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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wir basteln uns eine Hetzkampagne


Madman123456
2007-01-26, 17:49:48
Tach! Nachdem ich nun wieder und wieder immer dasselbe Geseier über Killerspiele, Negermusik, Mördervideos, Dummcomics und Schundliteratur gelesen hab, welches sich auf erstaunliche Weise dauernd wiederholt, frag ich mich doch wozu das ganze gut ist: Wozu macht man sowas?

Dieses Phänomen, das irgendwelche Medien sich irgendwelche anderen Medien vorgenommen haben und sie schlecht machten gabs irgendwie schon immer. Die armen Kinder der jeweiligen Zeiten mussten offenbar vor soviel Einfluss des Bösen" beschützt werden das die Eltern eigentlich kaum noch zum arbeiten gekommen sein dürften...

Nehmen wir an, ich wäre in einer Position, Inhalte eines beliebigen grossen Mediums mitzubestimmen. Was hätte ich davon, ein anderes Medium schlecht zu machen?

Vielleicht halte ich so diese Konkurrenz noch ein paar Jährchen kleiner. Mir bringts mehr Kohle wenn die Leute meine Zeitung lesen oder mein Programm kucken als wenn sie vor einer X-station 360 (:tongue: ) sitzen, folglich werd ich das neue Medium verteufeln in der Hoffnung, das ein paar Leute die Finger davon lassen.

Was bringt das noch? Menschen brauchen irgendwas, wogegen sie sein können. Die Leute brauchen irgendwas was sie hassen können, sonst haben sie zuviel Zeit um sich um ihre eigenen Sorgen zu kümmern.
Die meisten älteren Leute hassen irgendwas was neu ist, zur Zeit halt ein neues Medium, weil ihnen das als "böse" verkauft wird. Die Leute die sich für aufgeklärt halten, hassen nun die Ersteller der Hetzkampagnen gegen das neue, was es auch immer sein mag. Solange nur jeder was hat was er scheisse finden kann ist alles prima.

Noch besser ists natürlich, wenn möglichst viele das gleiche hassen können.
Das bringt sie zusammen und alle Arten von Konflikten innerhalb dieser Gemeinschaft fallen gleich viel milder aus.

Keine Sorge, ich bin kein bekloppter Verschwörungstheoretiker, obwohl ich sagen muss das ich durchaus damit rechne das irgendein Vollpfosten im Augenblick wo das hier gelesen werden wird bereits an einer Theorie bastelt. Ich übernehme das mal, ihr Verschwörungstrottel könnt eh kaum richtig schreiben:

"Die Regierungen der Welt Unterstützen und/oder initiieren seid Anbeginn der Mediengeschichte immer wieder neue Hetzkampagnen gegen sich neu etablierende Medien, um damit dann mit plakativem Aktionismuss von der eigenen Inkompetenz in anderen Bereichen ablenken zu können."

So, ists recht so? Prima, dann kann ich in Ruhe weiterschreiben :tongue:

Ich persönlich denke ja eher, das eine Redaktion eines Mediums in irgendeinem Sommerloch einen Sensationsgeilen "Bericht" verfasst und diesen publiziert.
Wenn der Zeitpunkt gerade passt, dann wird sich irgendwer ein Beispiel daran nehmen und irgendeine Geschichte über das neue Medium veröffentlichen.
Ist ja auch einfach zu machen, das ganze ist recht billig und da noch keine Forschungen bezüglich irgendwelcher negativer Auswirkungen bekannt sind, ist ja schliesslich alles neu, kann man solange wie mans grad braucht irgendwelche Leute vermuten lassen wie schlimm das doch sein muss.
Eignet sich gut als Lückenfüller wenn der Eigenwerbungsbericht in den Nachrichten nicht lang genug ist.

Stösst sowas nicht auf taube Ohren, gehts weiter mit "Reportagen". Auch hier diesselben Vorteile. Man kann auf die Wahrheit einen dicken Haufen setzen wenn man die "Experten" nur irgendwo sowas wie "vermutlich" einflechten lässt.

Hier hörten die ersten Kampagnen gegen die Videospiele auf. Es war nicht genug Öffentliches Interesse da, ausserdem war das damalige Material schwierig zu verwenden, wegen zu schlechter Grafik. In Zeiten von "Mortal Kombat" waren die Videospiele noch nicht realistisch genug, ausserdem war MK recht schnell indiziert und damit war der Käse gegessen. Es war nicht möglich, die Öffentlichkeit so sehr gegen das Thema aufzuwiegeln das man weiteren Gewinn mit neuen Hetzpublikationen in der Richtung hätte machen können.
Die USK wurde 1994 gegründet. Massnahmen gegen die bösen Videospiele mussten damals noch Sinnvoll sein, um beim Volk anzukommen...

Als die Spiele realistischer wurden, konnte man den Leuten endlich was vorzeigen. Somit kamen wir endlich zum nächsten Punkt der Hetze: Es muss was passieren.
Irgendein Verbrecher muss her. Damals gabs praktischerweise ein Massaker in Littleton. Das konnte man allerdings niemandem anlasten, die NRA Leute schulen ihre Kunden meist zu gut als das diese bei versuchter Medienpropaganda die Füsse stillhalten.
In Deutschland witterten die Medien endlich wieder Morgenluft. In Spielen wie dem seidher als Werkzeug des Teufels eingestuftem Counterstrike kann man genau das tun, was die die Mörder von Littleton taten, und das mit erschreckend realistischer Grafik. Es rumorte, aber es gab immernoch nicht genug Öffentliches Interesse.

Dann aber kam der Retter der deutschen Medien, Robert Steinhäuser.
Die Leute müssen gejubelt haben. Das ZDF nam mit grosser Freude das Bussgeld in kauf, zu dessen Zahlung der Sender verurteilt wurde als er die Wahrheitspflicht verletzte in dem er berichtete das Robert Steinhäuser Counterstrike auf dem Rechner hatte.
Mit dieser Schreckenstat wurde das Öffentliche Interesse so langsam wach.
Wenn man nun einen immernoch recht einfach zu machenden Bericht über die bösen Videospiele machte, dann spülte das richtig Kohle in die Kasse. Die Leute kuckten sich das alle an, auch diejenigen die solche Hetzkampagnen eigentlich nicht leiden können.

Einfach zu machen + bringt ordentlich Kohle = machen wir nochmal.

Ab nun konnte gehetzt werden was das Zeug hält. Beinah alles was man am Durchschnittskind irgendwie schlecht finden kann wird in immer neuen veröffentlichungen den Videospielen zugeschrieben. Meistens wird das noch bewiesen mit irgendwelchen dussligen und überdies steinalten Statistiken:

Schlagzeile: "Wissenschaftlich erwiesen: Computerspiele machen dumm!"
Hurra, endlich wieder was gefunden, das hier ist sogar wahr! :eek:
Aber halt, ich sag euch noch, wie man das hinkriegt. Wenn man wie im Versuch,
zudem auch schon Wissenschaftler in verschiedenen Zeiten jeweils beim aufkommen neuer Medien beauftragt wurden,
einige Versuchspersonen den ganzen Tag nur mit Videospielen konfrontiert und macht das mehrere Wochen lanng, dann schneiden die irgendwann mal bei nem IQ Test scheisse ab. Computerspiele machen also tatsächlich dumm, wenn man mehrere Wochen jede wache Minuten vor der Kiste verbringt.

Weitere Wissenschaftlichen Erkenntnisse werden aus dem Hut gezaubert.
Schliesslich tritt die Politik auf den Plan. Mit unsinnigem Aktionismus kann man prima Augenwischerei betreiben und den Ahnungslosen Trotteln vorgaukeln das man seine Aufgabe als Vertreter des Volkes erledige. Gibt kaum eine bessere Werbung.

Alles in allem entstehn solche Hetzereien nur, weil sie billig zu produzieren sind.

Sir Silence
2007-01-26, 18:01:43
das gibts aber in jeder beziehung. is wie ein vorhang, den wir zu sehen kriegen. alles dahinter "geht uns nichts an" - eine matrix gesteuert vom menschen selbst

stav0815
2007-01-26, 18:58:19
das gibts aber in jeder beziehung. is wie ein vorhang, den wir zu sehen kriegen. alles dahinter "geht uns nichts an" - eine matrix gesteuert vom menschen selbst
Gesteuert durch unser Unterbewusstsein. Jeder handelt so. Auch diejenigen, die diese Praktiken anprangen handeln nach denselben Vorstellungen.

"A good given 'feature'..."