aths
2002-06-17, 13:56:21
Wer er ist? Er ist Spiderman. Wo sich das Verbrechen zeigt, schwingt er sich, direkt zwischen den Hochhäusern, an, und bekämpft das Böse. Doch dann gibt es einen fiesen Gegenspieler, gegen dessen Verbrechen die bisherigen Straftaten eher Kinderkram sind. Das Ziel des bösen grünen Widerlings ist Zerstörung und Tötung unschuldiger Menschen. Keiner kann ihn aufhalten. Außer Spiderman.
Der Superheld besiegt den Superschurken. Oft gesehen, bei Superman, bei Batman, ... und bei Spiderman?
"Spider-Man" lässt sich dazu etwas Zeit. Im Schnelldurchgang werden wir mit Peter Parker bekannt gemacht, der unheimlich auf seine Nachbarin steht, und außerdem von den anderen Mitschülern als Versager behandelt wird. Ein kleiner Spinnen-Biss einer (genetisch veränderten) Arachno stattet ihn eines Tages mit Superkräften aus. Das verändert sein Leben. Es ist ja auch zu komisch, was ihm in der Schulkantine passiert: Ein klebriges Netz entweicht seinem Handgelenk und klebt an einem Tablett fest. Dieses schleudert der schmächte Junge mit den großen Augen aus versehen auf den Klassenrüpel, der die ganze Ladung mit Essen direkt frei Haus (ins Gesicht) geliefert bekommt. Dafür möchte dieser dem Spinner (Achtung Wortwitz :)) eine Tracht Prügel verpassen.
Dieser hat jedoch Max-Payne-Fähigkeiten: Wenn sich Peter konzentriert, sieht er seine Umgebung in Slow Motion ablaufen, was ihm effektiv superschnelle Reflexe verschafft. Das würde er gerne in Knete ummünzen, um seine Angebetete auch mit einem Auto beeindrucken zu können. Also meldet er sich bei einer Catch-Veranstaltung an. An dieser Stelle gibt es wieder ein paar Szenen, die an Martial Arts erinnern. (Das zieht sich durch den Film und ist ganz nett. Wie die Leute jedoch, durch einen Stoß getroffen, "fliegen", ist von der Flugbahn her reichlich unrealistisch. Ansonsten gibt es Effekt-seitig wirklich nichts zu bemängeln.) Der Wrestling-Veranstalter prellt unseren Helden um seinen Lohn. Zur Strafe lässt dieser den Räuber fliehen, der den Lohn-Betrüger gerade ausgeraubt hat. Unser Spiderman spielt also mit seinen neuen Fähigkeiten, und weiss sie noch nicht so recht einzusetzen. Aber er testet sie gründlich aus.
Nicht gesagt wird, wieso Spiderman nun Wände hochkraxeln kann, wo doch nur seine Hände durch ausfahrbare Mini-Widerhaken "klebrig" werden können. Ebenso bleibt unerwähnt, wie er diese Fähigkeit durch den Anzug einsetzt. Auch wie er zu seinem feschen Outfit kommt (beim Wrestling hatte er wohl eher einen umgestalteten Schlafanzug an) wird nicht geklärt.
Peter und sein Onkel, bei dem er wohnt, trennten sich im Streit, und nun liegt sein Onkel auf der Straße - tot. Das ist der Wendepunkt. Peter wirft sich sofort seine Spiderman-Kluft über und versucht dem Täter zu folgen. Dabei entdeckt er eine Methode, sich wie Tarzan im Wald vorzubewegen - nur dass die Bäume hier New Yorker Wolkenkratzer sind. Diese Sequenz hat mich berührt. Denn genau so hatte ich mir Spiderman vorgestellt. Dazu eine kleine Abschweifung.
Als ich im Realfilm "Asterix" sah, wie sich die Dorfbewohner prügelten, hatte ich vor Rührung fast Tränen in den Augen. So, wie in der Fantasie - auf der Leinwand schien es real geworden zu sein. Die Vorschau zu "Herr der Ringe" und der eigentliche Film beeindruckten mich in gleicher Weise. Beim letzten "Monte Christo"-Film war zwar nur wenig so, wie im Buch. Aber Marsaille sah so aus, wie es beim Lesen des Buches vor meinem geistigem Auge enstand. Spiderman-Comics habe ich nie bewusst gelesen. Dass er sich von einem Hochhaus zum anderen schwingt, war mir trotzdem bekannt. Und so wie ich mir das vorstellte, sah ich es nun im Film. (Dabei überlegte ich, ob es nicht ziemliches Bauchkribbeln hervorruft, dieses Schwingen.)
Diese wie die anderen Action-Szenen wirkten durchweg völlig unaufdringlich. Action steht hier nicht im Vordergrund. Bei "Evolution" passten die (zudem teilweise schlampigen) Effekte und Film nicht recht zusammen. In Spider-Man wurden Filmtricks nur soweit eingesetzt, wie sie für die Geschichte nützlich waren. Und diese ist komplexer als man zunächst erwartet. So ist der Superschurke keineswegs abgrundtief böse. Der Bösewicht ist ein Wissenschaftler, der in seinem Ehrgeiz ein Mittel an sich selbst testete und seit dem phasenweise unter Wahnvorstellungen leidet. Eher eine tragische Gestalt.
Wo es brennt, wo sich Verbrecher zeigen: Auch Spiderman schläft nicht. Er gewinnt die Dankbarkeit jener, den er einen Dienst erwies. Doch von der Presse wird er gehetzt. Der Chef einer großen Zeitung wird jedenfalls als echtes Arschloch porträtiert. Und die Polizei ist unglücklich darüber, dass sich wer in ihren Aufgabenbereich einmischt. Undank ist der Welten Lohn!
Seine Angebetete (was Frauen betrifft scheint sich im Kino langsam Mut zur Molligkeit durchzusetzen) ist keineswegs die supertolle, intelligente, feinfühlige Traumfrau. Sie sucht halt Absicherung, Flucht aus dem tristen Eltenhaus, ihren materiellen Vorteil, und doch kann man ihr angesichts ihrer Herkunft und dem Elternhaus keinen Vorwurf daraus machen. Peter ermutigt sie, ihren eigenen Weg zu gehen und sich nicht immer nach anderen zu richten. In Spider-Man werden, ungewöhnlich für einen Superhelden-Film, recht realistische Menschen dargestellt. Mit ihren Stärken und Schwächen. Etwas lächerlich fand ich allerdings die Erzählung, wie Peter angeblich beim ersten Anblick seiner Mary Jane gefragt haben soll, ob sie ein Engel sein. (Zeuge dieser Erwachsenen-Fantasie wurde man auch in Star Wars: Episode 1, als Ani Padmé ansprach. Diese Szene "Are you an angel?" - "What?" schien für Lucas eine Schlüsselszene zu sein. Jedenfalls mussten die drei Kinderschauspieler die in die Endauswahl beim Casting kamen, auch für diese Szene vorsprechen. Für mich war die Erzählung von Peters Tante die ihm eröffnete er habe angesichts Mary Jane gefragt "Sieht so ein Engel aus?" der Tiefpunkt bei Spider-Man. Wobei dieser Punkt aber nicht allzu tief war.)
Auf Peters Schwarm stehen auch andere, zum Beispiel sein Freund, der teilweise ihr regulärer Macker ist. Außerdem Sohn des Filmbösewichts. Und als der Böse an seinem eigenen teuflischem Plan stirbt, interpretiert sein Sohn (der ja außerdem noch ein Freund von Peter Parker ist) eine Szene in der Spidermann seinen toten Vater zuhause abliefert falsch und schwört, "Spiderman wird bezahlen". Dieser wiederum hätte nun alle Chancen, auch beziehungstechnisch glücklich zu werden. Doch das schlägt er aus. Superkräfte bedingen offenbar kein Superglück. Er springt über seinen eigenen Schatten, verleugnet vor Mary Jane seine tiefe Liebe, um seiner Verantwortung gerecht zu werden.
Also: Fortsetzung folgt. Darüber bin ich gar nicht mal so traurig.
Der Superheld besiegt den Superschurken. Oft gesehen, bei Superman, bei Batman, ... und bei Spiderman?
"Spider-Man" lässt sich dazu etwas Zeit. Im Schnelldurchgang werden wir mit Peter Parker bekannt gemacht, der unheimlich auf seine Nachbarin steht, und außerdem von den anderen Mitschülern als Versager behandelt wird. Ein kleiner Spinnen-Biss einer (genetisch veränderten) Arachno stattet ihn eines Tages mit Superkräften aus. Das verändert sein Leben. Es ist ja auch zu komisch, was ihm in der Schulkantine passiert: Ein klebriges Netz entweicht seinem Handgelenk und klebt an einem Tablett fest. Dieses schleudert der schmächte Junge mit den großen Augen aus versehen auf den Klassenrüpel, der die ganze Ladung mit Essen direkt frei Haus (ins Gesicht) geliefert bekommt. Dafür möchte dieser dem Spinner (Achtung Wortwitz :)) eine Tracht Prügel verpassen.
Dieser hat jedoch Max-Payne-Fähigkeiten: Wenn sich Peter konzentriert, sieht er seine Umgebung in Slow Motion ablaufen, was ihm effektiv superschnelle Reflexe verschafft. Das würde er gerne in Knete ummünzen, um seine Angebetete auch mit einem Auto beeindrucken zu können. Also meldet er sich bei einer Catch-Veranstaltung an. An dieser Stelle gibt es wieder ein paar Szenen, die an Martial Arts erinnern. (Das zieht sich durch den Film und ist ganz nett. Wie die Leute jedoch, durch einen Stoß getroffen, "fliegen", ist von der Flugbahn her reichlich unrealistisch. Ansonsten gibt es Effekt-seitig wirklich nichts zu bemängeln.) Der Wrestling-Veranstalter prellt unseren Helden um seinen Lohn. Zur Strafe lässt dieser den Räuber fliehen, der den Lohn-Betrüger gerade ausgeraubt hat. Unser Spiderman spielt also mit seinen neuen Fähigkeiten, und weiss sie noch nicht so recht einzusetzen. Aber er testet sie gründlich aus.
Nicht gesagt wird, wieso Spiderman nun Wände hochkraxeln kann, wo doch nur seine Hände durch ausfahrbare Mini-Widerhaken "klebrig" werden können. Ebenso bleibt unerwähnt, wie er diese Fähigkeit durch den Anzug einsetzt. Auch wie er zu seinem feschen Outfit kommt (beim Wrestling hatte er wohl eher einen umgestalteten Schlafanzug an) wird nicht geklärt.
Peter und sein Onkel, bei dem er wohnt, trennten sich im Streit, und nun liegt sein Onkel auf der Straße - tot. Das ist der Wendepunkt. Peter wirft sich sofort seine Spiderman-Kluft über und versucht dem Täter zu folgen. Dabei entdeckt er eine Methode, sich wie Tarzan im Wald vorzubewegen - nur dass die Bäume hier New Yorker Wolkenkratzer sind. Diese Sequenz hat mich berührt. Denn genau so hatte ich mir Spiderman vorgestellt. Dazu eine kleine Abschweifung.
Als ich im Realfilm "Asterix" sah, wie sich die Dorfbewohner prügelten, hatte ich vor Rührung fast Tränen in den Augen. So, wie in der Fantasie - auf der Leinwand schien es real geworden zu sein. Die Vorschau zu "Herr der Ringe" und der eigentliche Film beeindruckten mich in gleicher Weise. Beim letzten "Monte Christo"-Film war zwar nur wenig so, wie im Buch. Aber Marsaille sah so aus, wie es beim Lesen des Buches vor meinem geistigem Auge enstand. Spiderman-Comics habe ich nie bewusst gelesen. Dass er sich von einem Hochhaus zum anderen schwingt, war mir trotzdem bekannt. Und so wie ich mir das vorstellte, sah ich es nun im Film. (Dabei überlegte ich, ob es nicht ziemliches Bauchkribbeln hervorruft, dieses Schwingen.)
Diese wie die anderen Action-Szenen wirkten durchweg völlig unaufdringlich. Action steht hier nicht im Vordergrund. Bei "Evolution" passten die (zudem teilweise schlampigen) Effekte und Film nicht recht zusammen. In Spider-Man wurden Filmtricks nur soweit eingesetzt, wie sie für die Geschichte nützlich waren. Und diese ist komplexer als man zunächst erwartet. So ist der Superschurke keineswegs abgrundtief böse. Der Bösewicht ist ein Wissenschaftler, der in seinem Ehrgeiz ein Mittel an sich selbst testete und seit dem phasenweise unter Wahnvorstellungen leidet. Eher eine tragische Gestalt.
Wo es brennt, wo sich Verbrecher zeigen: Auch Spiderman schläft nicht. Er gewinnt die Dankbarkeit jener, den er einen Dienst erwies. Doch von der Presse wird er gehetzt. Der Chef einer großen Zeitung wird jedenfalls als echtes Arschloch porträtiert. Und die Polizei ist unglücklich darüber, dass sich wer in ihren Aufgabenbereich einmischt. Undank ist der Welten Lohn!
Seine Angebetete (was Frauen betrifft scheint sich im Kino langsam Mut zur Molligkeit durchzusetzen) ist keineswegs die supertolle, intelligente, feinfühlige Traumfrau. Sie sucht halt Absicherung, Flucht aus dem tristen Eltenhaus, ihren materiellen Vorteil, und doch kann man ihr angesichts ihrer Herkunft und dem Elternhaus keinen Vorwurf daraus machen. Peter ermutigt sie, ihren eigenen Weg zu gehen und sich nicht immer nach anderen zu richten. In Spider-Man werden, ungewöhnlich für einen Superhelden-Film, recht realistische Menschen dargestellt. Mit ihren Stärken und Schwächen. Etwas lächerlich fand ich allerdings die Erzählung, wie Peter angeblich beim ersten Anblick seiner Mary Jane gefragt haben soll, ob sie ein Engel sein. (Zeuge dieser Erwachsenen-Fantasie wurde man auch in Star Wars: Episode 1, als Ani Padmé ansprach. Diese Szene "Are you an angel?" - "What?" schien für Lucas eine Schlüsselszene zu sein. Jedenfalls mussten die drei Kinderschauspieler die in die Endauswahl beim Casting kamen, auch für diese Szene vorsprechen. Für mich war die Erzählung von Peters Tante die ihm eröffnete er habe angesichts Mary Jane gefragt "Sieht so ein Engel aus?" der Tiefpunkt bei Spider-Man. Wobei dieser Punkt aber nicht allzu tief war.)
Auf Peters Schwarm stehen auch andere, zum Beispiel sein Freund, der teilweise ihr regulärer Macker ist. Außerdem Sohn des Filmbösewichts. Und als der Böse an seinem eigenen teuflischem Plan stirbt, interpretiert sein Sohn (der ja außerdem noch ein Freund von Peter Parker ist) eine Szene in der Spidermann seinen toten Vater zuhause abliefert falsch und schwört, "Spiderman wird bezahlen". Dieser wiederum hätte nun alle Chancen, auch beziehungstechnisch glücklich zu werden. Doch das schlägt er aus. Superkräfte bedingen offenbar kein Superglück. Er springt über seinen eigenen Schatten, verleugnet vor Mary Jane seine tiefe Liebe, um seiner Verantwortung gerecht zu werden.
Also: Fortsetzung folgt. Darüber bin ich gar nicht mal so traurig.