PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Die Asselstein-Gruppe: Widerstad gegen das Nazi-Regime in der Pfalz


Kladderadatsch
2008-09-02, 09:19:50
hi,
ich habe gerade meine alte facharbeit "Die Asselstein-Gruppe
Widerstand gegen das Nazi-Regime in der Pfalz" wieder gefunden. wer interesse hat, kann sie ja lesen. ich finde es gerade ein bisschen schade, wenn sie hier auf der festplatte versauert, da für schulverhältnisse doch ziemlich viel recherche dahintersteckt. außerdem dürfte sie für schüler, die über ähnliches schreiben, eine ganz gute quelle sein. (ps.: die form des literaturverzeichnises ist falsch;), außerdem fehlen im anhang kopien der gestapoakten und bilder)



Die Asselstein-Gruppe
Widerstand gegen das Nazi-Regime in der Pfalz


Inhaltsverzeichnis:

Vorwort: 3
I. Einleitung 4
Deutschland 1933: 4
Warum Widerstand? 4
Nationalsozialismus in der Pfalz: 7

II. Widerstand gegen das NS-Regime in der Pfalz 10
Schwere Bedingungen für den Widerstand: 10
Widerstand entsteht: 11

III. Die Asselstein-Gruppe – Widerstand gegen das NS-Regime in der Pfalz 14
Die Asselstein-Gruppe 14
Am Asselstein 14
Verwirrende Zahlen 16
Was geschah 16
Der Untergang 17
Das Leben danach 20
Valentin Ort, aus dem Leben eines Asselsteiners 21
Misserfolg Asselstein? 23

Schlusswort 25
Danksagung 26
Anhang 27
Anonymisierte Gestapoakten weiterer Asselsteiner: 28
Literaturverzeichnis: 30




Vorwort
Ziel dieser Facharbeit ist es, die bisher nur verstreut und rar vorhandenen Überlieferungen und Kenntnisse über die Asselstein-Gruppe zu sammeln und zu vereinen. In diesem Zusammenhang sollen jedoch auch die politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen in der Pfalz zur Zeit des Nationalsozialismus ausführlich beleuchtet werden.
Hinführend zum Hauptthema ist daher zunächst die grobe Darstellung der politischen Verhältnisse allgemein nötig und ebenfalls eine Übersicht der sozialdemokratischen Verhältnisse um 1933; das Lager der KPD bedarf als Gegenpart natürlich auch einer Erwähnung. Das Thema Asselstein-Gruppe nimmt anschließend mit rund der Hälfte des Gesamtumfangs den ausführlichsten Abschnitt ein.

Stammen die Informationen bezüglich der politischen Gesamtsituation in Deutschland und der Pfalz zum Großteil noch aus bekannteren Geschichtsbüchern, musste ich für die genauere Behandlung der SPD und besonders der Asselstein-Gruppe aus wesentlich unergiebigeren Quellen ein ‚Ganzes’ zusammentragen. Dies erforderte jedoch ungeahnt zeitintensive Recherchen. Leider erfolglos blieben dabei die Anfragen beim Landauer Stadtarchiv sowie dem Willi-Brandt-Archiv in Bonn. Die Suche nach Prozessen, Anklagelisten und Urteilssprechungen im Obersten Landesgericht in München führte mich zum Münchner Staatsarchiv, welches leider zu spät reagierte.
Erfolgreicher gestalteten sich Telefongespräche mit zahlreichen pfälzischen Historikern und Archivaren. So gelang es mir unter anderem, die Tochter eines ehemaligen Asselsteiners ausfindig zu machen und einen Gesprächstermin zu arrangieren. Das Einsehen von gesperrten Gestapoakten glückte ebenfalls und weckte großes Interesse sowie das Ziel, eine möglichst vollständige Arbeit zu verfassen.






I. Einleitung

Deutschland 1933
Es war der verhängnisvolle 30. Januar 1933, an dem Reichspräsident Paul von Hindenburg das Amt des Reichskanzlers auf Adolf Hitler übertrug. Hiermit waren das Ende von Demokratie und Föderalismus der Weimarer Republik, und der Beginn des unter Hitler totalitär geführten Deutschen Reichs besiegelt. Mittel dazu war die auf dem Ermächtigungsgesetz beruhende Gleichschaltung, die Vereinheitlichung kultureller, wirtschaftlicher und besonders politischer Institutionen und Organisationen unter dem Regime der NSDAP.
Die zuvor am 28. Februar und 21. März erlassene Notverordnung zum Schutz von Volk und Staat, bzw. die Heimtücke-Verordnung*1 schufen die pseudolegale Basis hierfür.
Im Zuge dessen war es zunächst Ziel, politische Gegner auszuschalten. Parteien, auch nur oppositionelle Bewegungen wurden terrorisiert und aufgelöst, sofern sie dies nicht bereits freiwillig taten. Deutschland war seinem Parlament, seiner politischen Mitbestimmung, letztendlich seiner Demokratie beraubt.

Warum Widerstand?
Bereits am 24. März 1933, rund zwei Monate nach Hitlers Reichskanzlerernennung, zeigte die NSDAP ihr wahres Gesicht: Im Sinne der 'Legalitätsstrategie', welche sich nach dem Hitler-Ludendorff-Putsch 1923 fest in der Technik der Machtergreifung etablieren sollte, erzwang Hitler die für das Ermächtigungsgesetz notwendige 2/3 Mehrheit. Mit 288 von insgesamt 647 Sitzen im Parlament hatte die NSDAP nach den erfolgreichen Reichstagswahlen vom 5. März jedoch nicht einmal die absolute Mehrheit und dazu die zweit- und drittstärksten Parteien, die SPD und KPD, geschlossen gegen sich. Dennoch entschied sich das Parlament an jenem 24. März dem Ermächtigungsgesetz, und somit dem legalisierten Wandel von Demokratie zur Diktatur, zuzustimmen. Was war geschehen?
Mit Hilfe der SA gelang es Hitler die 81 Abgeordneten starke KPD durch Einschüchterung, Verfolgung, Verhaftung und auch Mord zu zerschlagen. Auch 21 der 120 SPD-Abgeordneten ließen sich so von der Teilnahme an der Wahl abhalten. Die verbliebenen Parteien (Zentrum, DNVP und Sonstige) beugten sich dem ausgeübten Druck, lediglich die dezimierte SPD stimmte mit 94 verbliebenen Stimmen freilich chancenlos gegen Hitlers Ermächtigung.

Der Weg zur Macht war nun ganz offensichtlich auf illegalem Wege beschritten. Doch warum wehrten sich weder Volk, Justiz, noch Opposition?
Eine wichtige Rolle spielte hierbei in erster Linie die gewaltbereite SA. Die alleinig Hitler unterstehende, 400.000 Mann starke paramilitärische Sturmabteilung verhalf dem Diktator, politische Gegner zu terrorisieren und niederzuringen. Wichtige Ämter waren schnell infiltriert – gleichgeschaltet, die SA bald durch die mächtige „Geheime Staatspolizei“ (Gestapo) ersetzt. Ihr wurden als Sonderbehörde beinahe unbegrenzte Machtbefugnisse zugestattet und stellte somit das verdeckt operierende, exekutive Pendant zur schreckenverbreitenden SA dar. Nach dem Ende dieser im Herbst 1933 agierte also ausschließlich die Gestapo als Kontrollorgan, ‚versteckter’, ‚geräuschloser’, und nahm laut Werner Brest im Sinne der Überwachung des ‚politischen Gesundheitszustands des deutschen Volkskörpers’ mit der Befähigung‚ ‚Krankheitssymptome’ mit ‚jedem geeigneten Mittel’ auszurotten, äußerst erfolgreich ihren Dienst auf*2.

Das Volk, welches beinahe mehrheitlich für Hitler stimmte, konnte für eine ernstzunehmende Revolution nicht mehr die nötige Masse aufbringen. Ganz im Gegenteil war die Sehnsucht nach einem Führer, der Deutschland endlich zum ‚Platz an der Sonne’ führen konnte, weit verbreitet. Die Weltwirtschaftskrise und die damit gerade in der Pfalz aufkommende Armut und Arbeitslosigkeit, die vor Zerstrittenheit verfahrenen Parteien und die drückende alliierte Besatzung ließ die Weimarer Verfassung zudem schnell in eine Sackgasse geraten, aus der sie der junge, redegewandte Politiker Adolf Hitler scheinbar nur zu gut zu führen wusste. Die Schmach des Versailler Vertrages und die demütigende Haltung, die Deutschland nun vor dem ‚Feind’ selbst einnehmen musste, war in Folge dessen dem Sonne-verliebten Gemüt der Deutschen keineswegs „hinnehmbar“. Nicht selten wurde die Demokratie als aufgezwungen empfunden.
Ein weiteres, schweres Hindernis war die hohe Bereitschaft zum Verrat, wie auch die soziale Spaltung der Arbeiterschaft in Erwerbstätige und Arbeitslose, die nur schwer gemeinsam mobilisiert werden konnten*2.
Innerhalb der Parteien herrschte noch vor deren Verbot am 14. Juli 1933 einerseits Uneinigkeit in der Vorgehensweise, Deutschland auf demokratischem Wege zu befreien, zudem bestand zwischen den stärksten oppositionellen Parteien SPD und KPD ein regelrechter Kampf. Auch hier war eine gemeinsame Mobilisierung ausgeschlossen.

Die Justiz unterstand als Opfer der Gleichschaltung sehr bald der NSDAP. Dies artete beispielsweise in speziell zum schnellen und wirkungsvollen Vorgehen gegen politische Gegner geschaffene Sondergerichte aus. In der Pfalz nahm am 20.4.1933 diese Funktion erstmals das Landgericht Frankenthal auf, welches nach der Vereinigung 1938 mit dem Sondergericht Saarbrücken letztendlich im Jahre 1940 auch dorthin verlegt wurde*3.

Ein schlagkräftiges Aufbeugen von Volk, Opposition und Recht war somit nicht zu erwarten. Im Verborgenen jedoch lag die Hoffnung antinationalsozialistischer Interessensgruppen, die bald Widerstand schworen. Widerstand im Verborgenen war angesichts der aggressiven Schutzpolitik Hitlers ergo die einzige Möglichkeit des aktiven Kampfes gegen das NS-Regime.

Um die Schwierigkeiten, wie sie sich mit jenen nun im Generellen abgehandelten Umständen anbahnten, logisch nachvollziehbar auf die Pfalz transferieren zu können, wird im folgenden Kapitel die pfälzische Entwicklung genauer thematisiert.



Nationalsozialismus in der Pfalz
Der frühe Aufschwung des Nationalsozialismus in der Pfalz rührt in großem Maße vom ‚Alldeutschen Verband’ und dem ‚Bund der Landwirte’ her*4, von denen besonders letzterer den starken Nationalliberalen schon 1912 als ernstzunehmender Konkurrent gegenüberstand. Radikales Gedankengut bereitete hier der NSDAP den Weg, entfacht durch die 'massive Präsenz der Besatzungsmacht (Frankreich) seit Dezember 1918'*5. Schon bald entdeckte man die in München entstehende NSDAP und knüpfte Kontakte, trat sogar in deren Partei ein.
Der Sprung in die Pfalz gelang erstmals 1921. Die erste pfälzische Ortsgruppe der Nationalsozialisten entstand somit im Frühjahr unter Friedrich Blaesy, Hermann Wagner und Karl Schworm in Odernheim. Parteiorganisationen in Ludwigshafen, Zweibrücken, Pirmasens und Frankenthal folgten, bis schließlich Januar 1923 auch in Landau unter der Leitung des Obersteuersekretärs Karl Weinrich die vorerst letzte Ortsgruppe ins Leben gerufen wurde*6. Die vorerst Letzte, da der nun ausbrechende Ruhrkampf die von den Alliierten gestellte Rheinlandkommission dazu veranlasste, erst ein Veranstaltungsverbot, schlussendlich gar ein generelles Parteiverbot über die NSDAP zu verhängen.
Der Nationalsozialismus hatte sich in der Pfalz mittlerweile jedoch stark verbreitet. Zählten zu Beginn noch weniger als 80 Mitglieder zur Partei, waren es nur rund ein Jahr später bereits 350, 1923 „mehrere Hunderte“*6.

Das Parteiverbot hielt nicht lange. Schon am 27. März 1925 durfte die NSDAP ihre Arbeit wieder offiziell aufnehmen und bereits am 22. März traf man sich in Kaiserslautern, um über die zukünftige Organisation zu entscheiden: Fritz Wambsganß bekam hier die Leitung über die formell nicht mehr mit der Münchner NSDAP verbundene Partei. Die pfälzischen Nationalsozialisten organisierten sich ab sofort selbstständig, Hauptgeschäftsstelle blieb jedoch in München. Viele der alten Ortsgruppen wurden reaktiviert, darunter auch die in Landau, und noch viele mehr wurden gegründet. War die Partei 1925 lediglich durch 19 Ortsgruppen vertreten, waren es 1930 bereits 135 und im Jahre 1932 gar 224*7. Das dichte Organisationsnetz und die Werbung schlugen sich natürlich auch auf die Wählerschaft nieder. Im Durchbruchsjahr 1930, genauer am 14. September, schrieben sich etwa 3000 Pfälzer (~0,3%) der NSDAP zu. Am 30. Januar 1933 vervielfachte sich die Mitgliedszahl auf über 17000 Mitglieder, was rund 1,7% der pfälzischen Bevölkerung ausmachte.
Bemerkenswert hierbei auch die Zusammensetzung der Klientel. 1933 war jeder neunte eingeschriebene pfälzische Nationalsozialist Beamter. Der Anteil an Selbstständigen war mit 35,4 Prozent so hoch wie der der Arbeiter, und auch der Anteil der Bauern unter den Selbstständigen war mit knapp 20% auffällig hoch*8.

Über ausgeprägte Öffentlichkeitsarbeit versuchte man die Mitgliederzahl rasch in die Höhe zu treiben. Darum wurden von den Ortsgruppen Sprechabende organisiert, die im Grunde für die Partei und deren Gesinnung warben und ein aktives Mitgliedsdasein forderten. Weiterhin wurden Vortragsveranstaltungen und Kundgebungen vorbereitet, die, nach und nach von geübten Sprechern besetzt, große Massen anzogen. So fand Hitler 1930 auf seiner Wahlkampfreise in Ludwighafen zwischen 10.000 und 15.000 Zuhörer.
Als besonders erwähnenswert gilt hier die 'Pfalzfahrt', die im Zuge der Landtags- und Reichtagswahlen, sowie zur Wahl des Reichspräsidenten 1932 vom 16. bis zum 29. Juli stattfand. Öffentliche Fackelzüge, von Musik und Platzkonzerten begleitete Aufmärsche, Feldgottesdienste und eine abschließende Großkundgebung fanden in Speyer und in kleineren Ausführungen in Germersheim, Bellheim und Zeiskam statt. Der 29. Juli bot Neustadt mit einer Rede vor 60.000 Zuschauern das große Finale, womit letztendlich insgesamt 200.000 Pfälzer direkt von der Propaganda erreicht werden konnten*8.

Kein Wunder also, dass die Pfalz als ‚braune Hochburg’ bald den Mustergau Deutschlands darstellen sollte. Schon 1924 etablierten sich Zweibrücken und Pirmasens als Hochburgen des Nationalsozialismus. Doch stach zu diesem Zeitpunkt die Pfalz noch nicht sonderlich aus der Masse der Länder hervor. Intern war höchstens die Verteilung der Nationalsozialisten bemerkenswert. Hier hielt sich über die Hälfte der Wähler im Südwesten der Pfalz auf. Die folgenden vier Jahre sollte sich dies allerdings grundlegend ändern: Konnte die Region Zweibrücken-Pirmasens seine Quoten lediglich halten, hatte sich die allgemeine Wählerschaft pfalzweit verdoppelt! Die aggressive Werbung zahlte sich spätestens am 14. September 1930 aus. Hier setzte sich die NSDAP mit 106.325 pfälzischen Wahlstimmen respektive 22,8% direkt hinter das Zentrum. Zwei Jahre später, am 31. Juli, hatte sich die Wählerschaft mit erschreckenden 241.257 Stimmen mehr als verdoppelt*9. Die NSDAP behauptete somit 43,7 Prozent. Zweibrücken und Pirmasens führte mittlerweile mit Rockenhausen, Kusel, Bergzabern, Kirchheimbolanden, Neustadt und auch Landau die absolute Spitze an - hier wählten über 50% die NSDAP*10!



II. Widerstand gegen das NS-Regime in der Pfalz

Schwere Bedingungen für den Widerstand
Den ausgeprägten Nationalsozialismus in der Pfalz bedenkend liegt es nahe, dass aktiver Widerstand nur schwer entstehen und für die Beteiligten nur unter größter Gefahr geleistet werden konnte. Als ernstes Hindernis wurde bereits die Denunziationsbereitschaft im Volk angesprochen. In der Pfalz wurde diese durch die für eine sehr ländlich geprägte Region typisch dichten sozialen Kontakte innerhalb der überschaubaren Ortschaften immens erleichtert. Anonymer Widerstand in der Öffentlichkeit war praktisch unmöglich. Hinzu kam der von Hitler hochgeschätzte Joseph Bürckel. Als Bäckerssohn, Franzosenhasser und Antisemit aus Lingenfeld konnte er durch populistische Erfolge wie der Gründung der Deutschen Weinstraße nicht nur erfolgreich für die NSDAP werben, sondern sich auch größter Beliebtheit und politischer Macht erfreuen. Sein absolutistisches Herrschaftswesen und auf ‚antikapitalistischen und diffussozialistischen Ideen’*11 beruhender Pseudo-Sozialismus, darunter Zwangsspenden für soziale Projekte, brachten dem westpfälzischen Gauleiter im ärmlichen Bauernmilieu erheblichen Zulauf.
So blieb den Widerstandsgruppen lediglich die konspirative Arbeit im Untergrund, die jedoch keineswegs die Massenwirksamkeit einer aktiven und offensiven Propaganda erreichen würde*12.
Durch den Verrat im Volk ungemein unterstützt, beunruhigte jedoch viel mehr die Gestapo potentielle Reichsfeinde. Josef Bürckel ist es auch hier zu verdanken, dass die pfälzische Sonderbehörde, mit ihren Polizeidirektionen in Ludwigshafen und Kaiserslautern und ihren Staatspolizeiämtern in Speyer und Zweibrücken ansässig, weitestgehend selbstständig und effizient arbeiten konnte. Erst ab 1937 erlangte die pfälzische Gestapo ihre Unabhängigkeit und eröffnete ihre Zentrale in Neustadt. Den Titel der Geheimen Staatspolizei übernahmen die Pfalz und Bayern erst mit Himmlers Ernennung zum Polizeichef 1936. Vorher patrouillierte auch in der Pfalz die Bayerische Politische Polizei, kurz BPP*13.
In der Pfalz vollzogen sich im Jahr der Machtergreifung vom 10. März bis Ende Juni vier Verhaftungswellen, die den wichtigsten Widerstandsparteien SPD und KPD die erfahrensten Mitglieder rauben sollten. Zentrum und BVP waren Ziel der dritten Verhaftungswelle, die Mitte Juni stattfand. Genaue Zahlen der Opfer sind nicht bekannt. Der ‚Pfälzische Merkur’ spricht Mitte April von 1100-1200 Festnahmen, von denen in etwas über der Hälfte der Fälle Kommunisten betroffen waren*14.
Die Inhaftierten wurden entweder in die Arbeitslager in Enkenbach, Neustadt und Landau, oder auch in das Konzentrationslager nach Dachau deportiert*15.
Von nun an herrschte eine enorme Überwachung der verbliebenen Altfunktionäre von SPD und KPD, aber auch von Zentrum und BVP.
SA-Kommandos besetzten Gewerkschaftshäuser, Parteiräume, Verlagsgebäude und die sozialdemokratische Presse. Versammlungs-, Druck/Presse- und Parteiverbote wurden verhängt, Schergen von SA- und SS-Truppen terrorisierten Widerstandskämpfer und demolierten deren Örtlichkeiten*3.
Die von der SPD Ende 1931 gegründete "Eiserne Front" mit den Kerntruppen des Reichsbanners, als auch der den Kommunisten entspringende "Rote Frontkämpferbund" von 1929, bzw. die Mai 1932 initiierte "Antifaschistische Aktion", konnten den Nationalsozialisten längst nichts mehr entgegensetzen*3.
Es gäbe an dieser Stelle noch zahlreiche Beispiele aufzuzählen, doch würde dies nur den ohnehin gewissen Schluss bestätigen: In weiser Voraussicht von SPD und KPD organisierte Kontrollorgane wurden mit aller Gewalt zerschlagen, die grundlegendsten Funktionen sowie die Basis oppositioneller Parteien wurden verboten und der Entstehung regimefeindlicher Organisationen brutal vorgebeugt.

Widerstand entsteht
Warum gerade der SPD und KPD ein derart schneller Übergang in die Arbeit im Untergrund und somit in die Illegalität gelang, liegt insbesondere darin begründet, dass Sozialdemokraten und vor allem Kommunisten durch deren Verbot schon frühzeitig zur konspirativen Aktivität gezwungen wurden, also mehr oder minder vorbereitet waren. Dies erklärt auch, warum weder das Zentrum noch die BVP zur Widerstandsarbeit übergingen. Überhaupt legten hier die Hauptfunktionäre durch besagte Verhaftungswellen mit anschließender Schutzhaft „verängstigt“ ihr Amt nieder*16.
SPD wie KPD waren dagegen von der sicheren Überzeugung angetrieben, das Nazi-Regime würde über kurz oder lang alleine an der Krise des kapitalistischen Wirtschaftssystems zusammenbrechen, von welcher gerade die Pfalz hart getroffen war. Die Kommunisten träumten von einer ‚proletarisch-kommunistischen Revolution’, die Sozialdemokraten von einer Art Solidarisierungseffekt*17, wie sie es zur Zeit des Sozialistengesetzes erfahren durften. Die Nazi-Diktatur zu zermürben und stürzen war also vorrangiges Ziel.

So lag es hauptsächlich an KPD und SPD, organisiert und systematisch gegen das Regime anzukämpfen. Die Pfalz bot auch insofern Vorteile, dass sie dank der Nähe zu Frankreich, Luxemburg und anfangs zum Saargebiet stets in gutem Kontakt zu Exilorganisationen jener Parteien standen*18. So war es relativ leicht, an sicher produziertes Propagandamaterial oder Gelder zu gelangen und gegebenenfalls selbst der Gestapo schnell über die Grenze entkommen zu können. Die nötige Anonymität gewährten hauptsächlich die wenigen Städte, und so ist es nicht verwunderlich, dass, zunächst von der KPD, und etwas verspätet von der SPD, schon in der ersten Jahreshälfte 1933 rund 15 illegale Widerstands-Zellen unter anderem in Ludwigshafen, Wörth, Speyer, Pirmasens und Landau gegründet wurden*19. Herausstechend war hier die Pionierarbeit des ehemaligen Speyerer Bezirkssekretärs Franz Bögler, auf dessen Anregung unter anderem die Speyerer, Landauer und Frankenthaler Widerstandsgruppen entstanden sind. Er sollte schon Ende März einer der Verhaftungswellen zum Opfer fallen und ins KZ Dachau verschleppt werden*3.
Der Einstieg in der Pfalz gestaltete sich allerdings schwer. Die KDP-Zentrale in Berlin berichtete nach und nach von ‚sehr schlechten’ bishin zu ‚überhaupt keiner’ Verbindung, bis man den Status des pfälzischen Widerstands 1935 mit einem ‚es gibt nur wenig zu berichten’ wohl inoffiziell für tot erklärte. Dies mag hauptsächlich auf den äußerst offensiven Aktionismus der Kommunisten zurückgeführt werden. Hier ergab sich das bereits beschriebene Problem der aktionsfreudigen Vorgehensweise. Je passiver, desto sicherer, je aktiver, desto gefährdeter lebte die illegale Organisation. Hier erleichterte der betont aktive Widerstand der politischen Polizei die Arbeit enorm*12. Ende 1933 wurden so bereits die ersten Zellen in Pirmasens und Landau zerschlagen. Eingeschleuste Spitzel und V-Männer taten ihr Übriges.

Die SPD stieg im Sommer 1933 mit ersten Zellen in Frankenthal und Ludwigshafen, vornehmlich durch Friedrich Kirn, Adam Frankenberger und Friedrich Schott ins Leben gerufen, in den organisierten Widerstand ein*20. Im Herbst folgten unter anderem weitere in Speyer, von Heinrich Ober, und Landau, von Heinrich Stützel geleitet*21.
Diese maßgeblichen Initiatoren sollten sich bald beim Asselstein-Treffen zusammenfinden.
In den nun entstehenden Widerstands-Zellen konzentrierten sich besonders junge Parteimitglieder. Der Arbeiterbewegung, dem Reichsbanner und der Sozialistischen Arbeiterjugend entspringend, waren sie während der zerschlagenden Verhaftungswellen noch unbekannt und somit unentdeckt geblieben*17. Ihre Arbeit nahmen sie mit dem Importieren illegaler Schriften und Verteilen von Flugblättern aus dem nahen Saargebiet und Elsass auf. Hier hatte die Exil-SPD (SOPADE) das Grenzsekretariat Südwest eingerichtet, welches als Bindeglied zwischen dem Prager Exil und dem badischen und pfälzischen Widerstand agierte. Sitz der von Georg Reinbold geleiteten Institution war zunächst Straßburg, worauf dieser bald in das näher gelegene Saargebiet verlegt wurde. Nachdem dort die ‚Heim ins Reich’-Politik erfolgreich den Volksentscheid am 13. Januar 1935 zur mehrheitlichen Wahl für die Rückkehr ins Deutsche Reich verführte*22, verlagerte man die Organisation nach Luxemburg*23.







III. Die Asselstein-Gruppe – Widerstand gegen das NS-Regime in der Pfalz

Die Asselstein-Gruppe
Die Asselstein-Gruppe ist nicht als konventionell gegründete Widerstands-Zelle zu verstehen. Ihr Ursprung liegt in einem am 6. Mai 1934 initiierten Treffen, bei dem sich Sozialisten und Sozialdemokraten verschiedener pfälzischer Widerstandsgruppen aufsuchten, um sich auszutauschen und generell das Fortbestehen des pfälzischen Widerstandes zu diskurieren*23.
Die Speyerer Tagespost interpretierte jenes Ereignis gar als Neugründung der Sozialdemokratischen Partei.
Ausschlaggebend war die gute Bekanntschaft zwischen dem Leiter der Mannheimer Rechberg-Gruppe, Emil Henk, und den Mitgliedern zweier pfälzischer Widerstandszellen, Oskar Tremmel und Friedrich Kirn. Sie kannten sich noch aus gemeinsamen SAJ- und Reichsbannerzeiten*24. Emil Henks Idee war es nun, ein Treffen der pfälzischen Widerstands-Gruppen zu arrangieren. Die Organisation wurde dem Landauer Heinrich Stützel aufgetragen, der auch den für die Widerstandsgruppe namensgebenden Versammlungsplatz auswählte.

Am Asselstein
Als Wanderer getarnt, politische Aktivitäten waren schließlich verboten, fanden sich wahrscheinlich 19 Sozialdemokraten am ‚Asselstein’ bei Annweiler zusammen. Jenes Felsmassiv bot nicht nur einen einsamen, sicheren Ort. Dass es auch in seinem Charakter dem Treffen der bedeutendsten Funktionäre pfälzischer Widerstandsgruppen einen würdigen Platz erweisen würde, zeigt am besten ein Zitat von Friedrich Schott:
„Wir alle, die am 6. Mai 1934 der Tagung auf dem Asselstein beiwohnten, waren davon überzeugt, daß sich wie jener Fels, der sich in Jahrtausenden allen Witterungen und Stürmen der Zeit behautet hat, auch die Sozialdemokratische Partei als ein Fels erweisen wird, der nicht zerbröckelt und untergeht. Nach einer zwölfjährigen Nacht, die Deutschland beschattete, stand dieser Fels härter und mächtiger denn je, der schönste Lohn für die aufopfernde illegale Arbeit mutiger Genossen und ein Symbol für das Dichterwort: Ihr könnt das Wort verbieten, Ihr tötet nicht den Geist, der über Euren Hügeln als kühner Adler kreist.“*25
Der 6. Mai 1934 sollte also die passende Gelegenheit bieten: Propagandaminister Josef Goebbels hielt im rund 55 km*39 nahen Zweibrücken eine Großkundgebung zur ‚Heim ins Reich’-Proklamation. Man war davon ausgegangen, dass hierzu alle führenden Nationalsozialisten, die staatlichen Behörden und ganz besonders die Gestapo zum Einsatz kämen und damit eine günstige Gelegenheit geboten wäre, als Wanderer im pfälzischen Wald recht sicher ein ‚Stelldichein’ abhalten zu können*26. Somit fanden sich rund 17 pfälzische und drei badische Mitglieder verschiedener Widerstands-Gruppen zusammen.
Aus der Pfalz wahrscheinlich anwesend waren*27:
- Eugen Christ: Schlosser in Neustadt, der Rechberg-Gruppe angehörig.
- Eugen Eberhardt: Arbeiter in Pirmasens, der Pirmasenser Widerstandszelle angehörig.
- Adam Frankenberger: Fahrer in Oppau, der Ludwigshaf. Widerstandszelle angehörig.
- Heinrich Hauptreif: Schreiner in Pirmasens.
- Hinz A.A.W.: Gewerkschaftssekretär in Landau.
- Friedrich Kirn: Installateur in Ludwigshaf., der Ludwigshaf. Widerstandszelle angehörig. Pseudonym: ‚Schwan’.
- Heinrich Ober: Verwaltungssekretär in Speyer, der Speyerer Widerst.-zelle angehörig.
- Jakob Ober: Bruder Heinrich Obers.
- Karl Prestele: Küfer in Ludwigshafen.
- Heinrich Stützel: Schneider in Landau, der Landauer Widerstandszelle angehörig. Pseudonym: ‚Lauf’.
- Oskar Tremmel: Mechaniker in Ludwigshafen.
- Emil (oder Karl) Wür(t)z: Arbeiter in Pirmasens.
- Wilhelm Heinrich Vollmer: Kaufmann, der Ludwigshafener Widerstandszelle angehörig.
- Arthur Schott: Spengler, der Ludwigshafener Widerstandszelle angehörig.
- Friedrich Schott: Gelernter Dreher und Versandleiter bei der ‚Pfälzischen Post’, der Ludwigshafener Widerstandszelle angehörig. Pseudonym: ‚Glaser’.
- Wilhelm Käb: Möbelpolier, der Ludwigshafener Widerstandszelle angehörig.
- Valtentin Ort: Müller, der Widerstandszelle ‚Poperde’ angehörig.

Aus dem Badischen:
- Herr Breyer
- Emil Henk: Schriftsteller in Heidelberg, Initiator der Rechberg-Gruppe.
Pseudonym: ‚Rechberg’.
- Otto Calvi: der Rechberg-Gruppe angehörig.
Pseudonym: ‚Sassa’.

Verwirrende Zahlen
In ‚Die Pfalz unterm Hakenkreuz’ als auch in Günther Nestlers Aufsatz ‚Vestigiis Historiae Palatinae’ ist die Rede von insgesamt 14 Asselsteinern. Die "Rheinpfalz" spricht in ihrer Ausgabe vom 16.7.1994 dagegen von 18 Teilnehmern. Die simple Addition der im Obersten Landesgericht Bayern angeklagten und der aus dem Badischen stammenden Asselsteiner (welche in Karsruhe verurteilt wurden) ergibt jedoch die Zahl 19. Ein Besuch bei Frau Krämer, der Tochter des Asselsteiners Valentin Ort, erläuterte: Fakt ist, dass die exakte Teilnehmerzahl unbekannt sei. Seit dem Tode ihres Vaters und somit dem wahrscheinlich letzten Asselsteiner ist Frau Krämer damit beschäftigt, Licht in seine dunkle Vergangenheit zu bringen. So zählte sie bei ihren Recherchen bereits 22 mutmaßige Asselsteiner, wobei sie selbst eine Zahl zwischen 14 und 17 für am wahrscheinlichsten hält. Für sicher handele man die Anwesenheit der Gebrüder Ober, Stützel, Friedrich Schott, Kirn, Ort, Wür(t)z, Hauptreif und Tremmel.
Die Unkenntnis rührt daher, dass jenes Treffen und im Grunde die gesamte illegale Arbeit möglichst geheim gehandelt wurde. Verräterische Akten wurden nicht nur äußerst selten angelegt, sondern zu einem Großteil auch vernichtet. Dieser Umstand wirkt sich im Allgemeinen problematisch auf die Aufarbeitung jener Geschehnisse aus und führt nicht selten zu Unklarheiten oder Widersprüchen.

Was geschah
Nachdem Emil Henk auf die Fehler der alten SPD hingewiesen hatte, berichtete Otto Calvi, Leiter der Schulung konspirativer Techniken, über ‚konspirative Methoden im Widerstandskampf und Schulungsarbeiten’. Letztendlich kam man zu dem Ergebnis, dass die gemeinsame Arbeit stärker vernetzt, die Pfalz in Unterbezirke eingeteilt, weitere Widerstandszellen gegründet und Schulungsabende zu besagter konspirativer Arbeit organisiert werden müssen*28. Generell hatte man sich geschworen, auf weiteres um Mitglieder und Sympathisanten zu werben und Propaganda zu machen. Herr Breyers Flugblatt mit der noch heute geläufigen Parole ‚Kinder kauft Kämme, es ist eine lausige Zeit’ wurde demnach in der vollen Überzeugung entgegengenommen, ein verheißungsvolles Werbungsmittel gefunden zu haben. Die Druckschrift wurde zu Christi Himmelfahrt in allen pfälzischen Städten verbreitet. Eine weitere, besonders von Herrn Stützel unterstützte Propaganda war die Verbreitung der "Sozialistischen Aktion", eine aus Prag stammende sozialdemokratische Zeitung*29.

Der Untergang
Jene "Sozialistische Aktion" war es auch, die zur Zerschlagung der Asselstein-Gruppe und letztendlich auch zur Bezwingung des aktiven pfälzischen Widerstandes*30 führen sollte:
Der Asselsteiner Karl Prestele hatte ein Exemplar jener Zeitung an einen vermeintlich vertrauenswürdigen Arbeitskollegen ausgehändigt. Dieser übergab die Sozialistische Aktion daraufhin der Gestapo und denunzierte seinen Versorger.
Am 25.5.1934 wurde Karl Prestele verhaftet. Erst auf ‚eindringliches Befragen’ hin, wie die politische Polizei die Anwendung physischer und psychischer Verhör-Methoden umschrieb, gab er den Namen des Schriftenlieferanten preis: Oskar Tremmel, ein weiterer Teilnehmer jenes Asselstein-Treffs.
Mit Karl Prestele und Oskar Tremmel waren nicht nur zwei Asselsteiner, sondern ebenso zwei Mitglieder der Ludwigshafener Widerstands-Zelle entlarvt. Sie wurden weiterhin verhört, trickreich gegeneinander ausgefragt und ausgespielt. Mitte August waren sie so weit bearbeitet, dass sie ihr Mitwirken am Asselstein-Treffen und der Flugblatt-Aktion zu Christi Himmelfahrt zugaben. Es dauerte nicht mehr lange, bis sie unter dem Druck der monatelangen Verhöre auch die geheimsten Informationen preisgaben.
Am 25. September um 6.30 Uhr wurden schlagartig in allen involvierten Städten Verhaftungen vollzogen, darunter die von 13 führenden Mitgliedern der Ludwigshafener Widerstands-Zelle*3. Auch die Rechberg-Gruppe fiel wenige Tage später der Gestapo zum Opfer, womit gleichsam der größte Teil der Asselstein-Gruppe dingfest gemacht war.

„Die Genannten sind hinreichend verdächtig, ein auf gewaltsame Veränderung der Verfassung des Reiches gerichtetes Unternehmen vorbereitet zu haben, wobei die Tat darauf gerichtet war, zur Vorbereitung des Hochverrats einen organisierten Zusammenhang herzustellen, und durch Verbreitung von Schriften die Massen zu beeinflussen [..]“ begann die 17-seitige Anklageschrift.
Am 13. Mai*32 1935 wurde 16 der mutmaßigen pfälzischen Asselsteinern im Obersten Landesgericht Bayern in München, und den drei badischen Teilnehmern in Karlsruhe der Prozess gemacht*31:
- Eugen Christ: 8 Monate Gefängnis
- Eugen Eberhardt: Freispruch
- Adam Frankenberger: Freispruch
- Heinrich Hauptreif: 12 Monate
- Hinz A.A.W.:Freispruch
- Friedrich Kirn: 20 Monate
- Heinrich Ober: 7 Monate
- Karl Prestel: 8 Monate Gefängnis
- Heinrich Stützel: 27 Monate Zuchthaus
- Oskar Tremmel: 20 Monate Gefängnis
- Emil (oder Karl) Würz: 8 Monate
- Friedrich Schott konnte zunächst ins Saargebiet flüchten und ab 1935 im Exil in Frankreich leben. Doch wurde er im Juli 1942 von den Vichy-Franzosen der Gestapo ausgeliefert und am 13. Januar 1943 im Oberlandesgericht Stuttgart mit zwei Jahren Haft bestraft.

Zusätzlich von der Speyerer Tagespost genannt:
- Wilhelm Vollmer
- Arthur Schott
- Wilhelm Käb
- Valentin Ort
Die Haftstrafen dieser und der badischen Mitglieder konnten nicht in Erfahrung gebracht werden.

Jakob Ober, Bruder von Heinrich Ober, wurde von keinem der Zeugen verraten. Man geht davon aus, dass sein Name in jener Gerichtsverhandlung nicht gefallen ist, um eine Urteils-Verzögerung zu vermeiden*32.

Auszug aus der Anklageschrift gegen die ‚Asselsteiner’ vom 5.2.1935


Das Leben danach
Nach und nach zerfielen die während der barbarischen Verhörmethoden denunzierten Widerstandsgruppen. Es war gewiss, der Widerstand in der Pfalz war zerschlagen. Die wichtigsten Personen, die die Zellen initiiert, organisiert und geleitet hatten, waren verraten und weggesperrt.
Die Hinterbliebenen, in Anbetracht der brutalen Geschehnisse demoralisiert, hielten es von nun an für angemessener, ihre Überzeugung daheim, privat und in Sicherheit bei ‚geselligem Beisammensein’ zu wahren und das Regime in der Passivität zu überstehen*30. Die im Ausland nach wie vor aktiven Exil-Organisationen bestanden natürlich weiterhin und auch die Kontakte brachen nicht völlig ab. Sogar illegale Schriften fanden gelegentlich noch ihren Weg in die Pfalz, wenn auch in weit geringeren Auflagen. Deren zentrale Aufgabe bestand von nun an darin, die Angehörigen der Inhaftierten zu unterstützen. Im Gegenzug erhielten sie für ihre ‚Deutschland-Berichte’ Informationen und Nachrichten*33.
Im Nachhinein sollte sich die Wandlung vom aktiven zum passiven Widerstand sogar als erfolgreich erweisen. Waren die aktiven Widerstands-Zellen spätestens 1935 ausgehoben, konnte sich der ‚privatisierte’ Widerstand das folgende Jahrzehnt wacker halten. Der Historiker Eckart Kleßmann spricht hier sogar von einer äußerst resistenten ‚Gegenidentität’*34. Die Nazionalsozialisten erkannten auch bald deren ungeahnte Stärke, die Massen polarisierte: „Eine nach Zehntausenden zählende Menge von ehemaligen Funktionären, roten Betriebsräten usw., welche auch heute noch als fanatische Gegner des Dritten Reiches gelten“, sollte alleine ihrer hartnäckigen Überzeugung wegen verfolgt und gestraft werden. „Mangels jeglichen organisatorischen Zusammenschlusses“ sei es jedoch „außerordentlich schwer, in diese Arbeit des Gegners einzudringen, und sie im großen Umfang lahmzulegen“*35.

Die wahre Gesinnung der Menschen vermochte auch nicht die Gestapo zu erkennen. So war es also möglich, auch als Sozialdemokrat oder Kommunist mit gezügelter Zunge jenes Regime zu überdauern. Und wie es sich herausstellte, war diese passive Haltung auch die Basis des immer wieder daraus hervorkeimenden, aktiven Widerstandes. Spätere Putsche und Aufstände wären folglich nicht geschehen, wäre das Volk in trüber Resignation versunken.
Valentin Ort, aus dem Leben eines Asselsteiners
Valentin Orts Anwesenheit am Asselstein-Treff blieb viele Jahre unbekannt. Fritz Schott war es, der bei einem Treffen der ehemaligen Asselsteiner 1954 im Schutz der Demokratie seine Mitgliedschaft bekannt gab*3. Ein Besuch bei seiner Tochter Ingelore Krämer, sowie die Einsicht in einschlägige Gestapoakten verrieten viel über sein, als auch generell über das zerrissene Leben eines Widerstandkämpfers: Valentin Ort wurde am 28.5.1905 in Königsberg, Franken, geboren. Noch als Kind mit 13 Jahren bekam er seinen Reisepass für die Übersiedlung nach Annweiler in der Pfalz ausgestellt, wo er bei Verwandten lebte und das Handwerk des Müllers und Mühlenbauers erlernte. Sein politisches Interesse wurde im Alter von 17 Jahren geweckt. Er trat in die sozialistische Arbeiterjugend ein und ein Jahr später, 1923, in die SPD. Mit 19 Jahren gewährte ihm die Weimarer Verfassung auch noch den Eintritt in die Gewerkschaft, womit er seiner ungebrochenen sozialdemokratischen Überzeugung Ausdruck verlieh. Es ist anzunehmen, dass seine bis 1928 andauernde Arbeitslosigkeit den Sozialdemokraten schuf, der die Kraft und Überzeugung besaß, die folgenden Jahre zu meistern: Valentin Ort war vom ersten Tag an, an dem sich die schreckliche Zukunft Deutschlands abzeichnete, entschieden gegen den Nationalsozialismus. Seine Abneigung kam bereits am 1.1.1933 mit dem Eintritt in die Widerstandsgruppe ‚Poperde’ zum Ausdruck, der er bis 1939 als treues Mitglied erhalten bleiben sollte. Der Gefahren der politischen Beteiligung als Sozialdemokrat längst bewusst – er hatte gerade eine eineinhalb Monate lange Schutzhaft im Landauer Gefängnis überstanden, und zwar ‚seines Willen wegen; man schütze ihn vor dem Volkszorn - , heiratete er Frieda Schüßler*36. Es war bereits der 26. Juni 1933. Die brutale Zerschlagung oppositioneller Parteien war im vollen Gange. Als Mitglied einer Widerstandsgruppe wurden Überwachung, Verfolgung und Angst von Tag zu Tag bewusster. Auch die Gestapo hatte bereits ihre fürchterliche Arbeit aufgenommen, und dennoch ließ sich Valentin Ort am 6.5.1934 nicht abhalten, am Treffen jener dem Terror und der Lebensgefahr trotzenden Sozialdemokraten teilzunehmen. Nun war er Asselsteiner. Er war für das Lenken und Leiten der vielen Widerstandsgruppen, für die Zukunft des pfälzischen Widerstandes mit verantwortlich. Er war Teil einer Gemeinschaft der führenden Widerstandskämpfer, er war nun einer der bedeutsamsten Widerstandskämpfer der pfälzischen Geschichte. Es musste dieses ehrenvolle Gefühl sein, welches ihn dazu verleiten konnte, 1933 die Vermögenswerte der IG Metall in Annweiler vor den Behörden zu sichern. Oder bei einem Steinbruch bei Waldrohrbach einen Rucksack voll gepackt mit illegalen Flugschriften entgegen zu nehmen, und sie an den Arbeitplätzen der Annweiler Emaillierfabrik zu verteilen. Es musste dieses Gefühl sein, welches die Angst erträglich machte, auch einer der gefährdetsten Pfälzer zu sein, und dabei nicht nur sich, sondern auch seine Frau und Verwandte in größte Gefahr zu bringen. Und wie es der Zufall wollte, packte ihn das Unglück 1935. Den 8.5. erlebte Valentin Ort in Schutzhaft in Annweiler. Der Verdacht auf Hoch- und Landesverrat war wahrscheinlich der Grund. Am 18.6. dachte er wohl, wieder auf freiem Fuß zu sein, doch rettete ihm die Warnung eines Freundes wahrscheinlich das Leben. Bei einer Beerdigung bekam er die Schreckensmeldung, dass seine Verhaftung, ja seine Deportation nach Dachau kurz bevor stünde. Ihm blieb nicht viel Zeit, sich dafür zu entscheiden, am 1.7.1935 über die ‚grüne Grenze’ zu flüchten und seine Frau, Familie und Heimat für die folgenden zehn Jahre zu verlassen. Er fand vorerst im Elsass Unterschlupf, schloss sich im Krieg einer französischen Widerstandstruppe an und kam bis nach Algier, wo er gegen seinen eigenen Bruder kämpfen sollte, währenddessen er in Deutschland unter Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte zu lebenslangem Zuchthaus verurteilt wurde. So ist es ihm nicht zu verdenken, dass er nach Kriegsende lieber im Elsass geblieben wäre. Doch konnte ihn seine Ehefrau zur Rückkehr in die Pfälzer Heimat bewegen. Am 25.2.1995 ist Valentin Ort als der wahrscheinlich letzter Asselsteiner verstorben.
Die Einträge der Gestapo-Akte erzählen die Geschichte dieses Mannes parallel zu der seiner Tochter auf eine entsetzlich authentische Weise nach:
Sachverhalt:
19.8.37. Bis zur Machtübernahme eifriger SPD-Funktionär, Führer und Schulungsleiter
der sozialistischen Arbeiterjugend. Hat im Elsass für die kommunistische Partei
geworben. Ist im Mai 1933 wegen Einfuhr staatsfeindlicher Zeitungen aus dem
Ausland 3 Wochen in Schutzhaft genommen worden. 1935 wegen Verdachts
des Landesverrats in Untersuchungshaft genommen worden. Verfahren wurde
durch Oberreichsanwalt beim Reichsgericht in Leipzig eingestellt. Anschließend
nach Frankreich geflüchtet.
Erscheint im Vorgang PA. 0 2 bei Abtlg.III.
2.3.38 Gegen O. wurde Antrag auf Ausbürgerung gestellt.
9.5.38 Festnehmen, S.A.KPD.Funkt.Nr.4740 Bl.699
18.8.39 s.Sachakte 45 05/2 bei II a –Lichtbild Nr.777
Misserfolg Asselstein?
Muss man rückblickend den Asselsteinern, vielmehr dem gesamten pfälzischen Widerstand eine zu plumpe, unvorsichtige und schlecht organisierte Vorgehensweise vorwerfen? Wohl nicht. Generell war der Widerstand stark von persönlichen Bekanntschaften geprägt. Es waren Freundschaften und tiefes Vertrauen, die einen Neuling in den illegalen Widerstand einblicken und mitwirken ließen. Dies bestätigte Frau Krämer auch im persönlichen Gespräch. Die Mitgliedergewinnung war, der Spitzel und V-Männer wegen, also eine hochbrisante Angelegenheit. Fremde, wenn auch Gleichgesonnene, ahnten so im besten Falle überhaupt nichts von den Aktivitäten ihrer Nachbarn.
Neben der Mitgliedergewinnung gab es natürlich noch weitere heikle Tätigkeiten. Alleine die Verständigung per Postkarte ließen hier Staat und Gestapo zu Beginn noch tiefe Einblicke in die Machenschaften ihrer Feinde zu. Doch es dauerte nicht lange, bis entsprechende konspirative Techniken entwickelt waren. Wie schon angedeutet, war Otto Calvi, hoher Funktionär der Rechberg-Gruppe, maßgeblich an der Lehre jener Techniken beteiligt. Spätestens am Asselsteintreff schwappten seine Erkenntnisse über die Grenze des Badischen in die Pfalz. Das Codieren der Postkarten beispielsweise war eine effiziente Lösung, den notwendigen Briefkontakt bequem per Post weiterführen zu können. Die Funktionäre anonymisierten sich darin außerdem mit Decknamen, von denen ein paar wenige (die in Erfahrung gebracht werden konnten) in der bereits aufgeführten Mitgliederliste der Asselstein-Gruppe genannt sind. Eine weitere Raffinesse seien aus japanischer Seide gefertigte Flugblätter gewesen, die unter der Jacke getragen oder in dieselbe eingenäht bei Leibesvisitationen nicht knisterten*37.

War der pfälzische Widerstand von Anfang an dem Untergang geweiht?
Die Antwort auf diese Frage ist von der Definition des Widerstandes abhängig. Bei dem aktiven Widerstand, wie ihn ganz besonders die KPD geleistet hatte, kann wohl recht sicher davon ausgegangen werden. Die letzten aktiven Widerstandszellen wurden noch 1935 ausgehoben und wenn man bedenkt, dass das Nazi-Regime bereits im Zuge seiner universalen Machtergreifung die nötige Energie aufbringen konnte, auch noch jenen regen und vorbereiteten Widerstand effektiv zu bekämpfen, so schien das Existieren in der Öffentlichkeit praktizierender Gruppen im gefestigten Terror-Regime wohl unmöglich. Man bedenke, dass die Gestapo bald ausschließlich dem Zwecke diente, derartige Widerstände vorsorglich zu vernichten, womit der neben dem Heer wohl mächtigste Staatsapparat rein dem Schutz der Diktatur diente.

Interessant erscheint an dieser Stelle die Frage, ob der Widerstand überhaupt eine Chance gegen das dominante Regime gehabt hätte, wäre er nicht bereits so früh zum Erliegen gekommen.
Dr. Werner Ludwig, heute ansässig in Ludwigshafen, war als guter Bekannter Valentin Orts selbst in den Widerstand involviert. Die Frage, ob die SPD etwas hätte ausrichten können, beantwortete er mit einem klaren Nein. „Die Bereitschaft, in Deutschland und auch in Frankreich, die Gefahr zu erkennen, war nicht da“*38.
Als Hitler die Macht ergriffen hatte, als es zu spät war und er bereits die gefährlichen Waffen einer Diktatur demonstriert hatte, war sie offensichtlich noch immer nicht da. Was wollte man nun gegen die Schlagkraft einer SA, später gegen die Gestapo ausrichten?
Der einzig mögliche Weg, der zur Entmachtung hätte führen können, war wohl der, revolutionsartige Aufstände zu entfachen. Und die versuchten Sozialdemokraten und Kommunisten mit ihren Flugblättern beispielsweise auch zu erreichen. Doch hatten sie hier Hitler nicht viel mehr entgegenzusetzen, als die wunderbare Theorie von Freiheit, Solidarität und Demokratie, mit der sie das am Hungertuch nagende (pfälzische) Volk davon zu überzeugen versuchten,
a) für eine Sache das Leben zu riskieren, von der sie im alltäglichen Leben so viel verspürten wie zur Weimarer Republik.
b) den Führer zu verraten, der allzu überzeugend glaubhaft machen konnte, einen Weg aus der Misere gefunden zu haben.
c) mit der Hilfe zur Restitution der Demokratie gegen den von Bürckel äußerst erfolgreich eingeführten antikapitalistischen Geist zu agieren, also gleichsam dem Kapital zu alter Stärke zu verhelfen.

Schlusswort
Schlussendlich muss noch einmal vor Augen geführt werden, welch schweres Los die Menschen mit einem Leben unter jenem Regime gezogen hatten. Gemeint sind Menschen wie Valentin Ort, die für die wohl ehrwürdigsten Ideale auf dieser Welt, für Freiheit, Frieden, Solidarität und Demokratie tagtäglich ihr Leben riskierten. Durch das Gespräch mit Ingelore Krämer kann ich nur erahnen, welches Gewicht die Erlebnisse und Eindrücke jener Widerstand-Leistenden gehabt haben müssen. ‚Wer täte nicht viel für den Ruhm, aber wer tut’s für das Schweigen’, fragte Frau Krämer Berthold Brechts Spruch in ihrer Rede zum Erinnerungstreffen der SPD zu Valentin Orts 99. Geburtstag. Der Glaube an jene Ideale musste es gewesen sein, der diesen Menschen die Kraft gegeben hatte, im Kampf für das Gute die schwersten Strafen zu erleiden, dabei den Willen zu halten und nicht zu brechen. Hatten sie sich als Märtyrer gefühlt? Oder warum konnten sie nach dem Krieg nicht stolzerhobenen Hauptes von sich behaupten, den Kampf gegen das Böse aufgenommen zu haben? Valentin Ort konnte es nicht. Es war ihm ein Graus, über seine Vergangenheit zu sprechen. Es müssen traumatische Erinnerungen gewesen sein, die ihm die Gedanken an seine Vergangenheit verwehrten.
Vielleicht war Valentin Ort aber auch nur sprachlos angesichts der schweren Beschuldigungen, die er in den Jahren nach dem Krieg verallgemeinernd und seine Leistungen im Widerstand unterschlagend über sich ergehen lassen musste.

An dieser Stelle soll noch einmal ganz bewusst der ehrwürdigen Attitüde dieser Menschen höchste Anerkennung gezollt werden, haben wir doch gerade ihrem Mut und Idealismus die erfolgreiche Demokratisierung unseres Landes zu verdanken. So sei zu guter Letzt am Gewissen der deutschen Bürger appelliert, die ihr privilegiertes Dasein in der heutigen Bundesrepublik Deutschland scheinbar leider in großem Maße zu schätzen verlernt haben.

Danksagung
Ich möchte mich noch einmal herzlich für das Entgegenkommen der Familie Krämer aus Annweiler bedanken, die sich nicht nur die Zeit für ein aufschlussreiches Gespräch nahm, sondern mir auch Einblicke in ihre großgewachsene Sammlung mit zahlreichen Textdokumenten, Bildern und auch persönlichen Schriften und Erinnerungen zum sozialdemokratischen Widerstand und Valentin Ort gewährte. Auch bin ich sehr dankbar für die Erlaubnis der unanonymisierten Verwertung der Gestapoakte Valentin Ort. Diesbezüglich muss ich ebenfalls Dr. Meyer vom Landesarchiv Speyer meinen Dank aussprechen, der mir auch Gestapoakten zu einigen weiteren Asselsteinern aushändigte, deren zeitliche Sperrfrist noch lange nicht abgelaufen war.
Dr. Becker vom Stadtarchiv Ludwigshafen und dem Historiker Dr. Nestler möchte ich dafür danken, dass sie mir umfangreiches Informationsmaterial empfehlen und zur Verfügung stellen konnten. Ein besonderer Dank geht außerdem an Herrn Übel aus Annweiler, der mir ganz zu Beginn meiner Arbeit mit einer Vielzahl an Quellen und fachkundigen Personen die Recherchen immens erleichterte, als auch an das Bundesarchiv Deutschland und das Landesarchiv in Speyer, wo mir freundlicherweise unaufgefordert Unterstützung angeboten wurde.

Kladderadatsch
2008-09-02, 09:20:47
Anhang

Anonymisierte Gestapoakten weiterer Asselsteiner
(Recht- und Zeichensetzungsfehler vom Original übernommen!)


Herr Asselstein*
Geb.tag u. -ort: 5.10.1905 in Ludwigshafen
Beruf: Dreher und Hausmeister
Familienstand: verh. mit Christina Asselstein
Staatsangehörigkeit: Reichsdeutscher
Glaubensb.: konf.los
Deck- Name/Adr.: -
Wohnung: Früher Ludwigshafen
jetzt in Schultigheim bei Straßburg als Emigrant
pol. Einstellung: SPD

Sachverhalt: Asselstein* war Mitglied der SPD. und des Reichsbanners.
20.5.37 Bei der Ortsgruppe des Freidenkerverbandes in Ludwigshafen
a. Rh. war er Schriftführer. Er ist ein fanatischer Marxist.
seit 1934 befindet er sich in der Emigration in Strassburg – Schiltigheim. Er ist zur Festnahme wegen Beteiligung an einem hochverräterischem
Unternehmen ausgeschrieben.
Die Ehefrau Asselstein* ist am 13.2.27 ausgereist
und hat sich vermutlich zu ihrem Ehemann nach Frankreich begeben.
Hinweis auf die Pers. Akt. [weiterer Asselsteiner] genommen.
9.5.38 Festnehmen s.A.KPD.Funkt.Nr. 4547 Bl.699
12.10.42 Asselstein* wurde am 18.9.42 wegen Vorbereitung eines
Hochverräterischem Unternehmens dem Ermittlungsrichter
beim Amtsgericht Ludwigshafen/Rh. Zur Prüfung der Haftfrage vorgeführt, der am 19.9.42 Haftbefehl gegen ihn erlassen hat.
3.7.43 Ass.* wurde am 13.1.43 in der Sitzung des I. Strafsenats des
Oberlandesgerichts Stuttgart wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu
einer Gefängnisstrafe von 2 Jahren verurteilt.



Herr Asselstein*
Geb.tag u. -ort: 31.7.1906 in Bedernau/Schwaben
Beruf: Küfer
Wohnort: Ludwigshafen, Grazerstr. 64*
Familienstand.: verheiratet
Staatsangehörigkeit: Deutsch

Akte 1:
Wurde im Jahre 1935 wegen Verbreitung von Flugblättern mit 8 Monaten Gefängnis bestraft.
Wurde in einem Anonymen Brief geschrieben von Schmidt* Franz; gerichtet an die Gestapo; der Wahrkraftzersetzung beschuldigt.
Der Denunziant Schmidt* wurde wegen falscher Anschuldigung zu 5. Monaten Gefängnis verurteilt.

Bemerkung: Asselstein* wurde von den Zeugen als Anständiger Mensch geschildert.


Akte 2:
Sachverhalt: A.* wurde am 17.5.35 vom 2. Strafsenat d. Oberlandesgericht München
21.4.39 79/34 wegen Vorbereitung hochverr. Druckschriften mit 8 Monaten Gefgs. bestraft.



Literaturverzeichnis:
1. Nestler, G., 2002: Historiae Vestigiis Palatinae, Kaiserslautern, S. 198
2. Braun, G.: Die Pfälzische Nationaldemokratie, Sehnsucht nach Freiheit: Verfolgung – Emigration – Widerstand, Pfälzische Sozialdemokraten unter der Naziherrschaft
3. Stadtarchiv Ludwigshafen
4. Ziegler, H., 1993: Die Pfalz unterm Hakenkreuz. Pfälzische Verlagsanstalt GmbH, Landau/Pfalz, S. 11
5. Ziegler, H., 1993: Die Pfalz unterm Hakenkreuz. Pfälzische Verlagsanstalt GmbH, Landau/Pfalz, S. 15
6. Ziegler, H., 1993: Die Pfalz unterm Hakenkreuz. Pfälzische Verlagsanstalt GmbH, Landau/Pfalz, S. 16
7. Ziegler, H., 1993: Die Pfalz unterm Hakenkreuz. Pfälzische Verlagsanstalt GmbH, Landau/Pfalz, S. 17
8. Ziegler, H., 1993: Die Pfalz unterm Hakenkreuz. Pfälzische Verlagsanstalt GmbH, Landau/Pfalz, S. 18
9. Ziegler, H., 1993: Die Pfalz unterm Hakenkreuz. Pfälzische Verlagsanstalt GmbH, Landau/Pfalz, S. 31
10. Ziegler, H., 1993: Die Pfalz unterm Hakenkreuz. Pfälzische Verlagsanstalt GmbH, Landau/Pfalz, S. 32
11. Braun, G.: Die Pfälzische Nationaldemokratie, Sehnsucht nach Freiheit: Verfolgung – Emigration – Widerstand, Pfälzische Sozialdemokraten unter der Naziherrschaft, S. 516
12. Nestler, G., 2002: Historiae Vestigiis Palatinae, Kaiserslautern, S. 211
13. Nestler, G., 2002: Historiae Vestigiis Palatinae, Kaiserslautern, S. 199
14. Ziegler, H., 1993: Die Pfalz unterm Hakenkreuz. Pfälzische Verlagsanstalt GmbH, Landau/Pfalz
15. Braun, G.: Die Pfälzische Nationaldemokratie, Sehnsucht nach Freiheit: Verfolgung – Emigration – Widerstand, Pfälzische Sozialdemokraten unter der Naziherrschaft, S. 508
16. Ziegler, H., 1993: Die Pfalz unterm Hakenkreuz. Pfälzische Verlagsanstalt GmbH, Landau/Pfalz, S. 306
17. Nestler, G., 2002: Historiae Vestigiis Palatinae, Kaiserslautern, S. 209
18. Nestler, G., 2002: Historiae Vestigiis Palatinae, Kaiserslautern, S. 206
19. Nestler, G., 2002: Historiae Vestigiis Palatinae, Kaiserslautern, S. 207
20. Ziegler, H., 1993: Die Pfalz unterm Hakenkreuz. Pfälzische Verlagsanstalt GmbH, Landau/Pfalz, S. 209
21. Braun, G.: Die Pfälzische Nationaldemokratie, Sehnsucht nach Freiheit: Verfolgung – Emigration – Widerstand, Pfälzische Sozialdemokraten unter der Naziherrschaft, S. 519
22. Wikipedia, http://de.wikipedia.org/wiki/Saargebiet
23. Nestler, G., 2002: Historiae Vestigiis Palatinae, Kaiserslautern, S. 210
24. Braun, G.: Die Pfälzische Nationaldemokratie, Sehnsucht nach Freiheit: Verfolgung – Emigration – Widerstand, Pfälzische Sozialdemokraten unter der Naziherrschaft, S. 522
25. 1950: Der arme Konrad aus Rheinland-Pfalz 2, S. 90-91
26. Braun, G.: Die Pfälzische Nationaldemokratie, Sehnsucht nach Freiheit: Verfolgung – Emigration – Widerstand, Pfälzische Sozialdemokraten unter der Naziherrschaft, S. 523
27. 1. http://ldn-knigi.lib.ru/JUDAICA/Widerst.htm
2. Braun, G.: Die Pfälzische Nationaldemokratie, Sehnsucht nach Freiheit: Verfolgung – Emigration – Widerstand, Pfälzische Sozialdemokraten unter der Naziherrschaft, S. 519ff
3. Ziegler, H., 1993: Die Pfalz unterm Hakenkreuz. Pfälzische Verlagsanstalt GmbH, Landau/Pfalz
4. Braun, G.: Die Pfälzische Nationaldemokratie, Sehnsucht nach Freiheit: Verfolgung – Emigration – Widerstand, Pfälzische Sozialdemokraten unter der Naziherrschaft, S. 524
28. Nestler, G., 2002: Historiae Vestigiis Palatinae, Kaiserslautern, S. 210/211
29. Ziegler, H., 1993: Die Pfalz unterm Hakenkreuz. Pfälzische Verlagsanstalt GmbH, Landau/Pfalz, S. 397
30. Nestler, G., 2002: Historiae Vestigiis Palatinae, Kaiserslautern, S. 212
31. 1. http://ldn-knigi.lib.ru/JUDAICA/Widerst.htm
2. Stadtarchiv Ludwigshafen, 20.5.1964: 'Für Freiheit'
32. Speyerer Tagespost, 4./5.5.1974 (Nr.103)
33. Braun, G.: Die Pfälzische Nationaldemokratie, Sehnsucht nach Freiheit: Verfolgung – Emigration – Widerstand, Pfälzische Sozialdemokraten unter der Naziherrschaft, S. 529
34. Nestler, G., 2002: Historiae Vestigiis Palatinae, Kaiserslautern, S. 213
35. StA Mannheim, BDdW 316, IIA 2 Berlin, 10. Mai 1939, Die illegale Arbeit im Inland, Bl. 120
36. Landesarchiv Speyer, Gestapoakte
37. Krämer, I.: Persönliches Gespräch
38. Rheinpfalz, 5.6.2004
39. www.map24.de

Plutos
2008-09-02, 09:43:40
Recht viel Recherche-Arbeit? Du hast den Braun, Nestler und Ziegler, dazu ein Stadtarchiv und ein paar Zeitungsartikel :| (okay, und die Immer-Quelle wikipedia). Das finde ich selbst für Facharbeits-Verhältnisse nicht viel, vor allem, weil du ja aus jeder deiner Hauptquellen Abschnitte zitiert hast, die sich über nicht einmal 20 Seiten erstrecken.

Das Thema an sich interessiert mich jetzt zwar nicht, aber wenn man ein so spezielles Thema auf diese Art und Weise erschöpfend behandeln kann, ist das ja gut :smile:.

Kladderadatsch
2008-09-02, 09:47:07
ähm, ich sagte für schulverhältnisse. und damals war es ein ziemlicher aufwand, ohne auto zu den geschilderten bibliotheken, archiven und personen in x verschiedenen städten zu kommen. (und davon ab, hat man bzw ich damals absolut keine ahnung, wie man effektiv an viel material gelangt. da stand eben noch keine unibib vor der haustür..)
das hat mich also fast 2 wochen osterferien gekostet;)
(das kannst du jetzt mit der uni vergleichend wieder kleinreden. aber vergleichs doch bitte mit deiner schulzeit)

Marbleearth
2008-09-02, 09:49:47
hey da fällt mir ein ich könnte euch noch mit meiner 14-seitigen Belegarbeit aus der 12. Klasse über Peter Singers "Praktische Ethik" und seine utilitaristischen Ansichten zu "unwertem Leben" langweilen?! :rolleyes:

DonVitoCorleone
2008-09-02, 10:15:19
Und da fällt mir ein: Ich muss noch ne Seminararbeit schreiben... :usad:

Armaq
2008-09-02, 11:32:01
Ohja. Eine Seminararbeit steht mir auch bevor. Feel the Rush. :D