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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Vater hatte Schlaganfall


Gast
2008-04-04, 01:15:42
Liebe Forenmitglieder,

ich weiß, dass einigen Leuten hier solche Treads etwas seltsam vorkommen. "Warum schreibt der denn sowas in ein Forum?" bzw. "Hat der denn keine Freunde, mit denen er sowas bereden könnte?". Kurze Antwort: Nein. Ich hatte nie wirklich viele Freunde (zwar etwas schade, lässt sich aber jetzt nicht ändern). Ich habe einen sehr guten Freund, dem ich das alles erzählt habe, aber hier gibts vielleicht auch noch ein paar "Tipps" oder dergleichen.

Folgende Sache bedrückt mich total:

Ich studiere zur Zeit in einer anderen Stadt und wohne weit entfernt von meinen Eltern (ca. 650km). Ich fahre leider nicht allzu häufig nachhause (finanzielle Probleme). Meinen Vater habe ich kurz nach Weihnachten das letzte Mal gesehen. Ich werde auch erst Ende April (steht schon fest) wieder nachhause fahren können (war schon länger geplant, hatte schon Geschenke für Mutter und Vater gekauft).

Habe vor einer Woche noch mit meiner Mutter telefoniert. Alles wie gehabt, meine Eltern hatten sich sogar ein "neues", kleineres, gebrauchtes Auto gekauft etc.

Nen Tag später ruft meine Schwester an und erzählt mir, dass mein Vater im Krankenhaus liegt. Ist auf seiner "Rentnerarbeit" zusammengesackt, Schlaganfall, komplette rechte Seite gelähmt, kann nicht Sprechen, kann nicht Schauen, wer da ist, künstliche Ernährung, etc.

Vorgestern hat er auch noch auf äußere Einflüsse reagiert, hat also erkannt, dass jemand Bekanntes im Raum ist. Er hat bspw. nach der Aufforderung "Drück mal" die Hand gedrückt usw. Anscheinend wollte er auch, dass jemand bei ihm ist, Hand hält,...

Der Zustand ist heute noch schlechter geworden. Er hat schon seit nen paar Tagen dauernd Insulin gespritzt bekommen müssen (wegen akut zu hohem Blutzucker). Jetzt bekam er noch Atemprobleme dazu + anscheinend ne Lungenentzündung. Er muss jetzt also auch künstlich beatmet werden. Heute waren meine Schwester und meine Mutter nochmal da, aber er hat auf nichts mehr reagiert (hat in der Nacht noch Morphium bekommen). Außerdem hat der Arzt gemeint, dass selbst wenn er jetzt "gesund" wird, er zu 80% ein Pflegefall sein wird.

Hm...das ist alles total schrecklich für mich. Dieser "Schwebezustand"...ich mein: wenn er jetzt tot wäre, so wäre das natürlich sehr schlimm, aber es wäre auch in einem gewissen Maße "abgeschlossen". Aber wenn er jetzt noch ein Pflegefall wird und sich nur noch quält und vielleicht noch alles mitbekommt. Das will mir alles nicht in den Kopf rein. Bei mir kreisen dauernd die Gedanken darüber, wie das wohl sein muss sich nicht groß bemerkbar machen zu können und vielleicht gar nicht zu wissen, wo man ist usw. Ich leide selbst an Schlaflähmung und ich weiß zumindest, wie sich sowas für ein paar Minuten anfühlt. Aber sowas...

Ich weiß nicht ob es falsch ist sowas zu denken, aber...falls es nicht besser werden sollte hoffe ich echt (für ihn - da ich weiß, dass er nicht so enden wollte - und für alle anderen), dass er die ewige Ruhe findet.

Jetzt meint meine Mutter noch, dass sie das Haus verkaufen muss (das "neue" Auto sowieso), z.B. um ein Pflegeheim für meinen Vater zu bezahlen bzw. weil das Haus nicht komplett abbezahlt ist geht das sowieso nicht. Meine Mutter ist Hausfrau und hat meistens nur Nebenjobs gemacht. Die Rente von ihr und generell das Einkommen kann man also vergessen.

Keine Ahnung wie ich damit jetzt umgehen soll. Das wirkt auf mich alles wie ein schlechter Traum. Ich habe die ganze Zeit diesen "Druck" auf dem Kopf. Ich hab ihn jetzt länger nicht gesehen und jetzt geht das alles so schnell den Bach runter und ich kann nicht mal drauf reagieren, weil ich so weit weg wohne. Außerdem muss ich die ganze Zeit daran denken, wie hilflos und scheiße das jetzt alles für ihn sein muss. Ich muss auch über so Marotten von ihm nachdenken, dass er sich bspw. - vermute ich jetzt einfach mal - total über sein neues Auto gefreut hat, weil das so ein Bordcomputer mit Außentemperaturanzeige hat (ja, total Asbach und sowas hat jeder Auto, aber über sowas für ihn unbekanntes, hat er stundenlang erzählt). Und jetzt alles im Arsch. Ich konnte nicht mal heulen bis jetzt, weil das alles so plötzlich und schnell ging. Es geht nicht rückwärts und nicht vorwärts...bin total neben der Spur. Jetzt hoffe ich bloß irgendwie, dass ich es noch bis Ende April schaffe ihn in nem einigermaßen "normalen" Zustand zu sehen und mich zu verabschieden und mich vielleicht auch zu entschuldigen (wir hatten öfters Streit...wie das halt so ist).

Naja, wollte das nur mal alles loswerden. Danke fürs Lesen.

thomasius
2008-04-04, 07:50:19
ich empfehle dir: versuch irgendwie dahin zu kommen, egal wie und deinem vater beizustehen oder dich zu verabschieden. ich habe es bei meinem opa nicht geschafft und bereue das bis heute (is 15 jahre her)

atlantic
2008-04-04, 08:15:02
Es kommt immer unerwartet, unpassend, zu plötzlich und zu schlimm. Für Krankheit oder Tod gibt es keinen "günstigen" Zeitpunkt, und immer bleiben Dinge offen, die man gern noch gesagt/getan hätte. Ich habe das selber kürzlich (http://www.forum-3dcenter.org/vbulletin/showpost.php?p=6401090&postcount=321) wieder erfahren müssen, fast auf den Tag genau 9 Jahre, nachdem mir dasselbe mit meinem Vater passiert ist.

Fahr hin. Nicht nur für ihn. Auch für dich.

Panasonic
2008-04-04, 08:21:47
Dein Vater ist mehr tot als lebendig und nur 650 Km entfernt. Warum bist Du nicht längst bei ihm?

Gast
2008-04-04, 08:36:29
Warum bist Du nicht längst bei ihm?

Vielleicht hat er Angst vor DEM, was Ihn erwartet...ich kann das verstehen. Trotzdem hilft es nichts, man wird sich früher oder später der Situation stellen müssen. Es ist auch nicht schön, die Mutter und Schwester damit allein zu lassen.

Es gibt viel zu regeln, auch was das Haus angeht, die kompletten finanziellen Angelegenheiten...die Mutter brauch jetzt jede Hilfe.

Nedo
2008-04-04, 08:46:33
Jo, fahr sofort zu deinem Vater! In dem Fall sind 650 km nichts.

Viel Glück!

Dr. Troy
2008-04-04, 11:07:38
Ich habe das alles durchgemacht als ich 18 war. Mein Vater hatte mit 36 einen Schlaganfall, der dann 2 Jahre später zum Tod geführt hat. Also habe ich damit viel Erfahrung. Was soll ich sagen, die gleichen Gedanken hatte ich auch. Trotzdem war ich froh, dass er "nur" 2 Jahre leiden mußte. Allein die Vorstellung, dass er noch 40 Jahre so leben muss, hat mich sehr mitgenommen.

Liebe Grüße Sven

Nedo
2008-04-04, 14:41:35
Ich habe das alles durchgemacht als ich 18 war. Mein Vater hatte mit 36 einen Schlaganfall, der dann 2 Jahre später zum Tod geführt hat. Also habe ich damit viel Erfahrung. Was soll ich sagen, die gleichen Gedanken hatte ich auch. Trotzdem war ich froh, dass er "nur" 2 Jahre leiden mußte. Allein die Vorstellung, dass er noch 40 Jahre so leben muss, hat mich sehr mitgenommen.

Liebe Grüße Sven
Schlimm so etwas zu lesen...

Meistens trifft es die, die es einfach nicht verdient haben ;(

Gast
2008-04-04, 22:48:30
Hallo an alle,

leider ist mein Vater heute Mittag verstorben.

Danke für die Ratschläge. Ich schrieb das mit dem "so schnell nicht Besuchen können" allerdings wirklich nicht ohne Grund. Ehrlich. Hatte dann aber gegen Mittag mit einer schnell geplanten Fahrt (Geld leihen, Fahrgemeinschaft; wäre jetzt dieses WE gewesen) schon alles vorbereitet. War dann leider doch zu spät.

Jetzt werde ich nächste Woche zur Beerdigung "runter" fahren.

Ich habe mir jetzt vorgenommen öfters nachhause zu fahren (sofern es denn finanziell und studientechnisch, sprich: Klausuren, Auslandssemester,...geht), um meine Mutter zu unterstützen/besuchen. Zum Glück steht sie jetzt nicht ganz alleine da (Schwestern + Bruder).

AtTheDriveIn
2008-04-04, 22:55:16
Schrecklich! Mein Beileid ;(

Loci
2008-04-05, 00:52:51
Schlimm, auch von mir an dich und deine gesammte Familie mein Beileid :(

Christi
2008-04-05, 17:17:56
auch mein beileid- sowas ist mit der schlimmste tag im leben:(

Gast
2008-04-05, 17:37:11
Auch von mir herzliches Beileid, wer das noch nicht erlebt hat, kann garnicht nachempfinden was es bedeutet, einen geliebten Menschen für immer zu verlieren. Es ist schlimm...

@Allgemein

Für mich, wieder mal ein Beweis, das die ganze Jagd nach Geld/Reichtum/Luxus und Titel nichts bedeutet, lebt JETZT und lebt MIT euren Lieben, mit den Partnern, mit den Freunden...ich habe auch zu spät erkannt, was im Leben wirklich zählt. Familie ist das Wichtigste, das sollte sich jeder vor Augen führen...

tomtom
2008-04-07, 12:03:47
Mein herzliches Beileid ;(

Jedes Mal, wenn ich sowas im Forum lese/lesen muss, erkenne ich jedes Mal ein Stück mehr, wie sehr man sich glücklich schätzen kann, wenn einem selbst bzw. der eigenen Familie solche Schicksalsschläge bisher (und zum Glück) "erspart" geblieben sind.

Ich wünsche dir und deiner Familie alles, alles Gute und viel Kraft für die Zukunft ;(

Grestorn
2008-04-07, 13:26:39
Herzliches Beileid!

Ich wünsch Dir und Deiner Familie viel Kraft, diese Situation zu meisten!

Ritmovs
2008-04-07, 14:00:36
es trifft immer nur die Falschen, verdammt! Schade das es nicht meinen Vater erwischt hat, sehr schade!

Christi
2008-04-07, 14:28:04
es trifft immer nur die Falschen, verdammt! Schade das es nicht meinen Vater erwischt hat, sehr schade!

:confused:

was ist denn das für ein komischer kommentar:|

Gast
2008-04-07, 17:54:03
:confused:

was ist denn das für ein komischer kommentar:|

Was soll daran komisch sein? Glaubst du alle Familien sind wunschlos glücklich?

Es gibt Väter, die sind schlimmer als der ehemalige KZ-Leiter von Auschwitz. Deswegen kann ich ihn auch verstehen.