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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Woher weiß man eigentlich ...


_Gast
2007-11-27, 16:14:20
ob man Recht hat oder nicht?

Angeregt durch viele Diskussionen hier in diesem Forum, habe ich mich schon oft gefragt, woher man weiß, ob man richtig liegt oder nicht. Kann man das überhaupt wissen?

So wird beispielsweise in manchen Threads über den Islam diskutiert. Aber genauso wie einige Poster innerlich davon überzeugt sind, dass diese Religion rückständig und menschenverachtend ist, gibt es ja auch andere Menschen, die sich sicher sind, dass der Islam das einzig Wahre ist. Ein anderes Beispiel wären Geschwindigkeitsbeschränkungen. Auch hier gibt es Menschen, die damit den Untergang des Abendlandes herbeikommen sehen, während andere glauben, das wäre die einzige Möglichkeit um eben dieses zu retten.

Aber wer hat nun Recht? Ist die innere Überzeugung nicht eine Folge von genetischen Ursachen, Erziehung und Erfahrungen? Und wie kann man feststellen, ob man sich auf der richtigen Seite befindet.

Da dies wohl eine eher philosophische Frage ist, habe ich sie mal hier in Religion und Wissenschaft gepostet. Und bitte missbraucht den Thread nicht für Diskussionen über Tempolimits oder den Islam. Mich würde nur eure Meinung interessieren, warum ihr beispielsweise glaubt, dass ihr in einer Sache richtig liegt, während andere, die von sich aus das selbe sagen, eurer Meinung nach falsch liegen. Und woran erkennt ihr das?

Lyka
2007-11-27, 16:33:23
ich glaube, wir können mit unseren Sinnen keine Universale Wahrheit erkennen. Wir halten unsere Wahrnehmung meistens für das einzig Wahre. Alle Informationen, die wir haben, bekommen, durchlaufen Filter, die genetisch oder erzieherisch(auch selbsterzieherisch) erschaffen wurden. Eine Änderung kann stattfinden, nur entweder sehr langsam oder durch ein Erlebnis, sehr schnell.

Fatality
2007-11-27, 16:36:28
man muss sich ein bild vom ganzen machen und versuchen die zusammenhänge zu verstehen. wenn man dann den punkt des übels erkannt hat kann man seinen standpunkt vertreten.

dreas
2007-11-27, 16:38:35
Recht zu haben ist eine menschliche Einschätzung und damit fehlbar. Eine Objektive Wahrnehmung kann es als Mensch nicht geben. Mann kann sich nur durch Selbstreflektion Hinterfragung etc. gegen die Fehlbarkeit schützen. Auschließen kann man sie nicht.

mfg dreas

sei laut
2007-11-27, 16:51:20
"Angeregt durch viele Diskussionen hier in diesem Forum, habe ich mich schon oft gefragt, woher man weiß, ob man richtig liegt oder nicht. Kann man das überhaupt wissen?"
Wenn man wüsste, dass man richtig liegt, bräuchte man ja auch nicht diskutieren, da man ja den Weg zur Wahrheit schon hinter sich hat.

Denn wer diskutiert, ohne vielleicht nicht doch was seinem Standpunkt hinzufügen zu können? Klar, andere vom richtigen Standpunkt überzeugen, ist zwar edel aber nur das geringere Motiv für Diskussionen.

ux-3
2007-11-27, 17:49:36
Was du als richtig ansiehst, hängt von deinem Wertesystem ab. Daher kann Tempo 130 sowohl richtig wie auch falsch sein, je nach zugrunde liegendem Wertesystem. Gleiches gilt für den Islam, etc. Falsch liegen mit deiner Ansicht kannst du, wenn deine Preferenz (ohne dass du es merkst) mit deinem Wertesystem nicht übereinstimmt oder du nicht entscheiden kannst, welche Option für deine Werte letzlich die bessere ist.

Gruß,
ux-3

Abdul Alhazred
2007-11-27, 17:54:35
Eine universale Gerechtigkeit, bzw. ein universales Recht gibt es nicht. Das was wir "Recht" nennen ist eine subjektive Wahrnehmung. Falls es tatsächlich eine höhere Gerechtigkeit geben sollte, dann können wir sie mit unseren geringen Mitteln nicht begreifen.

PHuV
2007-11-27, 18:27:36
Die Frage ist beim "richtig liegen" auch immer, auf welcher Ebene man sich geistig bewegt. Damit meine ich nicht, ob man dumm ist oder nicht, sondern wie das abstrakte Denken geschult ist. Und dann kommt es immer darauf an, was für ein Bezugssystem genommen wird, ob seine Argumentation zu "beweisen".

Beispiel, ob SLI unsinn ist oder nicht, zu teuer bla bla, daüber gibt es hier einen Menge Threads. Bezogen auf die Kosten ist SLI Unsinn, bezogen auf die Spielleistung und den damit verbundenen Spaß sieht die Rechnung wieder ganz anders aus. Nur wie bewertet man Spaß? Wie bewertet man Glück, Zufriedenheit, usw.?

IMHO gehts bei den meisten eher um Rechtfertigung (wie ich mal hier in aths Thread zur Diskussionskultur beleuchtet habe (http://www.forum-3dcenter.org/vbulletin/showpost.php?p=5265182&postcount=34)) als um Recht haben. Recht kann jeder von seiner Perspektive haben.

Es macht schon einen Unterschied, ob man aus einer Frosch-Perspektive Dinge bewertet (welche durchaus ihre Berechtigung habt) oder aus einer höheren Ebene, die komplexe Vorgänge mit einbezieht.

Aus der Natur kann man heute sagen, daß überwiegend Kooperation mehr belohnt wird als Egoismus, und für Menschen soziales Verhalten wichtiger ist, was beispielsweise dieses Experiment (TP - Moral noch vor der Sprache? (http://www.heise.de/tp/r4/artikel/26/26661/1.html))sehr gut zeigt.

An sich zeig es sich immer wieder, das die Frage der Perspektive, des Weltbildes und der eigenen Überzeugung immer in die Frage mitspielt, ob man recht hat. Wenn einem Menschenrechte und Freiheit des Menschen wichtig sind, wird so ein Fall wie dieser hier (Teddybär Mohammed (http://www.forum-3dcenter.org/vbulletin/showthread.php?t=392761)) anders bewerten als jemand, für den soziales Verhalten innerhalb eines Kulturkreises wichtiger ist, oder desjenigen, der ein Leben nach einer bestimmten Verhaltensregel wichtiger ist.

Je komplexer diese Fragestellung wird, umso weniger wird man eine absolute Bewertung nach Wahrheit zugunsten einer flexiblen Lösung zurückstellen. Richtig oder falsch ergibt sich immer aus dem Kontext einer Handlung, und ob jemand mit einer These oder Einsicht recht hatte, wird sich immer erst in der Zukunft zeigen. Es gibt Menschen, die sehr gut in die Zukunft hineinplanen können, und ziemlich gute Voraussagen treffen können, und andere scheitern darin. Letzlich zeigt sich in vielen erst der Lebenserfolg, ob die Strategie und die Lebenseinstellung richtig ist oder nicht, und das ist eine Bestätigung, die nicht zu schlagen ist. :biggrin:

KinGGoliAth
2007-11-27, 18:39:03
recht und unrecht kommt vor allem auf den kontext an.

- wenn mir jemand erzählen will, dass 2² nicht gleich 4 ist kann er mich den ganzen tag zuquatschen. ich weiß einfach, dass er unrecht hat. basta. all die dinge, die sich beweisen / zeigen lassen, lassen recht schnell einen schluss zu, wer recht und wer unrecht hat.
- anders sieht es aus bei subjektiven eindrücken. beispiel sli wurde ja schon genannt. für einige ist es einfach unsinning massig geld auszugeben (zweite karte und stromverbrauch dieser) und dann nichtmal in allen spielen sagen wir einfach mal pauschal ~70% maximale mehrleistung zu haben. und bei der nächsten generation der grafikkarten kann man sein sli dann verschenken, weil eine neue karte schneller ist als zwei alte im sli. andere sind sehr wohl willens eine stange geld auszugeben, damit die games eine ecke schneller laufen.
- religiöse sachen lasse ich mal aussen vor. allein damit kann man schon sein ganzes leben diskutieren. in anlehnung an "wer schreit hat unrecht" würde ich aber auf "wer andere in die luft sprengt und umbringt hat unrecht" verweisen.

Monger
2007-11-27, 19:29:42
Die zentrale Frage ist ja eigentlich: warum ist es denn wichtig, wer Recht hat?

Ich denke, es geht hier nicht so sehr um Wahrheit, sondern um Entscheidungsfindung: jeder versucht aufgrund der ihm vorliegenden Kenntnisse die beste Entscheidung für sein Leben zu treffen. Ein Interessenskonflikt ist damit eine sehr persönliche Angelegenheit: werde ich in etwas widerlegt, was essentiell für mein Lebensziel ist, bricht meine Existenz zusammen.

Die meisten Menschen KÖNNEN deshalb in bestimmten Punkten nicht von ihrer Position abweichen. Es geht nur darum, so zu agieren dass man sich danach selbst noch im Spiegel ertragen kann.

Wahrheit ist dabei völlig irrelevant. Was wir hier diskutieren, sind Lebensentwürfe - und spätestens da merkt man natürlich kulturelle Konflikte sehr deutlich. Zum Glück haben die meisten Menschen in Deutschland sehr ähnliche Erwartungen ans Leben, und müssen sich deshalb nicht zwingend die Köpfe einschlagen.

Lyka
2007-11-27, 20:11:30
es ist ein Zeichen von Status, von Kämpfen, die per Diskussion ausgetragen werden.
Der Verlierer, der irgendwann einmal aufhört, mit (seiner, keine gewertete) Logik zu argumentieren, wird "den Ring verlassen, geschlagen, gedemütigt". Der verbleibende Redner "siegt".
Ob jemand objektiv Recht hat, ist bei vielen Diskussionen egal. Wenn die Gefühle überhand nehmen und man blindwütig postet, nur um zu überleben, um nicht besiegt zu werden... das gibts in Foren sehr oft.

Nur, was hat der SIeger davon? Ein gutes Gefühl. Selbstbestätigung. Eine Steigerung des Foren-Status, der für einige Menschen genauso wichtig, vielleicht sogar wichtiger ist als der Status in RL (ich vermute oft, daß der Status in RL teilweise recht niedrig ist, wenn die Leute sich hier so festbeißen, und nun.... das ist meine subjektive Meinung).

€: hier im Forum hat jemand die beste Signatur, die ich kenne: Nur weil ich aufhöre, mit dir zu diskutieren, heisst das nicht, daß du recht hast" :biggrin:

Fritte
2007-11-27, 20:27:42
@Gast: kennst du Schrödingers Katze? Wenn also so die Quantenphysik schon zwei Zustände gleichzeitig kennt, wie sollte man dann mit etwas so albern menschlichem und subjektivem wie "Recht" einen klaren Zustand erreichen?

ux-3
2007-11-27, 21:14:15
Möglicherweise macht es Sinn, "Recht haben" als "passend zum eigenen Wertesystem" anzusehen?

Gruß,
ux-3

pest
2007-11-27, 23:01:07
- wenn mir jemand erzählen will, dass 2² nicht gleich 4 ist kann er mich den ganzen tag zuquatschen. ich weiß einfach, dass er unrecht hat. basta.


muss nicht immer 4 sein.

recht und unrecht kommt vor allem auf den kontext an.


:wink:

Maorga
2007-11-28, 18:27:45
ob man richtig oder falsch liegt, sieht man oft erst viele Jahre später. Klar bin ich immer davon überzeugt das richtige zu tun, aber wenn man dann mal zurückschaut sagt man das hätte man doch besser anders gemacht, aber meistens hat man ja da den Wissensstand noch nicht :)
Es ist zwar nicht egal wie du dich entscheidest aber ob's die Richtige ist siehst du wirklich erst später.

Biba

Maorga

Avalox
2007-11-28, 19:12:09
Mensch da kenne ich den passenden Text zu.

Schopenhauer hat sich vor über 200 Jahren ähnliche Fragen gestellt.

Einfach mal in einer freien Minute durchlesen. Aber wirklich mit Mühe. Lohnt sich.

http://www.rhetorik-netz.de/rhetorik/schopenh.htm

Quantar
2007-11-28, 20:10:29
Mensch da kenne ich den passenden Text zu.

Schopenhauer hat sich vor über 200 Jahren ähnliche Fragen gestellt.

Einfach mal in einer freien Minute durchlesen. Aber wirklich mit Mühe. Lohnt sich.

http://www.rhetorik-netz.de/rhetorik/schopenh.htm

Sieht für mich beim ersten Überfliegen nach einer leicht "antiquierten" Version dessen aus, was man heute als Argumentationstheorie ansieht.
Rhetorik ist -für mich- einfach nur ein praktikabler Abklatsch dessen.
Jedenfalls ist die Frage nach dem "Recht haben" hier genauso den Regeln und Mustern unterworfen, die es eigentlich zu klären gilt. Wenn man bereit ist, sich auf einen Diskurs einzulassen, sollte man ein gewisses Rüstzeug mit sich bringen. Und das sieht man nur in den wenigsten Fällen.

Fritzchen
2007-11-28, 20:36:34
muss nicht immer 4 sein.

Ein Beispiel bitte.

pest
2007-11-28, 20:51:49
im Restklassenring modulo 3 ist 2*2=1

schmacko
2007-11-28, 22:19:18
dein mitdiskutand muss wohl deine sprachwelt teilen - dann wird man sich in ausgewählten sachverhalten einigen können, welche aussagen wahr und welche falsch sind.
(recht bekommen (und damit: recht zu haben) hat nichts mit der wahrheit zu tun.)

KinGGoliAth
2007-11-28, 22:47:01
im Restklassenring modulo 3 ist 2*2=1

;D
das musst du dann aber auch dazu sagen.
für alle nicht auf teufel komm raus konstruierten beispiele bleibt 2²=4 und damit basta. ;) :D

Lyka
2007-11-28, 22:49:59
wie haben wir aus "1984" gelernt? 2x2 (oder 2+2) kann auch 5 sein, wenn man fest daran glaubt.
Alternativ: Buch lesen!

pest
2007-11-28, 22:52:29
;D
das musst du dann aber auch dazu sagen.
für alle nicht auf teufel komm raus konstruierten beispiele bleibt 2²=4 und damit basta. ;) :D

hehe, nein du hättest sagen müssen auf welches zahlenkonstrukt du dich mit deiner aussage beziehst, immer ist ein gefährliches wort :D
allerdings gäbe es ohne solch "auf teufel komm raus"-konstruiertes keine verschlüsselungsalgorithmen etc...

Baalzamon
2007-11-29, 11:26:47
hehe, nein du hättest sagen müssen auf welches zahlenkonstrukt du dich mit deiner aussage beziehst, immer ist ein gefährliches wort :D
allerdings gäbe es ohne solch "auf teufel komm raus"-konstruiertes keine verschlüsselungsalgorithmen etc...
Allgemeinaussagen sind Böse :devil: Und 2² = 11 stimmt auch........ zur Basis 3... ;)

Deswegen: Immer schön den Kontext beachten, sich auf Definition von Begriffen einigen, dann hat man zumindest schonmal von vornherein eine gute Chance das man auch tatsächlich über dasselbe spricht. Ansonsten wird das diskutieren schwer.

Fritzchen
2007-12-12, 11:39:48
@Gast: kennst du Schrödingers Katze? Wenn also so die Quantenphysik schon zwei Zustände gleichzeitig kennt, wie sollte man dann mit etwas so albern menschlichem und subjektivem wie "Recht" einen klaren Zustand erreichen?

Wie kommst du eigentlich auf zwei zustaende? Ich sehe da immer nur einen:redface:

Lyka
2007-12-12, 11:41:18
tot und lebendig..., solang die Kiste nicht offen ist und man es nicht "weiss"^^

Fritzchen
2007-12-12, 11:43:15
tot und lebendig..., solang die Kiste nicht offen ist und man es nicht "weiss"^^
Die Katze ist weder tot noch lebendig. Der Zustand ist irgent etwas dazwischen.

Lyka
2007-12-12, 11:46:29
und wie würdest du diesen Zustand nennen und erklären?

Abdul Alhazred
2007-12-13, 02:11:32
Schrödingers Katze mag vielleicht ein Beispiel in Abstraktion sein, aber sicherlich nicht in Ethik und Moral.

seahawk
2007-12-13, 07:36:15
Was ist "Recht" ?

In der üblichen Diskussion können mehrere Recht haben, denn sie befinden sich in unterschiedlichen Lebenslagen, so dass eine Veränderung sowohl gut als auch shclecht sein kann.

Baalzamon
2007-12-13, 10:49:55
Die Katze ist weder tot noch lebendig. Der Zustand ist irgent etwas dazwischen.
Soweit ich das verstanden habe ist die Katze tot und lebendig zugleich. Kein Zwischenzustand sondern beide Zustände gleichberechtigt.
und wie würdest du diesen Zustand nennen und erklären?
Überlagerung? Superposition? Erklären könnte ich dir das aber leider auch nicht wirklich. Aber bestimmt wurde das schonmal in einem Thread aufgegriffen. Vieleicht hilft dir ja dieser Thread weiter (http://forum-3dcenter.org/vbulletin/showthread.php?t=340506&highlight=Schr%F6dinger)...?

Lyka
2007-12-13, 10:55:18
naja, ich meinte nur, daß ich dieses "der ist zwischen tot und lebendig" erklärt haben will... da ich ebenso glaube, daß die Katze sowohl tot als auch lebendig ist :)

Abdul Alhazred
2007-12-14, 00:25:39
naja, ich meinte nur, daß ich dieses "der ist zwischen tot und lebendig" erklärt haben will... da ich ebenso glaube, daß die Katze sowohl tot als auch lebendig ist :)

Ja. Aber Du kannst nicht sagen das ein Zustand für dich gleichermassen (und absolut) gut oder schlecht ist.

aRKeycH
2007-12-14, 02:45:50
Man kann "Recht haben" auch statistisch "bekräftigen", wobei dies auch zur gelenkten Fehlbarkeit führt, heisst ja nur:

Recht ist was wir glauben sei richtig......also nutzlos.