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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Problem mit Kriegsdienstverweigerung


Sliver21
2005-06-29, 16:54:56
Hallo Jungs,
dieses Jahr habe ich mein Abitur gemacht, anschließend wollte ich Zivildienst machen. Ich war aber so dumm, dass ich erst dann den Kriegsdienst verweigert hatte, nachdem ich die Vorbenachrichtigung zur Einberufung zum Grundwehrdienst erhalten habe. Ich habe mir trotzdem sehr viel Mühe gegeben mit dem Verfassen der Begründung meiner Verweigerung. Dies war vor etwa 2 Monaten.
Nun bekam ich letztens die Antwort von der BAZ auf meinen Antrag auf Anerkennung als Kriegsdienstverweigerer. Dort heißt es: "..über Ihren Antrag auf Anerkennung als Kriegsdienstverweigerer habe ich nicht entscheiden können, weil Sie diesen erst nach Erhalt Ihrer Vorbenachrichtigung zur Einberufung zum Grundwehrdienst gestellt haben. Hierdurch ergeben sich Zweifel an der sich von Ihnen behaupteten Gewissensentscheidung." Weiterhin steht dort, dass ich mich innerhalb eines Monats zu den folgenden Fragen äußern muss:
"Aufgrund welcher Ereignisse haben Sie mit der Abgabe Ihres Antrags auf Anerkennung als Kriegsdienstverweigerer bis nach Erhalt der Vorbenachrichtigung zur Einberufung zum Grundwehrdienst gezögert?
Welche konkreten inneren oder äußeren Veränderungen haben sich nach Ihrer Musterung bis zur Verbenachrichtigung ergeben, die Sie dazu veranlasst haben doch noch zu verweigern?
Wann hat sich Ihre Gewissensentscheidung manifistiert?"

Hat jemand von euch eine Idee, was ich daruaf antworten kann? Hat jemand von euch sowas schon mal durchgemacht? Es wäre sehr nett, wenn ihr mir helfen könntet. Ich bin gerade am Überlegen, welche Punkte ich anbringen kann, um meinen Bearbeiter von der Wahrhaftigkeit meiner Gewissensentscheidung zu überzeugen.

Gast
2005-06-29, 16:58:58
Die wichtigste Frage ist WANN?

Du musst uns schon sagen, wann die Vorbenachrichtigung kam und wann du den Wehrdienst verweigert hast. Vielleicht hat ja ein weltpolitisches Ereignis in diesem Zeitraum deine Meinung geändert.

Ashitaka
2005-06-29, 17:02:11
Ich fürchte aus der Nummer kommst Du nur schwer wieder raus. Auch mir ist Deine Vorgehensweise völlig unverständlich. Was ist denn der ernste Hintergrund Deiner Verweigerung?

noid
2005-06-29, 17:17:17
den bund wirst du schon überleben. außerdem: wo bitteschön kommt man mal zum mg-schiessen? X-D (in deutschland)

Sliver21
2005-06-29, 17:19:12
@Gast
Vor etwa 2 Monaten kam die Vorbenachrichtigung. Gleich darauf habe ich meine Verweigerung geschrieben und abgeschickt.

@Ashitaka
Zivildienst wollte ich schon immer machen, da es gegenüber dem Wehrdienst zahlreiche Vorteile hat. Dies ist der ernste und auch einfache Hintergrund meiner Verweigerung. Leider ging ich von der falschen Annahme aus, dass ich jederzeit problemlos verweigern kann. Deswegen habe ich mich mit der Verweigerung auch gar nicht beeit.

Mumins
2005-06-29, 17:21:49
Schreibe ihm, dass du schon immer verweigern wolltest und es überhaupt nicht auf den Zeitpunkt ankommt, da das eine Grundeinstellung ist.

drexsack
2005-06-29, 17:22:09
Na dann müssen entweder politsiche Großereignisse [Terroranschläge etc], plötzliche Todesfälle in der Verwandtschaft [überprüfbar!]/Haustieren oder persönliche Ereignisse in Kombo mit Gewalt [abgezogen und zusammengeschlagen, Waffe ins Gesicht/ Miund bekommen/..] herhalten um da noch die Kurve zu kriegen.

Sliver21
2005-06-29, 17:22:17
den bund wirst du schon überleben. außerdem: wo bitteschön kommt man mal zum mg-schiessen? X-D (in deutschland)

Mir geht es hier nicht ums Überleben. Klar, so schlimm ist der Bund auch nicht. Doch für mich ist Zivildienst nun mal eben besser. Auch bin ich nicht so scharf drauf aufs MG-Schießen.

EDIT: Danke schon mal für eure Vorschläge!!

Shog-T
2005-06-29, 17:33:09
@Gast
Vor etwa 2 Monaten kam die Vorbenachrichtigung. Gleich darauf habe ich meine Verweigerung geschrieben und abgeschickt.

@Ashitaka
Zivildienst wollte ich schon immer machen, da es gegenüber dem Wehrdienst zahlreiche Vorteile hat. Dies ist der ernste und auch einfache Hintergrund meiner Verweigerung. Leider ging ich von der falschen Annahme aus, dass ich jederzeit problemlos verweigern kann. Deswegen habe ich mich mit der Verweigerung auch gar nicht beeit.


warum schreibst du nciht zweiteres????
is doch die wahrheit und eigentlich nachvollziehbar, oder?!

drexsack
2005-06-29, 17:59:18
Naja er sollte nicht sagen: "Hey ich will Zivi machen da es viel toller ist und ich dacht verweigern geht auch ganz schnell, ihr Deppen winkt doch eh alles ab". Man kann nicht sagen ich will nicht zum Bund da ich Zivi machen will. Man muss begründen warum man nicht zum Bund will und Zivi ist dann die Nebenerscheinugn davon. Das Ganze muss somit schon besser begründet werden [Entscheidung aus Gesissensgründen]. Also entweder aktuelle Ereignisse die ihn beeinflusst haben [siehe Post oben] oder wie Mumins schrieb das er schon immer verweigern wollte und dachte wann ist egal.

Waiting for the Signal
2005-06-29, 18:14:53
Ich kann es durchaus nachvollziehen, dass man erst verweigert, wenn man was vom Kreiswehrersatzamt hört. Ich selbst habe sogar erst verweigert nachdem ich schon 2 Monate dabei war. Alles ist möglich. Man kann zu jeder Zeit verweigern. Schließlich ist das nich für jeden Menschen von vorneherein klar bzw. er beschäftigt sich nicht andauernd damit, so dass es einen schon einmal kalt erwischt und man erst reagiert wenn man quasi schon mittendrin steckt.

Dagegen ist die Aussage des Entscheidungsträgers unverständlich, unklar und einschüchternd zugleich. Man will wohl keinen Mann verlieren, oder wie soll man das verstehen? Jedenfalls würde ich eine dementsprechende Antwort zurückschreiben und dem Schreiben sozusagen einen Widerspruch folgen lassen.


Anregungen (konkreter Verweigungstext ist ja nicht bekannt - welche Gewissensgründe?)

... ich habe mit meinem Antrag zur Verweigerung des Wehrdienstes auf der Grundlage des geltenden Gesetzes der Bundesrebuplik Deutschland (KDVG §2) gehandelt. Der Zeitpunkt wann ein diesbezüglicher Antrag zu stellen ist bzw. gestellt wird, spielt im Falle der Einsendung nach einer Vorbenachrichtigung keine Rolle und ist vom Gesetzgeber nicht festgelegt. Zeitlich ist es also im Rahmen der Auslegung des KDVG unerheblich wann ich den Antrag eingereicht habe. Deshalb verstehe ich Ihre Aussage diesbezüglich nicht. Jedoch gebe ich Ihnen gerne noch detailiertere Angaben zu meiner Entscheidung an die Hand....

...Als junger Mensch stehen mir noch viele Wege offen und meine Persönlichkeit ist erst am Anfang Ihrer Entwicklung. Gerade in der heutigen Zeit, spielen Aspekte wie Berufswahl, Familie, Freunde und Zukunftsperspektiven eine wichtigere Rolle für einen jungen Menschen der inmitten einer Gesellschaft lebt die immer mehr Eigenverantwortung und Einschnitte vom einzelnen verlangt. Dass das Ganze ein Prozess ist der nicht auf Knopfdruck funktioniert wird immer mehr zur Nebensache in unserer schnelllebigen Zeit. Dadurch nimmt man zwar schon früh eine Position zu den Dingen im Leben ein und gerade im Hinblick auf Meinungen zum Dienst an der Waffe, jedoch wird man doch sehr durch seine Umwelt, die Medien, Familie und zuletzt dem eigenen empfinden geprägt. Die gedankliche und gefühlsmässige Entscheidung selbst trifft man zumeist wohl erst, so ist es zumindest in meinem Fall, wenn man damit konfrontiert wird, also eine Nachricht vom Kreiswehrersatzamt erhält. Dann ist es eine Frage die man sich selbst zu stellen hat, was man mit seinem Gewissen vereinbaren kann. Und diese Entscheidung habe ich nach bestem Wissen und Gewissen aus der Überzeugung und den Ihnen genannten Gründen getroffen. Wenn Sie es wünschen, dann gebe ich gerne ein politisches Statement zu aktuellen Ereignissen, gerade im Hinblick auf Auslandseinsätze der Bundeswehr, die schmerzlichen Verluste etc. Aber dies wäre nur eine "Lesermeinung", die man in jeder großen Tageszeitung lesen könnte. Entscheidend ist doch die Frage wo ich stehe. Sehe ich mich im Spiegel und sehe mich gedanklich mit der Waffe in der Hand am Abzug auf mich selbst gerichtet, so sehe ich einen jungen Mann der Leben will! Ja, der Skrupel besitzt und die Vorstellung einen anderen Menschen auf diese Art und Weise bedrohen oder gar zum äußersten gehen zu müssen einfach grausam und gar unmenschlich. Die gedankliche Umsetzung dieses bruchteiles einer Sekunde die von der Entscheidung zum Schuss führt ist für mich in keinster weise nachvollziehbar. Man mag es nennen wie man will. Der Gesetzgeber hat dafür den Begriff des Kriegsdienstverweigerers eingeführt. Ich nenne es eine Entscheidung für das Leben. Für den Zivildienst, wo ich dazu beisteuern kann Menschen in einer Umgebung zu unterstützen die meinem Wesen als Mensch im Kern entspricht....

(y)

Sliver21
2005-06-29, 18:34:07
Danke, ihr habt mir bereits sehr geholfe. Besonders du, Waiting for the Signal. Hast du dir den Text eben einfach aus den Fingern gesogen? Dein Text ist schon mal klasse. Hast du deine Verweigerung auch so ähnlich geschrieben? Du kannst echt sehr gut schreiben. Ich glaube, ich werde ungefähr das schreiben, was du mir vorgeschlagen hast. :)

Waiting for the Signal
2005-06-29, 20:21:17
Jo, bin kurz in mich gegangen und hab mal losgeschrieben. Aber soll wirklich nur als Anregung dienen und einfach ein wenig aufzeigen, dass die persönliche Komponente, also wie Du wirklich über das ganze denkst und fühlst auch in der Begründung ausdrücken solltest.

Natürlich habe auch ich in meiner Begründung damals meine persönlichen Gedanken dazu geäussert. Hatte aber auch Sachliteratur zu Rate gezogen und dementsprechend auch sachliche Argumente angeführt. Gerade Heutzutage sollte man durchaus auch sachliche Argumentation mit einfliessen lassen, auch wenn das Bundesverfassungsgericht in einem Urteil noch nicht zugunsten der Wehrgerechtigkeit entschieden bzw. die Sachlage anders ausgelegt hat. Die Tatsache, dass nicht einmal jeder zweite Wehrpflichtige auch tatsächlich eingezogen wird hat zwar nicht zum Durchbruch geführt und die Abschaffung der Wehrpflicht bzw. Wandlung in eine Berufsarmee wird dadurch vorerst nicht stattfinden. Dennoch kann man dies in einer Begründung anführen, da dies bei weitem keine Einzelmeinung ist und durchaus in der öffentlichen Diskussion steht.

Aber da dies schon ein paar Jahre hinter mir liegt, bin ich nicht mehr auf dem laufenden. Infos und infos zu Urteilen, Rechten/Pflichten etc. findet man z. B. auf http://www.zentralstelle-kdv.de/. Sicherlich findest beim googlen noch mehr nützliche Seiten. Ein günstiges Buch mit etlichen Begründungen als "Anregungsvorlage" kriegst auf Amazon z. B. http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3760908861/qid=1120067431/sr=1-11/ref=sr_1_8_11/302-2921255-6953667

Sliver21
2005-06-29, 23:25:34
So, ich bin nun deinem Rat gefolgt und habe mir das Buch eben bestellt. Mal schauen, wie es so ist. Hoffentlich kommt es auch schnell an, denn so viel Zeit habe ich auch nicht. Seit dem letzten Freitag habe ich einen Monat Zeit, meine Antwort zu schreiben.

Sliver21
2005-07-15, 19:42:09
Hi,
ich weiß nicht, ob es euch interessiert, aber ich ich bin nun anerkannter Kriegsdienstverweigerer. Ich habe denen einen zweiseitigen Brief geschrieben, den sie angenommen haben.

Sony
2005-07-15, 19:53:55
Hi,
ich weiß nicht, ob es euch interessiert, aber ich ich bin nun anerkannter Kriegsdienstverweigerer. Ich habe denen einen zweiseitigen Brief geschrieben, den sie angenommen haben.Glückwunsch!
Und? Hattest Du - wie angekündigt - den Text von Waiting for the Signal größtenteils übernommen?

Sliver21
2005-07-15, 20:49:19
Danke!
Nein, ich habe den Text absolut nicht übernommen, sondern etwas eigenes geschrieben.

(del)
2005-07-15, 21:17:06
Ich kann mir auch gar nicht vorstellen, dass Personen eingezogen werden die offen und ehrlich Vorbehalte gegen die Bundeswehr äussern. Die sind gar nicht tragfähig.

Beim Bund wurde uns Rekruten auch immer gesagt (wenn wir grad lustlos waren) "Ihr seid alle freiwillig hier". :O

Ich denke das zeigt wie weit es mit der Wehrpflicht gekommen ist.

ethrandil
2005-07-16, 01:16:59
STOP - HALT
da (http://www.recht.de/phpbb/viewforum.php?f=51) nochmal fragen. Antwort sehen. Freuen. Zivi machen.

- Eth