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amida maru
2007-02-12, 15:01:10
Hallo ich bin zurzeit ein grosser gedichtfan geworden und wollte fragen ob ihr gute kennt oder selber welche geschrieben habt.
schreibt sie einfach hier rein

mfg amidamaru

huha
2007-02-12, 15:09:52
Die Gedichte von Erich Kästner sind eigentlich oftmals ganz brauchbar, ansonsten kann ich das Genre nicht leiden, sry ;(

Zum Beispiel: Die Entwicklung der Menschheit

Die Entwicklung der Menschheit

Einst haben die Kerls auf den Bäumen gehockt,
behaart und mit böser Visage.
Dann hat man sie aus dem Urwald gelockt
und die Welt asphaltiert und aufgestockt,
bis zur dreißigsten Etage.

Da saßen sie nun, den Flöhen entflohn,
in zentralgeheizten Räumen.
Da sitzen sie nun am Telefon.
Und es herrscht noch genau derselbe Ton
wie seinerzeit auf den Bäumen.

Sie hören weit. Sie sehen fern.
Sie sind mit dem Weltall in Fühlung.
Sie putzen die Zähne. Sie atmen modern.
Die Erde ist ein gebildeter Stern
mit sehr viel Wasserspülung.

Sie schießen die Briefschaften durch ein Rohr.
Sie jagen und züchten Mikroben.
Sie versehn die Natur mit allem Komfort.
Sie fliegen steil in den Himmel empor
und bleiben zwei Wochen oben.

Was ihre Verdauung übrigläßt,
das verarbeiten sie zu Watte.
Sie spalten Atome. Sie heilen Inzest.
Und sie stellen durch Stiluntersuchungen fest,
daß Cäsar Plattfüße hatte.

So haben sie mit dem Kopf und dem Mund
Den Fortschritt der Menschheit geschaffen.
Doch davon mal abgesehen und
bei Lichte betrachtet sind sie im Grund
noch immer die alten Affen.


-huha

darph
2007-02-12, 16:43:17
O rose Though art sick
The invisible Worm
That flies through the Night,
Through the howly Storm
Hath found out thy bed of crimson joy
And its dark, secret love doeth thy life destroy.

Yay for extreme doppeldeuting. :naughty:


Auch gut:

I WANDER'D lonely as a cloud
That floats on high o'er vales and hills,
When all at once I saw a crowd,
A host, of golden daffodils;
Beside the lake, beneath the trees,
Fluttering and dancing in the breeze.

Continuous as the stars that shine
And twinkle on the Milky Way,
They stretch'd in never-ending line
Along the margin of a bay:
Ten thousand saw I at a glance,
Tossing their heads in sprightly dance.

The waves beside them danced; but they
Out-did the sparkling waves in glee:
A poet could not but be gay,
In such a jocund company:
I gazed -- and gazed -- but little thought
What wealth the show to me had brought:

For oft, when on my couch I lie
In vacant or in pensive mood,
They flash upon that inward eye
Which is the bliss of solitude;
And then my heart with pleasure fills,
And dances with the daffodils.

By William Wordsworth (1770-1850).




Auch gut:


I wander through each chartered street,
Near where the chartered Thames does flow,
And mark in every face I meet,
Marks of weakness, marks of woe.

In every cry of every man,
In every infant's cry of fear,
In every voice, in every ban,
The mind-forged manacles I hear:

How the chimney-sweeper's cry
Every blackening church appals,
And the hapless soldier's sigh
Runs in blood down palace-walls.

But most, through midnight streets I hear
How the youthful harlot's curse
Blasts the new-born infant's tear,
And blights with plagues the marriage-hearse.

By William Blake (1757 - 1827)


Auf Deutsch gibt's natürlich auch jede Menge Gutes:

Bedecke deinen Himmel, Zeus,
Mit Wolkendunst!
Und übe, Knaben gleich,
Der Disteln köpft,
An Eichen dich und Bergeshöhn!
Mußt mir meine Erde
Doch lassen stehn,
Und meine Hütte,
Die du nicht gebaut,
Und meinen Herd,
Um dessen Glut
Du mich beneidest.

Ich kenne nichts Ärmeres
Unter der Sonn als euch Götter.
Ihr nähret kümmerlich
Von Opfersteuern
Und Gebetshauch
Eure Majestät
Und darbtet, wären
Nicht Kinder und Bettler
Hoffnungsvolle Toren.

Da ich ein Kind war,
Nicht wußte, wo aus, wo ein,
Kehrte mein verirrtes Aug
Zur Sonne, als wenn drüber wär
Ein Ohr zu hören meine Klage,
Ein Herz wie meins,
Sich des Bedrängten zu erbarmen.

Wer half mir wider
Der Titanen Übermut?
Wer rettete vom Tode mich,
Von Sklaverei?
Hast du's nicht alles selbst vollendet,
Heilig glühend Herz?
Und glühtest, jung und gut,
Betrogen, Rettungsdank
Dem Schlafenden dadroben?

Ich dich ehren? Wofür?
Hast du die Schmerzen gelindert
Je des Beladenen?
Hast du die Tränen gestillet
Je des Geängsteten?

Hat nicht mich zum Manne geschmiedet
Die allmächtige Zeit
Und das ewige Schicksal,
Meine Herren und deine?

Wähntest du etwa,
Ich sollte das Leben hassen,
In Wüsten fliehn,
Weil nicht alle Knabenmorgen-
Blütenträume reiften?

Hier sitz ich, forme Menschen
Nach meinem Bilde,
Ein Geschlecht, das mir gleich sei,
Zu leiden, weinen,
Genießen und zu freuen sich,
Und dein nicht zu achten,
Wie ich.

- Goethe

Daltimo
2007-02-12, 16:55:05
Das Leben ist eine Chance - nutze sie.
Das Leben ist Schönheit - bewundere sie.
Das Leben ist Seligkeit - genieße sie.
Das Leben ist ein Traum - mach daraus Wirklichkeit.
Das Leben ist eine Herausforderung - stelle dich ihr.
Das Leben ist Pflicht - erfülle sie.
Das Leben ist ein Spiel - spiele es.
Das Leben ist kostbar - geh sorgfältig damit um.
Das Leben ist Reichtum - bewahre ihn.
Das Leben ist Liebe - erfreue dich an ihr.
Das Leben ist ein Rätsel - durchdringe es.
Das Leben ist ein Versprechen - erfülle es.
Das Leben ist Traurigkeit - überwinde sie.
Das Leben ist eine Hymne - singe sie.
Das Leben ist eine Tragödie - ringe mit ihr.
Das Leben ist ein Abenteuer - wage es.
Das Leben ist Glück - verdiene es.
Das Leben ist das Leben - verteidige es.

Das finde ich persönlich sehr gut und kommt von Mutter Theresa.

darph
2007-02-12, 17:11:18
Das finde ich persönlich sehr gut und kommt von Mutter Theresa.
Ich nicht. Ist eigentlich nur eine lange Liste von allen positiven Begriffen, die ihr gerade eingefallen sind. Keine Bilder, keine Emotionen... stammt halt nur von einer bedeutenden Frau. Macht daraus aber auch kein gutes Gedicht, imho. ;( Eher ein Euphemismus denn ein Gedicht.


What happens to a dream deferred?

Does it dry up
Like a raisin in the sun?
Or fester like a sore--
And then run?

Does it stink like rotten meat?
Or crust and sugar over--
like a syrupy sweet?

Maybe it just sags
like a heavy load.
Or does it explode?


Oder vom gleichen Autor, nur deutlich positiver:


Hold fast to dreams
For if dreams die
Life is a broken-winged bird
That cannot fly

Hold fast to dreams
For when dreams go
Life is a barren field
Frozen with snow

- Langston Hughes

Anárion
2007-02-12, 18:25:41
Die meisten meiner eigenen waren Widmungen an Frauen mit denen ich nie zusammenkam. Ihren Wert haben sie dadurch jedoch nicht verloren.

Schreibst du denn selbst Gedichte? Was hat dich auf den Geschmack gebracht?

atlantic
2007-02-12, 18:48:04
hmm, eigene Kreationen?

ein Dreizeiler, sicher schon 20 Jahre alt:

Sie reden zuviel....
...und reden vorbei.
Einfach an mir vorbei.


noch eins aus der Zeit, aber ich meine immer noch, das es aktuell für mich ist:

Die steilen Seen
und flachen Berge
die stillen Uhren
und blauen Himmel
die lieben Worte
und ehrlichen Blicke
all das schenken sie mir.

zu eigenen Gedichten gibts allerdings schon einen Thread:

http://www.forum-3dcenter.org/vbulletin/showthread.php?t=72793&highlight=Gedichte

Thanatos
2007-02-13, 17:50:11
Also mir gefällt sehr gut das Gedicht von Rumi:

Arbeite, als würdest du kein Geld brauchen!
Liebe, als hätte dich noch nie jemand verletzt!
Tanze, als würde niemand hinschauen!
Singe, als würde niemand zuhören!
Lebe, als wäre das Paradies auf Erden!



Und dieses ist mir einmal ganz spontan eingefallen und ich habe es dann sofort aufgeschrieben. :D

Als der alte Mann den Himmel sah
zwei Sonnen er erblickte
Sonne des Lebens, Sonne der Wonne
Sonne des Todes, Sonne der Stille in dem Tale

Tausend Stimmen er nun hörte
Tausend Stimmen die nun schrien
Tausend Stimmen die erstarben
In dem hellen Sonnenschein

Als der alte Mann den Himmel sah
zwei Sonnen er erblickte
Sonne des lebens, Sonne der Wonne,
Sonne des Todes, Sonne der Stille in dem Tale

Als der alte man nun lauschte, nichts er mehr vernahm
Unsichtbarer Tod in nun umgab
Tod der Stille, Stille des Todes
Tod, der Menschheit eigen Kind

Als das Kind den Himmel sah,
eine Sonne es erblickte.
Tausend Jahre nun vergangen,
doch die Menschheit sie vergisst.
Als das Kind den Himmel sah,
zwei Sonnen es erblickte.

SaTaN
2007-02-13, 18:17:48
A Second Coming
by William Butler Yeats

Turning and turning in the widening gyre
The falcon cannot hear the falconer;
Things fall apart; the centre cannot hold;
Mere anarchy is loosed upon the world,
The blood-dimmed tide is loosed, and everywhere
The ceremony of innocence is drowned;
The best lack all conviction, while the worst
Are full of passionate intensity.

Surely some revelation is at hand;
Surely the Second Coming is at hand.
The Second Coming! Hardly are those words out
When a vast image out of Spiritus Mundi
Troubles my sight: somewhere in sands of the desert
A shape with lion body and the head of a man,
A gaze blank and pitiless as the sun,
Is moving its slow thighs, while all about it
Reel shadows of the indignant desert birds.
The darkness drops again; but now I know
That twenty centuries of stony sleep
Were vexed to nightmare by a rocking cradle,
And what rough beast, its hour come round at last,
Slouches towards Bethlehem to be born?
____

CokeMan
2007-02-13, 18:28:37
Meine :biggrin:


Versunken

Heimlich wird ein Lied gesungen
mein Geist ist in sich selbst verschlungen

Ich sitz am Fenster seh den Schnee
trink warmen Wein und kalten Tee

ich warte hier und denk an dich
sing dieses Lied wohl nur für mich

du weißt ich werd mich dir verschenken
komm lass dich von unserm Erbe lenken


3 Gewalten

Du wartest dort bis tief in diese Nacht
Dann dringt er in dich ein
Es fühlt sich an deine erste Schlacht
und alles nur zum Schein

Liebe ist ein Teufels-Fluch
und Einsamkeit wie eine Sucht
so steht es wohl in jedem Buch
Sie treiben jeden in die Flucht

Ein Kindelein gar stark und groß
wollt sich mir ergeben
saß lieb und brav auf meinem Schoß
spürte mein erhabnes Beben

Tesseract
2007-02-13, 18:34:18
das imho beste gedicht das ich bisher gelesen habe ist "Der Panther" von rainer maria rilke:

Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
so müd geworden, dass er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.

Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der betäubt ein großer Wille steht.

Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannte Stille -
und hört im Herzen auf zu sein.

ist stimmungsvoll, bildhaft und sehr melodisch.

amida maru
2007-02-13, 18:50:21
eure gedichte sind sehr gut.

hmm ne ich schreib keine gedichte - bin zu untalentiert :ugly: ^^

mfg
amidamaru

Thorn of Roses
2007-02-13, 18:58:52
Eigenkreationen...hmm.. ich hab mir lang überlegt ob ichs reinstellen soll... aber was sollst. Mehr als blamieren kann man sich nicht.

Das hier entstand im Rahmen eines Themas in einer Vorlesung. Thema war "Macht der Erinnerung". Ich hatte als Themainterpretation die Erinnerungen eines Wärters in Ausschwitz gewählt. Allerdings kommt das irgendwie ned so rüber.

Brennend

Vor dem Feuer sitze ich,
denke an vergangne Zeit,
Schmerz und Hass ernähren mich,
tragen Flammenträume weit.

Meine Hände eigenwach,
tasten Wärme, blutend, fahl,
Tränen fallen in die Nacht,
lindern meines Wissens Qual.

Tasten weiter, spielen, sengen,
Äste meiner Traurigkeit,
fangen heller an zu brennen,
brechen trotz zu kurzer Zeit.

Und mein ganzes Sinnen, Streben,
soll ich nun den Flammen geben.
brennend, weinend, lichterloh,
lächelnd in den Tod ich floh´.

mit reimenden Grüssen,

-Thorn-

eXodia
2007-03-24, 01:30:12
Inner Pain that makes you go insane.

Makes you wanna die.
Makes you wanna cry.

Inner Pain that eats your soul.

Makes you wanna jump.
Makes every bone go numb.

Inner Pain that you cannot escape.

Makes you wanna free yourself.
Your Mind.
Your Soul.
Your Heart.
Everything.

Being free for once I wanna be.
Only that.
I can find by being dead.
Forever.