Panasonic
2005-05-25, 11:42:17
Richter läßt Kindesentführer wieder laufen
Lokstedt: Begründung: Keine Fluchtgefahr. Staatsanwaltschaft legt Beschwerde ein.
Nach Veröffentlichung dieses Fotos aus der Überwachungskamera der Hochbahn bekam die Polizei die entscheidenden Hinweise. Foto: Polizei
Die rätselhafte Entführung eines achtzehn Monate alten Mädchens aus einem Baumarkt ist aufgeklärt. Nur fünf Tage, nachdem die Polizei ihre Fahndung öffentlich gemacht hatte, ermittelten Kripo-beamte der Wache 23 den Täter. Der 38jährige Jörg H. aus Lokstedt gab zu, das Mädchen mit nach Hause genommen und es nach knapp einer Stunde in seiner Gewalt am U-Bahnhof Lutterothstraße ausgesetzt zu haben. Die Staatsanwaltschaft beantragte Haftbefehl - doch ein Richter ließ den Mann gestern mittag wieder laufen: Er sah keinen Haftgrund.
Die Tat geschah, wie berichtet, am 2. Mai gegen 18.40 Uhr. Vivien (34) und Cem D. (42) wollten mit ihren beiden Kindern Lack für ein Möbelstück im Bauhaus an der Alten Kollaustraße (Lokstedt) kaufen. Plötzlich war "Missy", so der Spitzname ihrer Tochter, spurlos verschwunden. Die Polizei leitete eine Großfahndung ein. Um 20.30 Uhr fand eine 32jährige das Kleinkind unversehrt in dem U-Bahnhof.
Mit Bildern aus den Überwachungskameras gingen die Ermittler an die Öffentlichkeit, bekamen etwa 20 Hinweise - darunter auch zwei, die zu dem Tatverdächtigen führten. Am Montag gegen 10 Uhr suchten zwei Ermittler Jörg H. in dessen Wohnung und auf seiner Arbeit auf, vergeblich. Dann meldete sich sein Anwalt. Um 15.30 Uhr erschien er mit dem 38jährigen auf der Wache 23. "In seiner Vernehmung gab der Mann an, daß ihn das Mädchen im Baumarkt angeflirtet habe", sagt Polizeisprecher Andreas Schöpflin. Sexuelle Motive für die Entführung stritt H. aber vehement ab. Jörg H. nahm demnach die 18 Monate alte Missy mit, setzte sie in seinem silberfarbenen Ford Focus neben sich in den Fußraum des Beifahrersitzes. Dann fuhr der Lokstedter in seine Dreizimmerwohnung und legte es auf das Bett. Dort, so gab der gelernte Kommunikationselektroniker zu Protokoll, sei ihm bewußt geworden, daß er etwas Falsches getan habe. H., der als Hausmeister in einer Schmuckfirma arbeitet, trug das Kind wieder in sein Auto und setzte es im nahe gelegenen U-Bahnhof Lutterothstraße aus.
H. wird als Einzelgänger beschrieben, soll nur Kontakt zu einer seiner drei Schwestern gehabt haben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt jetzt wegen Kindesentziehung und Kindesaussetzung. Jörg H. drohen bis zu fünf Jahre Haft.
Deshalb wurde gestern Haftbefehl wegen Fluchtgefahr beantragt - den lehnte ein Richter des Amtsgerichts Mitte jedoch ab. Begründung: Der 38jährige sei nicht vorbestraft, habe einen festen Wohnsitz und feste Arbeit. Gegen die Entscheidung legte die Staatsanwaltschaft Beschwerde ein, über die heute vormittag das Landgericht entscheiden soll.
Sowohl Staatsanwaltschaft als auch der Haftrichter sehen bislang keinen hinreichenden Tatverdacht dafür, daß Jörg H. einen sexuellen Mißbrauch des Kleinkindes plante: "Es gibt nur seine Aussage und keine Beweise, die gegen ihn sprechen", so ein Beamter. Die Ermittler gehen zwar davon aus, daß H. das Mädchen etwa eine halbe Stunde eine seiner Wohnung hatte. Ärzte fanden aber bei einer Untersuchung im Institut für Rechtsmedizin keine Hinweise für einen sexuellen Mißbrauch. Und: Missy war, als ihre Mutter sie wieder in die Arme schloß, so bekleidet wie bei ihrem Verschwinden.
Missys Eltern Vivien (34) und Cem D. (42) zeigten sich gestern erleichtert, daß der Entführer ermittelt wurde: "Wir sind aber etwas überrascht, daß er so schnell wieder freigelassen wurde." Noch immer quält sie die Frage, was der Entführer mit ihrer Tochter wollte: "Wir möchten ihm gegenübersitzen, von ihm dazu Antworten bekommen."
www.abenblatt.de
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1. Das Kind (18 Monate) will den Täter "angeflirtet haben.
2. Das Kind wird entführt und später wieder auf einem Bahnsteig ausgesetzt...
3. Der Täter kommt nicht in U-Haft.
Irgendwas stimmt doch mit unserer Justiz nicht. Da werden Türen aufgetreten, weil ein privater Verein Namens GVU annimmt, das jemand Musik oder Filme "raubkopiert" habe, auf der anderen Seite klingelt die Polizei an der Tür eines mutmaßlichen Kindesentführers und fährt weg, weil keiner aufmacht. Und dann lässt ein Haftrichter en Täter auch noch gehen?! Ich verstehe das irgendwie nicht.
Lokstedt: Begründung: Keine Fluchtgefahr. Staatsanwaltschaft legt Beschwerde ein.
Nach Veröffentlichung dieses Fotos aus der Überwachungskamera der Hochbahn bekam die Polizei die entscheidenden Hinweise. Foto: Polizei
Die rätselhafte Entführung eines achtzehn Monate alten Mädchens aus einem Baumarkt ist aufgeklärt. Nur fünf Tage, nachdem die Polizei ihre Fahndung öffentlich gemacht hatte, ermittelten Kripo-beamte der Wache 23 den Täter. Der 38jährige Jörg H. aus Lokstedt gab zu, das Mädchen mit nach Hause genommen und es nach knapp einer Stunde in seiner Gewalt am U-Bahnhof Lutterothstraße ausgesetzt zu haben. Die Staatsanwaltschaft beantragte Haftbefehl - doch ein Richter ließ den Mann gestern mittag wieder laufen: Er sah keinen Haftgrund.
Die Tat geschah, wie berichtet, am 2. Mai gegen 18.40 Uhr. Vivien (34) und Cem D. (42) wollten mit ihren beiden Kindern Lack für ein Möbelstück im Bauhaus an der Alten Kollaustraße (Lokstedt) kaufen. Plötzlich war "Missy", so der Spitzname ihrer Tochter, spurlos verschwunden. Die Polizei leitete eine Großfahndung ein. Um 20.30 Uhr fand eine 32jährige das Kleinkind unversehrt in dem U-Bahnhof.
Mit Bildern aus den Überwachungskameras gingen die Ermittler an die Öffentlichkeit, bekamen etwa 20 Hinweise - darunter auch zwei, die zu dem Tatverdächtigen führten. Am Montag gegen 10 Uhr suchten zwei Ermittler Jörg H. in dessen Wohnung und auf seiner Arbeit auf, vergeblich. Dann meldete sich sein Anwalt. Um 15.30 Uhr erschien er mit dem 38jährigen auf der Wache 23. "In seiner Vernehmung gab der Mann an, daß ihn das Mädchen im Baumarkt angeflirtet habe", sagt Polizeisprecher Andreas Schöpflin. Sexuelle Motive für die Entführung stritt H. aber vehement ab. Jörg H. nahm demnach die 18 Monate alte Missy mit, setzte sie in seinem silberfarbenen Ford Focus neben sich in den Fußraum des Beifahrersitzes. Dann fuhr der Lokstedter in seine Dreizimmerwohnung und legte es auf das Bett. Dort, so gab der gelernte Kommunikationselektroniker zu Protokoll, sei ihm bewußt geworden, daß er etwas Falsches getan habe. H., der als Hausmeister in einer Schmuckfirma arbeitet, trug das Kind wieder in sein Auto und setzte es im nahe gelegenen U-Bahnhof Lutterothstraße aus.
H. wird als Einzelgänger beschrieben, soll nur Kontakt zu einer seiner drei Schwestern gehabt haben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt jetzt wegen Kindesentziehung und Kindesaussetzung. Jörg H. drohen bis zu fünf Jahre Haft.
Deshalb wurde gestern Haftbefehl wegen Fluchtgefahr beantragt - den lehnte ein Richter des Amtsgerichts Mitte jedoch ab. Begründung: Der 38jährige sei nicht vorbestraft, habe einen festen Wohnsitz und feste Arbeit. Gegen die Entscheidung legte die Staatsanwaltschaft Beschwerde ein, über die heute vormittag das Landgericht entscheiden soll.
Sowohl Staatsanwaltschaft als auch der Haftrichter sehen bislang keinen hinreichenden Tatverdacht dafür, daß Jörg H. einen sexuellen Mißbrauch des Kleinkindes plante: "Es gibt nur seine Aussage und keine Beweise, die gegen ihn sprechen", so ein Beamter. Die Ermittler gehen zwar davon aus, daß H. das Mädchen etwa eine halbe Stunde eine seiner Wohnung hatte. Ärzte fanden aber bei einer Untersuchung im Institut für Rechtsmedizin keine Hinweise für einen sexuellen Mißbrauch. Und: Missy war, als ihre Mutter sie wieder in die Arme schloß, so bekleidet wie bei ihrem Verschwinden.
Missys Eltern Vivien (34) und Cem D. (42) zeigten sich gestern erleichtert, daß der Entführer ermittelt wurde: "Wir sind aber etwas überrascht, daß er so schnell wieder freigelassen wurde." Noch immer quält sie die Frage, was der Entführer mit ihrer Tochter wollte: "Wir möchten ihm gegenübersitzen, von ihm dazu Antworten bekommen."
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1. Das Kind (18 Monate) will den Täter "angeflirtet haben.
2. Das Kind wird entführt und später wieder auf einem Bahnsteig ausgesetzt...
3. Der Täter kommt nicht in U-Haft.
Irgendwas stimmt doch mit unserer Justiz nicht. Da werden Türen aufgetreten, weil ein privater Verein Namens GVU annimmt, das jemand Musik oder Filme "raubkopiert" habe, auf der anderen Seite klingelt die Polizei an der Tür eines mutmaßlichen Kindesentführers und fährt weg, weil keiner aufmacht. Und dann lässt ein Haftrichter en Täter auch noch gehen?! Ich verstehe das irgendwie nicht.