PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Woran erkennt man einen guten Schauspieler?


Moltke
2007-06-22, 11:10:25
Hallo,

da ich mich auch bald das erste Mal als Schauspieler probieren werde (@Schule), würde ich gerne mal wissen, was für euch ein "guter" Schauspieler ist.
Momentan habe ich nämlich irgendwie Probleme meinen "Charakter" zu erfassen bzw. weiß ich nicht, wie ich den vernünftig spielen soll.

btw. Kann auch gerne naher mal Auszüge aus dem Stück (von meiner Rolle) posten, falls es verlangt wird.


Danke

PS: Natürlich, alle Tips erwünscht!;):)

Quantar
2007-06-22, 11:23:42
... wenn man nicht weiß, ob gewisse Eigenschaften auf den Mensch oder die Rolle Zurückzuführen sind.
Neulich hatte in einem Thread jemand gemeint, Christian Bale möge er nicht, da er furchtbar arrogant sei. mMn hat er einfach nur größtenteils furchtbar arrogante Rollen gespielt -insbesondere American Psycho-

Gaestle
2007-06-22, 11:25:00
Ich glaube, dass Glaubwürdigkeit das Wichtigste ist.

Z.B. Wenn Horst Krause (der Schauspieler) eben nicht mehr Horst Krause ist, der irgendeine Figur verkörpert, sondern tatsächlich komplett zum Schulze wird, der den Blues kriegt (klasse Film übrigens!).

Keine Ahnung wie das Wort dafür lautet, wenn Du als Zuschauer nicht mehr den Schauspieler siehst, sondern nur noch die Figur.

Textsicherheit dafür ist sicher das eine, aber ein "Feeling" für die Figur und die Situation in der sich die Figur befindet, das andere. Wenn Du den Text vergessen hast, kannst Du improvisieren (auch wenn dann die Regie 'nen Herzkasper kriegt). Die Sprach-Stimmung sollte aber unbedingt an die Situation in der sich die Figur (nicht der Schauspieler) befindet, angepasst sein, ebenso natürlich wie Gestik & Mimik. Aber übertreiben darf man es auch nicht. Von daher ist es wohl günstig wenn die Persönlichkeit des Schauspielers mit der (fiktiven) Persönlichkeit der Figur einige Berührungspunkte / Ähnlichkeiten hat. Kinski hat doch auch nie normale Menschen gespielt.

Aber ich bin nur Laie, also lediglich Zuschauer.

Monger
2007-06-22, 11:27:59
Ich glaube, als Schauspieler muss man eine Menge Qualitäten haben. Und es macht einen Unterschied, ob du Theaterschauspieler oder Filmschauspieler bist.

Theaterschauspieler machen auf mich oft einen extrem athletischen Eindruck. Die arbeiten sehr viel mit Körpersprache, und müssen dafür ihren Körper in einem Topzustand haben, um die nötige Kontrolle zu haben.

Filmschauspieler brauchen imho ein exzellentes Gedächtnis und viel Ausdauer. Beim Film wird die selbe Szene ja oftmals nacheinander aus vielen verschiedenen Perspektiven gefilmt. Man muss also sehr genau wissen, welche Bewegungen man hier und da getan hat, und muss die genau wieder abspielen können. Und man muss ein Gefühl dafür bekommen, wie Beleuchtung wirkt, und wie man sich optimal positioniert und bewegt, damit z.B. das Gesicht immer gut erkennbar ist, und keine hässlichen Schatten über den Körper fallen.


Also im großen und ganzen: Selbstbeherrschung und ein Bewusstsein der eigenen Wirkung, das sind imho die wichtigsten Punkte, die für mich einen guten Schauspieler ausmachen.

Yoshimoto
2007-06-22, 11:54:37
Ist mir ehrlich gesagt schnuppe, es zählt für mich am Ende der Gesamteindruck des Filmes und der war zurückblickend auf die letzten paar Jahre so gut wie immer absolut beschissen. Mich kotzen diese arroganten Regisseure an, wie sie ihre Filme immer im Vorfeld zur Schau stellen, "die Wachowski-Brüder sind Perfektionisten", ja sorry, die beiden Fortsetzungen von Matrix waren trotzdem der letzte Dreck, da schreibt ein 13-jähriger während seinem ersten Vollrausch bessere Drehbücher. Oceans Eleven war müde, Oceans Twelve, no comment und den dritten Teil werde ich mir sicherlich nicht im Kino ansehen, aber ich spreche das an, weil da nur Leute mitspielen, die für jeden neuen Streifen 10Mio aufwärts bekommen. Ich frage mich nur, für was? Für lächerliche Dialoge, aufgesetzt wirkende Mimik, unsäglich langweilige Handlungsstränge? Aber das muss man ja alles als die absolute Elite ansehen, von deutschen Schauspielern, Serien und Filmen fange ich erst gar nicht an, das ist alles noch grausamer.

Logan
2007-06-22, 11:59:22
... wenn man nicht weiß, ob gewisse Eigenschaften auf den Mensch oder die Rolle Zurückzuführen sind.
Neulich hatte in einem Thread jemand gemeint, Christian Bale möge er nicht, da er furchtbar arrogant sei. mMn hat er einfach nur größtenteils furchtbar arrogante Rollen gespielt -insbesondere American Psycho-


Genau deswegen gehört Christian Bale momentan zu meinen lieblingsschauspielern. Arbeitskollegin hatte auch AP geguckt und als ich sie fragte wie sie den schauspieler fand , meinte sie, das sie ihn hasst, weil er so arrogant wirkte und total unsympatisch. Und dann habe ich sie gefragt wie sie den schauspieler in BAtman Begins fand (sie wusste nicht das es der selbe aus American P. war) meinte sie, das er super war, und total sympatisch und cool wirkte, als ich meinte, das es ein und der selbe ist, wollte sie es nicht glauben :ugly:

Für mich macht eine guten schauspieler aus, das er mit leib und seele schaupieler ist, und nicht weil er das nur macht um sich jedesmal auf dem roten teppich zu präsentieren und zu zeigen wie toll er oder sie ist.Diese typen sind für mich keine schaupieler.

interzone
2007-06-22, 12:10:35
Christian Bale ist ein gutes Beispiel - bei "The Machinist" geht er über Grenzen hinaus, die für so einige noch vertretbar wären.

Meiner Meinung nach muß ein guter Schauspieler wandlungsfähig sein, er sollte nicht sich selbst mit Nuancen eines anderen Charakters spielen, er sollte eine andere Person glaubwürdig darstellen können. Manche Schauspieler haben da ein extrem weites Spektrum zu bieten, manche sich auf wenige oder einen Typus festgelegt.

Gaestle
2007-06-22, 13:47:58
Ist mir ehrlich gesagt schnuppe, es zählt für mich am Ende der Gesamteindruck des Filmes und der war zurückblickend auf die letzten paar Jahre so gut wie immer absolut beschissen. Mich kotzen diese arroganten Regisseure an, wie sie ihre Filme immer im Vorfeld zur Schau stellen, "die Wachowski-Brüder sind Perfektionisten", ja sorry, die beiden Fortsetzungen von Matrix waren trotzdem der letzte Dreck, da schreibt ein 13-jähriger während seinem ersten Vollrausch bessere Drehbücher. Oceans Eleven war müde, Oceans Twelve, no comment und den dritten Teil werde ich mir sicherlich nicht im Kino ansehen, aber ich spreche das an, weil da nur Leute mitspielen, die für jeden neuen Streifen 10Mio aufwärts bekommen. Ich frage mich nur, für was? Für lächerliche Dialoge, aufgesetzt wirkende Mimik, unsäglich langweilige Handlungsstränge? Aber das muss man ja alles als die absolute Elite ansehen, von deutschen Schauspielern, Serien und Filmen fange ich erst gar nicht an, das ist alles noch grausamer.

Vielleicht schaust Du Dir die falschen Filme an?

Wie wär's mal mit:
- Schulze gets the blues
- Lost Highway
- Casablanca (natürlich)
- 3 Farben Blau / Rot / Weiß
- Smoke
- Dead Man
- Trash-Ecke: Pulp Fiction / Blues Brothers / Müllers Büro

statt Hollywood-Massenmainstream?

helgeman
2007-06-22, 14:11:20
...
Keine Ahnung wie das Wort dafür lautet, wenn Du als Zuschauer nicht mehr den Schauspieler siehst, sondern nur noch die Figur...


das ganze nennt sich method acting.

siehe hier (http://de.wikipedia.org/wiki/Method_Acting)

Moltke
2007-06-22, 14:16:09
Was würdet ihr den im folgenden ( sofern man das als repräsentativ nehmen kann) sagen, ist Jack für ein Charakter? Wie würdet ihr ihn spielen?

Danke:(;)

"
[...]
Jenny: Du denkst, ich bin nichts wert.
Richard (um es ins Scherzhafte zu ziehen): Nein, ich glaube, ich könnte dich verkaufen...für ungefähr....äh...
Jenny: Viele Frauen haben eine Nebenbeschäftigung, einfach um was beizusteuern...
Richard (endgültig): Nein!
Jenny (Noch ein Versuch): Also, wenn ich nur eine kleine Nebenbeschäftigung hätte...
Richard (sucht zwischen Flaschen): Nein!
Jack [Ich] ( zum Publikum, während Richard auf der Such nach der richtigen Flasche ist): Streiten sie sich über Geld? Die Armen, das tun sie immer. Dabei sind sie besonders nett. Richard ist anständig, und Jenny ist..brav. Hol's der Teufel, ich möcht', sie wär's nicht.
Jenny (nimmt Jack nicht war): Was suchst du?
Richard (wie oben, schaut nicht auf von den Flaschen): Den Wodka.
Jenny: Da steht er, genau vor dir.
Richard: Nicht meine Sorte, nicht der polnische; Gesöff für Gäste- amerikanisches.
Jack (zum Publikum): Sehen sie? Das ist es: Der polnische Wodka kostet acht Zechinen die Flasche. Das ist der springende Punkt: Geschmack. Und Geschmack ist teuer. Arme Kinder. (Vertraulich) Ich finde Jenny so reizvoll. Nicht das ich sie gleich bespringe oder so ... Meine Geile sitzt im Kopf, meistens... wirklich.
Richard (zu) Jenny: Anständiger Wodka ist kein Luxus.
Jenny: Ein Treibhaus auch nicht.
Richard: Doch.
Jack (zum Publikum): Mein Onkel starb und hinterließ mir dreieinviertel Millionen. Was sehr angenehm ist. Was bedeutet: Ich kann ein Treibhaus haben und polnischen Wodka, plus dreisigjährigen schottischen Whiskey, plus... keine Sorgen. (Greift in die Handlung ein) Tag, Kinder!
Richard: Hm?
Jenny (gereizt und erfreut: ihre Reaktion auf Jack ist immer eine Mischung zwischen Mütterlichkeit und Koketterie): Ach, du lieber Gott, Jack!
Richard ( seine Reaktion auf Jack ist eine Mischung von leichtem Mißtrauen, Unbehagen und natürlicher Freundlichkeit): Ach, du bist da, Jack!
Jack ( sieht, dass sie ein wenig verlegen sind): Oh, wenn ich rumirre, fußwund und ziellos, wo ziehts mich immer hin? Hierher. Und warum? Nun, wegen der herzlich, gastlichen Aufnahme. Wie gehts euch, Kinder?
Richard: Dürftig.
Jenny: Glänzend!
Jack: Passt nicht zusammen.
Richard: Was treibst du?
Jack (küßt Jenny auf die Stirn): War schnell im Klub und hab mir die Herzinfarkte angesehen, hab' am Pokertisch einen Blick riskiert und ein paar Hunderter liegenlassen... . ( Zu Jenny) Du ...riechst....wunderbar.
[...]

helgeman
2007-06-22, 14:43:40
ich könnte dir jetzt den dialog zwischen jenny und richard aufführen, aber für jack ist das zu dürftig, gibt es denn keine chrakterbeschreibung im textbuch?

Monger
2007-06-22, 14:57:52
Was würdet ihr den im folgenden ( sofern man das als repräsentativ nehmen kann) sagen, ist Jack für ein Charakter? Wie würdet ihr ihn spielen?


Hm, schwer zu sagen. Er hat einen kuriosen Sprechrhythmus. Viele Pausen, viele Betonungen. Mehr Telegrammstil als vollständige Sätze. Zusammen mit dem was er erzählt (Alkohol, Frauen, Geld...) scheint er mir ein sehr situationsbezogener Mensch zu sein. Also einer, dessen Laune in einem Moment zum anderen umschlagen kann.

Das erste was mir zu dem Dialog einfiel war "Playboy", das zweite "Mid-Life Crisis". Also, auf jeden Fall ein sehr rastloser Charakter. Und so würde ich ihn dann auch spielen: ständig in Bewegung, sehr viel Gestik, alles ein bißchen überspitzt betonen, so ein bißchen wie auf Speed...

Quantar
2007-06-22, 15:05:06
diabolisch würde imo auch passen. immer ein fieses lächeln auf den lippen, leicht arrogant, tut so als würde er über den dingen stehen.

Piffan
2007-06-22, 19:29:05
Gute Schauspielern nimmt man die Rolle ab. Man muss völlig vergessen, dass es nur gespielt ist.
Das ist alles.
Schauspieler brauchen ein gutes Gedächtnis für die Dialoge und die Fähigkeit, so zu denken und zu fühlen wie der Protagonist. Empathie und Phantasie. Dinge, die man nicht erlernen kann, sondern mitbringen muss.

Beispiel der neue Bond: Toller Actionfilm, das Können des Hauptdarstellers knapp ausreichend. So richtig toll war die Vorstellung nicht, dafür der Film insgesamt unterhaltsam.

Beispiel Choclat: Sehr gute Besetzung, alle Charaktere glaubhaft. Obwohl der Film nicht so sensationell und aktionlastig war, dennoch beste Unterhaltung dank der Schauspieler. Bester Darsteller der prügelnde Ehemann. Unsympathisch, brutal und strunzdoof. Was für ein Arschloch die Rolle, wie toll die Darstellung.....Guter Schauspieler.

Matrix316
2007-06-22, 19:48:56
Kurz: Je wandlungsfähiger desto besser. Manche Leute können nur bestimmte Rollen spielen wie z.B. Arnold Schwarzenegger oder Sylvester Stallone oder Till Schweiger :D und wirken in anderen einfach nicht so gut. Andere dagegen können vom Actionreißer über lustige bis zu anspruchsvolle Filme alles spielen und es ist immer glaubwürdig, z.B. Mel Gibson, Harrison Ford, Bruce Willis oder George Clooney und so.