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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : "Rettungsmissionen" - Wer "bezaht" das?


blackbox
2008-07-24, 11:46:35
Moin!
Exemplarisch geht es hier um die Bergsteiger, die jetzt gerettet wurden. Genauso könnte es um entführte Deutsche handeln, die in Gebiete vorgedrungen sind, in denen Entführungen passieren können. Oder um Segler, die in Seenot geraten sind.
Es geht also um Situationen, in der die Gefahr, das etwas unplanmäßiges passiert, recht hoch ist. In der Regel suchen sich die Menschen "solche" Herausforderungen. Im Fall der Bergsteiger finde ich das sogar recht fahrlässig. Der zu bezwingende Berg ist bekannt dafür, extrem schwierig zu sein. Den Bergsteigern war klar, dass es gefährlich werden könnte. Aber rechnen sie damit, dass sie im Fall einer Gefahrensituation so ohne weiteres von Behörden/Menschen gerettet werden? Was, wenn dabei andere Menschen beim Rettungsversuch ihr Leben verlieren? Und das nur, weil 3 "Irre" einen Berg besteigen wollten?
Meine Frage ist nun: Wie wurde das bisher geregelt? Wer trägt die Kosten? Die können ja leicht in die Millionen gehen. Oder gibt es Versicherer, die solche Abenteuer versichern?

Rogue
2008-07-24, 11:51:47
Die kriegen mit Sicherheit nichts geschenkt.
Solche Unternehmungen sind komplett durchgeplant, ganz sicher auch finanziell.

Die Pakistanis werden sicher keinen kostenlosen Luftrettungsdienst unterhalten.
Da wird ganz sicher eine Rechnung folgen ;)


Bist du besorgt das "wohlhabende Bonzen" die es sich leisten können so ein Hobby auszuleben EVTL. was geschenkt bekommen könnten ? ;)

doors4ever1
2008-07-24, 11:53:40
So lange es technisch möglich ist jemanden zu retten dann werden sie gerettet egal was das kostet. Die Kosten trägt dann der "Retter". Auf dem Mount Everest z.B. ist es ab einer bestimmten Höhe unmöglich jemanden zu retten und da werden Leute tatsächlich "brutal" liegengelassen wenn sie nicht laufen können. Privat Leute die dort arbeiten scheuen wirklich keine Kosten und Kräfte um einen zu retten und von einem staatlichen Rettungsdienst kann man doch einiges mehr abverlangen? Man zahlt ja nicht umsonst Steuern und Gebühren.

Kryp7on
2008-07-24, 12:27:25
In Deutschland (+Österreich, Schweiz über gewisse Abkommen) ist es meines Wissen so geregelt, das alle Mitglieder des deutschen Alpenvereines (und das sind 99% alles semi-professionellen bis professionellen Bergsteiger) die Kosten der Bergrettung (welche im 6 stelligen Bereich liegt) die Rettungskosten vom Alpenverein bezahlt bekommen.

DonVitoCorleone
2008-07-24, 13:50:16
Naja, hier gehts ja nicht um die Rettung an sich. Das ist idR über Versicherungen gedeckt. Sei es Krankenkasse, oder Zusatzversicherungen über DAV, ADAC, Kreditkarte, was weiß ich.

Dem Threadstarter gehts aber glaub eher um solche speziellen Sachen wie eben die Entführung. Also die Kosten für Verhandlungen etc. und evtl. halt Lösegeld.
Das zahlt zu erst einmal der Staat. Der kanns aber dann bei den Betroffenen einfordern! Läuft wohl auch grad ein Prozess, wo eine Entführte gegen den Staat klagt, weil der IIRC 13.000€ von ihr fordert. Momentan in Revision.

(Quelle: Artikel heut inner Tageszeitung)

Drunky
2008-07-24, 14:25:21
Im Grunde hört sich das so an als solle man ni Not geratene Extremsportler, wenn die Finanzen
nicht ausreichen, verrecken lassen. Sind sie ja selber Schuld.

Aber - es gibt wenigstens noch Menschen die sowas machen.
Durchschnittsurlaub Balkonien oder Ballermann, da darf man sich natürlich
auf Kosten der Versicherungen halb tot saufen.

Und Entführungen im "gefährdeten" Ausland:
In der Regel macht ja keiner einfachen Tourismusurlaub in gefährlichen Ländern.
Die Leute möchten eigene Eindrücke gewinnen, um sich Medienunabhängige
Meinungen bilden zu können. Evtl. planen sie zu Helfen, oder wat weiß ich.

Ich würde nicht alles direkt auf die "selbst Schuld" Schiene drücken.

Stubenhocker gibts genug, deren Depressionen kosten die Allgemeinheit auch.

The_Strip
2008-07-24, 14:30:28
Man sollte vllt. mal präzisieren, um welche Bergsteiger es sich handelt.
Die entführten Deutschen am Ararat oder die Südtiroler am Nanga Parbat, die "einfach" verunglückt sind?!
Lösegeld wird soweit ich weiß, zumindest teilweise, wieder zurückgefordert. Kommt aber sicher auch auf die Gefährdungsstufe an (Reisewarnung vom AA bekannt o.Ä.).

Duran05
2008-07-24, 14:34:20
In Gefahr bringt sich jeder, selbst wenn er nur über die Straße geht und an manchen Tagen kein Glück hat. ;) Oder das scharfe Küchenmesser... ist das nicht selbstverschuldet?
Das sind auch normale Bürger, die zahlen Steuern, Krankenversicherung, warum sollten sie also kein Recht auf Rettung haben? Das würde dann ja für jeden gelten, der irgendetwas hat.
Eventuell hat der ein oder andere noch privat vorgesorgt oder eine extra Versicherung abgeschlossen, sowas ist auch nicht umsonst.

Rogue
2008-07-24, 14:42:54
Das witzige an "Regionen in denen Entführungsfälle vorkommen können" ist das sie erst einmal als solche bekannt sein müssen.

So forderte das BKA schon lange vom Auswärtigen Amt eine Reisewarnung für die Türkei herauszugeben. Aber Steinmeier , der ja immer um des lieben Friedens mit unseren Freunden bemüht ist, wollte das lange Zeit nicht tun.
Undenkbar ! Eine Reisewarnung für die Türkei auszusprechen käme im Multikulti-Wunderland Deutschland ja einem politischen Selbstmord gleich.

Jetzt nachdem die 3 von der PKK entführt wurden kam man aber irgendwie doch nicht drumherum heimlich still und leise entsprechende Hinweise auszugeben.

Wens interessiert der kann hier (http://www.morgenpost.de/politik/article706378/BKA_fordert_Reisewarnung_fuer_gesamte_Tuerkei.html) und hier (http://www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/Laenderinformationen/Tuerkei/Sicherheitshinweise.html) darüber lachen.

Ich denke auch das Leute zur Rechenschaft gezogen werden sollten die zum Vergnügen in solch unsichere Gebiete fahren (falls man sie wieder freibekommt). Das die deutschen Bergsteiger am Ararat nicht gewarnt waren haben sie Steinmeier zu verdanken. Schade das man ihn für sowas nicht zur Rechenschaft zieht.

Mich würde echt interessieren was zwischen Schäuble (BKA) und Steinmeier (Auswärtiges Amt) für Worte fielen als die Entführung bekannt wurde. Schäuble wahrscheinlich sowas wie "Ich habs dir doch gleich gesagt". Aber womit riskiert man seinen Arsch in der Politik mehr: In dem man in Deutschland eine Reisewarnung für die Türkei herausgibt oder in dem mans auf ne Entführung ankommen lässt.
Steini hatte gewaltig Schwein das den dreien nichts schlimmeres zugestossen ist.

mekakic
2008-07-24, 14:48:39
Oder um Segler, die in Seenot geraten sind.
Da z.B. Spenden (http://www.dgzrs.de/)

Ganz egal was das kostet, wenn bei Notlagen Kosten entstehen hat über die eine oder andere Form die Gesellschaft dafür aufzukommen - alles andere wäre einfach nur falsch. Genauso wäre es fahrlässig, wenn Heerscharen an Nerds auch in ihrer Freizeit nur vorm Rechner rumhängen - wer soll denn die ganzen Behandlungen der kommenden Rückenschäden mal bezahlen? Oder bei akuter Fettleibigkeit auch noch Pizza und Cola im Übermaß konsumieren? :eek:

Keiner will ihn Not kommen, ganz egal wie wahrscheinlich oder gefährlich etwas ist, solange da keine böswillige Absicht hintersteckt, ist da nichts verwerfliches. Und wenn Retter dabei zu Schaden kommen, ist dies eben Teil ihres Berufsrisikos. Natürlich in höchstem Maße anzuerkennen, aber auch die Retter würden von irgendwem gerettet werden wollen, falls sie mal in Not gelangen.

blackbox
2008-07-24, 15:01:47
Ich glaube, ich muss den Thread mal ein bisschen mehr steuern, hier sind mir viel zu viele Missverständnisse.
Es geht darum, dass man sich Gefahren bewusst aussetzt. Es geht hier nicht um ein Küchenmesser oder um eine Bananenschale, die auf dem Gehweg liegt.
In diesem Beispiel geht es um die 3 Bergsteiger, von denen einer zurück gelassen wurde. Die anderen zwei konnten gerettet werden. Diese Bergsteiger waren erfahren, sie kannten den Berg und die Gefahren. Sie haben sich also bewusst der Gefahr ausgesetzt. Es hier auch nicht darum, ob sie gerettet werden sollten. Die Frage stellt sich doch gar nicht.
Die Frage ist, wer trägt für solche "Späßchen" die Rettungskosten? Die Allgemeinheit? Der Alpenverein? Das Reisebüro? Oder wer auch immer?

Rogue
2008-07-24, 15:04:28
Gebe ich dir recht mekakic.

Allerdings werde ich das Gefühl nicht los das es bei diesem Thread um etwas anderes geht.
Bergsteiger auf den höchsten Bergen der Welt, Segler , Urlauber in "exotischen" Gebieten weit ab vom Mainstream - daraus kann man schon ableiten das es hier um Leute geht die auch das nötige Kleingeld dazu haben und die passen hervorragend in des Threadstarters Feindbild.

Gehts hier um Gerechtigkeit oder um "scheiss Bonzen" die durch ihren überschwänglichen Lifestyle zu allem übel auch noch Ärger in Form von Rettungsaktionen verursachen ?

Was ist die Alternative ?
Sollen wir wieder KdF heime bauen und den leuten ihren Urlaub an sicheren Orten zuteilen ?

blackbox
2008-07-24, 15:09:26
Ach Rogue, warum redest du hier überhaupt mit?
Irgendwie verfehlst du das Thema. Und was hat Premium damit zu tun?

Rogue
2008-07-24, 15:10:15
Ah sorry, das kommt davon wenn man in 2 Threads gleichzeitig unterwegs ist, ich korrigiere das ;)
Sorry, wenn dir meine Punkte "unbequem" sind :)

Ernie
2008-07-24, 15:33:31
Da z.B. Spenden (http://www.dgzrs.de/)

Ganz egal was das kostet, wenn bei Notlagen Kosten entstehen hat über die eine oder andere Form die Gesellschaft dafür aufzukommen - alles andere wäre einfach nur falsch. Genauso wäre es fahrlässig, wenn Heerscharen an Nerds auch in ihrer Freizeit nur vorm Rechner rumhängen - wer soll denn die ganzen Behandlungen der kommenden Rückenschäden mal bezahlen? Oder bei akuter Fettleibigkeit auch noch Pizza und Cola im Übermaß konsumieren? :eek:

Keiner will ihn Not kommen, ganz egal wie wahrscheinlich oder gefährlich etwas ist, solange da keine böswillige Absicht hintersteckt, ist da nichts verwerfliches. Und wenn Retter dabei zu Schaden kommen, ist dies eben Teil ihres Berufsrisikos. Natürlich in höchstem Maße anzuerkennen, aber auch die Retter würden von irgendwem gerettet werden wollen, falls sie mal in Not gelangen.

Deine Vergleiche mit den Nerds sind völlig abwegig. Wer sich in extrem gefährliche Situationen begibt oder in Länder reist, vor deren Einreise vom Auswärtigen Amt ausdrücklich gewarnt wird, hat die Kosten einer Rettung o.ä. selbst zu tragen, das ist auch geltende Rechtsprechung in Deutschland. Wer das falsch findet, soll mal mit richtigen Gegenargumenten kommen, anstatt hier Äpfel mit Birnen zu vergleichen.

DonVitoCorleone
2008-07-24, 17:16:11
Ich glaube, ich muss den Thread mal ein bisschen mehr steuern, hier sind mir viel zu viele Missverständnisse.
Es geht darum, dass man sich Gefahren bewusst aussetzt. Es geht hier nicht um ein Küchenmesser oder um eine Bananenschale, die auf dem Gehweg liegt.
In diesem Beispiel geht es um die 3 Bergsteiger, von denen einer zurück gelassen wurde. Die anderen zwei konnten gerettet werden. Diese Bergsteiger waren erfahren, sie kannten den Berg und die Gefahren. Sie haben sich also bewusst der Gefahr ausgesetzt. Es hier auch nicht darum, ob sie gerettet werden sollten. Die Frage stellt sich doch gar nicht.
Die Frage ist, wer trägt für solche "Späßchen" die Rettungskosten? Die Allgemeinheit? Der Alpenverein? Das Reisebüro? Oder wer auch immer?


OK, hab das falsch verstanden. Dachte dein Thread sei auf die Ararat Entführung bezogen.

Zum Nanga Parbat: Nur kurz zur Richtigstellung: Der 3. Mann wurde nicht zurückgelassen, sonder ist tödlich abgestürzt. Vielleicht hast du das gemeint, aber ich wollts nur gesagt haben.

Ich muss mekakic aber eigentlich recht geben. Wenn Personen in Not geraten, sollte die Allgemeinheit helfen. So ist das numal in nem Sozialstaat.
Natürlich ist ein Extrembergsteiger auch ein Extrem-Beispiel. Aber es gibt ja genug "Altagsbeispiele" wie Hochwasser, Feuer, Unfälle...

baker
2008-08-03, 08:58:25
Expeditionen sind versichert gegen teuere Rettungsaktionen. Wenn man sich auf Unterkrichners Seite die Sponsorenliste anschaut, dann weiss man auch woher das Geld kommt. Unterkirchner war kein normaler Bergsteiger sondern eher ein Berufsalpinist, der davon nicht schlecht lebte.

GoTo!
2008-08-03, 10:49:49
Also die Retter, die dabei ihr Leben verlieren, wissen, dass sie beim Retten ihr Leben verlieren können. :smile:

darph
2008-08-03, 12:32:59
Dem Threadstarter gehts aber glaub eher um solche speziellen Sachen wie eben die Entführung. Also die Kosten für Verhandlungen etc. und evtl. halt Lösegeld.
Das zahlt zu erst einmal der Staat. Der kanns aber dann bei den Betroffenen einfordern! Läuft wohl auch grad ein Prozess, wo eine Entführte gegen den Staat klagt, weil der IIRC 13.000€ von ihr fordert. Momentan in Revision.

(Quelle: Artikel heut inner Tageszeitung)
Ja, Rettungsmissionen von Polizei oder Militär müssen von den geretteten bezahlt werden.

Finde ich eine Unverschämtheit. Für was zahle ich denn meine Steuern? Der Schutz des Staatsbürgers ist eine der grundlegenden Aufgaben des Staates und sollte somit mit meinen Aufwendungen an den Staat abgedeckt sein.