PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Berufswahl: Ich brauche mal Euren Rat


WhiteVelvet
2006-08-18, 19:08:20
Tja, jetzt stecke ich in der Klemme. Also, ich beende jetzt mein Studium der Medieninformatik und bin auf Jobsuche. Ich hatte vorgestern und heute je ein Vorstellungsgepräch. Das erste war mehr im Bereich Marketing Neue Medien/Internet, aber irgendwie ist das nichts für mich als Programmierer. Ich habe also danach abgelehnt. Heute ging es zwar um eine Programmierer-Stelle, aber ich bin mir wieder nicht sicher. Ich soll bei dieser Stelle Delphi programmieren, aber tiefer und schwieriger, als ich es bisher je gemacht habe. Ich habe Ahnung von Softwareengineering und programmiere seit 10 Jahren Delphi, aber eigentlich nur überschaubare Projekte, viel mit GUI, Datenbank-Anwendungen, und Straight-Forward Programme. Die suchen aber dort jemanden, der Bibliotheken schreibt, tief ins Windows rein. Sicher, ich könnte das lernen, aber ich glaube die bieten keine lange Einarbeitungszeit. Das Gespräch lief sehr gut, aber nun haben sie mir eine Aufgabe gestellt, in der ich in 4 Tagen etwas spezielles programmieren soll (irgendwas mit UPnP das ich nur vom Namen her kenne). Am Ende gewinnt also der, der die beste Lösung hat. Ich traue mir das nun nicht ganz zu, weil ich nicht weiss, ob ich nicht in 2 Monaten da stehe und mich zu langsam entwickle, so schätze ich mich im Moment ein. Meine Stärken liegen nunmal woanders. Sollte man so einen Beruf ausschlagen? Man kann doch nicht immer nur den perfekten Beruf suchen, oder doch?

Das Hauptproblem ist aber noch ein anderes: Ich kann bei der Firma, in der ich neben dem Studium arbeite, direkt fest einsteigen. Die wollen mich unbedingt haben. Mein Schwager meint aber, man solle nach dem Studium besser die Richtung wechseln, und nicht da weitermachen, wo man eh schon war (ich würde aber neue Aufgabengebiete bekommen). Finanziell würde ich auch mein Wunschgehalt bekommen. Jetzt weiss ich nicht, was ich machen soll. Lieber etwas Neues probieren mit der Gefahr, dass ich nicht erfolgreich bin (vielleicht schaffe ich es aber dennoch)? Oder lieber den sicheren Job annehmen? Ich habe irgendwie ein schlechtes Gewissen, wenn ich den sicheren Job annehme, da ich dann den einfachsten Weg gehe und mir das als Faulheit ausgelegt werden könnte. Mein Schwager meckert dann sicher (der ist ziemlich, nein, extrem ehrgeizig im beruflichen Sinne), obwohl mir das egal wäre. Tja, Zwickmühle...

Diese Programmier-Aufgabe beginnt am 1.9., die Firma, wo ich arbeite, würde aber lieber jetzt als morgen wissen, was ich nun vorhabe. Vor den Kopf stoßen will ich die auch nicht... was würdet Ihr tun? Ist es heutzutage wirklich so schlimm, wenn man nach dem Studium da weiterarbeitet, wo man vorher schon (in meinem Fall 7 Jahre) war? Danke für Eure Meinungen.

blackbox
2006-08-18, 19:14:23
Erstens: Was andere denken kann dir egal sein, denn
Zweitens: Der Job soll dir Spass (auch das Arbeitsumfeld muss passen) machen, und
Drittens: Es gibt auch ein Leben neben dem Beruf

Modulor
2006-08-18, 19:20:35
Nimm den Job bei der Firma bei der Du schon jahrelang arbeitest - da scheint ja alles zu stimmen. Wenn es irgendwann bessere/lukrativere Angebote gibt kann man immer noch wechseln. Jobs sind heute wie Autos: keines wird heute noch richtig lange gefahren,wenn man Bock auf was anderes hat gibt' was anderes :)

Odem
2006-08-18, 19:46:03
joar,

dein job muss dir spass machen, sonst bringst du wohl auch keine leistung was nur noch zu mehr streß führt.
ich denk ich würde in dem betrieb anfangen, bei dem ich schon länger arbeite, wil ich das umfeld, ect. kenne.

du kannst dich in 4-5 jahren immernoch nach ner anderen stelle oder nem anderen betrieb umschaun.

tatarus
2006-08-19, 00:08:19
Die Firma, in der du während des Studium gearbeitet hast, will dich haben, weil sie dich nicht einarbeiten müssen. Außerdem kennen sie dich schon lange und gehen so kein Risiko ein. Das spart sehr viel Geld und daher zahlen sie dir auch dein Wunschgehalt und hätten wahrscheinlich auch noch mehr bezahlt.

Die andere Firma rechnet auf jeden Fall damit, dich erst einarbeiten zu müssen. Je nach Aufgabengebiet kann eine komplette Einarbeitung eines Uni/FH Abgängers bis zu 3 Jahren dauern. Dazu gehören neben dem Lernen neuer Programmiersprachen oder Designtools nämlich auch noch viele andere Standards (Protokolle, Prüf- und Zulassungsverfahren, Qualitätsstandards, Sicherheitsbestimmungen, EMV, aufgabenspezifische Bestimmungen, neues Fachwissen...). Also sehr viele umfangreiche Dinge, die man vorher nie gelernt hat. Die grundlegende Einarbeitung wird in der Industrie mit einem Jahresgehalt beziffert. Nach zwei Monaten erwarten die sicher keine Wunder von dir.

Wenn es dir in der alten Firma gefällt und du Angst hast, was Neues anzufangen, dann mach da weiter. Für den Lebenslauf wäre ein Wechsel nach sieben Jahren sicher nicht negativ. Außerdem kannst du neue Dinge lernen und so deine Chancen für später verbessern. Ein Risiko ist ein Wechsel des Arbeitgebers immer.

P.S.: Wenn dich dein alter Arbeitgeber wirklich haben will, dann kannst du auch noch ein wenig mehr Geld raushandeln und günstigere Vertragsbedingungen vor allem in Bezug auf Probezeit und arbeitnehmerseitige Kündigungsfrist.

WhiteVelvet
2006-08-19, 00:28:36
Danke für die Antworten. Bei dem Gespräch heute hörte es sich so an, als wenn sie dort jemanden mit kurzer Einarbeitungszeit suchen würden, was natürlich verständlich ist. In deren Job soll man Bibliotheken mit Delphi schreiben, mit der Windows API arbeiten, MAPI benutzen, insgesamt sehr nah am Officepaket (die Firma entwickelt eine Groupware). Mehr als Word über ein Delphi-Programm zu steuern habe ich bisher neben meinen Standard-Programmen nicht geschrieben, und von Bibliotheken habe ich gar keine Ahnung, sowas habe ich noch nie gemacht. Und wenn die schon diesen "Test" mit dem Schreiben eines kleinen Tools machen, dann werden da sicher mehr Leute sein, die sowas besser können. Wenn man die Konkurrenz kennen würde...

Ich habe mir schon überlegt in meiner jetzigen Firma etwas zu mogeln. Ich kann ja sagen, dass ich ein Angebot einer anderen Firma hätte und wieviel man mir hier geben würde. Das würde das Gehalt etwas erhöhen, als wenn es keine Konkurrenz gäbe. Die Arbeit in meiner jetzigen Firma macht auf alle Fälle Spass, weil sie so vielseitig ist: EDV-Kram, Netzwerkadmin, Delphi-Softwareenwicklung, Websiteprogrammierung und -design, Grafikdesign... es gibt bloss manchmal einige Probleme mit der Chefetage und die Entscheidungen die dort getroffen werden, sind nicht ok. Zum Beispiel muss man alleine für den Kauf eines Bleistifts eine halbe Stunde mit der Cheffin diskutieren, übertrieben ausgedrückt. Aber ich habe ein super Verhältnis zum Geschäftsführer, von daher denke ich, dass ich das gut meistern werde, trotz aller Warnungen seitens mancher Kollegen...

WhiteVelvet
2006-08-25, 08:23:54
Kann sein, dass ich heute den Arbeitsvertrag bei der Firma vorgesetzt bekomme, wo ich seit 7 Jahren nebenher arbeite. Ich hoffe die ziehen mich nicht übern Tisch. Was ich da gestern für Sachen von Arbeitskollegen gehört habe...
Ich wollte Euch mal fragen: Worauf sollte man als Diplom-Informatiker als Berufseinsteiger unbedingt bestehen? 13. Monatsgehalt (wofür ist das eigentlich?), Urlaubsgeld, Weihnachtsgeld? Sollten Überstunden bezahlt werden? Natürlich finde ich persönlich, dass das alles in meinen Vertrag gehört, aber ich habe ja schon im ersten Posting oben angedeutet, dass diese Firma sehr eigen ist und dass einige Kollegen ausgenutzt werden. Ich kenne keine Firma mit einer so tiefen Kluft zwischen Chefetage und Arbeiterschaft. Einige Kollegen bekommen keine Überstunden bezahlt, nichtmal als Freizeit angerechnet... das will ich für mich verhindern. Nur wie "normal" ist das heutzutage? Bekommt Ihr Eure Überstunden bezahlt?

Avrojet
2006-08-25, 15:58:43
Ich weiß zwar nicht genau auf was du achten sollst, ich würde mir aber genügend Zeit nehmen den Vertrag durchzulesen, falls da doch etwas merkwürdig dran sein sollte.

tatarus
2006-08-25, 18:49:48
Normal ist leistungsgerechtes Gehalt. D.h. ein Grundgehalt mit Bonussystem. 40 Stunden Woche ist bei Mittelständlern auch normal. Überstunden werden bei vielen Unternehmen nicht bezahlt/angerechnet und sind per Vertrag mit dem Gehalt abgegolten.

Edit: 13. Monatsgehalt = Weihnachtsgeld. Das wird aber normal als nicht verpflichtend in den Vertrag geschrieben.