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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Nationalsozialismus Plakatanalyse - so richtig gemacht? Hilfe


Liarnd
2007-07-14, 01:55:15
Huhu, nein ich will nicht dass irgendwer meine Hausaufgaben macht, aber ich soll für Geschichte ein Plakat analysieren und die Note ist für mich relativ wichtig.
Habs auch schon "fertig" wollt nur noch wissen ob man da was besser schreiben kann bzw ich etwas übersehen habe.
Es geht um folgendes Plakat:
http://www.mahnung-gegen-rechts.de/pages/staedte/Zittau/pics/Hitler--Hindenburg--Wahlplakat-1933-01.jpg

Meine Analyse..:
Das Plakat stammt aus dem Jahre 1933 und wurde vor der Reichstagswahl am 5.März veröffentlicht. Es wirbt für Hitler, jedoch ist weder angegeben, zu welcher Wahl er kandidiert, noch für welche Partei propagiert wird.
Der komplette Text ist in Großbuchstaben geschrieben, das Plakat in schwarz-weiß gedruckt.

1932 im Reichspräsidenten-Wahlkampf von Hitler noch als einer von Juden und Kommunisten Vorgeschobenen verhöhnt, hat sich Hitler 1933 zusammen mit Hindenburg auf einem Plakat abbilden lassen.
Vor allem nach seiner Machtergreifung ließ er sich zur Imageaufbesserung mit populären Leuten wie Schauspielern und Künstlern ablichten, jedoch auch mit einfachen Familien/Kindern/seinem Hund um sich dem Volke näher zu bringen.

Mit Marschall ist der ehemalige Kriegsheld Hindenburg gemeint.
Im Großen Krieg diente er als Feldmarschall, welcher den höchsten militärischen Dienstgrad darstellt.
Der Anzug ist ein Zeichen seiner jetztigen Tätigkeit, die des Reichspräsidenten.

Hitler hingegen wird in seiner NS-Uniform hinter Hindenburg dargstellt, zu diesem Zeitpunkt war er allerdings schon Reichskanzler (wurde von Hindenburg eingesetzt) !
Wie auch bei Hindenburg, stellt der zugehörige Titel (hier„Gefreiter“) den Dienstgrad dar, unter dem Hitler im Großen Krieg diente. Dies ist der 2. niedrigste Dienstgrad eines Soldaten.
Jemand aus einfacher Herkunft der sich die Hände schmutzig macht und an der Front kämpft  Er ist einer vom Volk

Hiermit ordnet sich Hitler dem Reichspräsidenten Hindenburg unter (Klare Rangordnung; Gefreite empfangen befehle)

Er will das Vertrauen des ganzen Volkes erlangen.
Da Hindenburg überall angesehen wird (Kriegsheld; 1932 auf weitere 7Jahre als RP bestätigt) versucht Hitler über ihn Legitimation zu erlangen ( Alles was er macht wird ihm von Oben befohlen / ist von Oben abgesegnet)

„Kämpfen mit uns“ suggeriert dass sich der Reichspräsident und der Reichskanzler (die 2 höchsten Ämter und 2 Generationen kämpfen) für die Interessen des Volkes einsetzen. Da der Text im Präsens geschrieben ist kommt das Gefühl auf als würde sich das deutsche Volk schon gerade in einer Art Krieg befinden.
Frieden und Gleichberechtigung strebt jeder an --> Mit dieser Äußerung/Vorwand will Hitler weitere Stimmen gewinnen.



Ich danke schonmal für eventuelle Hilfen

SergioDeRio
2007-07-14, 09:31:58
die beschreibung des plakats ist soweit okay nur würde ich noch die unterschiede zwischen dem plakat und dem realen verhältnis von hindenburg zu hitler aufzeigen.

hindenburg hat hitler nie getraunt und ihn immer als feind der demokratie angesehen.
deshalb hat er ihm auch versucht schleicher als kanzler vor die nase zu setzen.
nach dessen ermordung und dem wahlsieg von hitler war er jedoch mehr oder weniger gezwungen hitler als kanzler einzusetzen.

hindenburg nannte Hitler oft abfällig „böhmischen Gefreiten“ dies zeigt auch seine geringe wertschätzung und verachtung die er hitler gegenüber hatte.

das plakat zeigt also wie hitler sich selbst gerne gesehen hat aber in realtität hat war es ganz anders, denn hindenburg hat ihm nicht über den weg getraunt und ihn verachtet.

Deathrid3r
2007-07-14, 11:49:29
Also vom Inhalt her ist deine Analyse recht gut, aber recht knapp gefasst...wenn du etwas weiter ausholen würdest und deine argumente besser vorbringst-was genau er mit der und der Sache erreichen will, sollte deine Note schonmal besser sein.

Ansonsten:
"Gleichberechtigung"- dient doch sicher auf den Versailler Vertrag und Reparationen an, also auf Hitler's Standpunkt dass Deutschland unfair behandelt wird etc....genau wie die rechten konservativen denken...die eben auch Hindenburg stützten.

"Kämpfen" - ich denke interessant, dasss dieses Wort benutzt wird...zum einen passt die militärische Sprache zum Title (Ränge der 2), zum anderen drückt es aus, dass es eine Art neue Politik geben wird...hier wird nciht nur geredet, sondern gekämpft.

Hitler und Hindenburg sind auch Augenhöhe udn gleich groß abgebildet. Das widerspricht bisschen deinem dass er sich Hindeburg unterordnet! Denke der Sinn ist ein anderer, soll zeigen dass sie zusammen arbeiten können, effektiv für ein neues und stärkeres Deutschland. Dies ist inbesondere interessant da viele Kanzler davor ja schnell wieder abgelöst wurden ...

Haarmann
2007-07-14, 12:54:22
Liarnd

Das ist nach der Machtergreifung für die Neuwahlen danach. Zuvor war Hitler ja bei keiner Wahl Kanzler.
Wie seine Vorgänger, so versprach auch Hitler, dass er ohne Notverordnungen regieren könne, also mit dem Parlament. Hitlers Koalition hatte aber, im Gegensatz zu den Vorgängern tatsächlich auch diese Option - Zielsetzung war natürlich 50%+.
Zuvor blockierten NSDAP und KPD zusammen schlicht die diversen Parlamente.
Entsprechend sind die vorkanzlerischen Plakate eigentlich auch immer gegen etwas unbeliebtes anzusiedeln - das ist natürlich in der Zeit einfachst zu finden gewesen.

http://www.bwbs.de/bwbs_biografie/image/userimages/1921-1925/NSDAP_Plakat.jpg
http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/image/artikel/artikel_44553_bilder_value_8_nsdap11.jpg
http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/image/artikel/artikel_44553_bilder_value_7_nsdap9.jpg
http://www.vulture-bookz.de/imagebank/Propaganda/images/1932-07~Reichstagswahl_(NSDAP).jpg

Hitler hat sich schon früh mit dem "Zugpferd" Ludendorff gezeigt (Feldherrenhalle). Hindenburg stand aber nunmal Hugenberg und Co näher, denn Hitler und der NSDAP - erst als Kanzler wurde Hitler dann logischerweise auch Salonfähig ausserhalb der Kreise der NSDAP. Zuvor versuchten eher die Leute um Hugenberg sich mit Hitler zu zeigen.

Hitler trägt hier eher Zivil... die schwarze Kravatte fehlt nämlich... die siehst eigentlich bei jeder "Uniform" Hitlers.

Gerade das ist eben falsch - Hitler stützt sich nicht auf die Notverordnungen Hindenburgs, sondern kann eine Mehrheit im Parlament vorweisen, die auch genutzt wird. Er kann daher selbständig agieren - eben ohne die Notverordnungen Hindenburgs.

Deutschland kämpft mit den Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise und der Reparationen. Das ist durchaus so etwas wie ein Krieg und für einen damaligen Bürger des Reiches war Versailles ein Schandfrieden und man erhoffte sich eine Gleichberechtigung mit den anderen Nationen - sprich die Aufhebung diverser Repressionen.
Es gab also viele Ziele, die man sich noch erkämpfen kann als Regierungsgespann. Hier kommt noch das Gespann mal wieder zum Vorschein, welches Du vergessen hast. Hindenburg und Ludendorff waren im Grossen Krieg eben auch so ein Gespann gewesen. Ludendorff nebenher auch deutlich jünger denn Hindenburg.
Den Punkt solltest nicht vergessen. Hindenburg und Hitler als "Nachfolge" von Hindenburg und Ludendorff. Nebenher gab Ludendorff jeweils den Ton an und nicht Hindenburg - der unterschrieb einfach die Befehle, weil Ludendorff schlicht zu jung war.

Liarnd
2007-07-14, 13:14:52
Danke ihr 3, so ein mächtiges Hintergrundwissen wie ihr habe ich leider nicht und diese Sachen wären mir auch nicht aufgefallen.
Ich werde gleich mal versuchen eure Punkte mit einzuarbeiten :)

Liarnd
2007-07-14, 14:08:17
Vielen Dank ihr habt mir echt sehr geholfen. Glaube so ist das nun sehr gut :)

Ludendorff ist nun auch nachgetragen

Neue Version:

Das Plakat stammt aus dem Jahre 1933nach Hitler’s Machtergreifung und wurde vor der Reichstagswahl am 5.März veröffentlicht. Es wirbt für Hitler, jedoch ist weder angegeben, zu welcher Wahl er kandidiert, noch für welche Partei propagiert wird.
Der komplette Text ist in Großbuchstaben geschrieben, das Plakat in schwarz-weiß gedruckt.

1932 im Reichspräsidenten-Wahlkampf verhöhnte Hitler Hindenburg noch als einen von Juden und Kommunisten Vorgeschobenen.
Im Gegenzug bezeichnete Hindenburg Hitler also „Böhmischen Gefreiten“. Dies drückte seine geringe Wertschätzung ihm gegenüber aus. Durch die Wahlerfolge der NSDAP sah er sich jedoch gezwungen Hitler als Kanzler einzusetzen.

1933, ließ sich Hitler dann zusammen mit Hindenburg auf einem Plakat abbilden.
Dieses neue Gespann trat somit die Nachfolge von den ehemaligen Partnern Ludendorff und Hindenburg an. Sie waren sich insofern ähnlich, als dass Ludendorff ebenfalls jünger war und bei Entscheidungen den Ton angab.
Hindenburg unterzeichnete nur die Befehle (Anspielung auf die Zukunft wie es auch bei Hitler laufen wird?)
Vor allem nach seiner Machtergreifung hat er sich zur Imageaufbesserung mit populären Leuten wie Schauspielern und Künstlern ablichten lassen, jedoch auch mit einfachen Familien/Kindern/seinem Hund um sich dem Volke näher zu bringen.

Mit Marschall ist der ehemalige Kriegsheld Hindenburg gemeint.
Im Großen Krieg diente er als Feldmarschall, welcher den höchsten militärischen Dienstgrad darstellt.
Der Anzug ist ein Zeichen seiner jetztigen Tätigkeit, die des Reichspräsidenten.

Hitler hingegen wird zwar in seiner NS-Uniform dargestellt, trägt jedoch eher Zivil(näher zum Volk), da er ohne schwarze Krawatte, wie sonst immer üblich, abgelichtet wurde. Er steht hinter Hindenburg.
Wie auch bei Hindenburg, stellt der zugehörige Titel (hier„Gefreiter“) den Dienstgrad dar, unter dem Hitler im Großen Krieg diente. Dies ist der 2. niedrigste Dienstgrad eines Soldaten.
Jemand aus einfacher Herkunft der sich die Hände schmutzig macht und an der Front kämpft  Er ist einer vom Volk

Es herrscht eine klare Rangordnung. Gefreite empfangen befehle.
Er will das Vertrauen des ganzen Volkes erlangen.
Da Hindenburg überall angesehen wird (Kriegsheld; 1932 auf weitere 7Jahre als RP bestätigt) versucht Hitler über ihn Legitimation zu erlangen ( Alles was er macht wird ihm von Oben befohlen / ist von Oben abgesegnet)

Hitler und Hindenburg sind dafür aber auf Augenhöhe und gleich groß abgebildet. Dies verdeutlicht, dass sie zusammen arbeiten und ein neues und stärkeres Deutschland schaffen können.
Dies spielt insofern eine wichtige Rolle, da die vorherigen Kanzler schnell wieder abgelöst wurden. (Brüning, von Papen, Schleicher )
Wie seine Vorgänger, versprach auch Hitler dass er ohne Notstandsgesetz regieren könne, also nur mit dem Parlament. Im Gegensatz zu den Vorgängern hatte er aber auch tatsächlich diese Möglichkeit (RT Wahlausgang 44% der Stimmen )
Zuvor blockierten NSDAP und KPD zusammen das Parlament.


„Kämpfen mit uns“ suggeriert dass sich der Reichspräsident und der Reichskanzler (die 2 höchsten Ämter und 2 Generationen miteinander) für die Interessen des Volkes einsetzen.
Interessant ist außerdem die Wahl des Wortes „kämpfen“. Die militärische Sprache nimmt einerseits Bezug auf die Ränge der beiden Kriegsverdiensteten und gibt andererseits einen Einblick in die Art der neuen Politik, in der nicht mehr nur geredet wird, sondern wortwörtlich gekämpft.
Da der Text im Präsens geschrieben ist kommt das Gefühl auf als würde sich das deutsche Volk schon gerade in einer Art Krieg befinden.
Deutschland kämpfte nämlich immer noch mit den Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise und der Reparationen.

Frieden und Gleichberechtigung strebt jeder Bürger an, sprich diverse Repressionen Deutschlands sollten aufgehoben werden.
Dabei bezieht sich "Gleichberechtigung" auf das schmachvolle Schanddiktat unter welches Deutschland unter dem Versailler Vertrag gestellt wurde und die sich danach ziehenden unsachgemäßen Reparationen unter denen das dt. Volk litt und die Kriegsschuldfrage in der sich Deutschland als alleiniger Sündenbock für die Verfehlungen der anderen europäischen Staaten vor dem Weltkrieg sah.

Hinsichtlich dieser Belange wurde Deutschland allen anderen Ländern gegenüber ungleich behandelt.
 Mit dieser Äußerung/Vorwand will Hitler weitere Stimmen und das Wohlwollen Gleichgesinnter gewinnen.

Liarnd
2015-12-16, 17:21:23
Bin gerade über diesen alten Thread gestolpert und schwelge in Nostalgie. Ich finde das richtig geil, wie hier innerhalb von <12h drei Antworten zu einem ziemlichen spezifischen Thema kamen. Aber hier treiben sich auch viele intelligente Leute rum :D Der Vortrag gab damals dann auch 14 oder 15 Punkte. :D Hach ich liebe das 3DCenter.

Es ging um dieses Bild
http://www.lagis-hessen.de/img/bd/s3/47-039.jpg