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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : First time fishing, oder: die schnelle Flucht ins Ungewisse


Quantar
2004-05-30, 12:29:37
Hiermit bestätige ich, dass alle weiteren Informationen der absoluten Wahrheit entsprechen


27.5.2004
wir kommen zu viert in einem Ferienhaus nähe Usum(Nordfriesland) an. Einer von uns ist des Angelns mächtig: will heißen: nachdem wir eine stunde vor ort waren hatten allesamt das Bedürfnis einen fisch zu fangen. Einiges an dem Abend getrunken, diverse Pläne geschmiedet.

28.5.2004
uns ist der Auspuff abgebrochen, man hört uns 10km gegen den wind, scheiße! Wir schreddern mit 100db zur Werkstatt, in der Hoffnung, man will uns nicht 300 Euro eine neue Anlage andrehen. Und siehe da: 20 Euro, 1 stunde.... glück gehabt. Derweil treiben wir uns in Friedrichtstadt rum, essen Fischbrötchen und stoßen auf einen Anglerladen.
Nachdem wir drei Nicht-Angler so geil aufs Angeln geworden sind kaufen wir uns spontan zwei weitere Ruten und entsprechendes Zubehör, sprich Schwimmer, Köder, Stopper, Haken etc. immerhin hatte wir einen dabei, der etwas davon versteht.
Zwei stunden später sind wir auf der suche nach einem geeigneten platz, was an und für sich in Schleswig-Hollstein kein Problem ist. Doch wasein Problem war: kein Angelschein(vielmehr einen der seit 4 Jahren abgelaufen ist), keine Tageskarte fürs Fischen = schwarz fischen. So absurd es sich auch anhören mag, wer ohne einen gültigen Angelschein fischt, begeht „Fischwilderei“ und das wird Wiederrum als ein verbrechen deklariert, mit dem einem ein Eintrag ins Vorstrafenregister sicher ist. Und das ist sicher! Hört sich komisch an, ist aber so. ist im Grunde genommen das gleiche, wie wenn man jemanden grundlos zusammenhaut. Deutschland eben.
Nichtsdestotrotz waren wir fest entschlossen, den ein oder anderen fisch zu fangen.
Also durch die Gegend gefahren und das erste Vereins-Gewässer ausgemacht. Fluchs hatten wir unseren kram ausgeladen und uns an einer günstigen stelle postiert. So schön so gut, wären hier nicht die „Angel-Naturschütz-Wärter“(Beamte), die mehrmals täglich die lokalen stellen absuchen und jeden Angler nach einem gültigen Angelausweis fragen.
Wir saßen also inmitten Brennnesseln und haben unsere Ruten rausgeholt, da stand schon jemand auf einer entfernten Brücke und hat uns beobachtet. Kein gutes Zeichen, zumal waren wir an dieser stelle zu gut sichtbar. Also, Zeugs wieder gepackt und mit Sack und Pack zum 2 km entfernten Auto gelaufen.
Nun mussten wir uns also eine andere geeignete Stelle suchen. Demnach wieder 30 Minuten durch die Pampa gedüst bis wir den perfekten Angelplatz gefunden haben. Abgeschieden, hinter einem Busch, schöne Natur und einem Teich. Also wieder Auto abgestellt, Zeugs ausgeladen und hin geschleppt. Weit und breit keine Menschenseele. Perfekt. Angeln rausgeholt, ausgeworfen, Stühle ausgeklappt, Bier getrunken. Perfekt. Ein bild der Götter. In 3 stunden hatten wir Angel-Noobs doch tatsächlich 2 dicke 40cm lange Aale rausgeholt. Doch die Viecher wollten einfach nicht verrecken. Rausgeholt, drauf geschlagen, Wirbelsäule durchtrennt. Da sind uns die Beiden doch noch immer abgehauen. Selbst beim häuten 2 stunden später haben sich die Dinger noch ohne Kopf bewegt. Total krank...

29.5.2004
„Aali“ und „Aali-baba“ lagen in unsrem Kühlschrank, fertig um verspeist zu werden, die Lust. Weiter angeln zu gehen war größer. Also haben wir uns für unser Rezept noch einiges aus dem örtlichem Supermarkt gekauft und sind weiter gezogen.
Nun sind wir zum „Eider-Sperrwerk“ gefahren, mitten an der Nordsee. Dort kann man ohne jegliche Genehmigungen und scheine fischen, also völlig entspannt. da waren die Aussichten allerdings ziemlich mau. Wir fischten auf Scholle, und die wollten einfach nicht beißen. Nach reichlich verbalem Hick-Hack haben wir dementsprechend beschlossen, wieder an unseren vorigen Angelplatz zu fahren. So weit, so gut, doch nun fängt das Abenteuer an:
Wir drei Angel-Noobs sind mit dem ganzen Zeugs an dem Weg ausgestiegen, während der vierte den wagen abgestellt hat. Da hatten wir uns also postiert. Ruten fertig gemacht zum auswerfen. Doch irgendwie hatte ich ein verdammt ungutes Gefühl. Erst sind an uns(also 100m entfernt auf dem Weg) 2 Autos 2 mal vorbeigefahren. Das eine war dem Aufdruck nach ein wagen des Naturschutzbundes, das andere war ein grüner Jeep, welchen in der Gegend nur Förster fahren. Zudem fuhr ein schwarzer Kombi(!) an uns vorbei und blieb auf einer Kreuzung stehen. Und auf einmal fuhr der nicht mehr weiter. Weit und breit nix zu gucken, aber der Kerl steigt aus und guckt in unsere Richtung. Er steigt wieder ein, fährt weiter und 2 Minuten später ist er schon wieder da, und fährt im Schritttempo an uns vorbei.
Da wurde es uns zu strange. Also kurzer hand die Ruten im Schilf versteckt. Die Sachen gepackt und weggerannt. Und dieser schwarze Kombi war immer auf unserer Augenhöhe. Er ist so schnell gefahren, wie wir gerannt sind. Da wussten wir 100%ig, die sind hinter uns her...
Also rein in Wald, 300 Meter gelaufen, dann einen mehr oder weniger sicheren platz gefunden. Noch schnell sämtliche Angelbeweise(Köder, Haken, etc.) versteckt und weiter... dann haben wir uns hingesetzt und versucht Ruhe zu bewahren. Was jedoch nicht leicht ist wenn jeder alle 30 Sekunden irgendwas hört. Der absolute Horror. Verstecken im Gebüsch. Da haben wir ca 1 ½ stunden Pläne geschmiedet, sind verschiedene Fluchtwege, Hypothesen sowie Theorien durch gegangen(was bei 2 Mathematikern auch nicht schwer ist).
Zwischenzeitlich hörten wir Schüsse direkt neben uns. Wir hörten ein Reh. Ist ja nicht weiter dramatisch, aber wenn das Vieh heult wie ein tollwütiger Hund, diverse andere Geräusche von sich gibt und mit scheinbaren 50 Sachen durch den Wald rennt ist das nicht wirklich lustig, zumal wir in einer sehr, sehr angespannten Lage waren und mit allem gerechnet haben...
Nach reichlicher Überlegung haben wir beschlossen, uns in zwei Gruppen aufzuteilen. Die eine schlägt sich mit allen „Beweis-Materialien“ bis zum Eider-Sperrwerk durch (ca. 5km durch den Wald), die anderen machen einen auf Wanderer und versuchen ans Auto zu kommen(welches zweifelsohne als unser Auto identifiziert worden ist, insofern steht dort auch einer von der Truppe), um dann zu dem vereinbarten Treffpunkt zu fahren

Ich habe mich natürlich zu dem „Buschkämpfer“ entschlossen. Also haben wir uns erst mal 1 stunde durch diesen abgefuckten Wald durchgeschlagen, alleine in der Hoffnung, irgendwann, irgendwo und vor allem irgendwie unbemerkt da raus zu kommen. Die Einzelheiten der ersten Flucht Stunde erspare ich euch jetzt. Es war jedenfalls verdammt scheiße. Durch Büsche, Moore und riesige Brennnesselsträucher ging unsere Flucht. Das Adrenalin permanent auf 100%. Nun kamen wir an einen sehr guten punkt, um aus dem Wald rauszukommen. Doch da stand dieser verdammte schwarze Kombi, schon wieder. Also haben wir uns zurückgezogen und sind in den Wald geflüchtet. Da hörten wir auch schon Schüsse, die inmitten einem Umkreis von 50 Metern abgefeuert worden sind. „Scheiße, jetzt schießen die auch noch auf uns“. Also wieder rein in Graben, bzw. im Geäst auf die Knie. Daraufhin ist jemand durch den Wald gegangen, es waren zweifelsohne menschliche Schritte. Da stieg der Puls auf 180. 10 Minuten ausgeharrt, nix passiert. In der absoluten Verzweiflung habe ich einen großen ast gehoben und damit geschwenkt. Es sah so blöde aus wie es sich anhört. Hätte ich eine weiße Fahne gehabt, hätte ich es mit dieser getan. Lieber erwischt als erschossen werden. Jedenfalls kam da keine Reaktion. Also haben wir uns wieder nach vorne bewegt, auf den Pfad, auf dem wir uns befunden haben. Da sahen wir wieder den schwarzen Kombi, der weg fuhr.
Und nun kommt der abolute Höhepunkt: Da rief uns unsere andere „Gruppe“ an und teilte uns beiden mit, dass wir den Autoschlüssel hätten!!! Na da haben wir bei der Planung aller rein theoretischer Hypothesen doch wohl etwas vergessen... verdammte scheiße!!! Wir waren einfach schon zu weit weg, um wieder zurück gehen zu können. Aber da kann man halt nix machen...
Nun hatten wir wieder ein wenig Luft. Also weiter gelaufen, auf der suche nach einem weg auf die Straße. Nun wurde es jedoch dunkel, also sind wir im Dunkeln im Wald den Pfaden gefolgt. Keine leichte Aufgabe. Wir sind dann im Grunde genommen Zick-Zack gelatscht, was sich aber einfach aufgrund der Wegführung nicht vermeiden ließ. Nach weiteren 1 ½ stunden Marsch kamen wir endlich wieder auf eine Straße. Die sind wir dann ca. 1 stunde weiter gelaufen, ohne wirklich zu Wissen wohin wir eigentlich gehen, aber in der Hoffnung, letztendlich an unserem sekundären Treffpunkt anzukommen. Und nach weiteren 30 Minuten Fußmarsch im Dunkeln ohne jegliche Orientierungshilfen kamen wir endlich auf dem scheiß Parkplatz bei dem scheiß Auto wieder an(es war inzwischen 1.00 Uhr). Wir haben den ganzen Scheiß ins scheiß Auto rein geworfen und sind weitere 50km zu unserer scheiß Bude gefahren....
Dann haben wir unsere aale gegessen, welche übrigens das genialste Essen meines Lebens waren. Und dann haben wir uns einfach nur noch die Kante gegeben......



Im nachhinein lachen wir uns einfach nur noch kaputt wegen der Geschichte. Denn nach wie vor wäre alles möglich gewesen, von reiner Paranoia bis hin zur „Menschenjagd“. Ist schwer nachzuvollziehen, jedoch ist es nicht einfach mit drei leicht Bekifften Ruhe zu bewahren. War jedenfalls verdammt verrückt, dennoch verdammt geil. Da soll noch mal Jemand sagen, Angeln sei entspannend.
Das nächste mal haben wir wieder einen gültigen Angelschein, und dann wird’s etwas ruhiger zugehen. Und bis dato werden wir unser Verlangen mit Fischbrötchen befriedigen.

greetz
Kelvin

derJay
2004-05-30, 12:50:00
:lolaway:

Geile Story! Wünsch euch beim nächsten mal dann entspannteres Angeln. ;)

Liquaron
2004-05-30, 12:56:32
Einfach nur GOIL!!!


:D :D :D

RESPEKT

Wolf2k
2004-05-30, 17:36:10
Musst richtig lachen

;D

mumupam
2004-05-30, 19:19:08
wennst de beim schwarzangeln erwischt wirst zahlt jeder 600€.ich bin auch angler aber ich hab einen angelschein und bin auch im verein angemeldet.aber manchmal tu ich auch im naturschutzgebiet angeln.da gibts so fette hechte,bärsche und zander.du musst einfach nur eimal den blinker durchziehen und scho hast du einen.schwarzangel im naturschutzgebiet kann ich nur empfehlen.man muss eigentlich nur aufpassen dass kein naturschützer kommt...

Grindcore
2004-05-31, 00:19:00
Das kann ich zu 100% bestätigen, mal abgesehen davon, dass es im Naturschutzgebiet RICHTIG teuer wird, wenn sie Deiner habhaft werden, rockt das ohne Ende.

Ich hab vor Jahren mal über einen Sommer regelmäßig in nem Schutzgebiet geangelt, das war unglaublich, ein riesiger Flachwassersee, verbunden mit unzähligen kleinen Gräben und Kanälen, sowas wie durchschnittlich große Fische gabs da gar nicht. Riesige Karpfen, Aale von im Schnitt 70cm, Karauschen die so groß waren wie Andernorts Brassen, mörder Hechte... Ich krieg heute noch Gänsehaut, wenn ich an jene verschwiegenen Nächte denke..Seufz.

Quantar
2004-05-31, 00:49:16
so leutz, und nun ein paar bilder:

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Quantar
2004-05-31, 00:50:16
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Quantar
2004-05-31, 00:51:55
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Quantar
2004-05-31, 01:02:14
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Quantar
2004-05-31, 01:29:13
soooo, letztes bild. morgen kommen die avis... :

http://www.mitglied.lycos.de/quallala/picz/usum/23.jpg

Butter
2004-05-31, 08:08:47
Zum Meer würde ich auch gerne mal wieder fahren.
Die Leute waren bestimmt von der Aalmafia.

Popeljoe
2004-05-31, 11:24:04
Gajole Story!
Die Zugkifften Schwarzangler und die Jagd durch den dunklen Wald! =)
Aber: an der Nordsee angelt man nur bei auflaufendem Wasser (auch Flut genannt :) ), bei euch siehts aber stark nach Ebbe aus und dann verpieseln sich die Fische nämlich!
Ansonsten kann man in Schleswig Holzbein aber auch Angelscheine für Urlauber erwerben (kriegt man im TouristenBüro oder in der Gemeindeverwaltung).
Die gelten dann aber nur für best. Gewässer und auch nur 4 Wochen.
Weiterhin viel Spass!
Popeljoe

Metzger
2004-05-31, 11:59:13
:biggrin: Coole Geschichte =)