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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Musiktip: Jeffrey Lewis


Freakazoid
2005-02-28, 21:47:30
Ich wollte euch nur mal auf einen kleinen Vertreter des eigentlich relativ unbekanntem Genres 'Antifolk' vorstellen: Jeffrey Lewis.

Beatpunk.de hat darüber auch einen sehr passenden Beitrag über Antifolk/Lewis geschrieben

Mit den Moldy Peaches, Adam Green und Major Matt Mason USA schwappte eine Woge überaus sympathischer Musik von NY City über den großen Teich. Die Antifolk-Bewegung, der sich diese Künstler zurechnen lassen, besteht seit nunmehr 16 Jahren, ohne dass es ihr jemals darum gegangen wäre, möglichst viele Platten zu verkaufen. Die Musik hört sich nicht glatt geleckt an, denn an höchster Stelle steht die Kraft von Wort und Musik, wobei nicht die Charts gestürmt sondern Musikliebhaber inspiriert werden sollen, wie Major Matt Mason in den Linernotes des „Call it what you want – this is antifolk“- Sampler schrieb. Musikalisch steht Antifolk für punkige Songs, die keine Abkehr vom Folk sondern eher dessen Verjüngungskur vollziehen. Dabei richtet sie sich auch gegen die Tatsache, dass mittlerweile jeder linksliberale Bürgerarsch dennoch alle kritischen Platten von Bob Dylan im Schrank stehen hat.
Bei der Antifolkbewegung in New York gehören alle Künstler irgendwie zusammen und machen das, was man vielleicht noch am ehesten als Subkultur bezeichnen könnte. Die Plakate und Flyer werden selbst gezeichnet, es gibt `nen Club mit einem open mic, daneben existieren Internet-Portale und Fanzines, die allein Antifolk und die dazugehörige Szene zum Thema haben. Jeder spielt mit jedem in verschiedenen Bands und alle werden von allen supported. Die Künstler organisieren mit den Fans alljährlich ein Antifolkfestival und schaffen damit so etwas wie eine Community.
Jeffrey Lewis Comiczeichner, Singer und Songwriter kommt auch aus diesem Umkreis. Er war für das Artwork der Moldy Peaches verantwortlich und hat mit „It`s the Ones Who`ve Cracked That the light Shines Through“ seine zweite Platte rausgebracht.
Gute Musik ist handgemacht - `ne Gitarre und vielleicht ein Schlagzeug reichen Jeffrey Lewis aus, um Geschichten zu erzählen. Und darum geht es hier. Seine Songs gleichen eher Erzählungen, als dem klassischen „Liedgut“. Das liegt zum einen an den Texten und zum anderen an der Präsentation der selben. Lewis kann ein Leben in einen Song packen – so bei „back when I was 4“, indem er den biographischen Bogen von 4 bis ins Alter von 126 Jahren spannt; dabei singt er schnell, so schnell wie sich das Leben gibt. Die Texte sind das A und O dieser Platte, sie stellen die Basis dar und werden von den wenigen Instrumenten nur etwas untermalt. Die traditionelle Songstruktur aus Strophe, Refrain, Strophe, Refrain wird in manchen Stücken aufgebrochen, damit sich der Inhalt des Songs mit der Form der Darbietung verbindet und so dem vorgetragenen Text gerecht wird.
Eine klagende Stimme, die an alte Cowboysongs erinnert, die Gitarre immer dabei, Geschichten über das Leben, ein ironisches Augenzwinkern, herzerwärmend und trotzdem absurd, etwas Punk und ganz viel Folk routieren bei mir zu Haus in Dauerschleife ohne zu langweilen. Bis auf wenige Songs ist die Platte sehr ruhig. „No LSD tonight“ gehört zu den energiegeladeneren Stücken und ist der ultimative sing-along-song, fingerpointing inbegriffen. Er entstand nachdem Jeffreys Zuhörer das Lied „The Last Time I Did Acid I Went Insane“ von seinem ersten Albums irgendwie falsch aufgenommen haben und ihm Drogen aller Art anboten. „Don`t Let the Record Label Take You Out to Lunch“ handelt wie der Titel schon sagt davon, dass man sich von der Popindustrie nicht verarschen lassen soll, denn „you`re the one who´s gotta pay at the end of the day“. Das Recordlabel, das Jeffrey Lewis zum Lunch ausführt(e), war und ist Rough Trade. Bei selbigem handelt es sich um eine nette Plattenfirma aus England – die Tatsache, dass Lewis über Rough Trade ähnlich denkt lässt vermuten, dass er nicht am Ende des Tages zahlen muss.
Bei all der Euphorie, wird Antifolk jedoch mit der Zeit an die Grenzen seiner eigenen Ansprüche stoßen. Einen „subkulturellen“ Status zu erhalten und die Wände zwischen Fans und Künstler aufzubrechen wird wohl spätestens in dem Moment scheitern, in dem Antifolk nicht nur einen kleinen Kreis an Zuhörern anspricht und auf größere Bühnen drängt. Die heimelige Wohnzimmer-Community-Atmosphäre ist damit passé. Zu guter Letzt noch ein Tipp fürs Auge und den Kopf: Wer mehr über Antifolk und seine Entstehung wissen möchte, liest sich am besten den Text von Martin Büsser in der

Wenn es nicht gerade über seine Drogenerlebnise schreibt, singt er einfach über das Leben - oft auch totaler nonsens ;). Auch erwähnt werden sollte sein Bruder - die beiden sind unzertrennlich und er wirkt an den meisten seiner songs mit. Wenn sich die beiden mal auf der Bühne streiten gehts richtg ab

Lewis spielt derzeit auch in Deutschland/Frankfurt! Hörproben gibts bei Amazon:
http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/B00009K009/qid=1109622950/ref=sr_8_xs_ap_i1_xgl/302-5751509-3364037
http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/B00005NDZP/ref=pd_bxgy_text_2/302-5751509-3364037
(The last time i did acid i went insane, true sory und ocean sind auf jedenfall einmal probehören wert :) )

http://www.unicornsounds.com/jeff_lewis_20x16.jpg

Freakazoid
2005-03-03, 18:41:24
des eigentlich relativ unbekanntem Genres 'Antifolk'


Wenn ich hier so die Resonanz beobachte (6 hits in 5 Tagen:O), wird sich wohl nicht viel daran ändern :usad:

Freakazoid
2005-11-09, 17:46:57
Wenn ich hier so die Resonanz beobachte (6 hits in 5 Tagen:O), wird sich wohl nicht viel daran ändern :usad:

scheissegal!

Höre gerade das neue Album - nicht schlecht

http://images-eu.amazon.com/images/P/B000BJRJPE.03.LZZZZZZZ.jpg

http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/B000BJRJPE/qid=1131554692/sr=8-1/ref=pd_ka_1/302-2639557-9527267