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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Was tun, wenn die Arbeit keinen Spaß mehr macht?


Nebelfrost
2005-02-21, 09:21:36
Ich hab ein ziemlich großes Problem. Seit nunmehr fast 4 Monaten empfinde ich gegenüber meiner Arbeit einfach nur noch Hass und Frust. Zur Information: Ich arbeite eine 42-Stunden-Woche in einem Callcenter. Die Tätigkeit ist mittlerweile so extrem monoton und mies, dass es kaum mehr auszuhalten ist. Die DAUs, die hier anrufen werden von Tag zu Tag schlimmer, frecher und dümmer und haben miese Laune. Die Anrufe kommen in einer Masse rein, die einfach nicht mehr zu tragen ist. Kaum hat man aufgelegt, klingelt es schon wieder. Kaum, dass mal 20 Sekunden Luft dazwischen ist. Die ganzen Limits, an die man sich als Callcenter Agent hier zu halten hat werden immer mehr angezogen und die Arbeit verkommt zu einer einzigen Stresstortur. Obendrein gab es im letzten Monat noch eine Überstundenanordnung und meine Stimmprobleme, weil ich den ganzen Tag ohne Unterlass sprechen muss, werden immer schlimmer. Die Bezahlung wird zum Vergleich zu diesem Stress und der Art der Tätigkeit schon lang nicht mehr gerecht. Aber ich scheine nicht der einzige zu sein, dem es so geht. Das merkt man dadurch, dass die Monats-Gesamtauswertung unseres Auftraggebers in den letzten Monaten immer schlechter geworden ist und man merkt, dass viele Mitarbeiter hier einfach nur noch genervt und angekotzt sind. Desweiteren ist die interne Organisation mitunter chaotisch und die unregelmäßigen Schichten machen mich einfach nur noch krank.

Ich hab hier einen auf 18 Monate befristeten Arbeitsvertrag. Ende Mai sind die 18 Monate um. Danach entscheidet sich, ob ich einen neuen, diesmal unbefristeten Vertrag bekomme oder nicht. Aber es ist mir total egal. Würde ich dennoch einen neuen angeboten bekommen, würde ich definitiv ablehnen! Wenn ich es denn überhaupt noch bis Ende Mai aushalte. Was könnt ihr mir in dieser Situation empfehlen? Was anderes hab ich momentan nicht in Aussicht. Ich meine, ich könnte kündigen, aber wie ist das dann mit dem ALG wenn man selbst gekündigt hat? Bekommt man da überhaupt welches?

Hansmaulwurf
2005-02-21, 09:45:42
Zähne zusammbeißen und durch, ich mein es gibt genug Menschen dies wirklich härter haben als den ganzen Tag zu sabbeln ;) Wie das mit dem ALG ist weiß ich nicht.

Wieso hast du zeit hier zu posten?

Panasonic
2005-02-21, 09:53:12
Zähne zusammbeißen und durch, ich mein es gibt genug Menschen dies wirklich härter haben als den ganzen Tag zu sabbeln ;) Wie das mit dem ALG ist weiß ich nicht.

Wieso hast du zeit hier zu posten?

Da spricht jemand ohne Callcentererfahrungen....

Nedo
2005-02-21, 10:00:11
Zähne zusammbeißen und durch, ich mein es gibt genug Menschen dies wirklich härter haben als den ganzen Tag zu sabbeln ;) Wie das mit dem ALG ist weiß ich nicht.

Wieso hast du zeit hier zu posten?
Oh ich glaube schon, dass das der blanke Horror ist... oh Gott, ich würde glaube ich durchdrehen :O

Halt durch bis Mai und guck dich schonmal nach etwas anderem um, dass dir vielleicht eher gefällt!

Nebelfrost
2005-02-21, 10:04:46
Da spricht jemand ohne Callcentererfahrungen....

Ja, das stimmt leider. Leute, die nie in einem Callcenter gearbeitet haben, können sich das nicht vorstellen, was das wirklich bedeutet. Bevor ich im November 2003 hier anfing, hab ich auch gedacht: So schlimm kann das doch nicht sein. Ich wurde eines Besseren belehrt und rate jedem davon ab, sich je in einem Callcenter zu bewerben.

-J.
2005-02-21, 10:15:36
Ruf doch einfach mal beim Arbeitsamt an und erkundige Dich... Das Resultat würde mich aber auch interessieren...

Michamel2k
2005-02-21, 10:17:22
Es gibt Menschen, die dabei aufblühen - und solche, die dabei 'verblühen'. Und je mehr das Individium im Callcenter zu einer Masse zusammengedrückt wird, geht die Tendenz eher zum 'Verblühen'. Was zählt ist:

- wieviele Anrufer kommen rein
- wieviele werden abgefragt oder nicht
- wie lange mußte ein Anrufer warten, bis er abgefragt wurde
- wie lange wurde abgefragt
- in welcher Zeitspanne ist der Anrufer 'befriedigt' (je nachdem liegt die Schmerzgrenze bei max. 2 Minuten)
- muss der Anrufer nochmals anrufen

Ich bin mir sicher, daß es noch mehr solcher Kennzahlen gibt, die 'Spaß' machen.

Zool
2005-02-21, 10:36:32
Wenn Du bisher nur 18Monate durchgehend in Lohn und Brot warst, hast Du keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld (dafür sind je nach Alter mindestens 36 Monate nötig). Du wirst gleich nach unten zu ALG-II durchgereicht und das ist kein Zuckerschlecken.
Wenn man nichts Besseres in Aussicht hat, Augen zu und durchbeißen. Mit einem unbefrißtesten Arbeitsvertrag kann man ganz anders nach einem anderen Arbeitsplatz Ausschau halten.

Panasonic
2005-02-21, 10:44:30
Wenn Du bisher nur 18Monate durchgehend in Lohn und Brot warst, hast Du keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld (dafür sind je nach Alter mindestens 36 Monate nötig).
Seit wann soll das so sein?!

Nebelfrost
2005-02-21, 10:47:28
Es gibt Menschen, die dabei aufblühen - und solche, die dabei 'verblühen'. Und je mehr das Individium im Callcenter zu einer Masse zusammengedrückt wird, geht die Tendenz eher zum 'Verblühen'. Was zählt ist:

- wieviele Anrufer kommen rein
- wieviele werden abgefragt oder nicht
- wie lange mußte ein Anrufer warten, bis er abgefragt wurde
- wie lange wurde abgefragt
- in welcher Zeitspanne ist der Anrufer 'befriedigt' (je nachdem liegt die Schmerzgrenze bei max. 2 Minuten)
- muss der Anrufer nochmals anrufen

Ich bin mir sicher, daß es noch mehr solcher Kennzahlen gibt, die 'Spaß' machen.

Zudem was du hier aufgeführt hast, kann ich noch folgende hinzufügen, auf welche Werte hier noch so geachtet wird, bzw. Werte die eine gewisse Grenze nicht überschreiten dürfen, um Produktivitäts- bzw. letztendlich Gehaltsabzüge zu bekommen:

- Dauer des Gesprächs (sollte nicht über durchschn. 5 min liegen)
- Dauer der Nachbearbeitungszeit (Protokoll zum gerade geführten Call, sollte nicht über durchschn. 45 sek. liegen)
- Klingelzeit (wie lange es dauern darf bis man abnimmt, solle nicht über durchschn. 2 sek. liegen)
- Login-Zeit (wie lange man pro Arbeitstag am Telefonsystem eingeloggt und "arbeitsbereit" sein soll, sollte durchschn. bei 7 Stunden und 50 min liegen)
- insgesamt ist man 9 Stunden hier. die 70 minuten Differenz sind Pause, aber die Pausenzeiten sind fest vor geschrieben. die Mittagspause von 30 min ist im Dienstplan eingetragen und daran muss man sich halten, ungeachtet dessen, ob der Mitarbeiter Hunger hat, bzw. die Pause machen will oder nicht. außer der Mittagspause sind pro Stunde noch 5 min Bildschirmpause eingeteilt, die man ebenfalls nehmen muss oder nicht. man darf auch keine 5-min-Pausen sammeln und zu einer größeren zusammen legen, das ist ebenfalls untersagt
- nebenbei muss man noch eine bestimmte Verkaufsquote erzielen pro Monat
- bei Problemen, die man nicht lösen kann, darf man an den Kunden zum Second Level weiter verbinden, aber auch hier gibt es eine Maximalquote, wieviel man pro Tag weiter verbinden darf, ansonsten wird einem auf die Finger geklopft
- man muss genauso viel Protokolle schreiben, wie man Anrufe hat. das heißt die Abweichung der Anzahl der Anrufe zur Anzahl der Protokolle darf nur 1,5% betragen
- bei all dem ganzen Stress muss man auch noch die Freundlichkeit zum Kunden bewahren, egal wie dumm oder frech er ist und man soll alles Mögliche tun, um das Problem des Kunden zu lösen. Bei 5 min Gesprächsdauer ist aber meist so gut wie unmöglich. Dies führt schließlich dazu, dass man öfters mal Kunden aus der Leitung kickt, was aber auch wieder nicht zulässig ist

So sieht das Arbeiten in einem Callcenter aus. Noch irgendwelche Einwände?

Nebelfrost
2005-02-21, 10:53:31
Wenn Du bisher nur 18Monate durchgehend in Lohn und Brot warst, hast Du keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld (dafür sind je nach Alter mindestens 36 Monate nötig). Du wirst gleich nach unten zu ALG-II durchgereicht und das ist kein Zuckerschlecken.
Wenn man nichts Besseres in Aussicht hat, Augen zu und durchbeißen. Mit einem unbefrißtesten Arbeitsvertrag kann man ganz anders nach einem anderen Arbeitsplatz Ausschau halten.

Was du hier sagst, das stimmt nicht! Man muss mindestens 1 Jahr zusammenhängend gearbeitet haben, um ALG zu bekommen. Hast du 12 Monate gearbeitet, bekommst du 6 Monate ALG. Und dann geht es im 4-Monatstakt weiter. Hat man 16 Monate gearbeitet, bekommt man 8 Monate ALG, bei 20 Monate Arbeit kriegste 10 Monate ALG. Bei 24 Monaten Arbeit sind's 12 Monate ALG. Danach steigt die Dauer des ALG bei jungen Leuten aber nicht mehr weiter, egal wie lange man gearbeitet hat. Wenn man älter ist, wird es glaub ich noch bis 36 oder 48 Monate Arbeit weiter gestuft. 2006 soll diese ganze Einstufung aber irgendwie abgeändert oder weiter verkürzt werden.

edgecrusher
2005-02-21, 11:02:05
also ich weiß wie es ist in einem callcenter zu arbeiten, hab auch mal 6 monate in einem gearbeitet, es ist die hölle!!! wegen selbst kündigen, is schlecht, weil du dann eigentlich soweit meine infos reichen kein anspruch auf alg hast. desweiteren melde dich jetzt schon arbeitssuchend, wenn du weißt das du ende mai sense hast. damit bist du dann innerhalb der 3 kmonate die man sich vorher melden musst, ansonsten würdest du in die sperrfrist kommen und erst mal kein geld bekommen vom a-amt

Karümel
2005-02-21, 11:28:41
um Produktivitäts- bzw. letztendlich Gehaltsabzüge zu bekommen:


Gehaltsabzüge??

Nebelfrost
2005-02-21, 11:32:47
Gehaltsabzüge??

Es gibt ein Grundgehalt, was man immer bekommt (das ist aber nicht wirklich viel). Und dann gibt es noch Provision. Je schlechter die Werte sind, die man im Monat erreicht oder je weiter man von den Soll-Werten entfernt liegt, desto niedriger ist die Provision.

Hansmaulwurf
2005-02-21, 11:45:02
Da spricht jemand ohne Callcentererfahrungen....

Richtig aber ich hab schon bei schnee 11 stunden draußen gearbeitet ;)

Panasonic
2005-02-21, 11:53:28
Richtig aber ich hab schon bei schnee 11 stunden draußen gearbeitet ;)

Eine Wohltag im vergleich zu einem straffen Callcenter. Glaub mir das, ich hab mal eins geleitet....

Captain Nemo
2005-02-21, 12:29:22
Eine Wohltag im vergleich zu einem straffen Callcenter. Glaub mir das, ich hab mal eins geleitet....

DAS war die Hölle, das glaube ich dir aufs Wort ;D

Nebelfrost, sofort arbeitssuchend beim Arbeitsamt melden, dort vom auslaufendem Vertrag und keiner Übernahme sprechen. Wenn du selber kündigst, könnten die dir einen Strick draus drehen, oder sie lassen dir weniger/keine neuen Stellen zukommen.

Ich wünsche dir ganz viel Durchstehungsvermögen, bis Mai ist nicht mehr weit. Daumen drück!

BoRaaS
2005-02-21, 14:07:43
War das nicht so, das wenn man selber kündigt und einen unbefristeten Arbeitsvertrag hat, man bis zu 3 Monaten Sperrfrist bekommt ?? Bin da aber nicht merh so auf dem laufenden. Desweiteren mußt du dich 3 Monate vor auslaufen deines befristeten Vertrages wieder bei Arbeitsamt melden, ansonsten bekommt ebenfalls ne Strafe, ist meinem Bruder nämlich passiert. Mußte afaik 150€ zahlen. Je später du dich meldest, desto höher wird die Strafe.

MarcWessels
2005-02-21, 15:04:43
Eine Wohltag im vergleich zu einem straffen Callcenter. Glaub mir das, ich hab mal eins geleitet....

Jup, nach spätestens 12 Monaten sind die Mitarbeiter eines Call-Centers ausgebrannt! Krankeitstage steigen an etc. pp

Ich darf hier keine Namen nennen aber den Verantwortlichen ist das durchaus auch bekannt, weshalb es äußerst selten überhaupt unbefristete Verträge gibt...

RaumKraehe
2005-02-21, 15:26:42
Wenn Du bisher nur 18Monate durchgehend in Lohn und Brot warst, hast Du keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld (dafür sind je nach Alter mindestens 36 Monate nötig). Du wirst gleich nach unten zu ALG-II durchgereicht und das ist kein Zuckerschlecken.
Wenn man nichts Besseres in Aussicht hat, Augen zu und durchbeißen. Mit einem unbefrißtesten Arbeitsvertrag kann man ganz anders nach einem anderen Arbeitsplatz Ausschau halten.

Das ist falsch.

roadfragger
2005-02-21, 15:29:38
Ich habe mal zur Probe EINE Woche in einem Call-Center gearbeitet und hatte danach schon genug davon. Stressig ist IMO ein wirklich noch harmloses Wort für so eine Tätigkeit.

Ich würde so eine Arbeit auch niemandem empfehlen. Als Nebenjob o.Ä. mag es ja noch ok sein, aber fest dort arbeiten? Never ever again!

Panasonic
2005-02-21, 15:58:58
Ich habe das Callcenter eines PC Herstellers geleitetet. Wir haben ca. 5.000 Rechner in der Woche verkauft und mussten mit 6 Mann die Kundenfragen abarbeiten. Zum Glück war ich der Leiter von dem ganzen und daher hab ich nur die Eskalationsfälle behandeln müssen, aber die Kollegen am Telefon haben 9 Stunden telefoniert. Aufgelegt, abgehoben, aufgelegt, abgehoben... Im Schnitt haben die Mitarbeiter 6 Monate durchgehalten, dann hab ich das System komplett umgestellt und es wurde besser (Ich habe dafür gesorgt, das es eine vernünftige Qualitätskontrolle gibt, wodurch sich die Anrufe nach einigen Monaten um 50% reduziert haben).

The_Lutzifer
2005-02-21, 18:16:24
Ruf doch einfach mal beim Arbeitsamt an und erkundige Dich... Das Resultat würde mich aber auch interessieren...

Netter Rat für jemanden, der vom Call-Center die Schnauze voll hat. :| :rolleyes:

ernesto.che
2005-02-21, 19:21:39
Habe auch mal 1,5 Jahre in einem Callcenter gearbeitet. Es kann Teror sein.

Manchmal wars ganz nett, später gings aber immer mehr um Quoten. Wenn man die erreichen wollte bzw sehr ehrgeizig war, konnte man so etwas wie Pausen vergessen, auf Toilette gehen ist das größte der Entspannung gewesen. Ab und an mal zum Wasserspender und wieder Gas geben.

Wenn man da dann Abends fertig war, war auch im Kopf Feierabend. Eher Gute Nacht.

Nebelfrost
2005-02-22, 20:28:48
Habe auch mal 1,5 Jahre in einem Callcenter gearbeitet. Es kann Teror sein.

Manchmal wars ganz nett, später gings aber immer mehr um Quoten. Wenn man die erreichen wollte bzw sehr ehrgeizig war, konnte man so etwas wie Pausen vergessen, auf Toilette gehen ist das größte der Entspannung gewesen. Ab und an mal zum Wasserspender und wieder Gas geben.

Wenn man da dann Abends fertig war, war auch im Kopf Feierabend. Eher Gute Nacht.

Genau dieses Szenario erlebe ich ständig. Aber unterdessen missachte ich des öfteren die Quoten und gönne mir häufig mal unerlaubte Pausen, schon wegen meiner Stimme und damit ich abends nicht immer geistig breit bin. Ich wurde zwar schon paar mal zu einem Teamleitergespräch eingeladen, aber der Typ hätte anstelle meiner Person genauso gut eine Betonwand zum Gespräch einladen können, die sich sein formelles Geschwafel und seine 08/15-Maßregelungen anhört. Wenn ich wegen schlechter Quoten mal gekündigt werden sollte, kann es mir nur recht sein. Da hätte ich noch 4 Wochen Kündigungsfrist, die ich noch mit Resturlaub und Krankschreibung ausfüllen würde und danach finito!! :)

Gummikuh
2005-02-22, 21:11:54
Na wenns dich ankotzt...warum noch weiter arbeiten...das bringt nix...in dem Beruf...damit tust du dir selber ja keinen gefallen...

aber kündigen würde ich auch nicht,auslaufen lassen und schonmal nach was neuem Ausschau halten dürfte wohl echt das Beste sein.