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Hydrogen_Snake
2008-08-10, 01:23:36
http://tampabay.com/features/humaninterest/article750838.ece

:eek: fand ich jetzt schon ziemlich daneben, auch wenn es sowas überall gibt oder geben könnte und das kein einzelfall ist.

lest es einfach durch... zumindest die leute mit englischkenntnissen. es geht um ein "verwildetes kind" bzw. kinder(kurz angesprochen werden auch andere).

Berni
2008-08-10, 01:28:33
Ich habe zwar gute Englischkenntnisse aber das ist mir dann doch bisschen zu lang um es "einfach so" durchzulesen. Könntest du nicht ne grobe Zusammenfassung in 2 Sätzen machen worums da geht?

crassvs
2008-08-10, 01:33:46
Schlimme Sache. Ich frag mich eh, warum jeder der es kann Kinder bekommen darf. Dies ist wohl ein Paradebeispiel, dass die Sache reguliert gehört.

EDIT: ich hab auch nicht alles gelesen, nur bis sie in die Klinik kommt.

KinGGoliAth
2008-08-10, 02:28:07
[x] um diese zeit zu lang zum kompletten lesen

aber ein gutes beispiel dafür, wie leute, die mit dem leben nicht klarkommen, und die wegsehgesellschaft hand in hand gehen.
würde man sich noch für die leute in der eigenen strasse oder zumindest für die direkten nachbarn interessieren wären solche fälle praktisch undenkbar. wer seine nachbarn nicht zu gesicht bekommt und deren kinder nie draussen spielen oder zur schule gehen sieht würde automatisch aufmerksam werden und sich die familie erstrecht genauer angucken.
und einschreiten oder es an die zuständigen stellen weiterleiten lange bevor die situation eskalieren und jemand zu schaden kommen kann.

solange sich aber jeder nur um seinen eigenen scheiß kümmert und in gewissen situationen lieber schnell den kopf zur anderen seite dreht und weiter geht anstatt genauer hinzusehen wird später auch sagen "ich habe nichts gesehen, nichts gehört, nichts gewußt" wenn in der nachbarwohnung über monate ein kind zu tode misshandelt wird oder der bestatter eines schönen tages den kindersarg mit einer hand raustragen kann, weil das kind darin bis auf die kochen abgemagert ist und nie sonnenlicht gesehen hat.



Dies ist wohl ein Paradebeispiel, dass die Sache reguliert gehört.


und die, die es nicht dürfen (in wessen augen eigentlich nicht dürfen? wen hältst du denn für fähig darüber zu urteilen? ausser dir selbst natürlich) machen einen kinderführerschein? oder werden sie gleich zwangssterilisiert? :rolleyes:
wenn du noch ein klein wenig weiter am rad drehst kommst du genau da an, wo wir schonmal waren. :|
und das ist noch nicht so lange her, dass man es schon vergessen haben könnte.

crassvs
2008-08-10, 02:48:49
Meiner Meinung nach, wäre es in der Tat das Beste, wenn es einen "Kinderführerschein" gäbe und nur Personen, die einen solchen besitzen Kinder erziehen dürfen. Natürlich könnte man so nicht verhindern, dass Leute Kinder kriegen, diese könnten den Schein bsw. während der Schwangerschaft machen. Leute die durchfallen und trotzdem Kinder kriegen, sollten bei Wiederholung bestraft und/oder tatsächlich sterilisiert werden - die erzeugten Kinder kommen dann in ein Heim oder zu Pflegeeltern.

Paare, die Kinder adoptieren wollen, müssen sich in Deutschland auch Prüfungen unterziehen, warum darf dann jeder Assi Kinder bekommen?

Denk nochmal drüber nach - ich finde sowas wäre die ethisch beste Lösung. Ich habe mal eine Reportage über Harz 4 Empfänger gesehen, die vor der Wahl standen: neuer LCD-TV oder Kind weiterhin in den Kindergarten gehen lassen. Der Junge hat sie weinend darum angefleht auf den Kindergarten gehen zu dürfen. Sie haben sich für den Fernseher entschieden und das Kind sitzt nun den ganzen Tag in seinem Zimmer, in dem der alte Fernseher steht. Ich finde solche Eltern sollten keine Kinder mehr bekommen.

KinGGoliAth
2008-08-10, 03:22:42
Leute die durchfallen und trotzdem Kinder kriegen, sollten bei Wiederholung bestraft und/oder tatsächlich sterilisiert werden - die erzeugten Kinder kommen dann in ein Heim oder zu Pflegeeltern.


ich finde sowas wäre die ethisch beste Lösung

du nimmst das wort ethik (http://de.wikipedia.org/wiki/Ethik) in den mund? bist du sicher, dass du diesen begriff meinst? ich würde es eher sozialdarwinismus (http://de.wikipedia.org/wiki/Sozialdarwinismus) oder faschismus (http://de.wikipedia.org/wiki/Faschismustheorie#Ideologie_und_Ziele) nennen.
die ethisch beste lösung wäre es dir den mund zu zu nähen, damit kein unsinn mehr rauskommt.
auf deine sogenannten argumente traue ich mich gar nicht einzugehen so haarsträubend ist es.

crassvs
2008-08-10, 03:38:48
:D ich kann Menschen wie dich ebensowenig nachvollziehen, du bist jemand den ich als ignorant-verblendet bezeichnen würde. Falls du es nicht nachvollziehen gekonnt haben solltest - sterilisieren nicht um die Ausbreitung der Gene zu verhindern (wie die Nazis es wollten), sondern um Kosten zu sparen. Es kann nicht sein, dass jemand der unfähig ist unendlich Kinder produziert, die dann ins Heim kommen.

Desweiteren glaube ich eher, dass du auf meinen Post nicht eingehst, da dir die Argumente fehlen. Ich kann nichts Negatives in meinem Post erkennen - höchstens, dass die Abnahme einer Prüfung Verwaltungsaufwand produzieren würde, der finanziert werden muss.

Deine Lösung ist, die Kinder unkontrolliert ihrem Schicksal zu über- und damit in einigen Fällen leiden zu lassen.

KinGGoliAth
2008-08-10, 04:01:53
aha. und wohin soll das führen? jeder der weniger als x im monat verdient darf keine kinder bekommen, weil er den kindern kein "lebenswertes leben" (gell?) bieten kann?
oder muss er 100 000 euro für eine lizenz zahlen? zuzüglich verwaltungspauschale und prüfungsgebühr versteht sich. so ein kind kostet! warum sollte der staat also nicht mitverdienen? kindersteuer hätte schon was. dann würden die hartz4ler, die arbeitslosen allgemein und ohnehin alle unterschichtler auswandern. zurück bleibt dann nur die elite, die creme de la creme, die geistig dazu befähigt und finanziell in der lage ist kinder erfolgreich groß zu ziehen. so wie du...

nicht um die Ausbreitung der Gene zu verhindern (wie die Nazis es wollten), sondern um Kosten zu sparen.
achso. also nicht wie die nazis. das ist natürlich was anderes. gut, dass wir das geklärt haben. ich hatte schon befürchtet du wärst ein unmensch.

Falls du es nicht nachvollziehen gekonnt haben solltest
he? oh ich sehe du kannst kein deutsch. dann schneiden wir deine klöten auch besser gleich ab bevor deine kinder in der schule unnötig kosten verursachen.
aber das könnte man wieder reinholen, indem man dir einen sonderpreis für eine lizenz aufdrückt. ich denke 10 mio euro wäre ein guter preis um sicherzustellen, dass du dir nie kinder leisten kannst, die uns allen dann auf der tasche liegen.



Desweiteren glaube ich eher, dass du auf meinen Post nicht eingehst, da dir die Argumente fehlen
argumente? dir sind vielleicht bis jetzt gewisse sprachliche stilmittel aufgefallen, die ich nutze.
das liegt daran, dass ich bei dir nichts finde, was einer argumentatorischen widerlegung bedarf.
sogar ganz im gegenteil.
wenn man unnötigerweise lang und breit auf sowas eingeht bietet man leuten mit verquerten ansichten wie dir nur eine plattform und das braucht niemand.

jemanden, der sich hier hinstellt und lauthals elternführerschein sowie haft und sterilisation bei zuwiderhandlung fordert, kann man einfach nicht ernst nehmen.

crassvs
2008-08-10, 04:20:05
Für die anderen: mir ist bewußt, dass das Beführworten von Zwangssterilisation im Allgemeinen eher negative Gefühle auslöst. Bevor nun das große Geflame beginnt, noch ein paar Anmerkungen dazu:

ich schrieb "Bestrafung und/oder Sterilisation", damit meine ich, dass Eltern die von Fachpersonal als ungeeignet zur Erziehung von Kindern eingestuft sind, sprich IHR KINDER VERDAMMT NOCHMAL LEIDEN WERDEN, zunächst eine Geld/Gefängnisstrafe bekommen und wenn sie dennoch weiter Kinder bekommen, nach dem Xten Kind sterilisiert werden sollten.

Unmoralisch zu sterilisieren? Ich sage: unmoralisch NICHT zu sterilisieren.


Beleidigung entfernt und sanktioniert.

KinGGoliAth
2008-08-10, 04:35:19
ich werde deine beleidungen mal melden. das wird dem unfug hier hoffentlich einen riegel vorschieben. dein "stil" erinnert mich sehr an andere, öfters gesperrte user. zweitaccount? die mods werden das sicher überprüfen können.

vor 65 jahren sind es leute wie du gewesen, die menschen aus an den haaren herbeigezogenen gründen in die gaskammer geschickt und in öfen verbannt haben. unter anderem weil sie keine kinder bekommen sollten weil sie keine kinder verdient haben. oder weil ihnen ohnehin einfach aus prinzip das recht zu leben abgesprochen wurde. die rasselehre hat das ja auch anschaulich untermauert. streng wissenschaftlich versteht sich.
was du vorschlägst unterscheidet sich davon nur unwesentlich.
leute wie du machen mich krank.
das als definitives schlusswort.

Ringwald
2008-08-10, 09:40:30
@crassvs
Ein Führerschein ist zwar toll aber hilft bei solchen Fällen nicht.
Sowas passiert weil plötzlich irgendwelche schweren Problem (Job Verlust, Krankheit, Finanzen) anstehen welche als unlösbar erscheinen.
Die einen lassen sich einfach gehen (wie im Link) und die andere machen Selbstmord nehmen aber noch die komplette Familie mit.

Heeragon
2008-08-10, 09:43:06
Meiner Meinung nach, wäre es in der Tat das Beste, wenn es einen "Kinderführerschein" gäbe und nur Personen, die einen solchen besitzen Kinder erziehen dürfen. Natürlich könnte man so nicht verhindern, dass Leute Kinder kriegen, diese könnten den Schein bsw. während der Schwangerschaft machen. Leute die durchfallen und trotzdem Kinder kriegen, sollten bei Wiederholung bestraft und/oder tatsächlich sterilisiert werden - die erzeugten Kinder kommen dann in ein Heim oder zu Pflegeeltern.

Paare, die Kinder adoptieren wollen, müssen sich in Deutschland auch Prüfungen unterziehen, warum darf dann jeder Assi Kinder bekommen?

Denk nochmal drüber nach - ich finde sowas wäre die ethisch beste Lösung. Ich habe mal eine Reportage über Harz 4 Empfänger gesehen, die vor der Wahl standen: neuer LCD-TV oder Kind weiterhin in den Kindergarten gehen lassen. Der Junge hat sie weinend darum angefleht auf den Kindergarten gehen zu dürfen. Sie haben sich für den Fernseher entschieden und das Kind sitzt nun den ganzen Tag in seinem Zimmer, in dem der alte Fernseher steht. Ich finde solche Eltern sollten keine Kinder mehr bekommen.
OMG. Ich argumentiere mit dir auch nichtmehr, aus dem gleichen Grund. Gibt halt ne Menge Idioten auf der Welt und du stehst auch auf dieser Liste.

Aber eins noch: "Falls du es nicht nachvollziehen gekonnt haben solltest" ist perfektes Deutsch du Hippie, dh DU bekommst die Klöten ab :D.

Soviel zu deinem Gedankenscheiß.

Für die anderen: mir ist bewußt, dass das Beführworten von Zwangssterilisation im Allgemeinen eher negative Gefühle auslöst. Bevor nun das große Geflame beginnt, noch ein paar Anmerkungen dazu:

ich schrieb "Bestrafung und/oder Sterilisation", damit meine ich, dass Eltern die von Fachpersonal als ungeeignet zur Erziehung von Kindern eingestuft sind, sprich IHR KINDER VERDAMMT NOCHMAL LEIDEN WERDEN, zunächst eine Geld/Gefängnisstrafe bekommen und wenn sie dennoch weiter Kinder bekommen, nach dem Xten Kind sterilisiert werden sollten.

Unmoralisch zu sterilisieren? Ich sage: unmoralisch NICHT zu sterilisieren.

Wenn trotzdem Bedarf an Geflame besteht: nur zu. Darauf werde ich nicht eingehen. Auf konstruktive Beiträge aber sehr wohl.

Was bist du denn für einer?Was du hier ablässt geht ja auf keine Kuhhaut. :eek:
Kinderführerschein,Zwangsuntersuchungen bei Ärzten,Zwangssterillisation u.sw.
Das alles ist faschistoider Bullshit!

Ajax
2008-08-10, 09:56:46
Solange "Kindermachen" kostenlos ist, wird es "Kinderbekommen" auch sein. ;)

:usex: ;D

Mr.Fency Pants
2008-08-10, 10:24:44
Ich verstehs auch nicht. hier in Deutschland musss man für alles ein Zertifikat, eine Urkunde oder sonst irgendeinen Nachweis haben um etwas tun zu dürfen, aber Kinder kann einfach jeder Vollpfosten in die Welt setzen und "erziehen".

Das ist, wie gesagt, ein heikles Thema und man muss aufpassen, wo man da eine Grenze zieht, aber wenn man sieht, dass gerade, ich nenn es einfach mal frech "asoziale" Familien immer mehr Kinder bekommen, dann kanns das nicht sein. das muss man gar nicht am Einkommen festmachen, aber ich denke jeder hat ein entsprechendes Bild im Kopf und weiss was gemaint ist mit asozial. Viele machen sich vorher überhaupt keine Gedanken, ob sie das Kind vernünftig versorgen können.

Mylene
2008-08-10, 13:50:11
Ich kann nur hoffen, sie rammeln und werfen wie die Karnickel, nur, um Leuten wie crassvs eins reinzuwürgen.

Von Menschenwürde oder gar Menschenrechten haben manche anscheinend wohl auch noch nicht gehört. Aber die dürfen dann auch nicht meckern, falls jemand Lynchjustiz an ihnen anwendet. Es hat also immerhin noch etwas Positives! :devil:

interzone
2008-08-10, 16:41:26
"Früher" war es keine Selbstverständlichkeit "doof" zu sein - die Betroffenen haben sich, je nach ihren Fähigkeiten zur Selbstreflexion, in die Ecke gestellt, geschämt und die Fresse gehalten oder sich gegenseitig auf die Backen gegeben.
Die Zeiten sind vorbei...jetzt gibt's Computer mit Internet drin, und (fast) jeder kann seine verbalen Abfallprodukte öffentlich entsorgen, mit seinen 3-Minuten-Konzepten für die Welt die Mitleserschaft martern. Und das ist auch gut so - und deshalb dürfen diese Leute auch mal Porno spielen. Und deshalb bekommen diese Menschen auch Kinder. Und deshalb ist das auch ethisch einwandfrei.
:D

Ajax
2008-08-10, 16:46:34
Fragen wir einmal anders. Was sollte denn ein junges Mädchen ohne Ausbildung, Schulabschluß und ohne Aussicht auf Besserung sonst machen?

Ich persönlich könnte mir auch etwas besseres vorstellen, aber die Realität sieht nun mal so aus. Sieh es einfach als Versuch gegen die aktuelle Demografie anzukämpfen. Wir werden die Kinder noch brauchen.

No.3
2008-08-10, 20:18:37
Fragen wir einmal anders. Was sollte denn ein junges Mädchen ohne Ausbildung, Schulabschluß und ohne Aussicht auf Besserung sonst machen?

auf jeden Fall besser keine Kinder in die Welt setzen?!? (und dann bei tollen Nachmittag-Talk-Show auftreten) :|

Ringwald
2008-08-10, 21:22:22
Boah krass was für Verallgemeinerungen :|
Warum "entsorgen" wir nicht gleich alle obdachlose? Aus denen wir ja auch nichts mehr.

Ajax
2008-08-11, 07:36:01
auf jeden Fall besser keine Kinder in die Welt setzen?!? (und dann bei tollen Nachmittag-Talk-Show auftreten) :|

Ich mache ja gerne Witze übers Proll-TV, gehe aber dennoch davon aus, dass nur ein kleiner Bruchteil ins Fernsehen geht.
Mich interessiert eher die Tatsache, woher Du diese Sendungen kennst? Heimlich Vormittags-TV geschaut? ;)

mf_2
2008-08-11, 20:41:07
Für alle die, die nicht so gut Englisch können. Ich habe es hier mal übersetzt. Aber Achtung, die Übersetzung habe ich in einer Tour runtergeschrieben, also vielleicht sind manche sprachlichen Konstrukte nicht so der Hit. ;)
Hat aber trotzdem noch über 5 Stunden gedauert .....
Aber die Story ist so schockierend, die wollte ich keinem vorenthalten. Auch wenn die Übersetzung wohl keine stilistischen Schönheitspreise gewinnen wird, für einen groben Überblick sollte es reichen.
Rechtschreibfehler kann ich morgen mal korrigieren, bin dazu gerade echt zu kaputt ^^

Das Mädchen im Fenster

Von Lane DeGregory, Times Redakteur
Veröffentlicht: 31. Juli 2008, 16:35 Uhr

Übersetzt von mf_2

Bildbeschreibung:
Dani, 9, hat jetzt eine neue Familie und eine neue Chance zu leben, dank ihres Bruders William, 10, und ihrer Eltern Diane und Bernie Lierow.

Teil Eins: Das verwilderte Kind

PLANT CITY - Die Familie hat knapp drei Jahre in dem heruntergekommenen Mietshaus gewohnt, als jemand zum ersten Mal ein Kindergesicht im Fenster gesehen hat.

Ein kleines Mädchen, bleich, mit dunklen Augen, schob eine schmutzige Decke über das gebrochene Glas und schaut hervor, wie sich ein Nachbar erinnert.

Jeder wusste, dass dort eine Frau mit ihrem Freund und zwei erwachsenen Söhnen lebt. Aber sie hatten dort noch nie ein Kind gesehen, nie irgendjemand im überwucherten Garten spielen sehen.

Das Mädchen sah jung aus, 5 oder 6, und dünn. Zu dünn. Ihre Wangen schienen eingefallen zu sein; ihre Augen waren verloren.

Das Kind starrte in das kleine Quadrat des Sonnenlichts, und entschwand.

Monate vergingen. Das Gesicht tauchte nicht wieder auf.

Kurz vor dem Mittag des 13. Juli 2005 fuhr ein Plant City Streifenwagen auf das gebrochene Fenster zu. Zwei Beamte gingen in das Haus - und einer stolperte sofort wieder heraus.

Sich den Magen haltend, übergab er sich in das Unkraut.

Plant City Detective Mark Holste war bereits seit 18 Jahren bei den Behörden, als er und sein junger Kollege zu dem Haus in der Old Sydney Road geschickt wurden, um einem Ermittlung wegen Kindesmisshandlung beizustehen. Jemand hatte endlich die Polizei gerufen.

Sie fanden ein vor dem Haus geparktes Auto. Die Fahrertür war geöffnet und eine Frau hing schluchzend über dem Sitz.
Sie war eine Ermittlerin des Florida Department of Children and Families (Kinder- und Familienbehörde des Staates Florida, Anm. des Übersetzers).

"Unglaublich", berichtete sie Hostle. "Das Schlimmste was ich je gesehen habe."

Die Polizeibeamten schritten durch die Eingangstür in ein überfülltes Wohnzimmer.

"Ich war in Zimmern mit wochenlang verrottenden Körpern und es hat (dort) nie so schlecht gerochen," sagt Hostle später. "Das spottet jeglicher Beschreibung. Urin und Fäkalien - Exkremente von Hunden, Katzen und Menschen - auf die Wände geschmiert, in den Teppich gerieben. Alles (war) feucht und am Verrotten.

Zerschlissene Vorhänge, vergilbt durch Zigarettenrauch, von Metallrohren hängend. Pappe und alte Bettdecken waren in zerbrochene, schmutzige Fenster gesteckt. Müll bedeckte das fleckenüberzogene Sofa und die klebrigen Tische.

Der Boden, Wände, sogar die Decke schienen sich zwischen Legionen von krabbelnden Kakerlaken zu bewegen.

"Es hörte sich an, wie wenn man auf Eierschalen laufen würde. Man konnte keinen Schritt gehen, ohne Deutsche Schaben zu zerquetschen," sagte der detective. "Sie waren in den Lampen, in den Möbeln. Sogar im Gefrierschrank. Im Gefrierschrank!"

Während Hostle sich umsah, verlangte eine stämmige Frau in einem verblassten Hauskleid, zu erfahren was los ist. Ja, sie lebe hier. Ja, das seien ihre zwei Söhne im Wohnzimmer. Ihre Tochter? Ähm, ja, sie habe eine Tochter ---

Der detective schritt an ihr vorbei, einen schmalen Gang entlang. Er bewegte den Knopf einer Tür, welche sich gleich daraufhin in einen Raum der Größe eines begehbaren Schranks öffnete. Er schielte in die Dunkelheit.

Zu seinen Füßen regte sich etwas.

...

Zuerst sah er die Augen des Mädchens; dunkel und weit, ungerichtet, ohne Lidschlag. Sie sah ihn nicht an, sondern vielmehr durch ihn hindurch.

Sie lag auf einer zerrissenen, verschimmelten Matratze auf dem Boden. Sie hatte sich auf die Seite eingekringelt, die langen Beine an ihren abgemagerten Körper herangezogen. Ihre Rippen und das Schlüsselbein stachen hervor; ein dünner Arm war über ihr Gesicht verschlungen; ihr schwarzes Haar war verfilzt, von Läusen bewegt. Insektenbisse, Ausschläge und Wunden durchsetzten ihre Haut. Obwohl sie alt genug aussah um in der Schule zu sein, war sie nackt - bis auf eine angeschwollene Windel.

"Der Haufen dreckiger Windeln in dem Raum muss 4 Fuß (~1,3 Meter) hoch gewesen sein," sagte der detective. "Das Fensterglass war zerbrochen worden, und das Kind lag einfach da, umringt von ihren eigenen Exkrementen und Ungeziefer."

Während er sich herunterbeugte um sie hochzuheben, schrie sie wie ein Lamm. "Es war als wenn ich ein Baby hochhebe," sagte Hostle. "Ich legte sie über meine Schulter und diese Windel leckte und (der Inhalt) lief mein Bein herab."

Das Mädchen kämpfte nicht dagegen an. Hostle fragte, Wie ist dein Name, Schatz? Das Mädchen schien ihn nicht zu hören.

Er suchte nach Kleidung um sie zu kleiden, aber er fand nur zusammengeknüllte Wäsche, mit Fäkalien befleckt. Er suchte nach einem Spielzeug, einer Puppe, einem Stofftier. "Aber alle die ich fand, waren mit Maden und Kakerlaken übersäht."

Seine Wut herunterschlucken, ging er auf die Mutter zu. Wie konnten sie das zulassen?

"Die Antwort der Mutter war: 'Ich tue alles mir mögliche'," erzählte der detective. "Ich sagte ihr, 'Alles ihnen mögliche ist Schwachsinn!'"

Er wollte die Frau sofort verhaften, aber als er seinen Chef anrief wurde ihm gesagt dass er das DCF (Department of Children and Families) seine eigenen Ermittlungen anstellen lassen sollte.

Also trug der detective das Mädchen durch den schwach erleuchteten Gang, an ihren Brüdern vorbei, an ihrer Mutter in der Türschwelle vorbei. Sie schrie "Nehmt mir nicht mein Baby!" Er schnallte das Kind im Auto des Staatsermittlers fest. Der Ermittler stimmte zu: Sie mussten das Kind von hier wegbringen.

"Schicke eine Ankündigung zu Tampa General (ein Krankenhaus, Anm. des Übersetzers)," sagte der detective zu seinem Partner, wie er sich später erinnert. "Wenn dieses Kind nicht in einn Krankenhaus kommt, wird sie es nicht schaffen."

...

Ihr Name, hatte ihre Mutter gesagt, war Danielle. Sie war knapp 7 Jahre alt.

Sie wog 46 Pfund (~25 kg). Sie war unterernährt und farblos. Auf der Intensivstation der Kinderklinik versuchen sie, das Mädchen zu füttern, aber sie konnte feste Nahrung weder kauen noch runterschlucken. Also haben sie sie intarvenös durch eine Flasche ernährt.

Krankenpfleger haben sie gebadet, die Wunden auf ihrem Gesicht gesäubert und ihre gebrochenen Fingernägel geschnitten. She mussten ihr verknotetes Haar abschneiden, bevor sie die Läuse rauskämmen konnten.

Ihr Individualfürsorger fand heraus, dass sie nie eine Schule besucht hatte, nie einen Arzt gesehen hatte. Sie wusste nicht wie man eine Puppe hielt, kannte kein Kuckuckspiel. "Durch die schwere Vernachlässigung," würde ein Arzt schreiben, "wird das Kind bis an sein Lebensende behindert bleiben."

In einer zu groß geratenen Krippe gekrümmt, kringelte Danielle sich ein wie ein Kartoffelkäfer, und drehte und windete sich sauer, kickte dabei und verwüstete (?). Um sich selbst zu beruhigen, schlug sie auf ihre Zehen und saugte an ihren Fäusten. "Wie ein Säugling," schrieb ein Arzt.

Sie wollte einem nicht in die Augen sehen. Sie reagierte weder auf Hitze, noch auf Kälte - oder Schmerzen. Das Einführen einer IV Nadel löste keine Reaktion aus. Sie schrie nie. Wenn eine Krankenschwester ihre Hand hielt, konnte sie seitlich auf ihren Zehen laufen, wie eine Krabbe. Sie konnte nicht sprechen, wusste nicht wie man den Kopf schüttelte um 'ja' oder 'nein' zu sagen. Ab und zu gruntzte sie.

Sie konnte niemandem erzählen, was passiert war, was schmertzte.

Dr. Kathleen Armstrong, Leiter der Kindespsychologie an der University of South Florida medical school, war die erste Psychologin, welche Danielle untersuchte. Sie sagte, dass medizinische Tests, Gehirnscans, das Sehvermögen, das Hörvermögen und genetische Tests ergaben, dass dem Kind nichts fehlte. Sie war weder taub noch autistisch, hatte keine physischen Beeinträchtigungen wie Gehirnlähmung oder muskuläre Dystrophie.

Die Ärtze und Sozialarbeiter hatten keine Möglichkeit, alles ans Licht zu bringen, was Danielle widerfahren war. Aber die Situation in dem Haus, zusammen mit Danielle's fast komatösem Zustand, führte sie zu dem Glauben, dass sich niemals stärker um sie gekümmert wurde, als der grundliegende Unterhalt. So schwer die Vorstellung auch war, bezweifelten sie, dass sie jemals nach draußen in die Sonne mitgenommen wurde, in den Schlaf gesungen wurde, umarmt oder gehalten wurde. Sie war zerbrechlich und wunderschön, aber was auch immer eine Person menschlich erscheinen lässt, schien irgendwie zu fehlen.

Armstrong nannte die Verfassung des Kindes "Umweltautismus". Danielle war Interaktion so lange vorenthalten worden, glaube die Ärztin, dass sie sich in sich selbst zurückgezogen hatte.

Das Außergewöhnlichste an Danielle, sagte Armstrong, war das Fehlen einer Bindung zu Menschen, zu irgendetwas. "Es gab kein Licht in ihren Augen, keine Antwort oder Erkennung... Wir sahen ein kleines Mädchen, welches nicht mal auf Umarmungen oder Aufmerksamkeit reagierte. Sogar ein Kind mit der schlimmsten Form von Autismus reagiert auf das."

Danielle's war "der schlimmste Fall von Vernachlässigung den ich je gesehen habe."

...

Die Behörden hatten die seltenste und am bemitleidenswertenste Kreatur entdeckt: ein verwildertes Kind.

Der Ausdruck ist keine Diagnose. Es kommt aus der geschichtlichen Vergangenheit - manche fiktiv, manche wahr - in der Kinder von Tieren erzogen wurden und so nicht der menschlichen Erziehung ausgesetzt waren. Wolfsjungen und Vogelmädchen, Tarzan, Mogli, vom "Dschungelbuch".

Es wird gesagt, dass während der Zeit des Heiligen Römischen Reiches Frederick II. eine Gruppe Säuglinge zu ein paar Nonnen gab. Er sagte ihnen, dass sie die Kinder pflegen sollten, aber niemals mit ihnen reden durften. Er dachte die Babies würden allmählich die wahre Sprache Gottes aufzeigen. Allerdings starben sie durch das Fehlen von Interaktion.

Dann gab es den wilden Jungen von Aveyron, der aus den Wäldern nahe Paris um 1800 hervorgewandert kam, nackt und gruntzend. Er war ca. 12 Jahre alt. Ein Lehrer nahm ihn auf und nannte ihn Viktor. Er versuchte, das Kind zu sozialisieren, ihm das Sprechen zu lehren. Aber nach einigen Jahren gab er den Heranwachsenden auf und bat den Diener, sich um ihn zu kümmern.

"In den ersten fünf Jahren des Lebens entwickeln sich 85% des Gehirns", sagt Armstrong, die Psychologin die Danielle untersuchte. "Diese frühen Beziehungen helfen mehr als alles andere, das Gehirn zu vernetzen und dem Kind die Erfahrungen des Vertrauens, der Sprachentwicklung und der Kommunkation zu geben. Sie brauchen das System um mit der Welt in Verbindung zu treten."

Die Wichtigkeit der Erziehung wurde wieder und wieder gezeigt. In den 1960ern packte der Psychologe Harry Harlow Gruppen von Rhesusaffen-Säuglingen in einen Raum mit zwei künstlichen Muttern. Eine, aus Draht gebaute, gab Essen. Die andere, aus Stoff gemacht, streckte wiegende Arme aus. Obwohl sie hungerten, kletterten die Babyaffen in die warmen Stoffarme.

"Primaten brauchen Zuwendung dringender als Essen", sagte Armstrong.

Der jüngste Fall eines verwilderten Kinds war in 1970 in Kalifornien. Ein Mädchen, welches von Therapeuten mit dem Namen Genie bezeichnet wurde, war an einen Toilettensitz gefesselt bis sie 13 war. Wie der wilde Junge wurde Genie in Krankenhäusern und Laboren studiert. Sie war in ihren 20ern als den Ärzten klar wurde, dass sie nie sprechen oder sich um seich selbst kümmern können würde. Sie endete als Pflegefall, abgeschottet von der Welt, absolut unselbstständig.

Danielle's Fall - welcher sich aus dem öffentlichen Rampenlicht heraus entfaltete, ohne ein Wort in den Medien - brachte unangenehme Fragen für jeden der ihr zu helfen versuchte hervor. Wie hat das passieren können? Was für eine Mutter würde einfach Jahr für Jahr zusehen, während ihre Tochter in ihrem eigenen Dreck dahinsiecht, hungernd und übersät von Ungeziefer?

Und warum war niemand eingeschritten? Die Nachbarn, die Behörden - wo waren sie?

"Es ist erschütternd, dass es im 12. Jahrhundert immer noch ein Kind geben kann, welches einfach in einem Zimmer gelassen wird wie eine Wüstenmaus", sagte Tracy Sheehan, Danielle's Vormund im Rechtssystem und mittlerweile Bezirksrichter. "Kein Essen. Niemand, der mit ihr redet oder ihr eine Geschichte vorliest. Sie kann nicht einmal ihre Hände benutzen. Wie konnte das so unsichtbar sein?"

Aber die größten Fragen betrafen ihre Zukunft.

Als Danielle entdeckt wurde, war sie sechs Jahre jünger als der wilde Junge oder Genie, was hoffen ließ, dass sie eventuell noch unterrichtbar wäre. Viele ihrer Fürsorger hatten große Hoffnungen, dass sie sie heilen konnten.

Danielle hat vermutlich die Chance verpasst, sprechen zu lernen, aber vielleicht kann sie den Punkt erreichen, Sprache zu verstehen, auf anderen Wegen zu kommunizieren.

Ärtze hatten trotzdem nur sehr bescheidene Hoffnungen für sie.

"Meine Hoffnung war dass sie in der Lage sein würde, die Nacht durchzuschlafen, auf Windeln verzichten zu können und sich selbst füttern könnte", sagte Armstrong. Wenn die Dinge richtig gut laufen würden, sagte sie, könnte Danielle "in einem schönen Heim" enden könnte.

...

Danielle verbrachte sechs Wochen in Tampa General bevor sie gesund genug war um zu gehen. Aber wo konnte sie hin? Nicht nach Hause; Richterin Martha Cook, die ihre Vormundschafsanhörung leitete, befahl dass Danielle in eine Pflegebetreuuung aufgenommen würde und dass ihre Mutter sie wieder anrufen noch besuchen durfte. Gegen die Mutter wurde wegen des Vorwurfs der kriminellen Kindesmisshandlung ermittelt.

"Dieses Kind, sie hat mein Herz gebrochen", sagte Cook später. "Wir waren so geschockt durch ihren Zustand, wir rungen um die nächsten Schritte."

Schließlich wurde Danielle in einem Gruppenwohnen in Land O'Lakes untergebracht. Sie hatte ein Bett mit Bettlaken und einem Kissen, Kleidung und Essen, und jemand der wenigstens ihre Windeln wechselte.

Im Oktober 2005, ein paar Wochen nach ihrem 7. Geburtstag, fing Danielle zum ersten Mal mit der Schule an. Sie kam in eine behindertengerechte Klasse der Sanders Elementary Grundschule.

"Ihr Verhalten war anders als alles, was ich bisher bei anderen Kindern beobachten konnte", sagte Kevin O'Keefe, Danielle's erster Lehrer. "Wenn man Essen irgendwo nahe bei ihr abgestellt hat, hat sie es an sich gerissen" und in ihren Mund gestopft wie ein Baby, sagte er. "Sie hatte viele Phasen großer Aufregung, Geschrei, Armwuchtelei, und des Rollens in eine fötale Position. Sie würde sich in einer Kammer einigeln, einfach nur um weg von den anderen zu sein. Sie wusste nicht wie man auf eine Rutsche kletterte oder wie man auf einer Schauke schaukelte. Sie wollte nicht angefasst werden."

Sie brauchte ein Jahr um tröstbar zu werden, sagte er.

Zum Erntedankfest 2006 - eineinhalb Jahre nachdem Danielle in betreutes Wohnen umgezogen war - zog ihr Individualfürsorger es in Erwägung, sie in einer endgültigen Umgebung unterzubringen.

Ein betreutes Wohnen, Gruppenwohnen oder medizinische Betreuungseinrichtung konnte sich um Danielle kümmern. Aber sie brauchte mehr.

"In meiner gesamten Karriere mit dem Kinderwohlfahrtssystem kann ich mich an kein einziges Kind wie Danielle erinnern", sagte Luanne Panacek, ausführende Leiterin des Children's Board of Hillsborough County. "Es bringt einen dazu, sich darüber Gedanken zu machen, was Lebensqualität bedeutet. Was ist das beste für das wir hoffen können? Nach allem was sie hat ertragen müssen, ist es einfach dass sie sicher ist?"

Diesen Herbst entschied Panacek, Danielle in die Heart Gallery - eine Sammlung von Portraits welche zu adoptierende Kinder zeigen - aufzunehmen. Das Children's Board zeigt diese Bilder in Einkaufszentren und im Internet in der Hoffnung dass Menschen sich in diese Kinder vergucken und sie mit nach Hause nehmen.

Alleine in Hillsborough gibt es 600 Kinder für Adoptionen. Wer, fragte sich Panacek, würde sich für eine 8-Jährige entscheiden, die immernoch Windeln benötigt, die nicht ihren eigenen Namen kannte und möglicherweise nie sprechen oder sich umarmen lassen würde?

...

An dem Tag, als ihr Foto für die Heart Gallery geschossen werden sollte, erschien Danielle mit rotem Kool-Aid (Limonadenmarke, Anm. des Übersetzers) auf ihrer neuen Bluse. Sie hatte es noch nicht geschafft, mit einer Schnabeltasse umzugehen.

Garet White, Danielle's Pflegeleiter, schrubbte das Shirt des Mädchens und wusch ihr Gesicht. Sie kämmte Danielle's Ponyfrisur und bat den Fotograf, doch bitte Geduld zu haben.

White stellte sich hinter den Fotografen und winkte Danielle zu. Sie steckte ihren Daumen in ihr Ohr und wackelte mit ihren Händen, streckte ihre Zunge heruas und rollte mit ihren Augen. Danielle blinzelte nicht einmal.

White war drauf und dran aufzugeben, wenn sie einen Ton hörte, den sie noch nie zuvor von Danielle gehört hatte. Die Augen des Kindes waren immer noch matt, nicht sehend wie es schien. Aber ihr Mund war offen. Es sah aus als versuchte sie zu lachen.

Klick.





Teil zwei: Dani

Teenager rannten durch die Spielhalle, dabei Waffenattrappen abfeuernd. Verschwitzte Jungs beugten sich über Air Hockey Tische. Mädchen quietschten als sie auf blinkenden Quadrate hüpften.

Bernie und Diane Lierow erinnern sich, wie sie still und überwältigt im GameWorks in Tampa stehen. Sie waren drei Stunden von ihrem Haus in Fort Myers Beach angereist, in der Hoffnung bei dieser Betreutwohnen-Veranstaltung ein Kind zu treffen.

Aber alle diese Kinder schienen zu wild, zu groß und, naja, zu weltlich.

Bernie, 48, renoviert Häuser. Diane, 45, reinigt Gebäude. Sie haben vier heranwachsende Söhne aus vorherigen Ehen und einen gemeinsamen. Diane konnte keine Kinder mehr bekommen und Berie hat immer schon eine Tochter gewollt. Also entschlossen sie sich letztes Jahr, als William 9 Jahre alt war, zu adoptieren.

Ihre neue Tochter musste jünger sein als William, sagten sie den Pflegearbeitern. Aber sie musste in der Lage sein, eine normale Toilette zu benutzen und musste sich selber füttern können. Sie wollten kein Kind das ihren Sohn verletzen könnte, oder das hochgradig behindert war und nicht in der Lage wäre, sich selbst zu versorgen.

Im internet hatten sie ein Mädchen aus Texas gefunden, ein anderes in Georgia. Jedes Mal wurde ihnen gesagt, "Diese ist gefährlich. Sie kann nicht mit anderen Kindern zusammen leben".

Deswegen waren sie bei dieser Heart Gallery Zusammenkunft, die Gruppe durchforstend.

Bernies Kopf tat weh wegen all dieser polternden Spiele; Dianes Magen schmertzte als sie all diese verlassenen Kinder sah; und William hatte genug vom Alien erschießen.

Diane trat aus dem Chaos hervor in eine Nische unter der Treppe. Da sah sie es. Das Gesicht eines kleinen Mädchens auf einem Handzettel, blass mit eingefallenen Wangen und dunklem Haar, welches zu kurz geschnitten worden war. Ihre braunen Augen schienen nach irgendetwas zu suchen.

Diane rief Berie. Er sah dasselbe. "Sie sah einfach aus als würde sie uns brauchen."

...

Bernie und Diane sind bescheidene, anspruchslose Leute, die lieber ein Picknick auf ihrer Terrasse veranstalten würden, als Essen zu gehen. Sie arbeiten, gehen in die Kirche, treffen sich mit Nachbarn, gehen mit ihren Hunden spazieren. Sie reisen nicht oder haben exotische Interessen; für sie bedeutet Ferien zu Hause mit der Familie zu sein. Schüchtern und leise sprechend sind sie beide schwer in Wut zu bringen und wie sie sagen, streiten sie selten.

Sie hatten alles was sie jemals haben wollten, sagten sie. Außer einer Tochter.

Aber je mehr sie über Danielle fragten, desto mehr wollten sie es eigentlich garnicht wissen.

Sie war 8, aber auf dem Level einer 2-Jährigen. Sie wurde in einem feuchten Zimmer zurückgelassen, für die meiste Zeit ihres Lebens ignoriert.

Nein, sie war nicht da in der Videospielhalle; sie war in einem Gruppenheim. Sie trug Windeln, konnte sich nicht selbst füttern, konnte nicht sprechen. Nach mehr als einem Jahr in der Schule schaute sie den anderen Kindern immer noch nicht in die Augen und spielte immer noch nicht mit ihnen.

Keiner wusste so recht was mit ihr los war oder zu was sie eventuell imstande wäre.

"Sie war all das, was wir nicht wollten", sagte Bernie.

Aber sie konnten diese schmerzenden Augen nicht vergessen.

...

Als sie Danielle in ihrer Schule trafen, sabberte sie. Ihre Zunge hing aus ihrem Mund. Ihr Kopf, welcher zu groß schien für das dünne Genick, rollte hin und her.

Sie sah die beiden kurz an und gallopierte davon, quer durch das Klassenzimmer. She rollte auf ihren Rücken, schaukelte für eine Weile, begann dann auf ihre Zehen zu hauen.

Diane ging rüber und sprach leise zu ihr. Danielle schien das nicht zu merken. Aber als Bernie sich runterbückte, drehte sich Danielle zu ihm und ihre Augen schienen sich zu konzentrieren.

Er streckte seine Hand aus. She ließ sich von ihm auf ihre Füße ziehen. Danielle's Lehrer, Kevin O'Keefe, war beeindruckt; er hatte sie noch nie so schnell so zutraulich werden sehen.

Bernie führte Danielle zum Spielplatz, sie zog dabei seitwärts und tänzelte auf ihren Zehenspitzen. Sie blinzelte im Sonnenlicht aber ließ sich von ihm sanft auf die Schaukel schubsen. Als es Zeit war zu gehen, und da war sich Bernie sicher, sah er Danielle winken.

Diese Nacht hatte er einen Traum. Zwei gigantische Hände glitten durch die Decke seines Schlafzimmers, mit den Fingern zusammengefaltet. Danielle schaukelte auf diesen Händen, ihre dunklen Augen waren groß, ihre dünnen Arme streckten sich nach ihm aus.

...

Jeder warnte sie, Nachbarn, Kollegen, Freunde. Jeder sagte dass sie nicht wüssten, auf was sie sich da einließen.

Es macht doch nichts wenn Danielle nicht alles das ist, was wir wollten. Antworteten Bernie und Diane. Man kann seine eigenen Kinder auch nicht vorbestellen. Man nimmt was Gott einem gibt.

Sie brachten sie nach Hause am Osterwochenende 2007. Es sollte eine Wiedergeburt sein - wie eine Taufe in ihre Familie.

"Es war eine Disaster", sagte Bernie.

Sie gaben ihr eine Puppe: sie biss ihre Hände ab. Sie brachten sie an den Strand: sie schrie und wollte ihre Füße nicht auf den Sand stellen. Zurück in ihrem neuen Haus, verwüstete sie Zimmer nach Zimmer, mit ihren Schwimmwindeln auf den Teppich tropfend.

Sie konnte die Verpackung von einem Schokoladenei nicht entfernen, also aß sie auch das glitzernde Papier. Sie konnte nicht still sitzen um Fern zu sehen oder sich ein Buch anzusehen. Sie konnte keinen Buntstift halten. When sie versuchten, ihre Zähne zu putzen oder ihre Haare zu kämmen, trat sie nach ihnen. Sie wollte nicht in einem Bett liegen, wollte nicht einschlafen, sie rollte einfach auf ihrem Rücken, von einer auf die andere Seite, für Stunden.

Die ganze Nacht über stand sie immer wieder auf und lief seitlich auf ihren Zehen in die Küche. Sie zog das Fach mit dem gefrorenen Essen heraus und stellte sich auf die Tüten mit gefrorenem Gemüse um in den Gefrierschrank sehen zu können.

"Sie nahm nie etwas", sagte Bernie. "Ich vermute sie wollte sicherstellen, dass das Essen noch da war".

Als Bernie versuchte sie zurück ins Bett zu lotsen, lehnte sich Danielle gegen ihn und biss in ihre eigenen Hände.

Mit der Zeit lernte Danielle's neue Familie was funktionierte und was nicht. Ihre Betreuungsfamilie hatte ihr anti-psychotische Medikamente gegeben um ihre Wutanfälle zu mildern und um ihr zu helfen zu schlafen. Als Bernie und Diane sie von den Medikamenten entwöhnten, stoppte sie das Sabbern und fing an ihren Kopf hochzuhalten. Sie ließ sich von Bernie ihre Zähne putzen.

...

Bernie und Diane sahen Danielle bereits als ihre Tochter, aber rechtlich gesehen war sie es nicht. Danielle's leibliche Mutter wollte sie nicht aufgeben, obwohl sie des Kindesmissbrauchs angeklagt war und bis zu 20 Jahre Gefängnis vor sich hatte. Also boten die Strafverfolger ihr einen Deal an: Wenn sie auf ihre Erziehungsrechte für Danielle verzichten würde, würden sie sie nicht ins Gefängsnis stecken.

Sie ging darauf ein. Sie bekam zwei Jahre Hausarrest und eine Bewährungsstrafe. Und 100 Stunden gemeinnützige Arbeit.

Im Oktober 2007 adoptierten Bernie und Diane Danielle offiziell. Sie nennen Sie Dani.

...

"Okay, lass uns deine Schuhe anziehen. Musst du nochmal auf die Toilette?", fragt Diane.

Es ist ein trüber Montagmorgen im Frühling 2008 und Dani ist spät dran für die Schule. Wieder einmal. Sie huscht im Wohnzimmer hin und her, sich hinter Stühlen und Sofas wegduckend und an ihren Shorts ziehend.

Nach einem Jahr mit ihrer neuen Familie erinnert Dani kaum noch an das Mädchen auf dem Heart Gallery Foto. Sie ist einen Fuß gewachsen (~30 cm, Anm. des Übersetzers) und ihr Gewicht hat sich verdoppelt.

All diese Jahre in denen sie innen eingesperrt war, war ihr Haar dunkel wie der schmutzige Raum in dem sie hauste. Aber seit sie angefangen hat, an den Strand zu gehen und im Pool im Garten zu schwimmen, ist Dani's schulterlanges Haar goldblond geworden. Sie zuckt immer noch zusammen wenn jemand versucht, es zu kämmen.

Die Veränderungen in ihrem Verhalten sind klein, aber Bernie und Diane sehen Fortschritte. Sie geben ein Beispiel: Wenn Dani sich überwältigt fühlt, zieht sie sich in ihr Zimmer zurück, rollt auf ihren Rücken, zieht einen Socken zum Ende ihrer Zehen hin und schlägt ihn. Für Stunden. Bernie und Diane sagen ihr sie soll damit aufhören.

Wenn Dani sie nun kommen hört, zieht sie den Socken aus und wirft ihn in die Kleiderkammer um ihn zu verstecken.

Sie lernt, richtig und falsch zu unterscheiden, sagen sie. Und sie scheint wütend zu sein wenn sie weiß dass sie Sie enttäuscht hat. Als ob sie sich Gedanken darüber machen würde wie sie sich fühlen.

Bernie und Diane wurde gesagt sie sollen Dani auf eine Schule mit anderen schwer behinderten Kindern schicken, aber sie bestanden auf verschiedenen Klassen, weil sie glauben sie kann mehr. She nehmen sie zur Verhaltens- und Physiotherapie, zur Kirche und dem Einkaufszentrum und dem Lebensmittelladen. Sie zahlen ihr Sprachunterricht und Reitstunden.

Einmal, als Dani versuchte, auf ihr Pferd zu steigen, drehte sich eine Mutter eines Jungens in der therapteutischen Klasse zu Diane.

"Ihr habt solches Glück", erinnert sich Diane die Frau sagen.

"Glück?", fragte Diane.

Die Frau nickte. "Ich weiß dass mein Sohn niemals alleine wird stehen können, niemals auf ein Pferd klettern können wird. Ihr wisst garnicht was eure Tochter vielleicht alles tun kann."

Diane gibt diese Vorstellung Hoffnung. Sie zählt kleine Schritte um sich selbst davon zu überzeugen, dass die Dinge langsam besser werden. Was macht es denn, wenn Dani anderer Leute Essen im McDonald's von deren Tabletten stiehlt? Wenigstens kann sie mittlerweile selbstständig Chicken Nuggets essen. Was macht es denn wenn sie diesen Morgen bereits viermal auf der Toilette war? Sie ist endlich von den Windeln weg.

Es brauchte Monate, aber sie brachten ihr bei, einen Stoffteddy auf der Toilette zu halten, so dass sie keine Angst haben musste, alleine im Bad zu sein. Sie bestachen sie mit M&Ms.

"Dani, setz dich und versuche die Toilette zu benutzen", überredet sie Diane. "Zieh deine Shorts runter. So ist es richtig."

...

Jeden Wochentag versucht Sprachtherapeut Leslie Goldenberg für eine halbe Stunde Dani das Sprechen beizubringen. Sie sitzt vor einem Spiegel in der Bonita Springs Grundschule und zeigt ihr wie sie ihre Lippen zusammenpresen muß um ein Pusten hervorzubringen.

"Puh-puh-puh", sagt die Lehrerin. "Hier, fühle meinen Mund." Sie bringt Danis Finger zu ihren Lippen, so dass sie die Luft fühlen kann.

Dani nickt. Sie weiß nun wie man nickt. Goldenberg pustet wieder.

Dani schließt ihre Lippen, dabei dicht an den Spiegel gebeugt, und öffnet und schließt sie. Kein Ton kommt heraus. Sie kann die Bewegung nachmachen, aber sie weiß nicht wie sie die Luft rausblasen muss um den Ton zu erzeugen.

Sie lehnt sich weiter vor, starrt auf ihr Spiegelbild. Ihre Lippen öffnen und schließen sich wieder, dann springt sie auf und rennt im Zimmer hin und her. Sie nimmt einen Koosh Ball und lässt ihn schnell auf und ab hüpfen.

Sie ist in sich verloren. Wieder einmal.

Aber in vielerlei Hinsicht hat Dani die Erwartungen des Lehrers bereits übertroffen, und nicht nur was das Sprechen anbelangt. Sie scheint zu lernen, zuzuhören und sie versteht einfache Anweisungen. She zieht an ihrer Hose wenn sie auf die Toilette muss, klopft auf eine Saftbox wenn sie mehr will. Sie kann für die Dauer von fünf Minuten an einem Tisch sitzen und sie fängt an, Apfelmouse mit einem Löffel zu schaufeln.

Sie konnte ihre Wutausbrüche auf einige wenige pro Monat reduzieren. Sie lernt, Knöpfe auf einem Sprechbrett zu drücken, Zeichen zu benutzen wenn sie anzeigen will, dass sie ein Buch möchte oder wütend ist. Sie lernt dass es in Ordnung ist, sauer zu sein: Man kann mit diesen Gefühlen umgehen ohne sich in die eigenen Hände zu beißen.

"Ich würde mir wünschen dass sie wenigstens ein Tonbrett versteht, so dass sie ihre Entscheidungen ihrer Umwelt mitteilen kann, selbst wenn sie niemals ihre Stimme findet", sagt Goldenberg. "Ich denke sie versteht das meiste von dem was wir sagen. Es ist nur, dass sie nicht immer weiß wie sie reagieren soll oder nicht immer reagieren will.

Dani's Lehrer und Familie haben sie nur einige wenige Worte sagen hören, und alle schienen Versehen zu sein. Einmal gab sie ein "baaa" von sich, was Goldenberg zu Tränen rührte. Es war der erste Buchstabenton, den sie je von sich gegeben hat.

Sie schien am meisten zu reden, wenn William sie kitzelte, als ob etwas aus ihrem Unterbewusstsein durchsickern würde wenn sie zu abgelenkt war um es zu unterdrücken. Ihr Bruder hörte sie sagen "Stop!" und "No!". Er dachte dass er sie sogar seinen Namen habe hören sagen.

Einen nur ein Jahr älteren Bruder zu haben, ist Gold wert für Danis Entwicklung, sagt ihr Lehrer. Sie hat jemanden mit dem sie die Sprache üben kann, jemand der zuhört. "Sogar taube Säuglinge werden gurren", sagt Goldenberg. "Aber wenn keiner antwortet, stoppen sie."

...

William sagt Dani ängstigte ihn zuerst. "Sie tat merkwürdige Sachen." Aber er wollte immer jemanden zum Spielen. Es macht ihm nichts aus, dass sie nicht mit ihm Fahrrad fahren oder Monopoly spielen kann. "Ich fahre sie herum in meinem Jeep und sie drückt auf die Hupe." sagt er. "Sie lernt, Karten zu gruppieren etc."

Er konnte nicht glauben dass sie nie mit einem Hund spazieren gegangen ist oder an einer Eistüte geschleckt hat. Er brachte ihr bei, wie man das Kuckuckspiel spielte, half ihr, Knete durch ihre Finger zu drücken. Er zeigte ihr dass es sicher war, auf Sand zu gehen und das es Spaß machte, Seifenblasen zu erzeugen und dass es in Ordnung war zu weinen; wenn man Schmerzen hat kommt jemand. Er lehrte ihr wie man ein Geschenk öffnet. Wie man Kartoffelchips aufhebt und in einen Berg voll Ketchup tunkt.

William war daran gewöhnt, als Einzelkind zu leben, aber seit Dani eingezogen ist, bekommt sie die meiste Aufmerksamkeit ihrer Eltern. "Sie braucht sie mehr als ich", sagt er einfach.

Er gab ihr seine alten Spielsachen, seine Kinderfilme, seine großen Holzbücher. Er zog sogar aus seinem Zimmer aus so dass sie im Obergeschoss schlafen kann. Seine Eltern strichen seine alten Wände rosa und füllten die Kleiderkammer mit Zuckerwatte-Kleidung.

Sie stellten ein Tagbett in den Waschraum für William, quetschten es zwischen die Waschmaschine und Danis Schaukelpferd. Jede Nacht umklammert der 10 Jahre alte Junge ein Walkie-Talkie weil "es so angsteinflößend ist hier unten, ganz alleine."

Nach ein paar Minuten, während seine Eltern versuchen, Dani ins Bett zu bringen, schleicht sich William immer ins Wohnzimmer und schläft im Zweier-Sofa.

Er tauscht sein Walkie-Talkie gegen einen kleinen Stoffdalmatiner und ruft den Gang hinunter "Gute Nacht Mutter und Vater. Gute Nacht, Dani."

Eines Tages, da ist er sich sicher, wird sie antworten.

...

Sogar jetzt weigert sich Dani noch, in einem Bett zu schlafen.

Bernie kaufte ein neues Stockbett, so dass sie aus dem unteren Bett raus kann und auf Bodenhöhe ist. Diane entdeckte rosa Hello Kitty Bettwäsche und ein Stoffglühwürmchen, so dass Dani nie wieder in der Dunkelheit alleine ist.

"Hast du dein Würmchen? Magst du schlafen gehen?" fragt Bernie, sich vorbeugend um seine Tochter aufzuheben. She dreht sich in langsamen Kreisen unter dem Fenster, den Wurm am Schwanz festhaltend. Bernie hebt sie zum Glas und zeigt ihr die Sonne, die hinter dem Nachbarshaus verschwindet.
Er hofft, dass sie ihn eines Tages "daddy" nennen kann, heiraten kann oder wenigstens selbstständig leben kann. Aber wenn das nicht eintritt, sagt er, "Das ist auch ok. Die Umarmungen und Küsse sind mir das Wichtigste."

Für den Moment sind Bernie und Diane zufrieden damit, Dani das zu geben was sie zuvor niemals hatte: Behaglichkeit und Stabilität, Aufmerksamkeit und Zuwendung. Ein Stockbett, ein Glühwürmchen.

Nun kippt Bernie Dani ins Bett, streicht ihr goldenes Haar glatt über das Kissen. "Gute Nacht", sagt er und küsst ihre Stirn.

"Gute Nacht, Schatz", ruft Diane von der Tür.

Bernie lässt den Vorhang herunter. Als er an Dani vorbeiläuft, streckt sie sich und packt seine Fußgelenke.




Teil drei: Die Mutter

Sie ist irgendwo da draußen, sich über Danielles Geschichte abzeichnend wie ein Geist. Für Bernie und Diane ist Danis leibliche Mutter ein Geheimnis, über das fast nie gesprochen wird. Je weniger gesagt wird, desto besser. So wie sie es sehen, wurde Danielle an dem Tag geboren als sie sie fanden. Und doch ist dort draußen irgendwo diese unglaubliche Frau, ziemlich sicher noch immer auf Bewährung, für immer von der Last ihrer Tochter befreit, und denkt - was? Was kann sie wagen zu sagen? Nichts. Nicht ein Wort. Aber nichts von alledem macht irgendeinen Sinn ohne sie.

Michelle Crockett lebt in einem Wohnwagen in Plant City mit ihren zwei etwa 20-jährigen Söhnen, drei Katzen und einer Kammer voller Kätzchen. Der Wohnwagen ist direkt die Straße runter wo sie mit Danielle lebte.

An einem schwülen Nachmittag vor ein paar Wochen öffnet Michelle die Tür, sie trägt ein langes T-Shirt. Als sie zwei Fremde entdeckt, duckt sie sich nach innen weg und zieht ein Hauskleid an. Sie ist groß und stämmig, mit breiten Schultern und der fahlen Haut einer Raucherin. Sie sieht erschöpft aus, älter als ihre 51 Jahre.

"Meine Tochter?" fragt sie. "Sie wollen über meine Tochter reden?" Ihre Stimme stockt. Tränen laufen in ihre Brille.

Innen ist der Wohnwagen einfach, aber sauber: Geschirr trocknet auf der Platte, Silikonblumen stehen auf dem Tisch. In der Küche sitzend und 305er Zigaretten kette-rauchend, fängt sie mit dem Ende an: der Tag an dem der detective Danielle angeholt hat.

"Ein Teil von mir starb an diesem Tag", sagt sie.

...

Michelle sagt sie war eine Studentin an der University of Tampa als sie einen Mann namens Bernie an einer Bar traf. Es war 1976. Er war ein Vietnam Veteran, 10 Jahre älter als sie (?). Sie heirateten und zogen nach Las Vegas, wo sie ein Taxi fuhr.

Sie bekamen sofort zwei Söhne, Bernard und Grant. Der jüngere Junge schaffte es nicht die Toilette zu benutzen bevor er 4 Jahre alt war, fing nicht mit dem Sprechen an bis her 5 war. "Er war etwas langsam", sagt Michelle. In der Schule haben sie ihn in den Sonderunterricht gesteckt.

Ihre Söhne waren Teenager als ihr Mann krank wurde. Agent Orange, sagte der Arzt. Als er im August 1997 starb, musste Michelle Insolvenz anmelden.

Sechs Monate später traf sie einen Mann im Casino. Er war dienstlich in Vegas. Sie kam auf sein Hotelzimmer mit ihm. "Sein Name war Ron", sagt sie. Sie schüttelt den Kopf. "Nein, es war Bob. Ich glaube es war Bob."

...

Stundenlang erzählt Michelle Crockett ihre Geschichte, Asche in einen Plastikaschenbecher schubsend. Alles das sie sagte hörte sich wie ein Appell an, aber für was? Verständnis? Sympathie? Sie entschuldigt sich nicht. Bei weitem nicht. Sie fühlt sich falsch behandelt.

Danielle, sagt sie, wurde in einem Krankenhaus in Las Vegas geboren, ein gesundes baby, das 7.6 Pfund wog. Die Apgar-Zahl, welche ihre Gesundheit misst, war 9, nahezu perfekt.

"Sie schrie viel", sagt Michelle. "Ich dachte einfach dass sie verzogen sei."

Als Danielle 18 Monate alt war, brannte Michelles Wohnwagen ab, also lud sie ihre zwei Söhne und die kleine Tochter auf einen Greyhound Bus und fuhr nach Florida, um bei einem Cousin unterzukommen.

Sie haben ihr Gepäck unterwegs verloren, sagt sie. Der Cousin konnte die Kinder nicht aufnehmen. Nach einer Woche zog Michelle in ein Apartment in Brandon ein, ohne Möbel, ohne Kleidung, ohne Geschirr. She wurde als Kassiererin in einer Publix Filiale eingestellt. Aber es war ok: "Die Jungs waren bei ihr", sag..t sie. Sie sagt dass sie Unterlagen hat um das zu beweisen.

...

Sie geht in das Badezimmer der Jungs uns kommt zurück mit einer Kiste voller Dokumente und gibt sie uns.

Die ältesten Dokumente sind vom 11. Februar 2002. Das war als jemand wegen ihr die Kindesmisshandlungshotline angerufen hat. Der Anrufer sagte, dass ein Kind, ca. 3, "tagelang unbeaufsichtigt mit einem behinderten älteren Bruder, niemals mit anderen Sachen als einer Windel bekleidet alleine gelassen würde".

Das ist Michelles Beweis, dass ihre Söhne auf Danielle aufpassten.

Der Anrufer sagt weiter:

"Das Haus ist dreckig. Überall liegt Kleidung herum. Es sind Fäkalien auf dem Kindersitz und der Tisch ist unter Müll begraben."

Es ist nicht klar, was Ermittler im Haus gefunden haben, aber sie ließen Danielle an diesem Tag bei ihrer Mutter.

Neun Monate später gab es einen weiteren Anruf an die Behörden. Eine Person die Michelle von der Moose LOdge her kannte, sagte dass sie immer dort war und Bingo mit ihrem neuen Freund spielte, wobei ihre Kinder über Nacht alleine waren.

"Nicht als Mutter geeignet", sagte der Anrufer.

Der Hotlineverantwortliche schrieb folgende Notizen auf: Das 4-jährige Mädchen "trägt immer noch eine Windel und trinkt aus einer Babyflasche. Aktuelle Situation ist schlimmer als letzten August. Mutter lässt Grant und Danielle tagelang zu Hause während sie arbeiten geht und die Nacht mit einem neuen Liebhaber verbringt. Danielle ... wird nie außerhalb des Hauses gesehen."

Wieder kamen die Kindesmisshandlungsermittler zu Michelle. Sie baten ihr einen kostenlosen Kindertagesstättenplatz für Danielle an. Sie verweigerte. Und sie ließen Danielle dort.

Warum? Haben die sich nicht über zwei unabhängige Anrufe bei der Hotline, Monate auseinander, über das selbe Problem gewundert?

"Es ist kein Automatismus, dass man das Kind entfernt nur weil das Haus schmutzig ist", sagt Nick Cox, regionaler Leiter des Florida Department of Children and Families. "Und das was sie in 2002 fanden, war nicht vergleichbar mit dem Bild dass sie 2005 vorfanden."

Das Ziel, sagt er, ist es, das Kind beim Elter zu lassen, und zu versuchen dem Elter zu helfen, welche Dienste sie auch immer brauchen mag, zu bekommen. Aber Michelle verweigerte Hilfe. Und die Ermmittler mögen gedacht haben, dass sie nicht genug Beweise hatten um Danielle wegzunehmen, sagte Cox.

"Ich bin jedoch besorgt, dass keine Anstrengung unternommen wurde, mit dem Kind zu sprechen", sagt er.

"Wenn man eine 4-Jährige hat, die nicht sprechen kann, würden bei mir die Alarmglocken schrillen. "Ich werde nicht sagen, dass das in Ordnung war. ich weiß nicht wie das passieren konnte."

...

Michelle beharrt darauf dass es Danielle gut ging.

"Ich versuchte, sie dazu zu bringen auf die Toilette zu gehen, aber sie wollte nicht. Ich versuchte, sie in eine Schule zu bekommen, keine wollte sie aufnehmen", sagt sie in der Küche ihres Wohnwagens. Das einzige, was ihr jemals als falsch auffiel, sagt sie, "war dass sie nicht viel sprach She sprach mit einer leisen Stimme. Sie würde sagen 'Lass uns essen gehen' aber niemand außer mir konnte sie hören."

Sie sagt sie hat Danielle in die Bücherei und in den Park mitgenommen. "Ich habe sie zum Pizza essen mitgenommen. Einmal." Aber sie kann sich nicht erinnern, welche Bücherei, welcher Park oder wo sie zum Pizza essen gegangen sind.

"Sie mochte dieses Lied welches ich ihr vorsang", sagt Michelle. "Miss Polly had a dolly, she was sick, sick, sick ..."

Michelles älterer Sohn, Bernard, erzählte einem Richter, dass er seine Mutter einmal fragte warum sie Danielle nie zum Arzt gebracht hatte. Etwas stimmt mit ihr nicht, erinnert er sich zu ihr sagen. Er sagte sie antwortete: "Wenn sie sie sehen, könnten sie sie wegnehmen."

...

Ein paar Monate nach dem zweiten Misshandlungsanruf zogen Michelle und ihre Kinder zu ihrem Freund in das heruntergewirtschaftete Mietshaus in Plant City. Am Tag als die Polizei kam, sagt Michelle, wusste sie nicht, was das Problem war.

Der detective fand Danielle im Hinterzimmer, schlafend. Das einzige Fenster in dem kleinen Raum war zerbrochen. Michelle hatte ein Tuch über das gebrochene Glas getackert, aber Fliegen und Käfter und Kakerlaken kamen trotzdem reingekrabbelt.

"Mein Haus war ein Saustall", sagt sie. "Ich war krank und es ist mir über den Kopf gewachsen. Aber ich wusste nicht, dass ein schmutziges Haus ungesetzlich ist."

Der Polizist lief an ihr vorbei mit Danielle in den Armen.

"Er sagte dass sie hungerte. Ich erzählte ihm dass ich und meine Schwestern alle dünn waren bis wir 13 Jahre alt waren."

"Ich flehte ihn an, 'Bitte, nehmen sie nicht mein Baby! Bitte!'."

Sie sagte sie zog ihrer Tochter Socken an bevor er sie zum Auto brachte, aber konnte die Schuhe nicht finden.

...

Ein Richter befahl Michelle, eine psychologische Untersuchtung machen zu lassen. Das findet sich auch bei den Dokumenten.

Danielles IQ ist, laut dem Report, unter 50, was auf eine "schwere mentale Behinderung" schließen lässt. Michelles ist 77, "am Rande der intellektuellen Fähigkeiten."

"Sie schien ihre Schwierigkeiten mit den Umständen zu rechtfertigen, während sie ihre Handlungen wegdiskutierte", schrieb Psychologe Richard Enrico Spana. Sie "ist mehr auf sich selbst fixiert, als viele andere Erwachsene, und das könnte sie dazu bringen, Leute um sie herum zu vernachlässigen."

Sie wollte um ihre Tochter kämpfen, sagt sie, aber sie wollte nicht ins Gefängnis gehen und hatte nicht genug Geld für einen Anwalt.

"Ich versuchte, Leute zu überreden mir zu helfen", sagt Michelle. "Sie sagen ich machte sie autistisch. Aber wie kann man ein Kind autistisch werden lassen? Sie sagen ich habe sie nicht gekleidet - aber sie hat sich die Kleider einfach wieder vom Körper gerissen."

Nachdem Danielle weg war, sagt Michelle, fiel sie über einen Karton im Wal-Mart und verunfallte mit dem Auto und konnte nicht mehr arbeiten. Im Februar ging sie zurück vor Gericht und ein Richter erliess ihr die Sozialstunden.

Sie ist bis 2012 in Bewährung.

Sie verbringt ihre Tage mit ihren Söhnen, Kreuzworträtsel lösend und Filme sehend. Manchmal reden sie über Danielle.

...

Als Danielle im Krankenhaus war, sagt Michelle, schlichen sich sie und ihre Söhne rein um sie zu sehen. Michelle fotografierte die Akte: Danielle, verschlungen von einer Krankenuniform, versunken in einem Bett dass man in einen Rollstuhl zusammenklappen kann.

"Das ist das letzte Bild, das ich von ihr habe", sagt Michelle. In ihrer Küche löscht sie ihre Zigarette. Sie durchquert das Wohnzimmer, wo Danielles Bild von der Wand herabsieht.

Sie greift nach oben und fährt mit ihrem Finger das Gesicht ihrer Tochter ab. "Als ich hier einzog", sagt sie, "war das das erste, was ich aufhing."

Sie sagt sie vermisst Danielle.

"Haben sie sie gesehen?", fragt Michelle. "Ist sie okay?"

...

"Ist sie okay?"

Danielle ist besser beinander als jeder jemals zu Hoffen gewagt hätte. She hat gelernt, Leute anzusehen und sich halten zu lassen. Sie kann Schinken kauen. Sie kann schwimmen. Sie ist groß und blond und hat einen kleinen Bauch. Sie weiß dass ihr Name Dani ist.

In ihrem neuen Zimmer hat sie ein Fenster durch das sie hinaussehen kann. Wenn sie hinaussehen möchte, muss sie nur ihre Arme heben und ihr Vater ist direkt hinter ihr, darauf wartend, sie aufzuheben.

Zwergi
2008-08-11, 23:44:14
Ich danke dir mf_2. Das ist mit Abstand das Heftigste, was ich bisher gelesen habe und ich hab schon so einiges gelesen...:(