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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Gähnen ist ansteckend ...


Baalzamon
2008-08-06, 13:05:09
Ist jetzt nicht unbedingt neu, hat jeder schon zuhauf erlebt: Gähnen ist ansteckend.

Aber jetzt habe ich das hier (http://www.stern.de/wissenschaft/natur/:Verhaltensforschung-Hunde/633642.html) gelesen und das finde ich doch schon sehr erstaunlich. Offensichtlich ist Gähnen auch über verschiedene Spezies ansteckend. :O

Gähnen ist ansteckend. Das gilt auch für Hund und Herrchen, wie britische Wissenschaftler nun beobachtet haben. Hunde lassen sich demnach von Menschen zum Gähnen animieren und zwar häufiger als Menschen oder Affen das tun. Das soll einiges über den besten Freund des Menschen aussagen.


Das war mir bisher nicht klar und ich finde das so bemerkenswert, das ich dazu einen Thread eröffnen musste. =)

WhiteVelvet
2008-08-06, 13:10:58
Naja, das sollte den Hundehaltern aber auch schon vor Jahrhunderten aufgefallen sein, oder? Neu ist das sicher nicht...

Baalzamon
2008-08-06, 13:23:44
Naja, das sollte den Hundehaltern aber auch schon vor Jahrhunderten aufgefallen sein, oder? Neu ist das sicher nicht...
Das mag wohl sein, aber offensichtlich wurde es nun zum ersten Mal (mehr oder weniger) wissenschaftlich untersucht.

Und den wirklich erstaunlichen Faktor finde ich daran, das es Speziesübergreifend funktioniert... Wozu soll das gut sein?

GanjaBob
2008-08-06, 13:26:37
lol, als ich das 1. hundebild gesehen habe überkam es mich auch gleich X-D. sehr interessant das ganze

Megamember
2008-08-06, 13:28:50
Das mag wohl sein, aber offensichtlich wurde es nun zum ersten Mal (mehr oder weniger) wissenschaftlich untersucht.

Und den wirklich erstaunlichen Faktor finde ich daran, das es Speziesübergreifend funktioniert... Wozu soll das gut sein?

Das erinnert deinen Körper daran das er mal wieder einen Sauerstoffschub gebrauchen kann;)

sChRaNzA
2008-08-06, 13:30:58
Kenn ich... Unser alter Hund und ich habens auch immer zusammen gemacht. ;)

Monger
2008-08-06, 13:39:12
Und den wirklich erstaunlichen Faktor finde ich daran, das es Speziesübergreifend funktioniert... Wozu soll das gut sein?

Vermutlich ist das eine Eigenschaft, die sich bei nahezu allen Säugetierarten durchgesetzt hat - dass es deswegen speziesübergreifend funktioniert, ist wohl ein Nebeneffekt.


So wie ich das mal gelesen habe, dient das Gähnen ein gutes Stück weit als Sammelruf zum Schlafen: einer fängt an, die anderen machen mit (sofern sie müde genug sind), und wenn ausreichend Tiere in der Gruppe mitgähnen, weiß jeder dass jetzt Schlafenszeit ist. Tiere mit starkem Sozialverhalten brauchen nunmal einen gemeinsamen Lebensrhythmus.

Argh
2008-08-06, 13:48:51
Hunde und Menschen haben auch eine lange gemeinsame Geschichte. Von daher finde ich das gar nicht mal so erstaunlich.

deadkey
2008-08-06, 13:52:34
Warum nur bei Säugetieren?
Als langjähriger Halter einer größeren Gruppe Vögel (Nymphensittiche) weiß ich, daß es das ansteckende Gähnen auch bei ihnen gibt;)

Baalzamon
2008-08-06, 13:53:06
Vermutlich ist das eine Eigenschaft, die sich bei nahezu allen Säugetierarten durchgesetzt hat - dass es deswegen speziesübergreifend funktioniert, ist wohl ein Nebeneffekt.
Wahrscheinlich.

Trotzdem ziemlich abgefahren, wie ich finde, da das Ganze ja auch eigentlich ein unbewusster Prozess ist. Das ist ja fast so, als würden mich fickende Bonobos sexuell erregen.

So wie ich das mal gelesen habe, dient das Gähnen ein gutes Stück weit als Sammelruf zum Schlafen: einer fängt an, die anderen machen mit (sofern sie müde genug sind), und wenn ausreichend Tiere in der Gruppe mitgähnen, weiß jeder dass jetzt Schlafenszeit ist. Tiere mit starkem Sozialverhalten brauchen nunmal einen gemeinsamen Lebensrhythmus.
Absolut. Wie gesagt: Ich finde es bemerkenswert, das dies (natürlich nur bis zu einem gewissen Grad), ganz offenbar nicht von der Spezies, sondern vom sozialen Umfeld abhängt. :uponder:

Hunde und Menschen haben auch eine lange gemeinsame Geschichte. Von daher finde ich das gar nicht mal so erstaunlich.
Ohne es jetzt genau nachgesehen zu haben: Ich würde mal schätzen, ähnlich lange wie Ziegen und Schafe. Kommt es hier zu ähnlichen Effekten?

Edit:

Chronologie der Domestizierung von Haustieren
Haushund (vor 14.000 oder 135.000 Jahren/Europa)
Schaf (vor 10.000 Jahren/Westasien)
Ziege (vor 10.000 Jahren/Westasien)
Schwein (vor 9.000 Jahren/Vorderasien, China)
Rind (vor 8.500 Jahren/Südosteuropa)
Dromedar (vor 6.000 Jahren/Südarabien)
Esel (vor 6.000 Jahren/Nordostafrika)[3]
Pferd (vor 5.500 Jahren/Südosteuropa)
Gans (vor 4.500 Jahren/Ägypten)
Katze (vor 3.500 Jahren/Ägypten)
Huhn (vor 3.500 Jahren/Vorderasien)
Ente (Stockente vor 3.000 Jahren/Europa, Asien, Nordamerika)
Kaninchen (vor 1.500 Jahren/Frankreich)

Nu ja, liegen schon noch ein paar Jahre dazwischen. Hmm..

Und da in dem Artikel auch (wenn nur kurz) von Affen die Rede ist.... :uponder:

Monger
2008-08-06, 14:04:49
Trotzdem ziemlich abgefahren, wie ich finde, da das Ganze ja auch eigentlich ein unbewusster Prozess ist. Das ist ja fast so, als würden mich fickende Bonobos sexuell erregen.
Tun sie das etwa nicht? :ugly:

Nachahmung ist ja nunmal das einfachste Sozialkonzept, und auch Tiere abstrahieren mit Sicherheit genug, um die selben Muster in verschiedenen Spezies erkennen zu können.

Hunde z.B. adaptieren auch das menschliche Lächeln wenn sie von Menschen großgezogen werden - obwohl das hochziehen der Lefzen in der freien Wildbahn eigentlich als Drohgebärde gilt. Hunde sind ausgesprochen soziale Tiere.

Aber hast schon Recht: ist immer wieder erstaunlich, was alles im Tierreich möglich ist.

deadkey
2008-08-06, 14:08:10
Das ist ja fast so, als würden mich fickende Bonobos sexuell erregen.

Nein nicht ganz. Ein weit aufgerissener Mund ohne dabei die Zähne zu zeigen ist ein relativ eindeutiges Signal, zusammen mit ein paar anderen unbewußt wahrgenommenen Zeichen.

Wie gesagt: Ich finde es bemerkenswert, das dies (natürlich nur bis zu einem gewissen Grad), ganz offenbar nicht von der Spezies, sondern vom sozialen Umfeld abhängt.

Wie gesagt, Körpersprache ist bei allen Tieren wichtig und einige Formen dieser lassen sich 1:1 übertragen und verstehen. Bei Tieren mit eklatant unterschiedlicher Physis geht das natürlich nicht;)
In einer sehr entspannten Situation kann man so auch eine Gruppe Vögel dazu bringen, die Augen zu schließen, oder zu gähnen.
Ein ausgeprägtes Sozialverhalten ist wohl nicht die Ausnahme, sondern eher die Regel im Tierreich.

Baalzamon
2008-08-06, 14:11:50
Tun sie das etwa nicht? :ugly:
:usex:

Nachahmung ist ja nunmal das einfachste Sozialkonzept, und auch Tiere abstrahieren mit Sicherheit genug, um die selben Muster in verschiedenen Spezies erkennen zu können.

Hunde z.B. adaptieren auch das menschliche Lächeln wenn sie von Menschen großgezogen werden - obwohl das hochziehen der Lefzen in der freien Wildbahn eigentlich als Drohgebärde gilt. Hunde sind ausgesprochen soziale Tiere.

:O Das war mir auch noch nicht bewusst. Ich meine, mir ist natürlich klar, das man Hunden jede Menge beibringen kann, aber das sie sich von selbst das 'lächeln' abgucken und, wenn ich deinen Satz richtig deute, auch korrekt anwenden finde ich schon einen ziemlichen Hammer.

Aber hast schon Recht: ist immer wieder erstaunlich, was alles im Tierreich möglich ist.
Hehe, immer wieder ein Schlag in die Fresse für die 'Menschen sind keine oder sooooooo anders als Tiere' Vertreter. ;)

Baalzamon
2008-08-06, 14:21:44
Nein nicht ganz. Ein weit aufgerissener Mund ohne dabei die Zähne zu zeigen ist ein relativ eindeutiges Signal, zusammen mit ein paar anderen unbewußt wahrgenommenen Zeichen.
Und Sex ist nicht eindeutig? :confused:

Eher doch andersrum. Sex ist ein ziemlich eindeutiges Signal, währenddessen es hundert Gründe gibt, den Mund aufzureissen, ohne die Zähne zu zeigen.

Und wie aus dem Artikel vorgeht, ist es ja auch tatsächlich so, das nur das aufreissen des Mundes nicht genügt. Es muss schon ein 'echter' Gähner sein, damit auch der Hund reagiert.

Wie gesagt, Körpersprache ist bei allen Tieren wichtig und einige Formen dieser lassen sich 1:1 übertragen und verstehen. Bei Tieren mit eklatant unterschiedlicher Physis geht das natürlich nicht;)

Und oft bedeuten die gleichen 'Gesten' grundverschiedene Sachen (Schwanz wedeln Hund <=> Katze als Beispiel).

Hmm... ich stehe der Vermenschlichung von Tieren immer sehr skeptisch gegenüber. Das sind menschliche Interpretation von tierischen Verhaltensmustern, welchen menschliche Strukturen übergestülpt worden sind. Man kann ja noch nichteinmal menschliche Emotionen vernünftig beschreiben (Liebe... ist so ein kribbeln im Bauch....) aber masst sich an, das auf Tiere auszuweiten. Aber ich drifte ab. ;)


In einer sehr entspannten Situation kann man so auch eine Gruppe Vögel dazu bringen, die Augen zu schließen, oder zu gähnen.
Ein ausgeprägtes Sozialverhalten ist wohl nicht die Ausnahme, sondern eher die Regel im Tierreich.
Absolut. Aber was nützt es, das Sozialverhalten anderer Spezies zu übernehmen oder zu imitieren?

Überspitzt formuliert: Der Löwe jagt durch die Savanne und ist hinter einer Antilope her. Anstatt wegzurennen, gähnt die Antilope lieber, der Löwe gähnt aus speziesübergreifender Empathie mit und legt sich erstmal schlafen? Wohl kaum.

Ich sehe irgendwie wenig Sinn (oder besser: keinen evolutiven Vorteil) in speziesübergreifenden Sozialverhalten. Und das ist mein Punkt. Nicht das es sowas wie bestimmtes Sozialverhalten innerhalb einer Spezies gibt.

deadkey
2008-08-06, 14:30:51
Es muss schon ein 'echter' Gähner sein, damit auch der Hund reagiert.

Ich hab doch auch geschrieben "zusammen mit ein paar anderen...";)

Aber was nützt es, das Sozialverhalten anderer Spezies zu übernehmen oder zu imitieren?

Das ist eine Anpassung an ein evtl. artfremdes Umfeld. Das Imitieren von Sozialverhalten kann man schon in die Schublade "außerordentliche Intelligenzleistung" stecken.


Ich sehe irgendwie wenig Sinn (oder besser: keinen evolutiven Vorteil) in speziesübergreifenden Sozialverhalten.

Nunja, es ist nunmal so, dass kaum eine Tierart völlig isoliert von anderen Arten existiert. Im Fall eines Zusammentreffens ist es dann schon sinnvoll, die Absicht/Stimmung des Gegenübers zumindest erahnen zu können.

flatbrain
2008-08-06, 14:32:45
Das erinnert deinen Körper daran das er mal wieder einen Sauerstoffschub gebrauchen kann;)

Urban legend. Gähnen ist kein Zeichen von Sauerstoffmangel im Blut.

Baalzamon
2008-08-06, 14:36:18
Ich hab doch auch geschrieben "zusammen mit ein paar anderen...";)

Jo, ich weiss, deswegen habe ich die Sache mit dem Sex auch aufgegriffen und das mit Gähnen nur in einem Nebensatz erwähnt. ;)

Nunja, es ist nunmal so, dass kaum eine Tierart völlig isoliert von anderen Arten existiert. Im Fall eines Zusammentreffens ist es dann schon sinnvoll, die Absicht/Stimmung des Gegenübers zumindest erahnen zu können.
Da stimme ich dir auch direkt zu. Aber mit 'Absicht/Stimmung des Gegenübers zumindest erahnen' hat das doch garnichts zu tun?

Es ist ja nicht so, als würde der Hund denken: 'Oh mein Herrchen gähnt, das könnte bedeuten das er müde ist und das heisst ich sollte jetzt schnell nochmal bellen damit er mit mir Gassi geht, bevor er einpennt.' Das würde ich ja noch direkt verstehen. Aber das imitieren?

Siehe mein Löwenbeispiel. Das hat imho doch nichts mit der Absicht/Stimmung des Gegenübers zu tun, wenn man das Verhalten imitiert.

deadkey
2008-08-06, 14:58:45
Da stimme ich dir auch direkt zu. Aber mit 'Absicht/Stimmung des Gegenübers zumindest erahnen' hat das doch garnichts zu tun?

Doch, dieser Fähigkeit bedienen wir Menschen uns auch ständig, aber eben unbewußt.


Es ist ja nicht so, als würde der Hund denken: 'Oh mein Herrchen gähnt, das könnte bedeuten das er müde ist und das heisst ich sollte jetzt schnell nochmal bellen damit er mit mir Gassi geht, bevor er einpennt.' Das würde ich ja noch direkt verstehen. Aber das imitieren?

Das Gähnen ist hier ein schlechtes Beispiel. Das machen Hunde und viele andere Tiere von Natur aus und überall hat es in etwa die gleiche Bedeutung.
Wirklich interessant wirds erst dann, wenn Verhaltensweisen sinnentfremdet werden, wie das von Monger angesprochene "Lächeln" beim Hund.

Solches Verhalten beruht auf Erfahrung und wird über die Zeit antrainiert.
Es handelt sich um eine sogenannte Konditionierung.

Der Löwe eignet sich ebenfalls nicht wirklich für eine neutrale Betrachtung. Sobald die Zähne sichtbar sind, also fast immer, wird er von so ziemlich jedem Tier als Gefahr eingestuft, auch wenn er nur gähnt.
Dieser unterbewußten Einschätzung muss dann schon aktiv/bewußt entgegengewirkt werden, es sei denn, es gab vorher schon eine Konditionierung.
Es ist nicht unüblich, dass Antilopen neben einer dösenden Gruppe Löwen grasen. Die sehen es dem Jäger auch an, ob er grade auf Beute aus ist, oder nur pennen will;)

Baalzamon
2008-08-06, 15:23:12
Doch, dieser Fähigkeit bedienen wir Menschen uns auch ständig, aber eben unbewußt.

Errg, entweder verstehe ich dich nicht, oder du mich nicht.

Ja, ich stimme dir zu: Die Absicht eines Gegenübers (auch speziesübergreifend) erahnen zu können ist imho durchaus eine gute Sache.

Das (speziesübergreifend) imitieren von Verhalten hat dagegen, wie ich es sehe, meistens nicht wirklich Vorteile.

- Nur weil ein Vogel aus dem Nest springt um fliegen zu lernen ist das bestimmt kein guter Grund für zB. Affen dieses Verhalten zu imitieren.

- Wenn ein Wal zur 10 minütigen Tauchsession loslegt, kommt wohl auch kein Wolf und versucht das Verhalten zu imitieren.

Diese Liste kann man verdammt lange fortführen.

Es gibt also ganz offensichtlich eine Menge an Verhalten die es sich lohnt zu imitieren und andere nicht.

Und warum zum Geier, sollte jetzt gerade Gähnen (imho total überflüssig, genauso wie Schluckauf) ein Verhalten sein, welches es sich lohnt zu imitieren?

Das Gähnen ist hier ein schlechtes Beispiel. Das machen Hunde und viele andere Tiere von Natur aus und überall hat es in etwa die gleiche Bedeutung.
Wirklich interessant wirds erst dann, wenn Verhaltensweisen sinnentfremdet werden, wie das von Monger angesprochene "Lächeln" beim Hund.

Solches Verhalten beruht auf Erfahrung und wird über die Zeit antrainiert.
Es handelt sich um eine sogenannte Konditionierung.

Ich sehe das genau andersrum. Konditioniertes Verhalten ist nicht besonders spannend, da es von aussen aufgeprägt wurde. Und wenn ich Monger richtig verstanden, dann ist es ja genau so gewesen, dass die Hunde eben nicht auf 'lächeln' konditioniert wurden, sondern dies selbständig erlernt haben und damit eine bekannte 'Geste' für einen neuen sozialen Kontext angepasst haben. Das finde ich schon erstaunlich.

Das man durch (operante) Konditionierung einem Hund alles mögliche beibringen kann, dagegen eher weniger. So funktioniert nunmal Erziehung. Auch im Tierreich.

Der Löwe eignet sich ebenfalls nicht wirklich für eine neutrale Betrachtung. [...]
Naja, aber du hast doch hoffentlich trotzdem verstanden worauf ich hinauswill? Wozu sollte ich ein Verhaltensmuster einer anderen Spezies imitieren/teilen, wenn das zu meinem eigene Nachteil ist (sein kann)?

Nun gut, jetzt könnte man weiter denken und sagen: "OK, grundsätzlich wird erstmal jedes Verhalten imitiert, die natürlich Selektion regelt den Rest."
Aber mir fällt schwer zu glauben, das es so funktioniert.

Und noch einmal: Mir geht es hier nicht darum, das man versteht (soweit das auf die Tierwelt anwendbar ist) was das Gegenüber macht, sondern das man das Verhalten imitiert, auch wenn es sich um einen andere Spezies handelt. Sicher gibt es viele Überschneidungen (alle müssen essen, schlafen, trinken und ficken) aber das wars dann ja auch schon fast. :uponder:

Monger
2008-08-06, 15:50:08
Und wenn ich Monger richtig verstanden, dann ist es ja genau so gewesen, dass die Hunde eben nicht auf 'lächeln' konditioniert wurden, sondern dies selbständig erlernt haben und damit eine bekannte 'Geste' für einen neuen sozialen Kontext angepasst haben. Das finde ich schon erstaunlich.

Du hast mich schon richtig verstanden.
Hunde sind sehr empathische Rudeltiere, und für sie ist es ganz essentiell, zu verstehen wie die Kommunikation innerhalb des Rudels funktioniert.

Wie gesagt: Imitation ist der Grundstein für Empathie. Wenn uns jemand anlächelt, und wir lächeln zurück, wissen wir wie der andere sich wahrscheinlich fühlt. Deshalb ist auch das erste was Kleinkinder machen, die Grimassen ihrer Eltern nachzuäffen - so stellt man am schnellsten Bezug zum gegenüber her.

Baalzamon
2008-08-06, 16:10:02
Du hast mich schon richtig verstanden.
Hunde sind sehr empathische Rudeltiere, und für sie ist es ganz essentiell, zu verstehen wie die Kommunikation innerhalb des Rudels funktioniert.

Phew, Glück gehabt. ;)

Wie gesagt: Imitation ist der Grundstein für Empathie. Wenn uns jemand anlächelt, und wir lächeln zurück, wissen wir wie der andere sich wahrscheinlich fühlt. Deshalb ist auch das erste was Kleinkinder machen, die Grimassen ihrer Eltern nachzuäffen - so stellt man am schnellsten Bezug zum gegenüber her.
Jo, wie gesagt, das leuchtet mirt ja auch direkt ein, bzw. war mir das natürlich auch klar. Innerhalb einer Spezies (und selbst da kann es sseeeeehr grosse Unterschiede geben). Aber jetzt passiert doch genau das, um mal bei dem 'lächelnden Hund' zu bleiben:

Er hat spezeisübergreifend ein neues Verhaltensmuster gelernt/entwickelt. Das funktioniert im sozialen Umfeld der Menschen vielleicht ganz gut, bringt aber höchstwahrscheinlich auch extreme Probleme im 'natürlichen' Umfeld (Hunde anstatt Menschen Rudel). Im (total übersptizten) Extremfall, wird dieser Hund sich niemals fortpflanzen, weil er die 'gesellschaftlichen' Konventionen seiner eigene Spezies verlernt hat (er 'lächelt' eine Hundedame an, diese läuft aber erschreckt davon, weil sie sich bedroht fühlt).

Natürlich funktioniert das System weiterhin, wenn der Pool der 'verzogenen' Hunde gross genug ist. Aber ich hoffe ich konnte trotzdem verdeutlichen, warum es mir so schwer fällt, zu verstehen, warum einen speziesübergreifende Imitation von Vorteil sein sollte.

deadkey
2008-08-06, 16:25:15
Das funktioniert im sozialen Umfeld der Menschen vielleicht ganz gut, bringt aber höchstwahrscheinlich auch extreme Probleme im 'natürlichen' Umfeld (Hunde anstatt Menschen Rudel).


Aha, jetzt ist auch bei mir der Groschen gefallen;)
Natürlich gibt es da Probleme und in diesem Fall wird eine angelernte Verhaltensweise zum Problem, so sich denn das "soziale" Umfeld des Tieres ändert.
Das sieht man sehr schön an Tieren aus Aufzuchtstationen und vorallem an Handaufzuchten. Diesen ist es kaum mehr möglich, zur eigenen Art Kontakt aufzunehmen.
Deshalb versucht man ja auch, solche Prägungen zu vermeiden.

Monger
2008-08-06, 16:26:37
Im (total übersptizten) Extremfall, wird dieser Hund sich niemals fortpflanzen, weil er die 'gesellschaftlichen' Konventionen seiner eigene Spezies verlernt hat (er 'lächelt' eine Hundedame an, diese läuft aber erschreckt davon, weil sie sich bedroht fühlt).

Das ist in der Tat ein Problem, deshalb ist es oftmals so aufwendig, Tiere wieder auszuwildern.

Um zu dem Thema noch eine Pointe beizutragen: Hunde und Katzen können sich ja bekanntermaßen nicht ausstehen. Aber nicht, weil das irgendwie in ihrer Biologie stecken würde (beides sind Jäger, und haben bis vor ein paar tausend Jahren in völlig verschiedenen Lebensgefilden gelebt - die Katzen eher in den Wüsten und Steppen, die Hunde/Wölfe eher in der Tundra), sondern weil sie sich kulturell mißverstehen.

Wenn Hunde einen Artgenossen begrüßen, schnüffeln sie erstmal am Hinterteil. Ausgerechnet das können aber Katzen ganz und gar nicht ausstehen, und stellen dann ihren Schwanz als Warnzeichen auf. Der Hund interpretiert wiederum den aufgestellten Schwanz als freundliches Signal der Aufmerksamkeit, und gehen noch näher auf die Katze zu. Das ist dann oftmals der Moment, wo Katzen dem Hund eine wischen, der aufgrund seiner empfindlichen Nase ohnehin sehr schmerzempfindlich ist - und spätestens dann geht die Post ab. Hunde jagen Katzen also nicht aus einem Jagdtrieb heraus, sondern schlicht aus Hass. Hunde können nicht verstehen, warum Katzen erst (scheinbar) ganz freundlich tun, und dann hinterrücks zuschlagen.

Wenn Hunde und Katzen gemeinsam aufwachsen, vertragen sie sich üblicherweise recht gut, nur wenn sie getrennt aufgezogen werden und erst erwachsen aufeinander stoßen, gibt es solche Mißverständnisse.

Anadur
2008-08-06, 16:37:15
Überspitzt formuliert: Der Löwe jagt durch die Savanne und ist hinter einer Antilope her. Anstatt wegzurennen, gähnt die Antilope lieber, der Löwe gähnt aus speziesübergreifender Empathie mit und legt sich erstmal schlafen? Wohl kaum.

Ich sehe irgendwie wenig Sinn (oder besser: keinen evolutiven Vorteil) in speziesübergreifenden Sozialverhalten. Und das ist mein Punkt. Nicht das es sowas wie bestimmtes Sozialverhalten innerhalb einer Spezies gibt.


und jetzt stell dir mal vor ein Zebra steht in Laufrichtung der Antilope ohne den Löwen dahinter zu sehen. Wäre doch gut für das Zebra, dass Sozialverhalten der Antilope verstehen zu können.
Die verschiedenen Spezies müßen da schon änlich gepolt sein. Menschen und Hunde sind beides Rudeltiere, die sich auch in der Regel einem Alphatier unterwerfen. Da ein Hund in einem Menschenrudel ja normalerweise die unterste Stufe einnimmt, ist es also für ihn eigentlich nur von Vorteil den Menschen nachzuahmen.

sei laut
2008-08-06, 16:55:15
Mit jemandem gähnen als Zeichen von Mitleid:
http://www.wissenschaft.de/wissenschaft/news/225454.html

Kaum gähnt jemand in der Nähe, kann der eigene Drang zum Gähnen kaum unterdrückt werden. Menschen, die diese Situation kennen, können sich etwas einbilden: Forschern der Universität von New York in Albany zufolge werden nur verständnisvolle und mitfühlende Persönlichkeiten durch gähnende Mitmenschen zum Mitgähnen animiert.

Monger
2008-08-06, 17:27:09
Mit jemandem gähnen als Zeichen von Mitleid:
http://www.wissenschaft.de/wissenschaft/news/225454.html
Nicht Mitleid, sondern Mitgefühl. Großer Unterschied.

Baalzamon
2008-08-07, 10:38:55
@Monger & Deadkey
Da muss ich mich ja unwillkürlich fragen: Wie kann denn eine solche 'Fähigkeit' überhaupt überleben? Offensichtlich ist es ja nun so, das speziesübergreifendes imitieren Vorteile haben kann (zB. ein Hundebaby das von Katzen grossgezogen wird), denn hier sichert diese Fähigkeit das Überleben des Individuums.

Auf der anderen Seite, wird sich dieses Individuum, im worst-case, nicht fortpflanzen können und damit sollte diese Fähigkeit als 'nicht geeignet' doch eigentlich rausfliegen.

Nun gut, das ist natürlich eine sehr klinisch reine und abstrakte Sicht.

@Anadur
Ja richtig. Das verstehen wäre 'ne tolle Sache (siehe mein Hund-muss-nochmal-Gassi-wenn-Herrchen-gähnt Beispiel). Das reine Imitieren bringt dagegen recht wenig. Auch für einen Hund der (grösstenteils) in einem Menschenrudel lebt. Denn, wie gesagt, wird er sich (worst-case) nicht fortpflanzen können. Wo ist das ein Vorteil? Der Vorteil ist kurzfristig (Lebensspanne des Individuums) und auf das Individuum beschränkt. Evolutiv gesehen, imho ziemlicher Unsinn.



Naja, ich halte es einfach mal so, wie es Monger auch schon angedeutet hat: Höchstwahrscheinlich ist das eher ein Nebeneffekt des Imitierens, wenn sich die Spezies genug ähneln, wird halt einfach kein Unterschied mehr gemacht (bzw. die Mustererkennung ist nicht 'scharf' genug). Da der Effekt aber keine gravierenden Nachteile hat, aber zur Sozialisation und Erziehung unabdingbar sind, bleiben sie weiter im Pool.

Kinman
2008-08-07, 11:01:08
@Baalzamon:
Ich glaube Du siehst es zu dramatisch. Wenn wir in ein Land kommen (und länger dort leben) wo man sich zur Begrüßung die Nase reibt und wir nach mehreren Jahren wieder zurückkommt, dann versuchen wir vielleicht auch einmal unbewusst die Nase zu reiben, aber spätestens nach dem ersten Versuch (bei dem man eventuell heftig auf die Schnauze fliegt), wissen wir wieder, dass man sich bei uns die Hand gibt.

mfg Kinman

Monger
2008-08-07, 11:13:32
@Monger & Deadkey
Da muss ich mich ja unwillkürlich fragen: Wie kann denn eine solche 'Fähigkeit' überhaupt überleben? Offensichtlich ist es ja nun so, das speziesübergreifendes imitieren Vorteile haben kann (zB. ein Hundebaby das von Katzen grossgezogen wird), denn hier sichert diese Fähigkeit das Überleben des Individuums.
Ich denke, du siehst das zu speziell.

Flexibilität ist halt nunmal ganz grundsätzlich ein Überlebensvorteil. Und da unser Hirn ja sowieso sehr stark abstrahiert (wir merken uns vom Lächeln ja auch nicht das Gesicht, sondern allenfalls die Form der Lippen), funktioniert diese Abstraktion halt für alles mögliche. Andersrum muss man das sehen: es gab nie einen evolutionären Vorteil, diese Konzepte nur auf die eigene Rasse zu beschränken.

Wer weiß schon, welche Vorteile einem sowas bringen kann. Ich hab z.B. auch mal im Fernsehen was gesehen, wo sich um irgendeinen Baum in Afrika jede Menge Tiere versammelt hatten: Affen, Vögel, irgendwelche Nagetiere...
Wenn sich Jäger genähert haben, haben die Vögel angefangen zu kreischen - und husch-husch, war alles sofort auf den Bäumen.
In solchen Situationen kann es ausgesprochen nützlich sein, zu verstehen wie sich eine fremde Spezies verständigt.

Kommunikationsfähigkeit ist GRUNDSÄTZLICH ein echter Überlebensvorteil, und erfolgreiche Konzepte überleben natürlich.

Baalzamon
2008-08-07, 11:14:46
@Kinman
Naja, soooo verbissen sehe das alles nicht.

Und tatsächlich ist es ja so, das man das Pferd vielleicht eher andersrum aufzäumen sollte: Wenn es die Fähigkeit der speziesübergreifenden Imitation bis heute geschafft hat zu überleben, kann sie wahrscheinlich so verkehrt nicht sein, bzw. wiegen die Vorteile die Nachteile evolutionstechnisch auf. ;)

Edit:

@Monger
Errg, ja:
Verstehen = tolle Sache
Imitieren = kann derbe in die Hose gehen

Der Hund, der mit dem Menschen gähnt, tut das ja (höchstwahrscheinlich) nicht aus Verständis heraus, sondern als ... ja als was eigentlich? Reine Imitation? Jetzt fängts ja an schwierig zu werden, wenn man noch nichtmal richtig erklären kann, warum man überhaupt gähnt, oder warum es ansteckend ist.

Oder um bei deinem Vogelbeispiel zu bleiben: Ein Vogel zwitschert los, weil ein Feind im Anmarsch ist. Fangen jetzt die Affen an zu zwitschern? Wohl kaum. Aber das wäre doch Analog zum gähnen oder nicht? Das was du beschreibst, ist doch eher so wie mein (bereits oben nochmal erwähntes) Hund-muss-Gassi-Beispiel.

Ich habe den Eindruck ich kann nicht wirklich vermitteln, das es dabei, für mich, um zwei sehr unterschiedliche Prozesse handelt, die eigentlich nicht viel miteinander zu tun haben.

Das Eine ist eine blinde Imitation von Verhaltensmustern.
Das Andere ist ein Verständis eines Verhaltensmusters mit daraus resultierenden Konsequenzen.

Monger
2008-08-07, 11:46:33
@Monger
Errg, ja:
Verstehen = tolle Sache
Imitieren = kann derbe in die Hose gehen

Der Hund, der mit dem Menschen gähnt, tut das ja (höchstwahrscheinlich) nicht aus Verständis heraus, sondern als ... ja als was eigentlich? Reine Imitation?

Ah ok, verstehe. Nä, der Hund gähnt einfach mit, weil in beiden Spezies unterbewusst der selbe Reiz damit ausgelöst wird - nämlich die Gruppe zum schlafengehen zu bewegen. Ausgerechnet das Gähnen ist ja jetzt eher ein Reflex als eine bewusste Handlung.

Und ich denke, das ist purer Zufall. Der Auslöser (das hochziehen der Lefzen, das Anspannen, und das plötzliche loslassen) ist halt irgendwo relativ abstrakt im Gehirn verankert. Wenn du eine Maschine bauen würdest die genau die selbe Bewegung macht, würdest du vermutlich auch mitgähnen.

Ich überlege gerade, ob das mit irgendwelchen anderen Haustieren auch funktionieren könnte, mir fällt aber nix ein. In seinem Rudelverhalten ist der Hund unter den Haustieren halt doch eine ziemlich ungewöhnliche Erscheinung. Eine Katze wirst du vermutlich nicht zum gähnen bringen.

GanjaBob
2008-08-07, 13:13:44
hmm, hab's gestern mit meinem Hund (Labrador) getestet und sie hat's nicht nachgemacht. Vielleicht hat sie erkannt dass es ein vorgetäuschter *gähner* war ?!?

Baalzamon
2008-08-07, 14:58:25
hmm, hab's gestern mit meinem Hund (Labrador) getestet und sie hat's nicht nachgemacht. Vielleicht hat sie erkannt dass es ein vorgetäuschter *gähner* war ?!?
Das kann wohl sein.

[....]In den Versuchen der Briten hatten 29 Hunde jeweils einem Forscher zunächst beim lautstarken Gähnen, dann beim lautlosen Öffnen des Mundes zugeschaut. Während beim kontrollierten Mundöffnen keiner der Hunde reagierte, ließen sich 72 Prozent der Tiere vom Gähnen des Mannes anstecken.[....]

Dein Hund merkt, ob du ihn verarschen willst. ;)

hardtech
2008-08-13, 17:49:46
ich muss immer gähnen wenn meine freundin gähnt. also klar ist das ansteckend!