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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Neue Wirbelstürme bedrohen Taiwan


captainsangria
2005-08-31, 14:02:44
http://oe1.orf.at/inforadio/55309.html

Derzeit herrscht Hochbetrieb in den Wetterwarnzentralen des ostasiatisch-pazifischen Raumes. Denn gleich zwei Taifune ziehen auf das ostchinesische Meer zu. Taifune sind in ihrer physikalischen Natur mit den Hurrikans völlig ident, sie besitzen also lediglich eine regional andere Bezeichnung.

Stärker als "Katrina"
Der erste Taifun namens "Talim" wird mit ähnlicher Wucht wie "Katrina" in den Nachmittags- und Abendstunden unserer Zeit auf den Norden Taiwans treffen, der zweite namens "Sabi" tobt gerade über den Marianen-Inseln und kann in den nächsten Tagen auf dem Weg in Richtung Okinawa mit Böen bis 310 Kilometer pro Stunde sogar noch höhere Windgeschwindigkeiten erreichen als zuletzt "Katrina" über dem Golf von Mexiko.

Vorhersage erst seit wenigen Jahren
Was beinahe schon als selbstverständlich angesehen wird ist erst seit wenigen Jahren möglich - exakte Warnungen vor tropischen Wirbelstürmen. Vor dem Hurrikan "Katrina" wurde bereits Tage im voraus gewarnt, daraufhin wurde mehr als eine Million Menschen aus den gefährdeten Gebieten in Sicherheit gebracht.

Warnung rettete Tausende Menschenleben
Die Berichte aus dem Raum New Orleans sind erschreckend. Um ein Vielfaches schlimmer allerdings wäre die Opferzahl ohne die durch die Warnungen möglichen Vorbereitungen auf den Sturm ausgefallen. Ein ähnliches Ereignis wie "Katrina" gab es 1970 in Bangladesh. Auch dort wurden damals als Folge eines tropischen Wirbelsturms die sehr tief gelegenen Küstengebiete überschwemmt. Mindestens 300.000 Menschen verloren dabei ihr Leben.

Professor Steinacker vom Institut für Meteorologie in Wien schätzt, dass angesichts seiner Stärke ohne die rechtzeitige Warnung des Hurrikan-Zentrums im amerikanischen Miami wohl zehntausende Tote die Folge des Hurrikans "Katrina" gewesen wären.

Zugbahn völlig unregelmäßig
Vor einigen Jahrzehnten waren solche Warnungen noch unmöglich, und erst in den vergangenen 15 Jahren wurden deutliche Verbesserungen der Prognosegenauigkeit erreicht. Vorstellungen, dass diese Wirbelstürme wie auf Schienen einer vorgegebenen Bahn folgen, sind unzutreffend, denn oft beschreiben ihre Zugbahnen Schlingen, ja manchmal kehren sie auf engstem Raum völlig um. Trotz dieser Schwierigkeiten gelang es den Experten des amerikanischen Hurrikan-Zentrums zwei Tage im voraus bis auf wenige Kilometer genau den Ort zu bestimmen, an dem das Zentrum des Sturms dann tatsächlich auf die Küste traf, und zwar im Raum New Orleans.

Aufwändige Berechnungen
Für diese Prognosen werden einerseits Computermodelle verwendet, wie sie auch zur täglichen Wetterprognose in Österreich herangezogen werden, andererseits aber auch spezielle Vorhersagemodelle, die sich besonders für tropische Wirbelstürme eignen.

Gefüttert werden die Computerberechnungen mit Wetterdaten, die unter anderem von Meeresbojen und auch von speziellen Flugzeugen stammen, welche laufend das Zentrum des Sturms durchfliegen um beispielsweise Windgeschwindigkeit und Druckverhältnisse aus dem Inneren des Wirbels an die Zentrale weiterzuleiten.

Dieser Aufwand verschlingt große Geldsummen, macht sich aber in einem Fall wie diesem mehr als bezahlt. So kann man wenigstens viele Menschenleben retten, wenn schon die meisten Sachschäden unvermeidlich sind. Der volkswirtschaftliche und humanitäre Nutzen von Hurrikanvorhersagen und Warnsystemen steht aber allseits außer Zweifel.