Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Gute Ärzte - gibt es die noch?
tyrol
2008-05-15, 19:28:08
Hallo Community,
komme gerade mal wieder völlig entnervt vom Arzt und stelle mir mittlerweile echt die Frage:
Gibt es noch gute Ärzte?
In letzter Zeit war ich bei zahlreichen verschiedenen Ärzten, aber bei den meisten sehen meine Erfahrungen leider so aus:
Sie sind inkompetent.
Entweder gibt's gar keine Diagnose, es dauert ewig bis sie was finden oder sie stellen gar erstmal falsche Diagnosen. Und selbst wenn die Diagnose mal stimmt, zeit die Behandlung oft praktisch keine Wirkung.
Sie sind arrogant.
Lange Wartezeiten sind das eine (erst recht für Kassenpatienten), Unfreundlichkeit und Überheblichkeit das andere. Bei vielen Ärzten komme ich mir so vor, als wollten sie die ganze Zeit ihre Überlegenheit demonstrieren und hätten es gar nicht nötig, mir überhaupt zuzuhören.
Ältere Ärzte bilden sich oft nicht mehr weiter (wahrscheinlich aus Altersturheit) und erzählen teilweise Sachen, die dem medizinischen Stand des Mittelalters entsprechen (so kommt es mir jedenfalls vor). Geht man zu einem jüngeren Arzt, der dementiert das alles und meint, dass es schon ganz andere Möglichkeiten gibt. Es sollte eine Weiterbildungspflicht für Ärzte geben.
Achja und die letzten Therapien, die ich bekommen habe, waren etwa so wirkungsvoll, wie ein Aderlass. Ich hatte zwar nichts ernsthaftes, aber geholfen hat gar nichts. Bin dann also nicht mehr zum Arzt gegangen und habe es über Wochen von allein ausheilen lassen. Beim nächsten Mal kaufe ich mir ein Glas voll Blutegel und heile mich gleich selbst, ist wohl das Beste.
Damit ist glaub ich recht gut zusammengefasst, was ich von Ärzten halte. Ich finde es schon irgendwie erschreckend, dass ich in meiner Stadt keinen wirklich guten Arzt kenne, dafür für praktisch jedes Teilgebiet mindestens einen, zu dem ich mit Sicherheit nicht (noch einmal) freiwillig gehen würde.
Gibt es eigentlich irgendwelche Portale oder Foren im Internet, wo man Ärzte bewerten kann o.ä.? Einfach, damit ich nicht wirklich alle Ärzte hier selbst ausprobieren muss...
mfg
tyrol
Satariel
2008-05-15, 20:00:17
Mein Stammarzt ist ganz nett, aber es stimmt schon dass einige Ärzte einen Hauch von Arroganz haben. Ich glaube aber dass das normales menschliches Verhalten ist: Man ist Tag für Tag mit den unterschiedlichsten Formen des Leides konfrontiert - den Arzt, der all das zu nah an sich ranlässt, findet man nach ein paar Jahren am Strick baumelnd wieder, etwas überspitzt gesagt.
Ansonsten sind Ärzte auch nur Menschen und da gibt es halt nette und weniger nette Exemplare. Ich denke da zu generalisieren ist falsch.
Was die Inkompetenz angeht, das ist eine andere Geschichte. Meine Schwester war mal ein halbes Jahr lang jede Woche krank.. hatte sehr hohes Fieber, teils über 40 grad. Alle Ärzte, bei denen sie bisher war meinten das wäre halt ein bakterieller Infekt und man müsste Antibiotika geben. Nur eine Ärztin kam mal auf die Idee, die Antibiotika wegzulassen, und es mit Homöopathischen Mitteln zu versuchen. Seitdem ist meine Schwester absolut gesund und war nicht einmal mehr beim Arzt. Nicht dass ich ein großer Fan von alternativer Medizin wäre, aber auf die Idee, dass das Immunsystem durch die ganzen Antibiotika total am Boden war, hätte irgendwie mal jemand kommen können.
Umgekehrt muss ich die Ärzte auch wieder in Schutz nehmen, schließlich hat auch die Medizin irgendwo ihre Grenzen, und Ärzte sind halt wie gesagt nur Menschen, die leider auch Fehler machen. Und das fällt bei Ärzten halt schwerer ins Gewicht als bei anderen Berufsgruppen.
Nicht dass ich versuche Ärztepfusch zu rechtfertigen! Nur die meisten Fehldiagnosen geschehen nicht, weil es in der Natur des Arztes liegt, zu faul zu sein um anständige Diagnosen zu stellen, oder weil dem Arzt die Menschen komplett egal sind. Wenn ein Arzt am Tag teils mehr als 40 Patienten hat (gibt Regionen, da ist das alltäglich), die auf ihre Behandlung warten, kann er sich gar nicht erlauben, jeden einzelnen gründlich auf alles mögliche zu prüfen. Eine einfache Lösung ist es, ein Standardheilmittel zu verschreiben, nach dem Motto meistens hilfts, und wenn nicht, kann der Patient ja immer nochmal wiederkommen.
NameLessLameNess
2008-05-15, 20:03:48
Mein Hausarzt ist top. Extrem nett, kompetent, nimmt sich Zeit.....
mich stören eher die blöden Sekretärinnen bzw. Sprechstundenhilfen...die sind oft noch schlimmer....
Achso, mich wunderts auch überhaupt nicht das manche Ärzte keinen Bock mehr haben. Ich war schon bei ein
paar anderen Allgemeinmediziniern, wo die Praxis vormittags voller Schüler war die sich krankschreiben lassen wollten.
Siegfried
2008-05-15, 20:12:11
also ich kenne auch fast nur inkompetente aerzte
zum teil sogar die letzten pfuscher
arrogant sind auch viele
bis jetzt hab ich erst ein kompetentes aerzteteam gefunden (von 5)
da kostet ein fleck dann auch gleich 300 euro
aber das ist es mir wert
Silent3sniper
2008-05-15, 20:13:57
http://img387.imageshack.us/img387/6497/dieaerztejungecr4.jpg
scnr -.-
Mein Zahnarzt zu dem ich schon immer ging und all seine Kollegen in der Praxis sind offenbar Nieten.
Ich bin 22 Jahre alt und war immer nur da in der Praxis, die hier einen guten Ruf hat und wo quasi jeder hingeht. Bis Ende 2006 hatte ich perfekte Zähne, 32 Stück, tolle Stellung und keine Löcher. Dann kam ein Loch in einem Backenzahn, das war von außen nicht zu sehen und viel erst beim Röntgen auf. Kunststoff rein und gut. Aber nach 2 Wochen hatte ich immer wieder Probleme und extreme Empfindlichkeit. Man beruhigte mich mit "das ist so bei Kunststofffüllungen und geht weg". Tja, Pustekuchen - ich hatte seit dem immer wieder damit zu tun!
Anfang diesen Jahres gingen die Schmerzen von jetzt auf gleich so richtig los. Ich war dann wieder in der Praxis und man stellte fest, dass die Füllung nicht richtig gesessen hatte und da Karies drunter war. Ergo wurde eine provisorische Füllung reingemacht, die durch ein Inlay ersetzt werden sollte. 3 Tage später beiß ich in mein Frühstücksbrötchen und hatte die Tränen im Gesicht. Zum Zahnarzt: Nerv im Arsch - Wurzelbehandlung.
Im Anschluss daran war ich in den nächsten Wochen noch 3 mal da. Ich hatte Probleme mit der provisorischen Füllung im wurzelbehandelten Zahn und nach einem erneuten Check auch gleich 3 weitere Löcher (ich war alle 6 Monate beim Zahnarzt auch mit Röntgen - konnte man da nix erkennen?), die ich machen ließ. Dann hatte ich Schmerzen im behandelten Zahn, an einer der neuen Plomben und man konnte oder wollte mir nicht helfen - "das wird schon wieder". Außerdem entgegnete man mir auf die Frage was ich noch an Zahnpflege machen könnte, dass meine Zahnpflege so voll und ganz ausreiche. Ein weiteres Problem war, dass immer ein erhöhter Satz abgerechnet wurde und das ohne jegliche Begründung - man musste also heftig draufzahlen.
Irgendwann war ich dann bei einem neuen Zahnarzt, den meine Mutter empfohlen bekommen hat.
Der erste Eindruck: Die Praxis war viel kleiner, viel älter eingerichtet und es gab nur einen Arzt. Der guckte sich aller alles ganz genau an und schien mir von Anfang an wirklich kompetent zu sein, erklärte viel, fragte viel, etc. Was hat er gemacht?
- zwei weitere Stellen gefunden die gemacht werden mussten.
- festgestellt das die problematische Plombe mehr als diletantisch gemacht wurde und nicht richtig saß (fiel beim aufbohren raus)
- festgestellt das sämtliche Röntgenaufnahmen aus der anderen Praxis von äußerst schlechter Qualität ("hier kann man von Karies gar nichts erkennen, das bild ist 10 Tage alt und sie haben da einen richtigen Krater") und falsch eingeordnet waren
- die komplette Wurzelbehandlung neu gemacht und sich äußerst erschüttert gezeigt das die Nadellänge durch "Trial and Error" und Röntgenbilder und nicht mit einem Endoskop ermittelt wurde und die komplette Behandlung ohne Kofferdamm durchgeführt wurde.
- erstmal alle meine Zahnpflegeprodukte als schlecht abgestempelt und mir einige andere Produkte empfohlen, die sogar deutlich günstiger sind und in Testreihen diverser Unis deutlich besser abschnitten
Nebenbei: Er rechnet immer den Standard-Satz ab, arbeitete lange Zeit an vielen verschiedenen Universitäten und hat einen Flur voller Fortbildungsbescheinigungen.
Ich hatte gestern meine vorerst letzte Behandlung - alles was gemacht werden musste wurde gemacht. Dieses Jahr war ich insgesamt mindestens 10 mal beim Zahnarzt. Ich hoffe jetzt habe ich keine Probleme mehr, wobei der Zahn mit der ehemals kaputten Plombe nach wie vor nervt.
Mein Fazit: Für einen nicht medizinisch ausgebildeten Menschen ist es teilweise unmöglich zu merken ob ein Arzt gut oder schlecht ist. Man sollte im Zweifel immer mehrere Ärzte konsultieren.
Wer in einer Stadt mit Uniklinik wohnt sollte sich mal informieren. Einige Unis mit Zahnmedizin Studiengang lassen junge Mediziner da mal rumprobieren - das hört sich erstmal an wie ein Nachteil, aber die geben sich wirklich sehr viel Mühe und werden konsequent beobachtet.
An sonsten gibt es sowohl gute als auch schlechte Ärzte.
Drunky
2008-05-15, 21:30:43
Was mir beim Arzt auf die Nerven geht ist das unverschämte Warten.
Da macht man sich Tage/Wochen/Monate vorher einen Termin, kommt in der
Praxis an und hört die magischen Worte "nehmen sie doch noch eben Platz, wir rufen Sie auf!"
Ich habe letztes Jahr meinen Hausarzt, bei dem ich seit Geburt an behandelt wurde, gewechselt.
Mir kamen die einfach wirklich inkompetent vor. Hab dann zu einem Arzt in der Nachbarstadt gewechselt.
Dort nen Termin gehabt und 2 1/2 Stunden im Wartezimmer gesessen. Wenn ich Notfall
dazwischen kommt okay, aber wenn man von den anderen Patienten hört "och, das ist normal!"
bekomm ich einfach zuviel. Also wieder zurück gewechselt.
Na ja, das mit den Ärzten ist so eine Sache. Wenn ich an die Chemiepraktikas der Uni denke, die die Mediziner belegen müssen (genauso wie die Physikpraktika) wird mir ehrlich gesagt schlecht. Wenn man sich brav ans Skript hält und keine Fragen außerhalb der vorgedruckten Vorbereitung auf den Versuch stellt, dann sind die auch alle recht fit. Wenn man allerdings mit Transferaufgaben ankommt, gehen bei 90% der Kandidaten die Lichter aus. Klar, das müssen keine Chemiefreaks und auch keine Physiknerds sein, aber so ein gewisses solides Verständnis wäre sicherlich hilfreich. Ohne übertreiben zu wollen, bin ich der Meinung, dass ein Chemiker, der Fächer wie klinische Chemie und Biochemie gehört hat (und natürlich einige vertiefende Vorlesungen in diese Themen) einem Mediziner in Sachen Stoffwechsel mindestens ebenbürtig ist. Wenn ich mir überlege, was mir mein Hausarzt schon so alles über den Stoffwechsel habe anhören müssen, da klappen einem die Fußnägel hoch. Soviele Halbwahrheiten oder schlichtweg fehlerhafte Infos, einfach unglaublich. Das größte Problem würde ich in der Ausbildung der Ärzte suchen. Die werden letztlich zu dressierten Affen erzogen, die regelmäßig ihre Telefonbücher auswendig lernen und dann wird alles gut. Das ist auch der Grund, warum sie zumindest in Mainz reihenweise durch die Physik- und Chemiepraktika durchgerasselt sind, weil man da mit sinnlosem auswendig lernen nicht sonderlich weit kommt. Auf der anderen Seite braucht man als Arzt auch ein enormes Faktenwissen (und zwar abrufbereit). Es kommt nicht gut, wenn der Arzt erstmal im Buch nachschlägt, was dem Patienten denn fehlen könnte (und würde auch zu lange dauern). Das geht vielleicht in der Highendmedizin, aber sicherlich nicht im Alltag eines Allgemeinmediziners. Ich denke viele Mediziner haben auch einfach keine Lust mehr. Im Prinzip ist es auch ein echter Hammer, dass man von der Krankenkasse einfach budgetiert werden kann. Man stelle sich nur mal vor, ein Friseur würde einen pauschalen Beitrag erhalten und muss dann dem Kunden so oft die Haare schneiden im Quartal, wie eben dieser erscheint. Selbst wenn wir nur Idealisten unter den Ärzten hätten, kann das auf Dauer nicht gut gehen, da manche nichtmal wissen, wie sie ihre Praxis halten sollen, obwohl sie weiter machen wollen. Von den Arbeitsbedingungen in Krankenhäusern ganz zu schweigen. Ich glaub, wenn ich 24 Stunden im Dienst wäre, würde ich auch als aller erstes die Freundlichkeit streichen, einfach weil man selbst mehr oder weniger fertig ist, sich aber trotzdem keinen Fehler erlauben darf.
Tja, Arzt ist ein sehr schwerer Beruf. Es gibt unendlich viele Krankheiten von denen man somit extrem viele noch gar nicht kennt. Man kennt die, die häufiger auftreten und bei vielen von diesen kann man nichts machen. Der Arzt vor Ort kennt die Krankheiten die in seiner Gegend häufiger auftreten, was da fast nie oder gar nicht auftritt erkennt er dann zumindest erst einmal nicht. Dann gibt es auch Hypochondrie. Und viele Zivilisationskrankheiten.
Gerade die kleineren Befindlichkeitsstörungen können oft nicht ergründet werden. Unwohlsein, Müdigkeit, Kopfschmerzen, hier tut's weh, da tut's weh. Reizdarm usw.. Keiner weiss so recht was es ist, in der Regel geht es irgendwann von allein weg, oder der Patient lernt damit umzugehen. War bei mir bisher auch meist so. Man geht von Arzt zu Arzt und keiner kann etwas feststellen. Irgendwann ging es dann von selbst weg. Medizin ist keine exakte Wissenschaft. Vieles ist einfach nur Erfahrung, Empirie und keiner weiss warum etwas funktioniert oder warum nicht. Der Körper ist ein kompliziertes Ding und dann spielt da noch die Psyche kräftig mit rein. Ich finde es eigentlich erstaunlich, dass ein Arzt überhaupt eine treffende Diagnose stellen kann, wo doch jeder Mensch Symptome anders empfindet und beschreibt und jeder Körper anders ist. Diagnostische Methoden können viel leisten, aber da muss man dann auch erst einmal richtig auswerten können.
Meine Erfahrung ist die, dass man nicht locker lassen darf, vor allem dann nicht, wenn es irgendetwas offenbar ernsteres ist. Zum Beispiel hohes Fieber über einen längeren Zeitraum. Sich nicht abspeisen lassen mit "Sommergrippe" etc.. Im Zweifel ins Krankenhaus gehen und den Leuten so lange auf die Nerven gehen, bis die ihren Hintern bewegen. Find ich auch nicht schön, aber anders geht es oft anscheindend nicht. Personalmangel, Überarbeitung, Frust, keine Ahnung. Jedenfalls muss man aktiv werden. Fragen, sagen was man vermutet. Man wird heute allzu leicht einfach als Simulant, Hypochonder, Spinner abgestempelt. Oder als Rabeneltern, wenn man sein Kind am Freitag Abend ins Krankenhaus bringt, weil der Fieber immer weiter steigt. Natürlich will man das Kind nur loswerden um übers WE Party machen zu können.
Aber bei Kleinigkeiten, tja. Beispiel Hauterkrankungen. Ich kenne so einige Leute, die irgendwelche komischen Hautgeschichten haben und denen bisher kein Arzt unter 20 sagen konnte was das ist und was man dagegen tun kann. Man hört allenfalls Allgemeinplätze wie Ekzeme oder derartiges. Wenn man nicht weiss was es ist, ist es ein Ekzem. Und wenn Cortison nicht hilft, tja, Pech gehabt. Aber immerhin kann man abklären lassen, ob es nicht etwas bekanntermaßen gefährliches ist. Hautkrebs z.B.. Vielleicht ist es etwas Neues gefährliches, aber das ist zum Glück ja doch eher unwahrscheinlich.
Bei schwereren Sachen kann man froh sein, wenn man Fürsprecher hat. Vor allem wenn man alt ist. Wer da keine engagierten Familienmitglieder hat, der hat es schwer. Im KKH braucht es immer jemanden, der die Ärzte anspricht, immer wieder fragt, was ist denn nun, sonst wird der Patient durchaus mal vergessen.
Die Medizin kann viel. Aber es werden Fehler gemacht, natürlich. Ärzte sind Menschen mit menschlichen Schwächen. Oft schlecht bezahlt und überarbeitet. Es ist erstaunlich, dass diese Menschen 24 h und länger am Stück konzentriert arbeiten können. Ich könnte das niemals.
Im Zweifel holt man sich eine zweite Meinung ein. Leider ist das alles oft recht undurchsichtig. Man kennt die Standards nicht, nach denen üblicherweise behandelt wird. Viele Patienten sind allerdings auch vollkommen unmündig. Ich kenne jemanden der in einer Apotheke arbeitet. Oft kommen Leute vorbei, die ihr Rezept abgeben und dann fragen, wogegen das Mittel eigentlich sein soll. Die wissen nicht, woran sie eigentlich leiden. Jeder ist für seine Gesundheit selbst verantwortlich. Leider wird einem das schwer gemacht. Der Arzt sollte eher beraten und sagen: Ok, sie haben dies und das, das ist durch diese und diese Diagnose abgesichert. Dagegen gibt es diese und jene Therapie. In Studien hat man festgestellt dass diese Therapie jene Vorteile und Nachteile hat und jene Erfolgsquoten etc.. Das kann man wohl nicht mit jedem Patienten machen. Aber es sollte möglich sein.
Irritierend sind in der Tat auch die Sprechenstundenhilfen. Oft sehr herablassend. Müssen wohl kompensieren, dass ihr Chef sie ständig rumscheucht. Naja, ich habe da oft den Eindruck, die halten mich für geistig zurückgeblieben, bescheuert oder sonstwie behindert. So eine Art Babysprache in der da mit Patienten geredet wird. Hinzu kommt manchmal noch neunmalkluges Gerede. Keine Ahnung von irgendetwas, aber den Patienten irgendwelchen Blödsinn erzählen. Trotz der Babysprache kommt dann oftmals eine mitfühlende Art wieder, die einem sadistischen Folterknecht mit gewaltigem Dachschaden gleichkommt. Man erinnert sich da allerdings natürlich hauptsächlich an die negativen Extrembeispiele.
Die Geschichte mit dem Zahnarzt kommt mir bekannt vor. Dass der eine Arzt über die Unfähigkeit des anderen Arztes herzieht ist nichts Neues. Es stellt sich dann natürlich wieder die Frage: Wer ist da wirklich kompetenter. In dem berichteten Fall bist Du ja offenbar wirklich an einen guten Zahnarzt geraten.
Offenbar kann man sich auch im Medizinstudium durchmogeln ohne sein Handwerk wirklich zu verstehen.
Na ja, das mit den Ärzten ist so eine Sache. Wenn ich an die Chemiepraktikas der Uni denke, die die Mediziner belegen müssen (genauso wie die Physikpraktika) wird mir ehrlich gesagt schlecht. Wenn man sich brav ans Skript hält und keine Fragen außerhalb der vorgedruckten Vorbereitung auf den Versuch stellt, dann sind die auch alle recht fit. Wenn man allerdings mit Transferaufgaben ankommt, gehen bei 90% der Kandidaten die Lichter aus. Klar, das müssen keine Chemiefreaks und auch keine Physiknerds sein, aber so ein gewisses solides Verständnis wäre sicherlich hilfreich. Ohne übertreiben zu wollen, bin ich der Meinung, dass ein Chemiker, der Fächer wie klinische Chemie und Biochemie gehört hat (und natürlich einige vertiefende Vorlesungen in diese Themen) einem Mediziner in Sachen Stoffwechsel mindestens ebenbürtig ist. Wenn ich mir überlege, was mir mein Hausarzt schon so alles über den Stoffwechsel habe anhören müssen, da klappen einem die Fußnägel hoch. Soviele Halbwahrheiten oder schlichtweg fehlerhafte Infos, einfach unglaublich. Das größte Problem würde ich in der Ausbildung der Ärzte suchen. Die werden letztlich zu dressierten Affen erzogen, die regelmäßig ihre Telefonbücher auswendig lernen und dann wird alles gut. Das ist auch der Grund, warum sie zumindest in Mainz reihenweise durch die Physik- und Chemiepraktika durchgerasselt sind, weil man da mit sinnlosem auswendig lernen nicht sonderlich weit kommt. Auf der anderen Seite braucht man als Arzt auch ein enormes Faktenwissen (und zwar abrufbereit). Es kommt nicht gut, wenn der Arzt erstmal im Buch nachschlägt, was dem Patienten denn fehlen könnte (und würde auch zu lange dauern). Das geht vielleicht in der Highendmedizin, aber sicherlich nicht im Alltag eines Allgemeinmediziners. Ich denke viele Mediziner haben auch einfach keine Lust mehr. Im Prinzip ist es auch ein echter Hammer, dass man von der Krankenkasse einfach budgetiert werden kann. Man stelle sich nur mal vor, ein Friseur würde einen pauschalen Beitrag erhalten und muss dann dem Kunden so oft die Haare schneiden im Quartal, wie eben dieser erscheint. Selbst wenn wir nur Idealisten unter den Ärzten hätten, kann das auf Dauer nicht gut gehen, da manche nichtmal wissen, wie sie ihre Praxis halten sollen, obwohl sie weiter machen wollen. Von den Arbeitsbedingungen in Krankenhäusern ganz zu schweigen. Ich glaub, wenn ich 24 Stunden im Dienst wäre, würde ich auch als aller erstes die Freundlichkeit streichen, einfach weil man selbst mehr oder weniger fertig ist, sich aber trotzdem keinen Fehler erlauben darf.
Schau mal nach England, dort sind die Ärtzte im Allgemeinen noch schlechter, aber freundlicher (sind die Briten sowieso, wenn auch nur oberflächlich).
Mein Cousin war ein Semester in Neuseeland studieren. Dort gibt es einen Bachelor of Medicine oder so ähnlich. Und nicht dass ich gegen Bachelor generell etwas habe, aber er meint dass ihm da echt bange wurde wenn man sich anschaut was das für Studenten do sind.
Wir in Deutschland sind da noch recht gut dran, auch wenn ich ebenso der Meinung bin dass ein Medizinstudium nicht vorrangig aus Auswendinglernen und herunterbeten bestehen muss.
vor den Ärzten auf dem Dorf habe ich den größten Respekt. Durch Wegziehen von potentiellen Nachfolgern sind sie schon gestraft, arbeiten auch nicht nur 8h den Tag, Hausbesuche, Nachteinsätze, sehr viele Patienten... unwahrscheinlich viele Patienten teilweise, das ist der pure Wahnsinn. Wenn es in einem Ort von über 10000 Menschen nur 3 oder 4 Arztpraxen gibt, die ständig überfüllt sind und bei Kassenvorgaben, bei denen der Arzt, um sie nicht zu überschreiten, 1 Monat pro Quartal EIGENTLICH zumachen müsste...
(Meine Mutter arbeitet seit über 30 Jahren als Sprechstundenschwester und seit neustem auch bei einer solchen Ärztin. Sind teilweise sehr heftige Erlebnisse und die Patienten sind hin und wieder doch recht extrem drauf.)
Haarmann
2008-05-15, 22:05:12
Lyka
Als ich ein Kind war, da gabs im Ort 4400 Einwohner und genau eine Arztpraxis... das reicht dicke.
Xanatos
2008-05-15, 22:05:32
Schau mal nach England, dort sind die Ärtzte im Allgemeinen noch schlechter, aber freundlicher (sind die Britien sowieso, wenn auch nur oberflächlich).
Mein Cousin war ein Semester in Neuseeland studieren. Dort gibt es einen Bachelor of Medicine oder so ähnlich. Und nicht dass ich gegen Bachelor generell etwas habe, aber er meint dass ihm da echt bange wurde wenn man sich anschaut was das für Studenten do sind.
Wir in Deutschland sind da noch recht gut dran, auch wenn ich ebenso der Meinung bin dass ein Medizinstudium nicht vorrangig aus Auswendinglernen und herunterbeten bestehen muss.
Ja, England ist ein gutes Beispiel wie es nicht sein sollte...
foobi
2008-05-15, 22:06:35
Sie sind arrogant.
Lange Wartezeiten sind das eine (erst recht für Kassenpatienten), Unfreundlichkeit und Überheblichkeit das andere. Bei vielen Ärzten komme ich mir so vor, als wollten sie die ganze Zeit ihre Überlegenheit demonstrieren und hätten es gar nicht nötig, mir überhaupt zuzuhören.
Arroganz? Du treibst dich zu wenig in der IT-Branche rum. Das ist Arroganz (http://www.dau-alarm.de).
Ich kenne zumindest keine Webseiten oder Zeitschriften auf denen sich Ärzte öffentlich über die angebliche Dummheit ihrer Patienten auslassen.
Ältere Ärzte bilden sich oft nicht mehr weiter (wahrscheinlich aus Altersturheit) und erzählen teilweise Sachen, die dem medizinischen Stand des Mittelalters entsprechen (so kommt es mir jedenfalls vor). Geht man zu einem jüngeren Arzt, der dementiert das alles und meint, dass es schon ganz andere Möglichkeiten gibt. Es sollte eine Weiterbildungspflicht für Ärzte geben.
...andererseits könnte man es aber auch Arroganz nennen, wenn man Zustände kritisiert ohne sich vorher darüber informiert zu haben.
Ärzte sind eine der wenigen Berufsgruppen, bei denen eine Fortbildungspflicht existiert. Könnte mir aber vorstellen, dass die meisten Leute dumm aus der Wäsche schauen würden, wenn auf ihrem eigenen Gehaltszettel plötzlich weniger stehen würde, weil sie in letzter Zeit keine Schulungen nachweisen konnten (am besten an Wochenende und im Urlaub). Und zwar völlig egal ob sie ihre Arbeit gut oder nicht erledigt haben.
Gibt es eigentlich irgendwelche Portale oder Foren im Internet, wo man Ärzte bewerten kann o.ä.? Einfach, damit ich nicht wirklich alle Ärzte hier selbst ausprobieren muss...
Klar, es gibt für alles Bewertungsportale. Jeder bewertet jeden, wundervolle Sache: Anonym und doch für die ganze Welt sichtbar. Wenn du Kontakt mit Privatkunden hast, dann findest dich sicher auch bald auf solch einer Seite wieder. Rein zum Verbraucherschutz versteht sich.
Schau mal nach England, dort sind die Ärtzte im Allgemeinen noch schlechter, aber freundlicher (sind die Britien sowieso, wenn auch nur oberflächlich).
Mein Cousin war ein Semester in Neuseeland studieren. Dort gibt es einen Bachelor of Medicine oder so ähnlich. Und nicht dass ich gegen Bachelor generell etwas habe, aber er meint dass ihm da echt bange wurde wenn man sich anschaut was das für Studenten do sind.
Wir in Deutschland sind da noch recht gut dran, auch wenn ich ebenso der Meinung bin dass ein Medizinstudium nicht vorrangig aus Auswendinglernen und herunterbeten bestehen muss.
Ja, ich bin echt mal gespannt, wie das in Deutschland enden wird. Vielleicht werden wir irgendwann dann auch Bachelor Mediziner und Bachelor Juristen haben :| Ich frag mich nur, wie jemand, der nicht viel mehr als ein Grundstudium absolviert hat Menschen behandeln will bzw. gegen einen gerissenen Anwalt ankommen will. Das ist einfach nur absurd. Gerade in einer eher empirischen Wissenschaft wie der Medizin ist Erfahrung Gold wert. Teilweise kennen wir nicht mal die genauen Targets der Wirkstoffe bzw. deren Mode of Action, aber verabreichen sie munter. Vor kurzem hab ich einen Vortrag gehört, in dem ein Profressor der Biochemie zu dem Schluß kam, dass eine einzelne Aspirintablette in die Expression von 200 Genen eingreift.
Habe generell den Eindruck, dass die Studiengänge immer schmalspuriger werden. Klar, die wirklich guten Leute sind auch heute noch wirklich gut und eignen sich ihr Wissen selbst an. Aber die Qualitätskontrolle ist imho nicht mehr wirklich gegeben.
bluey
2008-05-15, 23:20:52
Nur eine Ärztin kam mal auf die Idee, die Antibiotika wegzulassen, und es mit Homöopathischen Mitteln zu versuchen.
Homöopathie... aha... und das nennst du Kompetent? Ich nenne das gefährlich. Mal abgesehen davon, dass deine Schwester einfach nur ne Pause von dem Antibiotikum brauchte, würde ich keinen Arzt trauen, welcher mir so einen Placebomüll verschreibt.
gehörst du dann auch zu den Leuten, die neuere Erkenntnisse wie z.B. die Wirksamkeit traditioneller chinesischer Medizin (ich rede nicht von Tigerhoden), Akupunktur etc. für nicht ratsam halten, weil sie nicht der traditionellen westlichen Medizin entspricht?
bluey
2008-05-15, 23:30:54
Solange deren Wirkung empirisch Bewiesen worden ist, dann ja. Homöopathie ist es nämlich nicht. Ich finds einfach nur gefährlich, wenn Leute an Medikamente glauben, welche bewiesener Weise keinen Effekt bewirkt. Ein ausgebildeter Arzt sollte sowas besser wissen.
bleipumpe
2008-05-15, 23:37:06
gehörst du dann auch zu den Leuten, die neuere Erkenntnisse wie z.B. die Wirksamkeit traditioneller chinesischer Medizin (ich rede nicht von Tigerhoden), Akupunktur etc. für nicht ratsam halten, weil sie nicht der traditionellen westlichen Medizin entspricht?
Homöopathie und traditionell chinesische Medizin sind zwei völlig unterschiedliche Paar Schuhe. Allein der Grundgedanke kann unterschiedlicher nicht sein. Von ersterem halte ich gar nichts, zweiteres bietet viel Potential.
mfg b.
Satariel
2008-05-16, 00:22:31
Homöopathie... aha... und das nennst du Kompetent? Ich nenne das gefährlich. Mal abgesehen davon, dass deine Schwester einfach nur ne Pause von dem Antibiotikum brauchte, würde ich keinen Arzt trauen, welcher mir so einen Placebomüll verschreibt.
Hab doch einen Satz später gesagt dass ich auch kein Freund von sowas bin. Grundsätzlich traue ich der Schulmedizin mehr, aber hey - immerhin hat die Frau mal das Antibiotikum weggelassen, die "traditionellen" Ärzte waren alle zu sehr auf die Kraft der Antibiotika fixiert. Und selbst wenns Placebo ist, der Placeboeffekt ist erwiesenermaßen nicht zu unterschätzen. Wenn die Leute dran glauben und dann dadurch gesund werden, wieso nicht? (solange es nicht was heftiges, lebensbedrohliches ist.. da würd ich natürlich nicht auf irgendein Placebo vertrauen).
Aber ich denke das unterstreicht auch, dass es als Arzt teilweise sehr schwer ist, das richtige Heilmittel für jeden zu finden. Auf der einen Seite steht die Theorie aus den Büchern, und auf der anderen stehen jede Menge fast unberechenbare Faktoren, auf die nur mit Intuition und manchmal eben auch dem Blick über den Tellerrand reagiert werden kann.
Aber das was zu dem Thema gesagt werden sollte hat Argh schon viel schöner und ausführlicher formuliert.
Ja, ich bin echt mal gespannt, wie das in Deutschland enden wird. Vielleicht werden wir irgendwann dann auch Bachelor Mediziner und Bachelor Juristen haben :| Ich frag mich nur, wie jemand, der nicht viel mehr als ein Grundstudium absolviert hat Menschen behandeln will bzw. gegen einen gerissenen Anwalt ankommen will. Das ist einfach nur absurd. Gerade in einer eher empirischen Wissenschaft wie der Medizin ist Erfahrung Gold wert. Teilweise kennen wir nicht mal die genauen Targets der Wirkstoffe bzw. deren Mode of Action, aber verabreichen sie munter. Vor kurzem hab ich einen Vortrag gehört, in dem ein Profressor der Biochemie zu dem Schluß kam, dass eine einzelne Aspirintablette in die Expression von 200 Genen eingreift.
Naja es kommt immer drauf an was für ein Bachelor das ist. Das ist normalerweise durchaus deutlich mehr als das Grundstudium. Da wo ich in Deutschland studiert habe bevor ich nach London gegangen bin wurde zur Umstellung der Stundenplan deutlich voller so dass nicht viel Stoff verloren ging.
Gegen einen Bachelor in Jura spricht nichts, viele gerissene Anwälte aus England oder Amerika werden wohl auch nach diesem System studiert haben. Es kommt immer darauf an wie man es umsetzt. Und als Anwalt sowie als Mediziner ist wohl auch sehr viel Praxiserfahrung von Nöten.
Wir werden auf jeden Fall irgendwann BAchelor Anwälte haben, auch wenn es der alten Garde nicht scmeckt. Die haben nämlich keine interesse daran dass es viele gute Anwälte gibt das man sich so viel Konkurrenz ins Hasu holt. Ist eben das Insider-Outsider Problem als Rigidität auf dem Arbeitsmarkt. Und per se muss ein Bachelor als Anwalt nichts schlechtes sein. Das ist bei Medizin was anderes, da muss man sich überlegen ob man nicht das bestehende beibehält und verbessert.
SF-Heinz
2008-05-16, 11:38:50
Also ich kenne sowohl gute als auch schlechte Ärzte, zu den schlechten geh ich eben nur einmal.
Und da wir in Dld meines Wissens eh die höchste Ärztedichte in Europa haben ist auch ne Auswahl gegeben.
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