EvilOlive
2006-09-19, 15:34:49
Psychodrama, GB 1970,1971
Regie: Stanley Kubrick
Buch: Stanley Kubrick, Anthony Burgess
Kamera: John Alcott
Musik: Walter Carlos
"Clockwork Orange" von Stanley Kubrick ist ein filmisch brillanter Diskurs über den hysterischen Hedonismus unserer Konsumkultur, über die perverse Ästhetik der Gewalt und über die Wirkungs- und Manipulationsmöglichkeiten visueller Medien: eine Tour de Force außergewöhnlicher Bilder, Musik, Dialoge und Gefühle. 1971 zeichneten die renommierten New Yorker Filmkritiker Film und Regisseur als Beste des Jahres aus, es folgten vier "Oscar"-Nominierungen für Regie, Drehbuch, Schnitt und in der Kategorie "Bester Film". Auch 35 Jahre später hat "Uhrwerk Orange" nichts von seiner radikalen, künstlerischen Ausstrahlung verloren. Der Film überrumpelt, schockiert und zieht uns noch immer magisch in seinen Bann: eine bitterböse Filmfarce, die die Vergewaltigung und Mechanisierung des Individuums in einer bis zur Leblosigkeit bürokratisierten und technisierten Zivilisation mit grimmiger Konsequenz analysiert.
'Uhrwerk Orange' ist der einzige theologische Traktat, der je verfilmt wurde und im Kino auch noch erfolgreich war. In der frühchristlichen Theologie tobte zwischen den Kirchenlehrern Augustinus und Pelagius ein erbitterter Streit darum, ob der Mensch überhaupt frei sei. Der katholische Schriftsteller Anthony Burgess löste die Streitfrage in seinem Roman auf überraschende Weise: Zwar werde der Mensch mit der Erbsünde geboren, es bleibe ihm aber die Freiheit, sich für das Gute oder doch für das Böse zu entscheiden.
Alex ist der klassische jugendliche Straftäter, um den sich die Sozialarbeiter seit Jahrzehnten sorgen. Er arbeitet nicht, geht seinen Eltern auf die Nerven, schart eine Bande von 'Droogs' um sich und terrorisiert Alte und Schwache, bedroht harmlose Bürger und vergewaltigt ihre Frauen. Nur in einem unterscheidet er sich vom vertrauten Albtraum: Er kann nicht leben ohne die Musik Ludwig van Beethovens. Nach einem Mord wird er eingesperrt und seinerseits Opfer einer neuartigen Therapie, die ihm seine ganzen schlechten Eigenschaften austreiben soll. Am Ende verabscheut er Sex ebenso wie Gewalt und wird keiner Fliege mehr etwas zu Leide tun. Aus Versehen, und weil totalitäre Systeme zur Gründlichkeit neigen, wird ihm zudem noch die Liebe zur Musik ausgetrieben. Endlich ist auch Alex ein guter Mensch, aber aufgezogen wie ein Uhrwerk, die ultimative Dialektik der Aufklärung, nämlich ein Monster.
'Uhrwerk Orange' ist gewiss einer der gewalttätigsten Filme, die je gedreht wurden, aber wahrscheinlich gibt es auch keinen anderen Film, der mit solcher Konsequenz Gewalt zur reinen Kunst stilisiert. Und, ja doch, am Ende ist Alex geheilt. Freude, schöner Götterfunken!" (Willi Winkler)
Regie: Stanley Kubrick
Buch: Stanley Kubrick, Anthony Burgess
Kamera: John Alcott
Musik: Walter Carlos
"Clockwork Orange" von Stanley Kubrick ist ein filmisch brillanter Diskurs über den hysterischen Hedonismus unserer Konsumkultur, über die perverse Ästhetik der Gewalt und über die Wirkungs- und Manipulationsmöglichkeiten visueller Medien: eine Tour de Force außergewöhnlicher Bilder, Musik, Dialoge und Gefühle. 1971 zeichneten die renommierten New Yorker Filmkritiker Film und Regisseur als Beste des Jahres aus, es folgten vier "Oscar"-Nominierungen für Regie, Drehbuch, Schnitt und in der Kategorie "Bester Film". Auch 35 Jahre später hat "Uhrwerk Orange" nichts von seiner radikalen, künstlerischen Ausstrahlung verloren. Der Film überrumpelt, schockiert und zieht uns noch immer magisch in seinen Bann: eine bitterböse Filmfarce, die die Vergewaltigung und Mechanisierung des Individuums in einer bis zur Leblosigkeit bürokratisierten und technisierten Zivilisation mit grimmiger Konsequenz analysiert.
'Uhrwerk Orange' ist der einzige theologische Traktat, der je verfilmt wurde und im Kino auch noch erfolgreich war. In der frühchristlichen Theologie tobte zwischen den Kirchenlehrern Augustinus und Pelagius ein erbitterter Streit darum, ob der Mensch überhaupt frei sei. Der katholische Schriftsteller Anthony Burgess löste die Streitfrage in seinem Roman auf überraschende Weise: Zwar werde der Mensch mit der Erbsünde geboren, es bleibe ihm aber die Freiheit, sich für das Gute oder doch für das Böse zu entscheiden.
Alex ist der klassische jugendliche Straftäter, um den sich die Sozialarbeiter seit Jahrzehnten sorgen. Er arbeitet nicht, geht seinen Eltern auf die Nerven, schart eine Bande von 'Droogs' um sich und terrorisiert Alte und Schwache, bedroht harmlose Bürger und vergewaltigt ihre Frauen. Nur in einem unterscheidet er sich vom vertrauten Albtraum: Er kann nicht leben ohne die Musik Ludwig van Beethovens. Nach einem Mord wird er eingesperrt und seinerseits Opfer einer neuartigen Therapie, die ihm seine ganzen schlechten Eigenschaften austreiben soll. Am Ende verabscheut er Sex ebenso wie Gewalt und wird keiner Fliege mehr etwas zu Leide tun. Aus Versehen, und weil totalitäre Systeme zur Gründlichkeit neigen, wird ihm zudem noch die Liebe zur Musik ausgetrieben. Endlich ist auch Alex ein guter Mensch, aber aufgezogen wie ein Uhrwerk, die ultimative Dialektik der Aufklärung, nämlich ein Monster.
'Uhrwerk Orange' ist gewiss einer der gewalttätigsten Filme, die je gedreht wurden, aber wahrscheinlich gibt es auch keinen anderen Film, der mit solcher Konsequenz Gewalt zur reinen Kunst stilisiert. Und, ja doch, am Ende ist Alex geheilt. Freude, schöner Götterfunken!" (Willi Winkler)