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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Mängelanzeige im Softwarebereich, wegen einer Funktion, die nirgendwo beworben wird


JulieSchwarz
2007-10-25, 19:48:07
Hallo Forum,

ich hatte heute einen kleinen Disput mit meinem Chef.

Es geht um Folgendes: wir verkaufen für eine Software-Firma eine Warenwirtschaftsslösung für Handwerker.
Da haben wir nun einen Kunden, der das Programm ausgiebig getestet hat, beraten worden ist... die Fähigkeiten des Programmes kennt.

Nachdem vor ein paar Tagen die Demo Lizenz zu einer Vollversion gewandelt worden ist, bemängelt der Kunde das dem Programm eine Funktion fehlt.

Die Angabe des Preises im Materialstamm pro 100, 1000.

Denn er bekommt von seinem Großhändler Paketpreise für 1000 Stück, verkauft an seine Kunden aber geringere Mengen.
Dadurch, dass das Programm nun nur mit 2 Nachkommastellen rechnet, schmälert das seinen Umsatz.

Der Kunde hat sich mit diesem Problem an uns gewendet und gesagt, solange die Funktion nicht implementiert ist zahle er nicht.

Nun kommt allerdings mein Chef an, und meint, wir können das Fehlen dieser Funktion als Mängelanzeige an den Hersteller richten um damit ggü. dem Hersteller die Kosten für den Verkauf der Software an den Kunden nicht zahlen zu müssen.

Ich bin der Meinung, das geht nicht so einfach das wir den Hersteller, für eine Funktion die nicht beworben wird, belangen können.
Mein Chef ist da anderer Meinung.

Später darf ich mich aber als Suppporter mit einem Hersteller herumschlagen, der uns unterstellt, wir würden ihn eh nur in die Pfanne hauen.

So kann ich mir ja ein Auto als Benziner kaufen und mich beschweren das ich keinen Diesel tanken kann.

sei laut
2007-10-25, 20:01:38
Chefs können sich nie mit der Realität abfinden, aber auf einen Versuch könnt ihrs ja ankommen lassen. Oder gibts Risiken, dass der Hersteller sich dann von euch distanziert?
Im Grunde ist deine Haltung aber korrekt, jedenfalls was mir so am Rande beigebracht wurde. :D

sun-man
2007-10-25, 20:11:49
Der Kunde ist König und wo ist das Problem beim Hersteller nach einer Nachbesserung des Programms zu fragen? Meint der jetzt das seine Software nicht für so "Kleine" Betreibe gedacht ist kann es nicht verkauft werden - und schmälert seinen Umsatz. Muß wirklich etwas beworben werden (wie Nachkommastellen) um vorhanden zu sein? Gerade im Softwarebereich sind solche Requests doch nun eher ein Problem der Sales-Manager die wiedermal keinen Bock haben als ein Problem der Hersteller. Ich kenne das leider...Hauptsache verkauft und gezahlt, alles andere sollen bitte schön andere Regeln. Mein Gehalt zahlt der Kunde und der hat, bitteschön, Zufrieden zu sein - solange er nichts überflüssiges verlangt und ich Ihm gut beraten habe (und keinen Scheiß verkauft habe was garnicht in den Betrieb passt), genau solange ist der Kunde König.

Ich bleibe nochmal dabei. Bekommst Du auf den Request beim Hersteller ein "Tut uns leid, eine solche Änderung ist ander Software nicht vorgesehen" dann setzt Euch mit dem Kunden zusammen und sucht eine Lösung. Ein Unzufriedener Kunde kauft nie wieder bei Euch und erst Recht wenn es um Nachkommastellen geht die ruck zuck eingebaut sind.

SgtDirtbag
2007-10-25, 20:16:58
Ich finde es schon merkwürdig, dass der Kunde, nach dem er das Programm "ausgiebig" getestet hat,
einen (für ihn) derart schwerwiegenden Mangel erst dann bemerkt, wenn es ans Bezahlen geht. :|

JulieSchwarz
2007-10-25, 20:52:10
[...]

Ich bleibe nochmal dabei. Bekommst Du auf den Request beim Hersteller ein "Tut uns leid, eine solche Änderung ist ander Software nicht vorgesehen" dann setzt Euch mit dem Kunden zusammen und sucht eine Lösung. Ein Unzufriedener Kunde kauft nie wieder bei Euch und erst Recht wenn es um Nachkommastellen geht die ruck zuck eingebaut sind.

Der Hersteller sicherte uns das Angehen des Problemes in 3-4 Monaten zu.

Ich bin ja auch sicher das wir mit dem Kunden eine Lösung finden, nur ist mein Chef wieder auf dem Trip, dem Hersteller alles reinzuwürgen.
Die meiste Zeit sind wir Supporter diejenigen, die sich mit dem Hersteller auseinandersetzen müssen.

Die Funktion muss ja nicht großartig beworben sein, sie muss nur irgendwo klein erwähnt werden, ja das Programm kann Preis pro 100, 1000...
Dann wäre das Verhalten meines Chefs in meinen Augen auch gerechtfertigt. Aber im Moment sucht er echt Streit mit dem Hersteller.

Er stellt sofort eine formelle Mängelanzeige bei einer Funktion, die das Programm nichtmal vorgibt zu können.

Wie sieht das denn aus !?
Da kommt ein Fachhändler (der Gold Status beim Hersteller hat und das Programm kennen sollte!) zum Hersteller und jammert rum, geht ja gar nicht ... Mängelanzeige, wir zahlen nix, wir stellen uns quer.

wegen so etwas wird der Hersteller die Implementierung nicht beschleunigen... und der Kunde ist auch sauer weil es nicht voran geht.

Ich bin gespannt ob mein Chef damit durchkommt, in meinen Augen ist die Mängelanzeige gänzlich unbegründet.

Ich kenn das so, die wird gestellt wenn etwas was vereinbart worden ist, nicht eingehalten wird.
Wird der Programmierer nicht rechtzeitig zum Plantermin fertig, gibts ne Mängelanzeige und kein Geld.
Aber hier? Hier wird davon ausgegangen das die Software es einfach kann.

sun-man
2007-10-25, 21:49:51
Ich verstehe das Problem mit pro hundert und den Nachkommastellen nicht um daz mehr zu sagen oder eine andere Meinung zu haben.
Streß mit dem Hersteller ist für mich nichts ungewöhnliches da überall Stellen gestrichen worden und Schnittstellen zu den Herstellern fehlen oder nur langsam arbeiten. Ich arbeite mit Hardware bei denen schonmnal 2.5 Mio oder mehr nur für ein wenig Storage oder SAN Switche über den Tresen gehen bei denen wir für den Kunden kämpfen.
Ich finde es schon merkwürdig, dass der Kunde, nach dem er das Programm "ausgiebig" getestet hat,
einen (für ihn) derart schwerwiegenden Mangel erst dann bemerkt, wenn es ans Bezahlen geht.
Das heisst erstmal nur das er falsch getestet hat was man Ihm nicht wirklich anlasten kann - je nach Betriebsgröße wird erstmal nur geschaut ob die Tipsen damit klar kommen. Die Frage ist aber was er will. Will er die Software weiternutzen wenn der Fix 3 Monate dauert, will er die Software komplett zurückgeben? Nutzen darf er sie nicht ohen sie gekauft zu haben, keinen support und Lizenrechtlich am Abgrund der Firma. Hier müssen die Salesjungs eine Lösung mit dem Kunden finden und je nach Kunden beurteilen wie ehrlich dieser ist. Von außen geht sowas absolut nicht. Ich verwalte bei einem Kunden EINE Software die 9XXtsd € (ja, wirklich, nicht verschrieben) gekostet hat - der Kunde benötigt diese nicht und hat sie sich aufschwatzen lassen. Das problem habe ich und nicht derjenige der es verkauft hat.