Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Die Gretchenfrage
Monger
2007-06-07, 19:21:00
Ich stehe gerade vor einem Problem, vor dem ich mich lange gefürchtet habe:
ich hab eine Frau kennengelernt. Momentan nur online, und wir denken gerade über unser erstes Treffen nach. Zumindest nach dem was ich weiß, passen wir ziemlich gut zusammen: ähnliche Vorstellungen vom Leben, ein ähnlicher "Lebensrhythmus", aber genügend Unterschiede in Hobbies und Beruf, um uns gegenseitig nicht langweilig zu werden.
Und jetzt das aber: heute hat sie mich angeschrieben, und mich gefragt, wie es denn mit mir und Religion steht. Weil ihr selbst ihr christlicher Glaube doch sehr wichtig ist, und sie will dass die Leute in ihrem Umfeld ihren Glauben auch akzeptieren.
Ich habe wahrheitsgemäß geantwortet: nämlich dass ich mich für einen spirituellen Menschen halte, mit dem Christentum aber ziemlich auf Kriegsfuß stehe, und das mit Sicherheit ein Streitthema zwischen uns werden würde, sofern sie wirklich sich allzu sehr an die Bibel klammert. (Selbstverständlich habe ich es diplomatischer ausgedrückt)
Ich hab noch keine Antwort erhalten, aber ich wollte mal fragen, ob ihr vielleicht schonmal in einer ähnlichen Lage wart, was ihr gesagt hättet, und ob ihr schonmal mit jemanden zusammen wart, der religiös ganz fundamental andere Vorstellungen hatte, und wie das gelaufen ist. Denn ich fürchte, solche Momente werden immer wieder mal auf mich zukommen. War ja nicht das erste mal.
sei laut
2007-06-07, 19:24:16
Die Frage, die du dir stellen musst, ob du zu Kompromissen bereit bist.
Wenn nein, hast du ein verdammt großes Problem. Wenn ja, musst du darauf hoffen, dass sie ebenfalls zu Kompromissen bereit ist.
Gänzlich ohne wird es sicher nicht gut gehen, denn Religion mischt auch im Alltag mit, lebt man sie richtig aus.
Peleus1
2007-06-08, 02:35:53
Ich hätte sie vllt. zuerst einmal gefragt wie sie ihre Religion im Alltag praktiziert und ob sie wirklich so einen tiefen Einfluss hat.
(del)
2007-06-08, 03:18:34
Ich habe wahrheitsgemäß geantwortet
Das alleine zählt.
Wenn du dich verbogen hättest, nur um später festzustellen, das dir ihre Religionsausübung unerträglich ist, würdest du dir überhaupt keinen Gefallen tun. Du musst so oder erst mal beobachten wie sich das bei ihr verhält. Eventuell meint sie ja auch nur die "christlichen Werte" wie Nächstenliebe oder dergleichen und ist ansonsten keine Religionsfanatikerin.
Wenn ich so drüber nachdenke, hätte ich wohl ähnlich gehandelt, auch wenn ich moderate Religionsausübung in Ordnung finde.
Jenny23
2007-06-08, 07:37:41
Tja, manche Dinge gehen halt nicht. Und es ist vernünftig da gleich wahrheitsgemäß zu antworten.
Und sich dafür zu verbiegen, daß ist keine/keiner wert.
Man akzeptiert ja z.B. auch eher selten Rauschmittelsucht bei potentiellen Partner. Oder politischen Radikalismus.
Adam D.
2007-06-08, 10:20:15
Man akzeptiert ja z.B. auch eher selten Rauschmittelsucht bei potentiellen Partner. Oder politischen Radikalismus.
Der Vergleich ist mehr als gewagt. Du kannst dies doch nicht mit religiöser Aktivität vergleichen (solange sie nicht fanatisch ist). Ich hätte da auch meine Grenzen, aber gegen etwas christliche Nächstenliebe und ein Gebet am Tag ist nun wirklich nichts einzusetzen ;)
Oder politischen Radikalismus.
Meine Ex war Bulle und hatte damit kein Problem solange wir uns nicht irgendwo gegenueber stehen wuerden ;)
Zum Thema: Hast das schon richtig gemacht und ich denke auch nicht das es irgendwie grosse Auswirkungen hat wenn man sich erstmal drauf einlaesst. Ich lehne jede Religion fuer mich ab, bin trotzdem tollerant was den Glauben anderer angeht, solange man nicht versucht mich damit zu beeinflussen oder gar zu 'bekehren'. Meine Freundin ist praktizierende Buddhistin, was ich aber als eine der angenehmsten Religionen empfinde ;)
Zaffi
2007-06-08, 14:01:20
@Threadersteller: am besten mal Monger fragen... ähm ja ;)
Über Religion habe ich mit meinen verflossenen eigentlich nie vorher gequatscht, umso größer war meist der Schreck als ich mich als eher unreligiösen Menschen outete, lustigerweise hat mir das sogar bei Damen verschiedener Religionen Ärger eingebracht
Ich frage mich nur, ist ein mensch ein schlechterer Partner nur weil er unreligiös bzw. andersreligiös ist ?
@Monger: mach dir keinen großen Kopp drum, die richtige Partnerin für dich würde deine Einstellung akzeptieren, ansonsten wäre es eben nicht die richtige, ganz einfach :D
hasufell
2007-06-08, 15:05:50
es gibt auch Christen, die anderen Vorstellungen/Ideen/Religionen offen/tolerant gegenüberstehen
also prinzipiell war deine Entscheidung imo nicht falsch. wenn sie eine strenge religiöse ist, die so penetrant wie z.b. piker vorgeht, dann wird dir ne Beziehung vermutlich eh nicht spaß machen und das vorzeitige Ende is eh besser ;)
Zipperlein
2007-06-08, 16:11:26
Ich frage mich nur, ist ein mensch ein schlechterer Partner nur weil er unreligiös bzw. andersreligiös ist ?
Darum gehts eigentlich gar nicht. Die eigentliche Frage die dahinter steckt ist, wie tolerant man in Wirklichkeit ist. Es gibt Leute, die haben was gegen andersgläubige Neger aus fremden Ländern - und es gibt Leute, denen solche Worte/Gedanken nicht mal im Traum vorkommen. Bei den heutigen Religionen geht es nämlich nicht um Gemeinsamkeiten, sondern um gesellschaftliche Abgrenzung und Ausgrenzung (siehe Abendmahl).
Wer so stolz auf seine Religion ist, daß er sie bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit zur Schau tragen muß, der wäre mir persönlich widerwärtig. Auch ist es oft sehr peinlich mit "bekennenden Christen" und ähnlichen Glaubensfanatikern zusammen zu einer harmlosen Einladung zu gehen, weil früher oder später das Thema immer auf Religion gelenkt wird. Und schon ist die Stimmung im Arsch.
Ne ne - das sollte man sich vorher alles gut überlegen. Mit einem kahlgeschorenen Nazi will man ja auch nicht zwingend auf einen alternativen Zeltplatz gehen. Es sei denn, er zieht sich ne Perücke auf und hält mal (auch wenns schwer fällt) fürn paar Stunden/Tage die Klappe.
Der Mensch wird (leider/zum Glück) nicht religiös geboren, sondern (leider/zum Glück) religiös erzogen. Und da die Menschheit ja nicht erst seit gestern auf diesem Stern vorsichhinphilosophiert, haben sich auch prompt die gewalttätigsten und brutalsten Religionen durchgesetzt. :(
Aber zurück zum Thema:
Ich stehe gerade vor einem Problem, vor dem ich mich lange gefürchtet habe:
ich hab eine Frau kennengelernt.
:uponder: - joa - das soll schon einigen zum Verhängnis geworden sein...
Momentan nur online
*Schenkelklopfer*
, und wir denken gerade über unser erstes Treffen nach. Zumindest nach dem was ich weiß, passen wir ziemlich gut zusammen: ähnliche Vorstellungen vom Leben, ein ähnlicher "Lebensrhythmus", aber genügend Unterschiede in Hobbies und Beruf, um uns gegenseitig nicht langweilig zu werden.
Vielleicht habt ihr sogar noch mehr Ähnlichkeiten, als du ahnst: Beide schon jenseits der 30, blaß, zu dick, schüchtern, Brille, dünnes Haar und MÄNNLICH ;D
Sorry - aber der mußte jetzt einfach raus.
PS: Eine Beziehung endet meistens genau so, wie sie begonnen wurde. In deinem Fall also mit 'ner E-mail...
raschomon
2007-06-08, 21:10:18
Man akzeptiert ja z.B. auch eher selten Rauschmittelsucht bei potentiellen Partner. Oder politischen Radikalismus.
Oh nein, das ist ja jetzt echt mal bitter. Und ich hatte mir schon so große Hoffnungen gemacht. :usad:
Meine Ex war Bulle und hatte damit kein Problem solange wir uns nicht irgendwo gegenueber stehen wuerden ;)
...
Flip, wenn etwas mehr Zeit ist, dann laß uns bitte abschließend den Genus von Bulle klären. Der Bulle. Die Bullin? Die Bul(l)ette?
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Ach ja, was ist das schön, der Monger hat 'ne Christenfrau an der Hacke. Gut, daß ich keine Schadenfreude kenne. Welche Fraktion? - Katholikin oder klassische Protestantin (lutherisch, reformiert) muß überhaupt kein Problem sein. Beide leben oft einen nach innen gewendeten Glauben und treten als Gläubige sehr zurückhaltend auf, gar nicht offensiv. In einer solchen Beziehung spielt dann konkrete Religiosität der einzelnen Partner gar keine oder nur eine nachrangige Rolle, es sei denn Du provozierst sie Tag und Nacht mit verkehrtherum aufgehängten Kreuzen. Ganz anders kann es aussehen bei Anhängern von protestantischen Freikirchen, die in der letzten Zeit auch in Deutschland wieder regen Zulauf erfahren. Diese neigen recht oft dazu ihren Glauben enthusiastisch zu "bezeugen". Das, dieser missionarische Elan nämlich, kann in der Tat sehr nervig werden. Meine eigenen Erfahrungen beruhen auf einer Beziehung zu einer Frau, ursprünglich katholisch, zwischenzeitlich religiös desinteressiert, dann in die Fänge einer solchen charismatischen Gruppierung geraten. Bei mir war dann recht schnell Schluß mit Pfingsten. ;) Die Beziehung war schon für längere Zeit krisenanfällig, aber das war dann doch der letzte Sargnagel. Und ich bin selbst ein praktizierender, aber toleranter Kathole.
Laß Dich einfach überraschen oder schlage ihr die nicht nur vorläufige "interne" Tabuisierung des Themas vor, also bezogen auf die Kommunikation zwischen Euch beiden. An der darauf folgenden Reaktion läßt sich wahrscheinlich schon einiges ablesen.
Ach bevor ich es vergesse, eine engagierte und experimentierfreudige Esoterikerin kann noch viel schlimmer sein. Die rauben einem den letzten Nerv.
Gruß
Monger
2007-06-08, 21:36:01
Mittlerweile ist ne ganze Menge passiert. Die Mails sind buchstäblich nur so hin- und hergeflogen.
Tatsache ist: ich hatte im Endeffekt mehr Bedenken als sie. In Kurzfassung lief der Dialog etwa so:
Sie: mir ist mein Glaube wichtig.
Ich: damit könnte ich möglicherweise ein Problem haben.
Sie: Warum?
Ich: weil ich zu Thema X, Y und Z folgende Ansichten habe, und auch nicht davon weg will: (*tiefgründigen philosophischen Diskurs hier einfügen*)
Sie: ich sehe das so: (*tiefgründige philosophische Antwort hier einfügen*)
Ich: klingt eigentlich sehr vernünftig.
Sie: Ebenso. Ich bewundere aber, dass du dir so viel Gedanken darum machst.
Ich: hmm... sollen wir es mal auf einen Versuch ankommen lassen?
to be continued...
Sie ist offenbar alles andere als eine Fundamentalchristin. Sie ist einfach eine von der Sorte, die irgendwas mystisches im Leben braucht, was sie stützen kann. Da bin ich aber nicht anders. Mal sehen was draus wird. Auf jeden Fall bin ich gerade froh, dass ich nicht vor dieser schwierigen Diskussion gekniffen habe, sondern meine Meinung gesagt habe.
Zipperlein
2007-06-09, 10:15:41
muß überhaupt kein Problem sein. Beide leben oft einen nach innen gewendeten Glauben und treten als Gläubige sehr zurückhaltend auf, gar nicht offensiv.
Man sollte nicht von sich und den Leuten, die man kennt, auf andere schließen. Die Gretchenfrage wird wohl kaum von einer nach innen gewandten Gläubigen gestellt werden. - Hier mal die Gretchenfrage im Original (für alle unverdorbenen Geister):
„Nun sag, wie hast du’s mit der Religion? Du bist ein herzlich guter Mann, allein ich glaub, du hältst nicht viel davon.“
Goethes Faust, Teil I, Vers 3415
Da in dem Milieu, in dem Gretchen zuhause ist, die kirchliche Religion nicht nur eine theoretische Frage ist, sondern den Alltag, das gesamte soziale Leben und das ethische Denken umfasst, lässt ihre Frage nach Faustens religiösem Glauben also auch die Frage nach seiner Lebenspraxis und gesellschaftlichen Eingebundenheit mitschwingen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Gretchenfrage
Es ist interessant, wie sich die Wahrnehmung literarischer Werke mit dem Zeitgeist ändert. - Gretchen war die 'Dame', die sich von Faust hat schwängern lassen und anschließend das eigene Kind (weil es unehelich war, sie es ja daher selbst nicht ernähren konnte und es ihr im Weg war) kaltblütig ermordet. Dafür wird die 'gottesfürchtige' Kindermörderin von der Gesellschaft dann zwar zum Tod verurteilt, aber von 'Goethes Gott' begnadigt. (gerichtet<->gerettet)
Da wird man ja richtig rührseelig.... in der Zeitung lesen sich solche Storys über tote Babys und eingesperrte/getötete Kinder in Müllwohnungen immer ganz anders.
Ich stehe gerade vor einem Problem, vor dem ich mich lange gefürchtet habe:
ich hab eine Frau kennengelernt. Momentan nur online, und wir denken gerade über unser erstes Treffen nach. Zumindest nach dem was ich weiß, passen wir ziemlich gut zusammen: ähnliche Vorstellungen vom Leben, ein ähnlicher "Lebensrhythmus", aber genügend Unterschiede in Hobbies und Beruf, um uns gegenseitig nicht langweilig zu werden.
Und jetzt das aber: heute hat sie mich angeschrieben, und mich gefragt, wie es denn mit mir und Religion steht. Weil ihr selbst ihr christlicher Glaube doch sehr wichtig ist, und sie will dass die Leute in ihrem Umfeld ihren Glauben auch akzeptieren.
Ich habe wahrheitsgemäß geantwortet: nämlich dass ich mich für einen spirituellen Menschen halte, mit dem Christentum aber ziemlich auf Kriegsfuß stehe, und das mit Sicherheit ein Streitthema zwischen uns werden würde, sofern sie wirklich sich allzu sehr an die Bibel klammert. (Selbstverständlich habe ich es diplomatischer ausgedrückt)
Ich hab noch keine Antwort erhalten, aber ich wollte mal fragen, ob ihr vielleicht schonmal in einer ähnlichen Lage wart, was ihr gesagt hättet, und ob ihr schonmal mit jemanden zusammen wart, der religiös ganz fundamental andere Vorstellungen hatte, und wie das gelaufen ist. Denn ich fürchte, solche Momente werden immer wieder mal auf mich zukommen. War ja nicht das erste mal.
Mag vielleicht oberflächlich klingen, aber Sie will wahrscheinlich nicht direkt ins BETT und POPPEN. Oder Rasiert sich gewisse körperstellen nicht. Oder Sie denkt du bist TÜRKE(Islam) oder ähnliches und durch dein auftreten mit dem Kriegsfuß hast du sie in ihrem glauben bestärkt.
Zumindest ist mir das als erstes eingefallen.
Zaffi
2007-06-12, 16:16:48
Mag vielleicht oberflächlich klingen, aber Sie will wahrscheinlich nicht direkt ins BETT und POPPEN. Oder Rasiert sich gewisse körperstellen nicht. Oder Sie denkt du bist TÜRKE(Islam) oder ähnliches und durch dein auftreten mit dem Kriegsfuß hast du sie in ihrem glauben bestärkt.
Zumindest ist mir das als erstes eingefallen.
Nein, die Dame ist ganz einfach von ihrer Barbiepuppen-Allesheilewelt noch nicht im RL angekommen, das beweisen mir ganz klar diese Worte:
Gar nicht mal so überspitzt gesagt: sie möchte die Traumhochzeit in weiß, ihr Glaube ist ihr doch wichtiger als zuerst gedacht, sie sucht einen Partner für die Ewigkeit, und Kinder sollten in absehbarer Zeit auch kommen.
Übrigens ist dieser Thread eigentlich damit erledigt, hier gehts quasi weiter: http://www.forum-3dcenter.org/vbulletin/showthread.php?t=366853
;)
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