PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Hund aus dem Tierheim - Hat jemand Erfahrungen?


Piffan
2007-01-20, 19:34:04
Moin!

Nachdem aus der Computerzockerei fast die Luft raus ist und ich auch sonst meine Zeit am Pc einschränken möchte, kam mir die Idee, mir einen Hund anzuschaffen.

Im Elternhaus hatte wir immer Hunde, die gehörten zur Familie. Der letzte Hund wurde 14 Jahre alt und der Verlust ging ziemlich an die Nieren.....

Jetzt nach sehr vielen Jahren wäre ich bereit, es mal wieder zu versuchen. Mir ist klar, dass man so ein Wesen viele Jahre an der Backe hat und es kein schlechtes Wetter mehr geben wird, höchsten unpassende Klamotten. Vor der Arbeit, nach der Arbeit oder vielleicht sogar noch in der Mittagspause......der Hund stellt Ansprüche. :cool:

Heute bin ich mal mit meiner Tochter zum Tierheim gegangen und wir haben uns in Lara verliebt. Ein aufgewecktes, 1 1/2 jähriges Schäferhundmischlingsmädchen.....Sie schaute uns genau so neugierig an wie wir sie. Am liebsten hätte ich sie an die Leine genommen und einen Probierspaziergang mit ihr gemacht. Dumm nur, dass sie in psychologischer Behandlung ist und in der "Nacherziehung" ist, weil sie an der Leine Stress macht, z.B. andere Menschen anbellt oder Hunde anknurrt. Ohne Leine benimmt sie sich gut....

Also ist der Hund für Fremde erstmal so lange tabu, bis die Arbeit mit ihm abgeschlossen ist. Naja, weil die meisten anderen Hunde schon zum Ausgang draußen waren, blieb noch ein kleiner Mischling namens "Ides" über. Eigentlich sollte die Töle "Ziege" heißen. Erst wollte sie überhaupt nicht mitgehen und konnte nur mit Gewalt gezogen werden, ich trug sie deshalb aus dem Tierheim und dachte, wenn wir außer Sichtweite sind, wird sie wohl Spaß am Spazierengehen haben, aber nix da. Sie schaute permanent über meine Schulter zum Heim zurück und schien sich nicht die Spur zu freuen. Bald wusste ich warum: Es kamen noch zwei Spaziergängerinnen hinter uns her, die ebenfalls Hunde aus dem Heim ausführten. Ich dachte, dass ich mich mal an den Rand stelle und sie vorbei lasse.....Ides hingegen fing plötzlich an, die beiden sehr viel größeren Hunde (einer war ein alter Wolfsspitz, also schon recht imponierend) mit gefletschten Zähnen anzugiften und auf sie zuzulaufen. Ich hielt sie natürlich am Halfter fest....was machte die Töle? Sie kniff in mein rechtes Sprunggelenk......Es war nicht so schlimm und ich nahm sie kürzer und hielt sie etwas von mir weg. Als die beiden Damen vorbei gegangen waren, lief Ziege plötzlich los und es war ein ausgiebiger einstündiger Spaziergang möglich. Sie taute auf und hatte dann und wann sogar mal die Muße, uns anzusehen. Bis wir erneut den beiden Damen begegneten, fast das gleiche Gezerre und Gekeife, aber diesmal passte ich besser auf.....
Gegen Ende des Spazierganges wurde ihr Schritt plötzlich wieder schneller, als wir in Hör- und Sichtweite des Heimes waren. Sie zerrte so, als wenn sie froh war, wieder "nach Hause" zu kommen.....Joh, so einen alten und "merkwürdigen Hund" wollte ich mir dann doch nicht antun...

Hat mal jemand positive Erfahrungen mit Hunden aus dem Tierheim gehabt? Meistens sind es ja alte Hunde, die von den bisherigen Haltern aus diviersen Gründen abgegeben wurden, oder es sind misshandelte oder ausgesetzte Hunde. Egal wie man es sieht, es wird sicher nicht leicht werden...:redface:

schokofan
2007-01-20, 20:11:06
Ich würde als relativ unerfahrener Hundebesitzer eher einen jungen Hund nehmen, idealerweise ca. 3 Monate alt, sowas gibts auch im Tierheim. Bei so jungen Hunden ist es deutlich einfacher, sie zu "formen". Wenn man einen älteren Hund nimmt, auch nur 1 1/2 Jahre, ist es mitunter viel aufwendiger, den zu erziehen. Dafür hat man mit Welpen halt am Anfang etwas mehr Arbeit, wird dafür aber später belohnt. Sehr ratsam ist es auch, mit dem jungen Hund regelmäßig auf einen Hundetrainingsplatz o.ä. zu gehen, da man dort viel Hilfe bekommt, was Hundeerziehung angeht, ganz zu schweigen von dem sozialen Umgang für den Hund. Mit einem älteren und "schwierigen" Hund kann sowas auch schwierig werden.

Ich würde jetzt nicht grundsätzlich von einem älteren Hund aus dem Tierheim abraten, aber man kann manchmal nicht abschätzen, wie schwierig anschließend das Leben mit vermeintlich einfachen Hunden werden kann, vor allem wenn man nicht so viel Erfahrung mit Hunden hat. Die Folgen kann man fast jeden Tag auf der Straße sehen, wo viele Leute ihre "asozialen" Hunde spazieren führen.

Symptom
2007-01-20, 20:24:31
Tja, da kann ich dann ja mal was aus meinem Erfahrungsschatz beisteuern.
Obwohl man mit solchen Erfahrungen immer vorsichtig sein sollte, da zu viele Faktoren das Verhältnis Vorbesitzer - Hund - Heim - Tierpfleger - neues Herrchen beeinflussen.
Ich habe auch einen Hund aus dem Tierheim, eine Mischlingshünding (Weißer Schäferhund/Labrador mit einem Schuss BorderCollie). Die Geschichte nahm so ähnlich den Anfang wie Deine, Wunsch nach sinnvollerer Freizeitbeschäftigung und dem Gefühl, dass zu einer richtigen Familie ein Hund gehört.
Gleich ausgeblendet hab ich die Überlegung, dass das da auch was für die Kinder wäre, und wie sich nach 6 Wochen herausstellte, war das auch gut so..;)
In meine/unsere Hündin hatte ich mich auf den ersten Blick verliebt, leider galt auch sie als Problemfall. Extrem lebendig, extrem dominant, extrem lauffreudig, aber eben auch extrem süß, auf Anhieb extrem zutraulich und die Grundkommandos beherrschte sie auch schon. Bei unserem Tierheim bekommt man das Tier auch erst nach 1 Monat, wenn man mind. alle 2 Tage mit dem Tier geht und sich damit beschäftigt und damit an der heimeigenen HUndeschule trainiert. Das hatte mich sehr beeindruckt, weil das längst nicht überall so ist. Es kam, wie es kommen musste, nach einem Monat kam Paula mit zu uns und es war von dem Moment an, als ob sie schon immer da gewesen wäre. Die Tierpflegerin aus dem Heim kam noch 2 mal unangemeldet, um nach dem Tier zu sehen, und nach 12 Monaten erfolgte dann die Besitzübereignung. Ich hab es bisher (sind jetzt knapp 2 Jahre) nicht bereut, obwohl es manchmal (gerade bei diesem Wetter..) schon ein Kampf mit dem inneren Schweinehund ist, dem Tier auch seinen Auslauf und Spielen zu gönnen, auch wenn man abgekämpft von der Arbeit kommt oder es morgends um 5.30 Uhr ist, bevor man zur Arbeit fährt und es in Strömen regnet.

In jedem Fall sollte man es sich gut überlegen und immer dran denken: jeder Hund ist anders und auch nur ein Mensch..:D
Aber Du wirst schon die richtige Entscheidung treffen, bist ja auch kein Youngster mehr.

Piffan
2007-01-20, 20:40:14
Tja, da kann ich dann ja mal was aus meinem Erfahrungsschatz beisteuern.
Obwohl man mit solchen Erfahrungen immer vorsichtig sein sollte, da zu viele Faktoren das Verhältnis Vorbesitzer - Hund - Heim - Tierpfleger - neues Herrchen beeinflussen.
Ich habe auch einen Hund aus dem Tierheim, eine Mischlingshünding (Weißer Schäferhund/Labrador mit einem Schuss BorderCollie). Die Geschichte nahm so ähnlich den Anfang wie Deine, Wunsch nach sinnvollerer Freizeitbeschäftigung und dem Gefühl, dass zu einer richtigen Familie ein Hund gehört.
Gleich ausgeblendet hab ich die Überlegung, dass das da auch was für die Kinder wäre, und wie sich nach 6 Wochen herausstellte, war das auch gut so..;)
In meine/unsere Hündin hatte ich mich auf den ersten Blick verliebt, leider galt auch sie als Problemfall. Extrem lebendig, extrem dominant, extrem lauffreudig, aber eben auch extrem süß, auf Anhieb extrem zutraulich und die Grundkommandos beherrschte sie auch schon. Bei unserem Tierheim bekommt man das Tier auch erst nach 1 Monat, wenn man mind. alle 2 Tage mit dem Tier geht und sich damit beschäftigt und damit an der heimeigenen HUndeschule trainiert. Das hatte mich sehr beeindruckt, weil das längst nicht überall so ist. Es kam, wie es kommen musste, nach einem Monat kam Paula mit zu uns und es war von dem Moment an, als ob sie schon immer da gewesen wäre. Die Tierpflegerin aus dem Heim kam noch 2 mal unangemeldet, um nach dem Tier zu sehen, und nach 12 Monaten erfolgte dann die Besitzübereignung. Ich hab es bisher (sind jetzt knapp 2 Jahre) nicht bereut, obwohl es manchmal (gerade bei diesem Wetter..) schon ein Kampf mit dem inneren Schweinehund ist, dem Tier auch seinen Auslauf und Spielen zu gönnen, auch wenn man abgekämpft von der Arbeit kommt oder es morgends um 5.30 Uhr ist, bevor man zur Arbeit fährt und es in Strömen regnet.

In jedem Fall sollte man es sich gut überlegen und immer dran denken: jeder Hund ist anders und auch nur ein Mensch..:D
Aber Du wirst schon die richtige Entscheidung treffen, bist ja auch kein Youngster mehr.


Interessante Mischung. Vor allem der Border- Collie sollte für sehr viel Aktivität sorgen, aber vielleicht auch für überdurchschnittliche Menschenbindung......

Im Prinzip sind wohl Mischlinge problemloser, da die negativen Eigenschaften mancher Rassen nicht so durchschlagen. Mein Schwager hat von privat einen netten Mischling aus Berner Sennhund und Golden Retriever als Welpen übernommen, aber wie ich sofort sah mit einem guten Schuss Rottweiler. Man gut, dass ich den Hund erst so spät sah und ins Fettnäpfchen trat, meine Schwägerin war nämlich sauer, dass der Vorbesitzer das verschwiegen hat und hätte ihn nie genommen. So aber war der Hund schon ein glückliches Jahr im Schoße der Familie und wer liebt, lacht doch. :wink:

edit: Habe deine Ausführungen noch mal gelesen. Also wenn die Leute im Heim was auf dem Kasten haben und ich Interesse an dem Schäferhundmischling bekunde, dann sollten die eigentlich nichts dagegen sagen, wenn ich bei der "Arbeit" mit dem Hund mal zusehe?

Meine Tochter möchte ja, dass wir morgen früh wieder zum Heim gehen, vielleicht auch weil sie keinen Bock auf die Kirche hat, da könnte ich den Anlass nutzen mal bei den Betreuern nachzubohren....Im Moment denke ich: Die oder keine.....

Symptom
2007-01-20, 21:01:07
Interessante Mischung. Vor allem der Border- Collie sollte für sehr viel Aktivität sorgen, aber vielleicht auch für überdurchschnittliche Menschenbindung......


Trifft beides voll zu.
Aktivität:
tja letztes Jahr waren wir mit dem Tier zum Activity eines örtlichen Hundevereins, irgendwie hat sich unser Hund da etwas gelangweilt, die Ballwurfmaschine warf nicht weit genug und ausserdem zu langsam und die dortigen Hundetrainer waren mit Paulas Temperament etwas überfordert.
Herrchen ist eben immer noch die beste Ballwurfmaschine...:D
Und laufen, laufen, laufen.
Zu Fuß geht schonmal gar nicht, 1mal am Tag darf es denn doch gerne das Fahrrad sein und das auch bitte nicht langsam. Das ist bei den derzeitigen Wetterverhältnissen (Dauerregen mit starkem Wind) nicht immer meine Lieblingsbeschäftigung, aber dafür hab ich auch seit 2 Jahren keine Erkältung mehr gehabt.

Menschenbindung:
sehr ausgeprägt, die Begrüßung ist jedesmal der Hit, wenn man denn nach Hause kommt. Einen hundeförmigen Zweitschatten gibt es gratis dazu..;)

Ist schon ne tolle Sache, ich möchte es nicht mehr missen.

Piffan
2007-01-20, 21:18:09
Unser letzter Hund, den wir drei Brüder uns quasi teilten (der älteste Bruder war allerdings Scheffe), war ein großer Münsterländer. Der ist ja nun auch nicht gerade was für alte Leute und will gut beschäftigt werden oder besser nen richtigen Job haben ( wie der Border- Colli). Der Hund war auch nicht klein zu kriegen und sein Temperament war so, dass Zuschauer beunruhigt waren, wenn wir mit dem Hund tobten. Wir zogen alte BW- Parkas an und kugelten uns mit ihm über den Rasen. Wenn der sich in den Ärmel verbissen hatte, konnte man ihn daran hochheben. Allerdings trainierten wir auch ernster mit ihm, wenn es "Schluss" hieß, dann war auch Schluss. Bei Ungehorsam hatten wir ne recht fiese Strafe, die wunderbar wirkte: Er musste sitzen bleiben und wir gingen weg.....natürlich nicht wirklich und er kannte das Spielchen auch bald, aber dennoch war er immer selig, wenn wir endlich pfiffen....der bepisste sich sogar vor Freude.

Filp
2007-01-20, 21:32:28
Direkte Erfahrungen mit Hunden aus dem Tierheim habe ich nicht, unsere Hunde kamen immer als Welpe in die Familie, aber ich kenne einige die damit gute Erfahrungen gemacht haben.
Die Anfangszeit ist meistens nicht besonders einfach, besonders bei aelteren Hunden dauert es etwas laenger weil die Vergangenheit der Tiere meistens nicht die schoenste ist und das praegt einen Hund erstmal. Wenn ihr da anfangs Unterstuetzung bekommt, sollte das aber eigentlich nicht so problematisch werden, ein Hund ist nunmal 'Rudel' oder 'Familientier' und wenn man sich in der Familie mit dem Hund beschaeftigt, dann lebt der Hund auch gluecklich in seinem neuen 'Rudel'. Das ihr euch fuer ne Huendin entscheiden wollt, ist auch ganz gut, mit Rueden kann es doch immer mal zu 'Machtkaempfen' kommen, die unter Umstaenden irgendwann mal Probleme bringen (Nen Bekannter wurde nach nen paar Jahren von seinem Hund angeknurrt, wenn er im Garten mit seinen 3 und 6 Jahre alten Kindern spielen wollte, weil Hund meinte er spielt viel mehr mit denen und ist jetzt der der sagt wer mitspielen darf; Kastration hat das Problem beseitigt ;D )

Piffan
2007-01-20, 21:50:49
Ja, davon habe ich auch schon gehört. Am kritischsten sind die Alpha- Rüden, das kann heiter werden.......

Eine Tante, die eigentlich schon Hundeerfahrung mit Collies hatte, hat sich einen Alpha- Rüden andrehen lassen. Die Dorfbewohner feixten, wenn der Collie mit der Tante spazieren ging. Der gehorchte nicht die Bohne...........

Als ich mal über die Ostertage mit meiner Familie bei ihr zu Gast war, habe ich mit dem Hund auf längeren Spaziergängen seinen Rang mir gegenüber klargemacht und bei Fuß gehen geübt. Anfangs war er richtig sauer, aber als er sich entspannte, konnte ich ihn sogar von der Leine lassen und er gehorchte. Nicht immer, aber doch öfter. Als ich mit ihm zurückkam und Tante die Tür öffnete und mit hoher Stimme ihn freudig begrüßte, rannte er an ihr vorbei auf sein Lager. Sie war irritiert und fragte besorgt, ob etwas passiert ist. Nö, eigentlich nicht. Am nächsten Morgen als ich die Treppe runterkam sprang er auf und er wäre mir fast entgegengelaufen, obwohl er sonst panische Angst vor Treppen hat........Da bemerkte meine Tante, dass dem Hund wohl was fehlen würde, sie meinte ein Herrchen. - Nun ist der Gute mittlerweile auch schon nicht mehr der jüngste und hat sein dominantes Gehabe abgelegt und wühlt auch nicht mehr im Blumengarten von Frauchen herum...Wenn beide zu Besuch kommen, dann scheint er sich noch an die alten Zeiten zu erinnern und freut sich wie verrückt.