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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Warum werden für PC Siele immer noch erst Zeichnungen mit Papier und Tusche erstellt


Gast
2007-05-17, 04:28:26
Gibt es dafür einen gewichtigen Grund die Vorlagen noch mit echtem Papier und Tusche zu machen?

Oder warum werden die Vorlagen nicht gleich direkt in einem Bildbearbeitungsprogramm mit entsprechenden Stift-Tablets (Wacom) als Eingabegerät erstellt?


Wenn ein Schriftsteller sich eine Geschichte ausdenkt,
dann nutzt er heutzutage sinnigerweise wegen der Editierfunktion ja auch einen Editor oder eine Textverarbeitung für das Konzept, anstatt Papier und Bleistift.



Wie ich auf die Frage gekommen bin war folgendes Interview zu GTA SA:

16. Wenn R* die Vektorgrafiken der GTA-Charaktere erstellt werden dann Fotos oder Screenhots genutzt oder werden sie von Grund auf neu gezeichnet? - Tibor

Rockstar Games: Fahrzeuge entstehen oft von Renderbildern oder Screenshots und Charaktere zumeist von Fotots oder Konzept-Skizzen. Diese werden, und das wird Dich vielleicht interessieren Tibor, immer von Hand mit Stift und Tusche gezeichnet. Danach werden sie eingescannt und mit Adobe Photoshop coloriert. Sind diese Grafiken fertig werden von Hand in Abode Illustrator abgepaust und in einem sehr arbeitsintensiven Verfahren nachbearbeitet - aber das Ergebnis rechtfertigt den Aufwand!

http://gtareactor.planet-multiplayer.de/gtareactor/?page=88



Und warum geht man eigentlich nicht den direkten Weg bei
der Erstellung eines Charakters oder 3d Modells, in dem man das 3d Modell gleich von Anfang aus dem Kopf erstellt
ohne auf eine Zeichnung aus Papier zurückzugreifen?

san.salvador
2007-05-17, 04:39:59
Weil einem die Ideen vielleicht nicht immer dann kommen, wenn man vor einem Rechner mit Tablet sitzt.

Ausserdem lässt sich eine Idee so um ein vielfaches schneller festhalten. Der eine hat sein Konzept schon grob am Zettel, während der andere nochimmer warten muss, bis 3Dsmax geladen ist.

sth
2007-05-17, 04:40:20
Gibt es dafür einen gewichtigen Grund die Vorlagen noch mit echtem Papier und Tusche zu machen?
Weil es für viele Concept-Artists immernoch die angenehmste Art ist zu arbeiten.

Und warum geht man eigentlich nicht den direkten Weg bei der Erstellung eines Charakters oder 3d Modells, in dem man das 3d Modell gleich von Anfang aus dem Kopf erstellt ohne auf eine Zeichnung aus Papier zurückzugreifen?
Weil man erstens vorher schon den Style checken und Änderungen machen kann bevor der relativ zeitintensive Modelling-Prozess beginnt und zweitens weil die meisten 3d-Modeller es bevorzugen, eine Vorlage zu haben.

Es gibt für viele Games sogar komplett gezeichnete Storyboards, wie man es von Filmen her kennt. Sowas ist ein guter Leitfaden.

Cubitus
2007-05-17, 04:43:21
bei Gohic III sind auch viele Zeichnungen und Entwürfe erstellt worden.

Wenn sie gut waren würden diese ins Photoshop eingescannt.
und dort weiterbearbeitet.

SgtDirtbag
2007-05-17, 11:32:53
2D oder gleich 3D?

Der kreative Prozess der hinter einem fertigen 3D-Modell (oder einer fertigen Scene
im Film) steht ist nicht so einfach wie sich manche das vorstellen.

Zum einen muss man festhalten, dass die Person die zeichnet (ConceptArtist),
und die Person die das Konzept im Kopf hat (ArtDirector), selten ein und die selbe sind.

Darum ist meist der ArtDirector nicht sofort 100%-ig mit dem einverstanden,
was der ConceptArtist aufs Papier (ob nun virtuell oder nicht) zaubert.

Da werden in der pre-visualisierungs Phase unzählige Varianten in 2D durchgespielt,
meist in der Form sogenannter "Thumbnails" (http://img225.imageshack.us/img225/6256/bandw45cbfbea9.jpg), bis sich ConceptArtist und ArtDirector auf einen Entwurf einigen.
Änderungen in dieser Phase sind in 2D wesentlich schneller zu bewerkstelligen als in 3D.

Je nach dem wie gut der 3D-Artist ist, erstellt der ConceptArtist entweder eine Illustration, die auch gleich die Stimmung rüberbringt (http://img204.imageshack.us/img204/1472/babyloniana45f00dxt2.jpg),
oder es wird ein CharacterSheet angefertigt, in dem der selbe Character aus unterschiedlichen Winkeln
und in unterschiedlichen Posen zu sehen ist, was meist wesentlich steriler aussieht,
aber es dem 3DArtist einfacher macht, da er hier nicht mit wilden Perspektiven kämpfen muss.


Papier oder Wacompad?

Viele arbeiten mit beidem, einfach um flexibler zu sein, wenn man mal
gerade das eine oder andere Tool nicht da hat.
Letztenendes ist das aber alles eine Sache der persönlichen Vorliebe.
Zum Beispiel die Thumbnails und die Illustration, die ich oben verlinkt habe,
stammen von PrinceOfPersia 3 und sind komplett am Rechner in Photoshop entstanden.

Auch die Storyboards von "300" (http://img154.imageshack.us/img154/1250/300page024cea3faj8.jpg) z.B. wurden von Dan Milligan (http://www.danmilligan.com/) gleich digital mit Wacompad und Painter erstellt.

Ich denke mit der wachsenden Verbreitung von Wacom Penabled TabletPCs und
der folgenden Weiterentwicklung der Technik (noch haben sie "nur" 256 Druckstufen,
verglichen mit den 1024 der "normalen" Tablets) wird hier nach und nach eine
weitere Gewichtung in Richtung digitaler 2D Arbeiten gehen, ohne vorhergehende
Bleistiftphase, da man mit einem TabletPC nicht mehr an einen stationären Rechner gebunden ist
und die Hand-Augen-Koordination nicht mehr unnötig belastet wird wie sonst bei Zeichenpads,
da man hier endlich wieder direkt dort zeichnet, wo man auch hinguckt.

Hier z.B. ein DigitalArtist (http://www.conceptart.org/forums/showthread.php?t=89032), der einfach seinen TabletPC anstelle eines Zeichenblocks
auf die Staffelei im Aktzeichnenkurs gestellt hat. (1) (http://img242.imageshack.us/img242/7003/2305d6174ql2.jpg) (2) (http://img224.imageshack.us/img224/512/1715f281bgc5.jpg) (3) (http://img182.imageshack.us/img182/4058/11962f7c1og1.jpg)

Jedes Werkzeug hat denke ich seine Vor- und Nachteile und es ist eine sehr individuelle Sache,
abhängig vom Künstler und dem verwendeten Workflow, womit man seine Visionen zu "Papier" bringt.

Gast
2007-05-17, 18:59:25
Danke für die Antworten, jetzt kann ich mir das besser vorstellen.