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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Spiele- und Onlinesucht. Wie kann da ein Therapeut helfen? Erfahrungen?


Gast
2006-11-07, 02:07:15
Ich bin Online- und Spielesüchtig und mein reales Leben ist nur noch ein verblaster Schatten der mir nur noch in wenigen Momenten des Nachdenkens nicht egal ist.
Soviel zur Selbsterkenntnis.

Nun die nächste Frage.
Auf folgender Seite wird empfohlen,
daß es Sinn machen könnte, sobald man es selber will,
zum Therapeuten zu gehen:
http://www.gabriele-farke.de/wow-eltern.html
(Nein ich spiele kein WoW und unter 18 bin ich auch nicht mehr)

Meine Frage ist jetzt nur.

Wie kann ein Therapeut da überhaupt helfen?
Gibt es hier Leute, die mit einem Therapeuten schon Erfahrung gesammelt haben?
Was kostet ein Therapeut?


Momentan stelle ich mir das so vor, daß man beim Therapeuten erstmal dem Therapeuten alles erzählt und
dieser dann einem irgendwelchen Quark einredet, (wie z.b. verbringen sie mehr Zeit ohne Computer usw.)
das einem zwar schon sowieso selbst alles bekannt und klar ist, aber anderseits als Süchtiger, ja sowieso völlig egal ist.
Wie soll man da überhaupt bewußt empfänglich für so ein Einreden werden?

Der Therapeut will mich dann sicher auf die gute Seite des Lebens zurückführen, aber warum sollte ich auf ihn hören, warum sollte ich das eigentlich machen und
wenn ich selbst den Willen dazu hätte, dann könnte ich das ja auch von ganz alleine erreichen?
Also, warum soll ich das mit einem Therapeut leichter und effektiver erreichen, wenn ich daran überhaupt nicht glaube? Könnt ihr nachvollziehen was ich meine?


Daher würde ich gerne wissen, ob das von euch einer schon gemacht hat, der mir aufgrund seiner mit dem Therapeuten gemachten Erfahrung erzählen kann,
ob das überhaupt sinn macht.


Was ich erreichen will:
Mein Ziel ist, daß ich wieder mehr Zeit für andere Dinge
haben kann ohne ständig das Gefühl zu haben, dringend ins Internet zu müssen oder schnell noch ne Runde zocken zu müssen.
Anderseits will ich auf das Internet und mein Hobby bezügl. dem Computerspielen auch nicht verzichten.

Momentan will ich es eigentlich nur drastisch einschränken, so daß ich wieder andere Sachen machen kann.

Philizhave
2006-11-07, 02:58:45
Ich habe keine Erfahrungen mit Therapeuten.

In deinem Fall braucht man nicht wirklich einen Therapeuten, denn du willst ein Ziel selber erreichen und den Willen kann ein Therapeut auch nicht verstärken.
Das Beste ist, dass du mehr Outdoor-Kontakte knüpfst, welche dann deine Sucht zum Internet schnell vergessen lassen. Gib das Geld lieber unter Freunden aus, anstatt für einen Therapeuten, der dir das Selbe klarmacht.

Ich will damit nicht sagen, dass ich von Therapeuten nichts halte. Im Gegenteil befürworte und kenne ihre wertvolle Arbeit an. Allerdings sagte ich schon, dass sie in einem Menschen den Willen wecken. Was man damit macht, kann er nicht wirklich kontrolieren.

Gast
2006-11-07, 05:01:18
Also.. ich bin kein Therapeut aber das dürfte dir ja klar sein. Ich schreibe hier nur meine eigene Erkenntnis / Meinung dazu.

Eine Sucht ist eine Gewohnheitssache. Eine Angewohnheit in welcher Form auch immer entsteht durch regelmäßige Wiederholung der Tätigkeit/ Gewohnheit, wobei m.E. vor allem die Regelmäßigkeit eine vordergründige Rolle spielt.
So wird man wahrscheinlich schneller zum Alkoholiker wenn man am Tag ein Bier trinkt als wie wenn man nur alle paar Wochenende exzessiv betrinkt (wobei auch dies zur Gewohnheit werden kann).

Was dir, so glaube ich, ein Therapeut auch erzählen wird, ist dass du das im Grunde genommen nur selbst ändern kannst. Ein Therapeut ist lediglich als Unterstützung dafür gedacht, die Änderungen musst du in deinem Leben selbst vornehmen. Und da ist einfach viel Selbstdisziplin gefragt.

Die Regelmäßigkeit aus dem Verhalten herauszunehmen könnte mal ein Anfang sein. Schließlich würde auch ich nicht gänzlich auf meinen Rechner verzichten wollen.
Was mir selbst wichtig ist, ist die Frage, ob ich bei dem, was ich mache auch wirklich etwas sinnvolles getan habe. Tätigkeiten die mir nur Spass machen ergeben auf Dauer keinen Sinn, weil dahinter keine reale Produkitivät steckt - vielleicht gaukelt man sich eben sowas vor.

Was vielleicht auch eine Möglichkeit ist, ist die Umverlagerung des Verhaltens auf eine andere Tätigkeit... also wenn man denkt, man muss jetzt dies oder jenes tun eben eine positive(!) Ersatzaktivität dafür einsetzen (z.b. anstatt essen, trinken - statt rauchen spazierengehen - statt zocken lesen oder sonst was). Man könnte sich genau überlegen, was man in der 'verschwendeten' Zeit alternativ hätte machen können.

Ohne zuvor erst einmal überhaupt probiert zu haben, alle Kräfte zu einer Änderung einer Gewohnheit zu einzusetzen, würde ich nicht sofort zum Therapeuten gehen. Manchmal kann professionelle Betreuung auch eher schlecht sein, da man sich unnötig viel mit den Problemen auseinandersetzt. Manche Therapeuten haben vllt. auch Verständnisprobleme mit einer virtuellen Welt. Würde erst dann hingehen, wenn die Situation absolut hilflos erscheint oder wenn du gewisse Zustände (Depressionen, körperl. Erscheinungen) hast.

Hatte auch mal öfter ne Zeit, da wo ich denke dass ich etwas zu viel gespielt habe. Es hat mir geholfen, alle Games dauerhaft von meinem Rechner zu entfernen (und das ist bis heute so).
Onlinesucht, gute Frage. Kommt darauf an was du im Netz so treibst. Wenn du die ganze Zeit nur auf youtube rumhängst oder sonst irgendwelche 'Informationen' reinziehst, dann würde ich mal überlegen wo man was sinnvoller machen könnte. Z.B. les ich mich gern ewig bei Wikipedia fest, weils da einfach endlos Sachen gibt, die mich interessieren. Wenn ich auch zugeben muss, dass ich manchmal die Artikel etwas oberflächlich überfliege. Oder ich teste irgendwelche Programme oder versuche Computerproblemen anderer Leute auf den Grund zu gehen bzw. verfolge das mit großem Interesse. Glaube nicht, dass es verkehrt ist, seine Interessen zu verfolgen, sofern man sich keine reine Unterhaltungsshow reinzieht.

Vielleicht würds dir ja helfen, wenn du einfach mal beschreibst wie du deinen Tag so verbringst, wenn dir das nich zu nahe geht und nicht in Selbstmitleid verfällst. Einfach mal als Feststellung.

Wie bereits oben gesagt. Fertig werden musst du immer alleine mit deinen Problemen, da hilft dir nicht immer jemand. Das ist eben auch das, glaube ich, was Lebenserfahrung bringt.

Gast
2006-11-07, 08:23:24
Ein Therapeut gibt keine Ratschläge.

Haarmann
2006-11-07, 08:25:24
Gast

Willen zur Selbstkontrolle ist was Du anstrebst, denn Du willst nur reduzieren und nicht aufhören. Meinste den kann Dir der Therapeut einimpfen?

Gouvernator
2006-11-07, 08:58:44
Wie kann da ein Therapeut helfen?

Meine Therapeut Meinung : eine Sucht --> mit einer Anderen ersetzen,.. Sex ? :D

CrazyHorse
2006-11-07, 10:16:49
Kannst du dir leisten mal ein paar Tage mit Freunden/Eltern oder sogar Fremden (Reisegruppe?) wegzufahren? Dorthin wo man etwas erleben kann. Oder einfach abschalten. Im Zweifelsfall fahre alleine hoch an die Küste für ein Wochenende und lass dich vom Wind durchpusten, nimm ein Buch mit und eine Flasche Rotwein (vielleicht noch einen guten Joint). Lass das Notebook Zuhause.

Das ist ganz gut um mal runter zu kommen, richtig abzuschalten. Nach so einer Erfahrung, so fern sie denn gut war, sieht man dann leichter, dass es albern ist den ganzen Tag vor der Kiste zu sitzen. Ich kenne mich mit Sucht nicht gut aus, kann sein, dass er dich nicht wirklich weiterbringt, aber zur Stärkung der Selbstreflektion ist er sicher gut. Und falls es gar nichts gebracht hat hast du außer ein paar Euros ja auch nichts verloren.

Doc Chaos
2006-11-07, 10:17:27
Was kostet ein Therapeut?

Sehr viele Therapien (auch und gerade Suchttherapie) werden in Erstbehandlung voll von der Krankenkasse übernommen. Frag da einfach mal an.

Cyphermaster
2006-11-07, 14:35:13
Meine Frage ist jetzt nur.

Wie kann ein Therapeut da überhaupt helfen?
(...)
Momentan stelle ich mir das so vor, daß man beim Therapeuten erstmal dem Therapeuten alles erzählt undSoweit richtig - er muß ja erstmal deine Situation verstehen.
dieser dann einem irgendwelchen Quark einredet, (wie z.b. verbringen sie mehr Zeit ohne Computer usw.)
das einem zwar schon sowieso selbst alles bekannt und klar ist, aber anderseits als Süchtiger, ja sowieso völlig egal ist.Wenn es dir VÖLLIG egal wäre, würdest du nicht zum Therapeuthen gehen. Und ein Verhaltenstherapeut (da gibt's viele Richtungen!) versucht dir keine so generellen Tips zu geben; aber er versucht, dir ein paar Hilfestellungen an die Hand zu geben, die dir helfen, dein Leben in den Griff zu kriegen. Das kann z.B. eine Art "Hausaufgabe" sein wie meinetwegen bis zur nächsten Sitzung mit 5 verschiedenen Menschen Kaffee trinken zu gehen (= sozialer Kontakt, und du bist weg vom PC), dir 10 nicht-PC-bezogene Dinge aufzuschreiben, die dir Spaß machen/gemacht haben. Oder auch Tips wie dir ein "online-Budget" für den Monat aufzustellen, das du dokumentierst und einhältst. Dazu kann er auch gezielt Fragen aufwerfen, Feedback geben, usw. - auch das kann wertvoll sein, um sich aus der Sucht zu holen.

wenn ich selbst den Willen dazu hätte, dann könnte ich das ja auch von ganz alleine erreichen?Er kann auch nicht mit den Fingern schnippen, und alles ist vorbei. Es liegt IMMER an einem selber - er kann es einem aber erleichtern.

Also, warum soll ich das mit einem Therapeut leichter und effektiver erreichen, wenn ich daran überhaupt nicht glaube?Versuch es einfach. Wenn du deine Sucht besiegen willst, ist es doch den versuch wert, oder nicht? Grade bei sowas kann man doch jede Hilfe gebrauchen.

Daher würde ich gerne wissen, ob das von euch einer schon gemacht hat, der mir aufgrund seiner mit dem Therapeuten gemachten Erfahrung erzählen kann, ob das überhaupt sinn macht.Ein Arzt kann auch "nur" deinen Körper unterstützen, heilen müssen Wunden und Krankheiten am Ende selber. Geistig ist es nicht viel anders.

Was ich erreichen will:
Mein Ziel ist, daß ich wieder mehr Zeit für andere Dinge
haben kann ohne ständig das Gefühl zu haben, dringend ins Internet zu müssen oder schnell noch ne Runde zocken zu müssen.Da liegt doch schon mal ein Hauptpunkt, den du dir vor Augen führen kannst: So "dringend" mußt du nicht wirklich ins Internet (wie hätten sonst die Leute vorher überlebt?); und ein Spiel ist ein Zeitvertreib, nicht mehr. Überleg dir, was du alles verpaßt, während du dir die Zeit vertreibst.

kasir
2006-11-07, 16:11:14
stell dir einfach einen tagesplan auf indem festgehalten wird ,wann du was machst. so wird dein tagesablauf geregelt und regelmäßig und den hälst du dann ein.

Mosjoe
2006-11-07, 17:41:32
stell dir einfach einen tagesplan auf indem festgehalten wird ,wann du was machst. so wird dein tagesablauf geregelt und regelmäßig und den hälst du dann ein.

Das wäre wie wenn du einem Alkoholsüchtigem sagen würdest, er solle sich vornehmen morgen nichts zu trinken. Die Chance, dass er es einhält ist eher gering.

Kalter Entzug ist wohl die bessere Methode. Mach`s so wie ich. Verkaufe deinen Rechner und stelle dir, wenn nötig, `nen Rechner hin, der kein Zocken zulässt. Damit unterbindest du schon einmal die Zocksucht.

Der Rest liegt bei dir. Beweg deinen Arsch! Suche den Kontakt zu anderem Menschen, zu Freunden ... egal, hauptsache raus aus der Bude. Suche dir ein anderes Hobby, treibe Sport. Es gibt soviel was man mit seiner Freizeit anstellen kann.

Ein Therapeut ist schwachsinnig. Die Motivation scheint ja da zu sein, nur an der Ausübung scheint es zu scheitern. Du solltest dich fragen was dich dazu treibt stundenlang am Rechner zu sitzen. Meistens ist es doch die lange Weile oder nicht? Und genau gegen diese solltest du dann in einer anderen Form als vorm PC zu hocken angehen.

Cyphermaster
2006-11-07, 17:50:19
Ein Therapeut ist schwachsinnig. Die Motivation scheint ja da zu sein, nur an der Ausübung scheint es zu scheitern. Du solltest dich fragen was dich dazu treibt stundenlang am Rechner zu sitzen. Meistens ist es doch die lange Weile oder nicht? Und genau gegen diese solltest du dann in einer anderen Form als vorm PC zu hocken angehen.Genau bei dieser "Ausübung" kann ein Therapeut professionell helfen, es dem Betreffenden leichter machen. Und wenn es leichter fällt, steigen die Chancen, daß man es am Ende auch hinbekommt. Eine Therapie ist deswegen für mich auch nicht notwendigerweise schwachsinnig.

Gast
2006-11-07, 17:53:15
geh doch mal für ein paar monate in so ein camp wo man die ganze zeit holz hacken und solche sachen machen muss

Mosjoe
2006-11-07, 18:17:42
Genau bei dieser "Ausübung" kann ein Therapeut professionell helfen, es dem Betreffenden leichter machen. Und wenn es leichter fällt, steigen die Chancen, daß man es am Ende auch hinbekommt. Eine Therapie ist deswegen für mich auch nicht notwendigerweise schwachsinnig.

Ok, schwachsinnig war wohl die falsche Ausdrucksweise. Nennen wir`s lieber "unangebracht". Trotzdem bleibe ich bei meiner Meinung ... wie gesagt, das Problem erkennen und bekämpfen - da braucht`s in diesem Fall keinen Therapeuten.

Cyphermaster
2006-11-08, 09:16:25
Es geht prinzipiell auch ohne, keine Frage - nur schafft das nicht jeder, und je leichter es ist (bzw. gemacht wird), umso mehr steigen die Erfolgschancen. Ich finde, es ist den Versuch wert. Zumal mir jemand "vom Fach" gesagt hat bei Therapeuten i.d.R. 3 "Probesitzungen" machen kann, um herauszufinden, ob es für einen das Richtige ist.