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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Oberflächlichkeit als Krankheit unserer Gesellschaft?


Morgaine
2005-12-27, 19:55:55
Ich möchte jetzt mal als Behauptung aufstellen, das ein großteil der Probleme der Personen die vor allem im Thema "Selbstsicherheit, Kontaktschwierigkeiten" posten, eine Mitursache in der zunehmenden Oberflächlichkeit zu suchen sind. Ich meine, überall steht nur noch der Augenblick im Mittelpunkt, die Betrachtung eines Längerfristigen Zeitraums ist doch fast vollständig verschwunden. Das zeigt sich an den Nachrichten, die nur noch sehr kurzzeitig über einzelne Themen berichten, damit meine ich die Dauer der Beiträge als auch den Zeitraum der Betrachtungen.
Oder auch die "Wir-machen-Stars-aus-euch"-Welle (in Deutschland, ob es in Österreich sowas auch gibt kann ich nicht sagen, mir aber vorstellen), wo ja im Mittelpunkt steht eine Person über einen doch recht kurzen Zeitraum als Star der Öffentlichkeit zu päsentieren, mittlerweile gehen die letzten gerade wieder unter. Oder auch der Schönheitswahn, wo von verschiedenster Seite immer propagiert wird, was man unbedingt tun sollte um perfekt auszusehen (z.B. Werbeindustrie), und somit zählt auch hier einzig und allein der Erfolg im Augenblick, keine längerfristige Entwicklung.
Und genau das setze ich als Problemzone an, man bekommt einfach das Gefühl, man muss im Augenblick Erfolg haben, Misserfolge, die auch ihre Berechtigung haben, um zu lernen und sich zu verbessern, werden um jeden Preis vermieden, unter Missachtung der Chancen und Entwicklungen der Zukunft.
Und auch das Feld "Small-Talk" ist in diese Oberflächlichkeit einzusortieren, den genau genommen geht es eigentlich nur darum, den Augenblick erfolgreich zu meistern, das Ziel etwas längerfristiges zu schaffen, steht beim ursprünglichen Small-Talk nicht als Zielstellung.

roadfragger
2005-12-27, 20:03:22
@Morgane: Mit Small-Talk kann man durchaus auch längerfristige Ziele erreichen, und zwar genau dann, wenn aus dem Small-Talk ein etwas "tieferes" Gespräch geworden ist. Deshalb habe ich mal grundsätzlich gar nix gegen sowas....es dient eben zum Kennelernen/Beschnuppern des Gesprächpartners.

Aber sicher gibts auch Small-Talk ohne weiterführende, tiefgeherende Gespräche...gerade im Geschäftsbereich ist sowas ja auch wichtig(und notwendig).

AlSvartr
2005-12-27, 20:05:55
Hm hm...eigentlich ist das wohl eher ein sehr weites Feld von "gesellschaftlichen Problemen", was du da ansprichst...ich wuerde das nicht ausschließlich als Problem des "nur-den-Augenblick-Sehens" betrachten, wenngleich du da sicher stellenweise recht hast. Das Streben nach kurzfristigem Erfolg ist auch was, was mir selbst immer wieder sauer aufstoeßt. Sicher kann es sehr nett sein, kurzfristige Erfolge feiern zu koennen bzw. schnell gute Ergebnisse bei irgendwas erzielen zu koennen, aber wenn man dann spaeter feststellt, dass dieses kurzfristige eben auch in der Hinsicht kurzfristig war, dass es nur kurz anhielt, und nicht etwa nur insofern, als dass es schnell eingetreten ist, dann wird man schnell frustriert und verbittert. Meines Erachtens kann sich da aber auch schnell eine quasi-Endlosschleife entwickeln, denn wer frustriert ist, moechte wieder moeglichst schnell von seinem Frust wegkommen und so wird er nach schnellen Erfolgen - in welcher Hinsicht auch immer - suchen. Dass das nicht der richtige Weg ist, steht außer Frage, denke ich, aber so funktioniert die menschliche Psyche in Kombination mit unserer hochgradig bizarren Gesellschaft eben. Einerseits - denke ich - kann man dieses "Abschnittsdenken" verstehen, weil man sich keine Gedanken ueber die Probleme, die man spaeter mal haben koennte, machen moechte. Um die Zukunft ist es eben fuer einen nicht besonders kleinen Teil der Menschen nicht eben extrem rosig bestellt - insofern, als dass so gut wie jeder sich den Arsch aufreißen muessen wird, um in Zukunft noch einigermaßen gut dazustehen - damit koennte man wohl ein wenig in die politische Richtung abdriften, was ich aber keinesfalls tun moechte..da bin ich eh zu unbegabt.

Aber so moechte man dann die Momente leben, die schoen sind, nur an diese denken und sie moeglichst oft erleben. "Lebe fuer den Moment" heißt es doch immer und ueberall...was fuer ein unglaublicher Scheiß. Ich wuerde sagen: Mach aus deinem Leben den schoenstmoeglichen Moment, so ganz generell. So sollte man es doch angehen. Man sollte am Ende mit dem zufrieden sein, was man hatte. Dass das Leben kleine Makel hatte, dass da Momente waren, die traurig, erfolglos, unschoen waren - meine Guete. Aber hey, man braucht den Kick! Sofort und immer. Das scheint heutzutage eben am wichtigsten zu sein - und wer ihn will, der kriegt ihn auch...einfach einzunehmen...aber ohne Grundlage fuer eine dauerhafte Verbesserung oder ebensolche Zufriedenheit.

Ich finds auch doof.

{655321}-Hades
2005-12-27, 22:55:11
Gesellschaft ist heute auf diese Reduktion von Komplexität angewiesen, denn sonst könnte sie garnicht funktionieren, denn du siehst das schon ganz richtig: Für diese Flut von Informationen hat sie schlicht nicht mehr die Zeit.

Natürlich ist es schade und ätzend und sonstwas, dass Menschen einen mit einem Blick von oben nach unten abmustern und weiterschicken, aber frag dich mal, was passieren würde, wenn DU das mal nicht tun würdest. DU nur als Beispiel, damit du dir das fühlend vor Augen führst, du kannst es aber auf jeden übertragen. Wir brauchen das Weltgeschehen in 12 Beiträgen der Tagesschau, wir brauchen oberflächliche Orientierungsstrukturen um unseren Alltag zu strukturieren und ökonomisieren, und so schade es auch sein mag, der Müßiggang um es anders anzugehen ist inzwischen wohl nicht mehr realisierbar.

Monger
2005-12-28, 00:43:27
@Hades: (Wiedermal) ein hervorragender Beitrag.


Ich mag keine "Die-Menschheit-ist-so-scheisse" Threads. Es gibt immer einen Grund weshalb etwas so ist wie es ist, aber selten ist dieser Grund auf einen Blick zu erkennen.

Ja, wir haben zu wenig Zeit. Ja, wir müssen Entscheidungen treffen ohne uns eine echte Entscheidungsgrundlage gebildet zu haben. Aber ich bin inzwischen der Meinung, dass Beziehungen eigentlich nie anders gebildet wurden. Früher war der beste Freund der Kumpel im Bergbau oder der Kamerad in der Kaserne. Die Ehefrau hat man in der Tanzschule kennengelernt, und nachdem geklärt war ob sie kochen kann, wurde geheiratet. Früher waren Beziehungen viel stärker auf Pragmatismus gegründet als heute. Heute haben wir diese Zweckgebundenheit nicht mehr nötig.

Was ich damit sagen will ist: Wir sind nicht wirklich oberflächlicher als früher. Ganz im Gegenteil: sowohl Beruf als auch Privatleben sind komplexer als je zuvor. Kein Wunder, dass wir in unserer Freizeit uns lieber mit Dingen beschäftigen, die eher einfach gestrickt sind.


Wobei ich Small Talk als sehr unglückliches Beispiel empfinde. Small Talk ist ein Ritual, was längst nicht jeder beherrscht. Wie jedes Ritual wirkt halt auch Small Talk von außen "dumm", aber in Wahrheit steckt da ein sehr kleveres System dahinter, jemanden kennenzulernen. Es ist ja nicht wichtig was man sagt, sondern WIE man es sagt.

seahawk
2005-12-28, 08:09:28
Hmm, man muss sehen dass sich heute das soziale Umfeld eines Menschens erheblich erweitert hat. Früher war das soziale Umfeld eher auf die Familie und die eigene Nachbarschaft beschränkt. Heute lernen wir Leute über die Medien kennen, treffen Menschen im Internet und erfahren von den Schicksalen von Menschen in fremdne Ländern tausende Kilometern entfernt.

Eine öbferlächliche Ersteinschätzung dieser Kontakte ist unerlässlich. Wer jeden sozialen Kontakt ernst nimmt und sich von jeden Problem angesprochen fühlt, würde imho an der Last zerbrechen.

Mauselino
2005-12-28, 11:36:41
Ich möchte jetzt mal als Behauptung aufstellen, das ein großteil der Probleme der Personen die vor allem im Thema "Selbstsicherheit, Kontaktschwierigkeiten" posten, eine Mitursache in der zunehmenden Oberflächlichkeit zu suchen sind. Ich meine, überall steht nur noch der Augenblick im Mittelpunkt, die Betrachtung eines Längerfristigen Zeitraums ist doch fast vollständig verschwunden. Das zeigt sich an den Nachrichten, die nur noch sehr kurzzeitig über einzelne Themen berichten, damit meine ich die Dauer der Beiträge als auch den Zeitraum der Betrachtungen.
Oder auch die "Wir-machen-Stars-aus-euch"-Welle (in Deutschland, ob es in Österreich sowas auch gibt kann ich nicht sagen, mir aber vorstellen), wo ja im Mittelpunkt steht eine Person über einen doch recht kurzen Zeitraum als Star der Öffentlichkeit zu päsentieren, mittlerweile gehen die letzten gerade wieder unter.
Oder auch der Schönheitswahn, wo von verschiedenster Seite immer propagiert wird, was man unbedingt tun sollte um perfekt auszusehen (z.B. Werbeindustrie), und somit zählt auch hier einzig und allein der Erfolg im Augenblick, keine längerfristige Entwicklung.
Und genau das setze ich als Problemzone an, man bekommt einfach das Gefühl, man muss im Augenblick Erfolg haben, Misserfolge, die auch ihre Berechtigung haben, um zu lernen und sich zu verbessern, werden um jeden Preis vermieden, unter Missachtung der Chancen und Entwicklungen der Zukunft.

Ja, viele Medien berichten in einer netten mischen aus Informations- und Entertainmenthäppchen, aber andererseits kann man durchaus in den richtigen Zeitungen längerfristig etwas zu gewissen Themen finden. Es ist halt einfach die Natur von Fernsehnachrichten, dass sie kurz das Tagesgeschen überreißen. War ja meines Wissens schon immer so. Oder hat die Tagesschau früher eine Stunde gedauert? Ich weiß es nicht. Außerdem gibt es in letzter Zeit wieder verstärkt Serien, die eine fortlaufende Geschichte erzählen (Desperate Housewives, Lost, 24...) Hier beschäftigen sich viele Fernsehzuschauer durchaus längerfristig mit etwas.

Zum Thema Castingstars denke ich, dass es Wegwerf-Stars eigentlich auch schon länger gibt. Wer kennt noch Raumschiff Edelweiß und so einen Mist. Ein Lied und wieder weg. Heute eine Castingshow und ein Lied und wieder weg. Insofern sind die heute sogar länger da.

Ich denke schon, dass in der Kosmetikbranche eine längerfristige Entwicklung zählt. Oft ist der Schönheitswahn ein Kampf gegen das Alter.

Zum Thema Erfolg im Augenblick:
Wenn ich nicht mit allem was ich habe den Erfolg anstrebe (den Misserfolg vermeiden will), dann ist ein Misserfolg nicht lehrreich und in der Regel nimmt er mir mehr Chancen als er mir gibt. Es liegt doch nur in der Natur des Menschen Erfolg haben zu wollen und Misserfolg zu vermeiden. Ob jetzt der Speer das Reh töten soll, oder der Einstellungstest bestanden werden. Wenn ich es gar nicht wirklich versuche, also den Misserfolg in kauf nehme, dann ist auch bei einem Scheitern kein Lerneffekt dabei, weil ich ja gar nicht sehe, was ich eigentlich falsch gemacht habe.

Insgesamt fällt es mir sehr schwer den innere Logik in deinem Posting zu finden. Die Argumentation scheint mir schon sehr an den Haaren herbeigezogen, deshalb bin ich nicht deiner Meinung.

Pirx
2005-12-28, 12:06:17
Also ich bin größtenteils schon Morganes Meinung.
Es gibt bei den Nachrichten z.B. einfach keine Nachhaltigkeit. Da wird bei einem "Skandal" ein riesen Faß aufgemacht und zwei Wochen später hört man nichts mehr zu diesem Thema und den Folgen. Wirklich tiefgründige Aufklärungsarbeit, was eigentlich die Plicht des Journalismus ist, scheint es vor Allem bei den Privatsendern nicht zu geben, da wird immer schön an der Oberfläche geschwommen.
In der Politik wird diese Kurzsichtigkeit besonders deutlich und ist besonders schädlich, Veränderungen zum Wohl des Landes, die sich voll auf die Sache konzentrieren, scheinen überhaupt nicht mehr möglich zu sein, kaum ein Politiker springt über den Schatten der teilweise künstlichen parteilichen Abgrenzung, sondern sie sorgen sich z.B. um das Gewinnen der nächsten Landtagswahl.
In der Wirtschaft sieht es auch nicht besser aus. Ich habe mal gelernt, daß nachhaltiger Gewinn das Ziel des Unternehmers sein soll, aber danach scheint mir in großem Stil nicht gehandelt zu werden.

Das kann natürlich alles durch äußere Umstände verursacht sein, die nicht so einfach zu ändern sind, zeigt aber imho schon ein "Krankheitsbild" unserer Gesellschaft.

{655321}-Hades
2005-12-28, 20:57:12
Also ich bin größtenteils schon Morganes Meinung.
Es gibt bei den Nachrichten z.B. einfach keine Nachhaltigkeit. Da wird bei einem "Skandal" ein riesen Faß aufgemacht und zwei Wochen später hört man nichts mehr zu diesem Thema und den Folgen. Wirklich tiefgründige Aufklärungsarbeit, was eigentlich die Plicht des Journalismus ist, scheint es vor Allem bei den Privatsendern nicht zu geben, da wird immer schön an der Oberfläche geschwommen.

Seit Erfindung der Schrift darf man (Mensch) vergessen. Nachhaltigkeit ist auch nicht Aufgabe der Medien, sondern wenn dann der Geschichtsschreibung. Massenmedien bilden unser soziales Gedächtnis, indem sie für die Öffentlichkeit die Realität kreiren und transportieren. Sie selektieren aus, worüber man als Mensch auf Welt heute nachdenken muss, und worüber nicht. Prima, das sie das machen, wir alleine können es nämlich nicht. Dir und jedem anderen steht es jedoch frei, sich seine täglichen Informationen anders zu beschaffen, nur wird man dazu nicht die Möglichkeit und die Mittel haben. Um die speziellen Interessenlagen zu befriedigen haben sich die Medien auch ausdifferenziert. Der eine liest die Sport-Bild, der Nächste die Computer-Bild, und jedermann liest die...Bild.

Furchtbar schade, dass sich in einer so wichtigen Aufgabe gerade Medien wie die Bildzeitung profilieren, aber das ist kein Problem der Oberflächlichkeit, sondern viel eher der Sensationslust und Vergnügungsgeilheit der Konsumenten der Medien. Schließlich sind auch Medien an Verkaufszahlen gebunden. Würde es nicht gekauft, würde es nicht geschrieben.

iam.cool
2005-12-29, 04:56:02
Seit Erfindung der Schrift darf man (Mensch) vergessen. Nachhaltigkeit ist auch nicht Aufgabe der Medien, sondern wenn dann der Geschichtsschreibung. Massenmedien bilden unser soziales Gedächtnis, indem sie für die Öffentlichkeit die Realität kreiren und transportieren. Sie selektieren aus, worüber man als Mensch auf Welt heute nachdenken muss, und worüber nicht. Prima, das sie das machen, wir alleine können es nämlich nicht. Dir und jedem anderen steht es jedoch frei, sich seine täglichen Informationen anders zu beschaffen, nur wird man dazu nicht die Möglichkeit und die Mittel haben. Um die speziellen Interessenlagen zu befriedigen haben sich die Medien auch ausdifferenziert. Der eine liest die Sport-Bild, der Nächste die Computer-Bild, und jedermann liest die...Bild.


Du traust deinen eigenen selectiven Fähigkeiten aber wenig zu. Gleichzeit bist du aber der Meinung das andere es für dich besser können? Die Medien in Deutschland und den meisten anderen Ländern sind wirklich unbrauchbar, das freier Journalismus sich immer weiter ausbreitet hat schon nen Grund.

.... Umfeldsjournalismus und Poling sei hier mal genannt - Google hilft.

{655321}-Hades
2005-12-29, 08:51:41
Du traust deinen eigenen selectiven Fähigkeiten aber wenig zu. Gleichzeit bist du aber der Meinung das andere es für dich besser können? Die Medien in Deutschland und den meisten anderen Ländern sind wirklich unbrauchbar, das freier Journalismus sich immer weiter ausbreitet hat schon nen Grund.

.... Umfeldsjournalismus und Poling sei hier mal genannt - Google hilft.

Ich glaube, du hast mich, und das aus meinem Verschulden heraus, missverstanden. Medien selektieren Informationen, die sie uns später mitteilen. Niemand, absolut niemand hat die Möglichkeit, aus so vielen Informationen zu wählen wie die Medien, denn was in Uganda passiert, bekommst du überhaupt nicht mit. Die Medien schon.

Natürlich sollte man den Medien nicht trauen, sondern immer einen kritischen Blick auf die Berichterstattung werfen, bestenfalls mehrere Versionen aus verschiedenen Medien einholen, und sich daraus sein Bild machen.

Damit wollte ich nicht ausdrücken, dass man sich den Medien ausliefern sollte, sondern dass man verstehen muss, dass die Medien ihren Sinn erfüllen und uns die Möglichkeit geben, mehr von der Welt zu sehen, als es uns selbst möglich ist. Auch wenn es Blödsinn ist, das haben wir dann ja schließlich wieder selbst zu entscheiden.

seahawk
2005-12-29, 09:04:00
Gutes Besipiel. Und ich gehe sogar soweit zu sagen, die teilweise obferflächliche Berichterstattung über z.B. Uganda ist ríchtig und notwendig. Uns stehen heute viel mehr Informationen zur Verfügung, haben wir aber überhaupt doe Möglichkeit alle Vorgänge intensiv und nachhaltig zu verfolgen und müssen wir das ? Muss uns ein Bürgerkrieg in Afrika überhaupt interessieren ?

Noch Anfang des 20ten Jahrhunderts wäre den meisten Europäern diese Information wo sowieso vorenthalten geblieben.

Wer alle Probleme dieser Welt nachaltig verfolgen will und an allen echten NAteil nehmen will, der mutet sich imho viel zu viel zu.

[fu]121Ah
2005-12-29, 10:10:54
Ich möchte jetzt mal als Behauptung aufstellen, das ein großteil der Probleme der Personen die vor allem im Thema "Selbstsicherheit, Kontaktschwierigkeiten" posten, eine Mitursache in der zunehmenden Oberflächlichkeit zu suchen sind. Ich meine, überall steht nur noch der Augenblick im Mittelpunkt, die Betrachtung eines Längerfristigen Zeitraums ist doch fast vollständig verschwunden. Das zeigt sich an den Nachrichten, die nur noch sehr kurzzeitig über einzelne Themen berichten, damit meine ich die Dauer der Beiträge als auch den Zeitraum der Betrachtungen.
Oder auch die "Wir-machen-Stars-aus-euch"-Welle (in Deutschland, ob es in Österreich sowas auch gibt kann ich nicht sagen, mir aber vorstellen), wo ja im Mittelpunkt steht eine Person über einen doch recht kurzen Zeitraum als Star der Öffentlichkeit zu päsentieren, mittlerweile gehen die letzten gerade wieder unter. Oder auch der Schönheitswahn, wo von verschiedenster Seite immer propagiert wird, was man unbedingt tun sollte um perfekt auszusehen (z.B. Werbeindustrie), und somit zählt auch hier einzig und allein der Erfolg im Augenblick, keine längerfristige Entwicklung.
Und genau das setze ich als Problemzone an, man bekommt einfach das Gefühl, man muss im Augenblick Erfolg haben, Misserfolge, die auch ihre Berechtigung haben, um zu lernen und sich zu verbessern, werden um jeden Preis vermieden, unter Missachtung der Chancen und Entwicklungen der Zukunft.
Und auch das Feld "Small-Talk" ist in diese Oberflächlichkeit einzusortieren, den genau genommen geht es eigentlich nur darum, den Augenblick erfolgreich zu meistern, das Ziel etwas längerfristiges zu schaffen, steht beim ursprünglichen Small-Talk nicht als Zielstellung.

die gesellschaft an sich ist das problem.

Monger
2005-12-29, 11:30:36
Es ist doch ein ganz allgemeines Phänomen: wenn man nicht gerade etwas beruflich macht (sprich: sich darauf spezialisiert hat), kann man sich darüber gar kein ausreichendes Urteil bilden.
Selbst als Spezialist hat man nie einen zusammenhängenden Blick über alles, aber wenigstens weiß man das.


Nachrichten sind deshalb pures Entertainment. Sie befriedigen die Neugier des Publikums, ohne aber irgendwas weltbewegendes zu vermitteln. Das können sie auch gar nicht, dafür passiert zu viel auf der Welt.

seahawk
2005-12-29, 12:08:44
Exakt, und wer sich wirklich für ein Thema interessiert muss eben aus anderen Quellen, als den Mainstreamnachrichten, sich weiter informieren. Eine umfassende und tiefgreifende Berichterstattung ist auf Grund der Menge an verfügbaren Informationen gar nicht möglich.

Gast
2005-12-29, 12:34:56
Furchtbar schade, dass sich in einer so wichtigen Aufgabe gerade Medien wie die Bildzeitung profilieren, aber das ist kein Problem der Oberflächlichkeit, sondern viel eher der Sensationslust und Vergnügungsgeilheit der Konsumenten der Medien. Schließlich sind auch Medien an Verkaufszahlen gebunden. Würde es nicht gekauft, würde es nicht geschrieben.
Welcome to the real world, Neo.

Nachfrage kann heutzutage, unter anderem auch dank der Medien, geschaffen und nicht immer nur bedient werden.

{655321}-Hades
2005-12-29, 12:43:20
Was nichts daran ändert, dass Menschen sich das verkaufen lassen. Was willst du tun, Menschen vorschreiben, auf welches künstlich geschaffene Bedürfnis sie reagieren dürfen, und auf welches nicht?

Gast
2005-12-29, 12:46:44
Was nichts daran ändert, dass Menschen sich das verkaufen lassen. Was willst du tun, Menschen vorschreiben, auf welches künstlich geschaffene Bedürfnis sie reagieren dürfen, und auf welches nicht?
Nein, mündige Bürger zu bevormunden liegt nicht in meiner Absicht. Aber aus der Schafherde erstmal mündige Bürger zu machen.

Es ist nämlich durchaus leicht und bequem, sich der Medien-Realität einfach so hinzugeben und nichts zu hinterfragen. Viele tun das, weil sie es nicht besser wissen. Wenn sie es jedoch wissen und sich bewußt für die "rote Pille" entscheiden, dann haben sie und die Industrie, die das fördert, meinen Segen.

Soll hinterher halt bloß keiner ankommen und rumheulen.

seahawk
2005-12-29, 12:47:40
Ist das Bedürfnis nach Neuigkeiten künstlich ? Ist das Bedürfnis nach Tratsch und Klatsch wirklich künstlich ? Ist Neugier künstlich ?

{655321}-Hades
2005-12-29, 12:48:04
Da stimme ich dir vollkommen zu. @ Gast

Gast
2005-12-29, 14:02:43
Ist das Bedürfnis nach Neuigkeiten künstlich ? Ist das Bedürfnis nach Tratsch und Klatsch wirklich künstlich ? Ist Neugier künstlich ?
Nein, aber die Form, in der all das präsentiert wird und die globale Dimension dieser erzeugten Nachfrage sind sicherlich nicht in unseren Genen veranlagt.

{655321}-Hades
2005-12-29, 15:21:54
Luhmann beschreibt das Verhältnis von Medien zu Gesellschaft als koevolutiv. Damit wird er wohl Recht haben.

Gast
2005-12-29, 16:49:40
Ich kann dieser Aussage leider keinen Sinn entnehmen:

Ich möchte jetzt mal als Behauptung aufstellen, das ein großteil der Probleme der Personen (...) eine Mitursache in der zunehmenden Oberflächlichkeit zu suchen sind.

Bitte was? Könntest du diesen Satz evtl. erneut formulieren?

Ich meine, überall steht nur noch der Augenblick im Mittelpunkt, die Betrachtung eines Längerfristigen Zeitraums ist doch fast vollständig verschwunden. Das zeigt sich an den Nachrichten, die nur noch sehr kurzzeitig über einzelne Themen berichten, damit meine ich die Dauer der Beiträge als auch den Zeitraum der Betrachtungen.

"Verschwunden". D.h., es gab Zeiten, da war etwas anders. Kannst du bitte Beispiele nennen? Ich verstehe nämlich nicht, worauf du eigentlich hinaus willst.

Nachrichten bzw. News haben den Sinn kurz und schmerzlos über aktuelle Geschehnisse zu informieren - objektiv. Dann gibt es noch Reportagen, Dokumentationen, Berichterstattungen, Magazine etc. pp., welche über eine längere Zeitspanne hinaus Themen totreden können - subjektiv. Nehmen wir als Beispiel den Fall vom 11. September oder den aktuellen Fall Osthoff. Im PoWi-Forum ist man sich einig, dass genug über das Thema berichtet wurde (siehe hier (http://www.forum-3dcenter.org/vbulletin/showthread.php?p=3816074#post3816074)).

Oder auch die "Wir-machen-Stars-aus-euch"-Welle (in Deutschland, ob es in Österreich sowas auch gibt kann ich nicht sagen, mir aber vorstellen), wo ja im Mittelpunkt steht eine Person über einen doch recht kurzen Zeitraum als Star der Öffentlichkeit zu päsentieren.

Soetwas nennt man "Trend". Wie heißt es so schön? "Trends kommen und gehen."

Im Übrigen verstehe ich noch immer nicht, worauf du eigentlich hinaus willst. In welchem Zusammenhang steht "Deutschland sucht den Superstar" zu den "Probleme(n) der Personen"?

Oder auch der Schönheitswahn, wo von verschiedenster Seite immer propagiert wird, was man unbedingt tun sollte um perfekt auszusehen (z.B. Werbeindustrie), und somit zählt auch hier einzig und allein der Erfolg im Augenblick, keine längerfristige Entwicklung.

Du nennst es "propagieren", ich nenne es "für ein Produkt werben". Der Begriff "Schönheitswahn" wird meist von Menschen in den Raum geworfen, die mit sich selbst nicht zufrieden sind. An dir selbst solltest du evtl. arbeiten und die Schuld nicht irgendwelchen Werbeprospekten in die Schuhe schieben.

Und genau das setze ich als Problemzone an, man bekommt einfach das Gefühl, man muss im Augenblick Erfolg haben, Misserfolge, die auch ihre Berechtigung haben, um zu lernen und sich zu verbessern, werden um jeden Preis vermieden, unter Missachtung der Chancen und Entwicklungen der Zukunft.

In der Schulzeit lernt man eigentlich schon, dass man zum Erfolg (gutes Zeugnis) nicht eine Klausur, sondern alle Klausuren gut schreiben muss.

Und auch das Feld "Small-Talk" ist in diese Oberflächlichkeit einzusortieren, den genau genommen geht es eigentlich nur darum, den Augenblick erfolgreich zu meistern, das Ziel etwas längerfristiges zu schaffen, steht beim ursprünglichen Small-Talk nicht als Zielstellung.

Von welchem Ziel sprichst du eigentlich? Was willst du denn beim Smalltalk meistern? Wovon redest du eigentlich?

Ich verstehe einfach nicht, was GENAU das Problem ist. Bitte kläre mich auf.

News, "DsdS", der "Schönheitswahn" und Smalltalk sind oberflächlich. Der Threadtitel lautet "Oberflächlichkeit als Krankheit unserer Gesellschaft". Also sind News, Castingshows, Beauty-Produkte und Unterhaltungen die Krankheit der Gesellschaft?

TheVizitor
2005-12-29, 18:27:09
Nein, aber die Form, in der all das präsentiert wird und die globale Dimension dieser erzeugten Nachfrage sind sicherlich nicht in unseren Genen veranlagt.


Nein, Klatsch und Tratsch bzw. Neugierde ist zwar allgemein ein angeborener Schutzreflex, um eine Gruppe Urmenschen vor herannahenden wilden Tieren näher zu warten, aber hier wird lediglich der Instinkt zu Nutze gemacht.
Ich stimme hier allgemein zu: Unsere Gesellschaft ist total oberflächlich geworden. Werte und Wissen zählen nicht mehr. Nur noch Schönheit und Spaß.
Zum Beispiel ist ausgerechnet bei "DSDS III" der Favorit der "Tränen-Stephan". Für mich hat dieser Junge am wenigsten Talent. Trotzdem wird er in höchsten Tönen gelobt. Die anderen, die für mich mehr Ausstrahlung haben, sind "Wackelkandidaten- bzw. -kandidatinnen."

Viz

No.3
2006-01-03, 16:22:56
Soetwas nennt man "Trend". Wie heißt es so schön? "Trends kommen und gehen."

im Halbjahresrhythmus ? ;)

Rainer