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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wann passt eine Krawatte zum Hemd?


Corny
2004-11-11, 09:03:48
Ich sitz heut mal wieder in der Arbeit und hab das gefühl den komplett verkehrten Schlipps zum Hemd umhängen zu haben....
Ich weiß nie wann das jetzt zusammen passt und wann nicht?????

Miles Teg
2004-11-11, 10:13:22
Tja, Geschmack hat man einfach oder eben nicht ... :rolleyes:

Mach doch mal ein Pic und Wir sagen Dir dann, ob's passt oder nicht ...

nggalai
2004-11-11, 10:24:14
Krawatte muss zum Hemd und Jackett passen. In Sachen "Struktur" (also, wie rauh oder glatt ist die Seide / Wolle) orientierst Du dich am besten am Jackett. Wenn's z.B. Tweed ist, darf die Krawatte gerne auch etwas rauher daherkommen, z.B. eine Woll-Krawatte oder aufgeraute Seide. Ähnlich bei der Musterung des Teils; wenn Du ein gestreiftes Hemd und Chalkstripe-Anzug trägst, dann sollte auch die Krawatte nicht all zu "eintönig" sein. Die richtige Balance zu finden ist Übungssache; "Regeln" gibt's eigentlich nicht. Hängt auch davon ab, wie "heftig" Du ankommen möchtest mit deiner Kombination.

Das mit der Farbe ist etwas komplizierter, einfach weil da auch saisonales / Trends mit reinspielen. Vor einer Weile war's z.B. "in", Ton-in-Ton zu tragen. Also z.B. hellblaues Hemd und dunkelblaue Krawatte mit geringer oder gar keiner Musterung. Ich persönlich finde das scheußlich, aber Geschmäcker sind halt verschieden. ;) Gut funktionieren häufig etwas heftigere Kontraste, z.B. rote Krawatte zu hellblauem Hemd--solange denn das mit der Farbtemperatur stimmt (siehe auch unten). Die "englische Uniform" z.B. ist fast nur Kontrast: Kaki-Hosen, weisses Hemd, rote Krawatte, Navy-Blazer.

Was fast immer funktioniert ist, wenn die Musterung der Krawatte entweder eine Farbe des Anzugs, des Hemdes oder des Kopfes (Augen, Haar) wiederspiegelt. Also z.B. blau-weiss gestreiftes Hemd, dann vielleicht eine rote Krawatte mit blauen oder weissen Punkten (die dieselbe Farbe wie die Streifen aufm Hemd haben). Oder grauer Anzug, hellblaues Hemd; dann dazu dunkelgraue Krawatte mit hellblauen Symbolen drauf.

Wirklich unpassend wird's eigentlich nur dann, wenn Du Farbtemperaturen zu heftig vermischst. Also ein Hemd in einem kühlen Farbton trägst, und dazu eine Krawatte in einem warmen Farbton (und vice versa).

Die Krawatte passt dann zum Hemd, wenn man zwar sofort sieht, dass Du eine Krawatte trägst, aber es nicht ins Auge sticht und vom Rest von dir ablenkt.

Ansonsten:
http://www.nggalai.com/hlaford.php?articles/importance_of_wearing_ties

;)

93,
-Sascha.rb

Corny
2004-11-11, 11:19:00
aha, ich hab dann wohl den fehler mit der farbtemperatur gemacht. ansonsten hab ich mich bisher immer daran gehalten das eine farbe vom hemd auch in der krawatte ist. Jackett hab ich eigentlich nur selten bis nie eines an.
gestreifte hemden genausowenig, meist einfach nur einfarbig

heute hab ich z.B. ein dunkles lila farbenes hemd (schwer zu beschrieben, irgendwie verdammt dunkel) und dazu eine krawatte mit hellen roten, blauen, weißen und goldfarbenen streifen.
irgendwie sieht das scheisse aus im spiegel. aber heut morgen war irgendwie keine zeit noch ne andere zu suchen....


ist wie mit den frauen ;) bei schlechtem licht ausgesucht und dann hast sie den tag am hals....

Panasonic
2004-11-11, 11:47:39
Ich trage nur schwarzes Hemd und silberne Krawatte oder weißes Hemd und dunkel-blaue Krawatte. Alles andere mag ich nicht :)

Mumins
2004-11-11, 12:02:42
Am besten du nimmst immer einfarbige Krawatten oder auch zweifarbige. Die Farbe muss zum Hemd passen, wenn sich eine beisst, dann is des nix.

Nanu
2004-11-11, 12:54:25
....heute hab ich z.B. ein dunkles lila farbenes hemd (schwer zu beschrieben, irgendwie verdammt dunkel) und dazu eine krawatte mit hellen roten, blauen, weißen und goldfarbenen streifen ...

Dunkles Lila und helles rot? Das muss ich gar nicht erst sehen, um mir vorstellen zu können, dass das nicht passt.

Im Grunde genommen kannste nix falsch machen, wenn Du erst mal die einfache Farbenlehre beachtest: Kombiniere warme Farben mit warmen Farben und kalte mit kalte Farben. Und bind Dir die Krawatte mal bei natürlichem Licht um und guck dann in den Spiegel. Wenn Du Dir dann immer noch unsicher bist, frag andere, Eltern, Freundin, Geschwister ob die Kombination passt.
Solltest Du Deinem Umfeld auch nicht trauen sollen, lass Dich in einem Geschäft beraten und kaufe Hemd und Krawatte zusammen. Letzter Tipp: Wenn Du Dir unsicher in Sachen Farbkombi, lass die Finger von supermodischen Paradiesfarbenhemden. Ich hab die Erfahrung gemacht, dass es am einfachsten ist, Krawatten zu schwarzen, weissen, blauen, gelben Hemden zu kombinieren. Sollte dann auch mit der Sakko-Kombination am einfachsten gehen. ;)

.... und nein, ich bin kein Krawatten oder Hemden Fachverkäufer :D

crusader4
2004-11-11, 13:05:42
Hallo,
ich wollte mal wissen, warum Krawatten-Träger die Dinger mögen und vielleicht sogar freiwillig tragen?

Den satirischen Beitrag von nggalai habe ich gelesen, der beantwortet meine Frage aber nicht so ganz.

Ist es lediglich ein Gimmick wie eine Halskette oder ein Ohrring? Oder steckt da mehr dahinter? Wenn ja, was? Und warum wird man in bestimmten Situationen "gezwungen", sowas zu tragen (festliche Anlässe etc.)? Warum kann mein Prof nicht einfach in Jeans und T-Shirt die Vorlesung halten. Warum trägt jeder, der meint was besseres zu sein (Politiker, Banker, Geschäftsführer) so ein Teil? Muß ich das haben, um überhaupt beachtet zu werden?

Meine persönliche Meinung halte ich mal hier raus, würde nur in einen Flame ausarten.

Grüße, Crusader

P.S.: Hoffe, ich darf diesen Thread einfach so mißbrauchen, das wichtigste zum Topic wurde ja gesagt.

Corny
2004-11-11, 13:28:47
ach, ich denk in ner gewissen weise hat das schon mit dem topic zu tun!
ich arbeite auf einer bank (kein banker! informatiker!) und muss das von da her tragen. hätte auch erst gedacht "krawatte - muss das sein?" aber inzwischen trag ich sie gerne. hat irgendwie was. du wirst überall ganz anders behandelt. wennst nur mal eben zum schlecker gehst und was kaufst dann wirst anstatt mit ciao, tschüss oder sonstwas mit "auf wieder sehen, schönen tag noch" oder sonstwas verabschiedet.

es macht einfach viel mehr her. ist einfach stylischer find ich!
ich glaub ich hätte kein problem damit auch privat so rum zu laufen - hab ich aber noch nie ernsthaft gemacht

crusader4
2004-11-11, 13:47:32
hat irgendwie was. du wirst überall ganz anders behandelt. wennst nur mal eben zum schlecker gehst und was kaufst dann wirst anstatt mit ciao, tschüss oder sonstwas mit "auf wieder sehen, schönen tag noch" oder sonstwas verabschiedet.

Darauf wollte ich in etwa hinaus. Warum ist man "mit" mehr wert? Warum kann man mich kleinen Studenten, der in Jeans und T-Shirt rumläuft nicht auch mit "einen schönen Tag noch" verabschieden? Warum werden Unterschiede in der Kleidung auf den Menschen der drinsteckt (und vor allem auf seine Position) projiziert? Und vor allem warum wird das kommentarfrei geduldet?
Überspitzt gesagt widerspricht es doch dem Gleichbehandlungsgrundsatz im Grundgesetz (ich polemisiere, dessen bin ich mir bewußt).

Corny
2004-11-11, 13:51:36
ja, gute frage.... das weiß ich auch nicht wieso das so ist.

du hast schon voll und ganz recht, OHNE ist man/n natürlich auch kein anderer (schlechterer) mensch.

Mit Hemd und Krawatte wird man auch fast gründsätzlich gesiezt. Ich bin "erst" 19 und werde ansonsten schon noch oft mit "du" angesprochen, aber sobald ich Hemd und Krawatte trage sieht die welt ganz anders aus.

"Kleider machen leute" trifft hier wohl ziemlich Krass zu.

Nanu
2004-11-11, 14:18:07
... "Kleider machen leute" trifft hier wohl ziemlich Krass zu.

So ist eben "gegenwärtig" unsere Gesellschaft... Menschen lassen sich gerne von Äusserlichkeiten blenden. Das beginnt bei den Klamotten und endet beim Auto, der Jacht, der eigenen Villa .... *sarkasmus ein* bei dem einen oder anderem auch bei der Freundin bzw. Ehefrau *sarkasmus aus*

Träge tagtäglich Anzug. Mit Jeans ins Büro wäre mir auch lieber ;)

nggalai
2004-11-11, 14:21:39
Hallo,
ich wollte mal wissen, warum Krawatten-Träger die Dinger mögen und vielleicht sogar freiwillig tragen?

Den satirischen Beitrag von nggalai habe ich gelesen, der beantwortet meine Frage aber nicht so ganz.

Ist es lediglich ein Gimmick wie eine Halskette oder ein Ohrring? Oder steckt da mehr dahinter? Wenn ja, was? Und warum wird man in bestimmten Situationen "gezwungen", sowas zu tragen (festliche Anlässe etc.)? Warum kann mein Prof nicht einfach in Jeans und T-Shirt die Vorlesung halten. Warum trägt jeder, der meint was besseres zu sein (Politiker, Banker, Geschäftsführer) so ein Teil? Muß ich das haben, um überhaupt beachtet zu werden?

Meine persönliche Meinung halte ich mal hier raus, würde nur in einen Flame ausarten.

Grüße, Crusader

P.S.: Hoffe, ich darf diesen Thread einfach so mißbrauchen, das wichtigste zum Topic wurde ja gesagt.
Das hat vorwiegend historische Gründe. Früher hatte das "Halstuch" eine echte Funktion (wärmende), und entsprechend wurden die Dinger dann so im 17. Jahrhundert auch immer aufwendiger, weil man's ja eh anziehen musste. Irgendwann war's dann so weit, dass diese komische Cravatte zum Teil der "normalen" Bekleidung wurde, genau so wie Hose, Weste und Jackett.

Krawatten-tragen ist für Traditionalisten eigentlich schon fast ein Zeichen der Höflichkeit--man hat sich richtig angezogen, und läuft nicht im Schlafanzug durch die Gegend. Das hat z.T. auch mit "Benimmregeln" zu tun, die sich über die Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte eingebürgert haben. Ist zu Vergleichen mit der Regel, dass eine Dame (außer die Partnerin selbstverständlich ;)) nie einen Gurt resp. den Übergang Hose/Hemd zu sehen bekommen "darf". Weshalb?

Na, das Hemd ist ursprünglich eigentlich ein Unter-Hemd und keine "Oberbekleidung", und in der Öffentlichkeit hat man gefälligt angezogen rumzurennen. Entsprechend gilt: Jackett "darf" nur beim Sitzen oder wenn man eine Weste trägt geöffnet sein. Und aus demselben Grund sehen Traditionalisten automatisch die Krawatte als notwendig an: Das Ding gehört zur Oberbekleidung und bedeckt das Unter-Kleidungsstück "Hemd" und sorgt dafür, dass es zumindest "geschlossen" ist. Nicht ohne Grund gilt häufig die Regel: Krawatte oder Fliege gehören zum Hemdtragen, ausser, man trägt eine Weste--dann darf man das Ding weglassen, da man ja das Hemd auch so bedeckt resp. geschlossen hat.

Und so hat sich's halt bis heute im Geschäftsleben fortgesetzt. Vor 100 Jahren wär's undenkbar gewesen, ohne Krawatte arbeiten zu gehen (außer die Berufskleidung sieht das anders). Etwa zu vergleichen mit der Situation, dass heute wer in der Unterwäsche im Büro sitzen würde. Das hat sich dann so weitergezogen; und aus der ursprünglichen Höflichkeit dem Mitmenschen gegenüber wurde der doofe Krawattenzwang und die "Höflichkeit" und falsche Achtung gewisser Leute dem Krawattenträger gegenüber. Die Situation hat sich also wohl umgedreht ...

Ich selbst trage eigentlich fast immer Krawatte. Ich lasse das Ding eigentlich nur dann weg, wenn ich damit wirklich overdressed wäre oder wenn ich gerade einen auf "heute bin ich kaputt oder auf Party aus" mache. Ich komme mir ohne Krawatte einfach nicht angezogen vor, als hätte ich meine Hosen daheim liegen lassen oder würde nur im T-Shirt rumlaufen *schulterzuck*. Aber naja, ich gehe auch nie ohne Jackett aus dem Haus, ergo passt das wohl schon.

93,
-Sascha.rb

crusader4
2004-11-11, 14:24:30
Träge tagtäglich Anzug. Mit Jeans ins Büro wäre mir auch lieber

Hast du Kundenkontakt? Wenn nein, warum gehst du nicht in Jeans ins Büro? Ich will mir einfach nicht vorstellen, das Dein Chef Dir die Kleidung vorschreiben kann. Du arbeitest doch im Anzug nicht besser oder schlechter als in Jeans.
Würdest du Ärger bekommen, wenn du einfach keinen Anzug anziehst? Wenn ja, hast du ne Ahnung wie die Begründung dafür wäre?

Nanu
2004-11-11, 14:46:24
Jo, habe Kundenkontakt, zwar nicht tagtäglich aber auch oft unverhofft.
Meine Cheffes sind ein dreiköpfiges Vorständeteam einer Bank. Der Anzug ist des Bänkers Blaumann. Da geht nix mit Jeans ... höchstens mal am Wochenende :)

Will auch nicht sagen, dass ich grundsätzlich ein Problem mit dem Krawattentragen habe. Dann hätte ich meinen Beruf verfehlt. Ich trage Sie sogar ganz gerne. Aber es ist einfach was anderes, wenn man die Wahl hat, heute gehe ich mal mit, morgen mal ohne ... Privat träge ich kaum noch Krawatten.

Silent Hunter
2004-11-11, 14:59:42
also ich gehe auch immer mit Jacket außer Haus. Wenn's die Situation erlaubt, binde ich mir auch eine Krawatte um (Geburtstagsfeiern, Einladungen usw..)
Man darf nicht overdressed wirken, besser understatement!!
Ansonsten kann ich nur zu einfärbigen Krawatten raten, sind dezenter.

crusader4
2004-11-11, 15:15:47
nggalai, Deine Ausführungen sind eine Begründung für den Kult der um die Krawatte getrieben wird. Danke Dir dafür, das läßt mich die Hintergründe besser verstehen.

Für Dich gehört es also wie selbstverständlich zur Kleidung dazu. Auch eine interessante Ansicht. Hat die Krawatte für Dich darüber hinaus eine modische Bedeutung?

Hast du eine Ahnung warum sich die Bedeutung so gewandelt hat und diese "Ehrfürchtigkeit" vor Krawattenträgern aufgetaucht ist?

MixItBaby
2004-11-12, 10:32:38
Ich habe lange Zeit fast ausschließlich weiße Hemden getragen. Die passen irgendwie überall gut dazu - ob Jeans, schwarze Lederhose, Kombination oder Anzug. Man kann auch mit so einem Ding überall hingehen - Büro, Disco, Oper, Party. Darüberhinaus kann man zu einem weißen Hemd natürlich viel besser die Krawatten kombinieren, da man sich im Prinzip nur noch an der Hose, Jacke orientieren muß.
Ich habe aber vor einigen Jahren festgestellt, daß ich bei meinen Kunden (bin selbst. Vers.Kfm.) mit Hemd und Krawatte nicht mehr richtig ankam, ich fühlte mich oftmals overdressed. Ich konnte zu der Zeit zu jedem Kunden, auch großen Geschäftskunden, durchaus mit Jeans und T-Shirt. Wenn ich doch mal mit Anzug dort aufkreuzte, habe ich mehr als einmal gehört: Was ist denn mit Dir/Ihnen los, ist Karneval oder warum die Verkleidung?
Inzwischen ist es wieder so, daß ich häufiger mit Krawatte in meinem Büro bin. Nur an meinen Hemden hat sich nicht viel geändert - zu 90% uni weiß oder schwarz mit einer angemessenen Krawatte kombiniert. Durch die Krawatte kann ich ein wenig den Stil vorgeben - ein bisschen bunter, poppiger ist halt eher lässig, klar strukturierte, elegante Krawatten dann eher förmlich.

nggalai
2004-11-12, 10:36:53
Oy oy,
Für Dich gehört es also wie selbstverständlich zur Kleidung dazu. Auch eine interessante Ansicht. Hat die Krawatte für Dich darüber hinaus eine modische Bedeutung?

Hast du eine Ahnung warum sich die Bedeutung so gewandelt hat und diese "Ehrfürchtigkeit" vor Krawattenträgern aufgetaucht ist?
"Modische Bedeutung ..." naja, ist halt auch ein Acessoire, also gewissermaßen auch "Schmuck", mit dem man sich mehr oder weniger "passend" schmücken kann. Ist ähnlich wie mit dem Manschettenknöpfen--ich hab' genau zwei Hemden mit Knopfmanschette, der Rest hat Doppelmanschetten wo man dann Knöpfe einsetzen muss. Je nach Situation kommen da dann die Golddinger rein, oder was mit einem Stein, oder die "Fun-Knöpfe" mit dem @ als Symbol drin. ;) Ist klar, dass dann auch die Krawatte angepasst getragen wird, z.B. sicher nicht die rote, einfarbige Krawatte, sondern etwas verspielteres. Hängt von meiner Laune und meinem Tag ab, e.g. mit was für Kunden ich zu tun habe, oder ob ich frei hab' und am Abend nur auf ein Bier rausgehe.

Das mit der "Ehrfürchtigkeit" ist eine direkte Konsequenz des geschichtlichen Ablaufs. Besonders größere Unternehmen sind gerne etwas träge ... so hat sich's ergeben, dass im normalen Lebensumfeld die Krawatte ihre praktische Bedeutung dank brauchbarer Alternativen wie schicken Pullovern weitgehend verloren hat (man trägt im Sommer ja gar ein T-shirt--ein Unter-unter-hemd, sozusagen--einfach offen rum) aber die etwas bedächtigeren Unternehmen da nicht mitzogen. Ist klar, der Chef ist ja wohl auch schon älter und hat seine Ansicht, was "angezogen" bedeutet.

Das hat sich dann Rattenschwanz-mäßig über die Jahrzehnte weitergezogen. Die Kleidung hat sich "draußen" weiterentwickelt, in den Unternehmen wenig bis nicht. Endeffekt? Besonders Traditionsunternehmen, Banken, Versicherungen etc. hielten an Krawatten fest, einfach "weil das hier schon immer so war". Über die Jahre hat dann die Perspektive gewechselt: Der trägt Krawatte, der ist sicher Direktor oder Banker oder Manager oder so. Daraus wurde dann einerseits diese "Ehrfürchtigkeit", andererseits fühlen sich Unternehmen gezwungen, gefälligst auf Krawatte zu bestehen, denn die Kundschaft erwartet das ja als professionellen Auftritt ... schon fast ein Teufelskreis. ;)

93,
-Sascha.rb

nggalai
2004-11-12, 10:46:19
Ich habe aber vor einigen Jahren festgestellt, daß ich bei meinen Kunden (bin selbst. Vers.Kfm.) mit Hemd und Krawatte nicht mehr richtig ankam, ich fühlte mich oftmals overdressed. Ich konnte zu der Zeit zu jedem Kunden, auch großen Geschäftskunden, durchaus mit Jeans und T-Shirt. Wenn ich doch mal mit Anzug dort aufkreuzte, habe ich mehr als einmal gehört: Was ist denn mit Dir/Ihnen los, ist Karneval oder warum die Verkleidung?
Ja. Hängt auch von der Branche und der eigenen Persönlichkeit ab. z.B. im "New Economy"-Umfeld sind Krawatten echt verpönt, Anzug meist auch--das ist was, was der Consultant trägt aber nicht ein junger, dynamischer Internet-Spezialist. ;) Besonders wenn man jung ist (oder zumindest so aussieht) wirken Krawatten schnell etwas gekünstelt. Andererseits hängt das eben auch davon ab, wie man sich allgemein gibt. Ich z.B. bin schon an Death Metal-Konzerten mit Anzug und Krawatte rumgehüpft, war kein Problem, bin nicht weiter aufgefallen. Liegt wohl daran, wie ich mich im Anzug bewege. Und die Dreadlocks helfen wohl auch, dass ich nicht wie ein Yuppie mit Auslauf wirke. ;)

Ich trage auch meist weisse Hemden, hab' aber noch ein paar blau-gestreifte griffbereit. Weisses Hemd (wieder--insbesondere mit Manschettenknöpfen) und Krawatte wirkt sehr schnell förmlich, was wohl auch an der traditionellen Abendkleidung liegt. Weisses Hemd und ungemusterte Krawatte wecken praktisch sofort die Assoziationen "Opernbesuch" oder "Kirchengang" ... da kann man dann mit der passenden Krawatte oder einem eher rustikalen Jackett kontern.

93,
-Sascha.rb

pollux
2004-11-12, 14:27:19
keine macht den schlippsträgern!
jeans & t-shirt 4ever.

Ne, bin echt froh, sowas beruflich nicht tragen zu müssen.

Corny
2004-11-12, 15:36:11
keine macht den schlippsträgern!
jeans & t-shirt 4ever.

Ne, bin echt froh, sowas beruflich nicht tragen zu müssen.



das hab ich mir bevor ich hier in der bank angefangen habe auch gedacht. aber jetzt find ichs garnicht mehr schlimm. sieht gut aus finde ich.
nur in anderen sachen störts: man muss ständig aufpassen dsa man die ordentlichen klamotten nicht dreckig macht. auf ner schwarzen hose siehst jeden dreck sofort. genauso mit dem schlipps - ich verbringe gelegentlich auch mal etwas zeit unterm schreibtisch, wenn ein PC mal spinnt. und da hängt das ding andauernd am boden oder so rum.

aber im großen und ganzen halb so wild die sache

Silent Hunter
2004-11-12, 18:59:36
also ich bin gern im Anzug oder Sakko unterwegs.

Henrik
2004-11-13, 11:57:43
Ich trage gerne ein hellblaues Hemd mit Haifischkragen* und weißem T-Shirt drunter.
Dazu eine etwas dunklere Jeans mit leicht ausgewaschenem Look.
Das sieht gleichermaßen schick und cool aus, imo ideal, auch zum Weggehen :)

*in etwa so (http://www.web-mondial.com/pics/of1.gif) sieht ein Haifischkragen aus, bloß ist mein Hemd nicht so abartig spießig und hochgeschlossen, ich trage die letzten Knöpfe immer offen.

MixItBaby
2004-11-15, 10:25:21
nur in anderen sachen störts: man muss ständig aufpassen dsa man die ordentlichen klamotten nicht dreckig macht. auf ner schwarzen hose siehst jeden dreck sofort. genauso mit dem schlipps - ich verbringe gelegentlich auch mal etwas zeit unterm schreibtisch, wenn ein PC mal spinnt. und da hängt das ding andauernd am boden oder so rum.

aber im großen und ganzen halb so wild die sache

Wie wäre es denn mit einem dieser feineren Rollkragen-Pullis? Die sind nicht viel dicker als ein T-Shirt und sehen auch zum Sakko noch edel aus. Schwarz oder dunkelgrau ist neutral und passt fasst immer. Der Vorteil: Es hängt nichts im Kaffee/Essen oder auf dem Boden. Und mit so einem Rolli kannst Du heutzutage sogar in die Oper.

DrJekyll
2004-11-15, 10:36:49
Also wenn ich diese Diskussion hier verfolge, regt sich in meinem Magen ein gewisses Unbehagen.

Ich trage auch jeden Tag auf der Maloche ne Krawatte und bis heute ist mir der Sinn dieses Fetzens absolut unbekannt geblieben. Da kommen mir Sätze, wie "das gehört sich so" oder "die Höflichkeit gebietet es" wirklich wie der blanke Hohn vor. Zwar nervt mich das Teil um meinen Hals nicht, aber ich bin auch nicht gerade unglücklich, wenn der Lappen wieder im Kleiderschrank verschwindet.

Zu der ganzen Diskussion um Krawatten möchte ich nur eines beitragen: Ich rate jedem, Konventionen zu überdenken. Es ist selbstverständlich nicht unhöflich, wenn ich auf der Arbeit auch in einem gepflegten "alternativen" Outfit erscheine. Das ist z.B. in den USA an den Freitagen sogar so üblich und wird bei uns im Unternehmen ebenfalls so praktiziert.

Da ich im alltäglichen Leben eher etwas abgerissener rumlaufe (alte Jeans, Pullover), habe ich mich für ein Arbeitsoutfit entschieden, trage also auch Krawatte und hübsche Hosen mit Anzug. Aber mir wird echt übel, wenn mir jemand was über Höflichkeit erzählt.

Es gibt übrigens auch große deutsche Unternehmen (z.B. SAP), da duzt man sich untereinander, sogar Vorstand und Abteilungsleitung. Ist das auch unhöflich? Wer legt eigentlich die Norm fest?

Gruß, Daniel.

crusader4
2004-11-15, 14:32:42
@DrJekyll: Du spielst auf die Erklärung von nggalai an. Allerdings meinte er, das das eher von Traditionalisten so gesehen wird, weil halt historisch das Hemd eine Unterwäsche war und man Unterwäsche nicht zeigt (ist eben unhöflich im Schlafanzug dem Kunden gegenüber zu treten).
Heute hat das glaube ich nichts mehr mit Höflichkeit zu tun, eher mit falsch verstandener Ehrfurcht vor Kleidung. Ist aber auch nicht besser.

nggalai
2004-11-15, 15:36:46
Es gibt übrigens auch große deutsche Unternehmen (z.B. SAP), da duzt man sich untereinander, sogar Vorstand und Abteilungsleitung. Ist das auch unhöflich? Wer legt eigentlich die Norm fest?
Das machen die Unternehmen selbst. ;) Bei uns wurde auch immer jeder gedutzt, und der Chef hatte glaub' noch nie in seinem Leben eine Krawatte an. *schulterzuck*

Eben--mein Abriss war rein geschichtlich und als Hinweis darauf gedacht, wie wir jetzt im Krawattenzang drinstecken. Dass so ein Zwang idiotisch ist, dürfte zumindest für Innendienst-Mitarbeiter klar sein. Im Außendienst sieht's eventuell etwas anders aus; viele Firmen haben keine Kleiderregelung fürs Büro, aber verlangen vom Außendienst die "Schale"--einfach, weil man nie weiß, wann man an einen (potentiellen) Kunden geraten könnte, der auf Krawatte besteht. Lieber etwas overdressed als underdressed gilt hier.

93,
-Sascha.rb

kapo
2005-08-05, 15:39:47
Gerade von meiner Bank und Versicherung erwarte ich dass die Mitarbeiter passend gekleidet sind. Ich vertraue mein Geld doch keinen langhaarigen Bombenleger in Fetzen an.. Ein Unternehmen sollte schon Seriösität ausstrahlen. Und dazu gehört u. A. die Kleidung der Mitarbeiter.