nggalai
2006-03-25, 17:28:55
Gerade eben gesehen:
Antikörper (http://www.antikoerper-derfilm.de/).
Eigentlich wollte ich mir "Antikörper" im Kino ansehen, habe es aber leider verschwitzt--und er lief nur wenige Wochen hier in der Schweiz. Dann dachte ich nicht mehr daran. Heute fand ich dann die DVD zu einem sehr attraktiven Preis (praktisch gleichviel wie ein Kinoeintritt in der Schweiz) und ich dachte mir, naja, ich hätte eh so viel Geld für den Kinobesuch ausgegeben, dann kann ich mir die DVD ja genau so gut blind kaufen. Sooo schlecht kann der Film ja nicht sein, dachte ich mir, und ich sollte nicht enttäuscht sondern durchaus positiv überrascht werden.
Ich kenne mich in der deutschen Filmlandschaft nicht aus, so dass die Schauspieler bei mir noch nicht "vorbelastet" waren. Ihr wisst schon--wenn in einem Film Johnny Depp mitspielt, kann man fast immer davon ausgehen, dass er "gut" ist, selbst wenn er einen Piraten spielt. ;) Solche Vorurteile hatte ich durch die mir unbekannten Schauspieler nicht, was den Film doch noch um einiges spannender machte, als es bei einer US-Produktion hätte der Fall sein dürfen. Es wirkte trotz der abartigen Story "realistisch". Noch dazu lieferten die Schauspieler gute Leistungen, insbesondere André Hennicke und Wotan Wilke Möhring haben mich überzeugt. Die Nebendarsteller waren durchwegs im brauchbaren bis sehr guten Bereich.
Cinematografie und Filmmusik sind stimmig und lassen einen unmittelbar am Film teilhaben. Die aufgebaute Stimmung, insbesondere im letzten Viertel des Filmes, hat mich in ihren Bann gezogen. Der Film lehnt sich stellenweise an "Silence of the Lambs" an (was auch in einer schönen Szene mehr oder weniger deutlich gesagt wird), inhaltlich und strukturell sind die beiden Filme jedoch grundverschieden. "Antikörper" ist psychologischer und auch philosophischer als "Silence..." und diskutiert andere Themen: Was ist eine gerechte Strafe? Woher kommt das Böse? Die Antworten auf diese Fragen lässt der Film größtenteils offen und überlässt dem Zuschauer das Nachdenken.
"Antikörper" ist ein erstaunlich intelligenter Film mit vielen Vertrickungen und Wendungen. Der Regisseur und Drehbuchautor Christian Alvart konstruierte alles so, dass man praktisch jeden verdächtigen könnte. Er baut bedrohliche Stimmungen auf, z.B. schon zu Beginn im Dorf, so dass man sich später im Verlauf des Filmes immer wieder fragt, ob es nicht vielleicht DOCH die eine oder andere Person hätte der Täter sein können. Das Drehbuch ist flüssig und umfassend geschrieben und lässt kaum Plotlöcher offen. Selbst in Momenten, wo man meint "und wie geht das denn?" kommt wenig später eine plausible Erklärung. Die Twists wirken nicht wie z.B. in "Freeze Frame" übertrieben konstruiert, sondern sind vorwiegend psychologischer Natur und geschehen beim Zuschauer. Die Auflösung selbst ist plausibel und gleichzeitig furchterregend. Gute Arbeit.
Manche Stellen ziehen sich etwas hin, das Timing hätte etwas besser sein können. Auch wirken manche Dinge etwas aufgesetzt ("die Dreifaltigkeit der Serienkiller"), sorgen aber indirekt auch für Spannung. Die Charaktere jedoch sind meistens glaubwürdig, genau so wie ihre Beweggründe. Und das ist in so einem Film das wichtigste, meiner Meinung nach.
Eine durchaus solide Arbeit, die wenn auch nicht perfekt dann doch sehr gut zu nennen ist. Ich kann allen, die an psychologischen Thrillern interessiert sind und sich vor krasser Thematik und Fäkalsprache nicht abschrecken lassen nur empfehlen, sich den Film anzusehen.
8/10
Antikörper (http://www.antikoerper-derfilm.de/).
Eigentlich wollte ich mir "Antikörper" im Kino ansehen, habe es aber leider verschwitzt--und er lief nur wenige Wochen hier in der Schweiz. Dann dachte ich nicht mehr daran. Heute fand ich dann die DVD zu einem sehr attraktiven Preis (praktisch gleichviel wie ein Kinoeintritt in der Schweiz) und ich dachte mir, naja, ich hätte eh so viel Geld für den Kinobesuch ausgegeben, dann kann ich mir die DVD ja genau so gut blind kaufen. Sooo schlecht kann der Film ja nicht sein, dachte ich mir, und ich sollte nicht enttäuscht sondern durchaus positiv überrascht werden.
Ich kenne mich in der deutschen Filmlandschaft nicht aus, so dass die Schauspieler bei mir noch nicht "vorbelastet" waren. Ihr wisst schon--wenn in einem Film Johnny Depp mitspielt, kann man fast immer davon ausgehen, dass er "gut" ist, selbst wenn er einen Piraten spielt. ;) Solche Vorurteile hatte ich durch die mir unbekannten Schauspieler nicht, was den Film doch noch um einiges spannender machte, als es bei einer US-Produktion hätte der Fall sein dürfen. Es wirkte trotz der abartigen Story "realistisch". Noch dazu lieferten die Schauspieler gute Leistungen, insbesondere André Hennicke und Wotan Wilke Möhring haben mich überzeugt. Die Nebendarsteller waren durchwegs im brauchbaren bis sehr guten Bereich.
Cinematografie und Filmmusik sind stimmig und lassen einen unmittelbar am Film teilhaben. Die aufgebaute Stimmung, insbesondere im letzten Viertel des Filmes, hat mich in ihren Bann gezogen. Der Film lehnt sich stellenweise an "Silence of the Lambs" an (was auch in einer schönen Szene mehr oder weniger deutlich gesagt wird), inhaltlich und strukturell sind die beiden Filme jedoch grundverschieden. "Antikörper" ist psychologischer und auch philosophischer als "Silence..." und diskutiert andere Themen: Was ist eine gerechte Strafe? Woher kommt das Böse? Die Antworten auf diese Fragen lässt der Film größtenteils offen und überlässt dem Zuschauer das Nachdenken.
"Antikörper" ist ein erstaunlich intelligenter Film mit vielen Vertrickungen und Wendungen. Der Regisseur und Drehbuchautor Christian Alvart konstruierte alles so, dass man praktisch jeden verdächtigen könnte. Er baut bedrohliche Stimmungen auf, z.B. schon zu Beginn im Dorf, so dass man sich später im Verlauf des Filmes immer wieder fragt, ob es nicht vielleicht DOCH die eine oder andere Person hätte der Täter sein können. Das Drehbuch ist flüssig und umfassend geschrieben und lässt kaum Plotlöcher offen. Selbst in Momenten, wo man meint "und wie geht das denn?" kommt wenig später eine plausible Erklärung. Die Twists wirken nicht wie z.B. in "Freeze Frame" übertrieben konstruiert, sondern sind vorwiegend psychologischer Natur und geschehen beim Zuschauer. Die Auflösung selbst ist plausibel und gleichzeitig furchterregend. Gute Arbeit.
Manche Stellen ziehen sich etwas hin, das Timing hätte etwas besser sein können. Auch wirken manche Dinge etwas aufgesetzt ("die Dreifaltigkeit der Serienkiller"), sorgen aber indirekt auch für Spannung. Die Charaktere jedoch sind meistens glaubwürdig, genau so wie ihre Beweggründe. Und das ist in so einem Film das wichtigste, meiner Meinung nach.
Eine durchaus solide Arbeit, die wenn auch nicht perfekt dann doch sehr gut zu nennen ist. Ich kann allen, die an psychologischen Thrillern interessiert sind und sich vor krasser Thematik und Fäkalsprache nicht abschrecken lassen nur empfehlen, sich den Film anzusehen.
8/10