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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : An die schreibende Zunft: Schreiben als Katharsis?


nggalai
2006-07-15, 15:35:50
Oi oi,

Im Gespräch kamen wir auf das Thema zu, naja, zu sprechen. Mir ist aufgefallen, über Jahre, dass für mich das Schreiben immer auch eine kathartische Funktion erfüllt. Es "reinigt" mich also, psychologisch gesprochen. Viele meiner Kurzgeschichten behandeln ein Thema, welches mich gerade beschäftigt hat, mein Roman ist unter anderem eine Abrechnung mit meinem früheren Leben, selbst wenn ich Marketingblubber schreiben muss, fühle ich mich anschließend "ausgekotzt" und "sauberer" als zuvor. Jetzt wollte ich mal die anderen Schreiberlinge hier fragen:

Ist das bei euch auch so? Ist es vielleicht sogar so, dass Schreiben IMMER kathartisch wirkt? Selbst dann, wenn man Forumsbeiträge schreibt? Ist das Schreiben, das zu Papier Bringen von Gedanken, automatisch ein psychologischer Vorgang, der eine Reinigung mit sich bringt?

Feedback gerne willkommen. :)

patermatrix
2006-07-15, 16:05:03
nggalai[/POST]']Ist das bei euch auch so? Ist es vielleicht sogar so, dass Schreiben IMMER kathartisch wirkt? Selbst dann, wenn man Forumsbeiträge schreibt? Ist das Schreiben, das zu Papier Bringen von Gedanken, automatisch ein psychologischer Vorgang, der eine Reinigung mit sich bringt?
Automatisch würde ich nicht sagen, das ist doch sehr individuell denke ich. Natürlich aber kann Schreiben, genauso wie auch Gespräche, Musik oder Malen, ein sehr gutes Ventil für Gefühle und unterbewusste Empfindungen sein. Nicht umsonst gibt es ja ein riesiges Ressort an "Vergangenheitsbewältigungsbüchern" (Holocaust, Misshandlungen etc.).

Was ich bisher beobachten konnte, bei mir selbst oder auch bei anderen, ist, dass das geschriebene Wort einem meist leichter fällt als das gesprochene. Insofern ist Schreiben vielleicht tatsächlich die bevorzugte Methode, um sich von belastenden Gefühlen zu befreien. Ich denke aber doch, dass die Initative hierbei vom Autor kommen muss. Also die Bereitschaft, auch über unangenehme Emotionen zu schreiben. Nur durch ein blosses "Full Ack ..." in einem Post wird wohl noch kaum jemand sich besser gefühlt haben.

Wichtig beim Schreiben ist natürlich, im Gegensatz bspw. zu einem Gespräch, der "materielle Beweis", d.h. ein Dokument oder was auch immer, dass man etwas geleistet hat. So könnte man vermutlich stundenlang über ein traumatisches Erlebnis diskutieren ohne die gleiche "Erleichterung" zu verspüren, wie wenn man die gesammelten Gedanken auf Papier vor sich hat.
Ausserdem spielt denke ich der Faktor der Verbreitung eine grosse Rolle. Vielfach möchte man ja nicht nur sich selbst beruhigen, sondern auch seine Mitteilung einem weiteren Publikum anvertrauen, auf dass dieses entweder selbst Hilfe findet oder sogar vor etwas Negativem gewarnt wird. Und dafür eignet sich halt das Schreiben am besten.

thiron
2006-07-15, 16:06:46
Ich empfinde das schreiben auch als befreiend und beruhigend. Allerdings schliesst das normale Forenbeiträge bei mir nicht ein. Da bin ich eher Sinnbefreit. :D

Ich denke mal das es normal ist das es ein gutes Gefühl mit sich bringt wenn man Gedanken, also nichts physisch vorhandenes, in eine greifbare Form bringt.

nggalai
2006-07-15, 16:49:38
Gutes Posting, patermatrix. :)

Dass Schreiben sehr gut als Ventil funktioniert, dürfte klar sein. Auch in der Psycho-Therapie wird einem nicht selten nahegelegt, z.B. Tagebuch zu führen. Ich sehe das so: Man hat einen Gedanken, aber durch die kognitiv-linguistischen Abläufe, die beim eigentlichen "Schreiben" geschehen (also die Umwandlung der Gedanken in eigentliche Wörter) geschieht so etwas wie eine Betrachtung der Sache, automatisch auch eine Reflektion. Und Reflektion ist in fast allen Weltreligionen und psychisch-therapeutischen Vorgängen ein wichtiger Schritt zur Katharsis oder gar "Erleuchtung".

Bei Forumspostings geschieht das wohl eher selten, viel zu häufig wird vorschnell der "Antworten"-Knopf gedrückt. Aber bei längeren Postings, oder komplexeren Argumentationsketten, denke ich schon, dass da dasselbe geschieht. Wenn ich Hartz4-Empfänger im Powi-Forum posten sehe, denke ich schon, dass auch da eine Form der Katharsis abläuft. Bei einem "full ACK" eher weniger.

Das mit dem "materiellen Beweis" ist ein schöner Einwurf. Sehe ich gleich wie Du. Es ist unglaublich bereichernd, wenn man statt zwei Stunden Gerede mit einem Freund auch was "Handfestes" hat. x Kilobyte Text, x Seiten Handgeschriebenes. Und natürlich lässt das immer die Option offen, dass man das Ganze auch mal veröffentlichen kann--womit man mehr Leute erreicht, mehr Leuten vielleicht helfen kann, und natürlich auch die Selbstbestätigung hat, etwas "Produktives" geleistet zu haben. Statt sich einfach nur beim besten Freund auszukotzen. Das gilt im besonderen Maße natürlich bei Belletristik. Die Idee für eine Geschichte zu haben ist eines, sie jemandem zu erzählen ist auch toll, aber dann als Ergebnis 100 Seiten Manuskript vor sich liegen zu haben, mit der Möglichkeit, das vielleicht sogar in Buchform zu sehen ... das schmeichelt nicht nur dem Ego, sondern gibt der ganzen Katharsis-Sache auch noch den passenden "Kick". Man hat sich nicht nur gereinigt, sondern was Handfestes geschaffen. Man war Schöpfer, nicht nur Leidender. Das deckt sich auch mit thirons Beitrag.

thiron
2006-07-15, 18:15:36
Die Intention, Erfahrungen die man gemacht hat auf Papier zu bannen und damit anderen näher zu bringen, ist warscheinlich auch eher ein Instinkt als reine Berechnung. Schliesslich beruht die ganze Geschichte der Menscheit auf dem weitergeben von Erfahrungen und Informationen. Sonst wuerden wir am ende einer jeder Generation ja wieder in der Steinzeit leben und jagenderweise nackig durch die Wälder laufen.

Erlebtes, negatives, weiter zu geben ist vollkommen normal. Denn in der Regel resultiert aus negativen Erfahrungen einen positve Lösung. Das möchte man jemandem mitteilen damit demjenigen so etwas nicht mehr passiert. Und auch rein postive Erfahrungen sind behaftet mit negativen vorkommnissen. Es geht um das Prinzip des Lernens und des Fehlerausschlusses.

So sehe ich das. ;)


Ein befreiendes Gefühl dabei zu haben ist ein schönen Nebeneffekt. Oft wirkungsvoller als ein persönliches Gespräch. Da man sich in Schriftform oft besser ausdrücken und definieren kann.

Psmith
2006-07-15, 22:32:33
Ich weiß nicht recht. Ich bin ja kein Schriftsteller, muckele nur manchmal so für mich hin. Aber als befreiend habe ich das Schreiben nie empfunden.

In der Psychoanalyse bezeichnet die kathartische Methode ein Verfahren in welcher der Klient durch Offenlegen der Gefühle diese abreagiert und sich dadurch von krankmachenden Affekten und neurotischen Symptomen befreien kann.
lt. Wikipedia

Ich schreibe etwas, sicher, Emotionen werden zum Ausdruck gebracht, aber nicht abreagiert. Es ist hinterher noch der gleiche Wust von Gefühlen da.
Mich interessiert, ob hier jemand Phasen der absoluten Schreibhemmung/Schreibblockade kennt.

Dar1gaaz
2006-07-16, 03:05:42
Ich empfinde das Schreiben sehr wohl als befreiend, einfach weil man dann die Gedanken nicht mehr im Gehirn speichern muss, sondern auf ein Zweit Medium übertragen und sie dort jederzeit abrufbar sind.

Kai
2006-07-16, 03:51:33
Bei mir ist es ebenfalls so. Auch ich arbeite gerade an einem grösseren "Projekt" und muss wirklich zugeben, dass man sich tatsächlich gewisse Dinge von der Seele schreiben kann. Manche dieser Dinge kehren regelmässig zurück und möchten nochmals irgendwie verarbeitet werden. Das meiste lässt sich jedoch wirklich durchs schreiben lösen. Es ist so, als würde man es jemandem erzählen der einen besser versteht als alle anderen.

Banshee18
2006-07-16, 04:34:48
Das passt vielleciht nicht so ganz, aber ich hole mir im Forum das, was ich im Reallife nicht bekomme (Nein, keine Aufmerksamkeit :biggrin: ). In meinem Bekanntenkreis interessiert sich kaum jemand ernsthaft für PC-Krams, weshalb ich mich da mit niemandem richtig unterhalten kann. Ich "muss" das also im Forum tun und dahingehend wirkt es auf mich in gewisser Hinsicht durchaus befreiend.
Deshalb findet man mich auch eher selten im Offtopic-Bereich, da ich mich mit meinen Freunden/Kumpels/Bekannten hervorragend über die anderen Dinge des Lebens unterhalten kann, egal ob Politik, Wissenschaft oder einfach nur herumblödeln.
Sowas wie ein Tagebuch führe ich nicht und ich könnte mir auch nicht vorstellen, dass dies befreiend auf mich wirken würde. Ich habe es aber noch nicht ausprobiert und kann deshalb nicht so richtig mitreden.

nggalai
2006-07-16, 09:26:46
Psmith[/POST]']Mich interessiert, ob hier jemand Phasen der absoluten Schreibhemmung/Schreibblockade kennt.Oh ja. Darum drehte sich auch das Gespräch, welches ich im ersten Posting erwähnte: Mein Gesprächspartner hat gerade eine Schreibblockade, und wir fragten uns, ob das daran liegt, dass die kathartische Wirkung des Schreibens nicht mehr greift.

Ich selbst habe immer wieder mal eine Schreibblockade, sowohl beruflich als auch privat. An manchen Tagen/Wochen geht es einfach nicht, fühle ich mich nicht kreativ, habe ich keine Muße. Die beruflichen Blockaden sind meist schneller vorbei, weil ich gezwungen bin, doch weiterzumachen. Es geht dann zwar extrem langsam voran, aber ich hangle mich dann durch den Zwang automatisch irgendwie aus der Schreibblockade. Meistens finde ich die so entstandenen Texte im Nachhinein bescheiden (um es mal zart auszudrücken), aber was muss, das muss.

Privat finde ich es schwieriger, mit einer Schreibblockade umzugehen. Ich habe schon verschiedene Ansätze verfolgt. Was immer wieder ganz gut funktioniert ist, seine Blockade zu betrachten und einen Text darüber zu schreiben (http://www.deviantart.com/deviation/21436687/). Der Text wird dann nicht unbedingt supitoll, aber man kommt wieder ein wenig in die Gänge. Und die kathartische Wirkung ist natürlich auch da.

Was auch helfen kann ist, das Schreiben sein zu lassen und dafür am Konzept des zu schreibenden Textes zu arbeiten. So mache ich das mit meinem Roman und meinen längeren Kurzgeschichten, wenn ich mal wieder blockiert bin: Ich überlege mir dann z.B., worum es in der Geschichte eigentlich geht und versuche, eine Zusammenfassung zu schreiben. Oder arbeite an den Charakter-Blättern. Wenn gar nichts hilft, überarbeite ich bestehende Textpassagen. Manchmal bringt alles nichts, und ich sitze frustriert vor meinem PC.

Phasen kompletter Blockade dauern meistens nur ein paar Tage, aber, hmm, Schreibunlust kann Monate anhalten. Das ist dann das Gefühl, wo man den bereits geschriebenen Text nur noch beschissen findet und am liebsten alles wegschmeißen würde, wo man den Sinn darin nicht mehr sieht, weiterzumachen. Diese Momente sind für mich am gefährlichsten, und ich muss mich regelrecht zurückhalten, dass ich nicht einfach alles lösche. Momentan stecke ich auch in so einer Phase, in Anbetracht meines Romans und einer etwas längeren Erzählung, und ich versuche, mich mit Kurzgeschichten über Wasser zu halten. Abwarten, also, und sich andersweitig beschäftigen, bis die Schreibunlust verfliegt. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass sie das früher oder später tun wird ...

radi
2006-07-16, 10:05:50
nggalai[/POST]']Oi oi,

Im Gespräch kamen wir auf das Thema zu, naja, zu sprechen. Mir ist aufgefallen, über Jahre, dass für mich das Schreiben immer auch eine kathartische Funktion erfüllt. Es "reinigt" mich also, psychologisch gesprochen. Viele meiner Kurzgeschichten behandeln ein Thema, welches mich gerade beschäftigt hat, mein Roman ist unter anderem eine Abrechnung mit meinem früheren Leben, selbst wenn ich Marketingblubber schreiben muss, fühle ich mich anschließend "ausgekotzt" und "sauberer" als zuvor. Jetzt wollte ich mal die anderen Schreiberlinge hier fragen:

Ist das bei euch auch so? Ist es vielleicht sogar so, dass Schreiben IMMER kathartisch wirkt? Selbst dann, wenn man Forumsbeiträge schreibt? Ist das Schreiben, das zu Papier Bringen von Gedanken, automatisch ein psychologischer Vorgang, der eine Reinigung mit sich bringt?

Feedback gerne willkommen. :)

Ich frag mich immer wie man auf solche Gedanken kommt. Vielleicht hätttest du Philosoph werden sollen :)

spike.sp.
2006-07-16, 10:25:38
Schreiben wirkt nichts katharsisch. Denn die Katharsis-Hypothese is Null und Nichtig, auf gut Deutsch ein Schmarrn!

Das einzige was du sagen könntest, dass du deinen Geisteszustand sublimierst indem du was schreibst.

nggalai
2006-07-16, 10:35:33
spike.sp.[/POST]']Schreiben wirkt nichts katharsisch. Denn die Katharsis-Hypothese is Null und Nichtig, auf gut Deutsch ein Schmarrn!

Das einzige was du sagen könntest, dass du deinen Geisteszustand sublimierst indem du was schreibst.Ich verstehe unter Katharsis nicht unbedingt den psychologischen Fachbegriff oder die psychoanalytische Methode, oder z.B. Sandsack-Prügeln, um Aggressionen abzubauen. Da war ich ein wenig unvorsichtig beim Schreiben des ersten Postings. Ich verwende das Wort eher à la Aristoteles, ich hätte auch einfach "reinigende Wirkung" schreiben können. Ich meinte damit nicht, dass wirklich etwas "psychologisch Tiefes" passiert, sondern wollte damit das reinigende Gefühl bezeichnen, welches ich beim Schreiben empfinde. "Sich den Frust runterschreiben", damit man es betrachten und davon lernen kann.

Insbesondere das Schreiben meiner Tagebücher hat mir in der Hinsicht sehr geholfen. Ich denke über den ganzen Schmarrn nach, den ich tagsüber erlebt habe, und es beschäftigt mich anschließend nicht mehr so sehr, dass ich kaum einschlafen kann.

Blackland
2006-07-16, 11:51:14
nggalai[/POST]']Insbesondere das Schreiben meiner Tagebücher hat mir in der Hinsicht sehr geholfen. Ich denke über den ganzen Schmarrn nach, den ich tagsüber erlebt habe, und es beschäftigt mich anschließend nicht mehr so sehr, dass ich kaum einschlafen kann.
Ja natürlich erfüllen das Bringen der Gedanken auf Papier diese Effekte. Nicht umsonst schreibt sich jemand "..etwas von der Seele.." Das Tagebuch erfüllt den Zweck des stummen Freundes, immer bereit zuzuhören und nie zu widersprechen. Ein "reinigender" Vorgang an sich - die Last der Bedrückung in Worte auf Papier gefasst, die positive und negative "Gedankenenergie" materialisiert in Buchstaben, Interpunktion und Satzgefüge. Keine Frage, dass jede Art von geschriebenem Wort diesen Zweck erfüllt - egal ob Forumsbeitrag, Tagebuch oder literarische Ergüsse in Form von Geschichten und Romanen. Ausnahmen sind dabei erlaubt ;) .

Psmith
2006-07-17, 11:48:42
Abwarten, also, und sich andersweitig beschäftigen, bis die Schreibunlust verfliegt. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass sie das früher oder später tun wird ...

Es ist ja nicht Schreibunlust, sondern wirklich eine Blockade
Aber vielleicht muß man tatsächlich auf veränderte Lebensumstände warten (oder sie herbeiführen), damit sich die löst.

Thorn of Roses
2006-07-17, 11:53:37
Schreiben hat schon eine befreiende Wirkung. Was für mich im Umkehrschluss aber leider auch heisst, dass ich, wenn einfach alles normal ist und nichts besonderes anliegt recht unkreativ bin.

Zudem finde ich prosaische Texte eher unbefriedigend. Es fehlt bei diesen irgendwie das Streben nach Perfektion und das Ringen um Worte das - bei guter Lyrik - am ende meist einen guten Ausgang findet. Zu einfach kann man im Prosatext mal einen Satz "so stehen lassen" auch wenn er Inhaltlich/Rhythmisch nicht so ganz ins Bild passt.

mit lyrischen Grüssen,

-Thorn-

Psmith
2006-07-18, 23:13:10
Thorn of Roses[/POST]']Schreiben hat schon eine befreiende Wirkung. Was für mich im Umkehrschluss aber leider auch heisst, dass ich, wenn einfach alles normal ist und nichts besonderes anliegt recht unkreativ bin.

Zudem finde ich prosaische Texte eher unbefriedigend. Es fehlt bei diesen irgendwie das Streben nach Perfektion und das Ringen um Worte das - bei guter Lyrik - am ende meist einen guten Ausgang findet. Zu einfach kann man im Prosatext mal einen Satz "so stehen lassen" auch wenn er Inhaltlich/Rhythmisch nicht so ganz ins Bild passt.

mit lyrischen Grüssen,

-Thorn-

Geht mir anders.
1. Ich habe wieder angefangen zu schreiben - von befreiender Wirkung keine Rede.
2. "Prosaische" Texte - wie Du sie nennst - oder Prosatexte müssen genauso ausgefeilt sein wie Gedichte. Der Leser merkt schon, wenn da etwas nicht stimmt.
3. Lyrik kann sehr banal sein.

Gruß!
PSmith

wizardSE
2006-07-19, 00:36:25
Ich finde die aufgeworfene Fragestellung durchaus interessant, was auch ein Reflektieren der eigenen Situation zur Folge hatte.

Schreiben ist für mich ein Vorgang des Ausdrucks eigener Gefühle, welcher in verschriftlichter Form für mich einen Mehrwert gegenüber des gesprochenen Wortes darstellt. Schreiben ist die reinste Form der eigenen Kontemplation, was heissen soll, sich jeglicher Einflüsse Dritter zu entziehen. Dies kann durchaus einen Effekt der Selbstbefreiung nach sich ziehen. Jedoch ist auch das Gegenteil als Möglichkeit zu bedenken. Beginne ich beispielsweise eine Kolumne zu schreiben, dann in einem "Ritt" - zumeist mit einem Gefühl der inneren Zufriedenheit. Sobald ich jedoch größere Zweifel am Textstück selbst habe, schlägt dies bei mir sehr schnell in einen Zustand der nachdrücklichen Unzufriedenheit um, aus welchem sehr schwer zu entweichen ist.

Schreiben ist Leben.

Thanatos
2006-07-19, 02:36:28
Ich gehöre zwar weder zur schreibenden Zunft, weder plagt mich Katharsis oder andere Leiden.... ;)


Jedoch, was macht denn deine Novelle? :D

Könnte man aus diesem Thread ableiten, dass sie endlich fertig ist? :)

Thorn of Roses
2006-07-19, 11:34:04
Psmith[/POST]']Geht mir anders.
1. Ich habe wieder angefangen zu schreiben - von befreiender Wirkung keine Rede.
2. "Prosaische" Texte - wie Du sie nennst - oder Prosatexte müssen genauso ausgefeilt sein wie Gedichte. Der Leser merkt schon, wenn da etwas nicht stimmt.
3. Lyrik kann sehr banal sein.

Gruß!
PSmith

Vielleicht ist das etwas flasch rübergekommen: Ich wollte keinesfalls den Prosatext an sich niedermachen. War lediglich eine persöhnliche Meinung das man bei solchen Texten eher als bei Texten lyrischer Natur dazu neigt das Wort an sich im Textbild nicht zu achten. Das ist bei (anspruchsvoller) Lyrik nicht der Fall.

Das es auch sehr banale Lyrik gibt ist natürlich auch klar, wobei wir hier ja eigentlich nicht über die Liebesgedichte von 14jährigen reden (wobei eigentlich gerade die hier in den Rahmen passen würden, denn als Katharsis enstehen genau solche).

Im übrigen hab ich bewusst nicht "Prosatexte" als Ansatzpunkt genommen sondern prosaische Texte, da in diese Sparte eine doch größere Anzahl an Genres fällt (beispielsweise wird die Erzählende Lyrik bisweilen sehr Prosaisch).

@Thanathos: Katharis ist kein leiden sondern genau das gegenteil davon, bzw. die Auflösung. :)

mit prosaischen Grüssen,

-Thorn-

Psmith
2006-07-19, 17:07:47
Thorn of Roses[/POST]']
Das es auch sehr banale Lyrik gibt ist natürlich auch klar, wobei wir hier ja eigentlich nicht über die Liebesgedichte von 14jährigen reden (wobei eigentlich gerade die hier in den Rahmen passen würden, denn als Katharsis enstehen genau solche).


LOL Ja! Oder wie bei Friederike Kempner.


Im übrigen hab ich bewusst nicht "Prosatexte" als Ansatzpunkt genommen sondern prosaische Texte, da in diese Sparte eine doch größere Anzahl an Genres fällt (beispielsweise wird die Erzählende Lyrik bisweilen sehr Prosaisch).


Ja, das hast Du wohl recht.