Was wäre Literatur ohne Literaturwissenschaft?

[Melc]

Hallo 3dcler,

ich studiere Germanistik in Polen und habe in Literatur diese kleine Hausarbeit (siehe Titel) aufbekommen.

Dieses Thema ist fuer mich nicht wirklich interessant, daher fehlt es mir ein bisschen schwer mir darueber Gedanken zu machen.

Als kleine Orientierung habe ich mir folgende Punkte notiert.

- LW hilft uns Literatur zu verstehen, zu erkennen, sie zu erklären

-Ohne LW wäre Literatur in kleinerem Maße verständlich, was zB. ihre Intention angeht.

-Ohne LW kann es global gesehen zu Missverständnissen kommen (Kulturelle Unterschiede und Sichtweisen in verschiedenen Völkern)

-LW macht es jedem durchschnittsmenschen möglich Literatur zu verstehen

-LWler helfen uns Literatur so zu verstehen, wie sie gemeint ist. Oft wird sie durch subjektive Wahrnehmung falsch interpretiert.

-LW ist die Vervollständigung der Literatur. Sie ergänzt die Literatur und macht sie zu einem Ganzen.

Hat jemand noch Vorschläge, Ideen und Meinungen, was ich noch reinpacken könnte oder möchte jemand seine Meinung zu diesem Thema äußern, was bestimmt sehr hilfreich wäre.

Danke für Eure produktiven Beiträge.:smile:

[Didi Bouzul]

Alle Deine angeführten Punkte sind korrekt und reichen füre eine HA dicke aus; ich würde an deiner STelle auch den historischen Aspekt der Literaturws. betrachten. Sein wann gibt es Sie (im deutschen Raum), welche Funktion hatte sie ursprünglich, etc.. Du kannst auch die Parallele zu der bildenen Kunst und den Kunstwissenschaften ziehen.
Literatur darüber gibt es in Hülle und Fülle, ich schätze mal, dass jede zweite Einführung in die LW diese FRage erörtert.

Gruß, didi

[Melc]

Ok,
die Hausarbeit soll mindestens zwei Seiten lang sein. Bisher habe ich eine kleine Definition und allgemeines hingeschrieben - aus meiner Sicht der Dinge. Naja, seht selbst. Jetzt habe ich den roten Faden verloren und komme nicht richtig weiter.

[Melc]

Definition Literaturwissenschaft
Literaturwissenschaft beschäftigt sich mit den wissenschaftlichen Teilgebieten der Literatur. Dazu gehören zum Beispiel:

• Literaturgeschichte
• Literaturkritik
• Lietraturinterpretaion
• Literaturtheorie


Wir haben die Freiheit für die Gedanken. Aber haben wir auch die Gedanken?
Wenn ja, weisen wir sie in die richtige Richtung oder sind sie nur das Produkt subjektiver Wahrnehmung, die widerrum beeinflusst sind, durch unser Leben, unsere Gesellschaft und all das, was unsere Denkweise selber zum Produkt unserer Umgebung macht?
Durch solche Voraussetzungen ist es global gesehen bestimmt schon öfters zu Missverständnissen gekommen, beachtet man die verschiedenen Weltbilder in den Kulturen unserer Welt. Aus diesem Grund ist es sehr hilfreich sich einer Basis der Denkweise zu bedienen. Viele Bereiche, mit denen sich der Mensch befasst, sind vielschichtig und komplex. Und darum ist es selbstverständlich, dass es die dafür zuständige Wissenschaft auch gibt. Beispiele dazu wären: Religion und Theologie, Erde und Geologie oder Kunst und Kunstwissenschaft.
Literarur an sich entwickelt sich weiter und verändert sich. Alte Bräuche werden fallen gelassen und neue entdeckt. In der Literaturwissenschaft haben sich deswegen verschiedene Methoden und Theorien entwickelt Literatur zu definieren:

• Hermeneutik
• Rezeptionsästhetik
• Intertextualitätstheorie
• Russischer Formalismus
• Strukturalismus
• Poststrukturalismus bzw. Neostrukturalismus
• Diskursanalyse
• Dekonstruktivismus (auch "Dekonstruktion")
• Gender Studies
• Komparatistik
• Erzähltheorie (Narrativistik)
• Empirische Literaturwissenschaft
• Quantitative Literaturwissenschaft
• Systemtheoretische Literaturwissenschaft
• Literarisches Feld

Nicht jeder ist im Stande die Intentionen literarischer Texte so zu erkennen, wie der Autor es vorgesehen hat. Da werden in Dänemark Bildergeschichten von moslemischen Propheten mit einem Hauch Sarkasmus gedruckt und als Reaktion darauf werden in arabischen Ländern dänische Flaggen verbrannt.
Die Literaturwissenschaft hilft uns Literatur zu verstehen, sie zu erkennen, zu definieren und sie zu erklären.

[Mylene]

Dein Beispiel in allen Ehren - aber wo ist die Kurve von der Karikatur zur Literatur(wissenschaft)?! Bring das eine nicht mit dem anderen durcheinander.

[Monger]

Ich würde in einer Anleitung vermutlich das Pferd von hinten aufzäumen: Was wäre Literatur OHNE Literaturwissenschaft? Wie würde sich Literatur entwickeln, wenn sie nicht über sich selbst reflektieren könnte?

[Melc]

Was bedeutet "das Pferd von hinten aufzäumen"?

[raschomon]

Bin mal gespannt wie sich der gute Monger da wieder rauswindet. ;)

[Absorber]

Manchmal habe ich mir doch Gedanken gemacht, ob die Literatur nicht einfach nur in der Einfachheit genossen werden kann. Es muss nicht immer jedes Stilmittel ausgeschöpft, jede vermeintliche Doppeldeutigkeit gedeutet und jede historische Verbindung analysiert werden. Wie Freud schon sagte: Manchmal ist eine Zigarre einfach nur eine Zigarre. Bei Kurzgeschichten sieht es schon anders aus, da eben ein begrenzter Umfang die Bandbreite der Transportmöglichkeiten einschränkt. Aber muss ich bei einem dutzende Seiten langen Skript wirklich jede noch so winzige Textstelle in ihrer Bedeutung auf die Gesamtheit des Universums untersuchen?

Ich kenne die Textanalyse jetzt nur aus meinen schulischen Versuchen in dieser Richtung, aber so recht bin ich mit dem Thema nicht warm geworden. Sicher kann es faszinierend sein, ein verstecktes Wortspiel oder einen nur im historischen Kontext verständlichen Scherz zu finden, aber der Rest war dann doch recht dröge und grenzte schon an Leichenfledderei.

€dit: Rächtschraibonk

[Monger]

Was bedeutet "das Pferd von hinten aufzäumen"?

Wenn du Probleme hast, für eine bestimmte These zu argumentieren, solltest du vielleicht erstmal gegen sie argumentieren! ;)

Mach erstmal ne Stoffsammlung, weshalb Literaturgeschichte völlig unwichtig ist, und nimm dann deine eigenen Argumente danach systematisch auseinander. Das sollte dir mehr als ausreichend Stoff für eine Hausarbeit geben.

[Melc]

DAs hört sich alles ganz super an.

@ Absorber. Geil, was du geschrieben ahst.

@ Monger. Das hoert sich alles ganz super an. Jedoch bezweifle ich, dass ich meine Gedankengänge so strukturieren kann, dass alles passt, wie ein Kopp unf ein Arsch. Aber danke für die Tipps.

Sry, bin schon fett am schreiben. verbessert wird nacher

[maximAL]

-LW macht es jedem durchschnittsmenschen möglich Literatur zu verstehen

imho sorgt literaturwissenschaft in nicht unwesentlichem maße dafür, dass so mancher auch noch stolz drauf ist, seit der schule kein buch mehr gelesen zu haben.

-LWler helfen uns Literatur so zu verstehen, wie sie gemeint ist. Oft wird sie durch subjektive Wahrnehmung falsch interpretiert.
erscheint mir leicht überheblich -> so.

[Absorber]

LWler helfen uns Literatur so zu verstehen, wie sie gemeint ist. Oft wird sie durch subjektive Wahrnehmung falsch interpretiert.

erscheint mir leicht überheblich -> so.

Ich glaube auch nicht dass die Literaturwissenschaft falschem Verständnis entgegenwirken kann. Im Gegenteil, dadurch dass schon im Namen das Wort "Wissenschaft" enthalten ist wird impliziert dass es wie bei den Naturwissenschaften zugeht. Meiner Meinung nach gibt es bei der Betrachtung eines Textes weder Richtig noch Falsch, es kommt immer auf den Blickwinkel an. Ein Neandertaler mag die Werke von Shakespeare als günstige Gelegenheit zur Säuberung seines Hinterteils betrachten, während ein hypothetischer Literaturwissenschaftler aus dem 27ten Jahrhundert sie als präpubertäre drogenverursachte Alpträume sieht. Und in beiden Fällen muss dem Betrachter zumindest die Möglichkeit gegeben werden, seinen Standpunkt zu belegen. Und genau dies sehe ich in den schulischen Exkursen in die Literatur nicht. Was ich erlebt habe war ein stumpfes dahininterpretieren anhand festgelegter Szenarien, um dann auf Biegen und Brechen zu einem vorgegebenen Ergebnis zu gelangen. Ich habe nicht studiert, ich kann also nicht beurteilen wie es in einem Vorlesungssaal der Literaturwissenschaft aussieht, aber ich kann mich nur schwer von dem geistigen Bild eines Frontalunterrichts lösen. Was aber in dem Fall so falsch ist wie etwas nur sein kann.


imho sorgt literaturwissenschaft in nicht unwesentlichem maße dafür, dass so mancher auch noch stolz drauf ist, seit der schule kein buch mehr gelesen zu haben.

Ja. Ja, um Himmelswillen Ja. Es gibt nichts was einem die Lust auf ein gutes Buch so tiefgreifend versauen kann wie eine misslungene Interpretation mit einem unmotivierten Gegenüber.