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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Eine Geschichte


Gast
2005-08-23, 12:25:23
Hier eine Geschichte aus dem Heise Forum.
Nieder mit den Schneidern. ;)

http://www.heise.de/newsticker/foren/go.shtml?read=1&msg_id=8674725&forum_id=83613&showthread=1
In einem fernen Land
Drittaccount (969 Beiträge seit 28.8.04)
Bewertung dieses Beitrags:Beitragsbewertung: 100%

Es begab sich, dass in einem fernen Land Wahlen anstanden. Die Leute
hatten genug von immer den gleichen Leuten,und so beschlossen sie,
das zu ändern. Es gab einen heftigen Wahlkampf. Am Ende siegten, zu
aller Überraschung, die Schneider. Richtig gehört, die Schneider. Es
gab starke Innungen die sie vertraten, und die eine Menge Lobbyarbeit
verrichteten.

Nun, die Menschen waren erstaunt, aber nicht unglücklich. Was konnte
unter einer Regierung von Schneidern schon schlechter werden?

Nachdem die Schneider ihre Minister ernannt hatten, wurden erste
Gesetze erlassen. Als Erstes erließen sie ein allgemeines Nähverbot.
Jegliche Näharbeit, die nicht von einem Schneider ausgeführt wurde,
erklärten sie für illegal. Bis zu einem Stichtag mussten alle
Nähmaschinen, Nähnadeln, Garn, Stoffe, Knöpfe und anderes Utensil
abgegeben werden. Der Besitz wurde für illegal erklärt und unter
strengste Strafe gestellt. Auch Näharbeiten für den Eigenbedarf waren
verboten.

Die Menschen waren schockiert, trauten sich aber zu keiner Gegenwehr.
Als Folge sah man immer mehr zerlumpte Gestalten die öffentlichen
Plätze bevölkern. Abgerissene Knöpfe, eingerissene Hosen waren an der
Tagesordnung. Daraufhin folgte das nächste Gesetz: Zum Schutz des
Ansehens in der Öffentlichkeit wurde jeder Bürger verpflichtet, beim
geringsten Anzeichen eines beschädigten Kleidungsstückes einen
Schneider aufzusuchen. Schneider wurden ermächtigt, bei Sichtung von
Beschädigungen selbst aktiv zu werden. Sie nannten dies
"Geschäftsführung ohne Auftrag". Eine eigens aufgestellte
Kleiderpolizei verhaftete unverzüglich jeden, der auch nur mit dem
Anschein eines losen Knopfes auf der Straße lief. Es wurden Schneider
beobachtet, die mit kleinen Messern versehen, den Menschen die
Kleidung beschädigten. Kurz darauf meldeten sie diese Menschen bei
der Kleiderpolizei.

Die Schneider wurden ermächtigt, den Lohn ihrer Arbeit nicht nach dem
geleisteten Aufwand, sondern vom Wert der Kleidung abhängig, zu
berechnen. Wer den Nachweis über den Wert seines Kleidungsstückes
nicht erbringen konnte, wurde geschätzt. Nach Ansicht der Schneider
war das Land sehr vermögend, nahezu jeder trug in ihren Augen
Designerwaren am Leib. Dementsprechend hoch fielen die Rechnungen
aus. Bekannt wurde der Fall einer alleinerziehenden Mutter, die für
ihre 3 Kinder T-Shirts beim Discounter für 3 Euro das Stück erwarb.
Unglücklicherweise kam ihr der Kassenzettel abhanden. Nach einer
kleinen Rangelei auf dem Spielplatz stellte die Kleiderpolizei
Bekleidungsschäden in Höhe von 2.000 Euro fest. Der eilends
herbeigerufene Schneider behob die Schäden augenblicklich. Die
Wohnungseinrichtung der Mutter, die sich weigerte zu zahlen, wurde
gepfändet.

Irgendwann kamen einige Schneider auf die Idee, ihrer eigenen Arbeit
doch etwas zu misstrauen. Sie gaben das genähte Produkt an einen
Kollegen weiter, der jede Naht noch einmal bearbeitete. Obwohl einige
grundlegende Arbeitsgänge bereits getan waren, berechnete jeder
Schneider noch einmal den vollen Preis. Das Volk stöhnte unter den
schier unglaublichen Belastungen durch die Schneider, aber da es sich
nun einmal um Gesetze handelte, konnte keiner dagegen angehen.

Schweißgebadet bin ich aufgewacht. War ich froh, dass es so etwas bei
uns niemals geben kann.

PS: Bin nicht der Autor und habe mit ihm nichts zu tun.

Gast
2005-08-23, 12:38:59
Die Geschichte bezog sich auf folgende Meldung:
http://www.heise.de/newsticker/meldung/63082

Ein Anwalt darf mehrfach abkassieren, wenn es im Auftrag eines Konzerns und deren Tochterfirmen tätig ist.
Auch mal eine Art, seinen Konkurrent los zu werden: mit mehrfachen Anwaltskosten abwürgen.

Robbenklopper
2005-08-23, 12:44:20
Äh, das wurde durch das Gerichtsurteil gerade als Missbrauch eingestuft...? Lesen, anyone?

Gast
2005-08-23, 12:55:13
Stimmt, habe mich verlesen. Muss jetzt aber futtern=stärken gehen.

Robbenklopper
2005-08-23, 12:58:56
Hau rein! ;)

{655321}-Hades
2005-08-23, 13:00:42
Kennt ihr den schon?

Ein Bäcker und ein Anwalt kentern im Meer. Haie kreisen sie ein und fressen den Bäcker. Warum den Anwalt nicht?

Gefallen unter Kollegen.

Solche Analogien tauchen öfter bei Heise auf, kann das sein?