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The Heel
2004-05-07, 14:32:03
Brauch dringend ein paar links über das Mittelalter (als Musikepoche). Kann mir jemand helfen? ich such schon länger bei google, aber außer bei so ... seiten wie referate.de zeigt google nichts an. wär euch echt dankbar.

Simius
2004-05-07, 14:47:38
Hier etwas aus Encarta 2004:

Mittelalterliche Musik
1 EINLEITUNG

Mittelalterliche Musik, Oberbegriff für die europäische Musik in der Zeit zwischen etwa 900 und 1400.

2 KIRCHLICHE MONODIE

Obwohl die ersten Quellen polyphoner (mehrstimmiger) Musik bis in die Anfänge der mittelalterlichen Musik zurückreichen (z. B. zu dem Musiktraktat Musica Enchiriadis, etwa 850), waren die bedeutendsten Traditionen monophon (einstimmig). Im Mittelpunkt der musikalischen Praxis stand zunächst der gregorianische Gesang. Die genaue Entstehungszeit des liturgischen Gesangs, des Cantus planus, ist umstritten. Aus dem späten 9. Jahrhundert erhaltene Manuskripte belegen eine Vielzahl regionaler Stile und zeigen eine musikalische Notation (Neumen), durch die nur die ungefähre Kontur der Melodie vorgegeben wird.

Eine bedeutende Entwicklung vollzog sich jedoch vom 10. bis zum 12. Jahrhundert. Neue poetische und musikalische Elemente (z. B. Sequenz, Tropus und Conductus) wurden der traditionellen Liturgie hinzugefügt, und die theoretischen Neuerungen durch Guido von Arezzo (um 1030) führten zur Entstehung kompletter Gesangbücher mit einfacher Notenschrift. Eine der wohl wichtigsten neuen musikalischen Formen war das geistliche Spiel, das seine Blütezeit etwa zwischen 1000 und 1200 hatte. Die frühesten Werke dieser Gattung stellen den Besuch der Maria Magdalena, Johanna und Maria, der Mutter des Jakobus, am Grab des gekreuzigten Jesus Christus dar (Visitatio sepulchri) und verwenden erweiterte Fassungen der Cantus-planus-Dialoge zwischen Engel und Frauen, die in die Zeremonie der Osternacht (Karsamstag) aufgenommen worden waren. Spätere liturgische Dramen enthalten andere Themen aus dem Alten und dem Neuen Testament, oft auch aus dem Leben und den Wundertaten der Heiligen. Geistliche Texte wurden weiterhin nach dem Muster des Cantus planus vertont, jedoch mit zunehmend ausdrucksvollem Vokabular, wie leidenschaftlichem Wehklagen (etwa im so genannten Planctus) oder wütenden Ausrufen.

3 WELTLICHE MONODIE

Im Vergleich zum Quellenreichtum der kirchlichen Monodie um 900 ist das Repertoire des weltlichen Gesangs vor etwa 1150 relativ schlecht dokumentiert, abgesehen von gelegentlichen Zitaten beliebter Refrains in späteren Romanzen, Spielen und polyphonen Werken. Selbst wenn die Notation erhalten ist, garantiert dies nicht, dass es sich um die ursprüngliche Vertonung handelt. Mit dem Aufstieg der Langue d’oc (Provenzalisch oder Altokzitanisch) und der Langue d’oïl (einer Vorform der französischen Sprache) als Literatursprache im 12. und 13. Jahrhundert entstanden umfangreiche Sammlungen von Liedern der Troubadoure und Trouvères für die Höfe des französischen Adels. Die Troubadoure im Süden Frankreichs und die Trouvères im Norden kamen aus unterschiedlichen sozialen Schichten, die meisten aber waren adeliger Abstammung. Im Mittelpunkt ihrer Dichtung stand der Kult der höfischen Minne, der einer unerreichbaren Minneherrin galt. In der Zeit der Kreuzzüge waren auch Krieg und Trennung zentrale Themen der Troubadoure und Trouvères, und ihre Werke verbreiteten sich rasch in Deutschland, Italien und Spanien.

Die Lieder der Trouvères weisen einen strengeren Formwillen auf als die der Troubadoure, und sie nehmen einige der Formen des Chansons des 14. und 15. Jahrhunderts vorweg (dies ist besonders beim Rondeau der Fall). Mehr als 2 000 ihrer Kompositionen sind überliefert in den so genannten Chansonniers (Liedersammlungen der Troubadoure und Trouvères aus dem späten 13. und dem 14. Jahrhundert), in denen nicht nur viele der Komponisten namentlich genannt werden (z. B. Thibaut IV. de Champagne, König von Navarra, 1201-1253), sondern auch kurze Porträts der bekanntesten von ihnen enthalten sind. Die weltliche Monodie verlor nach etwa 1300 an Bedeutung, wurde aber vorübergehend in den von den Trouvères inspirierten Virelais und Lais von Guillaume de Machault wiederbelebt.

4 POLYPHONIE

Zu der Zeit, als Adam de la Halle, einer der letzten Trouvères, seine Lieder mit einfachen Harmonien begleitete, hatten die großen Kirchen und Klöster Europas über 400 Jahre mannigfaltiger Experimente mit der Polyphonie erlebt. Zweifelsohne hatte es sowohl in der kirchlichen als auch in der weltlichen Musik vor Beginn der Aufzeichnungen improvisierte mehrstimmige Musik gegeben. Etwa zwischen 850 und 1150 jedoch kann die Entwicklung einer Gattung der liturgischen Polyphonie, des Organums, von einer einfachen parallelen Duplizierung von Cantus planus im Abstand von Oktaven, Quinten oder Quarten zu ausgereifteren Varianten verfolgt werden, bei denen der Cantus planus in langen, bordunartigen Tönen (dem Tenor) unter einer oberen Stimme (dem Cantus) erscheint. Literarische Zeugnisse mit Teilen aus diesem Repertoire sind in Winchester, Limoges, Chartres und Santiago de Compostella erhalten geblieben. Dieser Prozess der Ausschmückung der Liturgie (genauer gesagt des Proprium missae, der veränderlichen Teile der Messe) fand seinen Höhepunkt während des späten 12. und frühen 13. Jahrhunderts in der Notre-Dame-Schule in Paris. Die bekanntesten Komponisten dieser Schule waren Leoninus, dem die Sammlung Magnus liber organi (um 1180) zugeschrieben wird, und Perotinus (französisch: Pérotin), der das Werk seines Vorgängers vermutlich überarbeitete und ergänzte (um 1200). Beide spielten wahrscheinlich bei der Entstehung der ersten rhythmischen Notation (der Modalnotation) eine maßgebliche Rolle, die auf sechs nach den griechischen Versmaßen Trochäus, Jambus usw. benannten Rhythmusmodi basiert. Die Anwendung metrischer Muster (die ungefähr dem heutigen zusammengesetzten Zweierrhythmus entsprechen) auf die oberen Stimmen des Organums (und manchmal auch auf den Tenor des Cantus planus) erfüllte die Form mit neuem Leben und ebnete der raschen Entwicklung der Notation und weiterer Kompositionstechniken des 13. und 14. Jahrhunderts den Weg.

Da das Organum als Verzierung der Soloabschnitte des Introitus, des Graduale usw. entstanden war, liegt die Vermutung nahe, es sei selbst ebenfalls von Solisten vorgetragen worden. Das ständige Überlappen und Wechseln der Stimmen, z. B. in Pérotins vierteiligem Viderunt (einem Graduale für Weihnachten), setzt eine Klarheit der Ausführung voraus, die durch Einsatz nur einer Stimme am besten hätte erreicht werden können. Es gibt auch Belege dafür, dass die oberen Stimmen des Organums in Abschnitten, in denen der Tenor metrisch zusammen mit den anderen Stimmen erklang, mit zusätzlichen Texten (dem Tropus) ausgestattet waren. Diese Abschnitte (Clausulae) wurden offensichtlich nicht nur im ursprünglichen Zusammenhang des Organums, sondern auch als eigenständige Stücke religiöser oder der Unterhaltung dienender Kammermusik aufgeführt. Etwa um 1240 wurden Discantus-Oberstimmen in lateinischer, später in französischer Sprache geschrieben. Diese wurden Motetten genannt (von französisch mots: Worte), eine Bezeichnung, die später als Gattungsname auf vollständige Werke angewendet wurde.

Während der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts verselbständigte sich die Motette zur Hauptgattung der Ars antiqua, der polyphonen Kunstmusik in Europa. Zahlreiche Handschriftensammlungen (von denen einige nach 1300 kopiert wurden) bezeugen ihre Bedeutung und Beliebtheit. Die Montpellier-Handschrift etwa enthält über 300 Motetten mit zwei, drei und vier Stimmen, deren Themenspektrum vom Religiösen bis hin zum Erotischen reicht (und die häufig in lateinischer und französischer Version neben einandergestellt sind). Eine bedeutende Form der Motette, die Pastourelle, erzählt Geschichten um die derbe Brautwerbung bei den Schäfern und Schäferinnen und die „interkulturelle” Einmischung in Gestalt eines Ritters, der versucht, eine der bäuerlichen Frauen zu verführen. Dieser Einfluss aus der Poesie der Troubadoure und Trouvères ist häufig gepaart mit Zitaten bekannter Refrains oder (wie bei etwa 20 Motetten der Fall) mit französischen weltlichen Liedern und Tänzen, die an die Stelle des üblichen Cantus-planus-Tenors treten.

Eine Folge der Verwendung erzählender Texte in den oberen Stimmen der Motette war der gestiegene Bedarf an kurzen Notenwerten, damit die Worte silbenweise vertont werden konnten. Lösungen fanden der Theoretiker Franco von Köln (um 1260), der eine Form der Mensuralnotation erfand, die die Semibrevis als eigene Einheit begründete, und Petrus de Cruce (um 1280), der die Flexibilität dieses Systems so steigerte, dass es nun Gruppierungen von bis zu sieben Semibreven darstellen konnte, was dem Sänger ein sehr schnelles Deklamieren der Worte ermöglichte. Diese Entwicklungen in der Notation ebneten der so genannten Ars nova (neue Kunst) den Weg. Die Prinzipien dieser neuen Musik waren in einer Abhandlung (um 1325) von Philippe de Vitry (1291-1361) niedergelegt. Neben anderen Verbesserungen der Notation führte dieser (zusammen mit anderen zeitgenössischen Musiktheoretikern) einen weiteren Notenwert, die Minima, sowie Notenwertsignaturen und eine systematischere Notenschrift für Pausen ein. Erstmals war es so möglich, Synkopen zu notieren (eine Praxis, die sich in der so genannten Ars subtilor des päpstlichen Palastes zu Avignon im späten 14. Jahrhundert zu höchster Komplexität entfaltete).

Obwohl es richtiger ist, den Begriff Ars nova nur auf die Musik der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts anzuwenden, bezeichnet dieser Name heute generell den Stil der gesamten Periode von circa 1300 bis circa 1400. Die damaligen Theoretiker hatten den Begriff Ars antiqua geprägt, mit dem sie die Musik des vorherigen Jahrhunderts bezeichneten. Abgesehen von neuen Notationsregeln führte die neue Kunst des 14. Jahrhunderts einige technische Kompositionsansätze ein, die noch einen weit reichenden Einfluss auf die Musik späterer Epochen haben sollten. Eine dieser neuen Kompositionstechniken, der Isorhythmus (lateinisch: gleicher Rhythmus), baute auf den sich wiederholenden rhythmischen Mustern des Tenors der Ars-antiqua-Motette auf und wandte dieses Prinzip auf die Oberstimmen von Motetten, die Sätze polyphoner Messen und die Tenöre an. Die Motette selbst blieb, wie schon im 13. Jahrhundert, sowohl im kirchlichen als auch im weltlichen Bereich verbreitet und erlangte daneben als Medium der politischen Debatte und der Satire Bedeutung (so etwa in Le Roman de Fauvel, einer umfangreichen satirischen Dichtung, um 1310 bis 1314 mit 167 Musikstücken, darunter einigen von Philippe de Vitry).

Während man beim Komponieren isorhythmischer Motetten mit dem Tenor begann (in der Regel die tiefste Stimme), wurden polyphone Lieder der Ars nova offenbar von der höchsten Stimme (dem Cantus) aus nach unten komponiert. Hierbei diente die tiefste Stimme als Begleitung zur ausdrucksvollen Melodie, und die Dichtung wurde in einer der etablierten Formes fixes (in Frankreich Rondeau, Ballade und Virelai) vertont. Die musikalische Struktur basierte (im Gegensatz zur Struktur der Dichtung) auf zwei sich gegenseitig ausgleichenden Abschnitten, die jeweils mit dem gleichen oder mit neuem Text wiederholt wurden, je nach zugrunde liegender Form. Der Kanon war ebenfalls eine beliebte Form, besonders bei Liedern über das Jagdleben (in Frankreich als Chasse und in Italien als Caccia bezeichnet). Prinzipien der Motette fanden gelegentlich auch Eingang in Chansons, wenn diese eine beliebte Melodie in der Tenorstimme präsentierten. Diese Verwendung des Cantus firmus (feststehender Gesang) sollte in der Vertonung von Messen besonders in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts noch weiter erkundet werden.

Die beiden führenden Komponisten des 14. Jahrhunderts waren Guillaume de Machault und Francesco Landini (um 1325 bis 1397). Die Tatsache, dass ihr Werk in prachtvollen Handschriften festgehalten wurde, zeugt von der großen Achtung, die ihre Zeitgenossen und Nachfolger diesen Komponisten entgegenbrachten. Ihre Kompositionen veranschaulichen die Beliebtheit der Motette und der Formes fixes in Frankreich sowie des Madrigals (in diesem Fall nicht zu verwechseln mit dem Madrigal des 16. Jahrhunderts) und der Ballata in Italien. Machault ist außerdem der erste bekannte Komponist einer vollständigen polyphonen Vertonung des Ordinarium missae. Er war in seiner Epoche ein Dichter von hohem Ansehen. Seine Werke zeichnen sich durch einen verfeinerten Einsatz von Isorhythmus und Synkopen aus, aufgrund dessen seine Musik auch als intellektuell oder kantig bewertet wurde. Im Vergleich dazu wurde Landini wegen seines fließenden Melodiestiles und seiner grazileren Rhythmen geschätzt. Seine Musik nimmt einige Elemente des späteren italienischen Belcanto vorweg.

Nur wenige Werke mittelalterlicher Instrumentalmusik sind erhalten. Die wenigen Estampies (instrumentale ein- oder mehrstimmige Vortrags- oder Tanzstücke, die nach dem Prinzip der fortschreitenden Wiederholung, also AABBCC usw., aufgebaut sind), die in verschiedenen Handschriften des 13. und 14. Jahrhunderts erhalten blieben, sind meist monophon und haben oft sprechende Titel (wie etwa Lamento di Tristan). Die Musik des 15. Jahrhunderts schöpfte intensiv aus den Prinzipien und Strukturen der Ars-nova-Periode. In England kam die Entwicklung einer reicheren Harmonik besonders in den Vertonungen von Messen und Motetten durch Leonel Power (um 1370/85 bis 1445), John Dunstable und anderen in der Old-Hall-Handschrift genannten Komponisten voll zur Entfaltung. Die Verschmelzung verschiedener nationaler Stile, die mit dem Entstehen der Messe als Hauptgattung der europäischen Musik zusammenfiel (um 1430 bis 1470), war nicht zuletzt Folge der Ausstrahlung der englischen Musik und ihrer großen Beliebtheit auf dem europäischen Festland. Die mittelalterliche Musikauffassung wirkte vor allem im protestantischen Raum noch bis ins 18. Jahrhundert nach.


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(del)
2004-05-07, 15:04:50
Vielleicht hilft dir das:

http://www.the-orb.net/encyclop/culture/music/musindex.html

Ansonsten einfach bei Google mal nach "medieval music" oder "middle age + music suchen", da findet sich sehr viel...

The Heel
2004-05-07, 15:07:07
erstmal danke, wobei mich der letzte beitrag nicht wirklich weiter bringt. das ganze sollte schon auf deutsch sein. :)

(del)
2004-05-07, 17:39:35
Schade!
Ich hab in der Schule mal dafür etwas suchen müssen und dabei die Erfahrung gemacht, dass die englischen Quellen häufig umfangreicher und besser sind...