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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : OCZ Neural Impulse Actuator / NIA


no6ody
2008-08-30, 17:35:27
Da es schon seit längerer Zeit Berichte und Videos auf Youtube vom OCZ Neural Impulse Actuator, kurz NIA, gibt und das Gerät mittlerweile großflächig verfügbar geworden ist entschloss ich mich eines zu bestellen.

Für alle, die bisher vom NIA noch nichts gehört haben: Es ist ein Gerät, welches die Hirnströme misst, genauso wie bei der Elektroenzephalografie. Dies geschieht mittels eines Stirnbandes, welches drei Elektroden beinhaltet.

Verpackung

Man bekommt den NIA in einer nett anzuschauenden Verpackung, welche einen aufklappbaren Deckel hat, der von Magneten zugehalten wird. Direkt darunter befindet sich das Stirnband und die Aluminiumbox, in welcher sich die ganze Elektronik befindet.
Mit dabei ist neben dem eigentlichen Gerät eine Treiber CD und eine Gebrauchsanweisung.

Verarbeitung

Wie bereits kurz angedeutet besteht das Produkt aus einem Stirnband und dem eigentlichen Gerät, einer Aluminiumbox.
Das Stirnband wirkt imho auf den ersten Blick etwas billig, ist jedoch zweckmässig gehalten, da es sehr stabil und auch recht leicht ist. Es besteht aus einer Art Gummi und die Elektroden sind vorne in angeblich aus Kohlenstoff bestehenden Quadraten, um allergischen Reaktionen vorzubeugen. Für mich sieht es aber einfach nur aus wie Plastik. X-D
Am hinteren Teil kann man das Stirnband auf dem entsprechenden Kopfumfang einstellen.

Die Aluminiumbox sieht im Gegensatz zu dem Stirnband sehr edel aus und macht einen soliden Eindruck. Auf einer Seite wird die Box via USB mit dem PC verbunden und auf der anderen ist die Buchse für das Stirnband.
An der Unterseite des Geräts sind vier Gummifüße, die ein wegrutschen verhindern. Weiterhin befinden sich unten sechs Lüftungsschlitze, welche kiddimäßig "gamertypisch" von zwei blauen LEDs beleuchtet werder.

Treiber und Software

Das erste, was man wohl tun sollte, um den NIA in Betrieb zu nehmen ist die Installation des Treibers und der Steuerungssoftware. Der momentan aktuelle Treiber ist Version 1.009, der auf der OCZ Seite zum Download bereit steht.
Jedoch sucht man leider vergeblich nach einem x64 Treiber, denn momentan gibt es NUR Treiber für die 32 Bit Versionen von Vista und XP. Ziemlich schade, wo das Produkt ja eigentlich die Gamer ansprechen soll, die meistens durch >=4 GiB Speicher auf die 64 Bit Systeme setzen. Allerdings wurde im OCZ Forum schon des öfteren beteuert, dass die neuen Treiber schon in der Mache sind und es nicht mehr lange dauern soll. Einen Releasetermin konnte ich nicht in Erfahrung bringen.

Nach dem Öffnen des Programms bekommt man ersteinmal das Kalibrierungsmenü zu Gesicht. Man sieht eine grüne gestrichelte Linie, welche es mit dem gemessenen "Gehirnstrom" zu unterschreiten gilt. Hier haben viele Leute schon die ersten Probleme, da entweder der Level immer auf 0 ist, oder einfach über der Linie. Abhilfe kann z.b. durch das Berühren der Metalbox geschafft werden, oder man erdet sich auf irgend eine andere Art und Weise. Dies ist meiner Meinung nach ein weiterer Kritikpunkt.

Nachdem ich den Trick mit dem Erden herausgefunden habe gab es jedoch keine weiteren Probleme bei der Kalibrierung.

Der nächste Menüpunkt nennt sich "Brainfingers" und zeigt einem sämtliche ausgelesenen Daten an. Diese sind Glance (Augenbewegung), Alpha- und Betawellen (jeweils drei Stück) und Muscle (Gesichtsmuskeln).

Der nächste Punkt ist "Practice", wo man gegen einen Bot in der Disziplin "Pong" antreten kann.

Schließlich gibt es noch den Menüpunkt "Game Play", unter welchem man Profile bearbeiten und erstellen kann, was wirklich intuitiv funktioniert und keine Fragen offen lässt, sowie den Punkt "Tutorial", wo wirklich detailiert Hilfestellung geleistet wird und teilweise mit Videos die Benutzung der Gerätes vorgeführt wird.

Benutzung

Ohne irgendwelche Tutorials gelesen zu haben oder irgend eine Ahnung zu haben, wie genau man das Gerät steuert startete ich einfach das integrierte Half-Life 2 Profil und startete das dazu passende Spiel. Nach der anfänglichen Phase, in der der gute alte Gordon Freeman wie ein verrückter hin und her zitterte und scheinbar willkürliche Bewegungen ausführte bekamm ich ihn dennoch schnell unter Kontrolle^^.
Schießen kann man durch das Hochziehen der Augenbrauen oder durch leichtes Zusammenbeisen der Zähne und die Bewegungen funktionieren auch durch das Anspannen dieser Muskeln. Strafen kann man durch den Blick nach links oder rechts.

Fand ich sehr enttäuschend, wurde ja ständig versprochen, keine Muskeln mehr zu brauchen, da man ja alles mit seinem Hirn steuern könne. Ich hätte erwartet dass die Gehirnströme gemessen werden und sich daraus irgendwelche Muster feststellen lassen, die dann bestimmte Aktionen im Spiel nach sich ziehen können.

Erstmal war ich frustriert und habe die anderen Profile durchgesehen und festgestellt, dass überall im Endeffekt alles nach dem gleichen Prinzip konfiguriert war, d.h. alles nur über Muskeln. Das Gerät verliert irgendwo den Sinn, wenn ich statt die Muskeln in Meinen Fingern die Muskeln in meinem Gesicht anspannen muss.

Da aber auch die Alpha- und Betawellen ausgelesen werden versuchte ich zuerst diese unter Kontrolle zu bekommen. Nachdem ich wenigstens einen der Balken im Brainfingers Menü halbwegs geziehlt bewegen konnte erstellte ich mir ein neues Profil und setzte "W" auf Alpha1. Beim Testen ingame merkte ich jedoch schnell, dass auch dies keine große Besserung brachte, denn es war sehr anstrengend, mich dann überhaupt noch zu bewegen oder wenn ich einmal lief wieder anzuhalten. Es erfordert also sehr viel Übung und ist IMHO sehr unpräzise.

Des weiteren kommt dazu, dass eigentlich alle gemessenen Hirnströme hochgehen, wenn man die Augenbrauen hochzieht oder die Augen bewegt, es ist also eine ziemlich komplizierte Sache, sich ein funktionierendes Profil zusammenzubauen.

Der weitere große Vorteil, der dem Gerät immer angehängt wird ist das Verkürzen der Reaktionszeit. Ich testete das ganze mit einem Flashgame (http://www.humanbenchmark.com/tests/reactiontime/index.php) und kam mit der altmodischen Variante Maus auf im Schnitt 170 ms und mit dem NIA durch zusammenbeißen der Zähne auf etwa 190 ms. Den Mausklick auf die Gehirnaktivität zu setzen ist eigentlich Quatsch, da wie gesagt die Reaktionszeit dieser noch wesentlich größer sind. Man kann das Gerät auch so sensibel kalibrieren, dass man mit einem Lidschlag klickt, was die Reaktionszeit sicherlich um einiges verkürzt, aber die Nachteile kann sich ja jeder vorstellen.


Fazit

Wie man aus dem Review schon herauslesen kann hat mich das Gerät nicht überzeugt. Da man (/ich?) keine genauen kontrollierten Eingaben machen kann und wieder alles mit Muskeln steuern muss bringt es aus meiner Sicht keinen einzigen Vorteil. Ich glaube die gute alte Tastatur und Maus bleiben uns noch einige Jahre erhalten und werden so schnell nicht abgelöst...



Sollten noch Fragen offen sein, immer her damit! :biggrin:

darph
2008-08-30, 18:19:31
Ich denke mal, man sollte sich bei den Geräten vom Gedanken (d'oh) verabschieden, die ganze Spielfigur mit reiner Gedankenkraft steuern zu können.

Wenn sich das mit den Gehirnwellen einigermaßen gut steuern läßt, dann würde ich das für einzelne Aktionen nehmen. Nachladen in Shootern, oder gewisse Aktionen in RPGs. Auf jedenfalls nichts, was dauerhaftes Auslösen braucht. Die tatsächliche Steuerung des Charakters wird wohl immer Maus/Tastatur bleiben.

Ich denke, das hat eher einen Einsatz in RPGs und MMOs, nicht so sehr in echtzeitorientierten Spielen wir Shootern.

Aber als ich das mit den Muskeln in dem anderen Thread gelesen hatte, war ich schon enttäuscht. Ich bin eher gespannt auf das emotiv.