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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Promovieren - Doktor-Arbeit schreiben


BoneDaddy
2008-07-09, 00:40:59
Hallo,

ich bin Student der Informatik und mein Studium nähert sich dem Ende. Nun stelle ich mir die Frage, was genau man eigentlich anstellen muss, damit man eine Doktorarbeit schreiben kann/darf.
Wie lange dauert es, eine Doktorarbeit zu schreiben, was ist zu beachten?
Gibt es hier im Forum Leute, die eine Doktorarbeit geschrieben haben?

Über Feedback würde ich mich freuen!

Marmicon
2008-07-09, 01:08:15
http://de.wikipedia.org/wiki/Promotion_(Doktor)

~ 4 Jahre musst du für die Promotion ansetzen. Je nach Professor und Forschungsschwerpunkt kann es aber durchaus länger dauern. Einige wenige schaffen es auch in 2-3 Jahren.
Das bezieht sich jetzt auf naturwissenschaftliche und technische Richtungen!

Zool
2008-07-09, 07:48:43
Zuerst sollte man sich die Frage stellen, ob für einen die Promotion persönlich etwas bringt.
Für höhere Positionen in Industrie ist das bei den Fachbereichen Physik und Chemie, Biologie ein "nice to have". In der Medizin und allen naturwissenschaftlichen Forschungseinrichtungen wird der Dr. praktisch vorausgesetzt.
Bei Informatik, vor allem in der IT-Industrie, eher nicht. Es sei denn man strebt eine wissenschaftliche Hochschulkarriere an.

Auch sollte man sich überlegen ob man die Promotion an einer Hochschule/angegliederten Forschungseinrichtung oder als "externer" Doktorand durchführen will. Als Doktorand an der Hochschule wird man sich die meiste Zeit an seiner Arbeit im Rahmen eines Forschungsprogramm beschäftigen. Als externer Doktorand besonders in der Industrie, ist eine Promotion mehr Feierabend und Freizeitbeschäftigung mit entsprechenden langen Zeiten.

Promotionsstellen an den Unis oder den Forschungseinrichtungen (Fraunhofer, Max-Planck etc.) werden normalerweise je nach Fachgebiet mit 50% bis 100% nach dem Tarif E-13 (öffentlicher Dienst vergütet, ehemals BAT IIa).
Im Vergleich zu Einstiegsgehältern in der IT-Branche ist das nicht gerade toll.

Generell gelten für als Zulassung als Doktorand an Uni ein Hochschulabschluss wie Dipl./Magister (kein FH) oder Master mit Noten besser als 2.0 sowie natürlich ein betreuender Hochschullehrer. Bachelors oder Dipl.-*** (FH) können nur unter sehr schwierigen Umständen in Dtl. promovieren (1 bis 2 Jahre Extra-Studium notwendig).

Metzler
2008-07-09, 08:17:41
Ich hab letztes Jahr im September mein Info Studium abgeschlossen und promoviere jetzt seit Oktober. Warum?
Mich persönlich hat das einfach immer gereizt, noch an der Uni zu bleiben, Studenten zu betreuen, mich in ein Fachthema meiner Wahl einzuarbeiten, dort etwas zu erforschen, etc.. Sicherlich aber auch die Tatsache, einen Dr. vorm Namen zu haben. Im allgemeinen (und was ich so gelesen habe) bringt ein Dr. durchaus auch Vorteile im späteren Leben, ist nicht so, als dass das wirkungslos wäre...
Prinzipiell läuft es bei mir so, dass ich ein Projekt betreue (über welches ich finanziert werde) und mir nebenbei Zeit nehme, um zu forschen.

Zu den Noten: Meines Wissens nach muss man eine Note besser als 2,5 haben. Aber selbst wenn man schlechter als 2,5 ist, kann man mit einer Sondererlaubnis seines Professors dennoch eine Promotion anstreben.

Zum Gehalt: Ja, es ist weniger als in der freien Wirtschaft. Aber es reicht gut zum Leben. Abgesehen davon ist es ja nur für eine begrenzte Zeit der Fall. Sobald Du fertig bist und in die freie Wirtschaft gehst, machst Du einen sehr großen Sprung...

Wanginator
2008-07-09, 09:48:28
Mich interessiert dies auch, da mein Inf Studium auch bald endet.

Wenn man Intresse und den Titel mal ausklammert, kann man den finanziellen Aspekt etwas abschätzen? Sprich was verdient man in der Regel in der Zeit der Promotion an der Uni und was als "externer" Doktorand im Vergleich zum durchnittlichen Gehalt in der freien Wirtschaft? Und wichtiger: Rentiert sich der Doktor dann später, weil man dann mehr verdient an der Uni oder wenn man in die Wirtschaft wechselt?

Wie sieht der Vergleich international aus? Ich habe evtl. vor auch einen PhD in den Staaten zu machen. Lohnt sich das aus gewissen Sinne mehr als ein Dr. deutscherseits?

Zu den Verpflichtungen: Es gilt ja nicht nur die Doktorarbeit zu schreiben. Wie siehts es mit Lehrverpflichtungen und Papers aus? Gibt es da generelle Regeln oder ist das von Uni zu Uni unterschiedlich?

Metzler
2008-07-09, 09:57:04
Prinzipiell wirst Du auch als externer Doktorand kaum mehr verdienen als an der Uni. Für Firmen bringst Du ja nicht die volle Leistung (obwohl wohl einige das erwarten), da einiges Deiner Zeit für Deine Forschung draufgeht. Ansonsten mal bei Wiki unter TVL nachschauen (http://de.wikipedia.org/wiki/TVL), da siehst Du, was man als E13 verdient. Ähnliches bekommst Du in der wirtschaft (mit wurden bei Daimler ca. 1800 angeboten).

International kann ich nur sagen, dass Du z.B. in Österreich wohl weniger verdienst (frag mich aber nicht nach einer genauen Kennziffer).

Ob man später mehr verdient und ob sich der Doktor rein finanziell wirklich verdient, kann ich nicht genau sagen. Ich weiß, dass Du als Doktor wohl mit 60.000 + X anfängst in der freien Wirtschaft. An der Uni wirds kaum mehr... Wenn Du gleich in die Wirtschaft gehst (als Dipl. Inf), verdienst Du natürlich anfangs mehr. Ist halt die Frage, ob Du als Doktor die finanziellen Einbußen, die Du in der Zeit Deiner Promotion hinnehmen musstest, dann später ausgleichen kannst. Hängt natürlich auch davon ab, wie lange Du für Deine Promotion brauchst...

Ob Du Lehrverpflichtungen an der Uni halten musst, hängt zum Teil von Deinem Projekt, zum Teil von Deinem Prof und natürlich auch von Dir ab. Ich werde z.B. über Drittmittel finanziert, ergo halte ich auch keine wirklichen Vorlesungen. Lediglich bei Seminaren / Praktikas etc. mach ich als Betreuer mit.
Papers kann man schreiben (und wird sehr gerne gesehen), aber von einem Zwang hab ich bisher nix gehört. Zumal da dann auch wieder die Sache ist, dass ein Paper erst noch von einer Konferenz / Workshop / Journal accepted werden muss, bevor es eben als veröffentlicht gilt...

Melbourne, FL
2008-07-09, 18:48:30
Hallo,

ich bin Student der Informatik und mein Studium nähert sich dem Ende. Nun stelle ich mir die Frage, was genau man eigentlich anstellen muss, damit man eine Doktorarbeit schreiben kann/darf.

Abgeschlossenes Hochschulstudium ist soweit ich weiss Vorraussetzung. Sonst noch Doktorvater und Thema finden.

Wie lange dauert es, eine Doktorarbeit zu schreiben, was ist zu beachten?

So um die 4 Jahre im naturwissenschaftlichen Bereich. Ich hab aber 5 Jahre gebraucht...gibt aber auch Leute, die es in 3 Jahren packen.

Gibt es hier im Forum Leute, die eine Doktorarbeit geschrieben haben?

Ich weiss noch von No.3...der hat auch den Dr. Bei Amarok wuerde ich mal schaetzen, dass er auch einen hat...aber bestimmt nur den Schmalspur-Medizin-Dr. ;) *bitte nicht uebel nehmen*

Alexander

CoconutKing
2008-07-09, 19:27:50
Bachelors oder Dipl.-*** (FH) können nur unter sehr schwierigen Umständen in Dtl. promovieren (1 bis 2 Jahre Extra-Studium notwendig).


ich kenne die fh weingarten, die hat mit einer uni aus polen eine partnerschaft abgeschlossen, dass dt. master dort promovieren können.

dt. hochschulen stellen sich da ja teilweise richtig quer obwohl rechtlich keinen halt hat

Migrator
2008-07-09, 19:57:32
mhm allein der Schnalz in der Zunge, das Leute die du früher gehasst hast oder nicht leiden konntest (z.B. in der Schule) nun Dr. XXX sagen müssen :biggrin:
Ist zwar die falsche Motivation, aber ein bißchen Schadenfreude ist einem armen Diplomstudenten hoffentlich erlaubt ;)

Marmicon
2008-07-09, 20:00:22
ich kenne die fh weingarten, die hat mit einer uni aus polen eine partnerschaft abgeschlossen, dass dt. master dort promovieren können.

dt. hochschulen stellen sich da ja teilweise richtig quer obwohl rechtlich keinen halt hat

Wird sich mit der Zeit ändern und angleichen.
Ich könnte mir vorstellen, dass forschungsstarke FHs in Zukunft das Promotionsrecht erhalten.
Diskussionen diesbezüglich gab es ja bereists... und jetzt, wo FHs und Unis formal die gleichen Abschlüsse verteilen...

Just_A_Gigolo
2008-07-09, 22:27:17
mhm allein der Schnalz in der Zunge, das Leute die du früher gehasst hast oder nicht leiden konntest (z.B. in der Schule) nun Dr. XXX sagen müssen :biggrin:

:confused:
Hmm, niemand muss Doktor zu einem sagen.

Ich selber habe keinen "Doktor" (nur 2 Staatsexamina... ;) ), aber ein guter Freund und ein Bekannter haben in Chemie promoviert. Für den beruflichen Werdegang scheint es in den Naturwissenschaften quasi in "must-have" zu sein.
Aber Vorteile im Leben? Sei da eher zurückhaltend: es gibt eine Menge Leute, die sehen automatisch rot, sobald ihnen jemand als "siebengescheiter Dr." kommt - es sei denn, man ist Mediziner.
Der obige Bekannte hat beim Häusle bauen recht schnell gelernt, dass speziell Handwerker viel umgänglicher sind (beim Angebot, Ausführen und Rechnung stellen), wenn man ihnen nicht von oben herab den DOKTOR diktiert.
Mein obiger Freund lässt den "Dr." im Privatleben komplett weg...

Melbourne, FL
2008-07-09, 23:47:16
Mein obiger Freund lässt den "Dr." im Privatleben komplett weg...

Mach ich eigentlich auch...deswegen hab ich nun wirklich nicht promoviert. Manchmal ist es aber durchaus nuetzlich und ich gestehe, dass ich den Dr. dann durchaus "ausnutze". Wenn man z.B. zum Arzt geht, kann es helfen, den Dr. nebenbei fallen zu lassen...dann denken die naemlich, dass man auch Mediziner ist, und ploetzlich sind Dinge moeglich, die vorher nicht moeglich waren.

Ein ganz konkretes Bsp. von meinem Ex-Chef (der auf Titel nun wirklich nicht erpicht ist): Seine Frau war schwanger und beim Frauenarzt. Dort wurde eine Schwangerschaftsdiabetes festgestellt und ihr mitgeteilt, dass sie den Rest der Schwangerschaft deswegen im Krankenhaus verbringen muss. Sie wurde auch alles andere als freundlich behandelt. Das hat sie dann ihrem Mann (=mein Ex-Chef) abends ziemlich aufgeloest erzaehlt und er hat dann bei der Praxis angerufen und sich als Dr. XXXX gemeldet und sich einfach nur wegen des aktuellen Standes erkundigt. Beim naechsten Besuch wurde sie dann ganz anders behandelt und ploetzlich musste sie auch nicht mehr dauerhaft ins Krankenhaus (das war beim vorherigen Besuch noch vollkommen ausgeschlossen).

Man muss halt wissen, wo man den Titel zu seinem Vorteil einsetzen kann. Wenn ich z.B. irgendwas reklamiere, benutze ich je nach Situation manchmal den Titel bei meiner Adresse. Dann erspart man sich zumindest die erste E-Mail in der auf solche Sachen wie an/aus-Schalter hingewiesen wird oder aehnliches. Bei einer Verkehrskontrolle den Dr. zu fordern, fuehrt wohl aber eher dazu, dass man besonders gruendlich kontrolliert wird.

Und dann kommt es sich auch noch drauf an, wie man es rueberbringt. Wer da mit erhobenen Zeigerfinger kommt und wie unser Ex-Bundeskanzler ala "Fuer sie immer noch Dr. Kohl!" kommt, hat sicher eher schlechte Karten. Auf die Nennung des Titels zu bestehen, ist ja wohl mal total daneben. Wenn der Dr. aber irgendwo am Klingelschild/im Briefkopf/im Reisepass steht (wobei das bei mir auch nirgends der Fall ist) und man den null erwaehnt, kann ich mir vorstellen, dass einem durchaus etwas mehr Respekt entgegengebracht wird, eben weil man nicht drauf rumreitet...

Alexander

Thanatos
2008-07-10, 00:10:27
:confused:
Hmm, niemand muss Doktor zu einem sagen.

Ich glaube in Österreich ist das noch so, dass man den Titel bei der Anrede zu nennen hat. In Deutschland wurde dies aber abgeschafft, wodurch der Herr Prof. Dr. Oberdallacker nicht mehr so genannt wird.


An den Diskussionsinitiator:

Ein sehr guter Freund von mir promoviert gerade als theoretischer Informatiker, den ich natürlich einmal fragen könnte.

Zool
2008-07-10, 09:52:21
Ich glaube in Österreich ist das noch so, dass man den Titel bei der Anrede zu nennen hat. In Deutschland wurde dies aber abgeschafft, wodurch der Herr Prof. Dr. Oberdallacker nicht mehr so genannt wird.


Da in Österreich im Prinzip jeder Titel vom Ingenier bis zum Professor in den Ausweis eingetragen wird und somit zum Namen gehört, ist es üblich vor allen bei formellen Anlässen, diese Titel auch jedesmal schön runterzubeten.

Mr_Snakefinger
2008-07-10, 10:02:27
Ich glaube in Österreich ist das noch so, dass man den Titel bei der Anrede zu nennen hat. In Deutschland wurde dies aber abgeschafft, wodurch der Herr Prof. Dr. Oberdallacker nicht mehr so genannt wird.

Grundsätzlich geziemt sich das i.d.R. auch in D so, zumindest dann, wenn man von dem Titel seines Gegenüber etwas weiss.

Ich werde mich hüten, den oder die Ansprechpartner bei einem Kunden "nur" mit Hr. XY anzusprechen, wenn ich weiss, dass es Dr. XY ist. Ansonsten kann sich dieses oder ein nachfolgendes Geschäft auch ziemlich schnell erledigt haben, was weder mir noch meinem Arbeitgeber gut tut.
Wenn die Leute dann aber selber sagen "vergessen Sie den Dr." (ist bis auf eine Ausnahme bisher immer so gewesen, teilweise war es im Projekt dann nichtmal mehr Hr. XY sondern einfach nur noch "he, Du" ;)), dann ist das ok.

Anders sieht das natürlich aus, wenn ich von dem Titel nichts weiss, das ist klar.

Darüber hinaus kommt es auch immer ein bischen darauf an, worum es geht und wie sich mein Gegenüber verhält. Melbourne hat schon was in der Richtung geschrieben.
Grundsätzlich hab ich so die Erfahrung gemacht, dass die Leute, die ihren Titel eher vernachlässigen, die "besseren" Titelträger/Kunden waren. ;)

Da in Österreich im Prinzip jeder Titel vom Ingenier bis zum Professor in den Ausweis eingetragen wird und somit zum Namen gehört, ist es üblich vor allen bei formellen Anlässen, diese Titel auch jedesmal schön runterzubeten.

In Österreich ist der Ing. ein Titel?! :eek:

Wuzel
2008-07-10, 10:09:56
In Info einen Dr.?

Meiner Ansicht nach Käse. Lieber eine gesheite Stelle finden und Praxis reinfahren. Man kann ja später noch immer einen Dr., wenns den unbedingt sein muss, reinschieben.
Nach der Uni ist halt Praxis das einzige was bei Infos so richtig zählt.
Ein Info Mitte 30 ohne Praxis ist der Arbeitslose von morgen (wenn er nicht irgendwo an der Uni beschäftigt wird.

Wanginator
2008-07-10, 12:28:35
Nach der Uni ist halt Praxis das einzige was bei Infos so richtig zählt.
Ein Info Mitte 30 ohne Praxis ist der Arbeitslose von morgen (wenn er nicht irgendwo an der Uni beschäftigt wird.

Waozu, wenn man einen akdemischen Weg einschlägt? Und wenn man promoviert ist man ja nicht arbeitslos sondern zu 50%-100% an der Uni beschäftigt.

Mr_Snakefinger
2008-07-10, 12:57:16
Waozu, wenn man einen akdemischen Weg einschlägt?

Meine Erfahrung an der Uni hat gezeigt, dass die Professoren (oder allgemein Dozenten), die nicht NUR den akademischen Weg leben, sondern auch in der Wirtschaft (= Praxis) tätig sind/waren, die deutlich besseren Dozenten waren.

Metzler
2008-07-10, 12:59:42
Meine Erfahrung an der Uni hat gezeigt, dass die Professoren (oder allgemein Dozenten), die nicht NUR den akademischen Weg leben, sondern auch in der Wirtschaft (= Praxis) tätig sind/waren, die deutlich besseren Dozenten waren.

Dito.
Abgesehen davon: Jemand, der über ein Drittmittel-finanziertes Projekt oder gleich in der freien Wirtschaft promoviert, meiner Meinung nach so oder so einiges an Praxisnähe mitbekommt und somit nicht in einem Elfenbeinturm sein Dasein fristet.

Edit: Noch ein Punkt zum Thema "Dr. in Info?": Das wirklich interessante an einem Dr. ist meiner Meinung nach, dass man sieht, dass so jemand in der Lage ist, ein Themengebiet in seiner Gesamtheit zu überblicken und zu begreifen. Gerade bei größeren Projekten kann sowas sehr hilfreich sein...

No.3
2008-07-10, 20:44:37
TS, frag Dich erstmal ob Du für Deine spätere Karriere den Dr. überhaupt brauchst (in der Wirtschaft wohl eher weniger, bei ner Akademischen Laufbahn eher Pflicht). Deinen Fragen nach wie lange nen Dr. dauert und was zu beachten ist, entnehme ich mal, dass Du vor 5 Minuten Dir gedacht hast, ein Dr. wäre doch ne tolle Sache?!

Frag doch erstmal in Deiner Informatik Fakultät nach, da wird wohl der eine oder andere Informatik Doktorand herumspringen. Die können Dir viel besser sagen wie lange der Dr. dauert (variiert nicht nur von Studienfach zu Studienach sondern auch von Doktorvater zu Doktorvater!). Was die Vorraussetzungen sind (Diplomnote besser 2.5 meistens, oftmals aber nicht so zwingend) etc usw o.ä.

Allgmein, ne Diplomarbeit (o.ä.) wirst Du wohl machen/gemacht haben, nen Dr ist da net viel anders, nur länger, aufwendiger, detailreicher und vor allem nahezu komplett selbstständig. Zeit 2-6 Jahre. Meist hat man wohl irgend ne HiWi, Wissenschaftlicher Angestellter o.ä. Stelle mit deren Gehalt man nicht reich wird aber über die Runden kommt. In der Wirtschaft wirds wohl etwas mehr sein, aber dort stellt sich das Problem des Doktorvaters da braucht man nen Prof an der Uni und die haben es lieber wenn die Leute bei ihnen Promovieren und in der Wirtschaft gibt es nicht sonderlich viele lehrberechtigte Leute.

ollix
2008-07-11, 21:26:23
Ich hab letztes Jahr im September mein Info Studium abgeschlossen und promoviere jetzt seit Oktober. Warum?
Mich persönlich hat das einfach immer gereizt, noch an der Uni zu bleiben, Studenten zu betreuen, mich in ein Fachthema meiner Wahl einzuarbeiten, dort etwas zu erforschen, etc.. Kann ich sehr verstehen, hatte aus ähnlicher Motivation damals auch überlegt meinen Dr. zu machen; an der Uni herrschte immer eine so angenehme Stimmung, in der ich gerne gearbeitet habe. Habe aber vor dem Schreckgespenst Praxis und "in Informatik braucht man keinen Doktor" das dann gelassen.

War eher ein Fehler, in bestimmten Industriezweigen z.B. Luftfahrt, Rüstung, Raumfahrt (bei letzterem bin ich) werden nach meiner Erfahrung sehr gerne promovierte Informatiker eingestellt - und allein durch den Titel bekam man gleich ein deutlich besseres Einstiegsgehalt. Ich habe damals mit 27 nach der Uni mit sehr gutem Dipl. angefangen (zwischenzeitlich ziellos in der Weltgeschichte rumgedödelt, nur fachferne Jobs gehabt mit Fahrradladen, Kneipe und Sexshop, keine Praktika); ein Kollege wurde exakt zum gleichen Monat eingestellt, 3 Jahre älter, ähnlicher Lebenslauf mit ebenso überschaubarer Praxis, aber Dr -- sonst beides Softwareentwickler, er schon eine leicht höherwertige Stelle, aber viel ist es auch nicht. Ich bekam 3900€, er bekam 4800€ Einstiegsgehalt (dazu eine Bahncard 100, weil er 65km Arbeitsweg hat).

Aus finanziellen Gründen hätte ich es damals nicht promoviert, eher weil das Verhältnis Lebensqualität pro € IMHO nirgends höher als an der Uni ist, jetzt mache ich es aber aus finanziellen Gründen seit knapp 2 Jahren neben der Arbeit; hätte da lieber noch ein paar Jahre an der Uni mitgenommen.

Und den Praxisschock hatte ich eher nach unten hin - ich war vom fachlich überrascht wie banal einige Sachen liefen; da hatte man vorher mit deutlich komplexeren Sachen zu tun. Klar muß man neue Sachen lernen, aber das muß (und will) man ja unentwegt. Natürlich braucht man Praxis, aber das wird IMHO etwas zu hoch gehangen, denn die kommt mit der Zeit einfach von selbst.

Das ist aber nur meine Erfahrung und für jeden Typ kann auch was anderes passend sein.

Marmicon
2008-07-11, 21:36:53
Aus finanziellen Gründen hätte ich es damals nicht promoviert, eher weil das Verhältnis Lebensqualität pro € IMHO nirgends höher als an der Uni ist, jetzt mache ich es aber aus finanziellen Gründen seit knapp 2 Jahren neben der Arbeit; hätte da lieber noch ein paar Jahre an der Uni mitgenommen.



Wie ist das eigentlich mit einer Industriepromotion?
Schwer, einen entsprechenden Platz zu finden?
Ich finde das jedenfalls eine gute Alternative zur Uni-Promotion.

Metzler
2008-07-11, 22:26:17
Prinzipiell: Alle Bereiche (die zumindest ich kenne), die irgendwie mit Informatik zu tun haben, suchen dringend (gute!) Informatiker mit Abschluss! Ob sd&m, Accenture oder auch wir an der Uni - wir finden nicht genügend Leute (wobei es sich bei sd&m sowie Accenture nicht Promotionsstellen handelt). Mercedes sucht wohl auch noch im Raum Stuttgart Promotionsleute (Stand ist vom letzten Jahr im März,aber nachdem dort drüben wohl HP oder IBM den Markt leergefegt hat, suchen die auch in anderen Bundesländern nach Leuten).

Zu der Praxis: Ich hab auch das Gefühl, dass das teilweise etwas zu hoch gehängt. Jeder, der neben der Uni etwas in der Industrie gearbeitet hat, ist schon recht gut dabei. Meiner Meinung nach richtet sich das an all die, die etwas weltfremd nur durchs Studium schlurfen und keine Lust haben, ihren Hintern abseits der Vorlesung noch etwas zu bewegen.