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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Der "Abseits-Vom-Mainstream-Musikgenres"-Thread


pubi
2005-07-28, 20:03:29
Moin,

aufgrund dieses (http://www.forum-3dcenter.org/vbulletin/showthread.php?t=237887) Threads dachte ich, kann man mal einen Thread eroeffnen, in dem fast gaenzlich unbekannte Gruppen, Projekte etc. jeglicher Couleur, oder evtl. sogar fuer den einen oder anderen komplett neue Genres vorgestellt werden koennen.

Was wichtig ist, dass hier kein Bashing entsteht, der Thread ist fuer alle Richtungen offen, egal ob Rap, Black Metal oder Schlagercore. :ugly:

Ich mach mal den Anfang:

Genre: Power Electronics

Empfehlungen Bands:
The Grey Wolves
Survival Unit
Propergol
Sutcliffe Jugend

Beschreibung:
"You are non-persons, victims without an audience - get killed and maybe they'll notice you..." (Ex.order) Powerelectronics oder Powernoise als musikalisches Subgenre experimenteller Industrialmusik legt es auf radikale Konfrontation mit dem Zuhörer an: mittels harscher Geräusche, industrieller Beats, beklemmender Samples und aggressivem Schreigesang sollen die destruktiven Aspekte der menschlichen Kultur bloßgestellt werden. Um den "Mythos vom Zivilisationsprozess" (Hans-Peter Duerr) aufzudecken, beschwören Bands wie Thee Grey Wolves, Genocide Organ oder eben Ex.order die gnadenlosen und totalitären Machtmechanismen der gegenwärtigen Gesellschaften, affirmieren sie scheinbar, um sie so umso näher an den Rezipienten zu rücken, ihn förmlich zu einer Auseinandersetzung damit zu zwingen. Auffällig ist dabei die scheinbare Identifikation mit dem Agressor durch die Bandnamen: Grey Wolves verweist auf die türkischen Extremisten 'Die Grauen Wölfe', Ex.order könnte auch für 'Extinction Order' stehen.

Hier geht es nicht um Eingängigkeit, Wiedererkennungswert oder Tanzbarkeit der Musik, hier geht es um einen aktiven Erfahrungsprozess, dem der Hörer ausgeliefert wird. Gebetsmühlenartig wiederholen sich zynische Samples, erzeugen innere Bilder von Hörigkeit, Unterdrückung und Zerstörung ohne den tröstlichen Ausweg in den lautstarken Protest zu gewähren, wie das etwa die kritische bzw. politische Punkmusik tut. Dabei entstammen nicht wenige dieser Bands aus dem Geist dieser Protestbewegung, Thee Grey Wolves aus England etwa beziehen sich auf die Punkformation Crass, was man noch heute an der handgemachten Covergestaltung erkennt.

Aber um Utopien geht es hier nicht, eher um das Konstatieren der Verluste. Von individueller und mentaler Freiheit zum Beispiel. - www.ikonenmagazin.de

Themenbezogene Websites:
http://www.lwhite-records.de
http://su.somrec.com
http://www.mouth-records.com/

Und wie gesagt, keine Kommentare à la "OLOL WAS FUER BOON KACKE LÖL" ;)

Marmicon
2005-07-28, 21:18:43
Laibach


Seit ihrer Gründung 1980 im damals noch kommunistischen Jugoslawien haben Laibach immer wieder Konventionen gebrochen und Barrieren überschritten. Das Künstlerkollektiv "Neue Slowenische Kunst" (NSK), als Teil dessen sich Laibach verstehen, erhebt das Spiel mit der Ideologie zur höchsten Kunst und eckt dementsprechend oft an. Die einerseits affirmative, andererseits aber auch zutiefst ironische Ästhetik der NSK prägt das Künstlerkollektiv bis heute.

Laibach entstammen der Bergarbeiterstadt Trbovlje, wo sich 1980 erste Spuren ihres Treibens finden, als Tomaz Hostnik sich mit Gleichgesinnten zu einem losen Kollektiv zu formieren. Noch bevor Laibach mit ihrem ersten Fernsehauftritt 1983 zum landesweiten Gesprächsthema werden, begeht Hostnik im Alter von 21 Jahren Selbstmord. Kurz darauf stößt Sänger Milan Fras zur Band, der nun neben Ivan Novak, Dejan Knez, Ervin Markosek Laibach verkörpert. Laibach, der musikalische Teil der 1984 offiziell gegründeten NSK wird dank ständiger Skandale zwar schnell am populärsten, es existieren jedoch auch Untergliederungen für Theater, Philosphie, Tanz, Malerei, Skulptur, Architektur... Die mit totalitären Symbolen überladene Ästhetik von Laibachkunst hat es freilich nicht leicht unter einer Diktatur und so finden die meisten Austellungen/Konzerte ein vorschnelles Ende. Im Ausland hingegen können sich Laibach seit ihrer "Occupied Europe Tour" 1983 eine solide Fanschar aufbauen. Releases auf dem belgischen Laylah-Label, wo auch Current 93 (http://www.laut.de/wortlaut/artists/c/current_93/index.htm) ihre Frühwerke veröffentlichen, und auf Brian Lustmords (http://www.laut.de/wortlaut/artists/l/lustmord/index.htm) Side Effekts Label machen Laibach in der Industrialszene bekannt.

Die von militärischen Trommeln durchzogenen Lärmkollagen wie sie für die erste Phase bis zu "Slovenska Akropola" 1987 typisch sind, stoßen bei Fans von Throbbing Gristle (http://www.laut.de/wortlaut/artists/t/throbbing_gristle/index.htm), SPK (http://www.laut.de/wortlaut/artists/s/spk/index.htm) oder Nurse With Wound (http://www.laut.de/wortlaut/artists/n/nurse_with_wound/index.htm) auf offene Ohren. Die auf dem Hamburger Label Walter Ulbricht Schallfolien erschienene Box "Rekapitulacija 1980 - 1984" dokumentiert die ersten Jahre umfassend. 1985 werden Laibach nach Hamburg eingeladen, wo sie auf dem Neu Konservatiw-Festival auftreten.

Ab Mitte der 80er Jahre weicht die technische Industrieästhetik einem betont ironischen und poppigen Rückgriff auf Klassiker der Musikgeschichte, wie Queens (http://www.laut.de/wortlaut/artists/q/queen/index.htm) "One Vision" oder "Get Back" von den Beatles (http://www.laut.de/wortlaut/artists/b/beatles/index.htm). Doch spätestens mit dem Ende des Kommunismus in Osteuropa, rückt für Laibach, die inzwischen beim anerkannten Mute Label in London unter Vertrag sind, die Beschäftigung mit westlichen Ideologien in den Vordergrund, wie auf "Das Kapital" 1992 und "Nato" 1994, die sich musikalisch zugänglicher geben, als ihre frühen Alben.

Angesichts der staatlichen Auflösungserscheinungen in Jugoslawien proklamiert die NSK im Juli 1992 ihren eigenen virtuellen Staat, der seither Reisepässe und Briefmarken ausgibt und auch seine eigene Währung besitzt. Musikalisch prägt das Jahrzehnt des Techno (http://www.laut.de/lautwerk/techno/index.htm) auch Laibach zunehmend und den strengen militärischen Gestus früherer Tage ersetzt eine tanzbare Leichtigkeit, die überrascht. Nach dem Album "Jesus Christ Superstat" 1996 stürzen sich die Laibach Mitglieder in eine Reihe von Nebenprojekten, so dass es zunächst zu keiner weiteren Laibach-Veröffentlichung kommt, von Re-Release des Backkataloges einmal abgesehen. Erst 2003 melden sich Laibach mit dem von Umek (http://www.laut.de/wortlaut/artists/u/umek/index.htm) co-produzierten Album "WAT (http://www.laut.de/lautstark/cd-reviews/l/laibach/wat/index.htm)" wieder zurück.

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