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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Aprilscherz? Volksfest auf dem Friedhof


Argh
2008-09-21, 11:10:09
Keine Kompromisse.

looking glass
2008-09-21, 15:07:16
Nein, würde ich nicht sagen, gerade über sehr alte Friedhöfe ist ein Spaziergang recht unterhaltsam - das Problem was die Friedhöfe haben und mit dem "Fest" irgendwie wieder hinbiegen wollen, ist hausgemacht.

Wer will schon auf einen neuen Friedhof, auf einen Friedhof mit Satzung, wo vorgeschrieben wird, wie hoch, aus welchen Material usw. der Grabstein gemacht sein soll, - verdammt öde Friedhofslandschaften wurden so heran gezogen.

Und von einer guten Leich ist man doch wirklich aus Kostengründen weg - wer hat den schon eine Bestattungsversicherung? Alles ist Bierernst und Blah, da kannst mich auch billig unter die Erde bringen...

Superguppy
2008-09-21, 16:33:34
Ich denke auch, dass das ernst gemeint ist. Nachdem ich Friedhöfe und das ewige Bezahlen von Gräbern für pure Geldverschwendung halte (und ich da sicher nicht der Einzige bin, Tendenz steigend) müssen sie schauen, wie sie die jüngeren Leute für sich gewinnen können. Die einzige ökonomisch sinnvolle Bestattungsvariante ist eine Seebestattung. Ein paar Meter Seil, ein größerer Stein und ab die Post. Für die Hinterbliebenen gibt es dann, wenn sie das wollen, einen Gedenkstein im Garten oder eine schicke Urne für den Kamin.

Ich hatte schon vor einiger Zeit bzw. immer wieder überlegt, dass ich einen Friedhof aufmachen sollte. Die Kunden laufen nicht davon, zahlen immer 10 Jahre im Voraus und können sich außerdem nicht über schlechte Unterbringung oder dergleichen beschweren. Und alle 30 Jahre ziehe ich einer neuen Generation das Geld aus dem Sack. :biggrin:

Argh
2008-09-21, 17:26:07
Keine Kompromisse.

N!mrod
2008-09-21, 17:34:29
Dürfe kein Scherz sein.

Als ich letztes Jahr in New York war, wurde auch mitten auf einem Friedhof gegrillt, und überall hingen Luftballone etc... :D

Superguppy
2008-09-21, 17:40:56
Das ist in einigen Kulturkreisen üblich, dass man den Toten bei einem Picknick am Friedhof gedenkt. Andere Länder, andere Sitten. =)

Argh
2008-09-21, 17:45:32
Keine Kompromisse.

Schwarzmetaller
2008-09-21, 17:51:06
Weil den Friedhöfen die Kundschaft davonläuft
Das glaube ich eher nicht^^...und SuperGuppy hat auch recht...in einigen Kulturkreisen wird nicht der Tod betrauert, sondern das Leben des Verstorbenen gefeiert...das geht soweit, dass bei einigen afrikanischen Stämmen jüngere Stammesangehörige auf dem Grab:usex: haben.

looking glass
2008-09-21, 19:00:29
Private Friedhöfe sind aber durchaus möglich - hier in der Nähe hat nun z.B. einer aufgemacht, ein Waldfriedhof, wo man also in einer Urne beim/unter Baum seiner Wahl bestattet werden kann.

Auf dem Wiener Zentralfriedhof gibt es geführte Touren und Friedhofspläne, wo welcher "Promi" liegt (auf dem Pariser, glaube ich auch) - da wird ja auch noch auf die "Leich" wert gelegt (also das Begräbnis zelebriert + Leichenschmaus), in Mexiko gibt es den "Tag der Toten" wo man dann seine Ahnen auf dem Friedhof besucht (wie bei uns Fasching, oder in Amerika eben Halloween - mit allem, was für die Kinder dann zählt, süßes etc.) und ich hab schon einiges im TV gesehen,irgendwo im asiatischen Raum, werden die dann alle Jahre ausgebudelt, oder die Knochen der Ahnen sind im Haus selbst untergebracht etc..

Hab erst letzte Woche einen Bericht über Liverpool bei 3Sat gesehen, da haben Schauspieler auf dem Friedhof (mit zwischen den Gräbern) für eine kleine Zuschauerzahl wochenlang ein Stück von Shakespeare aufgeführt.

Ich mein selbst früher hat man darum nichts so ein Terz gemacht, da gab es Beinhäuser, wo selbst die Kronleuchter aus Menschenknochen gemacht waren - zum freien Besuch, da wurden Tote öffentlich aufgebahrt (manchmal ausgestellt), da wurden Leichenmasken angefertigt und seien wir mal ehrlich, die alten Friedhöfe haben was, schön unterschiedliche Grabstätten, ob nun Grabstein, Grabplatte, Figuren, kleine Häuschen, alles schön durcheinander. Noch heute kann man z.B. in Bremen sich Mumien im Bleikeller ansehen, oder den Ritter von Kahlbutz in Kampehl (beides hab ich mir schon angesehen) - ja selbst in Kirchen gibt es das, was anderes sind die Reliquien auch nicht.

Schau dir doch einen Friedhof heute mal an, alles liegt in Reih und Glied, es gibt Vorschriften wie alles auszusehen hat, Individualismus beim Grabstein ist Teufelswerk, Inschriften haben nichtssagend und auf keinen Fall zweideutig, oder witzig zu sein - richtige Satzungen für die Grabbegrünung, sie wurden an die Stadtränder ausgelagert, ohne daraus mal eine Parklandschaft machen zu wollen.

Der Tod in D ist sterbenslangweilig geworden, an den Rand der Gesellschaft gedrängt und tabuisiert - kein Wunder das man fürs sterben kein Geld ausgeben will (mit einer passenden Versicherung, kann man auch die Kosten im Leben schon ansparen, um im Fall der Fälle die Kosten selbst getragen zu haben). Ja es ist in einigen Regionen echt teuer geworden (btw. eine der Absahnstellen von Städten und Gemeinden) und dann hat man nur 30 Jahre seine Ruhe (und bei den heutigen luftdichten Särgen verrottest nicht mal gescheit und die holen dich als Wachsleiche wieder hoch und dürfen dich dann für teuer Geld doch noch verbrennen).

Argh
2008-09-21, 21:05:46
Keine Kompromisse.

Lyka
2008-09-21, 21:12:52
ja. Gerade im MIttelalter, dargestellt durch ein Skelett, totentanz, das personifizierte Böse... es hatte Stil

http://www.blb-karlsruhe.de/blb/images/2007/totentanz-2.jpg

finde die Idee klasse (y)

ESAD
2008-09-21, 22:31:57
damals hat man sich hald mehr mit dem tod befassen müssten. wenn von 10 kindern mindestends die hälfe stirbt bis zu volljährigkeit bleibt auch nicht viel anderes über

looking glass
2008-09-21, 23:30:25
Und was ist er heute, eine Pflicht, um die man sich nicht drücken kann?

Lyka
2008-09-21, 23:33:38
heute ignoriert man ihn, bis man selbst betroffen ist. Eine Beschäftigung ist lohnend als die überraschen zu lassen... aber Würde und Stil, gerade der Umgang mit dem Unausweichlichen wäre doch wichtig.