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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : KDV begründen


Pompos
2004-12-22, 07:36:38
Hey
Wenn man einen KDV-Antrag gestellt hat, muss man ja seine Gewissenskonfilkte begründen. Ich wollte wissen, ob es ausreicht, wenn man einfach nur schreibt, dass man sich auf Artikel 4 Abs. 3 Satz 1 des Grundgesetzes beruft. Oder muss ich weiter ausholen und einen "längeren" Aufsatz dazu schreiben? Wenn ja könntet ihr mir dazu ein paar Tipps nennen.

Danke

P.S. Ich habe keine Großeltern, die Kriegsgefangenen oder Nazi-Offiziere waren. Meine Großmutter wurde aber von den Amerikanern aus ihrem Haus vertrieben und sie haben mir auch viel von ihren damaligen Erfahrungen erzählt.

Gast
2004-12-22, 07:57:45
Deine Quelle ist ja schon mal richtig:

Artikel 4 Abs. 3 Satz 1 des Grundgesetzes:
Niemand darf gegen sein Gewissen zum Kriegsdienst mit der Waffe gezwungen werden.

Warum ich das Wort sein fett gemacht habe? Wenn du nicht weisst, warum du den Wehrdienst verweigern willst, woher sollen wir das wissen? Befrage ehrlich dein Gewissen. Ich denke aber da wird so etwas wie
- ich habe keine Lust
- ich finde das doof
- sollen doch andere machen
- das ist doch nur vergeudete Zeit
usw. herauskommen.

Das hat aber mit Gewissen nichts zu tun, sondern mit Angst und Faulheit.

Modulor
2004-12-22, 08:48:54
Naja,wenigstens eine DINA4 Seite mit AUsführungen sollte es schon sein...
Leider kann ja der beliebte "Bruderkrieg" zwischen NVA und Bundeswehr nicht mehr dafür herhalten - da muss man wohl andere "Argumente" finden.
Schau mal bei der DFGVK (http://www.dfg-vk.de/) vorbei.

Stupor McMundi
2004-12-22, 11:26:43
Füher musste man das ziemlich stringent begründen, konnte aber kurz sein. Die Argumentation mußte in etwa so sein:

Aus folgenden Gründen lehne in Kriege ab (Eltern Großeltern blabla)
deswegen lehne ich alle Armeen ab
Deswegen lehne ich auch die Bundeswehr ab
Deswegen lehne ich den Kriegsdienst ab

ist das heute nicht "taktisch" klug mit der Verweigerung möglichst lange zu warten? Die "ziehen" doch eh kaum noch leute.

Meine Verweigerung war mit der Argumentation vor 13 Jahren etwa ein halbe DIN A4 Seite lang, ich kenne aber auch jemanden der damals mit 3 (!) Zeilen ausgekommen ist - würde ich aber nicht riskieren.

The_Strip
2004-12-22, 13:22:16
Das Problem an der Taktik ist nur, dass es zu spät ist, wenn du den Einberufungsbescheid bekommst!
Und was deine Oma/Opa/... erlebt haben wissen die doch nicht. Von demher kannst du auch schreiben was du willst.
Früher hat auch mal nur eine Postkarte gereicht, aber da haben zu viele verweigert und es wurde wieder eine Begründung eingeführt. Vor der Postkarte musste man noch persönlich in einem "Verhör" seine Gründe darlegen!

Stupor McMundi
2004-12-22, 13:24:31
Das Problem an der Taktik ist nur, dass es zu spät ist, wenn du den Einberufungsbescheid bekommst!
Und was deine Oma/Opa/... erlebt haben wissen die doch nicht. Von demher kannst du auch schreiben was du willst.
Früher hat auch mal nur eine Postkarte gereicht, aber da haben zu viele verweigert und es wurde wieder eine Begründung eingeführt. Vor der Postkarte musste man noch persönlich in einem "Verhör" seine Gründe darlegen!

Es geht ja nicht darum was mein Opa Oma erlebt haben sondern um eine persönliche Herleitung der Ablehnung von Krieg. Musste mal so sein, da sie "abstrakten" Pazifismus nicht akzeptierten.
Wieso ist es zu spät wenn du den Einberufungsbescheid bekommst? Du kannst jederzeit verweigern.

Mave@Work
2004-12-22, 13:35:20
Also ich hab eine DIN-A4 Seite geschrieben, nichts von wegen Oma Opa trallala, das interessiert überhaupt nicht.

Das war in etwa so aufgebaut:

Ich möchte nicht in den Gewissenkonflikt kommen, das ich mich entscheiden muss entweder jemanden zu töten, oder dass ich selber oder Kamaraden getötet werden.
Jemanden zu töten lehne ich ab, da ich das Leben für das höchste Gut halte.
In der Bundeswehr wird man aber genau für solche Situationen ausgebildet,
also wäre ich auch dort ständig diesem Gewissenskonflikt ausgesetzt.

Das ist übrigens wirklich mein Grund zu verweigern. Das ich Zivi für mich persönlich damals auch für sinnvoller gehalten habe war eher der Auslöser,
über die Verweigerung und die Begründung dafür nachzudenken und mir selbst über meine Einstellung klar zu werden.

"Das Problem an der Taktik ist nur, dass es zu spät ist, wenn du den Einberufungsbescheid bekommst!"

Wieso das ? Meinst du Einberufungsbescheid oder Musterungsbescheid ?
Vor dem Musterungsbescheid ist schon mal völliger Blödsinn. Wenn Sie Dich nicht auf der Liste haben, bloss nicht durch irgentwas auf Dich aufmerksam machen.

Erst nach der Musterung wenn der Einberufungsbescheid kommt ?
Auch Blödsinn, weil dann wirds aufwendiger.

edit: Allerdings kann das heutzutage mit keine Einberufung bei T3 ? anders als vor 10 jahren sein.


Ergo: Bei der Musterung ! Entweder gleich wenn Sie Dich fragen oder dann nichts sagen und warten wie das Musterungsergebniss war.
Wobei das eigentlich von Verweigern/nicht Verweigern unabhängig sein sollte.

Pompos
2004-12-22, 15:33:40
Danke für die Tipps. Ich habe mich auch noch andersweitig einwenig schlauer gemacht.

Also wenn man einberufen wird, kann man immer noch verweigern. Man hat 4 Tage Zeit nachdem den Einberufungsbefehl erhalten hat, zum Kreiswehrersatzamt zu gehen und dort den Verweigerungsantrag abzugeben.

Bei mir ist die Sache aber so, dass ich einen bestimmten Zivi machen möchte, aber dafür muss ich anerkannter Kriegsdienstverweigerer sein. Ich habe sogar extra die Muster an "meiner Person" (wie ich dass liebe) vorzeitig durchführen lassen, damit ich noch einigermaßen rechtszeitig eine vollständige Bewerbung bei meiner Zivistelle abgeben kann.

Heeragon
2004-12-23, 13:06:53
Es geht ja nicht darum was mein Opa Oma erlebt haben sondern um eine persönliche Herleitung der Ablehnung von Krieg.
Stell dir vor es ist Krieg und keiner geht hin!

govou
2004-12-23, 13:22:39
Stell dir vor es ist Krieg und keiner geht hin!
Wär doch super.

Chris1337
2004-12-23, 13:33:48
Ein ehemaliger Zivikollege hat auch 'nur' eine Verweigerung von 2 Seiten geschrieben und die wurde beim ersten Mal abgelehnt.
Als ich ihm dann den Tipp gab, mehr wie 5 Seiten zu schreiben ( ich hatte 11, vom Bekannten abgetippt... :D ) wurde diese dann sofort anerkannt und er konnte seinen Zivildienst antreten.

Gast
2004-12-23, 13:37:48
Stell dir vor es ist Krieg und keiner geht hin!Kennst du auch das ganze Gedicht?

Stell Dir vor, es kommt Krieg und keiner geht hin
dann kommt der Krieg zu Euch!
Wer zu Hause bleibt, wenn der Kampf beginnt,
und lässt andere kämpfen für seine Sache,
der muss sich vorsehen:
denn wer den Kampf nicht geteilt hat,
der wird teilen die Niederlage.
Nicht einmal Kampf vermeidet,
wer den Kampf vermeiden will:
denn es wird kämpfen für die Sache des Feinds,
wer für seine eigene Sache nicht gekämpft hat.

Berthold Brecht
Koloman Wallisch Kantate

drexsack
2004-12-23, 13:40:21
So zwei Seiten solltest du schon schrieben, wenn du willst kann ich dir meinen Antrag schicken, da hat auch alles problemlos geklappt.

mfg, drexsack

Heeragon
2004-12-23, 13:55:08
@Gast ja kenn ich und genauso hab ich das auch gemeint.

Pompos
2004-12-23, 15:00:58
Habe jetzt etwas mehr als 2 Seiten geschrieben und hoffe dass es reicht. Ich habe sie gestern Nacht noch extra einem Kumpel, der heute seine Musterung hatte, gegeben, damit er sie dennen Leuten da geben kann. Geht halt schneller als mit der Post.

The_Strip
2004-12-23, 15:03:48
Ich hatte natürlich die Einberufung und nicht die Musterung gemeint! Aber wenn es so auch geht ist ja auch gut :) nur leider zu spät für mich :( aber darum geht's Pompos ja gar nicht.
Am besten ist es, wenn du nichts selbst schreibst, aus mehreren Vorlagen zu kopieren, da auch schon Anträge abgelehnt wurden mit der Begründung, du hättest abgeschrieben und entwerder du hast Glück und darfst dann einen Zweiten schreiben und eben nicht und wirst nicht anerkannt, da du wohl keine ehrlichen Gründe hast, sonst hättest du es ja auch selber schreiben können!

PS: Braucht man eigentlich immer noch ein polizeiliches Führungszeugnis? Ich glaube nicht.