anonymer Reg.
2004-09-20, 01:19:37
Hallo zusammen, da das hier das einzige Forum ist, in dem ich regelmässig bin und anonym schreiben kann, mach ichs einfach..., vielleicht geht es mir dann etwas besser!
Mein Grossvater hat seit 2 Jahren regelmässig kleinere Herzinfarkte gehabt, die teils durch PTCA, teils durch Stents auf ein "erträgliches" Maß reguliert werden konnten. Muss dazusagen, dass er 1988 schon eine Bypass-Op hatte, bei der 3 Bypässe eingesetzt wurden. Die Abstände zwischen den HIs wurden immer kürzer, nach dem vorletzten HI sagte man ihm, dass nur durch eine weitere Bypass-Op ein (relativ) beschwerdefreies Leben möglich wäre... . Durch mangelnde Kapazitäten an entsprechenden Kliniken zog sich der OP-Termin noch hin, so dass er noch seinen 79. Geburtstag und den 76. Grburtstag feiern konnte. Anfang Juli, meine Schwester war gerade aus dem Ausland zu Besuch, bekam mein Opa wieder Herzbeschwerden, so das er wieder in die Klinik musste. Am gleichen Abend wurde er noch in eine kardiologische Schwerpunktklinik verlegt, wo er am Folgeabend operiert wurde. Der zuständige Arzt von der ITS teilte uns nach der OP mit, dass diese zwar mit Komplikationen verbunden war, aber positiv verlaufen sei. Meiner Mutter und Oma ging es entsprechend phsychisch schlecht, aber ich war da und habe versucht, zu trösten und aufzubauen. Ich habe funktioniert.
Nach 4 Tagen ITS wurde er in ein (wohnortnahes) KH auf eine Überwachungsstation verlegt, dort besserte sich sein Zustand allmählich. Erwurde wieder klarer, hatte zwar zwischendurch immer noch Phasen der Verwirrtheit und Halluzinationen, aber es ging ihm von Tag zu Tag besser. Ich habe noch das Bild vor Augen, ich war zur Mittagszeit bei ihm und habe ihm beim Essen geholfen... es gab gefüllte Kohlrouladen... und er hatte, so schwach wie er war, nichts Besseres im Kopf und wollte sein Essen mit mir teilen. Am nächsten Tag rief meine Mutter an und sagte mir, dass er zunehmend Atemnot bekommen würde, die anschliessende Untersuchung brachte nichts zu Tage. Ich habe versucht, Eltern und Oma zu beruhigen, was auch einigermassen funktioniert hat. Ich habe funktioniert.
Am nächsten Tag erfuhr ich, dass man ihn wieder auf die ITS verlegt hat. Ich fuhr hin und musste erfahren, dass er wieder intubiert und beatmet war. In den nächsten Tagen fuhr ich täglich mit meiner Mutter und meiner Oma hin, um ihm Nähe und Zuversicht zu vermitteln... man fand heraus, dass er sich eine Lungenentzündung eingefangen hatte. Er bekam verschiedene Antibiotika etc. und sein Zustand besserte sich ein wenig. Am ersten August ist dann meine Oma gestürzt und brach sich einen Brustwirbel, zum Glück zwar ohne Ausfallerscheinungen, aber doch absolute Bettruhe in dem KH, in dem mein Opa lag. Ich besuchte nun meinen Opa und meine Oma... bei ihm stellte man 3 verschiedene Erreger im Blut fest, einer sprach nicht auf die Antibiotika an. Bei meiner Oma konnten sich die Ärzte nicht entscheiden, ob sie konservativ behandeln oder operieren sollten. Ich versuchte, meine Mutter und meine Oma irgendwie wieder zuversichtlich zu stimmen, ohne irgendwie Euphorie zu wecken... einfach nur sachlich zu sehen... ich habe funktioniert.
Mein Opa starb am 4. August..., der Anruf kam um 7:45, meine Mutter möge bitte ins KH kommen, um 10:00 erfuhr ich, dass er um 7:00 eingeschlafen war.
Ich habe dann in den folgenden Tagen mit meiner Mutter alle Formalitäten etc. erledigt, mich um meine Familie, um meine Mutter, meine Oma und Freunde und Verwandte gekümmert. Ich habe funktioniert.
Letzten Montag wurde meine Oma aus dem KH entlassen. Ich besuche sie regelmässig, kümmer mich soweit ich kann um sie.
Nächsten Freitag ist Beerdigung... ich war schon auf einigen Beerdigungen und habe immer Angst davor gehabt, in der ersten Reihe sitzen zu müssen... Freitag muss ich dort sitzen, meine Mutter ist das einzige Kind, meine Schwester hat keinen Flug bekommen, so dass ich nach meiner Oma und Mutter der nächste Angehörige bin. Und ich funktioniere nicht mehr. Ich bin gereizt, kümmer mich tagsüber um Sohnemann, der mit seinen 2 Jahren nicht versteht, das sein Tiktakopa nicht mehr wiederkommt, abends besuch ich meine Oma, ich habe ständig Kopfschmerzen, kann nachts nicht einschlafen, weil dann das Bild von meinem Opa im KH beim Essenhelfen wieder hochkommt, die Gedanken um Vergangenes und die Beerdigung kreisen... ich kann einfach nicht mehr. Tagsüber ist man wenigstens beschäftigt, aber die Nächte sind momentan einfach nicht auszuhalten. Ich stresse mich schon mit meiner lieben Frau, weil ich nachts versuche, durch spätes Insbettgehen und damit verbundener Müdigkeit schneller einzuschlafen, was natürlich nicht funktioniert...
Sorry, musste einfach mal raus... vielleicht hilft es ja, sich einfach mal die Seele vom Leib zu schreiben...
Du hast deinen Frieden gefunden, Opa, ich werde immer versuchen, nach deinen Prinzipien zu leben und diese deinem so von dir geliebten Enkel zu vermitteln...
Mein Grossvater hat seit 2 Jahren regelmässig kleinere Herzinfarkte gehabt, die teils durch PTCA, teils durch Stents auf ein "erträgliches" Maß reguliert werden konnten. Muss dazusagen, dass er 1988 schon eine Bypass-Op hatte, bei der 3 Bypässe eingesetzt wurden. Die Abstände zwischen den HIs wurden immer kürzer, nach dem vorletzten HI sagte man ihm, dass nur durch eine weitere Bypass-Op ein (relativ) beschwerdefreies Leben möglich wäre... . Durch mangelnde Kapazitäten an entsprechenden Kliniken zog sich der OP-Termin noch hin, so dass er noch seinen 79. Geburtstag und den 76. Grburtstag feiern konnte. Anfang Juli, meine Schwester war gerade aus dem Ausland zu Besuch, bekam mein Opa wieder Herzbeschwerden, so das er wieder in die Klinik musste. Am gleichen Abend wurde er noch in eine kardiologische Schwerpunktklinik verlegt, wo er am Folgeabend operiert wurde. Der zuständige Arzt von der ITS teilte uns nach der OP mit, dass diese zwar mit Komplikationen verbunden war, aber positiv verlaufen sei. Meiner Mutter und Oma ging es entsprechend phsychisch schlecht, aber ich war da und habe versucht, zu trösten und aufzubauen. Ich habe funktioniert.
Nach 4 Tagen ITS wurde er in ein (wohnortnahes) KH auf eine Überwachungsstation verlegt, dort besserte sich sein Zustand allmählich. Erwurde wieder klarer, hatte zwar zwischendurch immer noch Phasen der Verwirrtheit und Halluzinationen, aber es ging ihm von Tag zu Tag besser. Ich habe noch das Bild vor Augen, ich war zur Mittagszeit bei ihm und habe ihm beim Essen geholfen... es gab gefüllte Kohlrouladen... und er hatte, so schwach wie er war, nichts Besseres im Kopf und wollte sein Essen mit mir teilen. Am nächsten Tag rief meine Mutter an und sagte mir, dass er zunehmend Atemnot bekommen würde, die anschliessende Untersuchung brachte nichts zu Tage. Ich habe versucht, Eltern und Oma zu beruhigen, was auch einigermassen funktioniert hat. Ich habe funktioniert.
Am nächsten Tag erfuhr ich, dass man ihn wieder auf die ITS verlegt hat. Ich fuhr hin und musste erfahren, dass er wieder intubiert und beatmet war. In den nächsten Tagen fuhr ich täglich mit meiner Mutter und meiner Oma hin, um ihm Nähe und Zuversicht zu vermitteln... man fand heraus, dass er sich eine Lungenentzündung eingefangen hatte. Er bekam verschiedene Antibiotika etc. und sein Zustand besserte sich ein wenig. Am ersten August ist dann meine Oma gestürzt und brach sich einen Brustwirbel, zum Glück zwar ohne Ausfallerscheinungen, aber doch absolute Bettruhe in dem KH, in dem mein Opa lag. Ich besuchte nun meinen Opa und meine Oma... bei ihm stellte man 3 verschiedene Erreger im Blut fest, einer sprach nicht auf die Antibiotika an. Bei meiner Oma konnten sich die Ärzte nicht entscheiden, ob sie konservativ behandeln oder operieren sollten. Ich versuchte, meine Mutter und meine Oma irgendwie wieder zuversichtlich zu stimmen, ohne irgendwie Euphorie zu wecken... einfach nur sachlich zu sehen... ich habe funktioniert.
Mein Opa starb am 4. August..., der Anruf kam um 7:45, meine Mutter möge bitte ins KH kommen, um 10:00 erfuhr ich, dass er um 7:00 eingeschlafen war.
Ich habe dann in den folgenden Tagen mit meiner Mutter alle Formalitäten etc. erledigt, mich um meine Familie, um meine Mutter, meine Oma und Freunde und Verwandte gekümmert. Ich habe funktioniert.
Letzten Montag wurde meine Oma aus dem KH entlassen. Ich besuche sie regelmässig, kümmer mich soweit ich kann um sie.
Nächsten Freitag ist Beerdigung... ich war schon auf einigen Beerdigungen und habe immer Angst davor gehabt, in der ersten Reihe sitzen zu müssen... Freitag muss ich dort sitzen, meine Mutter ist das einzige Kind, meine Schwester hat keinen Flug bekommen, so dass ich nach meiner Oma und Mutter der nächste Angehörige bin. Und ich funktioniere nicht mehr. Ich bin gereizt, kümmer mich tagsüber um Sohnemann, der mit seinen 2 Jahren nicht versteht, das sein Tiktakopa nicht mehr wiederkommt, abends besuch ich meine Oma, ich habe ständig Kopfschmerzen, kann nachts nicht einschlafen, weil dann das Bild von meinem Opa im KH beim Essenhelfen wieder hochkommt, die Gedanken um Vergangenes und die Beerdigung kreisen... ich kann einfach nicht mehr. Tagsüber ist man wenigstens beschäftigt, aber die Nächte sind momentan einfach nicht auszuhalten. Ich stresse mich schon mit meiner lieben Frau, weil ich nachts versuche, durch spätes Insbettgehen und damit verbundener Müdigkeit schneller einzuschlafen, was natürlich nicht funktioniert...
Sorry, musste einfach mal raus... vielleicht hilft es ja, sich einfach mal die Seele vom Leib zu schreiben...
Du hast deinen Frieden gefunden, Opa, ich werde immer versuchen, nach deinen Prinzipien zu leben und diese deinem so von dir geliebten Enkel zu vermitteln...