Günther
2002-10-19, 20:05:54
Im Gedenken an meine Sig möchte ich, dass ihr euch meine alte Sig noch einmal anseht und durchliest! Danke!
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"Visionen" - können Sie mit diesem Begriff etwas anfangen?
Die Sozialdemokratie braucht eine Vorstellung davon, in welche Richtung sie mit ihrer Politik die Gesellschaft bewegen möchte. Sie muss zumindest eine Vision skizzieren können, für die sie steht und die Vision muss denkbar und erreichbar sein. Utopien haben nicht den Sinn, die Menschen mit einer Hoffnung auf bessere Zeiten zu vertrösten, sie sind vor allem dazu da, um das Hier und Jetzt kritisch zu überprüfen und Veränderungen einzuleiten. In diesem Sinne: Ja zu Visionen und utopischen Reflexionen.
Und wie kann eine sozialdemokratische Zukunftsvision aussehen?
Ein sozialdemokratischer Zukunftsentwurf muss ein Höchstmaß an gesellschaftlicher Erneuerung und Weiterentwicklung mit einem Höchstmaß an gesellschaftlichem Zusammenhalt verbinden.
Ist dies mit dem sogenannten "Dritten Weg" gelungen?
Das letzte Jahrzehnt war auf jeden Fall von der Debatte um den "Dritten Weg" geprägt - ausgehend von Tony Blair bis zur SPD mit der "neuen Mitte". Schwierig bis unmöglich war aber, den herrschenden Neoliberalismus gleichzeitig aufzugreifen und zu konterkarieren. Der "Dritte Weg" hatte zu wenig Konturen und Schärfe. Dennoch gibt es einiges vom "Dritten Weg", das nicht verworfen werden sollte. Etwa die Erkenntnis, dass Leistung bzw. Eigeninitiative und sozialer Halt keine Gegensätze sind. Darauf beruht auch unser Programm der fairen Chancen für alle.
Die SPÖ ist aber lange Zeit davon ausgegangen, dass Leistung und sozialer Halt Gegensätze sind.
Richtig. Und zwar zu lange. Die Konsequenz aus diesem Menschenbild, das von nicht wirklich selbstständigen Menschen ausgegangen ist, war ein wohlmeinender Staat, der den Menschen all zu oft vorschreibt, wie sie sich zu verhalten haben. Das kann heute nicht mehr funktionieren. Genau so wenig wie ein Staat, der sich um die Menschen überhaupt nicht kümmert. Das wird die schwarz-blaue Regierung zu spüren bekommen.
Die SPÖ propagiert im Wahlkampf "Faire Chancen für alle". Ist es nicht ein sehr bescheidenes Ziel, lediglich die Gleichheit der Chancen erreichen zu wollen?
Ganz und gar nicht, denn: Chancengleichheit ist ein höchst geeignetes Ziel, um die Mängel und Versäumnisse der Gegenwart sehr klar erkennbar werden zu lassen. Es ist ein erreichbares Ziel, und zugleich ein sehr ambitioniertes, schon wenn wir an die derzeitige Situation in unserem Land denken. Und nicht zuletzt habe ich auch einen sehr persönlichen Zugang zu diesem Thema. Als Sozialdemokrat gehe ich zunächst einmal von der Ungleichheit der Menschen aus. Ob Herkunft, gesundheitliche Versorgung oder mehr oder weniger Wohlstand - es gibt viele Faktoren, die die Ausstattung, mit der man ins Leben tritt, prägen. Und wir sind nicht derselben Auffassung wie die schwarz-blaue Regierung, wir sagen nicht achselzuckend: "Jeder ist seines Glückes Schmied." Wir wollen ermöglichen, dass wirklich alle gleiche Chancen vorfinden. Das ist der Sinn unserer Politik. Aus eigener Erfahrung weiß ich auch, wie wichtig eine gute Ausbildung ist, sie ist der Schlüssel zu einem selbstbestimmten Leben. Wir sagen: Gibt es faire Chancen für alle, dann kann eine Gesellschaft auch von ihren Mitgliedern eine entsprechende Leistung erwarten.
Leistung - ein in Teilen der Sozialdemokratie immer noch verpönter Begriff?
Was jedoch absolut unverständlich ist. Wer sind denn die "Leistungsträger" in unserer Gesellschaft, wenn nicht die hart arbeitenden Frauen und Männer, für die wir uns einsetzen. Die größten Feinde des Leistungsgedanken sind die, die aufgrund ihrer Herkunft, ihres Vermögens oder Ähnlichem Erfolg haben. Und ihnen sollen wir den Leistungsbegriff überlassen? Sicher nicht!
Letzte Frage: Die schwarz-blaue Regierung hat gezeigt, was sie von Demokratie und Toleranz hält. Wie sieht Ihr persönlicher Zugang aus?
Als Politiker muss ich mir immer eines vor Augen halten: Ich mache nicht Politik, damit die Welt so wird, wie ich sie gerne hätte, sondern damit sie so wird, wie es für die Menschen am besten ist. Das klingt vielleicht banal, wer sich jedoch die Auseinandersetzungen in der österreichischen Innenpolitik ansieht, wird diesen Satz nicht oft bestätigt finden. Für die SPÖ muss klar sein, auch wenn dies vielleicht nicht immer der Fall war: Wer für eine Gesellschaft der selbstbestimmten, mündigen und kritischen Bürgerinnen und Bürger eintritt, muss sich ihnen und ihrer Kritik auch stellen und ein entsprechendes Angebot vorlegen. Ich halte es außerdem mit Bruno Kreisky: "Weiterreden mit jenen, gegen die man ist - eines Tages kann daraus überraschend Gutes komme."
Fragen nach Gott und meinem Glauben mag ich nicht", sagte vor einiger Zeit der geniale Physiker Stephen Hawking in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin „Focus". Er gehört zu den bekanntesten Wissenschaftlern dieser Welt. Stephen Hawking wurde am 8. Januar 1942 in Oxford, England, geboren – genau 300 Jahre nach dem Tod von Galileo. Er besuchte die Universität in Oxford. Eigentlich wollte er Mathematik studieren, aber dieses Fach wurde nicht angeboten. Daher entschloss er sich, Physik zu studieren. Während seines Studiums wurde bei ihm eine Krankheit festgestellt, die alle Muskeln in seinem Körper schwächt. Obwohl er krank war, studierte er weiter, um seinen Doktortitel in Physik zu bekommen. Hawking untersuchte Schwarze Löcher. Seine bisher wichtigste Entdeckung ist, dass Schwarze Löcher Röntgen- und Gammastrahlen aussenden. Diese Strahlung kann man mit besonderen, wissenschaftlichen Geräten nachweisen.
Hawking hat die Bücher „Eine kurze Geschichte der Zeit" und „Black Holes and Baby Universes and Other Essays" geschrieben. Er hält auch weiterhin Vorlesungen und verreist gerne. Er ist in zweiter Ehe verheiratet und hat drei Kinder. 1986 verlor er durch einen Luftröhrenschnitt noch die Stimme. Seither kommuniziert er per Sprachcomputer und zwei sich noch bewegenden Fingern. Mit Gott will er offenbar nichts zu tun haben.
Die Formel Gottes kennen?
Auf die Frage von Fokus, ob wir die Welt jemals völlig begreifen können, sagt Hawking, dass dieses Ende des 21. Jahrhunderts der Fall sein werde. Dann würden wir die Formel Gottes kennen (wäre der Mensch dann nicht Gott?), nach der er die Welt erschuf. Damit allerdings will er nicht sagen, dass es wirklich den Schöpfer-Gott gibt, von dem die Bibel spricht. Er benutzt Gott aus seiner Sicht „wertfrei" für die Kraft, die den Urknall bewirkt haben soll.
Wie kommt es, dass ein solche tiefsinniger Mensch, der viel mehr als andere die Vorgänge in unserem Kosmos und in Verbindung mit den sogenannten schwarzen Löchern erforscht hat, Angst vor der Frage nach Gott hat?
Furcht oder Friede im Herzen?
„Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus, denn die Furcht hat Pein. Wer sich aber fürchtet, ist nicht vollendet in der Liebe" (1. Johannes 4,17-19). Wenn ein Mensch echte Furcht und Angst vor Gott hat, dann ist das zugleich ein Beweis, dass er Gott nicht kennt. Wenn er jedoch in echter Ruhe leben kann, dann kennt er Frieden mit Gott.
Damit wird deutlich, dass es uns nicht um eine Diskussion der Forschungsergebnisse Hawkings geht. Er mag in vielen Rückschlüssen, die er aus seiner Forschung zieht, recht haben.
Was nützt es einem Menschen,...?
Aber: „Denn was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, sich selbst aber verliert oder einbüßt?" (Lukas 9,25). So gilt für einen Menschen, der seine Sünden noch nicht Jesus Christus bekannt hat: „Es ist furchtbar, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen!" (Hebräer 10,31).
Jeder jedoch, der an den Herrn Jesus Christus glaubt, darf wissen, dass er in der Hand des Vaters und in der Hand von Jesus Christus geborgen ist (Johannes 10,28.30). Er braucht keine Angst zu haben – auch wenn er nicht ohne Gottesfurcht und nicht leichtfertig leben wird, denn Gott ist sein Vater geworden und der Richter Jesus sein Retter.
Kennst Du diese herrlichen Beziehungen? Und genießt Du sie auch?
GEOGRAFIE, BEVÖLKERUNG
Fläche: 9 809 155 km2, einschl. Alaska (1 700 138 km2) und Hawaii (28 313 km2). Hinzu kommen Übersee- bzw. Außengebiete (> S. 475). Grenze zu Kanada im Norden, teilweise gebildet durch die Großen Seen und den St.-Lorenz-Strom, und zu Mexiko im Süden, zum Teil entlang dem Rio Grande.
In den 48 zusammenhängenden Bundesstaaten ("contiguous states") im Wesentlichen 4 Großlandschaften: die westlichen Kordilleren (unterschieden in östliche Rocky Mountains und westliches pazifisches Gebirge), die Inneren Ebenen, die Appalachen und die Küstenebenen am Atlantik und am Golf von Mexiko. Die Rocky Mountains bilden die wichtigste Wasserscheide des Kontinents ("continental divide"). Dort trennen sich die Flüsse, die in den Pazifik fließen, von denen, die in den Atlantik oder das Nordpolarmeer strömen.
Rocky Mountains und pazifisches Gebirge werden von zahlreichen Tiefebenen (u.a. dem Death Valley, 86 m unter dem Meeresspiegel, tiefster Punkt der Vereinigten Staaten) und Plateaus durchzogen, darunter im Süden die Sierra Nevada mit dem Mt. Whitney (4418 m) als höchster Erhebung. (Höchster Berg der USA ist der Mt. McKinley in Alaska mit 6194 m.)
In den Interior Plains östlich der Rocky Mountains liegt das größte landwirtschaftliche Produktionsgebiet der Welt, das zum Teil durchzogen wird vom größten Flusssystem der USA, dem Mississippi/Missouri mit einer Gesamtlänge von 6240 km.
Verwaltung: 50 Bundesstaaten plus District of Columbia mit der Bundeshauptstadt Washington
Bevölkerung: 287,596 Mio. Einw., davon 69,1 % Weiße, 12,3 % afrikan. und 12,5 % hispan. Abstammung In Städten leben 77 %, unter 15 J. sind 22 % der Bev. Bev.dichte: 31 Einw./km2 Bev.wachstum: 0,89 % Fruchtbarkeitsrate: 2,1 Geb./ Frau
Im Ausland wurden 30,5 Mio. Einw. (fast 11 %) des "Schmelztiegels der Nationen" geboren. Die wichtigsten Herkunftsländer:
Mexiko 7 197 000
Philippinen 1 455 000
China + Hongkong 985 000
Vietnam 966 000
Kuba 943 000
Indien 839 000
El Salvador 761 000
Dominikanische Republik 679 000
Großbritannien 655 000
Korea 611 000
Landessprachen: amerikanisches Englisch (Amtssprache), ausschließlich gesprochen von 86 % der Bev.; Spanisch (erste Sprache für 7,5 % der Bev.). Daneben lokal Minderheitensprachen. Etwa 32 Mio. Einw. sprechen kein Englisch.
Religionen: 55 % Protestanten (Baptisten, Methodisten, Mormonen, Lutheraner), 28 % Katholiken, 2 % Juden, außerdem Muslime, Sikhs, Buddhisten, Bahai und andere
Die größten Städte
New York 8 008 300
Los Angeles 3 694 800
Chicago 2 896 000
Houston 1 953 600
Philadelphia 1 517 600
Phoenix 1 321 000
San Diego 1 223 400
POLITISCHES SYSTEM
Präsidialrepublik. Verfassung von 1787, letzte Änderung 1992. Allg. Wahlrecht ab 18 J. Mehrheitswahlrecht. Zweikammerparlament "Congress": Repräsentantenhaus ("House of Representatives", 435 Abg., Direktwahl alle 2 J.) und Senat ("Senate", 100 Mitgl., je 2 pro Bundesstaat; alle 2 J. Wahl eines Drittels der Senatoren für 6 J.).
Indirekte Wahl des Staatsoberhaupts _ einmalige Wiederwahl zulässig _ und des Vizepräsidenten für 4 J. durch 538 direkt gewählte Wahlmänner ("electoral college"). Wahl am Dienstag nach dem ersten Montag im November.
Staats- und Regierungschef: George W. Bush (seit Januar 2001)
Vizepräsident: Richard Cheney (seit Januar 2001)
Außenminister: Colin L. Powell
MILITÄR
Allg. Wehrpflicht: Nein Streitkräfte: 1 367 700 Mann, davon 477 800 Armee, 325 500 Luftstreitkräfte, 366 100 Marine Militärausgaben (am BSP): 16,2 % Waffenhandelsanteil an den Exporten 4,7 %, an den Importen 0,2 %
GESUNDHEIT, SOZIALES, BILDUNG
Öffentliche Gesundheitsausgaben (am BIP): 5,7 % Öffentliche Ausgaben für Bildung u. Erziehung (am BIP): 5 % Öffentliche Ausgaben für Altersversorgung (am BIP): 7,5 % (1997) Medizinische Versorgung: 2,7 Ärzte, 3,6 Krankenhausbetten/1000 Einw. Säuglingssterblichkeit: 7/1000 Geb. Müttersterblichkeit: 12/100 000 Geb. Kinderunterernährung: 1 % Frauenanteil an den Beschäftigten: 46 % HIV-Infektionsrate: 0,61 % Lebenserwartung: Männer 74 J., Frauen 80 J. Schulpflicht: 7 _ 16 J. Einschulungsquote im Primarbereich 95 %, im Sekundarbereich 90 %. Es gibt ca. 4000 Colleges und Universitäten, darunter die ältesten und immer noch renommiertesten wie Harvard (gegr. 1636), College of William and Mary (1693), Yale (1701), Princeton (1746).
WIRTSCHAFT
Währung: 1 Dollar (US$) = 100 Cents Kurs (Mitte 2002): 1 US$ =1,07 e BSP: 9601,5 Mrd. US$ Wachstumsrate des BIP: 4,2 % BSP/Kopf: 34 100 US$ Anteile am BIP: Landwirtschaft 1,3 %, Industrie 24,0 %, Dienstleistungen 74,7 % Forschung+Entwicklungsausgaben (am BSP): 2,55 % Arbeitslosenquote: 4,1 % Inflationsrate: 2,8 % Staatseinnahmen: 1914,17 Mrd. US$ Steueraufkommen (am BIP): 20,1 % Einkommensteuer: max. 40 % Körperschaftsteuer: 35 % Haushaltsüberschuss (am BIP): 2,3 % Staatsausgaben: 1815,37 Mrd. US$ Leistungsbilanzdefizit: 417,44 Mrd. US$ Auslandsverbindlichkeiten: 9377 Mrd. US$ Auslandsvermögen: 7189,8 Mrd. US$ Devisenreserven: 128,4 Mrd. US$ Geleistete Entwicklungshilfe: 9,955 Mrd. US$ Ausl. Direktinvestitionen: 287,68 Mrd. US$ Börse (Marktkapitalisierung am BIP): 153,5 % Energie: Produktion 1687,89 Mio. t ÖE, Verbrauch 2269,99 Mio. t ÖE. Anteile am Verbrauch: Kohle 24,8 %, Öl 40 %, Atomenergie 8,2 %, Erdgas 24,8 %, sonstige 2,2 %
Landwirtschaft, Rohstoffe, Industrie: Nutzfläche 19,5 %, von der Anbaufläche sind 12,5 % bewässert Produkte: Weizen, Mais, Gerste, Wein, Kartoffeln, Tabak Bewaldet: 2 260 000 km2, jährliche Aufforstung: 3880 km2 Wichtige Industriezweige: Kraftfahrzeuge, Nahrungsmittel, Chemie, Maschinenbau, Flugzeuge, Rüstungsgüter, Elektronik Rohstoffe: Erdöl, Erdgas, Kohle, Kupfer, Eisen, Silber, Uran
Außenwirtschaft: Handelsbilanzdefizit 423,67 Mrd. US$ Export: 723,83 Mrd. US$, davon 45,7 % Maschinen und Anlagen, 22 % industrielle Vorprodukte, 11,6 % Konsumgüter, 10,3 % Kfz und Kfz-Teile, 6,1 % Nahrungsmittel und Getränke Hauptausfuhrländer: Kanada (22,9 %), Mexiko (14,2 %) Japan (8,3 %), Großbritannien (5,3 %) Hightech-Export: 197,033 Mrd. US$ Import: 1147,5 Mrd. US$, davon 28,5 % Maschinen und Anlagen, 24,6 % industrielle Vorprodukte, 23,1 % Konsumgüter, 16,1 % Kfz und Kfz-Teile, 3,8 % Nahrungsmittel und Getränke Hauptlieferländer: Kanada (18,8 %), Japan (12,1 %), Mexiko (11,2 %), VR China (8,2 %)
VERKEHR
Schienennetz: 260 500 km Straßennetz: 6 304 193 km, davon 58,8 % befestigt Motorisierung: 760 Kfz/ 1000 Einw. Internationale Flughäfen: 180, die größten: Atlanta, Chicago, Los Angeles, Dallas, San Francisco Fluglinien: Delta, United, American Airlines, Northwest, Continental, 655,649 Mio. beförderte Passagiere Häfen: South Louisiana, Houston, New York Binnenschifffahrt auf 41 009 km Wasserstraßen
KOMMUNIKATION
Auf 1000 Einw. kommen 2118 Rundfunk-, 854 Fernsehgeräte, 664,5 Telefonanschlüsse, 444,2 Mobiltelefone, 622,5 PC und 371,4 Internet-Zugänge IuK-Ausgaben (am BIP): 8,1 %
Es erscheinen 1489 engl. sprachige Tageszeitungen mit einer Gesamtauflage von rund 56 Mio. Exemplaren. Die größten Tageszeitungen und ihre Auflagen:
USA Today 2 300 000
Wall Street Journal 1 837 000
New York Times 1 075 000
Los Angeles Times 1 069 000
Washington Post 818 000
Daneben zahllose Zeitungen und Zeitschriften in den Sprachen der Minderheiten.
Nachrichtenagenturen: Associated Press, Bloomberg Business News, Dow-Jones News Service, Jewish Telegraphic Agency, Religion News Service, United Media, United Press International, WorldWide Media
UMWELT, TOURISMUS
Geschützte Gebiete: 13,4 % der Landesfläche Energieverbrauch/Kopf: 8159 kg ÖE CO2-Emission: 5447,6 Mio. t Verwendung des Süßwassers: Landwirtschaft 27 %, Industrie 65 %, Haushalte 8 % Tourismus: 50,891 Mio. Besucher, 85,153 Mrd.US$ Einnahmen
AKTUELLE ENTWICKLUNGEN
Amerikas 43. Präsident, im Januar 2001 nach chaotischer Wahl nur mit richterlicher Hilfe ins Amt gelangt, hatte gerade damit begonnen, sich in Washington häuslich einzurichten und dem Land seinen Rhythmus aufzuzwingen _ geregelte Arbeitstage ohne Überstunden, viel Freizeit und möglichst oft einen Trip auf die Farm in Texas. Da erschütterte ein Verbrechen die heile Welt des George W. Bush und mit ihm die ganze Nation, das die Amerikaner in ihrem naiven Glauben an die Einmaligkeit und Überlegenheit der USA ("It can't happen here" _ Bei uns kann so was nicht passieren) schlicht für unmöglich gehalten hatten:
Gewaltigen Bomben gleich schlugen in den Morgenstunden des 11. September 2001 zwei von Terroristen gekaperte Passagierflugzeuge in die stolzen Türme des New Yorker World Trade Center ein, die wie Kartenhäuser in sich zusammenstürzten. Ein dritter Jet raste in die militärische Zentrale der Weltmacht USA und zerstörte Teile des Pentagons. Die vierte Terrorbombe, vermutlich für das Weiße Haus oder das Kapitol in Washington be-stimmt, kam nicht ins Ziel: Nach einer überraschenden Attacke verzweifelter Passagiere auf die Terroristen stürzte die Maschine in der Nähe von Pittsburgh auf einen Acker.
In New York allein rechnete man anfangs mit 6333 Vermissten, darunter 2593 Ausländer aus 65 Ländern _ die meisten von ihnen vermutlich tot. Hinzu kamen Hunderte von Toten im Pentagon und bei Pittsburgh. Makabrer Vergleich: Die 10 weltweit schlimmsten Terrorangriffe vor dem 11. September hatten laut Time insgesamt 1968 Opfer gefordert.
Die Nation war paralysiert. Und es kam noch schlimmer. Während die Rettungsmannschaften am Ground Zero in New York noch nach Überlebenden suchten und die Trümmer weiter rauchten, erlebte Amerika einen zweiten heimtückischen Angriff, diesmal mit biologischen Waffen: In der Post prominenter Politiker und Publizisten tauchten Briefe auf, aus denen feines Pulver rieselte, der tödliche "bacillus anthracis", zu Deutsch: Milzbranderreger. Die Anschläge _ offenbar von einem Einzeltäter verübt, der nichts mit den Terroristen des 11. Septembers zu tun hatte _ forderten 5 Menschenleben, 17 Personen wurden in Krankenhäusern gerettet. Erstmals in der Geschichte der USA wurde das Repräsentantenhaus kurzfristig geschlossen; der Senat dagegen, dessen Mehrheitsführer Tom Daschle auch einen Anthrax-Brief erhalten hatte, war mutiger und tagte weiter.
Hysterie ergriff weite Teile der Bevölkerung, angstvoll blickte die Nation auf ihren Präsidenten, erwartete von ihm als Paterfamilias Trost und Aufmunterung zugleich. Und tatsächlich: Das politische Leichtgewicht George W. Bush mutierte, so schien es zumindest, von einem Tag auf den anderen zum Staatsmann. Zeitweilig genoss er die Unterstützung von beinahe 90 Prozent seiner Landsleute.
Statt spontan mit einem spektakulären Schlag gegen irgendeinen Verdächtigen zu reagieren, nahm sich Bush mehrere Wochen Zeit für eine stille diplomatische Offensive: Wie einst sein Vater im Golfkrieg gegen Saddam Hussein formte er eine große Koalition gegen den Terrorismus, der sich eine Vielzahl von Nationen anschloss _ die Nato-Verbündeten, aber auch Russland und die Volksrepublik China.
Erst als die Koalition geschmiedet war, starteten die USA einen massiven Vergeltungs- und Vernichtungsschlag gegen die Drahtzieher der Terrorakte: den von > Afghanistan aus operierenden Multimillionär und Revolutionär Osama Bin Laden und sein Qaida-Netzwerk sowie die am Hindukusch herrschenden Steinzeit-Fundamentalisten der Taliban.
Nach einem pausenlosen Dauerbombardement des Landes waren die Taliban vergleichsweise schnell entmachtet. Tausende vermeintliche Terroristen oder Terroristen-Helfer wurden gefangen gesetzt, darunter auch der US-Bürger John Walker Lindh, der sich in Afghanistan den Taliban angeschlossen hatte. Deren Führer aber entzogen sich dem Zugriff ebenso wie Bin Laden, und auch das Qaida-Netzwerk war im Sommer 2002 noch keineswegs ausgeschaltet.
"9/11", der Schock des 11. September, hielt auch noch an, als die Rettungs-, Bergungs- und Aufräumarbeiten in New York im Mai 2002 endgültig abgeschlossen wurden. Insgesamt waren rund 1,8 Mio. Tonnen Schutt abgetragen worden, die Zahl der Opfer lag offiziell bei 2823 Toten _ der Wettlauf um eine Neugestaltung des Areals, auf dem einmal das World Trade Center gestanden hatte, konnte beginnen.
Amerikas Kreuzzug gegen den Terrorismus ging weiter, nun aber nicht mehr bedingungslos unterstützt vom Rest der Welt. Denn George W. Bush hatte den Kreis der Verdächtigen mittlerweile erweitert, hatte eine "Achse des Bösen" ausgemacht, die vom Irak über den Iran bis nach Nordkorea reichte _ und einen Präventivschlag gegen Saddam Hussein mochten viele Partner der 9/11-Koalition nicht mittragen. Hinzu kam massive Kritik an der Art, wie die USA ihre Kriegsgefangenen aus Afghanistan auf dem Militärstützpunkt Guantanamo auf Kuba behandelten.
Im Sommer 2002, beim Gipfel der G-8-Staaten im kanadischen Kananaskis, hatte der politische Alltag den US-Präsidenten längst wieder eingeholt. Zwar führte sich George W. Bush immer noch auf wie ein Riesen-Staatsmann, strahlende Einmütigkeit und uneingeschränkte Solidarität der übrigen Staats- und Regierungschefs aber gab es nur noch für die Kameras. Und in Washington sah es nicht viel anders aus.
Innenpolitik:
Der 11. September 2001 bestimmte, natürlich, für lange Zeit auch die Innenpolitik _ so etwa bei den XIX. Olympischen Winterspielen, die im Februar 2002 hinter einem dichten Sicherheitskordon in Salt Lake City stattfanden. Es waren vermutlich die am besten gesicherten Spiele aller Zeiten. Aufregung verbreiteten allein Präsident George W. Bush, der die traditionelle Eröffnungsformel der Spiele ohne Absprache mit dem IOC mit dem patriotischen Vorsatz "Im Namen einer stolzen, entschlossenen und dankbaren Nation" einleitete, sowie die Dopingsünder, allen voran der für Spanien startende deutsche Skilangläufer Johann Mühlegg.
Ernsthaft in Bedrängnis gerieten George W. Bush und seine Administration, als sich herausstellte, dass es schon lange vor den Anschlägen vom 11. September ernst zu nehmende Warnungen gegeben hatte _ so etwa ein Memorandum, in dem Kenneth Williams, Agent der Bundespolizei FBI, bereits am 10. Juli 2001 warnend darauf hinwies, dass an amerikanischen Flugschulen möglicherweise arabische Terroristen ausgebildet würden. Doch auf dem Weg durch die FBI-Bürokratie landete das Memo irgendwann unbeachtet in einem Aktenordner. Ähnlich wenig Beachtung fand die Geheimdienstwarnung, Bin Ladens Organisation werde möglicherweise amerikanische Verkehrsflugzeuge entführen.
Als das Versagen der Dienste immer deutlicher und die Kritik immer heftiger wurde, kündigte Bush die Bildung eines neuen Super-Ministeriums zum Schutz der Heimat an (Department of Homeland Security), das mit insgesamt 170 000 Mitarbeitern und einem Jahresbudget von 37,4 Mrd. US-Dollar die Aktivitäten von insgesamt 22 Behörden koordinieren soll. "Mit dieser Reorganisation der Regierung", höhnte die New York Times, "will Bush vor allem schützen, was ihm besonders wichtig ist: sich selbst." Doch es wird vermutlich noch Jahre dauern, bis dieses Ministerium seine Arbeit aufnehmen kann: Bei der Gestaltung der neuen Behörde möchte der Kongress mitreden.
Bis dahin will der Präsident das Land mit einem freiwilligen Bürgerheer (Citizen Corps) vor neuen terroristischen Anschlägen schützen, das auf 5 Säulen ruhen soll: Teams für Notfälle in Gemeinden, Einsatzgruppen für medizinische Versorgung, Freiwilligen für den Polizeidienst, Gruppen für die Nachbarschaftsüberwachung und aus dem "Terrorism Information and Prevention System (Tips)", dem Terrorismusinformations- und -vorbeugesystem.
Nach Angaben des Zentrums für Verfassungsrecht in New York würde auf 24 Amerikaner ein Informant kommen, insgesamt 12 Mio. Spitzel, die vor allem an Schaltstellen des öffentlichen Lebens tätig sind oder an Schnittstellen zwischen privater und öffentlicher Sphäre: Busfahrer etwa und Postboten, Telefonisten und Lkw-Fahrer, Angestellte bei Versorgungsbetrieben, Kapitäne, Hafenarbeiter können eine eigens eingerichtete gebührenfreie Telefonnummer anrufen, wenn ihnen etwas verdächtig vorkommt. Der Start des Pilotprojekts war für August 2002 in 10 US-Städten geplant.
Schon wurden Erinnerungen wach an den Senator Joseph McCarthy, der in den fünfziger Jahren zur Hexenjagd auf Kommunisten geblasen hatte. Schon warnten Bürgerrechtler, der von George Orwell in seinem Klassiker "1984" prophezeite Überwachungsstaat werde mit knapp 20 Jahren Verspätung doch noch Wirklichkeit. Sosehr sich Senatoren und Abgeordnete auch im Kampf gegen den Terrorismus mit Bush einig waren _ bei anderen Themen zeigten sie sich durchaus selbstbewusst. So verabschiedete der Kongress ein Gesetz zur Wahlkampffinanzierung, das der Präsident ausdauernd bekämpft hatte, und bereitete ihm erhebliche Schwierigkeiten, seine Kandidaten für wichtige Bundesrichterposten durchzusetzen. Im Juli 2002 beschloss das Repräsentantenhaus sogar, die seit über einem halben Jahrhundert bestehende Reisesperre nach Kuba aufzuheben.
Je näher die Zwischenwahlen im November 2002 rückten _ bei denen alle Abgeordneten des Repräsentantenhauses und ein Drittel der Senatoren neu gewählt werden _, desto größer wurde der innenpolitische Druck auf den Präsidenten, der zu allem Überfluss noch seine wichtigste Mitarbeiterin im Weißen Haus verlor: Karen Hughes, über die im Weißen Haus alles lief, kehrte aus familiären Gründen nach Texas zurück.
"Das Gedächtnis der Amerikaner reicht nur für eine Nanosekunde", analysierte im Sommer 2002 der Meinungsforscher Bill McInturff. "Wir verlassen jetzt die vom 11. September geprägte Welt und treten ein in die Welt eines typischen Wahljahres. Da ist es an der Zeit, sich mit Dingen zu beschäftigen, die an der Heimatfront von Bedeutung sind" _ und das hieß: vor allem mit der
Wirtschaft:
Vor dem 11. September 2001 bereits hatten die wirtschaftlichen Eckdaten den Präsidenten in Erklärungsnot gebracht. Vorgänger Bill Clinton hatte ihm einen Haushaltsüberschuss von 237 Mrd. Dollar hinterlassen, für das Jahr 2001 war ein Plus von 281 Mrd., für die nächsten 10 Jahre gar von 3,4 Billionen vorhergesagt worden. Doch schon im August 2001 gab das Weiße Haus bekannt, 123 Mrd. Dollar des Überschusses für 2001 hätten sich irgendwie "verflüchtigt". Clinton-Ehefrau Hillary, inzwischen Senatorin in Washington, ätzte: "Wenn dies ein Film wäre, müsste man ihm den Titel geben >Liebling, ich habe den Überschuss schrumpfen lassen<". In Anspielung auf George Bush Senior, der 1992 vor allem wegen seiner Wirtschaftspolitik abgewählt worden war, fragte das Magazin Time den Präsidenten im September ironisch: "Ist dies die Rezession Ihres Vaters?" Die Arbeitslosigkeit hatte mit 4,9 Prozent den höchsten Stand seit 1997 erreicht, der Dow-Jones-Index war um 234 Punkte abgestürzt und der Confidence Index, der das Vertrauen in die Wirtschaft des Landes widerspiegelt, im dritten Monat in Folge gefallen.
Mit dem 11. September wurde alles noch viel dramatischer. Die Aktienkurse fielen auf breiter Front, ganze Branchen gerieten in Existenznot _ allen voran die Tourismusindustrie, denn die sonst so reiselustigen Amerikaner blieben aus Furcht vor neuen Anschlägen lieber daheim _ 4 von 5 Amerikanern hielten einen weiteren Angriff innerhalb der nächsten 12 Monate für wahrscheinlich oder sehr wahrscheinlich.
Während Kriege in der Vergangenheit durchaus auch positive Auswirkungen auf die amerikanische Wirtschaft hatten, zeigten Konjunkturspritzen und zusätzliche Sicherheits- und Militärausgaben diesmal keinerlei Wirkung. Im Gegenteil. Die hohen Ausgaben und unerwartet niedrige Steuereinnahmen führten dazu, dass die USA Mitte 2002 am Rande des Staatsbankrotts standen, als die Gesamtverschuldung der öffentlichen Hand die gesetzliche Obergrenze von 5950 Mrd. Dollar erreichte. "Wir geben Geld aus, als gäbe es kein morgen", klagte Senator George Voinovich, ein Republikaner aus Ohio. Der Regierung fehle es an jeglicher steuerpolitischen Verantwortung. Die Verschuldung wäre vermutlich noch größer geworden, hätte sich Bush mit seiner Idee einer kräftigen Steuersenkung zur Ankurbelung der Wirtschaft durchgesetzt. Doch er musste sich mit einem von den oppositionellen Demokraten geschnürten Kompromisspaket zufrieden geben, das nur geringfügige Steuererleichterungen vorsieht. Statt eines Überschusses ergab sich für 2001 ein Haushaltsdefizit von 515 Mrd. Dollar.
Schlimmer noch als die schlechten Gesamtzahlen war, weil auch psychologisch verheerend, eine Serie von Pleiten und Betrügereien, wie sie Amerikas Wirtschaft in diesen Größenordnungen und dieser Massierung noch nie erlebt hatte. Erst brach um die Jahreswende 2001/2002 der im Sommer 2000 noch siebtgrößte Konzern des Landes zusammen, das im Zeitalter der New Economy entstandene Energieversorgungsunternehmen Enron, woran die beiden größten Banken des Landes _ Citigroup und J. P. Morgan Chase _ offenbar nicht unbeteiligt waren: Sie hatten angeblich mitgeholfen, den anwachsenden Schuldenberg vor den Aktionären zu verschleiern. Auch auf die Bush-Administration fiel ein peinlicher Schatten, weil die in Houston (Texas) beheimatete Firma enge Beziehungen zu führenden Republikanern aus dem Umfeld des Präsidenten unterhielt. Dann kam im Juni heraus, dass die Telekommunikationsgesellschaft WorldCom, ebenfalls ein Kind der New Economy, ihre Bilanz durch milliardenschwere Falschbuchungen geschönt hatte. Ende Juli musste WorldCom schließlich Konkurs anmelden _ die größte Pleite der US-Geschichte. Auch traditionsreiche Firmen wie der Kopier-Riese Xerox oder der Pharmakonzern Merck gerieten ins Gerede.
Wie eng das Band zwischen Big Business und prominenten Mitgliedern der Bush-Mannschaft schon immer war, zeigte sich, als die Anti-Korruptions-Initiative Judical Watch eine Klage gegen den Bush-Vize Richard ("Dick") Cheney einreichte _ der sei beim Ölausrüster Halliburton, den Cheney vor seiner Reaktivierung durch Bush geleitet hatte, für eine betrügerische Umstellung der Geschäftsbilanzen verantwortlich gewesen. Auch vor George W. Bush selbst machte die Diskussion um Manipulationen nicht halt. Er hatte Ende der achtziger Jahre zwei ungewöhnlich günstige Darlehen von Firmen erhalten, in deren Aufsichtsrat er saß, was ihm ermöglichte, das wichtigste Aktiengeschäft seiner Karriere zu tätigen. Anfang Juli 2002 forderte Bush nun ein Ende all solcher Insider-Transaktionen _ weil sie in jüngster Zeit häufig missbraucht worden seien.
Schwarze Wochen an der Wall Street waren die Folge. Die Aktienkurse stürzten tiefer noch als unmittelbar nach dem 11. September. Und zu allem Überfluss verlor dann auch noch der Dollar seine Strahlkraft: Die Kunstwährung Euro, von den Amerikanern lange belächelt, war auf den Weltmärkten mit einem Male fast ebenso stark wie, zeitweilig sogar stärker als der "Greenback".
Außenpolitik:
In der Außen- und Verteidigungspolitik der USA schoben sich von Anfang an bewährte Konservative aus den siebziger Jahren sowie die attraktive Sicherheitsberaterin und Familienfreundin der Bushs, Condoleezza Rice, in den Vordergrund. "Where have you gone, Colin Powell?", titelte Time Anfang September 2001. Der Ex-General, unter Bush-Vater einer der Helden des Golfkriegs, saß zwar als Außenminister an der Spitze des State Department, konnte aber gegen die Falken in der Regierung kaum Akzente setzen. Nach den Anschlägen von New York und Washington übernahmen sie vollends die Regie. Statt des eher gemäßigten Powell, für den Außenpolitik bedeutet, die Interessen der USA zu wahren und voranzutreiben, zugleich aber auch auf andere Nationen Rücksicht zu nehmen, gewannen Polit-Dinos wie Richard Perle oder Donald Rumsfeld noch mehr Einfluss; vor allem aus dem Kreise dieser Bush-Krieger wurde immer wieder gefordert, den Kreuzzug gegen den Terrorismus endlich auch auf Saddam Hussein und den Irak auszudehnen.
Dass sich die Situation im Nahen Osten, völlig unabhängig von Saddam Hussein, dramatisch zuspitzte, ignorierte die Regierung indes, solange sie nur konnte. Anders als Vorgänger Clinton, der bis zu seinem letzten Amtstag versucht hatte, zwischen Israelis und Palästinensern zu vermitteln, wollte Bush in den offenbar unlösbaren Konflikt überhaupt nicht involviert werden. Erst im Frühjahr 2002, als der Ruf nach amerikanischer Vermittlung, vielleicht auch nach einem amerikanischem Machtwort nicht mehr zu überhören war, schickte er nacheinander den Ex-General Anthony Zinni und schließlich auch Colin Powell als Vermittler nach Israel und Palästina. Beide kehrten ohne Erfolg zurück, und nun versuchte sich der Präsident selbst als Außenpolitiker. Nach einigem Zickzack gab er seine Losung für den Nahen Osten aus: Jawohl, die Palästinenser sollten ihren eigenen Staat bekommen _ müssten sich aber vorher von ihrer gegenwärtigen Führung unter Jassir Arafat trennen. Danach müsse auch Israel seine Siedlungspolitik in den besetzten Gebieten korrigieren. Das Schlitzohr Arafat kündigte daraufhin für Anfang 2003 Neuwahlen an _ worauf Bush noch einmal nachlegte: Wenn sich die Palästinenser für eine korrupte Führung entschieden, die mithelfe, den Terrorismus zu finanzieren, werde Amerika seine Hilfe für Palästina einstellen.
Während Uno-Generalsekretär Kofi Annan vorsichtige Kritik an den Ultimaten übte, folgten Washingtons Verbündete auf dem G-8-Gipfel in Kananaskis dem Bush-Vorschlag _ auch Amerikas "neuer bester Freund" (Time), Russlands Präsident Wladimir Putin. Von der anderen östlichen Großmacht kam keine Reaktion. Die Chinesen waren möglicherweise immer noch ein wenig pikiert: Sie hatten für ihren Präsidenten Jiang Zemin in den USA für 120 Mio. Dollar eine Boeing 767 bestellt _ und nach der Auslieferung ihrer "Air Force One" insgesamt 27 US-Wanzen an Bord entdeckt. Vermutlich war das der Tölpelhaftigkeit eines der amerikanischen Geheimdienste zuzuschreiben. Es konnte aber ebenso gut auch als weiterer Beleg dafür gelten, dass Washington sich als selbst ernannter Weltpolizist das Recht anmaßt, alle übrigen Staaten der Welt zu kontrollieren und ihnen Amerikas Willen aufzuzwingen.
Washington gegen den Rest der Welt war auch das Motto der Bush-Administration, als sie Ende Juni 2002 mit einem Veto im Uno-Sicherheitsrat eine sechsmonatige Verlängerung des Uno-Mandats in Bosnien zunächst blockierte _ nicht in erster Linie, weil sie gegen dieses Mandat war, sondern um Sonderrechte für amerikanische Soldaten im Rahmen von Uno-Missionen durchzusetzen. Die sollten, anders als die Soldaten anderer Länder, nicht der Gerichtsbarkeit des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH) in Den Haag unterstellt werden, der am 1. Juli seine Arbeit aufnahm. Bush-Vorgänger Clinton hatte zwar die Gründungsurkunde für den IStGH unterzeichnet, doch der Senat, angeführt von dem Ultra Jesse Helms, dachte gar nicht daran, die Ratifizierung auf die Tagesordnung zu setzen. Nun drohte Bush sogar an, gegebenenfalls die Unterschrift der USA rückgängig zu machen. Der Rest der Welt unterwarf sich nolens volens einem kläglichen Kompromiss.
Gesellschaft:
Zum ersten Mal in fast einem Jahrzehnt stieg die Gewaltkriminalität wieder an. In fast allen Großstädten nahmen Bandenkriminalität und die Zahl der Morde und Raubüberfälle zu _ außer in New York, dessen langjähriger Bürgermeister Rudolph Giuliani nach dem Anschlag vom 11. September zum Helden der Stadt und von Time zur "Person des Jahres" erkoren wurde. (Dass er zur Zeit des Anschlags wegen eines schmutzigen Scheidungskrieges schon lange nicht mehr in "Gracie Mansion", der Residenz des OB, sondern bei einem Freund nächtigte, sahen ihm die New Yorker, liberal wie immer, gern nach. Sie hätten ihn vermutlich auch ein drittes Mal gewählt, doch das ließen die Statuten nicht zu. So zählt Giuliani inzwischen zu den begehrtesten Rednern des Landes und wird allein im Jahr 2002 Rednerhonorare von etwa 8 Mio. Dollar kassieren. Da fiel es nicht allzu schwer, den Scheidungskrieg im Juli 2002 mit der Zahlung von 6,8 Millionen. an seine Ex beizulegen.)
Bitter war das Jahr für die katholische Kirche in den USA. Nach und nach wurden Hunderte von Fällen bekannt, in denen Priester ihre Hände nicht von jungen Männern lassen konnten. Die Empörung über die pädophilen Geistlichen wurde so laut, dass Papst Johannes Paul II. Kardinäle und Bischöfe der USA schließlich zur Strafpredigt in den Vatikan zitierte.
Für Furore bei erzkonservativen Amerikanern und den christlichen Fundamentalisten sorgten im Juni 2002 zwei Urteile des Supreme Court. Mit 6:3 Stimmen erklärten die obersten Richter die Vollstreckung der Todesstrafe an geistig Behinderten für verfassungswidrig. Und mit 7:2 Stimmen setzten sie 150 Todesurteile aus, weil das Strafmaß nicht von einer Geschworenenjury, sondern von einem Einzelrichter festgelegt worden war. Wohl etwas zu voreilig sahen Optimisten darin einen ersten Schritt hin zur völligen Abschaffung der Todesstrafe.
Das Urteil eines Bundesgerichts in San Francisco, wonach die Floskel "eine Nation unter Gott" im morgendlichen Gebet an Amerikas Schulen verfassungswidrig sei, wurde nach einem von George W. Bush angeführten patriotischen Massenprotest erst einmal ausgesetzt.
Einen Dämpfer erhielten die Freunde des 1974 zurückgetretenen Skandal-Präsidenten Richard Nixon bei ihren Bemühungen, "Tricky Dick" zu rehabilitieren: Tonbandaufnahmen aus dem Weißen Haus aus dem Jahre 1972 belegten, dass Nixon im Vietnamkrieg am liebsten Atomwaffen eingesetzt hätte und im Übrigen aus seinem Antisemitismus kein Hehl machte. Nixon zu Sicherheitsberater Henry Kissinger: "Ich würde lieber die Atombombe einsetzen...Sie sind so verdammt besorgt um die Zivilbevölkerung, mir ist das scheißegal." Nixon zu seinem Finanzminister John Connally: "Das Justizministerium _ voll von Juden ... Die Anwälte der Regierung? Alles verdammte Juden."
Und dann gab es, auch ohne Bill Clinton, noch einmal Aufregung um eine Praktikantin. Die schöne Chandra Levy, im Kongress tätig und dort mit dem Abgeordneten Gary Condit aus Kalifornien in Beziehung gebracht, war plötzlich verschwunden. Condit wand sich, sprach ihren Verwandten Trost zu, beteuerte, nichts mit ihrem Verschwinden zu tun zu haben, und erklärte Monate später, als die Leiche der Praktikantin gefunden wurde, er werde im November erneut für das Repräsentantenhaus kandidieren. Doch er scheiterte bereits in der Vorwahl.
Umwelt:
Auch im Sommer 2002 wurden weite Teile des amerikanischen Westens, vor allem in den Bundesstaaten Colorado und Kalifornien, von verheerenden Waldbränden heimgesucht. Diesmal aber war alles viel schlimmer als sonst: Mehrere Brände verbanden sich zu einem Riesenfeuer, das bis in die Vororte der Colorado-Hauptstadt Denver reichte. Im Juli bedrohte eine Feuersbrunst die riesigen, zum Teil über 1000 Jahre alten Mammutbäume im Sequoia National Forest von Kalifornien. Der Sachschaden des feurigen Sommers ging in die Milliarden.
AUSSENGEBIETE
Amerikanisch-Samoa
Fläche: 199 km2, mit den vulkanischen Inseln Tutuila, Tau, Olosega, Ofu, Aunuu und den Atollen Rose und Swains Island. Bevölkerung: 67 100
Hauptstadt: Pago Pago (auf Tutuila), 9000 Einw.
US-amerikanischer Gouverneur. Zweikammerparlament "Fono": Senat mit 18, Abgeordnetenhaus mit 21 Mitgl. Wir t sch aft: BIP: 150 Mio. US$. BIP/ Kopf: 2600 US$. Haupteinnahmequelle: Fisch verarbeitende Industrie mit über 4000 Beschäftigten
Guam
Fläche: 541 km2, größte und südlichste der Marianen-Inseln. Rund ein Drittel der Landfläche wird von US-Marine- und -Luftstreitkräften eingenommen.
Bevölkerung: 155 000 Einw. Hauptstadt: Agana, 1300 Einw.
US-amerikanischer Gouverneur. Legislative mit 15 Mitgl., ein Abg. mit eingeschränktem Stimmrecht im US-Repräsentantenhaus.
Wirtschaft: BIP: 3,0 Mrd. US$. BIP/ Kopf: 19 000 US$. Haupteinnahmequelle: US-Militärausgaben (auf der Insel sind 6700 US-Soldaten stationiert; während des Vietnamkriegs bevorzugtes "Rest and Recreation"-Ziel der GIs und Standort der weltweit größten McDonald's-Filiale) sowie der Tourismus. Über 80 % der knapp 1,5 Mio. Besucher sind Japaner, bei denen die Insel als Flitterwochenziel beliebt ist.
U.S. COMMONWEALTH
Nördliche Marianen-Inseln
Fläche: 477 km2, verteilt auf 16 Vulkan- und Koralleninseln, die sich nördlich von Guam über 500 km erstrecken.
Bevölkerung: 74 000 Einw.
Hauptstadt: Saipan, 40 000 Einw.
Lokal gewählter Gouverneur. Zweikammerparlament: Senat mit 9, Repräsentantenhaus mit 18 Mitgliedern
Wirtschaft: BIP: 900 Mio. US$. BIP/Kopf: 12 500 US$. Haupteinnahmequelle: Tourismus, jährlich etwa 750 000 Besuchern.
U.S. Virgin Islands (Jungferninseln)
Fläche: 352 km2, Hauptinseln St. Thomas (80,3 km2), St. Croix (215 km2) und St. John (51 km2).
Bevölkerung: 122 000 Einw. Hauptstadt: Charlotte Amalie (St. Thomas), 12 200 Einw.
US-amerikanischer Gouverneur. Einkammerparlament mit 15 Mitgl., ein Abg. mit eingeschränktem Stimmrecht im US-Repräsentantenhaus. Die Einw. sind amerikanische Staatsbürger, aber bei Präsidentschaftswahlen nicht stimmberechtigt.
Wirtschaft: BIP: 1,8 Mrd. US$. BIP/ Kopf: 15 000 US$. Haupteinnahmequelle: Tourismus, 1999 fast 2 Mio. Besucher. Von russischen Oligarchen geschätzte Steueroase.
Puerto Rico
Fläche: 8959 km2, mit den Hauptinseln Puerto Rico, Mona, Vieques und Culebra.
Bevölkerung: 3,8 Mio. Einw.
Hauptstadt: San Juan, 422 000 Einw.
US-amerikanischer Gouverneur. Zweikammerparlament: Senat mit 28, Abgeordnetenhaus mit 54 Mitgl., ein Abg. mit eingeschränktem Stimmrecht im US-Repräsentantenhaus.
Wirtschaft: BIP: 38,1 Mrd. US$. BIP/ Kopf: 9800 US$. Haupteinnahmequelle: Tourismus, jährlich über 5 Mio. Besucher.
NICHT INTEGRIERTE GEBIETE IN KARIBIK UND PAZIFIK
Navassa-Insel: 5,2 km2 in der Karibik, unbewohnt, Leuchtturm, wegen des 160 km entfernten Stützpunktes Guantanamo auf Kuba von strategischer Bedeutung.
Verwaltung: US-Innenministerium.
Baker-Insel: Atoll mit einer Gesamtfläche von 1,4 km2. Baumlos, ohne Süßwasser, unbewohnt. Vogelparadies. Zutritt nur für Wissenschaftler.
Verwaltung: US-Innenministerium.
Howland-Insel: Atoll, Fläche 1,6 km2, ohne Süßwasser, unbewohnt. Vogelparadies. Zutritt nur für Wissenschaftler. Verwaltung: US-Innenministerium.
Jarvis-Insel: Fläche 4,5 km2, ohne Süßwasser, unbewohnt. Zutritt nur für Wissenschaftler.
Verwaltung: US- Innenministerium.
Palmyra-Atoll: Mini-Archipel mit ca. 50 dicht bewachsenen Eilanden, Gesamtfläche 11,9 km2. 1 Hafen, 1 Landebahn. Privatbesitz, aber Verwaltung durch US-Innenministerium.
Johnston-Atoll: Gesamtfläche 2,8 km2. Nord- und Ost-Insel waren Atomwaffentestgebiet und sind gesperrt. Ein Teil des Atolls war Depot und Vernichtungsplatz für C-Waffen. 970 Bewohner.
Verwaltung: US-Innen- und Verteidigungsministerium.
Midway-Inseln: Zwei insgesamt 5,2 km2 große Inseln. 1942 Schauplatz einer der größten Seeschlachten des Zweiten Weltkriegs. 3 feste Landebahnen, ca. 150 Bewohner, alle Naturschutzbehörde, Sperrgebiet.
Verwaltung: US-Innenministerium.
Wake-Insel: Atoll aus 3 Koralleninseln, Gesamtfläche 6,5 km2. Unter Militärverwaltung. Beansprucht von der Republik der Marshallinseln.
Kingman-Riff: 1 km2 großes, dreigeteiltes Korallenriff, permanent überflutungsgefährdet und unbewohnt.
Verwaltung: U.S. Navy.
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"Visionen" - können Sie mit diesem Begriff etwas anfangen?
Die Sozialdemokratie braucht eine Vorstellung davon, in welche Richtung sie mit ihrer Politik die Gesellschaft bewegen möchte. Sie muss zumindest eine Vision skizzieren können, für die sie steht und die Vision muss denkbar und erreichbar sein. Utopien haben nicht den Sinn, die Menschen mit einer Hoffnung auf bessere Zeiten zu vertrösten, sie sind vor allem dazu da, um das Hier und Jetzt kritisch zu überprüfen und Veränderungen einzuleiten. In diesem Sinne: Ja zu Visionen und utopischen Reflexionen.
Und wie kann eine sozialdemokratische Zukunftsvision aussehen?
Ein sozialdemokratischer Zukunftsentwurf muss ein Höchstmaß an gesellschaftlicher Erneuerung und Weiterentwicklung mit einem Höchstmaß an gesellschaftlichem Zusammenhalt verbinden.
Ist dies mit dem sogenannten "Dritten Weg" gelungen?
Das letzte Jahrzehnt war auf jeden Fall von der Debatte um den "Dritten Weg" geprägt - ausgehend von Tony Blair bis zur SPD mit der "neuen Mitte". Schwierig bis unmöglich war aber, den herrschenden Neoliberalismus gleichzeitig aufzugreifen und zu konterkarieren. Der "Dritte Weg" hatte zu wenig Konturen und Schärfe. Dennoch gibt es einiges vom "Dritten Weg", das nicht verworfen werden sollte. Etwa die Erkenntnis, dass Leistung bzw. Eigeninitiative und sozialer Halt keine Gegensätze sind. Darauf beruht auch unser Programm der fairen Chancen für alle.
Die SPÖ ist aber lange Zeit davon ausgegangen, dass Leistung und sozialer Halt Gegensätze sind.
Richtig. Und zwar zu lange. Die Konsequenz aus diesem Menschenbild, das von nicht wirklich selbstständigen Menschen ausgegangen ist, war ein wohlmeinender Staat, der den Menschen all zu oft vorschreibt, wie sie sich zu verhalten haben. Das kann heute nicht mehr funktionieren. Genau so wenig wie ein Staat, der sich um die Menschen überhaupt nicht kümmert. Das wird die schwarz-blaue Regierung zu spüren bekommen.
Die SPÖ propagiert im Wahlkampf "Faire Chancen für alle". Ist es nicht ein sehr bescheidenes Ziel, lediglich die Gleichheit der Chancen erreichen zu wollen?
Ganz und gar nicht, denn: Chancengleichheit ist ein höchst geeignetes Ziel, um die Mängel und Versäumnisse der Gegenwart sehr klar erkennbar werden zu lassen. Es ist ein erreichbares Ziel, und zugleich ein sehr ambitioniertes, schon wenn wir an die derzeitige Situation in unserem Land denken. Und nicht zuletzt habe ich auch einen sehr persönlichen Zugang zu diesem Thema. Als Sozialdemokrat gehe ich zunächst einmal von der Ungleichheit der Menschen aus. Ob Herkunft, gesundheitliche Versorgung oder mehr oder weniger Wohlstand - es gibt viele Faktoren, die die Ausstattung, mit der man ins Leben tritt, prägen. Und wir sind nicht derselben Auffassung wie die schwarz-blaue Regierung, wir sagen nicht achselzuckend: "Jeder ist seines Glückes Schmied." Wir wollen ermöglichen, dass wirklich alle gleiche Chancen vorfinden. Das ist der Sinn unserer Politik. Aus eigener Erfahrung weiß ich auch, wie wichtig eine gute Ausbildung ist, sie ist der Schlüssel zu einem selbstbestimmten Leben. Wir sagen: Gibt es faire Chancen für alle, dann kann eine Gesellschaft auch von ihren Mitgliedern eine entsprechende Leistung erwarten.
Leistung - ein in Teilen der Sozialdemokratie immer noch verpönter Begriff?
Was jedoch absolut unverständlich ist. Wer sind denn die "Leistungsträger" in unserer Gesellschaft, wenn nicht die hart arbeitenden Frauen und Männer, für die wir uns einsetzen. Die größten Feinde des Leistungsgedanken sind die, die aufgrund ihrer Herkunft, ihres Vermögens oder Ähnlichem Erfolg haben. Und ihnen sollen wir den Leistungsbegriff überlassen? Sicher nicht!
Letzte Frage: Die schwarz-blaue Regierung hat gezeigt, was sie von Demokratie und Toleranz hält. Wie sieht Ihr persönlicher Zugang aus?
Als Politiker muss ich mir immer eines vor Augen halten: Ich mache nicht Politik, damit die Welt so wird, wie ich sie gerne hätte, sondern damit sie so wird, wie es für die Menschen am besten ist. Das klingt vielleicht banal, wer sich jedoch die Auseinandersetzungen in der österreichischen Innenpolitik ansieht, wird diesen Satz nicht oft bestätigt finden. Für die SPÖ muss klar sein, auch wenn dies vielleicht nicht immer der Fall war: Wer für eine Gesellschaft der selbstbestimmten, mündigen und kritischen Bürgerinnen und Bürger eintritt, muss sich ihnen und ihrer Kritik auch stellen und ein entsprechendes Angebot vorlegen. Ich halte es außerdem mit Bruno Kreisky: "Weiterreden mit jenen, gegen die man ist - eines Tages kann daraus überraschend Gutes komme."
Fragen nach Gott und meinem Glauben mag ich nicht", sagte vor einiger Zeit der geniale Physiker Stephen Hawking in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin „Focus". Er gehört zu den bekanntesten Wissenschaftlern dieser Welt. Stephen Hawking wurde am 8. Januar 1942 in Oxford, England, geboren – genau 300 Jahre nach dem Tod von Galileo. Er besuchte die Universität in Oxford. Eigentlich wollte er Mathematik studieren, aber dieses Fach wurde nicht angeboten. Daher entschloss er sich, Physik zu studieren. Während seines Studiums wurde bei ihm eine Krankheit festgestellt, die alle Muskeln in seinem Körper schwächt. Obwohl er krank war, studierte er weiter, um seinen Doktortitel in Physik zu bekommen. Hawking untersuchte Schwarze Löcher. Seine bisher wichtigste Entdeckung ist, dass Schwarze Löcher Röntgen- und Gammastrahlen aussenden. Diese Strahlung kann man mit besonderen, wissenschaftlichen Geräten nachweisen.
Hawking hat die Bücher „Eine kurze Geschichte der Zeit" und „Black Holes and Baby Universes and Other Essays" geschrieben. Er hält auch weiterhin Vorlesungen und verreist gerne. Er ist in zweiter Ehe verheiratet und hat drei Kinder. 1986 verlor er durch einen Luftröhrenschnitt noch die Stimme. Seither kommuniziert er per Sprachcomputer und zwei sich noch bewegenden Fingern. Mit Gott will er offenbar nichts zu tun haben.
Die Formel Gottes kennen?
Auf die Frage von Fokus, ob wir die Welt jemals völlig begreifen können, sagt Hawking, dass dieses Ende des 21. Jahrhunderts der Fall sein werde. Dann würden wir die Formel Gottes kennen (wäre der Mensch dann nicht Gott?), nach der er die Welt erschuf. Damit allerdings will er nicht sagen, dass es wirklich den Schöpfer-Gott gibt, von dem die Bibel spricht. Er benutzt Gott aus seiner Sicht „wertfrei" für die Kraft, die den Urknall bewirkt haben soll.
Wie kommt es, dass ein solche tiefsinniger Mensch, der viel mehr als andere die Vorgänge in unserem Kosmos und in Verbindung mit den sogenannten schwarzen Löchern erforscht hat, Angst vor der Frage nach Gott hat?
Furcht oder Friede im Herzen?
„Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus, denn die Furcht hat Pein. Wer sich aber fürchtet, ist nicht vollendet in der Liebe" (1. Johannes 4,17-19). Wenn ein Mensch echte Furcht und Angst vor Gott hat, dann ist das zugleich ein Beweis, dass er Gott nicht kennt. Wenn er jedoch in echter Ruhe leben kann, dann kennt er Frieden mit Gott.
Damit wird deutlich, dass es uns nicht um eine Diskussion der Forschungsergebnisse Hawkings geht. Er mag in vielen Rückschlüssen, die er aus seiner Forschung zieht, recht haben.
Was nützt es einem Menschen,...?
Aber: „Denn was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, sich selbst aber verliert oder einbüßt?" (Lukas 9,25). So gilt für einen Menschen, der seine Sünden noch nicht Jesus Christus bekannt hat: „Es ist furchtbar, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen!" (Hebräer 10,31).
Jeder jedoch, der an den Herrn Jesus Christus glaubt, darf wissen, dass er in der Hand des Vaters und in der Hand von Jesus Christus geborgen ist (Johannes 10,28.30). Er braucht keine Angst zu haben – auch wenn er nicht ohne Gottesfurcht und nicht leichtfertig leben wird, denn Gott ist sein Vater geworden und der Richter Jesus sein Retter.
Kennst Du diese herrlichen Beziehungen? Und genießt Du sie auch?
GEOGRAFIE, BEVÖLKERUNG
Fläche: 9 809 155 km2, einschl. Alaska (1 700 138 km2) und Hawaii (28 313 km2). Hinzu kommen Übersee- bzw. Außengebiete (> S. 475). Grenze zu Kanada im Norden, teilweise gebildet durch die Großen Seen und den St.-Lorenz-Strom, und zu Mexiko im Süden, zum Teil entlang dem Rio Grande.
In den 48 zusammenhängenden Bundesstaaten ("contiguous states") im Wesentlichen 4 Großlandschaften: die westlichen Kordilleren (unterschieden in östliche Rocky Mountains und westliches pazifisches Gebirge), die Inneren Ebenen, die Appalachen und die Küstenebenen am Atlantik und am Golf von Mexiko. Die Rocky Mountains bilden die wichtigste Wasserscheide des Kontinents ("continental divide"). Dort trennen sich die Flüsse, die in den Pazifik fließen, von denen, die in den Atlantik oder das Nordpolarmeer strömen.
Rocky Mountains und pazifisches Gebirge werden von zahlreichen Tiefebenen (u.a. dem Death Valley, 86 m unter dem Meeresspiegel, tiefster Punkt der Vereinigten Staaten) und Plateaus durchzogen, darunter im Süden die Sierra Nevada mit dem Mt. Whitney (4418 m) als höchster Erhebung. (Höchster Berg der USA ist der Mt. McKinley in Alaska mit 6194 m.)
In den Interior Plains östlich der Rocky Mountains liegt das größte landwirtschaftliche Produktionsgebiet der Welt, das zum Teil durchzogen wird vom größten Flusssystem der USA, dem Mississippi/Missouri mit einer Gesamtlänge von 6240 km.
Verwaltung: 50 Bundesstaaten plus District of Columbia mit der Bundeshauptstadt Washington
Bevölkerung: 287,596 Mio. Einw., davon 69,1 % Weiße, 12,3 % afrikan. und 12,5 % hispan. Abstammung In Städten leben 77 %, unter 15 J. sind 22 % der Bev. Bev.dichte: 31 Einw./km2 Bev.wachstum: 0,89 % Fruchtbarkeitsrate: 2,1 Geb./ Frau
Im Ausland wurden 30,5 Mio. Einw. (fast 11 %) des "Schmelztiegels der Nationen" geboren. Die wichtigsten Herkunftsländer:
Mexiko 7 197 000
Philippinen 1 455 000
China + Hongkong 985 000
Vietnam 966 000
Kuba 943 000
Indien 839 000
El Salvador 761 000
Dominikanische Republik 679 000
Großbritannien 655 000
Korea 611 000
Landessprachen: amerikanisches Englisch (Amtssprache), ausschließlich gesprochen von 86 % der Bev.; Spanisch (erste Sprache für 7,5 % der Bev.). Daneben lokal Minderheitensprachen. Etwa 32 Mio. Einw. sprechen kein Englisch.
Religionen: 55 % Protestanten (Baptisten, Methodisten, Mormonen, Lutheraner), 28 % Katholiken, 2 % Juden, außerdem Muslime, Sikhs, Buddhisten, Bahai und andere
Die größten Städte
New York 8 008 300
Los Angeles 3 694 800
Chicago 2 896 000
Houston 1 953 600
Philadelphia 1 517 600
Phoenix 1 321 000
San Diego 1 223 400
POLITISCHES SYSTEM
Präsidialrepublik. Verfassung von 1787, letzte Änderung 1992. Allg. Wahlrecht ab 18 J. Mehrheitswahlrecht. Zweikammerparlament "Congress": Repräsentantenhaus ("House of Representatives", 435 Abg., Direktwahl alle 2 J.) und Senat ("Senate", 100 Mitgl., je 2 pro Bundesstaat; alle 2 J. Wahl eines Drittels der Senatoren für 6 J.).
Indirekte Wahl des Staatsoberhaupts _ einmalige Wiederwahl zulässig _ und des Vizepräsidenten für 4 J. durch 538 direkt gewählte Wahlmänner ("electoral college"). Wahl am Dienstag nach dem ersten Montag im November.
Staats- und Regierungschef: George W. Bush (seit Januar 2001)
Vizepräsident: Richard Cheney (seit Januar 2001)
Außenminister: Colin L. Powell
MILITÄR
Allg. Wehrpflicht: Nein Streitkräfte: 1 367 700 Mann, davon 477 800 Armee, 325 500 Luftstreitkräfte, 366 100 Marine Militärausgaben (am BSP): 16,2 % Waffenhandelsanteil an den Exporten 4,7 %, an den Importen 0,2 %
GESUNDHEIT, SOZIALES, BILDUNG
Öffentliche Gesundheitsausgaben (am BIP): 5,7 % Öffentliche Ausgaben für Bildung u. Erziehung (am BIP): 5 % Öffentliche Ausgaben für Altersversorgung (am BIP): 7,5 % (1997) Medizinische Versorgung: 2,7 Ärzte, 3,6 Krankenhausbetten/1000 Einw. Säuglingssterblichkeit: 7/1000 Geb. Müttersterblichkeit: 12/100 000 Geb. Kinderunterernährung: 1 % Frauenanteil an den Beschäftigten: 46 % HIV-Infektionsrate: 0,61 % Lebenserwartung: Männer 74 J., Frauen 80 J. Schulpflicht: 7 _ 16 J. Einschulungsquote im Primarbereich 95 %, im Sekundarbereich 90 %. Es gibt ca. 4000 Colleges und Universitäten, darunter die ältesten und immer noch renommiertesten wie Harvard (gegr. 1636), College of William and Mary (1693), Yale (1701), Princeton (1746).
WIRTSCHAFT
Währung: 1 Dollar (US$) = 100 Cents Kurs (Mitte 2002): 1 US$ =1,07 e BSP: 9601,5 Mrd. US$ Wachstumsrate des BIP: 4,2 % BSP/Kopf: 34 100 US$ Anteile am BIP: Landwirtschaft 1,3 %, Industrie 24,0 %, Dienstleistungen 74,7 % Forschung+Entwicklungsausgaben (am BSP): 2,55 % Arbeitslosenquote: 4,1 % Inflationsrate: 2,8 % Staatseinnahmen: 1914,17 Mrd. US$ Steueraufkommen (am BIP): 20,1 % Einkommensteuer: max. 40 % Körperschaftsteuer: 35 % Haushaltsüberschuss (am BIP): 2,3 % Staatsausgaben: 1815,37 Mrd. US$ Leistungsbilanzdefizit: 417,44 Mrd. US$ Auslandsverbindlichkeiten: 9377 Mrd. US$ Auslandsvermögen: 7189,8 Mrd. US$ Devisenreserven: 128,4 Mrd. US$ Geleistete Entwicklungshilfe: 9,955 Mrd. US$ Ausl. Direktinvestitionen: 287,68 Mrd. US$ Börse (Marktkapitalisierung am BIP): 153,5 % Energie: Produktion 1687,89 Mio. t ÖE, Verbrauch 2269,99 Mio. t ÖE. Anteile am Verbrauch: Kohle 24,8 %, Öl 40 %, Atomenergie 8,2 %, Erdgas 24,8 %, sonstige 2,2 %
Landwirtschaft, Rohstoffe, Industrie: Nutzfläche 19,5 %, von der Anbaufläche sind 12,5 % bewässert Produkte: Weizen, Mais, Gerste, Wein, Kartoffeln, Tabak Bewaldet: 2 260 000 km2, jährliche Aufforstung: 3880 km2 Wichtige Industriezweige: Kraftfahrzeuge, Nahrungsmittel, Chemie, Maschinenbau, Flugzeuge, Rüstungsgüter, Elektronik Rohstoffe: Erdöl, Erdgas, Kohle, Kupfer, Eisen, Silber, Uran
Außenwirtschaft: Handelsbilanzdefizit 423,67 Mrd. US$ Export: 723,83 Mrd. US$, davon 45,7 % Maschinen und Anlagen, 22 % industrielle Vorprodukte, 11,6 % Konsumgüter, 10,3 % Kfz und Kfz-Teile, 6,1 % Nahrungsmittel und Getränke Hauptausfuhrländer: Kanada (22,9 %), Mexiko (14,2 %) Japan (8,3 %), Großbritannien (5,3 %) Hightech-Export: 197,033 Mrd. US$ Import: 1147,5 Mrd. US$, davon 28,5 % Maschinen und Anlagen, 24,6 % industrielle Vorprodukte, 23,1 % Konsumgüter, 16,1 % Kfz und Kfz-Teile, 3,8 % Nahrungsmittel und Getränke Hauptlieferländer: Kanada (18,8 %), Japan (12,1 %), Mexiko (11,2 %), VR China (8,2 %)
VERKEHR
Schienennetz: 260 500 km Straßennetz: 6 304 193 km, davon 58,8 % befestigt Motorisierung: 760 Kfz/ 1000 Einw. Internationale Flughäfen: 180, die größten: Atlanta, Chicago, Los Angeles, Dallas, San Francisco Fluglinien: Delta, United, American Airlines, Northwest, Continental, 655,649 Mio. beförderte Passagiere Häfen: South Louisiana, Houston, New York Binnenschifffahrt auf 41 009 km Wasserstraßen
KOMMUNIKATION
Auf 1000 Einw. kommen 2118 Rundfunk-, 854 Fernsehgeräte, 664,5 Telefonanschlüsse, 444,2 Mobiltelefone, 622,5 PC und 371,4 Internet-Zugänge IuK-Ausgaben (am BIP): 8,1 %
Es erscheinen 1489 engl. sprachige Tageszeitungen mit einer Gesamtauflage von rund 56 Mio. Exemplaren. Die größten Tageszeitungen und ihre Auflagen:
USA Today 2 300 000
Wall Street Journal 1 837 000
New York Times 1 075 000
Los Angeles Times 1 069 000
Washington Post 818 000
Daneben zahllose Zeitungen und Zeitschriften in den Sprachen der Minderheiten.
Nachrichtenagenturen: Associated Press, Bloomberg Business News, Dow-Jones News Service, Jewish Telegraphic Agency, Religion News Service, United Media, United Press International, WorldWide Media
UMWELT, TOURISMUS
Geschützte Gebiete: 13,4 % der Landesfläche Energieverbrauch/Kopf: 8159 kg ÖE CO2-Emission: 5447,6 Mio. t Verwendung des Süßwassers: Landwirtschaft 27 %, Industrie 65 %, Haushalte 8 % Tourismus: 50,891 Mio. Besucher, 85,153 Mrd.US$ Einnahmen
AKTUELLE ENTWICKLUNGEN
Amerikas 43. Präsident, im Januar 2001 nach chaotischer Wahl nur mit richterlicher Hilfe ins Amt gelangt, hatte gerade damit begonnen, sich in Washington häuslich einzurichten und dem Land seinen Rhythmus aufzuzwingen _ geregelte Arbeitstage ohne Überstunden, viel Freizeit und möglichst oft einen Trip auf die Farm in Texas. Da erschütterte ein Verbrechen die heile Welt des George W. Bush und mit ihm die ganze Nation, das die Amerikaner in ihrem naiven Glauben an die Einmaligkeit und Überlegenheit der USA ("It can't happen here" _ Bei uns kann so was nicht passieren) schlicht für unmöglich gehalten hatten:
Gewaltigen Bomben gleich schlugen in den Morgenstunden des 11. September 2001 zwei von Terroristen gekaperte Passagierflugzeuge in die stolzen Türme des New Yorker World Trade Center ein, die wie Kartenhäuser in sich zusammenstürzten. Ein dritter Jet raste in die militärische Zentrale der Weltmacht USA und zerstörte Teile des Pentagons. Die vierte Terrorbombe, vermutlich für das Weiße Haus oder das Kapitol in Washington be-stimmt, kam nicht ins Ziel: Nach einer überraschenden Attacke verzweifelter Passagiere auf die Terroristen stürzte die Maschine in der Nähe von Pittsburgh auf einen Acker.
In New York allein rechnete man anfangs mit 6333 Vermissten, darunter 2593 Ausländer aus 65 Ländern _ die meisten von ihnen vermutlich tot. Hinzu kamen Hunderte von Toten im Pentagon und bei Pittsburgh. Makabrer Vergleich: Die 10 weltweit schlimmsten Terrorangriffe vor dem 11. September hatten laut Time insgesamt 1968 Opfer gefordert.
Die Nation war paralysiert. Und es kam noch schlimmer. Während die Rettungsmannschaften am Ground Zero in New York noch nach Überlebenden suchten und die Trümmer weiter rauchten, erlebte Amerika einen zweiten heimtückischen Angriff, diesmal mit biologischen Waffen: In der Post prominenter Politiker und Publizisten tauchten Briefe auf, aus denen feines Pulver rieselte, der tödliche "bacillus anthracis", zu Deutsch: Milzbranderreger. Die Anschläge _ offenbar von einem Einzeltäter verübt, der nichts mit den Terroristen des 11. Septembers zu tun hatte _ forderten 5 Menschenleben, 17 Personen wurden in Krankenhäusern gerettet. Erstmals in der Geschichte der USA wurde das Repräsentantenhaus kurzfristig geschlossen; der Senat dagegen, dessen Mehrheitsführer Tom Daschle auch einen Anthrax-Brief erhalten hatte, war mutiger und tagte weiter.
Hysterie ergriff weite Teile der Bevölkerung, angstvoll blickte die Nation auf ihren Präsidenten, erwartete von ihm als Paterfamilias Trost und Aufmunterung zugleich. Und tatsächlich: Das politische Leichtgewicht George W. Bush mutierte, so schien es zumindest, von einem Tag auf den anderen zum Staatsmann. Zeitweilig genoss er die Unterstützung von beinahe 90 Prozent seiner Landsleute.
Statt spontan mit einem spektakulären Schlag gegen irgendeinen Verdächtigen zu reagieren, nahm sich Bush mehrere Wochen Zeit für eine stille diplomatische Offensive: Wie einst sein Vater im Golfkrieg gegen Saddam Hussein formte er eine große Koalition gegen den Terrorismus, der sich eine Vielzahl von Nationen anschloss _ die Nato-Verbündeten, aber auch Russland und die Volksrepublik China.
Erst als die Koalition geschmiedet war, starteten die USA einen massiven Vergeltungs- und Vernichtungsschlag gegen die Drahtzieher der Terrorakte: den von > Afghanistan aus operierenden Multimillionär und Revolutionär Osama Bin Laden und sein Qaida-Netzwerk sowie die am Hindukusch herrschenden Steinzeit-Fundamentalisten der Taliban.
Nach einem pausenlosen Dauerbombardement des Landes waren die Taliban vergleichsweise schnell entmachtet. Tausende vermeintliche Terroristen oder Terroristen-Helfer wurden gefangen gesetzt, darunter auch der US-Bürger John Walker Lindh, der sich in Afghanistan den Taliban angeschlossen hatte. Deren Führer aber entzogen sich dem Zugriff ebenso wie Bin Laden, und auch das Qaida-Netzwerk war im Sommer 2002 noch keineswegs ausgeschaltet.
"9/11", der Schock des 11. September, hielt auch noch an, als die Rettungs-, Bergungs- und Aufräumarbeiten in New York im Mai 2002 endgültig abgeschlossen wurden. Insgesamt waren rund 1,8 Mio. Tonnen Schutt abgetragen worden, die Zahl der Opfer lag offiziell bei 2823 Toten _ der Wettlauf um eine Neugestaltung des Areals, auf dem einmal das World Trade Center gestanden hatte, konnte beginnen.
Amerikas Kreuzzug gegen den Terrorismus ging weiter, nun aber nicht mehr bedingungslos unterstützt vom Rest der Welt. Denn George W. Bush hatte den Kreis der Verdächtigen mittlerweile erweitert, hatte eine "Achse des Bösen" ausgemacht, die vom Irak über den Iran bis nach Nordkorea reichte _ und einen Präventivschlag gegen Saddam Hussein mochten viele Partner der 9/11-Koalition nicht mittragen. Hinzu kam massive Kritik an der Art, wie die USA ihre Kriegsgefangenen aus Afghanistan auf dem Militärstützpunkt Guantanamo auf Kuba behandelten.
Im Sommer 2002, beim Gipfel der G-8-Staaten im kanadischen Kananaskis, hatte der politische Alltag den US-Präsidenten längst wieder eingeholt. Zwar führte sich George W. Bush immer noch auf wie ein Riesen-Staatsmann, strahlende Einmütigkeit und uneingeschränkte Solidarität der übrigen Staats- und Regierungschefs aber gab es nur noch für die Kameras. Und in Washington sah es nicht viel anders aus.
Innenpolitik:
Der 11. September 2001 bestimmte, natürlich, für lange Zeit auch die Innenpolitik _ so etwa bei den XIX. Olympischen Winterspielen, die im Februar 2002 hinter einem dichten Sicherheitskordon in Salt Lake City stattfanden. Es waren vermutlich die am besten gesicherten Spiele aller Zeiten. Aufregung verbreiteten allein Präsident George W. Bush, der die traditionelle Eröffnungsformel der Spiele ohne Absprache mit dem IOC mit dem patriotischen Vorsatz "Im Namen einer stolzen, entschlossenen und dankbaren Nation" einleitete, sowie die Dopingsünder, allen voran der für Spanien startende deutsche Skilangläufer Johann Mühlegg.
Ernsthaft in Bedrängnis gerieten George W. Bush und seine Administration, als sich herausstellte, dass es schon lange vor den Anschlägen vom 11. September ernst zu nehmende Warnungen gegeben hatte _ so etwa ein Memorandum, in dem Kenneth Williams, Agent der Bundespolizei FBI, bereits am 10. Juli 2001 warnend darauf hinwies, dass an amerikanischen Flugschulen möglicherweise arabische Terroristen ausgebildet würden. Doch auf dem Weg durch die FBI-Bürokratie landete das Memo irgendwann unbeachtet in einem Aktenordner. Ähnlich wenig Beachtung fand die Geheimdienstwarnung, Bin Ladens Organisation werde möglicherweise amerikanische Verkehrsflugzeuge entführen.
Als das Versagen der Dienste immer deutlicher und die Kritik immer heftiger wurde, kündigte Bush die Bildung eines neuen Super-Ministeriums zum Schutz der Heimat an (Department of Homeland Security), das mit insgesamt 170 000 Mitarbeitern und einem Jahresbudget von 37,4 Mrd. US-Dollar die Aktivitäten von insgesamt 22 Behörden koordinieren soll. "Mit dieser Reorganisation der Regierung", höhnte die New York Times, "will Bush vor allem schützen, was ihm besonders wichtig ist: sich selbst." Doch es wird vermutlich noch Jahre dauern, bis dieses Ministerium seine Arbeit aufnehmen kann: Bei der Gestaltung der neuen Behörde möchte der Kongress mitreden.
Bis dahin will der Präsident das Land mit einem freiwilligen Bürgerheer (Citizen Corps) vor neuen terroristischen Anschlägen schützen, das auf 5 Säulen ruhen soll: Teams für Notfälle in Gemeinden, Einsatzgruppen für medizinische Versorgung, Freiwilligen für den Polizeidienst, Gruppen für die Nachbarschaftsüberwachung und aus dem "Terrorism Information and Prevention System (Tips)", dem Terrorismusinformations- und -vorbeugesystem.
Nach Angaben des Zentrums für Verfassungsrecht in New York würde auf 24 Amerikaner ein Informant kommen, insgesamt 12 Mio. Spitzel, die vor allem an Schaltstellen des öffentlichen Lebens tätig sind oder an Schnittstellen zwischen privater und öffentlicher Sphäre: Busfahrer etwa und Postboten, Telefonisten und Lkw-Fahrer, Angestellte bei Versorgungsbetrieben, Kapitäne, Hafenarbeiter können eine eigens eingerichtete gebührenfreie Telefonnummer anrufen, wenn ihnen etwas verdächtig vorkommt. Der Start des Pilotprojekts war für August 2002 in 10 US-Städten geplant.
Schon wurden Erinnerungen wach an den Senator Joseph McCarthy, der in den fünfziger Jahren zur Hexenjagd auf Kommunisten geblasen hatte. Schon warnten Bürgerrechtler, der von George Orwell in seinem Klassiker "1984" prophezeite Überwachungsstaat werde mit knapp 20 Jahren Verspätung doch noch Wirklichkeit. Sosehr sich Senatoren und Abgeordnete auch im Kampf gegen den Terrorismus mit Bush einig waren _ bei anderen Themen zeigten sie sich durchaus selbstbewusst. So verabschiedete der Kongress ein Gesetz zur Wahlkampffinanzierung, das der Präsident ausdauernd bekämpft hatte, und bereitete ihm erhebliche Schwierigkeiten, seine Kandidaten für wichtige Bundesrichterposten durchzusetzen. Im Juli 2002 beschloss das Repräsentantenhaus sogar, die seit über einem halben Jahrhundert bestehende Reisesperre nach Kuba aufzuheben.
Je näher die Zwischenwahlen im November 2002 rückten _ bei denen alle Abgeordneten des Repräsentantenhauses und ein Drittel der Senatoren neu gewählt werden _, desto größer wurde der innenpolitische Druck auf den Präsidenten, der zu allem Überfluss noch seine wichtigste Mitarbeiterin im Weißen Haus verlor: Karen Hughes, über die im Weißen Haus alles lief, kehrte aus familiären Gründen nach Texas zurück.
"Das Gedächtnis der Amerikaner reicht nur für eine Nanosekunde", analysierte im Sommer 2002 der Meinungsforscher Bill McInturff. "Wir verlassen jetzt die vom 11. September geprägte Welt und treten ein in die Welt eines typischen Wahljahres. Da ist es an der Zeit, sich mit Dingen zu beschäftigen, die an der Heimatfront von Bedeutung sind" _ und das hieß: vor allem mit der
Wirtschaft:
Vor dem 11. September 2001 bereits hatten die wirtschaftlichen Eckdaten den Präsidenten in Erklärungsnot gebracht. Vorgänger Bill Clinton hatte ihm einen Haushaltsüberschuss von 237 Mrd. Dollar hinterlassen, für das Jahr 2001 war ein Plus von 281 Mrd., für die nächsten 10 Jahre gar von 3,4 Billionen vorhergesagt worden. Doch schon im August 2001 gab das Weiße Haus bekannt, 123 Mrd. Dollar des Überschusses für 2001 hätten sich irgendwie "verflüchtigt". Clinton-Ehefrau Hillary, inzwischen Senatorin in Washington, ätzte: "Wenn dies ein Film wäre, müsste man ihm den Titel geben >Liebling, ich habe den Überschuss schrumpfen lassen<". In Anspielung auf George Bush Senior, der 1992 vor allem wegen seiner Wirtschaftspolitik abgewählt worden war, fragte das Magazin Time den Präsidenten im September ironisch: "Ist dies die Rezession Ihres Vaters?" Die Arbeitslosigkeit hatte mit 4,9 Prozent den höchsten Stand seit 1997 erreicht, der Dow-Jones-Index war um 234 Punkte abgestürzt und der Confidence Index, der das Vertrauen in die Wirtschaft des Landes widerspiegelt, im dritten Monat in Folge gefallen.
Mit dem 11. September wurde alles noch viel dramatischer. Die Aktienkurse fielen auf breiter Front, ganze Branchen gerieten in Existenznot _ allen voran die Tourismusindustrie, denn die sonst so reiselustigen Amerikaner blieben aus Furcht vor neuen Anschlägen lieber daheim _ 4 von 5 Amerikanern hielten einen weiteren Angriff innerhalb der nächsten 12 Monate für wahrscheinlich oder sehr wahrscheinlich.
Während Kriege in der Vergangenheit durchaus auch positive Auswirkungen auf die amerikanische Wirtschaft hatten, zeigten Konjunkturspritzen und zusätzliche Sicherheits- und Militärausgaben diesmal keinerlei Wirkung. Im Gegenteil. Die hohen Ausgaben und unerwartet niedrige Steuereinnahmen führten dazu, dass die USA Mitte 2002 am Rande des Staatsbankrotts standen, als die Gesamtverschuldung der öffentlichen Hand die gesetzliche Obergrenze von 5950 Mrd. Dollar erreichte. "Wir geben Geld aus, als gäbe es kein morgen", klagte Senator George Voinovich, ein Republikaner aus Ohio. Der Regierung fehle es an jeglicher steuerpolitischen Verantwortung. Die Verschuldung wäre vermutlich noch größer geworden, hätte sich Bush mit seiner Idee einer kräftigen Steuersenkung zur Ankurbelung der Wirtschaft durchgesetzt. Doch er musste sich mit einem von den oppositionellen Demokraten geschnürten Kompromisspaket zufrieden geben, das nur geringfügige Steuererleichterungen vorsieht. Statt eines Überschusses ergab sich für 2001 ein Haushaltsdefizit von 515 Mrd. Dollar.
Schlimmer noch als die schlechten Gesamtzahlen war, weil auch psychologisch verheerend, eine Serie von Pleiten und Betrügereien, wie sie Amerikas Wirtschaft in diesen Größenordnungen und dieser Massierung noch nie erlebt hatte. Erst brach um die Jahreswende 2001/2002 der im Sommer 2000 noch siebtgrößte Konzern des Landes zusammen, das im Zeitalter der New Economy entstandene Energieversorgungsunternehmen Enron, woran die beiden größten Banken des Landes _ Citigroup und J. P. Morgan Chase _ offenbar nicht unbeteiligt waren: Sie hatten angeblich mitgeholfen, den anwachsenden Schuldenberg vor den Aktionären zu verschleiern. Auch auf die Bush-Administration fiel ein peinlicher Schatten, weil die in Houston (Texas) beheimatete Firma enge Beziehungen zu führenden Republikanern aus dem Umfeld des Präsidenten unterhielt. Dann kam im Juni heraus, dass die Telekommunikationsgesellschaft WorldCom, ebenfalls ein Kind der New Economy, ihre Bilanz durch milliardenschwere Falschbuchungen geschönt hatte. Ende Juli musste WorldCom schließlich Konkurs anmelden _ die größte Pleite der US-Geschichte. Auch traditionsreiche Firmen wie der Kopier-Riese Xerox oder der Pharmakonzern Merck gerieten ins Gerede.
Wie eng das Band zwischen Big Business und prominenten Mitgliedern der Bush-Mannschaft schon immer war, zeigte sich, als die Anti-Korruptions-Initiative Judical Watch eine Klage gegen den Bush-Vize Richard ("Dick") Cheney einreichte _ der sei beim Ölausrüster Halliburton, den Cheney vor seiner Reaktivierung durch Bush geleitet hatte, für eine betrügerische Umstellung der Geschäftsbilanzen verantwortlich gewesen. Auch vor George W. Bush selbst machte die Diskussion um Manipulationen nicht halt. Er hatte Ende der achtziger Jahre zwei ungewöhnlich günstige Darlehen von Firmen erhalten, in deren Aufsichtsrat er saß, was ihm ermöglichte, das wichtigste Aktiengeschäft seiner Karriere zu tätigen. Anfang Juli 2002 forderte Bush nun ein Ende all solcher Insider-Transaktionen _ weil sie in jüngster Zeit häufig missbraucht worden seien.
Schwarze Wochen an der Wall Street waren die Folge. Die Aktienkurse stürzten tiefer noch als unmittelbar nach dem 11. September. Und zu allem Überfluss verlor dann auch noch der Dollar seine Strahlkraft: Die Kunstwährung Euro, von den Amerikanern lange belächelt, war auf den Weltmärkten mit einem Male fast ebenso stark wie, zeitweilig sogar stärker als der "Greenback".
Außenpolitik:
In der Außen- und Verteidigungspolitik der USA schoben sich von Anfang an bewährte Konservative aus den siebziger Jahren sowie die attraktive Sicherheitsberaterin und Familienfreundin der Bushs, Condoleezza Rice, in den Vordergrund. "Where have you gone, Colin Powell?", titelte Time Anfang September 2001. Der Ex-General, unter Bush-Vater einer der Helden des Golfkriegs, saß zwar als Außenminister an der Spitze des State Department, konnte aber gegen die Falken in der Regierung kaum Akzente setzen. Nach den Anschlägen von New York und Washington übernahmen sie vollends die Regie. Statt des eher gemäßigten Powell, für den Außenpolitik bedeutet, die Interessen der USA zu wahren und voranzutreiben, zugleich aber auch auf andere Nationen Rücksicht zu nehmen, gewannen Polit-Dinos wie Richard Perle oder Donald Rumsfeld noch mehr Einfluss; vor allem aus dem Kreise dieser Bush-Krieger wurde immer wieder gefordert, den Kreuzzug gegen den Terrorismus endlich auch auf Saddam Hussein und den Irak auszudehnen.
Dass sich die Situation im Nahen Osten, völlig unabhängig von Saddam Hussein, dramatisch zuspitzte, ignorierte die Regierung indes, solange sie nur konnte. Anders als Vorgänger Clinton, der bis zu seinem letzten Amtstag versucht hatte, zwischen Israelis und Palästinensern zu vermitteln, wollte Bush in den offenbar unlösbaren Konflikt überhaupt nicht involviert werden. Erst im Frühjahr 2002, als der Ruf nach amerikanischer Vermittlung, vielleicht auch nach einem amerikanischem Machtwort nicht mehr zu überhören war, schickte er nacheinander den Ex-General Anthony Zinni und schließlich auch Colin Powell als Vermittler nach Israel und Palästina. Beide kehrten ohne Erfolg zurück, und nun versuchte sich der Präsident selbst als Außenpolitiker. Nach einigem Zickzack gab er seine Losung für den Nahen Osten aus: Jawohl, die Palästinenser sollten ihren eigenen Staat bekommen _ müssten sich aber vorher von ihrer gegenwärtigen Führung unter Jassir Arafat trennen. Danach müsse auch Israel seine Siedlungspolitik in den besetzten Gebieten korrigieren. Das Schlitzohr Arafat kündigte daraufhin für Anfang 2003 Neuwahlen an _ worauf Bush noch einmal nachlegte: Wenn sich die Palästinenser für eine korrupte Führung entschieden, die mithelfe, den Terrorismus zu finanzieren, werde Amerika seine Hilfe für Palästina einstellen.
Während Uno-Generalsekretär Kofi Annan vorsichtige Kritik an den Ultimaten übte, folgten Washingtons Verbündete auf dem G-8-Gipfel in Kananaskis dem Bush-Vorschlag _ auch Amerikas "neuer bester Freund" (Time), Russlands Präsident Wladimir Putin. Von der anderen östlichen Großmacht kam keine Reaktion. Die Chinesen waren möglicherweise immer noch ein wenig pikiert: Sie hatten für ihren Präsidenten Jiang Zemin in den USA für 120 Mio. Dollar eine Boeing 767 bestellt _ und nach der Auslieferung ihrer "Air Force One" insgesamt 27 US-Wanzen an Bord entdeckt. Vermutlich war das der Tölpelhaftigkeit eines der amerikanischen Geheimdienste zuzuschreiben. Es konnte aber ebenso gut auch als weiterer Beleg dafür gelten, dass Washington sich als selbst ernannter Weltpolizist das Recht anmaßt, alle übrigen Staaten der Welt zu kontrollieren und ihnen Amerikas Willen aufzuzwingen.
Washington gegen den Rest der Welt war auch das Motto der Bush-Administration, als sie Ende Juni 2002 mit einem Veto im Uno-Sicherheitsrat eine sechsmonatige Verlängerung des Uno-Mandats in Bosnien zunächst blockierte _ nicht in erster Linie, weil sie gegen dieses Mandat war, sondern um Sonderrechte für amerikanische Soldaten im Rahmen von Uno-Missionen durchzusetzen. Die sollten, anders als die Soldaten anderer Länder, nicht der Gerichtsbarkeit des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH) in Den Haag unterstellt werden, der am 1. Juli seine Arbeit aufnahm. Bush-Vorgänger Clinton hatte zwar die Gründungsurkunde für den IStGH unterzeichnet, doch der Senat, angeführt von dem Ultra Jesse Helms, dachte gar nicht daran, die Ratifizierung auf die Tagesordnung zu setzen. Nun drohte Bush sogar an, gegebenenfalls die Unterschrift der USA rückgängig zu machen. Der Rest der Welt unterwarf sich nolens volens einem kläglichen Kompromiss.
Gesellschaft:
Zum ersten Mal in fast einem Jahrzehnt stieg die Gewaltkriminalität wieder an. In fast allen Großstädten nahmen Bandenkriminalität und die Zahl der Morde und Raubüberfälle zu _ außer in New York, dessen langjähriger Bürgermeister Rudolph Giuliani nach dem Anschlag vom 11. September zum Helden der Stadt und von Time zur "Person des Jahres" erkoren wurde. (Dass er zur Zeit des Anschlags wegen eines schmutzigen Scheidungskrieges schon lange nicht mehr in "Gracie Mansion", der Residenz des OB, sondern bei einem Freund nächtigte, sahen ihm die New Yorker, liberal wie immer, gern nach. Sie hätten ihn vermutlich auch ein drittes Mal gewählt, doch das ließen die Statuten nicht zu. So zählt Giuliani inzwischen zu den begehrtesten Rednern des Landes und wird allein im Jahr 2002 Rednerhonorare von etwa 8 Mio. Dollar kassieren. Da fiel es nicht allzu schwer, den Scheidungskrieg im Juli 2002 mit der Zahlung von 6,8 Millionen. an seine Ex beizulegen.)
Bitter war das Jahr für die katholische Kirche in den USA. Nach und nach wurden Hunderte von Fällen bekannt, in denen Priester ihre Hände nicht von jungen Männern lassen konnten. Die Empörung über die pädophilen Geistlichen wurde so laut, dass Papst Johannes Paul II. Kardinäle und Bischöfe der USA schließlich zur Strafpredigt in den Vatikan zitierte.
Für Furore bei erzkonservativen Amerikanern und den christlichen Fundamentalisten sorgten im Juni 2002 zwei Urteile des Supreme Court. Mit 6:3 Stimmen erklärten die obersten Richter die Vollstreckung der Todesstrafe an geistig Behinderten für verfassungswidrig. Und mit 7:2 Stimmen setzten sie 150 Todesurteile aus, weil das Strafmaß nicht von einer Geschworenenjury, sondern von einem Einzelrichter festgelegt worden war. Wohl etwas zu voreilig sahen Optimisten darin einen ersten Schritt hin zur völligen Abschaffung der Todesstrafe.
Das Urteil eines Bundesgerichts in San Francisco, wonach die Floskel "eine Nation unter Gott" im morgendlichen Gebet an Amerikas Schulen verfassungswidrig sei, wurde nach einem von George W. Bush angeführten patriotischen Massenprotest erst einmal ausgesetzt.
Einen Dämpfer erhielten die Freunde des 1974 zurückgetretenen Skandal-Präsidenten Richard Nixon bei ihren Bemühungen, "Tricky Dick" zu rehabilitieren: Tonbandaufnahmen aus dem Weißen Haus aus dem Jahre 1972 belegten, dass Nixon im Vietnamkrieg am liebsten Atomwaffen eingesetzt hätte und im Übrigen aus seinem Antisemitismus kein Hehl machte. Nixon zu Sicherheitsberater Henry Kissinger: "Ich würde lieber die Atombombe einsetzen...Sie sind so verdammt besorgt um die Zivilbevölkerung, mir ist das scheißegal." Nixon zu seinem Finanzminister John Connally: "Das Justizministerium _ voll von Juden ... Die Anwälte der Regierung? Alles verdammte Juden."
Und dann gab es, auch ohne Bill Clinton, noch einmal Aufregung um eine Praktikantin. Die schöne Chandra Levy, im Kongress tätig und dort mit dem Abgeordneten Gary Condit aus Kalifornien in Beziehung gebracht, war plötzlich verschwunden. Condit wand sich, sprach ihren Verwandten Trost zu, beteuerte, nichts mit ihrem Verschwinden zu tun zu haben, und erklärte Monate später, als die Leiche der Praktikantin gefunden wurde, er werde im November erneut für das Repräsentantenhaus kandidieren. Doch er scheiterte bereits in der Vorwahl.
Umwelt:
Auch im Sommer 2002 wurden weite Teile des amerikanischen Westens, vor allem in den Bundesstaaten Colorado und Kalifornien, von verheerenden Waldbränden heimgesucht. Diesmal aber war alles viel schlimmer als sonst: Mehrere Brände verbanden sich zu einem Riesenfeuer, das bis in die Vororte der Colorado-Hauptstadt Denver reichte. Im Juli bedrohte eine Feuersbrunst die riesigen, zum Teil über 1000 Jahre alten Mammutbäume im Sequoia National Forest von Kalifornien. Der Sachschaden des feurigen Sommers ging in die Milliarden.
AUSSENGEBIETE
Amerikanisch-Samoa
Fläche: 199 km2, mit den vulkanischen Inseln Tutuila, Tau, Olosega, Ofu, Aunuu und den Atollen Rose und Swains Island. Bevölkerung: 67 100
Hauptstadt: Pago Pago (auf Tutuila), 9000 Einw.
US-amerikanischer Gouverneur. Zweikammerparlament "Fono": Senat mit 18, Abgeordnetenhaus mit 21 Mitgl. Wir t sch aft: BIP: 150 Mio. US$. BIP/ Kopf: 2600 US$. Haupteinnahmequelle: Fisch verarbeitende Industrie mit über 4000 Beschäftigten
Guam
Fläche: 541 km2, größte und südlichste der Marianen-Inseln. Rund ein Drittel der Landfläche wird von US-Marine- und -Luftstreitkräften eingenommen.
Bevölkerung: 155 000 Einw. Hauptstadt: Agana, 1300 Einw.
US-amerikanischer Gouverneur. Legislative mit 15 Mitgl., ein Abg. mit eingeschränktem Stimmrecht im US-Repräsentantenhaus.
Wirtschaft: BIP: 3,0 Mrd. US$. BIP/ Kopf: 19 000 US$. Haupteinnahmequelle: US-Militärausgaben (auf der Insel sind 6700 US-Soldaten stationiert; während des Vietnamkriegs bevorzugtes "Rest and Recreation"-Ziel der GIs und Standort der weltweit größten McDonald's-Filiale) sowie der Tourismus. Über 80 % der knapp 1,5 Mio. Besucher sind Japaner, bei denen die Insel als Flitterwochenziel beliebt ist.
U.S. COMMONWEALTH
Nördliche Marianen-Inseln
Fläche: 477 km2, verteilt auf 16 Vulkan- und Koralleninseln, die sich nördlich von Guam über 500 km erstrecken.
Bevölkerung: 74 000 Einw.
Hauptstadt: Saipan, 40 000 Einw.
Lokal gewählter Gouverneur. Zweikammerparlament: Senat mit 9, Repräsentantenhaus mit 18 Mitgliedern
Wirtschaft: BIP: 900 Mio. US$. BIP/Kopf: 12 500 US$. Haupteinnahmequelle: Tourismus, jährlich etwa 750 000 Besuchern.
U.S. Virgin Islands (Jungferninseln)
Fläche: 352 km2, Hauptinseln St. Thomas (80,3 km2), St. Croix (215 km2) und St. John (51 km2).
Bevölkerung: 122 000 Einw. Hauptstadt: Charlotte Amalie (St. Thomas), 12 200 Einw.
US-amerikanischer Gouverneur. Einkammerparlament mit 15 Mitgl., ein Abg. mit eingeschränktem Stimmrecht im US-Repräsentantenhaus. Die Einw. sind amerikanische Staatsbürger, aber bei Präsidentschaftswahlen nicht stimmberechtigt.
Wirtschaft: BIP: 1,8 Mrd. US$. BIP/ Kopf: 15 000 US$. Haupteinnahmequelle: Tourismus, 1999 fast 2 Mio. Besucher. Von russischen Oligarchen geschätzte Steueroase.
Puerto Rico
Fläche: 8959 km2, mit den Hauptinseln Puerto Rico, Mona, Vieques und Culebra.
Bevölkerung: 3,8 Mio. Einw.
Hauptstadt: San Juan, 422 000 Einw.
US-amerikanischer Gouverneur. Zweikammerparlament: Senat mit 28, Abgeordnetenhaus mit 54 Mitgl., ein Abg. mit eingeschränktem Stimmrecht im US-Repräsentantenhaus.
Wirtschaft: BIP: 38,1 Mrd. US$. BIP/ Kopf: 9800 US$. Haupteinnahmequelle: Tourismus, jährlich über 5 Mio. Besucher.
NICHT INTEGRIERTE GEBIETE IN KARIBIK UND PAZIFIK
Navassa-Insel: 5,2 km2 in der Karibik, unbewohnt, Leuchtturm, wegen des 160 km entfernten Stützpunktes Guantanamo auf Kuba von strategischer Bedeutung.
Verwaltung: US-Innenministerium.
Baker-Insel: Atoll mit einer Gesamtfläche von 1,4 km2. Baumlos, ohne Süßwasser, unbewohnt. Vogelparadies. Zutritt nur für Wissenschaftler.
Verwaltung: US-Innenministerium.
Howland-Insel: Atoll, Fläche 1,6 km2, ohne Süßwasser, unbewohnt. Vogelparadies. Zutritt nur für Wissenschaftler. Verwaltung: US-Innenministerium.
Jarvis-Insel: Fläche 4,5 km2, ohne Süßwasser, unbewohnt. Zutritt nur für Wissenschaftler.
Verwaltung: US- Innenministerium.
Palmyra-Atoll: Mini-Archipel mit ca. 50 dicht bewachsenen Eilanden, Gesamtfläche 11,9 km2. 1 Hafen, 1 Landebahn. Privatbesitz, aber Verwaltung durch US-Innenministerium.
Johnston-Atoll: Gesamtfläche 2,8 km2. Nord- und Ost-Insel waren Atomwaffentestgebiet und sind gesperrt. Ein Teil des Atolls war Depot und Vernichtungsplatz für C-Waffen. 970 Bewohner.
Verwaltung: US-Innen- und Verteidigungsministerium.
Midway-Inseln: Zwei insgesamt 5,2 km2 große Inseln. 1942 Schauplatz einer der größten Seeschlachten des Zweiten Weltkriegs. 3 feste Landebahnen, ca. 150 Bewohner, alle Naturschutzbehörde, Sperrgebiet.
Verwaltung: US-Innenministerium.
Wake-Insel: Atoll aus 3 Koralleninseln, Gesamtfläche 6,5 km2. Unter Militärverwaltung. Beansprucht von der Republik der Marshallinseln.
Kingman-Riff: 1 km2 großes, dreigeteiltes Korallenriff, permanent überflutungsgefährdet und unbewohnt.
Verwaltung: U.S. Navy.
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