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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Benötige Hilfe bei einen schwierigen Fall.


VooDoo7mx
2007-03-29, 20:49:29
Situation:

Ich wohne in einer 36qm 1Raumwohnung in der Mitte von Erfurt. Das Haus ist ein DDR Neubau aus den 80er Jahren (kein Plattenbau). Als besonders negativ Eigenschaft dieser Bauten sticht die extrem schlechte Schallisolierung hervor. Positiv sind günstige Lage und niedrige Mietkosten.

Über mir wohnt eine alte Dame (sie wird laut eigenen Angaben 80).
Seit Wochen ist über mir fast jeden Tag Krach, Gebrülle, Gegenstände fliegen durch die Gegend und auch Schreie.

Dies höre ich schon seit vielen Wochen mit.
Nach viel zu langen zögern, hab ich nun eben meine nichts hören, nichts sehen und nichts sagen Mentalität abgelegt, bin hoch und hab mit der alten Frau gesprochen.

Sie hat 2 Söhne, einer davon ist 60 Jahre und schon Rentner. Um es mal kurz auszudrücken: dieser Sohn ist ein Säufer.
Er bezieht eine kleine Rente und diese scheint er dann sofort in Alkohol umzuwandeln.
Und wenn er alkoholisiert ist, gibt es Stunk über mir.
Dieser Sohn kommt auch fast jeden Tag vorbei und isst mit bei Mutti usw.
Angeblich hat er eine eigene Wohnung, doch die Frau meinte, dass er diese auch verloren haben könnte aber sie weiß nichts genaues.

Im weiteren Gespräch stellte sich herraus, dass ihr Sohn wenn er nicht auf Alk ist, ein richtig lieber Kerl ist, der kocht und sauber macht unter anderen.

Zu allen Überfluss hab ich den Eindruck gewonnen, dass die alte Frau senil, dement oder was auch immer ist. Ich kenn mich damit nicht so genau aus.
Auf jeden Fall musst ich einige Sachen mehrfach wiederholen. Die selben Fragen wurden von ihr wiederholt gestellt.

Nun hab ich ihr das klar gemacht, dass es so nicht weitergehen kann. Es ist für sie in ihren Alter nicht gut sich jeden Tag aufzuregen (sie hat einen Herzschrittmacher), für ihren Sohn nicht gut wenn er alkoholabhängig ist und für den rest des Hauses ist die Lärmbelästigung eine Qual.
Erst wollte sie nicht, dass ich was unternehme dann hat sich nach meiner Überzeugungsarbeit eingelenkt. Ich hab ihr klar gemacht, dass sie sowas wie einen Räumungsbeschluss veranlassen kann und es dann strafbar wäre, wenn er die Wohnung weiterhin betritt.
Auch hab ich ihr klar gemacht, dass sie bezüglich ihres Sohnes zu rein gar nichts verpflichtet ist.
Und teilweise hat sie auch ihren Sohn wieder in Schutz genommen.

Lösung

Tja was kann man nun machen? Die alte Frau ist auf jeden Fall total überfordert. Soll ich mit ihr zur Polizei gehen?
Am besten wäre irgendeine Suchttherapie für den Sohn. Ich hab keine Ahnung was man da alles machen kann, deswegen frage ich mal euch.

Mich wundert auch, dass ich der erste bin, der mal nach Monaten was unternimmt und das obwohl ich eher der schüchterne 1,70m Kerl bin.

Kleine Randnotiz: Auch hier sieht man wieder schön die Auswüchse von Alkohol-Deutschland. Die Droge die mit die meisten Tode im Jahr veranlasst ist ganz legal zu bekommen.

Asmodeus
2007-03-29, 21:01:19
Hast Du in Erfahrung bringen können, ob man den anderen Sohn vom Stand der Dinge vielleicht mit unterrichten könnte? Vielleicht weiß der ja gar nichts von der angespannten Situation, oder bekommt auf Grund fehlenden Kontaktes davon nichts mit.

Gruß, Carsten.

raschomon
2007-03-29, 21:01:39
In Deiner Stadt gibt es sicher eine Kontaktstelle der Volkssolidarität oder des VDK. Ruf doch einfach dort mal an, schildere den Fall ähnlich wie hier und frage die um einen Rat. Wirkt die Wohnung heruntergekommen und verwahrlost? War die Frau sehr eingeschüchtert oder wies sie sichtbare Verletzungen auf? Der "Sound" einer Auseinandersetzung wirkt oft beunruhigender als sie es tatsächlich ist. Ich will jetzt diesen Alkoholiker sicher in Schutz nehmen, aber wir sollten doch nicht gleich noch einen Obdachlosen mehr produzieren. Das kann heute nämlich äußerst schnell passieren.

Gruß

edti: Und was ist mit dem anderen Sohn?

Jomo
2007-03-29, 22:17:08
Die Sache ist die keine Suchttheraphie der Welt hilft was wenn derjenige sich nicht ändern will! Hast du eig auch mit ihm geredet?

Gast
2007-03-30, 07:40:33
Korrekt. Eine Therapie kann nur etwas bringen, wenn der Süchtige es auch will. Ich spreche da aus Erfahrung. Bei mir war es aber kein Alkohol, sondern andere Drogen.

Wie Raschomon schon gesagt hat, muss eine laute Auseinandersetzung nicht unbedingt so schlimm sein, wie es sich anhört. Bei mir haben Nachbarn schon die Polizei gerufen, weil ich mich mit meiner Freundin gestritten habe. Als die netten Polizisten kamen, hatten wir uns schon längst wieder vertragen.

Was du tun solltest, ist eine schwierige Frage. Einerseits geht es dich eigentlich nichts an, andererseits ist es auch nicht gut, einfach wegzuschauen. Ich persönlich würde wohl mal versuchen mit allen Beteiligten zu reden. Wenn sich der Sohn nicht einsichtig zeigt, kannst du immer noch andere Maßnahmen überlegen. Zur Polizei würde ich jedenfalls erstmal nicht gehen.

Jenny23
2007-03-30, 09:54:53
Was machst Du Dir darüber eigentlich 'nen Kopf? Die merkt doch eh nix mehr, also was soll's?

cessy000
2007-03-30, 10:30:46
@Jenny23
um wieder ruhe ins Haus zu kriegen ?

Stimpy
2007-03-30, 11:15:04
Schon mal daran gedacht den Vermieter davon zu unterrichten? Das wäre mein erster Gedanke und auch meine erste Handlung. Man benötigt schließlich Ruhe nach einem Arbeitstag.

Senior Sanchez
2007-03-30, 13:15:22
Ich glaube Voodoo7mx stört weniger Lärm - es geht viel mehr um die Verhältnisse der alten Dame und deren Söhne.

Ich finde den Tipp mit der Volkssolidarität gut.

Drunky
2007-03-30, 18:15:31
@Stimpy, Jenny ->
Ihr spiegelt genau die aktuelle Situation in Deutschland wieder.
Ihr wollt eure Ruhe haben! Was die anderen machen oder was sie für Probleme haben,
selbst wenn sie mehr oder minder "schutzlos" sind, ist euch egal.

Und dann wundert man sich das Leichen von alten, vergessenen Menschen
erst nach Wochen durch den Gestank gefunden werden...

Ich hoffe ich werd nie alt...

Jenny23
2007-03-30, 18:51:04
@Jenny ->
Ihr wollt eure Ruhe haben! Was die anderen machen oder was sie für Probleme haben,
selbst wenn sie mehr oder minder "schutzlos" sind, ist euch egal.Warum auch nicht?

Und dann wundert man sich das Leichen von alten, vergessenen Menschen
erst nach Wochen durch den Gestank gefunden werden...Naja, dann hat sie offenbar niemand vermisst und sie selbst wird's wohl nicht mehr stören können.

Ich hoffe ich werd nie alt...Dazu gibt es nur eine Alternative...

Drunky
2007-03-30, 19:10:53
Darf ich dein Alter noch erfahren?

Jenny23
2007-03-30, 20:40:22
Meines? 25 Jahre.

Maki
2007-03-30, 20:52:55
Entschuldige Jenny, aber deine Einstellung finde ich erbärmlich. Hoffentlich geht deine Arroganz, die du in diesem Thread an den Tag legst, nicht mal nach hinten los. Du wirst es vielleicht nicht für möglich hatlen, aber es soll tatsächlich noch Menschen geben, die sich nicht nur dafür interessieren, wie sie selber am Besten dastehen.

@ Topic: Volkssolidarität ist eine gute Idee. Ich schätze, die können dir dabei am Besten weiterhelfen.

Jenny23
2007-03-31, 09:18:16
Entschuldige Jenny, aber deine Einstellung finde ich erbärmlich.Warum?

Hoffentlich geht deine Arroganz, die du in diesem Thread an den Tag legst, nicht mal nach hinten los.Ach, ich bin schon öfters auf die Nase gefallen. Je arroganter man ist, desto tiefer und auch desto eher fällt man. Ich würde meine Einstellung eher als Realismus bezeichnen. Mir wird sicherlich noch einiges übles wiederfahren. Das ist unvermeidlich. Und irgendwann wird der Tag kommen wo ich zu schwach sein werde. Tja, dann ist es halt vorbei.

Du wirst es vielleicht nicht für möglich halten, aber es soll tatsächlich noch Menschen geben, die sich nicht nur dafür interessieren, wie sie selber am Besten dastehen.Nicht jeden befriedigt es Verlierern unter die Arme zu greifen, insbesondere solche, die ihre Situation gar nicht verändern wollen und sich ihr Elend mehr oder minder selbst gewählt haben. Das sind seelische Vampire. Du hilfst ihnen und sie saugen Dich aus. Geht's ihnen wieder besser kennen sie Dich nicht, bei Problemen sind sie jedoch sofort da.
Und mal so ganz nebenbei: Die meisten Menschen haben selbst genug Probleme, als daß sie sich noch um die Probleme anderer kümmern könnten. Jeder muss selbst sehen wo er bleibt und gedankt wird's einem nie. Eine Hand wäscht nicht die andere. Denn die die Hilfe brauchen sind oft Menschen ohne Ehre, Tatkraft und Disziplin. Sie wollen ewig Kinder bleiben und kriegen selbst nichts hin.
Und irgendwann ist jeder alt. Wer sich nicht mehr selbst versorgen kann muss entweder Wege finden (vielleicht auch schon vorher), daß er versorgt wird, oder er stirbt.

boxleitnerb
2007-03-31, 10:25:35
Bei so einer Einstellung kann ich nur traurig den Kopf schütteln! Zum Glück gibt es ja noch andere Menschen, die nicht so denken.

@Threadstarter: Meinen grossen Respekt, dass du dich damit auseinandersetzt! Find ich richtig anständig! Und ob es was bringt, oder nicht, sei mal dahingestellt - allein der Versuch zählt.

Jomo
2007-03-31, 10:36:31
Solange jeder Mensch offen (noch) Leben kann soll jeder machen was er will, wenn er andere nicht dabei schädigt!

Actionhank
2007-03-31, 10:52:37
also wenn du das so generalisierst, dann hast du den sinn eines gesellschaftssystem wohl nicht verstanden. Was meinst du, warum sich ein soziales Gefüge entwickelt hat? Und dabei ist es selbstregulierend. Wer nichts gibt, wird auch nichts bekommen.

Drunky
2007-03-31, 11:38:27
Warum?

Ach, ich bin schon öfters auf die Nase gefallen. Je arroganter man ist, desto tiefer und auch desto eher fällt man. Ich würde meine Einstellung eher als Realismus bezeichnen. Mir wird sicherlich noch einiges übles wiederfahren. Das ist unvermeidlich. Und irgendwann wird der Tag kommen wo ich zu schwach sein werde. Tja, dann ist es halt vorbei.

Nicht jeden befriedigt es Verlierern unter die Arme zu greifen, insbesondere solche, die ihre Situation gar nicht verändern wollen und sich ihr Elend mehr oder minder selbst gewählt haben. Das sind seelische Vampire. Du hilfst ihnen und sie saugen Dich aus. Geht's ihnen wieder besser kennen sie Dich nicht, bei Problemen sind sie jedoch sofort da.
Und mal so ganz nebenbei: Die meisten Menschen haben selbst genug Probleme, als daß sie sich noch um die Probleme anderer kümmern könnten. Jeder muss selbst sehen wo er bleibt und gedankt wird's einem nie. Eine Hand wäscht nicht die andere. Denn die die Hilfe brauchen sind oft Menschen ohne Ehre, Tatkraft und Disziplin. Sie wollen ewig Kinder bleiben und kriegen selbst nichts hin.
Und irgendwann ist jeder alt. Wer sich nicht mehr selbst versorgen kann muss entweder Wege finden (vielleicht auch schon vorher), daß er versorgt wird, oder er stirbt.

Jaaa, Darwin war ein toller Mann. "Natürliche Auslese ist das Überleben der Starken und das Aussterben der Schwachen"

Wärst lieber ein paar Jahre früher geboren, oder?

Jenny23
2007-03-31, 11:44:19
Jaaa, Darwin war ein toller Mann. "Natürliche Auslese ist das Überleben der Starken und das Aussterben der Schwachen"Darwin war in der Tat ein beeindruckender Mann. Es ist aber von "survival of the fittest" und nicht von "survival of the strongest" die Rede.

Wärst lieber ein paar Jahre früher geboren, oder?Nein.

Naja, junge Sozialromantiker. Ihr werdet irgendwann auch noch erwachsen werden. :)

Es bleibt jedem selbst überlassen seinen Weg zu finden. Was funktioniert ist gut, der Rest kann verworfen werden.

Gast
2007-03-31, 11:48:31
Liebe Jenny23, bei deinen Ausführungen wird mir leider schlecht und das nicht nur in diesem Thread. Pass bloß´auf, dass du nicht irgendwann selbst zu den "Verlierern" gehörst, die du immer runtermachst.

Jenny23
2007-03-31, 13:20:45
Wo mache ich die denn runter?

Die Realität schmeckt nicht vielen. Aber sie zu leugnen ändert sie nicht. Die Realität ist nun einmal brutal und rücksichtslos.

Ich gehöre nicht zu den Gewinnern. Noch nicht.

Ich bin im Übrigens nicht so dumm wie ihr glaubt dass ich es bin. ;)

Wann wird dieser Thread eigentlich geschlossen?

oO_KIWI_Oo
2007-03-31, 13:41:01
Wo mache ich die denn runter?

Die Realität schmeckt nicht vielen. Aber sie zu leugnen ändert sie nicht. Die Realität ist nun einmal brutal und rücksichtslos.

Ich gehöre nicht zu den Gewinnern. Noch nicht.

Ich bin im Übrigens nicht so dumm wie ihr glaubt dass ich es bin. ;)

Wann wird dieser Thread eigentlich geschlossen?

"Dumm" im Sinne von "denkfaul" bist du sicherlich nicht. Ich muss dir z.B. "zu Gute" halten, dass du eine der wenigen Naturalisten bist, die ihre Weltanschauung konsequent zu Ende denken. Das findet man - zum Glück - (noch) relativ selten...

atlantic
2007-03-31, 13:43:09
....

Wann wird dieser Thread eigentlich geschlossen?

entweder, wenn der Threadstarter dies wünscht, weil er genügend brauchbare Antworten bekommen hat, oder wenn es mir hier zu weit abschweift....woran du sicher nicht unbeteiligt wärst. Der Threadstarter will helfen. Seine Frage lautete nur "wie". Nicht, ob man das machen sollte.

Du hast, wie du sagst, die Einstellung, das man sich nicht weiter drum kümmern sollte. Weil du die Meinung vertrittst, das man als "Helfer" immer ausgenutzt wird, immer der Verlierer ist. Ok, deine Meinung.

Da der Threadstarter allerdings eine andere Lebenseinstellung hat, siehe...

...Tja was kann man nun machen? Die alte Frau ist auf jeden Fall total überfordert.....

würde ich mir wünschen, das die, die keine konstruktiven Vorschläge zum Topic haben, sich doch solchen Themen einfach fernhalten. Geschweige denn, nach Threadschließung rufen.

Jenny23
2007-03-31, 14:26:50
Entschuldige meine Gehässigkeit, aber ich habe hier schon desöfteren Threads eröffnet die binnnen Minuten geschlossen, bzw. gar gelöscht wurden, obgleich ich schon der Meinung war, daß diese in diesem Forum gut aufgehoben waren und das Anliegen mir wichtig war. Aber mit der Politik der Moderatoren bin ich ja schon seit langer Zeit nicht einverstanden. Willkürherrschaft gefällt mir nicht. Darüber könnte ich sehr viel schreiben, über etliche Beispiele berichten, aber wozu? Ist doch nur Zeitverschwendung.

Die alte Frau ist dement. Also wird mit der nicht wirkliche Kommunikation möglich sein. Das gilt auch für mehr oder minder offizielle Vertreter irgendwelchen Hilfsinstitutionen. Wird sie dann sagen, daß sie ein Problem hat? Wird man sie in ein Heim stecken? Wenn sie außer ihrem Trunkenbold keine Verwandten und Freunde hat die sich um sie kümmern wird's wohl eh auf Altenheim hinauslaufen, schon allein wegen der Demenz und der offensichtlichen Unfähigkeit (Alkoholismus) des Sohns sie zu versorgen. Also bei der nächsten Diakoniestelle, Ordnungsamt, Polizei oder sonstwo nachfragen. Da wird man wohl auf die tatsächlich zuständigen Stellen verweisen. Meines Wissens nach ist das Einholen einer Auskunft bei den meisten Ämtern noch kostenlos. Dann gibt es noch die gelben Seiten.

Für mich erwarte ich keine Hilfe. Ich erwarte überhaupt nichts von anderen Menschen. Aber ich bin kein Unmensch, der die alte Dame in der Bahn stehenlässt, den Rollstuhlfahrer mit seinem umgestürzten Rollstuhl liegen lässt, den Rollator oder Kinderwagen in die S-Bahn trägt, bzw. wieder hinausbefördert. Manchen Tag komme ich mir wie der (weibl.) Zivi des Nahverkehrs vor. *lach*
Wenn jemand akut um Hilfe schreit und ich das mitbekomme helfe ich auch. Ich würde nicht zuschauen wie jemand vergewaltigt wird, oder wie jemanden Gewalt angetan wird. Wenn ich allein nichts ausrichten kann, würde ich in jedem Fall die Polizei rufen. Letztlich würde ich ja auch wollen, daß das andere für meine Freunde und Verwandten ebenso tun (für mich nicht; nicht daß ich erwarten würde ich würde niemals Hilfe brauchen, aber ich erhoffe und erwarte sie nicht. Wenn niemand hilft, dann hilft halt niemand. Werde daraus niemanden einen Vorwurf machen. Letztlich ist es meine Schuld, mein Pech, mein Fehler, meine Schwäche.). Aber das unterscheidet sich mMn deutlich von der geschilderten Situation. Würde die alte Dame um Hilfe schreien, würde sie zu Dir runterkommen, oder im Treppenhaus ihr Elend beklagen sähe die Sache anders aus. Dann würde ich mit ihr zur Polizei. Aber sie weiss selbst nicht was sie will. Sie liebt ihren Sohn, hasst aber seinen Alkoholismus. Hinzu kommt ihre Demenz und damit einhergehende zunehmende Unmündigkeit. Eine traurige Geschichte ist das in der Tat. Aber so geht nun einmal das Leben. Wir alle kämpfen unsere Kämpfe, sind zerrissen zwischen widersprechenden Wünschen und Emotionen und irgendwann kommt der Tag wo wir unseren letzten Kampf kämpfen, den wir nicht mehr lebend überstehen. Wir sorgen uns um das Elend unserer Freunde, daß es ihnen schlecht gehen könnte, daß ihnen schlimmes widerfahren könnten, müssen jedoch akzeptieren, daß es deren Leben ist und sie allein entscheiden ob sie sich totsaufen wollen, Rauschgift nehmen, 2 Schachteln Zigaretten täglich rauchen, sich auf einen Partner einlassen der sie jeden Tag verprügelt. So gern ich das verhindern möchte, so gut weiss ich doch, daß ich es nicht kann. Die Menschen tun was sie tun und letztlich muss man das akzeptieren oder man macht sich selbst kaputt. In manchen Fällen kann man sie zu ihrem Besten einsperren lassen, aber viel zu selten kann man ihnen wirklich helfen. Und ganz gleich wie das Leben verläuft, ob dieser Mensch sich von den mannigfaltigen Möglichkeiten sein Leben zu zerstören nicht hinreißen lässt, irgendwann ist er alt, wird dement, lange krank, siecht in einem Heim dahin, oder hat das Glück rechtzeitig zu sterben. Was wir auch tun: Es nimmt mit jedem von uns irgendwann ein mehr oder weniger schlimmes Ende. Für einen selbst mag das gar nicht so schlimm sein, für seine Freunde jedoch umso mehr.
Wir geben uns zu gern der Illusion hin anderen Menschen wirklich helfen zu können. Das ist jedoch nur eher selten der Fall, am ehesten noch bei akuten Problemen (wie die von mir oben geschilderten Situationen). Was hilft es "da zu sein", wenn der andere immer nur zum rumjammern und ausheulen kommt, aber nichts an der Situation ändern will die ihn so quält (typischer Fall: Freund(in) betrügt, schlägt, verhöhnt, demütigt sie/er und sie/er rennt dennoch immer wieder zu ihm/ihr zurück)?
Man investiert da und bekommt nichts zurück. Das ist einfach nur dumm.

atlantic
2007-03-31, 15:14:41
Jenny,

ich kann deine Sichtweise in vielen Punkten verstehen.
Du bist irgendwann zu diesen Erkenntnissen gelangt, ich denke, aufgrund einiger wichtiger Ereignisse in deinem Leben.
Aber diese Sichtweise ist nicht uneingeschränkt auf alle Menschen übertragbar. Jeder hat eine andere Geschichte. Und jeder Mensch reagiert unterschiedlich sensibel auf das, was um ihn herum geschieht. Unsensibilität läßt sich nicht trainieren. Entweder, man ist ein Mensch, der mit seinen Mitmenschen "fühlt", oder eben nicht.

Das bloße Reduzieren auf schwarz/weiß-Denken funktioniert in den wenigsten Fällen. Und im Voraus zu beurteilen, was an Hilfe ich jemandem geben oder nicht geben kann, ist schlicht nicht möglich. Manchmal sind es ganz kleine Dinge, die den Anstoß geben, damit derjenige, der sich in einer schwierigen Lage befindet, den ersten Schritt daraus selber wagt. Und sei es nur, ihm das Gefühl zu vermitteln, das er für DICH wichtig ist. Das er ÜBERHAUPT wahrgenommen wird.

Zum aktuellen Fall: mag sein, das die Frau dement ist/wird. Deshalb rechtfertigt es in keinster Weise ein "Wegsehen". Bei einem sensiblen oder gar emphatischen Menschen wäre das quasi von Natur aus ausgeschlossen. Da kann man mit noch so viel Logik an die Sache gehen, und denken, dieser Mensch wird seine Situation aus eigenem Antrieb nicht ändern, er wird mich höchstens als gelegentlichen Seelenmülleimer mißbrauchen, mich emotional aussaugen...

Ich erwarte auch keine Hilfe für mich. Aber ich habe schon Hilfe bekommen, ohne darum gebeten zu haben. Von Menschen, die, ohne irgendeine Gegenleistung zu erwarten, sie mir einfach angeboten haben. Relativ fremde Menschen. Und sowenig mir das in der eigentlichen Sache helfen konnte, so sehr hat mir diese Tatsache geholfen, eigene Resourcen ganz langsam wieder zu entdecken. Menschen geben erst auf, wenn sie sicher sind, das es niemanden mehr gibt, der sich für ihr Schicksal interessiert. So sollte die Welt wirklich nicht enden.

...Was wir auch tun: Es nimmt mit jedem von uns irgendwann ein mehr oder weniger schlimmes Ende.

Nein. Das Ende ist immer gleich. Der Weg dahin nicht.

skicu
2007-03-31, 19:21:35
Zuerst kurz an Jenny23:
Kann ich verstehen. Es gibt wirklich viele Fälle, in die man sinnlos viel Arbeit stecken kann und trotzdem nichts ausrichtet.
Wer aber denkt, er könne helfen und das auch gerne tut, sollte nicht davon abgehalten werden. Man kann niemanden zwingen, aber freiwillige Hilfe ist meiner Meinung nach ein wichtiger Teil unserer Gesellschaft. Mag sein, dass ich etwas sozialromantisch klinge. Aber wenn schon jemand frägt, wie er helfen kann, würde ich nicht gegenfragen, ob er denn wirklich helfen sollte.

Es mag sein, dass diese Frau dement ist, kommt mir anhand des Startpostings allerdings nicht so vor. Ich kenne einen völlig dementen Menschen und meinen Opa, der leichte Anzeichen von Demenz zeigt. Mit meinem Opa kann ich mich noch über viele Dinge relativ sinnvoll unterhalten. Mit dem völlig Dementen ist Kommunikation sinnlos. Er freut sich über Gesellschaft, erkennt mich aber bei keinem Besuch wieder.
Im Startposting klingt das allerdings höchstens nach einer leichten Demenz.

Meine Meinung zum geschilderten Fall:
Unbedingt den zweiten Bruder ausfindig machen. Du kannst dich als Außenstehender nur schwer einmischen.
Die Frau wirst du kaum dazu bewegen können, ihren Sohn polizeilich entfernen zu lassen. Du kannst, sofern sie damit einverstanden ist, bei ihr bleiben, wenn sie ihren Sohn wieder einmal zuhause erwartet. Vielleicht traut sie sich, mit etwas Unterstützung im Rücken (und wenn du nur schweigend im Raum sitzt) mit ihrem Sohn Klartext zu reden. Wenn er kein Schwerstalkoholiker ist, lässt er sich vielleicht doch noch von ihr beeinflußen.
Lass dich wenn dann aber als netter Nachbar vorstellen, der zufällig zu Besuch ist. Nicht auf Konfrontation gehen, wenn er dir gegenüber aber gewalttätig wird, Polizei rufen.

Du kannst natürlich auch versuchen, den Alkoholiker einmal in nüchternem Zustand zu erwischen und versuchen mit ihm zu reden, aber das hilft erfahrungsgemäß nur sehr selten. In der Regel sind solche Leute recht resistent gegen gut gemeinte Vorschläge.

Solange die Frau ihren Haushalt alleine hinbekommt, werden auch Sozialeinrichtungen nicht viel tun (können).

Wünsche dir jedenfalls viel Glück.

raschomon
2007-04-18, 20:44:47
Voodoo, wie ging es weiter? Konntest Du etwas ausrichten?

Nighögg
2007-04-18, 23:33:31
Wer aber denkt, er könne helfen und das auch gerne tut, sollte nicht davon abgehalten werden.
Ich klinke mich nur ungern in diese armselige Diskussion ein, aber wenn ich sowas lese, reißt mir die Hutschnur!

Gerade Leute, die ja "nur helfen" wollen, müssen bei Zeiten in die Schranken gewiesen werden (das sind meistens die Schlimmsten: zu doof ein Loch in den Schnee zu pissen, aber genau wissen, wie andere ihr Leben leben sollen). Es gibt Dank Grundgesetz sowas wie ein Privatleben, daß sich jeder Mensch selbst gestalten kann.

Was zur Hölle mischt sich der Threadstarter in das Leben der alten Dame ein? Bezeichnet diese auch noch in aller Öffentlichkeit als dement und stellt ihren Sohn als notorischen Säufer dar. In jeder Familie gibt es gute und schlechte Zeiten. Dem Threadstarter geht es doch eigentlich nur darum, daß er seine Ruhe hat. Warum es in der Wohnung über ihm zu Auseinandersetzungen kommt, interessiert ihn in Wahrheit einen feuchten Dreck. - Such dir eine andere Wohnung und laß die Leute über dir in Frieden!

Und warum soll er den anderen Sohn ausfindig machen? Meint ihr, der hat Bock regelmäßig nach seiner Mutter zu sehen? Mütter haben einen Instinkt, wenn es darum geht, daß ihre Kinder (auch wenn sie schon älter sind) in Schwierigkeiten (Alkoholprobleme?) stecken. Der Threadstarter hat kein Recht sich in diese komplexe Beziehung hineinzudrängen. Wenn ihn der Lärm stört, dann soll er es den Leuten sagen und damit endet seine Mission.

Wünsche dir jedenfalls viel Glück.
Dem kann ich mich ganz und gar nicht anschließen. Ich hoffe daß die alte Dame irgendwann mal Wind davon bekommt, was der 'nette' Nachbar von unten drunter so alles im Internet über sie und ihren Sohn verbreitet: Üble Nachrede, Rufmord und Beleidigungen ersten Grades.

Ich glaube der einzige, der hier wirklich mal "Hilfe" braucht, ist der Threadstarter.

Nighögg
2007-04-19, 00:20:50
Wenn jemand akut um Hilfe schreit und ich das mitbekomme helfe ich auch. Ich würde nicht zuschauen wie jemand vergewaltigt wird, oder wie jemanden Gewalt angetan wird. Wenn ich allein nichts ausrichten kann, würde ich in jedem Fall die Polizei rufen. Letztlich würde ich ja auch wollen, daß das andere für meine Freunde und Verwandten ebenso tun (für mich nicht; nicht daß ich erwarten würde ich würde niemals Hilfe brauchen, aber ich erhoffe und erwarte sie nicht. Wenn niemand hilft, dann hilft halt niemand. Werde daraus niemanden einen Vorwurf machen. Letztlich ist es meine Schuld, mein Pech, mein Fehler, meine Schwäche.)
So. - Das würdest du? Du würdest anderen helfen, erwartest aber nicht, daß man dir genauso hilft? Kann es sein, daß du einen massiven Minderwertigkeitskomplex hast? Oder hast du dein inneres Selbst bereits zu Grabe getragen und fühlst dich nur noch als Gast auf dieser Welt, der andere nach Belieben be- und verurteilt?
Besorg dir mal ein Bild von dir, als du noch klein warst. Und dann schau dir das kleine Mädchen/ den kleinen Jungen auf dem Bild vor dir genau an. Und dann denk nochmal über alles nach. Die meisten, die man im Leben trifft, sind nichts, als die erbärmlichen Schatten ihrer Vorgänger: Asche zu Asche. Staub zu Staub.

Crow1985
2007-04-19, 01:05:43
@Nighögg:
Du würdest wohl nur dumm daneben stehen und zugucken, wie ne etwas ältere Dame weiter mit dem Leben hadert:| .
Hab als Zivi selbst solche Sachen gesehen und finde es gut das der TO, der Dame helfen will.

MFG

anderer Gast
2007-04-19, 08:46:02
@Nighögg:
Du würdest wohl nur dumm daneben stehen und zugucken, wie ne etwas ältere Dame weiter mit dem Leben hadert:| .
Hab als Zivi selbst solche Sachen gesehen und finde es gut das der TO, der Dame helfen will.

MFG

ich glaube, du hast den post nicht ganz verstanden, denn das wollte Nighögg damit sicher nicht ausdrücken, eher im Gegenteil. Aber so ist das mit den eingeschränkten Kommunikationswegen eben. Nicht alles kommt so an, wie es gemeint war.