch Unterschiede zu "standard"/"extreme"
heraushören, auch nicht mit "insane" zufrieden sein werden.
Für solche Leute bieten sich dann doch eher die verlustfreien Codecs wie FLAC an - oder eben die gute, alte LP :)
Besonderheiten für DJs
Wer mit BPM Studio und co. MP3 Musik auflegen will, muss, wenn er nicht auf Cue-Start verzichten will, MP3 Dateien mit konstanster Bitrate (CBR)
verwenden. Dabei sind folgende Einstellungen empfehlenswert:
--alt-preset cbr 128
Dieses Preset erzeugt eine MP3-Datei mit einer konstanten Bitrate von 128Kbit/s (Frequenzgang ~ 20Hz bis 16Khz). Qualitativ liegen CBR MP3s immer unter solchen,
die mit ABR encodiert wurden (Ausnahme "--alt preset insane"), auf PA Anlagen und im Partykeller fällt dies aber kaum auf.
Statt "cbr 128" können auch "cbr 160", "cbr 192" etc. verwendet werden. "CBR 160" stellt einen guten Kompromiss zwischen Dateigröße und Tonqualität da.
Weitere Presets
Die genannten Presets sind nicht vollständig, fast alle Presets haben auch noch eine "Fast"-Option, die auf Kosten der Tonqualität die Geschwindigkeit erhöht.
Das schreibt sich dann z.B. "--alt preset fast standard". Ich empfehle allerdings, nicht von dieser Option Gebrauch zu machen.
Und wo stelle ich das jetzt alles ein?
1. - CDex
Nachdem man CDex installiert hat, entpackt man den Lame Encoder auf zu Festplatte und verschiebt die Datei "Lame.dll" in das Verzeichnis, in das ihr auch CDex
installiert habt. Die alte Lame.dll überschreibt ihr dabei.
Jetzt startet ihr das Programm und drückt auf "F4".
Reiter "Encoder": Hier stellt ihr zuerst "Quality" auf das Preset eurer Wahl. Die restlichen Einstellungen sollten hier nicht verwendet werden (Ausnahme: "Thread Priority" kann
auf "Highest" gestellt werden, was CDex mehr Systemressourcen einräumt). Wenn ihr den Lame Encoder per Kommandozeile bedienen wollt, müsst ihr im Feld "Encoder" "external Encoder" eintragen
und dann nach dem in der EAC Anleitung erläuterten Prinzip verfahren.
Reiter "Drive": Hier stellt ihr "Ripping Method" auf "Paranoia, Full".
Reiter "CDDB": "CDDB" ist eine Titeldatenbank im Internet, die euch das eigenhändige Eintippen der Titel ersparen kann. Was ihr in diese Felder einträgt hängt von eurer Hardware ab.
Jetzt bestätigt ihr das Ganze, tragt evtl. noch Interpret, Titel- und Albumname, Jahr und Genre ein, markiert alle Titel und drückt "F9".
Die fertig gerippten Titel werden in euer CDex Verzeichnis unter "My Music" abgelegt (Pfad kann in den CDex Optionen geändert werden).
2. - EAC
Nachdem ihr EAC installiert habt, entpackt ihr den Lame Encoder in ein Verzeichnis eurer Wahl (z.B: "C:\Programme\EAC\Codecs\Lame\"). Dann startet ihr EAC.
So weit ich weiß wird beim ersten Start ein Wizard gestartet, der euch bei der Einrichtung etwas unter die Arme greift.
Alternativ gibt es auch ein von AudioHQ erstelltes Profil, das ihr herunterladen (http://www.audiohq.de/articles/files/AudioHQ.cfg) könnt und über den Reiter EAC->Profiles->Load Profile laden könnt.
Wenn ihr damit durch seit drückt ihr F11 und wählt unter dem Reiter "External Compressor" "User Definied Encoder" aus. Die Checkbox "Use external pro...." muss dabei
natürlich abgehakt werden. Bei "File Extension" tragt ihr ".mp3" ein. Dann sucht ihr über die Schaltfläche "Browse" die Lame.exe und klickt auf "Öffnen".
Unter "Additonal Command Line Options" tragt ihr jetzt "--alt-preset 128 --id3v2-only --pad-id3v2 --tt "%t" --ta "%a" --tl "%g" --ty "%y" --tn "%n" --tg "%m" %s %d" ein.
Statt "--alt-preset 128" kann hier natürlich auch jedes andere Preset verwendet werden.
Die merkwürdigen Buchstabenfolgen (-tt "%t" etc.) dienen nur dazu, alle Felder des verwendeten IDv2 Tags voll auszunutzen.
Ausserdem empfiehlt es sich, die Chechbox "Delete WAV after Compression" ebenfalls zu aktivieren.
CDDB ist bei EAC natürlich auch möglich; dazu einfach F12 drücken und die entsprechenden Werte eintragen.
4. Teil, der richtige Player
Besteht Interesse?
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Wer Fehler findet, etwas erklärt oder ergänzt haben -> einfach bescheid sagen
... Bis auf Weiteres
_3dfx_rulez ...
PS: n' sticky wäre kuhl :stolz:
[edit: shice, sehe grade, das die h1,h2,h3 tags nicht gehen. ach ja, die links im übrigen auch noch, muss noch die richtigen adressen raussuchen.]
[edit2: links gehen jetzt, für die tags hab ich grad keine zeit, kommt morgen]
[edit3: flüchtigkeitsfehler ausgebügelt und korrekturen eingefügt]
special thanks goes to Frank Bicking and the Audio Headquarters (http://www.audiohq.de).