PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Astro-Tage in Wiesenhavern - ich war da


aths
2002-12-01, 13:05:18
Am Freitag gegen 19:20 hatte ich endlich im Elbe Einkaufszenturm die Vixen-Teleskope gefunden und sah dir diese eine viertel Stunde interessiert an, bis ich von einem netten älteren Herren angesprochen wurde, ob er mir helfen könne. Ich fragte, ob hier tatsächlich kein 90 M herumstehen würde, und er verneinte bedauernd. Insgesamt beriet er mich wohl rund eine dreiviertel Stunde, und er stellte sich als ein Vollblut-Praktiker heraus.

Jedenfalls hatte ich die Gelegenheit am GP E 102 M, mir das Vixen-System in Ruhe anschauen zu können. Von unten:

Das Holzstativ machte einen doch vertrauenserweckenderen Eindruck als ich es von den Fotos im Katalog gewonnen hatte. Auch bei einem kräftigem Tatscher gegen das Rohr zittert dieses schnell aus. Mir wurde erklärt, dass Feuchtigkeit draußen dem Holz nichts ausmacht, sondern durch ein Aufquellen würde das Stativ nur noch steifer. Im Gegenzug wäre darauf zu achten, dass die Beine drinnen wieder eingefahren werden, weil das Holz beim Trocknen seine normale Ausdehnung wieder erlangt.

Die GP-Montierung sah deutlich massiver und größer aus, als ich bislang dachte. Bei der Demonstration einiger Dinge, wie dem Lösen der Achsen oder der Entkuppelung des Tubus merkt man, dass die GP-Montierung sehr durchdacht ist. Dazu diese Größe, welche für die fehlende Wackelanfälligkeit wohl erforderlich ist - ich denke, GP macht wirklich Sinn. Zumal mal nur die Einsteiger-Version braucht, um trotzdem noch alle Optionen offen zu haben: Sei es ein- oder zweiachsige Motor-Nachführung oder gar komplette Computersteuerung, oder natürlich die Integrations eines Polsuchers, falls man Fotografie betreiben möchte.

Ich durfte mal kurz die 102-er Optik halten und war froh, nur den 90-er anzupeilen. Interessanterweise machte der Berater nicht mal den Versuch davon, mich von der größeren Optik zu überzeugen, sondern hätte eher die 80/1200-er Version empfohlen, sah aber ein, dass die Länge in Transportfragen nachteilhaft ist. Was mir auch gefiel, ist die recht einfache Zerlegbarkeit des Systems in drei Teile (Optik, Montierung, Stativ.) Damit sollte dann der eigentliche Aufbau relativ flott von Hand gehen. Ich bekam auch Tipps zum Transport.

Insgesamt hatte ich den Aspekt der Mechanik noch unterschätzt, aber die Vixen-Teleskope machten durchweg einen soliden Eindruck. Da ist nichts aus Plaste, was später belastet wird, sondern man erhält für das viele Geld echte "Hardware".


Am Eingang stand auch ein VMC300L herum, das Teil würde ohne Zweifel jeder normalen Volkssternwarte zur Ehre gereichen. Für den Privatanwender interessanter ist das VMC200L, welcher erstaunlich kompakt ist. Ich war im Vergleich mit den anderen Geräten überrascht, auf wie wenig Raum man einen Achtzöller bekommt. Dass die Erfahrungsberichte von den guten Bildern dieses Systems erlogen sind, halte ich für wenig wahrscheinlich. In Sachen Bildqualität schwärmte der nette Herr von ED-Apochromaten und noch mehr von Fluorid-Apos, welche ich mir natürlich nicht leisten kann, und hatte absolut kein Problem damit, dass mir 90 mm Öffnung à la Fraunhofer ausreichen, wenn das Öffnungsverhältnis stimmt.

Zwiespältig war der Eindruck eines Meade ETX 125. Dieses Gerät wird mit Computersteuerung ausgeliefert, doch ein kurzes Anstoßen der Gabelmontierung entlarvte sofort die Wackeligkeit.


Fragwürdig finde ich auch die Vehrenberg-Preisvorstellungen, was das Zubehör-Programm angeht. Die "Spezial-Motorkupplung" - ein Zahnrad mit lösbarer Achse - schlägt mit 40 € zubuche. Motor und Handsteuergerät kosten 150 € - einzeln, versteht sich. Doch beim Zubehör gibt es ja eine riesige Palette, und das steht bei mir auch noch alles etwas in Ferne. Die Entscheidung für ein 90 M auf GP E- Montierung halte ich jedenfalls für meine Zwecke für optimal und warte jetzt nur noch darauf, den erforderlichen Geldbetrag komplettiert zu bekommen.

Auch wenn man mit einer 90-er Optik keine Bäume ausreißen können wird, gibt es viel Spielraum für mögliche Erweiterungen, seien es nun Farbfilter oder ein Binokular-Ansatz. Ich wurde im gleichen Zuge über die Bedeutung des Wortes homofokal aufgeklärt, und konnte die Vixen orthoskopischen Okulare mit einem Celestron Plössl und einem Vixen LV vergleichen. Letzteres besticht durch eine unverschämt größe Austrittslinse, wohingegen die Orthos mit ihrer Mini-Pupille den begrenzten Komfort sofort ahnen ließen. Mir wurde ans Herz gelegt, bei diesem Typ nur bis 10 mm Brennweite runterzugehen und bei kleineren Brennweiten den Kauf eines entsprechend bequemeren Okulars in Erwägung zu ziehen. Zum Beginn sollten meiner Einschätzung nach aber zwei Orthos (und eine Qualitäts-Barlowlinse) ausreichen.