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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Opa verstorben - ich empfinde keine Trauer


Henrik
2004-09-16, 21:46:38
Meine Eltern haben mir vor ~ zwanzig Minuten mitgeteilt, das mein Opa väterlicherseits im Alter von 86 Jahren grade gestorben ist.
Meine Mutter hatte Tränen in den Augen, mein Vater schien einfach fertig zu sein. Nur ich sehe die Situation eher nüchtern, als ob nicht mein Opa sondern der Herr Meier drei Straßen weiter gestorben sei.
Ich hatte nicht viel mit meinem Opa zu tun, da er vor 15 Jahren einen Schlaganfall erlitt und seitdem im Rollstuhl sitzt und halbseitig gelähmt ist/war.
Die Beziehung zu meinem Opa beschränkte sich daher auf gelegentliche Besuche mit der Familie.
Trotzdem ist er immernoch mein Opa, deshalb finde ich es befremdlich, das ich keine Trauer empfinde. Ich erschrecke mich sogar vor mir selbst, frage mich, ob ich wirklich so gefühlslos bin. Das erste Mal denke ich wirklich daran, ob der frühe Kontakt mit gewaltsamen PC-Spielen (Doom II habe ich in der Grundschule gespielt) und Filmen, in denen der Tod als spaßige Sache dargestellt wird (bsw. Final Destination), vielleicht doch mehr Einfluss auf meine Psyche gehabt haben, als ich mir bisher eingestanden habe.
So, ich mache jetzt mal Mathe fertig (thx @ Beh)
3dfx

oktolyt
2004-09-16, 21:52:09
Ich glaub nicht daß das mit den Spielen zu tun hat.

Wenn du einfach keine so starke emotionale Bindung zu deinem Opa hattest....naja - dann isses imho erklärbar daß dich sein Tod nicht wirklich hart trifft.
Daß es deine Eltern viel stäker trifft liegt auf der Hand. Ein Vater/Schwiegervater ist verwandschaftstechnisch näher als ein Großvater. Zumal deine Eltern ihn ja auch als den kennen der er bis vor fünfzehn Jahren war. Gesund und aktiv (?) eben...

AtTheDriveIn
2004-09-16, 21:57:13
erstmal. Beileid.

Das was dir jetzt Sorgen macht sind deine Moralvorstellungen. Du redest dir ein das er dein Opa war und du gefälligst auch richtig trauern solltest, dabei war er für dich in Wirklichkeit eben nicht mehr als ein Herr Meier drei Straßen weiter, verstehst du?

baker
2004-09-16, 21:59:27
War er schwer krank? also lebensgefährlich? Dann hast Du dich evtl. einfach schon vorher mit dem Tod abgefunden. War bei meinem Opa, so das er ziemlich lange an Krebs gelieten hat und ich es nach dessen Tod sogar als Erleichterung für ihn ansah, das er keine Schmerzen mehr hatte. Wenn man sich schon vorher viel mit dem Tod der Person befasst, nimmt man es einfach gefasster auf. Das war für mich zwar ganz hilfreich, nur für meinen Opa wurden die Schmerzen am Schluss nicht mehr erträglich, bzw. nur mit viel Medikamenten. Da sieht man dann in seiner Trauer auch positive Seiten. Auch wenn sich das jetzt komisch anhören mag, aber was soll man bei einer unheilbaren Krankheit erhoffen?

baker


Mein Beleid :frown:

StefanV
2004-09-16, 22:00:41
1. beileid.

2. entweder du wirst noch trauern oder aber du kanntest den Opa nicht wirklich...
Wenn du ihn wirklich nicht soo sehr kanntest, dann kannst auch nicht so recht um jemanden trauern...

TomatoJoe
2004-09-16, 22:01:13
_3dfx_rulez ich kenne das, mir geht es genau so. ich kann es auhc nicht wirklich kapieren aber ich denke es liegt daran, dass ich meinen opa einfach nicht richtig gekannt habe und ihn halt ein paar mal im jahr besucht hab und das wars. naja trotzdem mein beileid

Henrik
2004-09-16, 22:02:14
erstmal. Beileid.

Das was dir jetzt Sorgen macht sind deine Moralvorstellungen. Du redest dir ein das er dein Opa war und du gefälligst auch richtig trauern solltest, dabei war er für dich in Wirklichkeit eben nicht mehr als ein Herr Meier drei Straßen weiter, verstehst du?

Ja, verstehe. Ich glaube ich bin ein Arschloch :(

Henrik
2004-09-16, 22:04:31
War er schwer krank? also lebensgefährlich? Dann hast Du dich evtl. einfach schon vorher mit dem Tod abgefunden. War bei meinem Opa, so das er ziemlich lange an Krebs gelieten hat und ich es nach dessen Tod sogar als Erleichterung für ihn ansah, das er keine Schmerzen mehr hatte. Wenn man sich schon vorher viel mit dem Tod der Person befasst, nimmt man es einfach gefasster auf. Das war für mich zwar ganz hilfreich, nur für meinen Opa wurden die Schmerzen am Schluss nicht mehr erträglich, bzw. nur mit viel Medikamenten. Da sieht man dann in seiner Trauer auch positive Seiten. Auch wenn sich das jetzt komisch anhören mag, aber was soll man bei einer unheilbaren Krankheit erhoffen?

baker


Mein Beleid :frown:

Bis auf die Lähmung war er gesund, der Tod kam wie aus heiterem Himmel.
In der Familie haben wir schon länger gedacht, das es meine Oma wohl bald erwischen könnte, bei meinem Opa hieß es immer "der macht's noch locker 10 Jahre" :(

TheMaxx
2004-09-16, 22:06:43
Kwaak, ich denke das ist nicht so ungewöhnlich, dass du keine Trauer empfindest. Mein Opa ist auch vor einigen Jahren gestorben und ich hab ihn in meiner Kindkeit alle 2 Monate mal gesehen, später dann einmal im Jahr und am Ende gar nicht mehr. Klar tat es mir leid, dass er gestorben ist, aber ich hab auch nicht geweint oder so. Ich hatte einfach keine emotionale Bindung mehr zu ihm. Und das ist bei dir genauso.
Ich bin mir sicher, dass du ganz anders reagieren würdest, wenn dir jemand nah stehendes verstirbt (auch wenn ich das natürlich nicht hoffe).

Trotzdem, mein Beileid.

Gast
2004-09-16, 22:12:00
Wie oben schon angedeutet, wenn man keine emotionale Bindung zu einem Menschen hat, trauert man auch nicht.
Mach dir keinen Kopf darüber.

Henrik
2004-09-16, 22:15:48
Wie oben schon angedeutet, wenn man keine emotionale Bindung zu einem Menschen hat, trauert man auch nicht.
Mach dir keinen Kopf darüber.

Nur scheiße wenn man das erst so langsam begreift, wenn es längst zu spät ist.

nggalai
2004-09-16, 22:19:11
Ja, verstehe. Ich glaube ich bin ein Arschloch :(
Nein, bist Du nicht. Und auch von mir mein Beileid.

Bei mir lief's mit dem Tod der Großmutter gleich. Ich dachte dann auch, dass ich ein Arschloch sei--bis ich bei der Beerdigung vorm Sarg stand. Ich hatte das einfach irgendwie nicht "realisiert", wenn man's so nennen will, einfach weil ich keine sonderlich tiefe emotionale Verbindung zu der Frau hatte. Ab Sarg kam's dann auch endlich bei mir an, und ich konnte trauern.

93,
-Sascha.rb

Gast
2004-09-16, 22:23:07
Nur scheiße wenn man das erst so langsam begreift, wenn es längst zu spät ist.

Es ist nie zu spät .... besuch ihn gelegentlich, ... und trauere, wenn Du so weit bist, rede mit deiner Oma über ihn ... anderst sehen wirst Du alles mit der Zeit.

Mein Beileid!

AtTheDriveIn
2004-09-16, 22:37:48
Ja, verstehe. Ich glaube ich bin ein Arschloch :(
Das wollt ich nicht sagen. Nur die Sache ist eben so, du könntest dir wenn dann Vorwürfe machen das du ihn nicht näher kennengelernt hast, aber ich weiß wie das mit alten Menschen sein kann, bin ja selbst nicht besser.

Du wirst in den nächsten Tagen realisieren das du einen Menschen, der zwar nie eine große Rolle in deinem Leben gespielt, aber irgendwie doch dazugehört hat,niemals wieder sehen wirst. Das er einfach weg ist.
Und wenn du dann noch siehst wie deine Familie trauert, wirst du trotz allem noch die ein oder andere Träne verdrücken.

So wars jedenfalls bei mir

h²O
2004-09-16, 23:13:57
Glaub mir die Trauer kommt noch, alleine wenn du dir mal überlegst wie das für deinen Vater sein muss. Denk mal drüber nach was du denken würdest wenn dein Vater verstribt ;(

Piccolo
2004-09-16, 23:33:55
@_3dfx_rulez

Ich habe das gleiche mit meinen Opa durch.Ich empfand auch keine grosse Trauer.
Damals dachte ich auch das ich Herzlos bin.Aber heut morgen ist mein Haustier gestorben nach langen Kampf und ich habe geheult wie ein Schlosshund und das wird noch viele Tage so weiter gehen. :frown:
Daher liegt das nicht an den vielen Gewaltspielen ect.Es kommt nur darauf an ob diese Person in deinen Herzen eine grosse rolle spielte.

Henrik
2004-09-17, 14:23:52
Danke schön an alle, ich denke, ich verstehe das Ganze jetzt besser.
@Piccolo: ebenfalls mein Beileid. Was war es denn für ein Tier?

Gast
2004-09-17, 15:51:42
Nein, bist Du nicht. Und auch von mir mein Beileid.

Bei mir lief's mit dem Tod der Großmutter gleich. Ich dachte dann auch, dass ich ein Arschloch sei--bis ich bei der Beerdigung vorm Sarg stand. Ich hatte das einfach irgendwie nicht "realisiert", wenn man's so nennen will, einfach weil ich keine sonderlich tiefe emotionale Verbindung zu der Frau hatte. Ab Sarg kam's dann auch endlich bei mir an, und ich konnte trauern.

93,
-Sascha.rb

Genau so wars bei mir auch !

Obwohl ich meine Opa sogar sehr geliebt habe, habe ich in dem Moment keine wirklich darum geweint, was aber auch teils daran gelegen haben könnte, dass er schwer krank und ich für meinen TEil fand, dass es eine Erleichterung für ihn, als auch eine Entlastung für meine Oma war.

Sogar in der Kirche kamen bei mir keine GEfühlsüberschüttungen, erst als er dann beigelegt wurde, kullerten mir ein paar Tränen über die Wangen und ich hab nochmal in wenigen sekunden, die ganzen Augenblicke, die ich mit meinem Opa erlebt habe, vor mir gesehen und verarbeitet.

Und nur weil du jetzt nicht wirklich getrauert hast, hat das garnichts zu sagen..

baker
2004-09-17, 16:50:09
Nein, bist Du nicht. Und auch von mir mein Beileid.

Bei mir lief's mit dem Tod der Großmutter gleich. Ich dachte dann auch, dass ich ein Arschloch sei--bis ich bei der Beerdigung vorm Sarg stand. Ich hatte das einfach irgendwie nicht "realisiert", wenn man's so nennen will, einfach weil ich keine sonderlich tiefe emotionale Verbindung zu der Frau hatte. Ab Sarg kam's dann auch endlich bei mir an, und ich konnte trauern.

93,
-Sascha.rb


Konnte in der Zeit bis zur Beerdigung auch ganz OK leben, also ich konnte es verkraften. Wenn der Sarg dann in die Erde geht begreift man dann das, was man vorher eigentlich verdrängen wollte.

baker

aCiD
2004-09-17, 18:08:47
Erstmal Beileid von mir.

Ist normal, was du hast. War bei mir auch so, als meine Oma letztes Jahr gestorben ist, da war ich auch nicht so von gerührt. Bei meinem Opa sah das irgendwie anders aus, bei ihm war ich öfter und daher musste ich auf der Beerdigung fast heulen, kann mich aber bei sowas relativ gut beherrschen.

Greetz
aCiD

Crack
2004-09-18, 10:34:27
Nein, bist Du nicht. Und auch von mir mein Beileid.

Bei mir lief's mit dem Tod der Großmutter gleich. Ich dachte dann auch, dass ich ein Arschloch sei--bis ich bei der Beerdigung vorm Sarg stand. Ich hatte das einfach irgendwie nicht "realisiert", wenn man's so nennen will, einfach weil ich keine sonderlich tiefe emotionale Verbindung zu der Frau hatte. Ab Sarg kam's dann auch endlich bei mir an, und ich konnte trauern.

93,
-Sascha.rb


so wars bei mir auch anfang des jahres bei meiner oma nur das ich jeden tag mit ihr zu tun hatte (wohnte neben uns im haus). Bei der beerdigung war ich total fertig und als das dan vorbei war gings wieder gut.

Stirling
2004-09-18, 13:18:25
Ich denke den Verstorbenen ist nicht geholfen wenn die Hinterbliebenen in ihrem Leben durch die Trauer so aus der Bahn geworfen das garnichts mehr klappt. Das Leben geht weiter, ich habe vor wenigen Monaten im Abstand von 8 Wochen meine beiden Omas verloren, aber ich weiss das sie nicht wollen das ich und meine Familie monatelang trauern. Davon werden sie nicht wieder lebendig.
Natürlich ist der Tod ne traurige Sache, aber er gehört einfach zum Leben dazu.

skamikaze
2004-09-18, 16:22:54
mach dir keine vorwürfe, war bei mir genauso....:frown:

helm
2004-09-18, 16:45:17
mein beileid

nun ja, das dauert immer ein ganzes stück bis man es kapiert hat... dann ist es als wenn man dir einen hammer vorn kopf setzt.. es ist schlicht DA und es weigert sich weg zu gehen... dieses miese gefühl.

als mein opa verstarb (hatte am herzen was... ist friedlich eingeschlafen... zumindest sah es so aus), ich war auch noch der unglückliche der noch 15 minuten vorher ihn fragte ob es ihm wirklich GUT geht, nun ja ich hab es garnicht kapiert... ca 3 tage dauerte es bis ich in mir selbst versank mir vorwürfe machte...

hab ich es zu verantworten? immerhin hätte ich doch irgendetwas bemerken müssen, und dan evtl doch den notarzt zu rufen...
meine antwort: NEIN es wäre sicherlich dann irgendwann später passiert oder 2 wochen später halt irgendwann wann ich nicht DA bin... es ist der lauf der dinge... fertisch ende.

dann so dinge wie, hab ich ihn gekannt? warum hab ich kurz vor seinem ende SOOOO wenig mit ihm gemacht?
meine antwort: blödsinn natürlich habe ich mit ihm beschäftigt, kannst ja nicht rund um die uhr dich nur um einen menschen sorgen.

nun ja ich denke oft an ihn weil er der einzige mensch in meinem leben war den ich wirklich aufrichtig gemocht habe. nun denn, mir steht es noch einmal bevor... meine oma... das gibt wenns passiert auch nochmal son knüppel ins gesicht. seltsammer weise wäre mir immoment egal wenn mein vater oder meine mutter... oder sonst einer aus der generation...na ja bin ein scheidungskind, mein alde lässt sich alle jubeljahre mal bei mir blicken oder ruft an... und labert dann aber nur von seinem leben.. seinen freunden... und meine mutter nu ja... auch eine ehe nach der anderen und so den richtigen bezug zu ihr gefunden hatte ich eh nie, wobei mir auffällt das es in letzter zeit immer besser zu funktionieren scheint zwischen mir und ihr.

na ja mach dir mal keine gedanken deine trauer kommt, und bei personen die die emutional nicht sonderlich nahe stehen kann sie auch ausbleiben... es ist schliesslich DEINE seele die entscheidet wen du VERMISST und wen nicht. klingt hart und stark nach **** sorry aber ist nunmal mein denken.

ps.@3dfx ist dieser avatar dein anglitz? oder verwendest du den um irgendeinen effekt zu erzielen? zb . niedlichkeitsfaktor steigern oder mut zum sich selbst zeigen`?

Spiky12
2004-09-19, 12:24:56
Als damals mein Opa starb, hab ich teils getrauert. Warum? Er war sehr krank. Lag nur noch im Bett und im Krankenhaus. Als er wieder im Krankenhaus kam, starb er wenige Tage. Als ich sah, wie meine Oma drunter litt, tat es mir auch umso mehr weh. Ich wußte (glaube 1992) schon ,was es heißt, einen sehr geliebten Menschen zu verlieren. Als ich damals 8 Jahre geworden bin, starb 4 Tage später mein Mutter. Das war eine sehr harte Zeit für mich. Als ein Cousine verstarb empfand ich keine große Trauer da ich nicht soviel mit ihr zu tun hatte. Fand es sehr traurig das sie in so jungen Jahren sterben musste. Ich finde, man kann nur große Trauer haben, wenn man den Menschen sehr gut kennt und ins Herz geschlossen hab. So ist es bei mir.