Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Über das Nichterwachsenwerden
Kennt ihr das? Leute um die 30, 40, die sich nicht gerade erwachsen verhalten? Die eher darauf aus sind, Spaß zu haben, als wären sie 15 oder 20?
Familiengründung?
Feste Arbeitsstelle?
Ein Zugehörigkeitsgefühl?
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/26/26408/1.html
Ich wusste, daß ich anscheinend nicht der Einzige bin.
atlantic
2007-10-16, 12:59:31
Es ist ja die Frage, WAS überhaupt als erwachsenes Verhalten gilt. Hier wird der Maßstab einfach am Verhalten in der Vergangenheit angelegt. Ist es erwachsener (für mich =selbständiger), sich mit 25 vom Elternhaus in die Ehe zu verabschieden? Erwachsener, sein Berufsleben in der Ausbildungsfirma fortzuführen und auch zu beenden? Oder ist es nicht etwa erwachsener, kritisch einer etwaiigen Partnerschaft gegenüberzutreten, den bezogenen Posten nicht als das einzig mögliche zu erachten, sondern die Möglichkeit offen zu lassen, es ginge unter Umständen auch besser.
Sicher hat der "verspätete" Eintritt in die sogenannte Erwachsenenwelt auch ihren Ursprung in der veränderten gesellschaftlichen Anforderung an jeden einzelnen. Flexibilität und Mobilität. Allseits gefordert. Auch die Bildungswege sind oft länger als früher. Für Berufsleben sowie Partnerschaft erachte ich es für "erwachsener", sich nicht, wie früher, von einer Sicherheit in die nächste fallen zu lassen. Zwangsläufige Folge davon....die Leute heiraten, wenn überhaupt, später. Kinder werden später geboren.
Die Ziele haben sich verschoben. Und damit die Anforderungen, sie zu erreichen. Wer heute mit knapp über 20 Familie gründet, bleibt oft zwangsläufig stationär, was bedeutet, das er sich eben NICHT mehr den Anforderungen des Arbeitsmarkts entsprechend mobil halten kann. Ich denke, das ist ins Bewußtsein der Leute gedrungen, und die Verschiebung des im Artikel genannten "Erwachsenwerdens" eine Folge davon.
Nicht vergessen sollte man auch die veränderte Einstellung der Menschen zum echten Alter. Verändertes Körperbewußtsein, propagiert durch die Medien, ergibt solche Stilblüten wie hochleistungssporttreibende 60jährige. Verlängerte Lebenserwartung und bessere medizinische Versorgung machens möglich.
Ob das Ganze positiv oder negativ zu bewerten ist, kann ich nicht beurteilen. Aber ich persönlich würde ungern mit jemandem meines Alters tauschen, der, wie gesagt, altersmäßig schneller erwachsen (und damit auch schneller älter) wurde. Ich liebe es, auch weiterhin ein kleines Stückchen "jung" zu sein. :wink:
für viele ist es aber auch leicht, dann keine Verantwortung zu übernehmen, weder für sich, noch für die Familie, die oft schon vorhanden ist. Es ist eher eine Trauersache, wenn man "die schönen Dinge der Jugend" nacherleben will.
XtraLarge
2007-10-16, 13:19:07
Also wenn ich mir so einige Bekannte ansehe...Zwischen 25 und 30, und haben teilweise schon 4 Kinder...Das ist nunmal nicht das, wovon ich träume.
Heiraten ist für mich persönlich nichts, da für mich der Sinn in der jeweiligen Religion begründet liegt. Ich bin nicht gläubig. Und ich muss bestimmt keinem Standesbeamten meine Liebe vertraglich festhalten lassen :rolleyes: Aber dennoch bin ich so "konservativ", dass ich schon seit fast 12 Jahren mit ein und der selben wundervollen Frau zusammenlebe. Das viele junge Menschen sich länger bilden, hat einfach mit den gestiegenen Anforderungen und den gegebenen Möglichkeiten zu tun. Und natürlich hat so ein "Studentenleben" auch was für sich. Man ist zwar in seinen finanziellen Möglichkeiten meistens deutlich eingeschränkt, aber man ist frei. Wer sich an eine Arbeitsstelle und/oder Frau/Kind bindet, der muss eben Kompromisse eingehen. Und das teilweise nicht zu knapp. Ergo ergreift man die Möglichkeit, das "Erwachsenwerden" nach eigenem Gusto nach hinten zu verschieben.
Aber selbst wenn man mit Studium/Ausbildung nicht so lange gebraucht hat und eine Festanstellung es finanziell hergibt, ist man bedeutend freier. Schonmal drei Wochen Urlaub in der Sahara gemacht mit ´nem Kinderwagen :biggrin: Man ist halt maximal sich selbst Rechenschaft schuldig. Vielleicht noch einer/ FreundIn/PartnerIn, aber das nagelt einen noch auf nichts fest.
Also ehrlich gesagt bin ich froh, dasss ich nicht gleich mit 18 heiraten, Kinder zeugen und schaffen gehen musste. Da gibt es einfach zuviele Dinge, die man sonst noch machen kann. Und das geht in vielen Fällen eben zwischen 20 und 30 besser, als mit 60+...
XtraLarge
2007-10-16, 13:22:13
für viele ist es aber auch leicht, dann keine Verantwortung zu übernehmen, weder für sich, noch für die Familie, die oft schon vorhanden ist. Es ist eher eine Trauersache, wenn man "die schönen Dinge der Jugend" nacherleben will.
Ja klar. Aber es geht ja eben darum, die schöne Jugendzeit einfach länger dauern zu lassen, ohne sich vorher gewisse Verpflichtungen zu schaffen! Seien es nun Kinder, eine Ehefrau oder eine feste Arbeitsstelle...
atlantic
2007-10-16, 13:35:26
für viele ist es aber auch leicht, dann keine Verantwortung zu übernehmen, weder für sich, noch für die Familie, die oft schon vorhanden ist. Es ist eher eine Trauersache, wenn man "die schönen Dinge der Jugend" nacherleben will.
ich würde es nicht Trauer nennen. Wenn man Glück hat, schafft man es, den Rest der eigenen "Jugend" hinten an das Erwachsensein dranzuhängen, sofern dann noch körperlich fit und geistig beweglich. Ob das auf einen selber zutrifft, weiß niemand, wenn man jung ist. Für mich also völlig verständlich, sich lieber für eine "verlängerte Jugend" zu entscheiden.
Cyphermaster
2007-10-16, 15:29:49
Man sollte "junggeblieben" nicht mit "kindisch" oder "kindlich" verwechseln.
"Erwachsen" sein heißt, eine gewisse geistige Reife zu besitzen, für sich selber und unabhängig von Anderen Entscheidungen zu treffen und die Konsequenzen bzw. notwendige Verantwortung zu tragen - das kann man auch mit wenig Jahren auf dem Buckel, genauso wie manche die Idee "Verantwortung" nie begreifen.
Was da im Artikel als "erwachsen" dargestellt wird, also wirtschaftliche "Unabhängigkeit", ein eigener Hausstand, Kinder, permanente Partnerschaften, etc.pp. ist schlicht und einfach das Erfüllen einer gesellschaftlichen Norm - dazu brauch ich keinen Erwachsenen, sondern nur ein folgsames "Schaf", daß sich leiten läßt, ohne eine eigene Ansicht zu entwickeln.
Als selbständig denkender Mensch kann man durchaus zur Erkenntnis kommen, daß man selber dieser Norm, dieser von irgendjemand nach eigenem Gutdünken angelegten Messlatte, nicht entsprechen will!
Wenn jemand z.B. nymphoman veranlagt ist - was für einen Sinn hätte es, wenn er/sie versucht, einer permanent-monogamen Beziehung hinterherzulaufen? Wäre das erwachsen? Wenn jemand keine Kinder haben will, weil er z.B. als Berufspilot/-in seiner Vater-/Mutterrolle seiner Meinug nach nicht gerecht werden kann - warum soll der weniger erwachsen sein? Ist jemand erwachsener, der sich Kinder anschafft, obwohl er sie ganz offensichtlich gar nicht ausreichend für eine gute Entwicklung versorgen kann, quasi "auf gut Glück"? Wenn ein junger Mensch aufgrund einer Flaute im Arbeitsmarkt keinen Job bekommt, macht ihn das automatisch wieder zum Kind? War damit auch eine "klassische" Hausfrau -weil wirtschaftlich nicht unabhängig- schon immer kindischer/kindlicher als ihr Mann? MUSS man denn unbedingt IMMER und ÜBERALL feste Verpflichtungen entwickeln wollen - auch wenn es nicht nötig ist, oder gar nicht sinnvoll?
Für mich ist es jedenfalls Humbug, an den äußeren Umständen und der Nähe der Lebensführung zur "Normalität" den "Grad der Erwachsenheit" einer Person finden zu wollen. Für mich zeigt sich der viel eher darin, wie jemand mit äußeren Umständen umgeht, und aufgrund welcher Erkenntnisse und Entscheidungen jemand zu seiner ganz eigenen Lebensführung gekommen ist.
MarcWessels
2007-10-16, 16:36:40
Kennt ihr das? Leute um die 30, 40, die sich nicht gerade erwachsen verhalten? Die eher darauf aus sind, Spaß zu haben, als wären sie 15 oder 20?
Familiengründung?
Feste Arbeitsstelle?
Ein Zugehörigkeitsgefühl?
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/26/26408/1.html
Ich wusste, daß ich anscheinend nicht der Einzige bin.Ich hab' auch überhaupt keinen Bock, im klassischen Sinne erwachsen zu werden.
gerry7
2007-10-16, 19:36:08
Ich hab' auch überhaupt keinen Bock, im klassischen Sinne erwachsen zu werden.
Yep, trotz Kind und Kegel und Arbeitsstelle.
Mit Ü40, keine Konventionen, Konsole, Kickboard und einen Kopf voller Dummfug, warum soll ich das ändern?
Zu Zeit "arbeite" ich an einer 70ern Style Haartracht.:cool: Wird aber noch ein paar Monate dauern der Anfang ist aber schon ganz gut.
Mein Cheffe dreht auch schon hohl, Bürospielzeug Ahoi;), alles aufrechte Deutsche;D.
Man soll die Leutz leben lassen, sterben geht von ganz alleine. Egal ob "erwachsen" kindisch" oder wasauchimmer.
Hauptsache man fühlt sich wohl.
derpinguin
2007-10-16, 22:47:34
Dennoch gibt es Dinge, die einfach seltsam sind. Es wirkt einfach lächerlich, wenn ein mittfünfziger in Baggy Pants und Basketball Shirt und Basecap auf der Straße läuft. Hab ich auch schon gesehen. Ich habe kein Problem damit, wenn Leute Dinge tun, die man normalerweise in der Jugend tut, wie z.b. Konsole Spielen o.Ä., aber manche schlagen über die Stränge.
Cyphermaster
2007-10-17, 17:34:49
Dennoch gibt es Dinge, die einfach seltsam sind. Es wirkt einfach lächerlich, wenn ein mittfünfziger in Baggy Pants und Basketball Shirt und Basecap auf der Straße läuft. Hab ich auch schon gesehen. Ich habe kein Problem damit, wenn Leute Dinge tun, die man normalerweise in der Jugend tut, wie z.b. Konsole Spielen o.Ä., aber manche schlagen über die Stränge.Warum wirkt es lächerlich, nicht die Standard-Mode zu tragen? Wer setzt denn da die "zulässigen Grenzen"? Es wird erst lächerlich, wenn jemand etwas darzustellen versucht, was er nicht wirklich ist. Es mag ungewohnt sein, durchaus. Aber lächerlich? Ist alles nicht-durchschnittliche automatisch irgendwie negativ zu betrachten?
Meine junge Stieftochter (10) regt sich auf, daß ich gerne mit Lego spiele, und momentan mit dem jüngsten (4) begeistert rumbaue. "Papas spielen nicht mit Lego", so schimpft sie mit mir ;) . Mir egal, mir macht das Legospielen heute genau so viel Spaß, nur habe ich den Vorteil, daß ich mir endlich die Dinge einfach kaufen kann, anstatt sehnsüchtig darauf zu starren ;). Ist doch einfach schön, mal 500 € für Lego auszugeben, und dann einfach rumbauen.
Ansonsten habe ich bemerkt, daß viele, die mit 40 noch keine Familie haben, an sich nur ihren leeren Lebensinhalt mit Konsum füllen, und der Trend verstärkt sich. Ich sage nicht, daß Beziehung und Familie das allein glückseelig machende Ziel ist. Aber das ständig sich alles offen haltenden Leben führt ab ca. 40 schnell in eine Sackgasse, weil man einfach nicht mehr so schön, hipp, leistungsfähig usw. ist. Wenn jemand mein, daß sei seine Selbstverwirklichung und er wolle das so, in den tiefen Gesprächen kommt dann doch meist was ganz anderes raus.
Ansonsten habe ich bemerkt, daß viele, die mit 40 noch keine Familie haben, an sich nur ihren leeren Lebensinhalt mit Konsum füllen, und der Trend verstärkt sich. Ich sage nicht, daß Beziehung und Familie das allein glückseelig machende Ziel ist. Aber das ständig sich alles offen haltenden Leben führt ab ca. 40 schnell in eine Sackgasse, weil man einfach nicht mehr so schön, hipp, leistungsfähig usw. ist. Wenn jemand mein, daß sei seine Selbstverwirklichung und er wolle das so, in den tiefen Gesprächen kommt dann doch meist was ganz anderes raus.
Bei manchen ist das aber wirklich so, bzw. dieses Leben ist das kleinere Übel. Für einige ist Familie ein Alptraum. Jeden Morgen aufwachen und seinen Verpflichtungen (Arbeit/Ehefrau/Kinder) nachgehen zu müssen...
Schickt schon, wenn man für sich selbst Verantwortung tragen muss.
Familie ist/war für einige nur schön, wenn man selber das Kind ist.
MiamiNice
2007-10-19, 14:02:09
Kennt ihr das? Leute um die 30, 40, die sich nicht gerade erwachsen verhalten? Die eher darauf aus sind, Spaß zu haben, als wären sie 15 oder 20?
Familiengründung?
Feste Arbeitsstelle?
Ein Zugehörigkeitsgefühl?
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/26/26408/1.html
Ich wusste, daß ich anscheinend nicht der Einzige bin.
In dem Club bin ich auch, und stolz drauf :)
Cyphermaster
2007-10-19, 14:38:45
Ansonsten habe ich bemerkt, daß viele, die mit 40 noch keine Familie haben, an sich nur ihren leeren Lebensinhalt mit Konsum füllen, und der Trend verstärkt sich. Ich sage nicht, daß Beziehung und Familie das allein glückseelig machende Ziel ist. Aber das ständig sich alles offen haltenden Leben führt ab ca. 40 schnell in eine Sackgasse, weil man einfach nicht mehr so schön, hipp, leistungsfähig usw. ist. Wenn jemand mein, daß sei seine Selbstverwirklichung und er wolle das so, in den tiefen Gesprächen kommt dann doch meist was ganz anderes raus.Ich denke, daß jeder für sich im Leben ein paar Fixpunkte finden muß, damit er auch einen Sinn, einen Lebensinhalt drin sieht. Je nach Situation kann es durchaus länger dauern, bis man so einen Punkt fixieren will und kann - aber völlig ohne Fixpunkte hat das Leben keine Richtung. Und wenn man ohne Richtung nur so "rumdümpelt", erreicht man kein definiertes Ziel. Tja, und wenn man im Leben nichts erreicht, nichts bewegt hat...
Es ist nun mal so, daß man manche Dinge eben ab bzw. bis zu einem gewissen Alter getan haben muß. Das heißt, wer sich nicht entscheidet, über den entscheidet irgendwann das Leben, und er hat diese Entscheidung eben so zu tragen (Beispiel Gebärfähigkeit: Wenn man sich als Frau nicht bis ~40 dafür entschieden hat, hat man sich automatisch dagegen entschieden). Trotzdem bedeutet das nicht, daß man sich immer zur selben Zeit und in eine bestimmte Richtung zu entscheiden hat, um erwachsen zu sein. Dafür ist imo relevant, in welcher Art und Weise man sich entscheidet.
Bei manchen ist das aber wirklich so, bzw. dieses Leben ist das kleinere Übel. Für einige ist Familie ein Alptraum. Jeden Morgen aufwachen und seinen Verpflichtungen (Arbeit/Ehefrau/Kinder) nachgehen zu müssen...
Schickt schon, wenn man für sich selbst Verantwortung tragen muss.
Familie ist/war für einige nur schön, wenn man selber das Kind ist.
Na ja, kommt darauf an. Die Menschen, die Familie als Belastung sehen, leben meistens mit einer Frau zusammen, die sie eigentlich nicht wollten, und/oder wurden durch diverse Umstände in eine Familie gezwungen. Alle, die sich freiwillig für so etwas entscheiden, reden so nicht darüber. Alles werden sie bestätigen, daß es mühseelig, anstrengend und manchmal nervend ist, aber keiner würde deshalb seine Kinder aufgeben. Es gehört halt zum Leben mit Kindern und Verantwortung mit dazu, Punkt, und schon wird der angebliche "Stress" ganz anders verarbeitet!
Ich denke, daß jeder für sich im Leben ein paar Fixpunkte finden muß, damit er auch einen Sinn, einen Lebensinhalt drin sieht. Je nach Situation kann es durchaus länger dauern, bis man so einen Punkt fixieren will und kann - aber völlig ohne Fixpunkte hat das Leben keine Richtung. Und wenn man ohne Richtung nur so "rumdümpelt", erreicht man kein definiertes Ziel. Tja, und wenn man im Leben nichts erreicht, nichts bewegt hat...
Genau das ist das Problem. Und hier kann man aus einer Sicht eines klar erkennen, die Flucht vor Verantwortung, und diese sind, so glaube ich gelesen zu haben, auch mit dem Telepolis-Artikel gemeint. Ich habe beispielsweise einige wissenschaftliche Studien im Kopf in der Art, daß wenn sich Menschen, ohne Familie und Kinder, ein stabiles soziales Umfeld schaffen (durch ehrenamtliche Tätigkeiten, Verein, usw.), viel mehr ausgeglichener und zufriedener sind als andere, sie leben anscheinend auch statistisch gesehen länger als die vereinsamten Singles. Da dies jedoch immer nur Stichprobenerhebungen waren, wäre ich mit einer Übertragung auf alle vorsichtig, aber der Trend scheint eindeutig zu sein.
Es ist nun mal so, daß man manche Dinge eben ab bzw. bis zu einem gewissen Alter getan haben muß. Das heißt, wer sich nicht entscheidet, über den entscheidet irgendwann das Leben, und er hat diese Entscheidung eben so zu tragen (Beispiel Gebärfähigkeit: Wenn man sich als Frau nicht bis ~40 dafür entschieden hat, hat man sich automatisch dagegen entschieden). Trotzdem bedeutet das nicht, daß man sich immer zur selben Zeit und in eine bestimmte Richtung zu entscheiden hat, um erwachsen zu sein. Dafür ist imo relevant, in welcher Art und Weise man sich entscheidet.
Wie gesagt, prinzipiell ist das ok. Jedoch ist ein Nichtentscheiden eigentlich keine Entscheidung, wenn man/frau einfach wartet, bis es vorbei ist, es ist ein Aussitzen. Gut, manchmal kann das auch eine gute Taktik sein, aber wer so etwas ständig macht, sollte sich wirklich mal Gedanken über sein Leben machen.
Eines habe ich mittlerweile für mich erkannt. Wir sind alles soziale Wesen, und unser Dasein hat klar auch eine individuelle Note, aber anscheinend ist unsere Psyche doch darauf geeicht, daß wir die Anerkennung und Anteilnahme von anderen irgendwie brauchen. Wenn das fehlt, und man nur seine eigenen Bedürfnisse auslebt, wird nie als Mensch komplett sein. Natürlich gibt es Menschen, die lieber alleine leben, aber das ist eine Minderheit, und die meisten geben es nur nicht zu, daß sie lieber nicht alleine leben wollen. Es ist auch ein Geschenk, mal für andere da sein zu können, und das geht mehr und mehr in unserer Gesellschaft verloren. Die Welt kann nur besser werden, wenn wir uns alle daran beteiligen, und schauen, daß es dem Nachbarn besser geht. Das soll jetzt bitte nicht als "wir-müssen-uns-alle-lieben-und-alle sozial-engagieren"-Botschaft verstanden werden!
jorge42
2007-10-19, 20:55:39
Warum sollte der von der Gesellschaft anerkannte Weg "erwachsen zu werden" denn der einzig Richtige sein? Inzwischen behaupte ich mal, dass es nicht unbedingt Lebensziel von allen sein muss, eine feste Bindung einzugehen und sich zu vermehren. Bullshit. Ich lebe jetzt von meiner Frau getrennt und kann mein Kind alle 14 Tage sehen, SO habe ich mir das nicht vorgestellt. Wenn ich schon dazu gezwungen wurde, dann will ich jetzt auch mein Single leben ausleben. Wenn mein Sohn, um den ich mich verantwortungsvoll und liebevoll kümmere, nicht da ist, lebe ich mein Single leben wieder so aus, wie ich das in 7 Jahren Beziehung nicht konnte (und auch nicht wollte). Ich treffe mich mit Frauen, mache denen nichts vor, versuche so viel Sex wie möglich zu bekommen und mach was ich will. Leider fehlt mir die Kohle, weil meine Ex von meinem eigentlich sehr guten Gehalt die Hälfte abkriegt.
Ich kann das derzeit völlig verstehen, wenn jemand diesen Gesellschaftszwang nicht mitmachen möchte.
Inzwischen behaupte ich mal, dass es nicht unbedingt Lebensziel von allen sein muss, eine feste Bindung einzugehen und sich zu vermehren.
Doch muss man denn das ist der Sinn des Lebens
Ri*g*g*er
2007-10-21, 15:57:57
Sich zu vermehren vieleicht damit man als Rasse nicht ausstirbt aber bestimmt keine feste Bindung eingehen.
Gruss
Ri*g*g*er
Zitat vom Gast :
Doch muss man denn das ist der Sinn des Lebens ....
Das ist eine sehr beschränkte Aussage .... Im Leben MUß man höchstens sterben.... Alles andere muß man nicht ... OK Arbeiten um zu überleben vielleicht noch...
Doch muss man denn das ist der Sinn des Lebens
Es gibt keinen sowieso keinen "Sinn des Lebens".
Zudem ist das Vermehren eher eine Aufgabe/Bestimmung für viele Menschen, aber eben nicht für alle. Arbeit ist z.B. auch in der heutigen Gesellschaft nur noch eine Aufgabe für bestimmte Leute. Die anderen schauen zu, zum größten Teil sind sie dazu verdammt. Gibt auch ein elitäres Grüppchen, das aus freien Stücken nicht arbeitet und durch Abstriche anderer schön abgeschirmt in Saus und Braus lebt.
Es gibt keinen sowieso keinen "Sinn des Lebens".
Doch den gibt es:
Der Sinn des Lebens ist das Leben selbst.
Das "Problem" beim Menschen ist halt, dass wir uns des Lebens bewusst sind und nicht mehr im Sinne der Natur handeln. Die grundlegenden Triebe sind zwar wie bei den Tieren vorhanden, werden aber nicht ausgelebt. So können wir uns halt den "Zwängen der Natur" (Fortpflanzung, Erhaltung der Art) entziehen....
und den Zwängen der Rahmenbedingungen, die durch Andere vorgegeben werden, folgen ;)
Lykalein, ich finds schlimm wenn man nicht mehr kindisch sein kann. man darf neva seine kiddyness verlieren!
Premium
2007-11-02, 18:05:44
Man sollte "junggeblieben" nicht mit "kindisch" oder "kindlich" verwechseln.
"Erwachsen" sein heißt, eine gewisse geistige Reife zu besitzen, für sich selber und unabhängig von Anderen Entscheidungen zu treffen und die Konsequenzen bzw. notwendige Verantwortung zu tragen - das kann man auch mit wenig Jahren auf dem Buckel, genauso wie manche die Idee "Verantwortung" nie begreifen.
Was da im Artikel als "erwachsen" dargestellt wird, also wirtschaftliche "Unabhängigkeit", ein eigener Hausstand, Kinder, permanente Partnerschaften, etc.pp. ist schlicht und einfach das Erfüllen einer gesellschaftlichen Norm - dazu brauch ich keinen Erwachsenen, sondern nur ein folgsames "Schaf", daß sich leiten läßt, ohne eine eigene Ansicht zu entwickeln.
Als selbständig denkender Mensch kann man durchaus zur Erkenntnis kommen, daß man selber dieser Norm, dieser von irgendjemand nach eigenem Gutdünken angelegten Messlatte, nicht entsprechen will!
Wenn jemand z.B. nymphoman veranlagt ist - was für einen Sinn hätte es, wenn er/sie versucht, einer permanent-monogamen Beziehung hinterherzulaufen? Wäre das erwachsen? Wenn jemand keine Kinder haben will, weil er z.B. als Berufspilot/-in seiner Vater-/Mutterrolle seiner Meinug nach nicht gerecht werden kann - warum soll der weniger erwachsen sein? Ist jemand erwachsener, der sich Kinder anschafft, obwohl er sie ganz offensichtlich gar nicht ausreichend für eine gute Entwicklung versorgen kann, quasi "auf gut Glück"? Wenn ein junger Mensch aufgrund einer Flaute im Arbeitsmarkt keinen Job bekommt, macht ihn das automatisch wieder zum Kind? War damit auch eine "klassische" Hausfrau -weil wirtschaftlich nicht unabhängig- schon immer kindischer/kindlicher als ihr Mann? MUSS man denn unbedingt IMMER und ÜBERALL feste Verpflichtungen entwickeln wollen - auch wenn es nicht nötig ist, oder gar nicht sinnvoll?
Für mich ist es jedenfalls Humbug, an den äußeren Umständen und der Nähe der Lebensführung zur "Normalität" den "Grad der Erwachsenheit" einer Person finden zu wollen. Für mich zeigt sich der viel eher darin, wie jemand mit äußeren Umständen umgeht, und aufgrund welcher Erkenntnisse und Entscheidungen jemand zu seiner ganz eigenen Lebensführung gekommen ist.
Wie aus der Seele gesprochen, super!
Noch ein paar Anmerkungen:
In einer kapitalistischen Gesellschaft, die immer mehr Menschen in prekäre Verhältnisse zwingt, zu bemängeln, dass es immer weinger "klassische" Lebensläufe gibt und so zu tun, als ob dies aus rein freien Stücken geschieht, ist ein wahres Propagandastück.
Ist es nicht so, dass alles genau so gekommen ist, wie es die Geld-Elite haben wollte? Jeder ist verunsichert, weil jede Festlegung Ihn unflexibel macht. Und wenn man unflexibel (fester Job, feste Frau, fester Lebensbezugspunkt, feste Verpflichtungen, eignene Kinder) ist, wird man ganz schnell nach unter durchgereicht, trägt allein das Risiko, wenn etwas schief geht (Scheidung, Arbeitlosigkeit, Krankheit, Altersarmut, H4-Kinder) oder wird zumindest erpressbarer.
In einer derartigen Gesellschaft, es anzuprangern, das Risiko durch nicht immer selbstgewollten Verzicht gering zu halten, ist Verhöhnung der Menschen die sich den Gegebenheiten so gut anpassen wie Sie es eben noch können....
Die von der Politik bewußt beigeführte "neue" Lebenunsicherheit (Abschaffung fester Arbeitsverhältnisse, Schwächung der Arbeitnehmer, Einseitige Kostenbelastung des Mannes in einer Ehe, Kürzung der Bildungmittel, Rente 67, Sockeln der gesetzlichen Rente, Schaffung von prekären Arbeitsplätzen mit Lohn, der zum Leben nicht reicht, schrittweise Wiedereinführung des Reichsarbeitdienstes durch H4), auch gerne als Flexilibität oder Privatisierung oder Bürokratieabbau verklärt, war ganz sicher kein freiwilliger Entschluß der Gesellschaft als Ganzes, sonder die Entscheidung der Geldelite oder des kapitalistischen Systems. Dies zwingt den Einzelnen aber sehr wohl zu Entscheidungen, die an sich einen Bruch mit den klassischen, nun nicht mehr möglichen, Lebenlauf bedeuten. Dies ist aber gewollt. Es macht die Masse erpressbarer und manipulierbarer. Entschieden wurde dies aber schon vor langen durch die Geldelite und die einseitige politische Ausrichtung auf den Kapitalismus. Der Artikel verheimlicht dies bewußt und stellt die heutigen Erwachesenen als "Verweigerer" dar, dabei ist das Gegenteil der Fall. Jeder, der sich der Normgesellschaft verweigert, hat unbewußt die Zeichen der Zeit erkannt.
Da der Trend zum Sozialabbau ungebrochen ist, prophezeihe ich, dass es in Zukunft immer mehr "unerwachsene" Erwachsene geben wird. (Oder unfähige Schreiber gibt, die dies bemängeln werden..;-), weil Ursache und Wirkung nicht erkannt wird...)
Aber keine Angst, wenn die Poltik erkennt, dass es hier anscheinend noch welche gibt, die sich an die guten alten Zeiten erinnern, dann wird Bertelsmann schon seinen Marketingapparat irgendwann einmal anschmeissen und uns erklären, was die Gesellschaft in Zukunft für "Norm" halten wird. Studien gibt es ja schon: Der weltweite sich ständig der golbalisierung stellende Wanderarbeitsnomade, ohne Lohn. immer beim dazulernen auf eigenen Kosten, der allein durch die Andeutung auf eine mögliche Festanstellung sich selbstausbeutet und auch noch Danke sagt.
Wenn er krank wird, oder sonst irgendeinen Mangel hat, dann wird er vielleicht Glück haben, wenn er selbst vorgesorgt hat, ansonsten wird er aussortiert. Fragt sich nur von was dieser vorsorgen sollen hätte können, mit einen Lohn der nur zum "überleben" reichen wird bei zuvor 24h Tagesarbeitszeit auf Zuruf und ohne weitere soziale Kontaktmöglichkeit, weil immer nur das Geld/das Geldverdienen Vorfahrt hat.
Lange Rede kurzer Sinn:
Schön dass hier einige erkennen, das Kapitalismus nichts mit Sozial zu tun hat. Ist wohl unser perönliches Pech, wenn wir als Menschen eigentlich nur soziale Tiere sind. Aber vielleicht züchtet man uns Dank Gentechnik, diese für Abeitgeber "unnütze" Eigenschaft auch irgendwann enmal weg.
Erkannt, habt Ihr was zur Zeit schief läuft, aber wird euch meine Aufklärung etwas bringen?
Nein, denn wenn ein linker Spinner etwas schreibt, dann lohnt es sich ja nicht darüber nachzudenken.
gaga75
2007-11-02, 21:40:14
Das Thema ist recht interessant, bin ich doch selbst "schon" 32. In gewisser weise ist es sicherlich nicht verkehrt, noch ein Kind in sich zu haben. Aber es kommt immer darauf an, in welche Richtung das geht und was man will.
Ich bin sicherlich auch häufig verrückt und tu Dinge, die nicht unbedingt meinem Alter entsprechen, aber das muss im Rahmen bleiben. Man sollte nie vergessen, dass man auch Verantwortung tragen muß, seinem Alter entsprechend..
Aber darüber könnte ich endlos diskutieren.
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