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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Tödliche Versprechen (Eastern Promises)


cyjoe
2008-01-03, 03:09:31
Lasst euch von dem etwas einfallslosen deutschen Titel nicht abschrecken, dahinter verbirgt sich ein echter Kino-Geheimtipp.

In Cronenbergs neuem Film geht es um die Londoner Hebamme Anna (Naomi Watts), die das Tagebuch einer 14-jährigen Prostituierten an sich nimmt, nachdem diese bei der Geburt ihrer Tochter ums leben gekommen ist. Anna versucht, Verwandte des Babys ausfindig zu machen und stößt bald auf Semyon (genial gespielt von Armin Müller Stahl), den sie bei der Übersetzung des in russisch verfassten Tagebuchs um Hilfe bittet. Dieser ist aber das Oberhaupt der dortigen "Russen-Mafia" und tief in die Sache verstrickt...

Zu erwähnen wäre noch Viggo Mortensen, der einen Anwärter für die Aufnahme in die Mafia spielt, und Anna vergeblich warnt, sich weiter in die Angelegenheiten Semyons einzumischen.

Der Film hat mich ein bisschen an den ersten Teil der "Pate"-Trilogie erinnert, aber nur entfernt. Er geht sehr auf das zwiespältige Leben in einer Verbrecher-Welt zwischen Familienleben und eiskaltem Mafia-Geschäft ein. Es geht auch darum, wie schnell ein normaler, "netter" Mensch in die Welt der Mafia stolpern kann, in der ganz andere Gesetze gelten.

Der Film erzählt die Geschichte sehr nüchtern mit wenig Effekthascherei. Von der Skurrilität früherer Cronenberg-Filme ist nichts übrig geblieben - Eastern Promises ist knallhart und realistisch. Die (seltenen) Actionszenen zeigen die Gewalt explizit, es gibt keine Hollywood-typischen Schnitte, in denen das Wesentliche der Vorstellung des Publikums überlassen oder als Stilmittel eingesetzt wird. Es ist alles so glaubwürdig inszeniert, als könnte sich das alles in der nächsten größeren Stadt abspielen. Trotzdem ist der Film irgendwie grotesk, vor allem, wenn Verbrecher-Welt und "normale" Welt sich überschneiden.

Trotz der aus anderen Filmen bekannten Elemente ist die Story sehr originell mit einigen Wendungen und war für mich nicht vorhersehbar.

Ich kann den Film absolut empfehlen, wenn man es mal etwas dialoglastiger und abseits vom Hollywood-Popcorn-Kino mag. Je mehr ich drüber nachdenke, desto besesr gefällt er mir - Anschaun!

Quantar
2008-01-03, 12:19:22
Jawohl, vor allem die Kampfszene im Badehaus ist einzigartig. Anschauen :uup:

655321
2008-01-05, 01:00:38
... (genial gespielt von Armin Müller Stahl)...
... Von der Skurrilität früherer Cronenberg-Filme ist nichts übrig geblieben... ...Die (seltenen) Actionszenen zeigen die Gewalt explizit...


Dem kann ich (z.T. leider) zustimmen.

Cronenberg schlägt eine neue Richtung ein, die ich nich mag. Schon History of Violence fand ich nicht so gut. Spider ging auch noch, aber nix im Vergleich zu seinen früheren Werken wie die Fliege, Dead Ringers, Existenz usw...
Naja vielleicht hab ich den Film auch nur zu einer falschen Stimmung geschaut ( hat ja immerhin recht gute Kritiken eingeheimst)


Jawohl, vor allem die Kampfszene im Badehaus ist einzigartig. Anschauen
Also ich hätte lieber Naomi Watts kämpfen sehen wollen ;)

Mr. Bandit
2008-01-05, 15:46:48
Gutes Review cyjoe (y), ich kann mich dem voll und ganz anschließen. Tödliche Versprechen ist für mich der beste Film 2007.

John Williams
2008-01-05, 15:58:31
Fand ihn auch ziemlich gut gemacht, nur war der Plot nach einer Weile vorhersehbar.

X-ray3
2008-01-06, 09:10:06
Ich war gestern im Kino und muss sagen, das er mich gelangweilt hat. Die meisten im Saal haben ein "leises Buuuhh" losgelassen. Klar, ein paar Schocker hier und da(Frisör, Finger, Badehaus, Vigo nackt :-)), aber leider eine flache Story. Vigo in Höchstform und ziemlich cool! *daumen*

_Funkiwi_
2008-01-06, 15:51:05
hab ihn im alten jahr noch gesehen gehabt und würde ne 6/10 geben.

alleine schon das ende aka "happy - end" ist mal sowas von unpassend, wurgs. warum bitte? ich hab ihn auch auf deutsch geschaut und das ist wohl ein fehler. story ist abwechslungsreich und nicht wirklich vorhersehbar, jedoch die szene in der klargestellt wird, dass Viggo Mortensen ein geheimagent ist etc. war zu viel. gerade wo man es hätte auch so rausbekommen können lösen sies so plump auf.

leider schon 2 wochen her und für mich ein wirklich _sehr_ überschätzter film. war leider aus meiner sicht zu keiner zeit irgendwie spannend und das hat gefehlt.
der sound im kino war aber auch total beschissen und das bild war auch nicht gut. typisch cubix am alex eben :((

GBWolf
2008-01-10, 15:31:52
Hab ihn gestern angesehen und fand ihn auch gut. Würde locker eine 6/10 bekommen, was eine gute Filmwertung ist.

Was mir nicht gefallen hat, war lediglich, dass es zeitweise noch zu sentimental zuging und der Gewaltfaktor hätte imho auch höher sein können. Der Film endete auch viel zu abrubt, da hätten locker noch 20 Minuten weiter erzählt werden können.

Mir gefällt der Stil von History of Violence sehr sehr gut, und in die Richtung ging der Film auch, nur leider nicht ganz so kompromislos.

MarcWessels
2010-11-21, 00:40:43
Ich verrate die AuflösungHuhu?! Schon mal was vom Spoiler-tag gehört???


OT-> Wer den Film nur an den wenigen Gewaltszenen festmacht und ihm eine flache Story bescheinigt, hat IMO die Stärken dieses Films nicht verstanden. Die beklemmende Stimmung, die der Film geschickt durch die Tagebuchauszüge und das Verhalten der Mafia-Mitglieder aufbaut, ist IMO das Fesselnde.

8/10